Pirckheimer-Blog

Sa, 14.09.2024

Neues Kunsthaus in Ahrenshoop: "Romantik heute?"

Ahrenshoop: „Romantik heute?“

Anlässlich des Caspar-David-Friedrich-Jubiläums untersucht die Ausstellung Romantik heute?, die seit dem 07.09. und bis zum 04.11. im Neuen Kunsthaus in Ahrenshoop (Bernhard-Seitz-Weg 3a, 18347 Ahrenshoop) gezeigt wird, das Erbe und die Aktualität der Romantik. Die Zeit der Romantik prägt unser Denken und unsere Sprache durch ihre ikonischen Bilder und Narrative, die längst Teil der Populärkultur sind. Zwischen Skulptur, Fotografie, Installation und Video reflektieren und dekonstruieren die künstlerischen Positionen tradierter Bilder, Figuren, Klischees sowie den Konsum des Romantischen. Es werden am Meer Arbeiten von Kerstin Flake, Christian Frosch, Via Lewandowsky, Ramona Schacht, Cindy Schmiedichen, Martin Eberle und Kirsten Küppers sowie einigen Studierenden des Caspar-David-Friedrich-Institutes (CDFI) der Universität Greifswald, kuratiert von Celina Spieth in Kooperation mit dem CDFI und dem Caspar-David-Friedrich-Zentrum Greifswald, zu sehen sein. Die Schau ist von Mi bis Mo 10 bis 17 Uhr geöffnet. Es gibt ein umfängliches Beiprogramm, alle Infos zu Romantik heute? in Ahrenshoop gibt es hier.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Fr, 13.09.2024

Im Literaturhaus zu Magdeburg wird heute Abend die "Common-sense"-Ausstellung im Rahmen der 51. Jahrestagung der Pirckheimer feierlich eröffnet.

Pirckheimer-Jahrestagung lädt ab heute nach Magdeburg ein

Heute beginnt das 51. Jahrestreffen der Pirckheimer-Gesellschaft in der ehrwürdigen Elbe- und Ottostadt Magdeburg, das am Sonntag, den 15.09. mit der Mitgliederversammlung des Vereins endet. Auf die Teilnehmenden der Tagung wartet ein so umfangreiches wie bücher- und kunstaffines Programm. Die sachsen-anhaltische Landeshauptstadt ist ein Ort voller Geschichte und Kultur, der Wirtschaft und des Wissens, was man auch an dem reichen Programm, das die Magdeburger Pirckheimer unter der umsichtigen Ägide von Sigrid Wege organisiert haben, ablesen kann. Ab 14.30 Uhr gibt es Stadtführungen und Besichtigungen, so rund um den Magdeburger Dom, der die Grablege Ottos I. und seiner Gemahlin Editha ist, und zur Johanniskirche, für die Max Uhlig die Fenster geschaffen hat. Ein weiteres Highlight an literaturgeschichtlich bedeutsamem Ort ist die Eröffnung der Common-sense-Ausstellung im Literaturhaus in der Thiemstraße 7 im Stadtteil Buckau heute abend um 18 Uhr. Der Künstler Ulrich Tarlatt und der Lyriker und Architekt Jörg Kowalski gaben die bibliophile Reihe über 30 Jahre in ihrer Edition Augenweide heraus. Beide Herausgeber sind anwesend. Am morgigen Samstag gibt es Einblicke in das Forum Gestaltung, das Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen, die Universitäts- und die Stadtbibliothek sowie das Kulturhistorische Museum; der Tag endet mit dem Festessen und einer herzvollen Versteigerung. Krankheitsbedingt wünscht Unterzeichnender aus der kleinen Ferne bestes Gelingen für die Tage!

(André Schinkel)

Do, 12.09.2024

Die Pirckheimer-Gesellschaft trauert um ihr letztes Gründungsmitglied: Am 03.09. starb Udo Mammen im Alter von 94 Jahren. Die Trauerfeier für Mammen findet am 16.09. im Gleimhaus in Halberstadt statt.

Pirckheimer-Gründungsmitglied: Verein trauert um Udo Mammen

Die Pirckheimer-Gesellschaft trauert um ihr letztes Gründungsmitglied: Udo Mammen (1930–2024) ist am 03. September gestorben. Mammen wurde am 24. Juli 1930 im ostfriesischen Esens geboren, er war als Lehrer und Fachschullehrer in Kunrau in der Altmark, in Halberstadt, wo er seit 1958 lebte, und Quedlinburg tätig, bis 1992 als zweiter Direktor der Medizinischen Fachschule in der späteren Welterbestadt. Seinerzeit las er von der bevorstehenden Gründung der Pirckheimer-Gesellschaft, wandte sich an das Gründungskomitee und wurde nach Berlin eingeladen, wo er am 29. Januar 1956 die Gesellschaft mit aus der Taufe hob. Von diesem Ereignis berichtet auch die Schrift Jubelrufe aus Bücherstapeln, die 2006 aus Anlass des fünfzigsten Gründungsjubiläums der Gesellschaft erschien. Auch in den Marginalien wurde Mammen gewürdigt (Heft 184). Im Unruhe-Stand entwickelte Udo Mammen noch einmal ein umfangreiches publizistisches Wirken, über 200 Beiträge, darunter mehr als 40 Aufsätze, erschienen von ihm in der Altmark-Zeitung des Uelzener Pirckheimer-Freunds Horst Hoffmann. Die Trauerfeier für Udo Mammen mit anschließender Beisetzung auf dem städtischen Friedhof findet am 16. September um 11 Uhr im Gleimhaus seiner Wahlheimatstadt statt, ein gemäßer Ort, dem er verbunden war. Es sei auch erwähnt, dass sein Sohn Ubbo Mammen, der in Halle lebt, am Tag nach dem Ableben seines Vaters dessen Mitgliedschaft übernommen hat. Eine ausführliche Würdigung Udo Mammens ist für die Marginalien 255 geplant.

(André Schinkel)

Mi, 11.09.2024

"Alt wie der Westerwald": In der Schau in Molsberg sind Arbeiten zu den Grimm'schen Märchen von fünf Künstlern der Gegenwart und zwei Klassikern der Buchillustration bis zum 13. Oktober 2024 zu sehen.

Schau „Alt wie der Westerwald ...“

Alt wie der Westerwald – der Titel entstammt dem Grimm’schen Märchen Die Wichtelmänner. In einem der Wichtel-Texte, dreigeteilt und durchgängig an Platz Nr. 39 der Grimm’schen Sammlung stehend, kommt eine Figur vor, die so schaurig wie legendär ist: Der Wechselbalg. Ein Neugeborenes wird von Wichteln gegen einen Wechselbalg getauscht, ein störrisches, gefräßiges und uraltes Wesen mit großen Augen. Eine Methode, es wieder zurückzutauschen ist, das Wesen zum Sprechen zu bringen. Im Text gelingt es, indem Wasser in Eierschalen gekocht wird und der Wechselbalg im „Altersspruch“ sein Alter verrät und so gegen das Baby zurückgetauscht werden kann: „Nun bin ich so alt wie der Westerwald, und hab nicht gesehen, dass jemand in Schalen kocht.“ Die Gleichsetzung eines neu Geborenen mit einem uralten Wesen spielt mit Ewigkeit und Neuanfang und lässt sich auch im Traum der ewigen Jugend verorten. Vom 15.09. bis zum 13.10. sind zum Thema die Arbeiten von Henrik Schrat, der an einer neuen Grimm-Ausgabe arbeitet (vgl. da das neue Heft der Marginalien), Denis Andernach, Jan Brokof, Andrey Klassen, Matthias Beckmann in der Galerie Walderdorff in Molsberg (Hauptstraße 41, 56414 Molsberg) zu sehen. Außerdem werden in dem Galeriehaus im Westerwald klassische Grimm-Illustrationen von Ludwig Emil Grimm und Otto Ubbelohde zu sehen sein! Die Galerie ist Mi bis Fr 14 bis 19 Uhr und Sa 14 bis 16 Uhr geöffnet.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Di, 10.09.2024

Romina Nikolić und Tino Dallmann gehen in "Bücher in Asche" dem Brand in der Anna Amalia 2004 nach.

MDR: Ein Podcast zur Anna Amalia

Am 02. September 2004 brennt die Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar. Mehr als 50.000 unschätzbar wertvolle Bücher verbrennen, mehr als doppelt so viele werden zum Teil schwer beschädigt. Viele Menschen in Weimar wissen heute noch, wo sie in der Brandnacht waren, wie sie davon erfahren haben. Der Brand hat sich ins kollektive Gedächtnis eingeschrieben. Aber nicht nur als Katastrophe, sondern auch als ein Ereignis, das die Menschen zusammengeschweißt hat: Viele Bücher können gerettet werden, weil Mitarbeitende und Zivilbevölkerung sofort mit anpacken. Die Bibliothek wird 2007 wiedereröffnet und strahlt seitdem als Touristenmagnet in der Klassik-Stadt. Der fünfteilige Storytelling-Podcast erzählt die Geschichte des Brands aus der Perspektive der engagierten Menschen, die die Bibliothek gerettet haben ... Heldinnen und Helden, die in sonst eher unscheinbaren Berufen arbeiten: eine Buchbinderin, die in der Brandnacht beschädigte Bücher zur Konservierung in Folie wickelte, ein Umzugsunternehmer, der mit Kartons anrückte. Aber auch ein Feuerwehrmann und der damalige Direktor Michael Knoche, der ins brennende Gebäude rannte, um eine wertvolle Luther-Bibel zu retten. Ihre Geschichten zeigen, was Menschen – egal wie unterschiedlich sie sind – schaffen können, wenn sie zusammen anpacken und das tun, was getan werden muss. Von Romina Nikolić, Tino Dallmann, MDR Kultur und Good Point Podcasts. Unbedingt anhören! Alle fünf Folgen und der Trailer zur Serie finden sich auf der ARD-Webseite.

(André Schinkel/MDR Kultur/Pressemitteilung)

Mo, 09.09.2024

"Dreibart anfassen" heißt der zweifarbige Stempel- und Körperdruck, den Hendrik Schrat für die Beilage der neuen "Marginalien" schuf. Die zwei Figuren des Künstlers waren auch im thüringischen Wahlkampf unterwegs und liegen nun 650-mal der Ausgabe bei.

Marginalien: Heft 254 erschienen

Soeben und pünktlich zur in Kürze anstehenden Jahrestagung der Pirckheimer-Gesellschaft ist es erschienen: das neue Heft der Zeitschrift für Buchkunst und Bibliophilie der Gesellschaft, mit dem schönen Titel Marginalien. Insgesamt ist es seit Anbeginn der Herausgabe das 254. Heft, das seit einigen Jahren in Bucha bei Jena im quartus-Verlag seine editorische Heimat hat. Und wie immer hat Chefredakteur Till Schröder mit seiner Crew eine feine und ausgewogene Auswahl aus dem, was das Herze der/des Büchersinnigen bewegt, zusammengebaut. So wird der mit Leaves of Grass und Song of Myself unsterblich gewordene Walt Whitman (1819–1892) in gleich zwei Beiträgen geehrt und gewürdigt: Volker Probst geht der Historie seiner Whitman-Sammlung nach, Moritz Lampe untersucht das Nachleben der Texte Walt Whitmans am Weimarer Bauhaus. Unter dem Titel Geist und Gestaltung schreibt Ernst Falk zur Geschichte der ehrwürdigen und eben stolze hundert Jahre alt gewordenen Büchergilde Gutenberg in den Jahren der Gründung, von 1924 bis 1933. Und Jens-Fietje Dwars porträtiert Oskar Wolff (1799–1851), dessen Gedicht Die nobeln Passionen (1842) in der Kürzfassung von Dwars die typografische Beilage des Heftes stellt. Apropos, Beilage ist auch das Stichwort für den Fortgang des Heftes: Die originalgrafische selbige für die Mitgliederhefte der Marginalien kommt dieses Mal von Henrik Schrat, der in seinem Atelier in Berlin besucht wurde. Für sie ließ er Dreibart und Trude, die auch in Greiz zu Wahlkampfehren kamen, wiederauferstehen. Matthias Wehry führt das Alphabet der Hinterlist fort, Peter Arlt würdigt Werner Oechslin; der Verlag Das Kulturelle Gedächtnis wird zudem von Lektorenlegende Thorsten Ahrend vorgestellt. Zwei Beiträge bekunden die Trauer um Harald Kretzschmar, der im Sommer starb. Das Heft wird beschlossen von einem Teil Rezensionen sowie Nachrichten und Mitteilungen für die Gesellschaft. 

(André Schinkel)

So, 08.09.2024

Thomas Sebening: "Baukasten I", Aquatinta, 2021 ff., 50 x 50 cm (Ausschnitt). Die neue Ausstellung des Radiervereins München ehrt langjährige Mitglieder und präsentiert zugleich die Jahresgaben für 2024.

Radierverein: Neue Ausstellung

Der Verein für Original-Radierung München e. V. (Ludwigstraße 7, 80539 München) lädt zu seiner neuen Ausstellung, die vom 13. September bis 05. Oktober gezeigt wird, herzlich ein. Zu sehen sind unter dem Titel Solid. Langjährige Mitgliedschaften diverse Arbeiten von Heiner Blumenthal, Wolfgang Ellenrieder, Bettina van Haaren, Gesa Puell, Michael Runschke sowie Thomas Sebening. Außerdem dient die Schau der Präsentation der Jahresgaben 2024. Die Eröffnung der Exposition findet am Donnerstag, den 12. September 2024, von 19 bis 21 Uhr statt. Die Öffnungszeiten für die Schau sind während der regulären Ausstellungsdauer Mittwoch bis Freitag  15 von 19 Uhr, jeden ersten Samstag im Monat zudem von 11 von 14 Uhr. An Feiertagen ist die Ausstellung geschlossen.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Eine 'Rosa Novalis' für Till Schröder, der heute seinen 50. Geburtstag feiert, mit Chapeau und Dankeschön.

Für Till Schröder zum Geburtstag

Einer der treibenden Motoren der Pirckheimer, stellvertretender Vorstandsvorsitzender und zugleich Chefredakteur des Zeitschriften-Aushängeschilds der Gesellschaft, der Marginalien, seit 2017 bzw. 2018, feiert heute einen besonderen Geburtstag: Till Schröder wird heute jugendliche 50. Es ist so: Büchernarretei und professioneller Journalismus gehen in seiner Arbeit eine glückliche Verbindung ein, die dem Wirken von Gesellschaft und Zeitschrift in vielfacher Weise zugutekommen. And by the way: Wir teilen nicht nur die Liebe zur Literatur und zu den schönen Büchern, nein, auch für die manchem Ohr kristallin und abstrus erscheinenden Klänge repetitiver elektronischer Musik ... – vor allem aber, lieber Till, will ich Dir von Herzen Glücke wünschen und danke sagen für die schöne Zusammenarbeit und nicht zuletzt auch daran die Aussicht binden, dass wir noch ein Stück Weg im Licht der flatternden Buchseiten und scheppernden Boxen gehen. Ich weiß, das ist im Sinne aller.

(André Schinkel)

Sa, 07.09.2024

Abbild eines der "Aschebücher" aus der Anna Amalia.
Ein Solitär aus der Dombibliothek zu Hildesheim. Im "Bibliotheken-Projekt" geht es Hannes Möller u. a. um die Nutzungsspuren der Exponate, die er in solch fulminanten Kunstwerken wie diesen dokumentiert.

Sögel: Das Bibliotheken-Projekt ab dem 07.09. im Emslandmuseum

Sie dürfte eine der schönsten und illustersten alten Bibliotheken des Landes sein – die ehrwürdige Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar, mitten im Herzen der Klassikerstadt gelegen, am Platz der Demokratie, am Rand der Altstadt, und auch der Ilmpark ist nicht weit. Am 02. September jährte sich das Datum des verheerenden Brands in der Einrichtung, die als Teil der Klassikerstätten auch zum Weltkulturerbe in Weimar gehört, zum zwanzigsten Mal. Wohl jeder, der diesen Tag in der mittelthüringischen Kulturmetropole bewusst erlebt hat, vermag noch zu sagen, wo er sich befand, als die Kunde von der Katastrophe durch die Stadt ging. Mehr als 50.000 Bücher und andere teils unschätzbare Werte gingen dabei in Flammen auf, und die Restauration der geretteten Bücher hält bis heute an. Die Beschäftigung mit den Brandbüchern und den Aschebüchern ist eines der drei Segmente des Bibliotheken-Projekts von Hannes Möller, in dem er sich mit der Existenz und den Nutzungs- und Gebrauchsspuren von Büchern in Bibliotheken, die er treffend nach einem Wort von Alberto Manguel als „Kathedralen des Wissens“ beschreibt. Die anderen beiden Segmente seines Bildzyklus heißen Solitaire und Die verlorene Bibliothek, es geht also um das Herausgestellt- wie das Vergessensein. Seit 2007 arbeitet Möller an seinem Bibliotheken-Projekt. Dazu besucht(e) er Bibliotheken mit besonderen historischen Beständen in ganz Europa. Seine Reisen führten ihn unter anderem nach Oxford, St. Gallen, Leuven, Straßburg, Mainz, Weimar, Wolfenbüttel und Hildesheim. Am 06. September wurde nun eine umfassende Ausstellung mit Exponaten aus allen drei Werkteilen im Emslandmuseum in Sögel (Ort: Schloss Clemenswerth in 49751 Sögel) eröffnet, die bis zum 31. Oktober nebst Beiprogramm zu sehen ist. Es sind Beschädigungen wie Kratzer, Risse oder Brüche an den Einbänden, die – entstanden durch jahrhundertelange Nutzung – von einer oft wechselvollen Geschichte erzählen“, heißt es in der Einladung zur Schau. „Sie geben jedem dieser Fundstücke ihr einzigartiges Gesicht. Drei Projektteile hat Möller entwickelt: Solitaire, Die verlorene Bibliothek und Brandbücher | Aschebücher. In der Ausstellung präsentiert der Künstler einen Querschnitt. Eine spezielle Mixed-Media-Technik, basierend auf Aquarell, Gouache und partieller Höhung mit Farbstiften verleiht den Werken eine außergewöhnliche Plastizität …“ Ab dem heutigen Tag ist die Ausstellung, die beeindruckt und berührt, auch allgemein zugänglich. Das Emslandmuseum Schloss Clemenswerth hat täglich von Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17.30 Uhr geöffnet, auch an den Feiertagen, der Eintritt beträgt 7 (ermäßigt 3) Euro. Das Haus wird auch als „Stern des Emslands“ bezeichnet. In Verbindung mit der das Herze eines jedes, der in Bücher vernarrt ist, umtreibenden Ausstellung von Hannes Möllers Bibliotheks-Projekt sicher einer der schönsten und zugleich bewegendsten Spätsommertipps für das westliche Niedersachsen. Abschließend sei der Künstler selbst, Hannes Möller, zitiert: „Meine Bücher kann man nicht in die Hand nehmen, nicht öffnen und schon gar nicht lesen. So bewahren sie ihr Geheimnis. Doch man kann sich ihnen zuwenden, sie anschauen. Sie erwidern den Betrachterblick wie ein Portrait, dessen Blick dem Gegenüber folgt. Meine Gemälde sind Portraits von Büchern. Wie jedes menschliche Gesicht ist auch jedes Buch einzigartig. Jedes mit eigenem Inhalt, Charakter und eigener Geschichte. Einige Bücher überstanden ihre Vergangenheit unbeschadet, zahlreiche trugen Verletzungen davon, einzelne sind verbunden, manche gebrochen. Ins Innere aber kann niemand vordringen ... Nur gelegentlich gibt eine Signatur Hinweis auf Verborgenes.“ Ein Mix aus Bibliophilie und Geheimnis. Sicherlich eine der Ausstellungen des Jahres, im Blick auf die Weimarer Jährung der Tragödie zumal.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Fr, 06.09.2024

Wird ausgezeichnet: Romina Nikolić. | © Tina Peißker

Deutsche Schillerstiftung: Preise für R. Nikolić und P. Wawerzinek

Die Deutsche Schillerstiftung von 1859 hat in einer Pressemitteilung die Preisträgerin und den Preisträger der diesjährigen Ehrungen durch ihre Gremien bekanntgegeben. Dabei werden auch eine Autorin und ein Buch, an dessen Herausgabe ein Pirckheimer-Freund beteiligt ist, ausgezeichnet. Die Schillerstiftung dürfte die älteste Institution sein, die in Deutschland Ehrungen vergibt, und in diesem Jahr sind die Geehrten jeweils dem spannenden Metier zuzurechnen, aus den Ankern in der eigenen Biografie bedeutende Literatur zu schöpfen ... Ausgezeichnet wird mit der Ehrengabe der Schillerstiftung, die mit 10.000 Euro dotiert ist, der Schriftsteller Peter Wawerzinek. Geboren 1954 als Peter Runkel in Rostock, hat Wawerzinek einen langen, kurvenreichen künstlerischen Weg auf sich genommen; er war Teil der alternativen Autorenszene im Berlin der späten DDR und sorgte mit seinem Roman Rabenliebe (2010) für große Aufmerksamkeit: Das Buch wurde in Klagenfurt bei den Tagen der deutschsprachigen Literatur mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis geehrt. Danach war Wawerzinek Stadtschreiber in Jena, Magdeburg und Dresden. Ja, und der Förderpreis der Anke Bennholdt-Thomsen-Stiftung für ein literarisches Debüt geht 2024 an Romina Nikolić für ihr im letzten Jahr erschienenes Langgedicht Unterholz. Der Text, in der von Pirckheimer-Freund André Schinkel herausgegebenen Edition Muschelkalk publiziert, war derart erfolgreich, dass in Kürze eine zweite Auflage nötig wurde, für einen Lyrikband stets ein kleines Wunder. In Unterholz geht die 1985 in Suhl geborene und in Jena lebende Autorin den Spuren der Herkunft wie den Filamenten des Bevorstehenden, des Gangs in die Welt in einer ihr ganz eigenen, am ehesten an Vorausgängern wie Paulus Böhmer geschulten Sprache nach ... Es entsteht, im hohen Ton wie auch den eingebauten itzgründischen Mundart-Passagen, ein berührender, faszinierender Kosmos. Die Preisverleihung findet am 29. November 2024 um 18 Uhr im Goethe-Nationalmuseum in Weimar (Frauenplan 1, 99423 Weimar) statt. Mit Schinkel, selbst Preisträger der Stiftung, wird auch ein Pirckheimer im Publico sein. Und über dem Abend wird das Doppelgestirn Goethe und Schiller stehen: Wohl dem.

(Kevin Konopke/Pressemitteilung)

Do, 05.09.2024

Das "Kitāb al-Aqālīm" ("Buch der Wege und Reiche") wurde 2015 zum Weltdokumentenerbe. Es ist in der Forschungsbibliothek Gotha beheimatet, wo es ab 08.09. bis zum 03.11. die Ausstellung "Der Orient in Gotha" zu sehn gibt. Die Handschrift entstand 1173.

Ab 08.09.: „Der Orient in Gotha“

Die Forschungsbibliothek in Gotha gehört mit seinem Bestand an alten Schriften zu einer der bedeutendsten Einrichtungen ihrer Art in Deutschland. Sie beheimatet gleich zwei Objekte aus der Vergangenheit, die zum Weltdokumentenerbe zählen: Martin Luthers bahnbrechende Schrift Von der Freiheit eines Christenmenschen und die Handschrift Das Buch der Wege und Reiche von 1173, die der arabische Geograph al-Istahri verfasste. Mit ihren ungefähr 3.500 Exponaten gehört die orientalische Sammlung in Gotha zu den drei größten Spezial-Bibliotheken der Art in der Republik. Lediglich die Kollektionen in Berlin und München sind umfangreicher. Vom 08.09. bis zum 03.11. zeigt nun die Forschungsbibliothek in Schloss Friedenstein (Schlossplatz 1, 99867 Gotha) die Ausstellung Der Orient in Gotha und erzählt so von der jahrhundertealten Blick- und Forschungsachse zwischen Gotha und den Kulturen und Schriftzeugnissen des Nahen Osten. Zur Schau ist ein umfangreiches Beiprogramm aufgelegt, darunter Führungen mit dem Kurator der Sammlung, Dr. Feras Krimsti. Die Museen im Schloss sind Dienstag bis Sonntag 10 bis 17 Uhr sowie an den anstehenden Feiertagen (20. September, 3. Oktober und 31. Oktober) geöffnet. Vom 25. bis 27. September bleibt die Ausstellung geschlossen. Die Infos zu den Beständen finden sich hier.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Mi, 04.09.2024

Urte von Maltzahn-Lietz und Frank Eißner sind mit ihren Arbeiten seit 31.08.24 in Homburg zu sehen.

„Stürmisch windstill“ in Homburg

Seit dem 31. August und bis zum 31. Oktober ist die Doppelschau Stürmisch windstill mit Grafiken von Urte von Maltzahn-Lietz und Frank Eißner in der Papiermühle Homburg (Gartenstraße 11, 97855 Homburg am Main) zu sehen. Gezeigt werden in der ehrwürdigen Einrichtung, die lange schon als Museum für alle Fragen um das Papier fungiert, neue Arbeiten der in Güstrow gebürtigen Grafikerin, die in Leipzig lebt und Teil der Künstlerinnengruppe augen:falter ist, und des Sachsen, der seit einer kleinen Reihe von Jahren im mainfränkischen Aschaffenburg lebt und arbeitet. Das Museum ist von Dienstag bis Freitag von 10 bis 12 und von 14 bis 16 Uhr und an den Wochenenden von 10 bis 12 und von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ins Museum kostet 3 (ermäßigt 2) Euro.

(André Schinkel)

Di, 03.09.2024

Eine der Entwurfszeichnungen Werner Tübkes, die er für die sieben Bühnenbilder 1990/91 anfertigte.
Zwei Blicke in die Ausstellung. Tübkes "Welttheater Wolfsschlucht" ist in Meiningen noch bis zum 15.09. zu sehn. | © Meininger Museen/Sophie Morgenroth

Werner Tübke: Sein „Welttheater Wolfsschlucht“ in Meiningen

Noch bis zum 15. September 2024 ist eine absolute Besonderheit in Meiningen, der renommierten Kultur- und Theaterstadt in Südthüringen, die das Tor zur Rhön darstellt, zu bewundern: die einzige Theaterarbeit des großen Malers und Grafikers Werner Tübke (1929–2004), der 1989 mit seinem Riesengemälde Bauernkriegspanorama (oder: Frühbürgerliche Revolution in Deutschland), das in Bad Frankenhausen ... auf dem Hügel der Schlacht, eingeweiht wurde, zum größten Ruhm gelangte. Tübke, schon da einer der bedeutendsten Künstler der Leipziger Schule, konnte aufgrund seines Gigantopithecus-Projekts nur wenig Sorge für seine Gesundheit und bis ins Wendejahr kaum Zeit für andere Arbeiten aufbringen; und die Namen der Maler, die den Meister in Bad Frankenhausen unterstützten, ist gleichsam voll Glanz. Ein nicht ganz so gewaltiges, aber ähnlich ambitioniertes und große Flächen deckendes Projekt war das Bühnenbild zu Carl Maria von Webers (1786–1826) Freischütz-Oper (1821) am Meininger Theater Anfang der neunziger Jahre. Es ist schon erstaunlich dass sich Tübke auf ein solches Projekt einließ ... Nun kann man alles, was in Zusammenhang damit steht, Skizzen, die komplette Bühnenausstattung und vor allem die furios-großen Bühnenprospekte und den Spielvorhang, die 1993 zur Bonner Aufführung ins Rheinland kamen und dort vor nicht allzu langer Zeit wiederentdeckt wurden, in Schloss und Theatermuseum des Meininger Musenhofs bewundern. Eine kleine Sensation! Zur Ausstellung zum runden Todestag des Künstlers, in Zusammenarbeit mit dem Panorama-Museum Bad Frankenhausen, Schloss Elisabethenburg (Obere Galerie) und dem Theatermuseum Meiningen, ist auch ein schmaler, aber stoff- und kenntnisreicher Katalog erschienen, verantwortet von Gerd Lindner, dem Leiter des Panorama-Museums in Bad Frankenhausen, einem der wohl besten Kenner Werner Tübkes und der Leipziger Malerschulen in unserer Zeit. Das Büchel ist für 8 Euro in Meiningen zu haben. Auch in Meiningen hatte Tübke Hilfe, seine renommierten Schüler Eberhard Lenk und Volkmar Pohlenz sowie vier Opernmaler aus Bonn führten die sieben Hintergrundbilder à 170 Quadratmeter und Bühnenvorhang aus; all das ist wie auch die acht im Maßstab 1:20 ausgeführten Vorlagen Tübkes dafür in Meiningen zu sehen. So hat sich der Maler auch auf diese Weise noch einmal unsterblich gemacht. Feine Bleistiftskizzen stehen daneben, zum Teil aquarelliert. Eine Augen- und Seelenweide für die Freunde der hohen Kunst. Und wer die Zeit und Muße hat in dieser traurigen Zeit, der möge eine kleine Tübke-Reise einplanen: erst Bad Frankenhausen, dann Meiningen. Oder umgekehrt. Falsch macht man da nichts. Alle Informationen dazu, Werner Tübkes Welttheater Wolfsschlucht in Meiningen, finden sich hier.

(André Schinkel)

Mo, 02.09.2024

Frank Wahle stellt ab 06.09. bei "hochdruckpartner" aus. Zu sehen sind Holz-/Linolschitte und Collagen.

„quer/schnitt“ von Frank Wahle

Am Freitag, den 06. September 2024, um 19 Uhr eröffnet bei hochdruckpartner die neue Schau quer/schnitt mit Arbeiten von Frank Wahle. Zu sehen sind Holzschnitte, Linolschnitte und Collagen. Musikalisch wird die Eröffnung der Ausstellung von Jörg Schneider auf der Gitarre begleitet. Die Betreiber der Galerie und Werkstatt in der Lützner Straße 85 in 04177 Leipzig laden herzlich ein und freuen sich auf reges Interesse. Im Rahmen der Exhibition gibt es am 10. September um 19.30 Uhr ein Konzert mit dem Duo L’Oro – es spielen Babett Niclas (Harfe) und Friederike Merkel (Blockflöte) Werke von Satie, Pärt, Safari und Forbes ... Im Anschluss findet ein Gespräch mit Sarvenaz Safari und Gregor Forbes statt, es moderiert Neasa Ní Bhriain. Die Eintritte für die Vernissage und den Konzertabend sind jeweils frei. – Im Vorblick: Die Präsentation des Original-Grafik-Kalenders für 2025 findet am 26.10. um 17 Uhr statt. Reservierungen sind ab sofort unter info@hochdruckpartner.com möglich. Alle Infos zu hochdruckpartner gibt’s unter diesem Link.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

So, 01.09.2024

Der künstlerische Tausendsassa setzt seine Tournee durch Bonn fort: Am 15.09. lädt Thomas Franke zur Lesung ein. Es kommen Werke von Roland Betsch, Gustav Meyrink, Grenville Murray, Wilhelm Busch, Edwin Bormann, H. P. Lovecraft und letzthin Michail Bulgakow zu Gehör. Außerdem wird Franke über den Fortgang seiner Herausgabe der Werke Herbert W. Frankes und von Arno Schmidts "Gelehrtenrepublik" berichten, die er illustrierte und bibliophil edierte.

Faunalogical Songs. Geschichten über tierische u. a. Störenfriede

Thomas Frankes 18. Lesereise durch die Bonner Altstadt geht nach der just am 28. August 2024 erfolgten Verabreichung der schönen und respektive tiefen Dinge ans Weltrund weiter. „Ich könnte selbstverständlich wie alle meine Kolleginnen und Kollegen Bekanntes vortragen, ein paar Seiten aus Harry Potter, ein paar Seiten aus Edgar Allen Poes Die schwarze Katze oder auch gleich die ganze Erzählung, und so weiter und so fort, und damit Publikum ziehen. Allerdings fühle ich mich den unbekannteren Schriftentstellernden besonders verbunden und werde also – wie immer – Spezielles vortragen. Der Betreiber der Zone Bluesbar, Martin Linder, und ich laden demzufolge sehr herzelichst ein, sich diesen Vortragsabend szenischer Gruselantien und Ulkereien nicht entgehen zu lassen …“ Am Sonntag, den 15. September 2024, in der Zone Bluesbar (Maxstraße 2a, 53111 Bonn), Einlass ist 19 Uhr) ... und die Sache heißt: Der Schauspieler Thomas Franke sangsingt Faunalogical Songs. Geschichten über tierische und andere Störenfriede. Zudem: „Hinsichtlich der Auswahl der an diesem Abend vorgetragenen Werke liegt das Hauptaugenmerk auf Spannung, Moritätlichem und Humor.“ Es kommen Texte von Roland Betsch, Gustav Meyrink, Grenville Murray, Wilhelm Busch, Edwin Bormann, H. P. Lovecraft und, wenn noch Platz ist, Michail Bulgakow zu Gehör. Der Vorverkauf läuft über die Altstadtbuchhandlung & Büchergilde: (0228) 63 67 50, und direkt über die Bluesbar: (0228) 69 57 57. Der Eintritt für das Event am 15.09. beträgt 9 Euro. Hingehn!

(André Schinkel)

Sa, 31.08.2024

Katharina Immekus in Leipzig: Die Künstlerin wurde mit der Transformation ihrer Themen zwischen den Genres bekannt. Öl überträgt sich in Linol und auch umgekehrt. Ihre Werkschau ist noch bis zum 29.09. im MdbK in der Leipziger Katharinenstraße zu sehen.

Gran Palazzo. Ausstellung mit Katharina Immekus im MdbK

Erstmals widmet das Museum der bildenden Künste in Leipzig (Katharinenstraße 10, in 04109 Leipzig) dem Schaffen von Katharina Immekus eine Ausstellung: Fünfzig Kunstwerke aus dem Zeitraum 1999 bis 2024 verschaffen einen Einblick in das breite stilistische Ausdrucksvermögen und vielfältige Œuvre der Künstlerin. Das Spektrum reicht von expressiv-gegenständlichen Malereien bis hin zu fotorealistischen Druckgrafiken. Immekus’ Prozess der Bildfindung, die Übertragungen ihrer Motive von Ölmalerei in Linolschnitt und von Linolschnitt in Ölmalerei, die Transformation ihrer Arbeit in unterschiedlichen Medien und Formaten sind wichtige Aspekte in der Ausstellung. Werke aus verschiedenen Serien und Jahren begegnen sich im Ausstellungsraum, in neuer Nachbarschaft vereinen sich die Bilder zu einer temporär neu erfahrbaren Bilderwelt und ergeben so einen neuen Werkkomplex. Katharina Immekus studierte an der HGB und ist seit 2015 Professorin an der TU Darmstadt. Zur Ausstellung erschien ein Katalog bei Lubok (regulär und bibliophil), es wird auch ein umfangreiches Begleitprogramm angeboten ... Alle Infos dazu finden sich hier. Gran Palazzo mit der Werkschau von Katharina Immekus ist bis zum 29. September in Leipzig zu sehen.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Fr, 30.08.2024

"Streetfinds" von Marie-Pierre Bonniol in Straßburg.

Neuköllner Bücher in Straßburg

Straßburg ist momentan Welthauptstadt des Buchs: Auserkoren von der UNESCO, mit vielen Ausstellungen und Aktionen der Stadt bis Mitte nächsten Jahres mit Leben gefüllt. Auch mit einem belesenen Gruß aus Berlin: Marie-Pierre Bonniol, die seit Jahren in der deutschen Hauptstadt lebende französische Kuratorin, Künstlerin, Sammlerin (und auch Pirckheimerin), präsentiert in der Metropole des Elsass erstmals ihre Streetfinds. Mit während der Corona-Zeit auf den Straßen in den Berliner Bezirken Neukölln und Treptow gefundenen Büchern vermisst sie die Vorlieben und Nutzungsmuster der Bewohner dieser Gegend. Visuell und thematisch stellt sie ihre Funde zusammen, entdeckt Lesespuren und Querverbindungen, offenbart Signale aus längst vergangenen Zeiten. Steuerratgeber von vor zwanzig Jahren, politische Sachbücher, polnische Liebesromane, Gesundheits-, Werbebroschüren, Kunsttheorie, Informatikkompendien, Lehrbücher, Reiseführer, tschechische Krimis, linksradikale Pamphlete, fremdsprachige Mathebücher, Technikhandbücher, Klassiker von Vercors und Thornton Wilder, Leinenbeutel von Buchhandlungen, Notenblätter … Es entsteht eine Collage aus sensorischer Lust und assoziativen Themenclustern. Und – es ist eine wahre Freude, diesem Blick auf 150 Fundstücke zu folgen. Ein Buch wurde von jemanden selbst durchillustriert, eines mit Collagen versehen, andere zeugen von gelangweilten Unterrichtsstunden, von leidenschaftlicher Nutzung in Hobbykellern oder liebevollem Vorlesen, eines stammt von einer russischen Avantgarde-Künstlerin. Manchmal muss man eben erst ins Ausland fahren, um den wilden Mix der eigenen Stadt wiederzuentdecken. Neben tollen Taschenbuchcovern und abstrakten Lösungen für Technikhandbücher habe ich mich auch über vier kunsttheoretische Bände aus den 1970ern und 1980ern gefreut (Ästhetik der Kunst, Ästhetik heute, Literatur und Persönlichkeit und Kultur Kunst Lebensweise), unter anderem gestaltet von Hans-Joachim Walch, nicht nur ein guter Buchgestalter und Holzstecher, sondern auch ein ehemaliger Pirckheimer. Wie sich Kreise schließen ... Die tolle Schau ist noch bis zum 08.09. im Centre européen d’actions artistiques contemporaines (CEAAC, 7 Rue de l’Abreuvoir, in F-67000 Strasbourg) zu sehen. Wer gerade im Osten Frankreichs oder in Südwestdeutschland unterwegs ist, der Sprung nach Straßburg lohnt sich, auch wegen anderer toller bibliophiler Dinge. Mehr dazu in der Dezemberausgabe der Marginalien

Marie-Pierre Bonniol (Berlin):
Streetfinds. Gefundene Bücher
aus Neukölln und Treptow.
Ausstellung im CEAAC, 7 Rue de
l’Abreuvoir, F-67000 Strasbourg,
vom 15.06. bis 08.09.2024.

(Till Schröder)

Do, 29.08.2024

Vom 13. bis 15.09. laden die Pirckheimer zu ihrem 51. Jahrestreffen nach Magdeburg ein. Die Ottostadt ist auch eine Stadt des Buches – wie das umfängliche Programm für das Septemberwochenende verheißt.

Reminder zum 51. Jahrestreffen in der Ottostadt Magdeburg

Es sei noch einmal an das Jahrestreffen unserer Gesellschaft vom 13. bis 15. September in Magdeburg an dieser Stelle erinnert: Auf die Teilnehmenden wartet dort ein so umfangreiches wie bücher- und kunstaffines Programm. Und: Interessentinnen und Interessenten, die sich noch nicht angemeldet haben, werden im Sinne der Ausrichtung und Planung herzlich gebeten, das noch zu tun. Es beginnt mit dem Kennenlernen der Kultur und Geschichte der ehrwürdigen Stadt an der Elbe. Am Freitag können sich, nach Anmeldung und Ausgabe der Tagungsunterlagen im Hotel, Interessierte um 14.30 Uhr zu einer Stadtführung rund um den Magdeburger Dom treffen, der auch den Ausgangspunkt der Führung bildet. Alternativ dazu ist jedoch auch eine Besichtigung der von Max Uhlig geschaffenen Fenster in der Johanniskirche möglich. Und um 18 Uhr eröffnet im Literaturhaus Magdeburg die Jahresausstellung des Vereins der Bibliophilen und Grafikfreunde Magdeburg und Sachsen-Anhalt e.V. „Willibald Pirckheimer“. Im Mittelpunkt stehen Almanache und Bücher der Edition Augenweide unter dem Titel Common Sense – Künstlerbücher der Edition Augenweide. Die Betreiber sind anwesend. Am Samstag um 10 Uhr gibt uns im Forum Gestaltung dessen Geschäftsführer einen Einblick in die Geschichte des Forums und führt im Anschluss durch die Ausstellung Ganz modern. Nach der Mittagspause sind verschiedene Programmpunkte, bei denen ausgewählt werden kann: Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen, Universitätsbibliothek Magdeburg (Ute-und-Wolfram-Neumann-Stiftung), Stadtbibliothek (Depot), Kulturhistorisches Museum (Graphische Sammlung). Beschlossen wird der Tag durch ein Festessen und eine Versteigerung. Am Tagungs-Sonntag erfolgt schließlich die Mitgliederversammlung. Es wird um eine Teilnahme-Anmeldung gebeten via Hans Rabenbauer (E-Mail: rabenbauer@pirckheimer-gesellschaft.org, Post: Tübinger Str. 5, 86399 Bobingen). Teilhabegebühr: 110 Euro. Es lohnt sich!

(André Schinkel)

Mi, 28.08.2024

Heute 275 geworden: Johann Wolfgang von Goethe. Sein Bildnis (1828) stammt von Joseph Karl Stieler.

J. W. von Goethe: 275.Geburtstag

Alles Vergängliche / Ist nur ein Gleichnis; / Das Unzulängliche, / Hier wird’s Ereignis; / Das Unbeschreibliche, / Hier ist’s getan; / Das Ewig-Weibliche / Zieht uns hinan.“ Wer kennt es nicht, das große Zitat, das Credo eines Strebens und Wirkens, wie es wohl auf dieser Seite der Großepoche einzigartig war: Mit den äußerst verknappten Versen greift Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832) auf die ihm eigene und immer wieder frappierende Weise die Quintessenz seines Lebens wie seines Daseins als Dichter, Begnadeter und auf das Wissen und Begreifen Versessener auf ein stimmiges und letztlich alles eingreifendes Bild zusammen. Dabei war und bleibt der Meister nicht unumstritten seit jeher – unumstritten ist aber (bei Freund und Feind, Fan, Verehrer und Anzinker) die höchste Qualität seines Werks, das zum Bestand der Weltliteratur zählt – samt Bestsellern wie dem Werther, Dichtung und Wahrheit; Brandraketen wie Prometheus enthaltend oder jede Menge Unsterbliches (einige der schönsten Liebesgedichte des Abendlandes zählen dazu), den fulminanten Faust einmal als Solo-Kategorie gerechnet ... Kein einfacher Mensch war das Genie, dieser gern Ge- und Verkannte; aber eben das, in ein äußerlich gelingendes Leben, eine bestechende Gabe gesetzt, hat wohl die kritische Masse an Melange und Licht erzeugt, ihn so groß werden zu lassen in einer Zeit, die unserer in Wirrnis nicht nachstand. Drei Epochen gelang es ihm zu füllen, zu prägen: den Sturm und Drang, die Klassik ... und die Ära des späten Goethe, die wie ein eigener Kontinent wirkt. Wenige Dichter sind in diese Höhen gestiegen wie er, vom Thüringer Meer aus ... Es sei daran erinnert, dass dieser Johann Wolfgang von Goethe heute seinen 275. Geburtstag hat. Es steht uns gut, ihn zu begehen, in JWGs Texten zu lesen, darin eine Hoffnung zu hegen, dass, solange das noch möglich ist, auch die Sehnsucht nach Liebe, Schönheit und Vernunft ein Gefäß hat. Punktum.

(André Schinkel)

Di, 27.08.2024

Beste beste Freunde: Eichhörnchen und der Pilz Pok. Später gesellen sich zu Olivier Tallecs bekanntem Helden noch zwei weitere Anwärter für beste beste Freunde hinzu: Momo und Günther. Und die knifflige Frage, wie viele Freunde man braucht, ja, und auch verkraften kann, löst sich am Ende wie von selbst. Ein Plädoyer für die Freundschaft und die Offenheit.

Das Buch des Monats: „Mein bester bester Freund“ von Olivier Tallec

Wie ist das mit dem besten, nein, dem besten besten Freund in der Welt? Das fragt sich das neue Kinderbuch von Olivier Tallec, in dem das dem Kundigen (sic!) bestens vertraute Eichhörnchen eben diesem Reiz nachgeht. Das Büchlein, wunderbar in seinen Bildern und kleinen (das Zahnrädel der Geschichte, das ihm innewohnt, staunend Zahn um Zahn bewegend) Textportionen, ist soeben im Hildesheimer Gerstenberg Verlag in der Übersetzung von Ina Kronenberger erschienen. Es ist ein so sanftes wie lehrreiches Vergnügen, dem kleinen Nager bei der Entdeckung seines besten besten Freunds Pok zuzusehen; da ahnt man noch nicht, dass es zwei weitere Versuchungen des Eichhörnchens in Form der Mücke Momo und der Maus Günther (wer bis jetzt nicht wusste, dass Mäuse Günther heißen, wird nach diesem Buch abstreiten, dass es je hätte anders sein können ...) gibt. Die Frage des Büchels, das in so schöner Gestaltung auf den kleinen wie großen Leser kommt, beantwortet sich am Ende selbst; und das Wunder, dass es vielleicht (und gerade in dieser wurstigen Zeit) gar nicht schadet, sich letztlich nicht entscheiden zu können, wer denn nun der beste Freund ist, vollzieht sich jenseits des Konflikts, den das Eichhörnchen mit einem, nun ja, quasi Freundes-Urteil des Paris auf sich zukommen sähe. Es ist eine Botschaft des größeren Glücks, wenn man unter Freunden nicht aussuchen kann und mag, wer denn nun der beste ist ... Umgekehrt, also: unter Abgewandten einen Freund zu gewinnen, wäre viel härter. Gewinnend auch die Haltung des Eichhörnchens, nach einigem inneren Disput (herrlich in den begleitenden Monologen des Nagers) die Sache laufen zu lassen. Dreimal dauert es ein bissel, bis das Tier den neuen Freund-Aspiranten anspricht. Letztlich ergründet das Buch, wie es auch im Rückentext heißt, das tiefe Geheimnis der Freundschaft: Jeder kann es begreifen. So ein schönes Buch. Oja. Nun muss letztlich nur noch die Welt in Ordnung kommen ... (Olivier Tallec: Mein bester bester Freund. Für Kinder ab 4 Jahren, aus dem Französischen von Ina Kronenberger, Hildesheim: Gerstenberg Verlag 2024, HC, 280,0 mm x 200,0 mm x 10,0 mm, 40 Seiten, durchgehend farbig illustriert, ISBN 978-3-8369-6269-8, 15 Euro.)

(André Schinkel)