Pirckheimer-Blog

Pirckheimer-Gesellschaft

Mi, 29.03.2023

Während der Lesung der Bücherkinder in der Aula des Domgymnasiums. | © R. Wege
Verdienter Mentor der Bücherkinder Brandenburg: Armin Schubert in Aktion. | © R. Wege
Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Pirckheimer-Gesellschaft, Till Schröder (2. v. r.), gratulierte den Bücherkindern zu ihrem jüngsten Buch "Die Farben der Kindheit". | © R. Wege

Bücherkinder starten wieder

Lesung aus dem jüngsten Buch „Die Farben der Kindheit“ 

Nach langer coronabedingter Pause war den Bücherkindern Brandenburg mit ihrem Mentor Armin Schubert während der Lesung am 18. März anzumerken, dass sie voller Vorfreude auf den Nachmittag vor Publikum waren, aber genauso auch aufgeregt, ob alles klappen wird. An dieser Stelle vorweggenommen: Es hat alles geklappt, die Lesung war erfolgreich. Der kräftige Applaus am Ende machte diesen Erfolg hörbar und die anschließenden Gespräche bei Kaffee und dem von den Eltern selbst gebackenen Kuchen bekräftigten dies nochmals. Damit können die Bücherkinder auch voller Zuversicht einige Tage voraus in Richtung Leipziger Buchmesse schauen, wo sie erneut der Öffentlichkeit ihr jüngstes Buch Die Farben der Kindheit vorstellen werden. Das wird in der Messe-Stadt am Sonnabend, den 29. April, von 11 bis 11:30 Uhr, in Halle 3, am Stand B 400, sein.

Doch zurück zur Buchlesung in der Aula des Brandenburger Domgymnasiums, sozusagen der Heimstätte der Bücherkinder. Das Datum der Lesung, der 18. März, war nicht zufällig von Armin Schubert ausgewählt worden. Hätte doch an diesem Tag die Literatin Christa Wolf ihren 94. Geburtstag gefeiert. Und Christa Wolf gehört zu den vier Schriftstellern, mit deren Kindheitsjahren und Kindheitserinnerungen sich die Bücherkinder für ihr jüngstes Buch auseinandergesetzt haben. Neben Christa Wolf sind das Jurek Becker, Günter Grass und Franz Fühmann. Die Ergebnisse dieser Auseinandersetzung haben die Bücherkinder in eigenen Texten verarbeitet. Christine Becker, die Frau von Jurek Becker, hatte eine Schreibwerkstatt geleitet.

Neben dem Wort spielt für sie auch die bildliche Auseinandersetzung eine große Rolle. Für Die Farben der Kindheit hatten sie besondere Anregung und großen Ansporn für die eigenen Bildwerke: mit Rainer Ehrt, Moritz Götze, Sven Großkreutz, Klaus Süß und Katrin Stangl haben fünf bekannte Künstler der Gegenwart ihre Gedanken zu den Kindheitserinnerungen der vier Literaten in Bilder umgesetzt, die ebenfalls im Buch, in einigen Exemplaren eingebunden als originale Grafiken, zu sehen sind. Diese wiederum inspirierten die Bücherkinder für ihr eigenen Farb-Linolschnitte, die sie als Buchillustrationen zu den Texten geschaffen haben.

Zu den Gästen der Lesung gehörten auch Vertreter des Vorstands der Christa-Wolf-Gesellschaft um Frau Prof. Dr. Therese Hörnigk, die ein Grußwort hielt. Selbstverständlich waren auch die Pirckheimer dabei. Sigrid Wege, Vorsitzende der Magdeburger Pirckheimer, war ebenso dabei wie Till Schröder, stellvertretender Vorsitzender des Vorstands der Pirckheimer-Gesellschaft. Er dankte nicht nur Armin Schubert und den Kindern für ihre tollen Buchprojekte, sondern ermutigte sie, weiterzumachen, ihre Erlebnisse und Erfahrungen weiterzugeben wie mit dieser Lesung und dabei auch neue und ungewohnte Schritte zu gehen. Dass die Bücherkinder offen für neue Wege sind, zeigten am Ende die Bücherkinder Alma und Mina mit ihrem Rap Ich bin wütend! Den werden sie hoffentlich auch bei der Leipziger Buchmesse Ende April vortragen.

(Ralf Wege)

Mo, 20.03.2023

Vom Original zum Einband: Cover-Vorlage von Gerd Mackensen für den "Palmbaum" (Heft 2/2007).
Blick ins Pirckheimer-Kabinett I. | © Till Schröder
Blick ins Pirckheimer-Kabinett II. | © Till Schröder

Burgk II: Dada, „Palmbaum“ und eine Silbermann-Orgel

Auf Schloss Burgk bei Schleiz eröffnete am vorletzten Samstag, den 11.03., eine Ausstellung der Thüringer Literaturzeitschrift Palmbaum zum 30-jährigen Bestehen (siehe auch die detaillierte Ankündigung im Blog und den Artikel von Elke Lang vor einigen Tagen). Was kann eine solche Zeitschrift schon großartig zeigen?, fragt sich mancher. Textfahnen? Ausgedruckte E-Mails

Im Falle des Palmbaums allerhand Bildliches, denn seit 2005 zeichnet stets ein Künstler für den Umschlag des 1993 gegründeten Journals verantwortlich. Und dieser Prozess ist Kern der Schau: Man sieht die originalgrafischen Vorlagen gegenübergestellt mit dem endgültigen Umschlag, die Synthese aus Bild, Layout und Schrift. Es liegen Umschlag-Alternativen aus, Künstlerbriefe, Druckplatten, Künstlerbücher, Grafikzyklen, denn die Zeitschrift ist eng eingebunden in ein Netzwerk des Austauschs zwischen Literaten und bildenden Künstlern. Und so bietet sich ein kooperatives Panorama von Gerhard Altenbourg bis Reinhard Zabka, das in seiner Bandbreite beeindruckt. Man sieht ein Exemplar von Altenbourgs Wund-Denkmale, einen Autografen von Gottfried Benn, illustrierte Episteln von Karl-Georg Hirsch, konstruktivistische Pop-Art von Hans Ticha, feine Zeichnungen von Horst Sakulowski, Expressives von Angela Hampel und, und, und.

Bevor es aber in die geheizten Galerieräume ging, startete die Ausstellung mit einer Dada-Matinee in der kalten Schlosskapelle. In Erinnerung an den Dada-Kongress in Weimar und Jena von 1922 rezitierte Palmbaum-Chefredakteur Jens-Fietje Dwars Gedichte, spielte Michael von Hintzenstern auf der barocken Silbermann-Orgel Erik Satie und verführte die gut 50 Gäste zu einem Dada-Chor, die Schwitters-Ursonate skandierend. Eine heiße Show in kalten Gemäuern – genau das Richtige. Draußen lag teilweise noch Schnee, innen waren es knackige sieben Grad, was irgendwie auch zur schneidenden Lyrik von Kurt Schwitters und Hugo Ball passte.

Aus Pirckheimer-Sicht ist noch ein anderer Aspekt interessant: Im Pirckheimer-Kabinett, in den 1980ern von Lothar Lang begründet, um der reichhaltigen Exlibris- und Buchkunst-Sammlung des Schlosses einen Präsentationsort zu geben, wirft Dwars einen Blick auf die grafische Editions-Tätigkeit der Pirckheimer-Gesellschaft. Als Herausgeber der Edition Pirckheimer zeichnet er für zwei Grafik-Mappen der Gesellschaft mit Werken von Künstlern wie Baldwin Zettl, Claudia Berg, Dieter Goltzsche oder Max Uhlig verantwortlich. Außerdem sind alle grafischen Beilagen der Marginalien seit 2016 in den Vitrinen zu sehen, deren Redaktion Dwars ebenfalls angehört, eine Fülle künstlerischer Handschriften dokumentierend von Strawalde bis Ottographic.

Schließlich lockt noch ein dritter Raum: Im Erotikkabinett dreht es sich um Zeichnungen von Gerd Mackensen für zwei illustrierte Anthologien des Menantes-Preises für erotische Dichtung und für Goethes Erotica, genauer um eine neu von Dwars edierte Fassung in der Edition Ornament. Die sinnlichen Originale entfalten an den Wänden noch einmal eine andere Wucht in voller Größe, gerade im Vergleich zur in der Vitrine ausgelegten Buchversion. – Drei Grafikwelten für den Preis von einer. Ein Besuch lohnt sich! Die Ausstellung ist noch bis zum 25. Juni zu sehen. Ab 15. Juli öffnet sie dann im Romantikerhaus Jena

(Till Schröder)

Fr, 17.03.2023

Das Plakat- und Werbe-Motiv der BuchDruckKunst 2023, die vom 31.3. bis 2.4. im Hamburger Museum der Arbeit stattfindet, stammt von Phillip Janta.
Am Stand der Galerie Vevais zu finden – das Set von William Blake: "Die Hochzeit von Himmel und Hölle".

Hamburg: Buchdruckkunst 2023

Das Motto der diesjährigen BuchDruckKunst, die vom 31. März bis zum 2. April im Hamburg-Barmbeker Museum der Arbeit stattfindet, bezieht sich auf das berühmte Zitat von Lao-Tse: „Ein schönes Buch ist wie ein Schmetterling. Leicht liegt es in der Hand, entführt uns von einer Blüte zur nächsten und lässt den Himmel ahnen.“ Die mittlerweile legendäre, von Klaus Raasch organisierte und kuratierte Messe findet wieder am angestammten Ort (Wiesendamm 3 in 22305 Hamburg) Heimat und weiß durch die Vielzahl an „Erlesenem auf Papier“ wie durch die Hochkarätigkeit der Ausstellenden (Susanne Theumer, Claudia Berg, Andrea Ackermann u. v. a.) zu begeistern. 

Der Leipziger Künstler Phillip Janta hat es mit einem Folienschnitt fürs Plakat ganz triftig umgesetzt. „Aus einem aufgeschlagenen Buch – inmitten von Werkzeugen der Grafiker*innen und Zeichner*innen: Bleistift, Stichel und Farbwalze – wächst eine nicht definierbare Blume, an deren Stängel sich eine Raupe in Wellen aufwärts bewegt. Am offenen Buchdeckel hängt ein Kokon, der auf die Metamorphose zum Schmetterling hinweist. Ein besonders prächtiger Falter schwebt bereits in luftiger Höhe … Dass vor dem Bücherstapel auch noch ein Dampfer kreuzt, ist ein augenzwinkerndes Detail und Hinweis auf den Veranstaltungsort“ der BuchDruckKunst.

Unter den 61 Ausstellern sind viele neue Künstlerinnen und Editionen mit an Bord. Bücher und Grafiken geben eine große Bandbreite von Drucktechniken wie Holzschnitt und Lithografie, Radierung und Serigrafie wieder. Darüber hinaus zeigen die Galerie Vevais und die Künstler-Gruppe Gebrochene Poesie Uckermark fotografische Arbeiten in aufwendigen Bucheditionen. Die Leipziger Künstlerinnen-Gruppe augen:falter sticht schon lange durch ihre umfangreiche Produktion hervor, seien es Gruß- und Spielkarten, Bücher oder Originalgrafiken im Miniatur- wie Großformat. Dieses Angebot wird auf der BuchDruckKunst mit einem Sonderstand gewürdigt. 

Nach einer langen Pause kommt Johannes Follmer von der Papiermühle Homburg nach Barmbek. Er bringt alle benötigten Werkzeuge und Material für die Büttenproduktion mit: Beim Papierschöpfen darf mitgemacht werden! Im Foyer der Neuen Fabrik sind die Meister der Einbandkunst mit aktuellen Werken und die Büchergilde Hamburg mit Vorzugsausgaben vertreten. Die Hamburger Traditionsfirma Schmedt liefert nicht nur Maschinen und Zubehör für die Buchproduktion, sondern ist sehr in sozialen Projekten engagiert. Im vergangenen Jahr wurden Notizbücher individuell geprägt, der Erlös ging an das Kinder- und Jugendhilfswerk „Arche“. Auch 2023 wird die Familie Schmedt mit einer besonderen Aktion dabei sein. Und natürlich werden auch die Pirckheimer-Gesellschaft und Angeli & Engel mit einem Stand in Hamburg sein.

Lithografie, Radierung und Buchdruck werden von Fachleuten in der Grafischen Abteilung des Museums der Arbeit vorgeführt. Auch Schriftgießer, Setzer, Papiermacher und Buchbinder demonstrieren ihr Handwerk, und die Herstellung von Plakatschriften vermittels einer historischen Holzlettern-Fräse wird anschaulich erläutert. Das Museum gehört zur Stiftung Historische Museen der Hansestadt. An den drei Tagen wird der, dem Interessierten die ganze Bandbreite des schönen Buchs geboten, die Aussteller freuen sich auf regen Zuspruch. Die Messe ist am Freitag, dem 31.03., von 17–21 Uhr geöffnet (Eintritt 9 Euro), am Sonnabend von 10–18 Uhr (Eintritt 12, ermäßigt 9 Euro), am Sonntag von 10–17 Uhr (Eintritt wie am Samstag). Im Eintritt ist ein umfangreiches Magazin enthalten. Alle Informationen auf der Webseite der Messe. Willkommen in Hamburg! 

(Klaus Raasch/André Schinkel/Pressemitteilung) 

Do, 16.03.2023

"Palmbaum"-Redakteur Jens-Fietje Dwars begrüßt die Ausstellungsgäste zur Vernissage. | © Elke Lang
V. l. n. r.: Gründungsredakteur Detlef Ignasiak, Jens-F. Dwars, Michael von Hintzenstern. | © Elke Lang

Burgk I: Im Zeichen der Palme

Knapp 40 Besucher hatten sich am Sonnabend, dem 11. März, nach Schloss Burgk in die Neue Galerie begeben, um dem Palmbaum zu huldigen, der Thüringer Literaturzeitschrift dieses Namens, die vor 30 Jahren von Detlef Ignasiak im quartus-Verlag Bucha b. Jena gegründet worden war. Spätestens seit 2005 hat sich mit Jens-Fietje Dwars als Redakteur dieses Journals auch der Philosophie und besonders der bildenden Kunst zugewandt. Ihm sind die 36 Einbände zu verdanken, die nach grafischen Vorlagen von Gegenwartskünstlern Mitteldeutschlands gestaltet sind. Darunter befinden sich Horst Hussel, Gerhard Altenbourg, Gerd Mackensen, Uwe Pfeifer, Max Uhlig, Baldwin Zettl und Kay Voigtmann. In der Jubiläumssonderschau sind unter anderem all diese Buchumschläge neben den Grafiken zu sehen, aus denen sie entwickelt wurden. Dieser Fundus an originaler Kunst ist für sich schon sehenswert. Das Besondere der Ausstellung besteht jedoch darin, dass der Besucher hier den Gestaltungsprozess bis hin zum Buchumschlag nachvollziehen kann. Weiterhin sind originale Künstlerbriefe von Karl-Georg Hirsch, Hans Ticha und Strawalde, Manuskripte von Volker Braun, Reiner Kunze und Wulf Kirsten sowie erstmals publizierte Autografen von Gottfried Benn, Gabriele Reuter und Paul Scheerbart zu besichtigen. Mit Grafik-Mappen und Marginalien-Beilagen der Pirckheimer-Gesellschaft im Pirckheimer-Kabinett und einer kleinen Erotika-Exposition sind um die 300 künstlerische Arbeiten ausgestellt. Museums-Direktorin Sabine Schemmrich freut sich, diese Ausstellung mit dem Titel Im Zeichen der Palme: Literatur und Grafik aus Mitteldeutschland in ihrem Hause präsentieren zu dürfen, ist doch Gegenwartskunst aus Mitteldeutschland für die 1981 eröffnete Neue Galerie bis heute festes Programm. Die Ausstellung ist bis zum 25. Juni zu sehen, das Schloss von Di bis So 10 bis 18 Uhr geöffnet. Alle Infos unter: www.schloss-burgk.de.

(Elke Lang)

Di, 07.03.2023

Die Umschlaggrafik der "Palmbaum"-Ausgabe Nr. 2/2020 gestaltete Uwe Pfeifer aus Halle (Saale).
Dr. Jens-Fietje Dwars | © Sylwia Mierzynska
Das Cover des in Kürze erscheinenden Hefts 1/2023 des "Palmbaum" stammt von Dieter Goltzsche.

30 Jahre „Palmbaum“ in Burgk

Die Thüringer Literaturzeitschrift Palmbaum heißt nicht „Tannenbaum“, weil sie nicht (nur) Wiesen und Wälder besingt. Ihr Vorbild ist die „Fruchtbringende Gesellschaft“, die 1617 in Weimar geschaffen wurde. Am Vorabend des verheerendsten aller europäischen Kriege beschlossen die regierenden Fürsten der protestantischen Höfe keine Aufrüstungs- oder Wirtschaftsprogramme. Um eine Verständigung im zerrissenen Deutschland herbeizuführen, hielten sie nichts für notwendiger als die Förderung der deutschen Sprache und Literatur. Ihr Leitspruch war „Alles zu Nutzen“, ihr Erkennungszeichen die vielfach nutzbare Palme.

1992 gründete Detlef Ignasiak in Jena die „Literarhistorische Gesellschaft Palmbaum“, die seit 1993 die Zeitschrift Palmbaum. Literarisches Journal aus Thüringen herausgibt. Sie erscheint zweimal jährlich im quartus-Verlag Bucha, seit 2016 in Zusammenarbeit mit dem Thüringer Literaturrat. Volker Braun nennt die Hefte „wahre Wunderkammern“, weil jedes davon einem Titelthema gewidmet ist. Der Palmbaum bringt nicht nur, wie andere Literaturzeitschriften, neue Prosa, Lyrik und Essays, sondern widmet sich auch dem reichen kulturellen Erbe Thüringens und Streitfragen der Gegenwart. Weibliches Schreiben, Stimmen der Natur und Literatur in einer zunehmend absurden Welt waren jüngste Themen, das März-Heft stellt Reichtum in Frage: Was ist ein reiches Leben? Woran kann man es erkennen, gar messen? 

2005 hat Jens-F. Dwars die Redaktion übernommen. Seitdem werden die Einbände von Thüringer und mitteldeutschen Künstlern gestaltet. Der Reigen der Beteiligten reicht von Gerhard Altenbourg über Moritz Götze, Angela Hampel, Karl-Georg Hirsch, Horst Hussel, Gerda Lepke, Gerd Mackensen, Klaus Süß und Strawalde bis zu Hans Ticha, Max Uhlig und Baldwin Zettl. All diese und weitere namhafte Künstler hatten in den vergangenen Jahren Personalausstellungen im Museum auf Schloss Burgk, das sich sich zugleich zu einem Geheimtipp für Kunst-, vor allem Grafik-Liebhaber entwickelt hat. Schon in den 1980er Jahren eröffnete hier Lothar Lang ein Pirckheimer-Kabinett für Grafik und Künstlerbücher.

Der Ort ist daher ideal, um das 30-jährige Bestehen des Palmbaum mit einer großen Ausstellung vom 11. März bis 25. Juni zu feiern: einem Klassentreffen mitteldeutscher Literatur und Grafik. Im Mittelpunkt stehen die 36 Einbände seit 2005 und ihre originalgrafischen Vorlagen. Durch den Vergleich von Zeichnung, Andruck und Cover lässt sich exemplarisch nachvollziehen, was Buchgestaltung ausmacht: Erst durch Auswahl, Verkleinerung oder Vergrößerung von Ausschnitten, kombiniert mit typografischen Bausteinen, entsteht ein Einband, der die Leser ansprechen und auf das Thema des Heftes einstimmen soll. So lädt die Ausstellung auch dazu ein, den Prozess der Entstehung, der Machart heutiger Medien kritisch zu durchschauen.

In Vitrinen werden verschiedene Einbandentwürfe und die fertigen Cover der Zeitschrift gezeigt. Dokumente aus der Geschichte der Zeitschrift ergänzen die Bilder: Künstlerbriefe von Karl-Georg Hirsch, Hans Ticha und Strawalde, Manuskripte von Volker Braun, Reiner Kunze, Wulf Kirsten und Reinhard Jirgl sowie in der Zeitschrift erstveröffentlichte Autografen von Gottfried Benn, Gabriele Reuter, Paul Scheerbart und anderen namhaften Autoren. Auch Bücher der Reihe Palmbaum. Texte. Kulturgeschichte sowie die Bände der Edition Ornament aus dem quartus-Verlag werden einbezogen, die Texte und Grafiken ostdeutscher Autoren und Künstler vereinen – mit Vorzugsgrafiken von Moritz Götze, Horst Hussel, Angela Hampel, Felix Furtwängler, Gerd Mackensen, Baldwin Zettl, Kay Voigtmann u. v. a.

Im Pirckheimer-Kabinett sind die Grafik-Mappen der Edition Pirckheimer sowie grafische Beilagen der Marginalien zu sehen. Neben den schon Genannten sind Claudia Berg, Dieter Goltzsche und Susanne Theumer mit Meisterblättern vertreten. Für Liebhaber der Grafik gibt es noch ein erotisches Kabinett mit Zeichnungen von Gerd Mackensen. Zu sehen sind seine Illustrationen für zwei Anthologien des „Menantes-Preises für erotische Dichtung“, den der Palmbaum von 2006 bis 2016 zusammen mit der Kirchgemeinde von Wandersleben ausgeschrieben hat, sowie Bilder zu Goethes Erotica, die unlängst in der Edition Ornament erschienen sind.

Gute Gelegenheiten, die vielschichtige Ausstellung zu besuchen, bietet das Rahmenprogramm: Die Ausstellung startet am 11. März, 15 Uhr, mit einem Paukenschlag. Unter dem Motto Zur Not bleibt uns das Lachen! präsentieren Michael von Hintzenstern und Jens-F. Dwars Dada-Texte und laden mit dem aktuellen Palmbaum (Ausgabe 2/2022) ein, die absurde Welt zu verlachen. Sie erinnern an den Dada-Kongress in Weimar und Jena 1922, der in einem Skandal endete. Von Hintzenstern wird Schwitters-Gedichte rezitieren und Dwars an der Orgel der Schlosskapelle begleiten, der Texte von Scheerbart bis Hussel liest. Am Ende verzaubert der Organist und Impresario der Weimarer Dada-Dekade das Publikum in einen mehrstimmigen Dada-Chor. Höchstes Vergnügen wird garantiert. Es darf auch von Herzen gezischt und gepfiffen werden!

Am 1.5. wird „Reichtum für alle!“ gefordert. Ab 15 Uhr wird das neue Palmbaum-Heft vorgestellt, das fragt, worin wahrer Reichtum besteht. Ein Gespräch mit dem Marionetten-Spieler Henning Hacke dreht sich um die Verwandlungen des Reichtums im Märchen, ums Haben oder Sein. So auch im anschließenden Puppenspiel Vom Fischer un syn Fru, musikalisch begleitet vom Jazz-Posaunisten Frieder W. Bergner. Außerdem hat an dem Nachmittag das Buch zur Ausstellung Premiere: Ateliergespräche mit 28 Porträts ostdeutscher Bildermacher. Und am 18. Juni liest Romy Gehrke aus Goethes Erotica, 150 Jahre lang zensiert, zum Künstlergespräch mit Gerd Mackensen über erotische Kunst im Anschluss passend spielt von Hintzenstern Cello ... Eine Würdigung zu 30 Jahre Palmbaum erscheint auch im nächsten Heft der Marginalien.

(Pressemitteilung/Jens-Fietje Dwars)

Do, 16.02.2023

Werner Klemke (1917–1994). | © Bundesarchiv

Auf Werner Klemkes Spuren

Dieser Mann war in mehrfacher Hinsicht ein Held. Dass der große Buchgestalter und Grafiker, der Illustrator und Bibliophile Werner Klemke (1917–1994), Gründungsmitglied der Pirckheimer-Gesellschaft, als Künstler wie als Lehrer eine Instanz und Legende, auch ein „Stiller Held“ war, dessen Unterstützung an der Westfront bei der Rettung von 300 holländischen Juden essentiell war, wurde erst nach seinem Tod einer größeren Öffentlichkeit bekannt, und es gab der Hochachtung für diesen Unermüdlichen eine weitere Richtung. Klemke war Weißenseer von Geburt an, sein Haupt- Wirken als Lehrer nach dem Krieg ist mit der dort ansässigen Kunsthochschule verbunden. Von 1946 an wurde er zu einem der wichtigsten künstlerischen wie Gebrauchsgrafiker des Nachkriegs, bis heute ist sein Werk in zahlreichen Genres maßgeblich: Die Holzstiche und Lithografien, Handzeichnungen und Illustrationen Klemkes sind in Büchern und Mappen, in Serien, auf Briefmarken, im legendären Magazin (dessen Titel er 35 Jahre lang gestaltete), als Plattencover und im Original bis heute begehrt. Kerem Saltuk, der „Videograf aus Weißensee“, hat ein Porträt zum Künstler gedreht, das am 21. April im Kultur- und Bildungszentrum Peter Edel (Berliner Allee 125, 13088 Berlin, Tel. (030) 76 75 85 10) seine Premiere feiern wird. In dem 71-minütigen Film kommen die Bewunderer Werner Klemkes, Sammler und Weggefährten zu Wort. Ein wichtiges Moment des Werks ist auch Klemkes Verwurzelung in seinem Heimatstadtteil. Die Premiere am 21.4. beginnt um 19 Uhr, Tickets können schon für 5 Euro erworben werden. Ein Trailer auf der YouTube-Plattform gibt einen Vorgeschmack auf das Ereignis. Werner Klemke, ein vielgestaltiger Mann und Künstler von Welt und, wie eine der Interviewten im Film zu Protokoll gibt, ein „herzensguter Mensch“ dazu. Kerem Saltuk fügt mit seinem Film Ein Weißenseer Künstler: Werner Klemke dem Andenken und Nachruhm des Großen einen berührenden Beitrag hinzu. 

(André Schinkel/Pressemitteilung)

So, 05.02.2023

Der "Hamburger Bothe" Nr. 14 erschien kürzlich.

Hamburger Bothe 14 erschienen

Mit dem Monatswechsel ist in Hamburg wieder eine neue Ausgabe des Hamburger Bothen erschienen, insgesamt das vierzehnte Heft des Journals der Pirckheimer im hohen Norden, das man digital (und auf Wunsch auch postalisch als Print) auch außerhalb der meeresnahen Ebenen erhalten und kann (bitte bei Interesse und wenn man noch nicht im Verteiler ist, an folgende Adresse mailen: Rudolf_Angeli@web.de, dann wird der Sehnsucht auf der Stelle Abhilfe geschaffen). Das von Rudolf Angeli und Peter Engel begründete Blatt dient als Informations- und Austauschorgan – es entstand 2020 inmitten des Corona-Lockdowns, als es mit Treffen und persönlichem Diskurs schwierig, ja, vorübergehend unmöglich wurde. Die Sache hat sich nun über die Beschränkungen hinaus als Erfolg erwiesen, die Zahl der Leser dürfte mit jeder Ausgabe steigen. Das aktuelle Blatt wirft einen Vorblick auf die BuchDruckKunst, die unter der zärtlichen wie ambitionierten Obhut von Klaus Raasch vom 31. März bis zum 2. April in Hamburg-Barmbek stattfindet. Einige der illustren Gäste: Andrea Ackermann, Anja Harms, Claudia Berg, augen:falter, edition sonblom, Edition M&M und Katzgraben-Presse. Dann gibt es je einen Hinweis auf Ernst Weiß‘ Tartarin von Tarascon bei Faber & Faber in Leipzig, zu den Vorstellungsrunden unabhängiger Verlage in der ehrwürdigen Staatsbibliothek zu Berlin sowie zu 100 Jahre Einbandkunst im Leipziger Museum für Druckkunst. Das Heft ründet sich mit einer bibliophilen Empfehlung von Abel Doering sowie neuen und exklusiven Texten von Urs Heftrich

(André Schinkel)

So, 22.01.2023

Beim Betrachten der Zeichnungen von Heinz Zander zu "Tristan und Isolde". | © Ralf Wege
Sigrid Wege, Vorsitzende der Magdeburger Pirckheimer, begrüßt die Gäste der Vernissage im Literaturhaus Magdeburg. | © Ralf Wege
Das Plakat zur Zander-Ausstellung in Magdeburg.

Heinz-Zander-Ausstellung in Magdeburg verlängert

„Puppenspiel mit Moralitäten“ noch bis 03.02. im Literaturhaus Magdeburg zu sehen

Eine Woche länger als ursprünglich geplant sind die Werke des Leipziger Altmeisters Heinz Zander im Magdeburger Literaturhaus zu sehen. Unter dem Thema Puppenspiel mit Moralitäten. Bilder zur Literatur zeigen die Magdeburger Pirckheimer rund 150 Werke Zanders, darunter großformatige Ölbilder ebenso wie kleinformatige Zeichnungen oder Druckgrafik. Eine bibliophile Schau mit einer beeindruckenden Vielfalt an Technik und Format aus einer Hand, aus dem speziellen Blickwinkel Bilder zur Literatur, aus sechs Jahrzehnten künstlerischen Schaffens. Eine Ausstellung der Magdeburger Pirckheimer in Zusammenarbeit mit der Galerie Thoms.

Zur Eröffnung der Ausstellung im November 2022 waren rund 60 Gäste gekommen. Zum Teil hatten sie dafür eine weite Anreise auf sich genommen wie einige Kunst- und Kulturfreunde aus Mannheim, Bad Frankenhausen, Chemnitz, Berlin oder Mühlhausen. Vor allem die Fülle an Zeichnungen hat viele Gäste begeistert. Da diese aus einer Privatsammlung stammen, bekommt man sie selbst in einem Museum oder einer Galerie nicht einfach mal so zu Gesicht. Dazu gehören unter anderem Zanders Zeichnungen zu Tristan und Isolde, König Lear oder Doktor Faustus.

Heinz Zander hat nicht nur „Bilder zur Literatur“ geschaffen, sondern ist selbst als Autor mehrerer literarischer Werke bekannt. Sein Vorteil: Er kann die eigenen Texte selbst illustrieren. So geschehen auch beim Roman Puppenspiel mit Moralitäten, der der Ausstellung den Titel gab. Natürlich ist der Roman im Literaturhaus zu sehen. Doch es wäre keine Ausstellung eines bibliophilen Vereins, wenn nicht noch mehr gezeigt würde. So sind alle Vorzeichnungen ausgestellt, dazu die Studien zum Umschlag sowie den Bildern, die die Innenseiten des Buchdeckels illustrieren.

Die Bandbreite der künstlerischen Auseinandersetzung Zanders mit Literatur spiegelt sich ebenso in den Pressedrucken wider. In Magdeburg zu sehen ist u. a. König Phineus und die Austreibung der Harpyien, erschienen als 11. Druck der Dürer-Presse: ein Originalhalblederband im Original-Halbleinenschuber mit einer nummerierten und signierten Originalradierung Harpyie mit Gelege und Orgelspieler (Blattgröße: 26,5 x 35 cm. Bildgröße: 24,5 x 17,5 cm).

Gehört der Dürer-Druck zu den großformatigen Druckwerken Zanders, sind seine Illustrationen des Erotikons Colberts Märchen nach der Mode, ein Beispiel dafür, dass er auch das kleine Format meisterhaft beherrscht. Davon können sich die Besucher der Ausstellung überzeugen. Gezeigt werden sowohl alle 60 Vorzeichnungen als auch der fertige Druck, erschienen 1988 bei Hinstorff (Buch- und Rückentitel in Goldprägung. Schuberformat: 10,5 x 7,5 Zentimeter, Ledereinband im Pappschuber) sowie eine Auswahl Blätter aus der zuvor erschienenen Grafikedition in Kassette.

Mit fünf Ölgemälden öffnet die Ausstellung den Blick weiter auf die Vielfalt Zanders in Technik und Format ... und das mit dem speziellen Blick auf Literatur. Blickfang ist das Bild Der Engel John Silver betritt den Strand zum Roman Die Schatzinsel von Robert Louis Stevenson. Mit dem Gemälde Theseus und Ariadne werden die Ausstellungsbesucher in die griechische Mythologie weitergeleitet und können darin zudem den Meister im Selbstporträt entdecken. An der Wand gegenüber gilt es, Homers Sireneninsel zu betreten oder Adelbert von Chamissos Peter Schlemihl bei seinem Flug zu begleiten.

Die Ausstellung bietet neben solchen „ins Auge fallenden“ Stücken wahre Kleinode, die nur auf ihre Entdeckung warten. So zum Beispiel die Diplomarbeit von Heinz Zander: Der Untergang des Hauses Usher von Edgar Allen Poe oder Adam Behringers Engel, eine Radierung mit eigenem Text, editiert vom Leipziger Bibliophilen-Abend. Dazu gehört auch die Möglichkeit für die Besucher, einen Bezug zur Radiertechnik des Künstlers zu bekommen. So sind nicht nur Blätter der Mappe Der Zauberberg. 15 Radierungen zu Thomas Mann zu sehen, sondern für das Blatt 2 Castorp im Gebirge (Blattgröße: 21,9 x 17,6 cm) auch die dazugehörige Druckplatte.

Heinz Zander: Puppenspiel mit Moralitäten – Bilder zur Literatur
Literaturhaus Magdeburg, Thiemstraße 7, 39104 Magdeburg
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 10–12 Uhr und 14–16 Uhr 
sowie nach Vereinbarung bzw. zu den Abendveranstaltungen

(Sigrid und Ralf Wege)

Mi, 18.01.2023

Das neue Heft der "Marginalien" mit einer der sieben Beilagen: "Stillleben mit Dame" von Inka Grebner.
Urte von Maltzahn-Lietz, Julia Penndorf und Petra Schuppenhauer (v. l. n. r.) beim Drucken der Beilagen im Atelier Carpe Plumbum. Foto: augen:falter.

Marginalien 247 erschienen

Gleich mit sieben, wenn auch gerecht auf die Hefte der Vereinsmitglieder verteilten Wundern wartet die kürzlich erschienene Ausgabe 247 der Marginalien, der Zeitschrift für Buchkunst und Bibliophilie der Pirckheimer-Gesellschaft auf. Die originalgrafischen Beilagen des Journals entstanden dieses Mal in Leipzig: Die Redaktion hatte die Mitstreiterinnen der Künstlerinnen-Gruppe augen:falter eingeladen, die besondere Beigabe zu fertigen. Und wie es das Glück will, lieferte jede Künstlerin ein Blatt für den gemeinsamen Zyklus Persephones Wintergarten: Inka Grebner, die einzige, die mittlerweile nicht mehr in der Pleißestadt, sondern in Mainz lebt, ein Stillleben mit Dame, Urte von Maltzahn-Lietz die Gartenmondviole beschwörend, Katja Zwirnmann den Totenkopfschwärmer präsentierend, während es bei Franziska Neubert Zicke Zacke ... geht, Petra Schuppenhauers Blumen mit Julia Penndorfs still alive parlieren und es auf Nadine Respondeks Blatt fruchtig, fuchtig & verblichen zugeht. Alle Werke als zweifarbige Linolschnitte auf einem Bogen bei Carpe Plumbum gedruckt, könnten sie, so mußmaßt der leitende Redakteur Till Schröder, dereinst ein Signet sein für eine Pirckheimersche Sammelwut, ausgelöst im eben angebrochenen Jahr. Christiane und Norbert Grewe berichten derweil von einem goldenen Zeitalter der Buchillustration, es gibt Texte zu berühmten Büchern von Matthias Wehry, Maria Bogdanovich und Elke Lang zu lesen im Heft, eine Sichtung der legendären Leipziger Bilderbogen, die Fortsetzung des ABCs der Druckkunst von Thomas Glöß sowie den Bericht Ralf Weges vom Pirckheimer-Jahrestreffen in Oldenburg. Die Typografische Beilage widmet sich indes G. A. E. Bogeng, es gibt Rezensionen, Mitteilungen aus dem Leben der Pirckheimer und anderer Sammelverrückter. Auch zum 600. Mitglied der Gesellschaft findet sich gute Kunde im Heft. 

(André Schinkel)

Di, 17.01.2023

Im ehrwürdigen Gotha (hier: Schloss Friedenstein) findet vom 22. bis 24. September das Jahrestreffen 2023 der Pirckheimer-Gesellschaft statt.

Jahrestreffen der Pirckheimer-Gesellschaft 2023 in Gotha

Nach der letzten Zusammenkunft in Oldenburg 2022 empfängt dieses Jahr die Pirckheimer das thüringische Gotha. Vom 22. bis 24. September feiern wir in der alten Residenzstadt ein Jubiläum: Es ist das 50. Jahrestreffen unserer Gesellschaft, organisiert durch Peter Arlt. Das erste Treffen dieser Art fand 1972 in Dresden statt. Gotha bietet Führungen durch die Forschungsbibliothek Gotha, eine musikalische Reise in der Schlosskirche zu Willibald Pirckheimer und seinen Zeitgenossen mit Sabine Lindner, Bildende Kunst und Musik von Thomas Offhaus, eine Ausstellung im Spiegelsaal mit Neujahrsgrafiken aus fünf Jahrzehnten der Sammlung Peter Arlt, und auch das Sammlerpaar Christiane und Norbert Grewe gibt im Vortrag und Gespräch Einblicke in ihre Buch- und Grafikschätze. Das endgültige Programm und die Modalitäten der Anmeldung werden bis zum Frühsommer auf der Internetseite der Pirckheimer und in Heft 249 (Ausgabe 2023/2) der Marginalien, der Zeitschrift unserer Gesellschaft, veröffentlicht. 

(Till Schröder)

Fr, 16.12.2022

Rainer Ehrt: "Kinderbild Christa Wolf", Druck nach einer Zeichnung.
Katrin Stangl: "Franz Fühmann", Farb-Linolschnitt.

Bücherkinder entdecken die Farben der Kindheit

20 Verkaufsexemplare mit Originalgrafiken von Rainer Ehrt, Katrin Stangl, Sven Großkreutz, Klaus Süß und Moritz Götze

Seit vielen Jahren unterstützt die Pirckheimer-Gesellschaft die Bücherkinder Brandenburg. Der Kunstpädagoge Armin Schubert ist der Kopf hinter den Bücherkindern. Seine Idee: Kinder beschäftigen sich ein Jahr lang mit einem Thema und machen am Ende ein eigenes Buch. In der kreativen Auseinandersetzung mit Originaltexten und -illustrationen wächst Verständnis für Literatur, für Geschichten und Bilder. So entstehen Jahr um Jahr Kleinode. 

Die Kinder recherchieren, diskutieren, zeichnen, dichten. Sie probieren sich in originalgrafischen Drucktechniken von Linolschnitt über Radierung bis Siebdruck.  Am Ende mündet es in einer von Sven Märkisch und Dietmar Block in der Galerie Sonnensegel gedruckten und von Henry Günther in der Edition BuchKunstBalance gebundenen kleinen Auflage. So entstanden schon neun Titel, unter anderem zu Theodor Hosemann, Christa Wolf, Werner Klemke, Arno Mohr, Harald und Robert Metzkes, Egbert Herfurth und Franz Fühmann.

Gerade haben die Mädchen und Jungen die Arbeit am zehnten Buch abgeschlossen, das die Kindheit von Schriftstellern zum Thema hat. Dafür tauchten die Bücherkinder ein in die Erinnerungen von Günther Grass, Franz Fühmann, Christa Wolf und Jurek Becker. Neben den eigenen Illustrationen der Kinder steuern diesmal auch bekannte Künstler Originalgrafiken bei: Rainer Ehrt, Katrin Stangl, Sven Großkreutz, Klaus Süß und Moritz Götze. (Eine Auswahl zweier Grafiken findet sich anbei im Bildteil, die übrigen beigesteuerten Blätter werden in Kürze über die Rubrik Publikationen auf dieser Webseite einsehbar sein.)

Bücherkinder Brandenburg: Die Farben der Kindheit

Buch mit Texten und Grafiken der Kinder – und den Originalgrafiken von Rainer Ehrt, Katrin Stangl, Sven Großkreutz, Klaus Süß und Moritz Götze. Nur 20 Exemplare der 60er Auflage sind für den Verkauf bestimmt. Die Originalgrafiken liegen dem Buch bei. Preis bis 31.12.2022 für Pirckheimer- und Büchergilde-Mitglieder: 298 Euro (Normalpreis: 398 Euro). Interessenten wenden sich bitte an Matthias Haberzettl unter: haberzettl@pirckheimer-gesellschaft.org.

(Till Schröder/Ralf Wege)

Sa, 10.12.2022

Neu: Der "Hamburger Bothe" Nr. 13.

Hamburger Bothe 13 erschienen

Seit 2020 erscheint der Hamburger Bothe als regelmäßiger Rundbrief der Regionalgruppe der Pirckheimer-Gesellschaft für den Norden Deutschlands. Herausgegeben von Peter Engel und Rudolf Angeli, sollte er zunächst und durch die Tatsache, dass damals aufgrund von Corona kein Treffen möglich wurde, die Mitglieder der Gruppe zusammenführen. Mittlerweile wächst das Interesse und der Verteilerkreis für den Bothen bei jeder Ausgabe mehr und mehr, nicht zuletzt auch dadurch, dass der Rundbrief jedem interessierten Leser kostenfrei zur Verfügung gestellt wird. Interessenten können ihn über die Mailadresse Rudolf_Angeli@web.de beziehen; Mitglieder und Gastleser ohne E-Mail-Adresse können ihn auch per Post erhalten. Die allerneueste Ausgabe 13 ist seit Kurzem erhältlich – in ihr finden sich neben Berichten zum bibliophilen Leben ein Essay unserer Blog-Redakteurin Maria Bogdanovich sowie exclusive Gedichte und ein Prosatext von Mirko Bonné. Es wird um den großen Dichter und Intellektuellen Hans Magnus Enzensberger (1929–2022) getrauert, dessen Werk, Wirken und Publizieren (Kursbuch, Die andere Bibliothek) maßgeblich für die Bundesrepublik war. So ist auch der neue Hamburger Bothe ein Kompendium, die Freunde und Sammler des schönen Buchs beieinander zu halten.

(André Schinkel)

Fr, 11.11.2022

Karl-Georg Hirsch: "Letzter Tanz. Für Gottfried B.", Holzschnitt mit Tonplatte im Irisdruck.
Sven Großkreutz: "Phoenix aus Aschersleben", Ätz-/ Kaltnadelradierung, Aquatinta, Aussprengtechnik.
Claudia Berg: "Haus bei Burano", Kaltnadelradierung.

Subskriptionsfrist für die Grafikmappe Edition Pirckheimer verlängert

Unserer Zeitschrift Marginalien liegt pro Ausgabe für jedes Mitglied eine Originalgrafik bei. War dies in der Vergangenheit nur in vereinzelten Heften der Fall, so etablierten wir vor fünf Jahren die regelmäßige Beilage mit jeder Ausgabe. Auch ein Grund für unser Mitgliederwachstum. Wir freuen uns, mit den preiswerten Blättern namhafter Künstler wie Max Uhlig, Dieter Goltzsche, ATAK, Volker Pfüller, Strawalde, Frank Eißner, Thomas Ranft und vielen mehr vor allem jüngeren Lesern den Aufbau einer eigenen Grafiksammlung zu ermöglichen. Trotzdem bleibt das paradoxe Problem: Je erfolgreicher die Zeitschrift, je höher ihre Auflage, desto mehr steigen die Kosten und sinkt der Sammlerwert der Grafiken.

Vor drei Jahren haben wir auf dieses Problem mit der Herausgabe einer exklusiven Edition Pirckheimer geantwortet: einer Grafikmappe in kleiner Auflage, die den Sammlern etwas Besonderes bietet und deren Ertrag dabei hilft, die Finanzierungslücke für qualitätsvolle Grafik-Beilagen der Marginalien auszugleichen. Kuratiert von Jens-Fietje Dwars, unter anderem auch Herausgeber der literarischen Edition Ornament im quartus-Verlag, starteten wir mit sieben A3-Blättern in 35er Auflage von den Künstlern Susanne Theumer, Hans Ticha, Klaus Süß, Moritz Götze, Kay Voigtmann, Strawalde und Baldwin Zettl. Mit der diesjährig gestarteten zweiten Mappe der Edition passten wir das Konzept leicht an: Auflage 50 Exemplare, und alle sieben Blätter liegen bereits vor, statt sukzessive ausgeliefert zu werden. Somit weiß jeder, was ihn erwartet, wenn er die Edition abonniert.

Karl-Georg Hirschs Holzschnitt Letzter Tanz krönt eine ganze Reihe oft skurriler Paare des Altmeisters, die weniger harmlos tänzeln, als vielmehr ihre Kräfte messen. Dieter Goltzsche trägt eine kleine Radierung namens Schaukelpferd bei. Max Uhlig gab uns für die Mappe eine radierte Frauenkopf-Studie aus dem Jahr 1978, von der bislang noch keine Auflage gedruckt wurde. Seine Malerkollegin im Geiste, Gerda Lepke, zeichnete in ihrer Algrafie mit bekannt freiem Strich ein geheimnisvolles Paar. Der Grafiker und Maler Gerd Mackensen zeigt mit seiner handkolorierten Radierung Nur Narr! Nur Dichter! einen Nietzsche jenseits verklärender Heroisierung. Als Vertreter nachwachsender Generationen konnten wir Sven Großkreutz gewinnen. Sein rätselhaftes Blatt Phönix aus Aschersleben ist aufwändig in Ätzradierung und Aquatinta, Kaltnadel und Aussprengtechnik gearbeitet. Und Claudia Berg beschließt die Mappe mit einem Blatt aus ihrem jüngsten Venedig-Zyklus: Haus bei Burano ist ein weiteres Zeugnis ihrer atmosphärisch dichten Radierkunst. Die Mappe wird erneut von Silke Steinhagen in Weimar gebunden, ein Beiblatt in Bleisatz von der Pavillon-Presse Weimar gedruckt.

Mit einer Auslieferung rechnen wir im November. Bis zum 31. Dezember kann die Mappe zum Subskriptionspreis von 1.300 Euro erworben werden. Danach kostet sie 1.600 Euro. Wir haben die ursprünglich in den Marginalien (Heft 246) angekündigte Frist verlängert, da die Marginalien bei einigen verspätetet ausgeliefert wurden. Für Mitglieder der Pirckheimer-Gesellschaft sowie Sammler der ersten Mappe (auch wenn sie nicht den Pirckheimern angehören) wird ein weiterer Rabatt von 10 Prozent gewährt, sodass die Mappe dann 1.170 Euro zuzüglich Versand kostet. Die Bezahlung ist in drei Raten möglich. Die Verteilung der Nummern erfolgt in der Reihenfolge der Bestellungen. Subskriptions-Bestellungen können gerichtet werden an:

Pirckheimer-Gesellschaft e. V.
c/o Matthias Haberzettl
Ramsbergstr. 12, 86156 Augsburg
E-Mail: haberzettl@pirckheimer-gesellschaft.org

(Jens-Fietje Dwars)

Sa, 05.11.2022

Heinz Zander, "Der Engel John Silver betritt den Strand", 1990, Öl (zu R. L. Stevenson).
Heinz Zander: "Harpyie gebiert einen Engel", Zeichnung (zu König Phineus).
Heinz Zander, "Peter Schlemihl", Öl (zu Adelbert von Chamissos berühmtem Roman).

Vernissage: „Puppenspiel mit Moralitäten. Heinz Zander – Bilder zur Literatur“

Zur Eröffnung der Ausstellung Puppenspiel mit Moralitäten. Heinz Zander – Bilder zur Literatur am Sonnabend, 19. November 2022, laden die Magdeburger Pirckheimer zusammen mit der Galerie Thoms in das Literaturhaus Magdeburg ein. Beginn der Vernissage ist um 15 Uhr. Der Eintritt zur Eröffnung ist frei. Für die musikalische Umrahmung sorgen aus Magdeburg Gerd Becker und Stefano Riva. Die Ausstellung ist bis zum 28. Januar 2023 im Literaturhaus in der Thiemstraße 7 im Stadtteil Buckau der Elbestadt zu sehen.

Werke aus dem umfangreichen Œuvre des Leipziger Malers Heinz Zander, der 1939 in Wolfen geboren wurde, befinden sich unter anderem in Museen und Sammlungen in Berlin, Tokio, Dresden oder Leipzig. Ab dem 19. November werden rund 150 seiner Arbeiten im Magdeburger Literaturhaus gezeugt – darunter großformatige Ölbilder ebenso wie kleinformatige Zeichnungen oder Druckgrafik. Dazu kommen die Romane und Erzählungen, die er geschrieben und selbst illustriert hat, sowie künstlerische Arbeiten zur Weltliteratur.

In seinen sechs Jahrzehnten künstlerischen Wirkens hat Heinz Zander als Autor selbst Literatur geschaffen und sich als Zeichner und Maler auch umfangreich mit den Werken anderer Autoren (von Wolkenstein, Poe, Brecht, Hacks) auseinandergesetzt. Die Ausstellung im Literaturhaus vermittelt einen Blick in das Werk Zanders aus diesem speziellen Blickwinkel heraus. Der Kunsthistoriker Oliver Schwulst (Leipzig) wird die Gäste der Vernissage in dessen vielfältige Bilderwelt einführen. Ein Vorblick in die Worte des Laudators sei hier schon gewährt:

„Die Bildwelt Heinz Zanders ist umgeben von der Aura des Poetischen, die viel erzählt, doch mehr verschweigt. Sein gesamtes künstlerisches Schaffen ist durchzogen von zahlreichen Motiven aus abendländischen Märchen und antiken Sagen, aber auch der Weltliteratur der jüngeren Jahrhunderte. Die gleichnishaften Kompositionen spiegeln seine eigene Lese-Arten, die das ursprüngliche Wesen des Textes, hinter einem oft zugespitzten Charakter verbergen. Der Leipziger Künstler verdichtet dabei die literarischen Stoffe zu labyrinthischen Zeichen, wodurch Raum für eigenständiges Erkunden geöffnet wird.

Zanders Themen sind wahrhaft vielfältig. Vom geschichtlich-schicksalshaften Niedergang (Edgar Allen Poe, Der Untergang des Hauses Usher, 1839) über die doppelschneidige Eigendynamik des Erotischen (Daniel Defoe, Moll Flanders, 1722) hin zu nachdenklichen Tönen (Thomas Mann, Der Erwählte, 1951), meist dialektisch gewürzt mit deftig-derben Humor (Bertolt Brecht, Seeräuberballade, 1920er). 

Diese vielseitige, intensive Auseinandersetzung ergoss sich in ein eigenes ergiebiges literarisches Schaffen. Oft begegnet dem Leser und Betrachter eine Ironisierung der Ironie. Heinz Zanders Romane Stille Landfahrten (1981) oder Das sanfte Labyrinth (1984) gründen sich auf der Phantasie eines Insulaners der sich einer urtümlichen Ander-Welt zuwendet, die für aufmerksame Besucher so manches Wunder bereithält.“

(Sigrid und Ralf Wege/Pressemitteilung)

Fr, 04.11.2022

Die artbook.berlin findet vom 18. bis 20.11. statt.
Die Kunst- und Literaturzeitschrift "Herzattacke" erscheint seit 1988/1989 in der Edition Maldoror.
Rita Lass, "Die hohen Tannen" (2020, zu einem Gedicht von R. M. Rilke) ǀ © Matthias Behne

artbook.berlin 2022

Endlich wieder Messe am Mariannenplatz! Nach zwei schweren Jahren für die Buchkunst öffnet die artbook.berlin im November wieder ihre Türen. Die zwölfte Ausgabe der Messe für Künstlerbücher und Editionen findet im Kunstquartier Bethanien am Mariannenplatz 2 in 10997 Berlin-Kreuzberg am 18. (18–21 Uhr), 19. (14–20 Uhr) und 20.11. (11–17 Uhr) statt. An diesen drei Tagen präsentieren etwa 100 internationale Buchkünstlerinnen und Buchkünstler, Editionen und bibliophile Gesellschaften ihre Werke und Produkte. Darüber hinaus findet ein abwechslungsreiches Programm von Vorträgen, Buchpräsentationen und Lesungen statt. Auch die Pirckheimer-Gesellschaft ist mit einem eigenen Stand vor Ort.

Die artbook.berlin wird auch 2022 organisiert von Corn.elius Brändle (Buchkünstler, Siebdrucker, Verleger) und Hanneke van der Hoeven (Zeichnerin, Buchkünstlerin und Autorin). „Als Menschen vom Fach wollen wir keine kommerzielle Buchmesse organisieren, sondern der Buchkunst eine Plattform bieten, ihre außergewöhnliche Qualität zu zeigen, mit Sammler*innen und Besucher*innen ins persönliche Gespräch zu kommen“, so die Veranstalter. Die Messe versteht sich zudem als Treffpunkt für Kolleginnen und Kollegen, Möglichkeit, sich kennenzulernen, Fachgespräche, Diskussionen führen, Inspirationen zu sammeln, Zusammenarbeiten zu verabreden und letztlich auch: „Aufmerksamkeit zu geben für diese Facette im Kunstbetrieb.“

Die Aufzählung ließe fortsetzen wie die große Zahl auch an renommierten Künstlern, Pressen und Editionen, die auf der Messe zu treffen sein werden: Matthias Gubig, Hanif Lehmann, Inka Grebner, Sven Märkisch, Jule Mahn (Verwandte Objekte), Rainer Ehrt (Edition Ehrt), Nadine Respondek, Edition Wasser im Turm, Papierwerkstatt Sifft und, und, und … Auch die hallesche Buchkünstlerin Rita Lass, eine ausgewiesene „Meisterin der Einbandkunst“, wird vor Ort sein, wie nicht zuletzt die Kunst- und Literaturzeitschrift Herzattacke, deren originalgrafische Ausgaben quartalsweise in der 1988 von Maximilian Barck und Markus Metke im seinerzeit noch Ostberliner Stadtteil Friedrichshain begründeten Edition Maldoror erscheinen.

„Das Künstlerbuch ist eine Sprache, in der Geschichten, Gefühle, Meinungen, Erfahrungen und Philosophien vermittelt werden“, so die Organisatoren weiter. „Auf der artbook.berlin sind aber nicht nur Künstlerbücher zu sehen, sondern auch Bilder, Drucke wie Radierungen, Lithografien, Serigrafien, auch Computerausdrucke und analoge wie digitale Fotografie.“ Die Bandbreite der gezeigten Werke ist so weitgefasst wie die Anzahl der Aussteller und Ausstellerinnen. Auch ist es ein Anliegen der Messe, junge Künstler und Künstlerinnen mit erfahrenen Kollegen zusammenzubringen, alte handwerkliche Techniken der Druckkunst und die vielfältigen Möglichkeiten modernster Technik der Buchkunst sehen zu lassen. Weitere Informationen zur Messe erhält man bei info@artbookberlin.de und www.artbookberlin.de.

(André Schinkel/Pressemitteilung)