You may say I’m a dreamer
But I’m not the only one
I hope someday you’ll join us
And the world will be as one
John Lennon, Imagine.
Oft ist es so, das Einfachste ist das Schönste in der Kunst. Ja, denn es entwaffnet die Herzen und Gedanken der Menschen im sprichwörtlichen Sinne, und damit soll auch dies neue Jahr, 2025, wenigstens in den Herzen und Gedanken, begonnen und begrüßt sein. Und zum Einfachsten und Schönsten gehört es, Grüße zu schicken und zu bekommen und in dem Wunsch vereint zu sein, das nächste, das neue, das anbrechende Jahr sei ein Grund, sich in Hoffnung und Zuversicht, wenn es denn sein soll, auch in gute Vorsätze zu fassen. Und die Vielzahl der einkommenden Grafiken, Mails, Texte und Wünsche formuliert genau das: Trotz aller Iden und Omen der Jetztzeit soll dieses 2025 ein gutes und glückliches sein. Naja, und wenn es mit einem Feuerkunstwerk im besten Sinne schon getan wäre, sollte es mit der Neujahrsinszenierung, die vor der Küste von Rio de Janeiro pünktlich zum Jahreswechsel stattfand, schon eine gute Richtung bekommen haben: Zwanzig Minuten beste und feinste Choreografie, wenn das zumindest die Äther nicht gnädig stimmt ... Gute Freunde erlebten das gerade, was man ansonsten in den Nachrichten sah, denke ich da mit zärtlichem Neid. Und fühle zugleich, wie nahezu alle Welt sich da doch ähnlich ist in seinen Wünschen. Dazu stelle man sich John Lennons ins Mark rührenden Song vor, den, wie man nun wieder weiß, utopischen Klassiker Imagine: „Imagine there’s no countries / It isn’t hard to do / Nothing to kill or die for / And no religion too / Imagine all the people / Living life in peace ...“ Und es endet, seit es J. L. 1971 zu Papier brachte, mit dem schönen Traum: „And the world will live as one.“ Nun, so ist es letztlich seit der Zeit der Bilderhöhlen: Der Traum geht dem Umdenken der Menschen voraus. Diese Hoffnung ist nicht aufzugeben. Und auch wenn das im Moment weit weg scheint dank einer ganzen Herde aufgescheuchter Widerlinge und Ratzepimmel, die die Welt im Klump sehen wollen, bleibt es doch auch an der Kunst, diese Aussicht zu bewahren. Sie kündet damit wie jeher davon, dass eine andere Welt möglich bleibt. Es ist der Tenor nahezu jeden Grußes, der momentan bei der Blog-Redaktion eintrifft. So formuliert es Matthias Gubig kraft seiner Tripelgabe als großer Typograf, Grafiker und Autor sublim und schön, dass man es gleich unterschreiben möchte: „friedlich mögen / sich vergleichen / die Ausruf- und / die Fragezeichen“, und wünscht „Gesundheit, Glück und gute Gespräche“, was man durchaus ein wenig hölderlinsch (vgl. dessen Mnemosyne) verstehen mag: Es ist immer, wo die Kunst anhebt, zugleich die Frage nach dem Gegenüber und dem Gespräch, das sich womöglich mit ihm ergibt und so der Kunst erst Sinn und Raum gibt, gestellt ... Und auch von Matthias Frohl aus Brandenburg an der Havel kommt wieder ein ganz wundervolles P. F. 2025: Licht und Schönheit sind ihm eingeschrieben und, wer weiß, vielleicht ein Plan im Rücken, wie alles doch noch glücklich zu lösen sei ... Und schließlich sei auf das gemeinsame Blatt von Hanneke van der Hoeven und Cornelius Brändle (corn.elius) noch stellvertretend verwiesen, die in Berlin die edition wasser im turm betreiben und 2024 wieder für die artbook.berlin verantwortlich zeichneten, und das in vielen Sammlerhaushalten mittlerweile eingetroffen sein dürfte. Es endet mit dem feinen Wunsch, der so viele bewegt: „on winding paths / find your center, / keep your balance, / practicing the upright gait / cultivate friendships, / stay cheerful, / even in the new year ...“ Also, bleiben wir freundlich und freundschaftlich, halten die Balance, Mitte, Zuversicht: Die Kunst stehe uns bei.
(André Schinkel)