Pirckheimer-Blog

Sa, 03.08.2024

Uwe Grüning (1942–2024) ist tot. | © Franko Martin

Neumark: Trauer um Uwe Grüning

Wie erst vor kurzem bekannt wurde, ist der Autor, Nachdichter und Politiker Uwe Grüning (1942–2024) bereits am 23. Juli 2024 in seinem letzten Heimatort, dem sächsischen Neumark, gestorben. Der in 1942 in Pabianice bei Łódź Geborene wuchs bei Hohenstein-Ernstthal und Glauchau auf, er studierte und promovierte an der TU Ilmenau und war ab 1982 als freier Schriftsteller, Übersetzer, Herausgeber tätig, seine Gedichte, Erzählungen und Romane, aber auch seine Sammelausgaben etwa zur tschechischen Lyrik erzielten hohe Auflagen. 1990 war Uwe Grüning Mitglied der letzten Volkskammer der DDR, danach für drei Legislaturen Mitglied des sächsischen Landtags, wo er zur CDU-Fraktion gehörte. Er war Gründungsmitglied der Sächsischen Akademie der Künste, die sich ihm in Kürze mit einem ausführlicheren Nachruf widmen wird. Viele Künstler berufen sich auf seine Anregerschaft, so u. a. Henrik Schrat, der ihm in Greiz begegnete (vergleiche sein Porträt im nächsten Heft der Marginalien). Vor allem Uwe Grünings strenge Dichtkunst galt als formvollendet.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Fr, 02.08.2024

Im neuen "Bothen" besprochen: Gotthold Ephraim Lessings Stück "Die Juden", erschienen in der Edition Ornament, mit den feinen Grafiken Baldwin Zettls.

Hamburger Bothe 23 erschienen

Frischer geht es nicht in diesem heißen und blasenschlagenden Sommer: Am gestrigen 01. August erschien ganz layoutfrisch die neue, die 23. Ausgabe des Hamburger Bothen unter der Ägide der Pirckheimer-Freunde Rudolf Angeli und Peter Engel. Auf vierzehn pickepacke mit bibliophilem Engelsstaub belegten Seiten geht es wieder um alles, was das aufgeregte Herze des Bücherfreunds, des Büchernarren wie des Büchermanikers bewegt. Das Journal, neben den Marginalien nunmehr zum wichtigen Verständigungsorgan unter den Pirckheimer-Freunden geworden, entstammt noch der Stille des Corona-Wahnsinns, als es nicht statthaft war, gemeinsam die Köpfe über den Blättern und Einbänden, die die Welt bedeuten, zusammenzustecken; mittlerweile aber zeugt der Hamburger Bothe auch über die Lockdown-Agonie weit hinaus von der Vitalität der Gesellschaft ... und das ist auch gut so. Was gibt es im neuen PDF zu lesen. Zum einen empfehlen die Herausgeber die William-Blake-Schau in der Hamburger Kunsthalle, die vom 14. Juni an und noch bis zum 08. September in der Freien und Hansestadt zu sehen ist. Angeli und Engel verweisen zugleich darauf, dass es eine der wenigen Ausstellungen, die umfassend das Werk des Meisterlichen würdigen, außerhalb Großbritanniens seit vielen Jahren ist. Abel Doering verweist in der Empfehlung für den Bibliophilen auf eine Seltenheit aus der frühesten DDR-Zeit: Der verwundete Sokrates von Bertolt Brecht (1898–1956), die Erzählung aus den Kalendergeschichten eröffnete 1949 die Reihe Unsere Welt im neu gegründeten Kinderbuchverlag, damals noch in Berlin und Dresden beheimatet. Dann wird der Münchner Radierverein e. V. vorgestellt von Paul Hennig, gibt’s wieder einen Schnipsel aus dem Wandsbecker Bothen und Blicke auf das Janosch-Zentrum, die Stiftung Illustration sowie einen Primärtext von Cornelia Manikowsky. Und schließlich: Die Rezension zu G. E. Lessings Die Juden, wunderbar ediert von Pirckheimer-Freund Jens-Fietje Dwars, die ein Ereignis zudem sind im Verbund mit den herrlichen Stichen von Baldwin Zettl, der damit zugleich zum 80. geehrt wird. Wenn es ihn nicht schon gäbe, man müsste ihn erfinden, den Hamburger Bothen. Unter der E-Mail Rudolf_Angeli@web.de ist er zu haben. Wer möchte, kann auch um Post-Zustellung fragen.

(André Schinkel)

Do, 01.08.2024

Im jüngsten "oda"-Heft zu Gast: Andrea Ackermann.

Neue ODA mit Kunstteil von und zu Andrea Ackermann erschienen

Sie ist, seit 1993 übrigens, die Landesliteraturzeitschrift in Sachsen-Anhalt, seit 1999 erscheint sie im Oschersleber Verlag von Dr. Harry Ziethen: oda – Ort der Augen, viermal jährlich aufgelegt und regional als Organ der Autorinnen und Autoren des Bundeslandes mit Fokus auf Mitteldeutschland und auch deutschlandweit und international arbeitend, fungierend ... Bisher waren in oda Beiträge aus etwa dreißig Ländern, mit Schwerpunkten auf Partnerregionen in Bosnien-Herzegowina, Polen, Armenien, der Slowakei, Bulgarien und Frankreich, zu Gast. Nachdem Gründungsredakteur Erich-Günther Sasse (1944–2016) die Realisierung der oda 2005 abgab, übernahm Pirckheimer-Freund André Schinkel die Leitung der Redaktion, die er bis heute innehat. Zum Redaktionsbeirat gehören aktuell Simone Trieder, Sabine Raczkowski, Maria Meinel und Torsten Olle, letzterer ist von Anfang an der oda verbunden. Jeder Ausgabe ist auch ein Kunstteil, der sich stets mit einer knappen Kommentierung der Komposition der Nummer einfügt, beigegeben. Im neuen Heft 2/2024 werden in diesem Arbeiten der aus Dresden stammenden und nun in Halle an der Saale lebenden Malerin und Grafikerin Andrea Ackermann präsentiert. Die Künstlerin, die an der Burg Giebichenstein – Hochschule für Kunst und Design bei Ronald Paris (1933–2021) studierte und bei Thomas Rug die Meisterschülerinnenschaft absolvierte, arbeitet seit vielen Jahren freiberuflich in der Saalestadt. Sie hat ein umfangreiches Werk vorgelegt: Gemälde, Grafiken und originalgrafische Bücher und Mappen, derzeit bereitet sie eine große Ausstellung in Gera vor. Im Kunstteil der oda präsentiert sie ein paar ihrer eindrücklichsten Arbeiten, eine Reihe Bilder, Kaltnadelradierungen, Farbholzschnitte und Aquatinten. Eine schöne Werkschau, kommentiert und von einem Beitext begleitet. Neben den wunderbaren Arbeiten Andrea Ackermanns enthält das Heft neue Gedichte des Büchnerpreisträgers Jan Wagner, Texte von Ron Winkler und Marit Heuß sowie eine Reihe Erzählungen etwa von Roland Grohs, Philipp Kampa, Tobias Wagner. Das Heft hat 96 Seiten und kostet brave 4,90 Euro.

(Othmar Kasulke/Pressemitteilung)

Mi, 31.07.2024

"Droste digital" in Berlin: Handschriften, Räume und Installationen vom 23. August bis 20. Dezember im Stabi Kulturwerk der Staatsbibliothek zu Berlin. Die originalen Manuskripte stammen aus Meersburg, wo Annette von Droste-Hülshoff lebte und 1848 starb.

Im Stabi Berlin: Die Droste digital

Vom 23. August bis zum 20. Dezember (mit Ausnahme des 03.10.) ist im Stabi Kulturwerk in der Staatsbibliothek zu Berlin (Unter den Linden 8, 10117 Berlin) zu sehen: Droste digital. Winzige, kaum lesbare Buchstaben drängen sich dicht an dicht, formen sich zu Wörtern und Texten, die das Papier bis zum Rand füllen. Einiges ist durchgestrichen und korrigiert, anderes ergänzt – manches sogar vertikal. Die Handschriften Annette von Droste-Hülshoffs (1797–1848) sind eindrückliche Textbilder mit einer ganz eigenen Ästhetik. Droste Digital präsentiert künstlerische Installationen im Zusammenspiel mit Original-Manuskripten. Dorothee Elmiger und Nora Gomringer, Anna KpokHyphen-Labs sowie Roman Hagenbrock inszenieren Drostes Handschriften und tragen ihre Gedankenwelten in die Gegenwart. Die Manuskripte stammen aus dem Nachlass der Dichterin und wurden von 2019 bis 2021 digitalisiert. Die Ausstellung, die zuerst auf Burg Hülshoff zu sehen war, nimmt sie unter die Lupe und deckt Schreib- und Entstehungsprozesse auf. Sie wird am 22.08. um 19 Uhr im Café Felix eröffnet und ist Mi–So 10–18 Uhr, Do 10–20 Uhr zu sehen, der Eintritt ist frei. Es wird ein umfangreiches Begleitprogramm aufgelegt ... Alle Infos zur Schau finden sich hier.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Di, 30.07.2024

"Das doppelte Lottchen", das Cover von Walter Trier.

Erich Kästner zum 50. Todestag

„Wer wagt es, sich den donnernden Zügen entgegenzustellen? / Die kleinen Blumen zwischen den Eisenbahnschwellen!“ Das dürfte eines seiner Couplets sein, für das Erich Kästner (1899–1974), dessen Todestag sich am gestrigen 29. Juli zum fünfzigsten Mal jährte, bis heute verehrt und geliebt wird. Das umfangreiche Werk des Weltliteraten aus Dresden ist bis heute relevant, namentlich eine Reihe seiner Gedichte und Romane, aber vor allem auch seine bis heute zur Schullektüre zählenden Kinderbücher wie Das fliegende Klassenzimmer (1933) oder Das doppelte Lottchen (1949) sind beliebt geblieben, erzählen sie doch vom Wichtigen und Guten, wie es die Leserschaft auf die unnachahmliche Kästner-Weise ansieht Vers für Vers, Absatz für Absatz. Und so ist es auch kein Wunder, dass der Dichter, Erzähler, Romancier, Dramatiker und Verfasser weitläufig verstreuter Memoiren im gestrigen Feuilleton gewürdigt und geehrt wurde. Eine Stimme wie die seine, die zu Lebzeiten eine Vielzahl Fährnisse ihres Besitzers sah (so war Kästner am 10. Mai 1933 bei der Verbrennung seiner Bücher durch die Nazis anwesend), sie würde wohl auch in der wegbrechenden Gegenwart gebraucht. Als Kästner 1974 im Münchner Klinikum Neuperlach starb, hatte er sich schon lange aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Seine Bücher, seine Gedichte und Geschichten, seine tollen Kinderbücher, viele mit den bekannten Covern von Walter Trier (1890–1951), bleiben.

(André Schinkel)

Mo, 29.07.2024

Das Gleimhaus, ein Hort der Freundschaft, ehrt F. G. Klopstock. | © Archiv Gleimhaus (via CC BY-SA 3.0)

Klopstock und die Freundschaft

Das Ausstellungsprojekt Klopstock und die Freundschaft ist im Gleimhaus zu Halberstadt aus Anlass des 300. Geburtstages von Friedrich Gottlieb Klopstock (1724–1803) seit dem 30. Juni und noch bis zum 29. September zu sehen. Sie beleuchtet nicht nur ausgewählte Freundschaften des Dichters wie etwa diejene mit Johann Wilhelm Ludwig Gleim (1719–1803), sondern thematisiert auch die Bedeutung der Freundschaftskultur für die Literaturentwicklung und umgekehrt. Deutlich wird, dass Klopstock Teil einer großen Freundschaftsbewegung war, jedoch in seiner literarischen Ausdrucksweise Singularität beanspruchen kann. Zur Ausstellung wird im Gleimhaus ein sehr umfangreiches Begleitprogramm geboten mit Vorträgen, Lesungen, szenischem Spiel ... Interaktive Stationen laden zur Reflexion und Selbstreflexion ein. Alle Infos auf der Webseite des Hauses.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

So, 28.07.2024

Hubert Schirnecks neues Buch „Der Tag der zweiten Wirklichkeit“ – erschienen in der Edition Hibana von Florian L. Arnold. Das Buch enthält eine Erzählung und zwei Zyklen Gedichte; es wurde vom Verleger vollständig farbig illustriert und komplett gestaltet.

Hibana: Hubert Schirnecks „Der Tag der zweiten Wirklichkeit“

Feinstes Buchwerk (zum überschaubaren Preis), das ist das Credo von Florian L. Arnold, der in Oberelchingen die Edition Hibana betreibt, ja, und er formuliert es selbst triftig mit: „Erwarten Sie alles!“ Und weiter heißt es: „Das Programm ist ganz einfach: Texte, die der Verleger wichtig und gut findet – ganz unabhängig von vermuteten Verkaufschancen. Hibana kann sich das erlauben, weil das Label unabhängig ist. Hier gibt es Bücher für Erwachsene, die sich mit guter Sprache und originären Inhalten auseinandersetzen.“ Der Verleger schätzt Autoren, die etwas auf der Textkante haben, Eigenartiges, Sonderbares, Seltenes und/oder Hinreißendes, das berührt, schmunzeln oder staunen macht. Und hat einen wunderbaren Glücksgriff getan mit Hubert Schirnecks Der Tag der zweiten Wirklichkeit, das die integrale Erzählung Der Tag des unablässigen Mondes enthält und eine Reihe Gedichte, die sich in den Zyklen Ausordnen und Totentänze gruppieren. Die Sprache des mehrfach geehrten Weimarer Dichters und Erzählers, der auch als Kinderbuchautor bekannt wurde, ist hier von einem innigen, geheimnisvollen, zuweilen skurrilen Timbre, und die Anlage und Anordnung der Texte saugt in diesen vollständig farbig von Arnold gestalteten und illustrierten Band kräftig hinein, dass einem schwirrig wird und ganz erhaben zugleich. Dunkel geht es da zu, leis oder epigrammatisch: „alles glück ist / von der lebensdauer / eines tropfens / der von einem blatt ins moos fällt // dieses leben lang / schläft der weg unter dir“; und am Ende zieht der Tod sich die Schürze an, die mit den Gänseblümchen. Darum gebaut sind die herrlichen Blätter und Farbgewitter Florian L. Arnolds, eine reiche Fülle auf gerade 88 Seiten. Was. Für. Ein. Schönes. Buch. (Hubert Schirneck: Der Tag der zweiten Wirklichkeit. Kurzprosa, Gedichte. Illustriert von Florian L. Arnold. Oberelchingen: Edition Hibana 2024, 88 Seiten, durchgehend farbig, Hardcover und Fadenheftung, im Format von 12 x 19 cm, Auflage limitiert auf 130 Exemplare, ISBN 978-3-946423-28-7, 21 Euro.)

(André Schinkel)

Sa, 27.07.2024

Roland Müller: „Caspar David Friedrich. Gedichte zu Bildern“, Moloko Print Bd. 226, Schönebeck: Moloko Plus 2024. KlBr., 60 S., ISBN 978-3-910431-35-5, 15 Euro, die Umschlagillustration von Lear Dark Rifflec.

Caspar David Friedrich: Roland Müllers Gedichte zu Bildern

Roland Müllers Werk ist ein noch weithin zu entdeckendes, der Großteil seiner Gedichte, Zyklen, Glossen und kleinen Geschichten erschien im Eigenverlag. So hat dieser Dichter eine eigenständige Heftreihe begründet, in dem, jahrgangsweise oder auch thematisch geordnet, seine Texte erscheinen. Der aus dem südlichen Brandenburg stammende und lange in Dresden Lebende indes bewegt sich in einem kleinen Netz- und Austauschwerk, und so kommt sicher auch die feine Publikation bei Moloko Print zustande, in der unter der Reihennummer 226 sich seine lyrischen Adaptionen und Exegesen zum diesjährigen, seinen 250. Geburtstag begehenden Jubilar Caspar David Friedrich in diesem Frühjahr erschienen. Und das ist ausdrücklich zu begrüßen, setzt doch Müller, unterstrichen mit dem gelb-schwarzen Cover des Nachfolgers seines 2021 im Radochla-Verlag erschienenen Gedicht-Bild-Bandes DenkMale in Dresden noch einmal einen erheblichen Aufmerksamkeitspunkt: auf CDF einerseits wie auch auf seine stille wie unbeirrbare, wie Friedrichs Kunst gegenständliche und doch leise schwirrende, nein, oft schwebende wie schwere ... meist konstatierende, teils fragende dichterische Arbeit. Roland Müllers Gedichte leben von geordneter, aus der Tradition schöpfender Metrik, die den Gedanken durch die Textur führt und von einem, in dieser von Chaos gezeichneten Epoche zumal, berückenden Reiz ist: alternierend, klassisch gereimt, ganz da und doch auch über die Zeit tönend, wie es einem Gegenstand wie CDF und dessen Jubiläum angemessen ist. Jedem der Texte ist ein Kunstwerk von Friedrich beigestellt, das behutsam vom Autor, in seinem Berufsleben eine Zeitlang typografisch tätig, mit einer speziellen Methode stets ein My neben die Spur gesetzt ist. Ergänzt durch die Cover-Adaption von Lear Dark Rifflec, wundervoll gestaltet, ergibt sich mit den so sicher wie zerbrechlich sprechenden Texten Roland Müllers ein schönes Buch, das man mit sich herumtragen mag. Dem Mann und seiner künstlerischen Arbeit im Weinberg des Nowendigen, ja, und Triftigen ist Aufmerksamkeit zu wünschen und dass sich Moloko seiner dauerhaft annimmt. 

(André Schinkel)

Fr, 26.07.2024

Susanne Theumer: "Blick auf die Stadt" – illuminierte (Aquarell und Kreiden) Kaltnadelradierung, Unikat, 21 x 16 cm (Radierung von 2016, Illumination von 2024).
Holger Uske lebt als Autor und Herausgeber in Suhl. Zuletzt veröffentlichte er den Lyrikband "Windgras" und die Erzählungensammlung "Am Saum der Zeit".

„Alte Ziegelei“ von Holger Uske

nach einer Grafik von Susanne Theumer

Wo ich nicht mehr sein will. Wo nur der Wind noch wohnt. Herangekarrt erstmal die Steine, damit man später sagen kann: Wie außen, so innen. Die alte Ziegelei. Weil die Bäume wieder ungehindert wachsen, weil die Büsche die wärmespendenden Wände lieben, liegt die Fabrik wie hingeduckt im Gelände. Der Schornstein abgerissen. Wahrscheinlich war er zu baufällig schon, um noch als Antennenmast dienen zu können. 

Und hatte so ein schönes Tor, würde Onkel Robert wohl sagen. Der immer hier gewohnt hat. Für den die Ziegelei ein Segen war. Erst der Betrieb sicherte das Einkommen für die Familie. Die Landwirtschaft reichte nicht mehr, weißt du, wir hätten einen größeren Hof gebraucht. Bei euch im Osten war das anders. Da hatten sogar die Bauern mal Urlaub. So blieb mir noch die Nebenerwerbs-landwirtschaft. Die Tongruben in der Nähe. Und auch das Wasser vom Fluss. Über viele Jahre hinweg. Als dann der Ton zur Neige ging, wurde es zum ersten Mal kritisch. Aber dann konnten wir den von drüben holen. Von euch. Für wenig Geld.

Ich stell’ mir vor, wie über das Anschlussgleis der Ton hier ankam. Wie er in die großen Bottiche kam und von dort in die Formenhalle. Dann der Brand. Tag um Tag. Nein, der Ofen konnte auch mal ausgeh’n, nicht wie bei Glas. Den Ofen bestücken, ich höre das Wort noch. Wie seltsam Onkel Robert manchmal sprach. Gebrannte Steine für das Land, Ton für Brot.

Zwischen den Ziegeln bröckelnder Mörtel. Moosgrün. Birkenruten. Was schnell wächst, setzt sich zuerst fest. Wie durch ein Lichtgitter hindurch der Blick auf die alte Fabrik. Wer sollte das Werk denn abreißen. Das machen sie doch nur, wenn sie das Grundstück brauchen. Für Felder auf Dauer unbrauchbar. Wer weiß, wie viel Ziegelschutt unter der Grasnarbe liegt. Aus Rot im Grün wird Grün im Rot, und nicht mehr lange, und es ist nur ein Schimmern dunkler Wände zwischen dem wuchernden Grün noch wahrnehmbar. Den Rückbau, mein Junge, müssen wir nicht machen, das holt sich die Natur von ganz allein.

Zeitenreste. Vom Ziegelzaun noch ein paar Fundamente. Die Tortürme halb zerfallen. Stützen die Steine die Bäume oder die Bäume die wacklig gewordenen Tormauerreste? Das Huschen von Tieren im Gras. Schwalbenflug um die alten Lagerhallen. Hinter der Fabrik in den Wiesen haben Pferde Auslauf. Längst sind die Souvenirjäger durch, die letzten Verkaufsmuster verloren. Vielleicht finden sie sich noch in einem der Häuser im Dorf, von Mitarbeitern bewahrt. Häherkreisen. Im Sommer vielleicht mal ein flatterndes Kleid. Winters nichts als das Knarren der Äste im Wind. Und sein Sirren über die alten Mauern hinweg, das wieder sumpfiger werdende Land. Der Horizont ist eine graue Linie am Ende meines Blicks. 

Anmerkung: Der Text entstand während der alljährlichen Südthüringer Literaturwerkstatt, bei der Pirckheimer-Freund André Schinkel seit 2015 die Prosaklasse leitet. Bei den Schreibwochenenden in der Rhön oder zuletzt in Rohr kamen auch Reproduktionen von Kunstwerken, so Radierungen von Susanne Theumer sowie Gemälden und Zeichnungen Frank Hauptvogels, inspirativ zum Einsatz.

(Holger Uske)

Do, 25.07.2024

17.08., Sondershausen: Lesung für Gerd Mackensen.

Ehrenlesung für Gerd Mackensen

Pirckheimer-Freund Jens-Fietje Dwars, dessen Verdienste als Herausgeber, leitender Redakteur des Palmbaum sowie Ausstellungs- und Filmemacher Legion sind, lädt zur Ehrenlesung für Gerd Mackensen (1949–2023), dessen Tod sich in diesem Sommer am 20. August zum ersten Mal jährt, nach Sondershausen ins Kunsthaus unter den Linden (Margaretenstr. 22a, 99706 Sondershausen) ein. Er schreibt: „Liebe Kolleginnen und Kollegen, im Sommer des vergangenen Jahres riss ein Herzinfarkt Gerd Mackensen aus dem Leben – im Zenit seines Schaffens. Am Samstag, dem 17. August 2024, erinnert das Kunsthaus unter den Linden in Sondershausen an den Maler. Das Haus, in dem sich sein Atelier befand, steht mit einer kleinen Galerie seiner Arbeiten von 10 bis 18 Uhr offen. Da die Räumlichkeiten begrenzt sind, lese ich zweimal, um 11 und um 16 Uhr, aus zwei Büchern in Erinnerung an den Maler: aus den Ateliergesprächen, in denen ich 28 Bildermacher aus dem Osten porträtiert habe, und aus Goethes Erotica, zu denen Gerd Mackensen lebenspralle Farbzeichnungen schuf. Der Geheimrat ist nicht nur der meistzitierte Autor deutscher Sprache, er war fast hundert Jahre lang auch der meistzensierte. An den Wänden hängen die Arbeiten, die der Maler und Zeichner für das Buch zu Papier brachte. Die Lesung findet im Rahmen der Reihe Der besondere Ort des Thüringer Schriftstellerverbandes statt, gefördert vom Lese-Zeichen e. V. und der Thüringer Staatskanzlei. Bitte vormerken und an mögliche Interessenten weitersagen!“ Die genannten Bücher erschienen beide unter der Ägide von Jens-Fietje Dwars, der im quartus-Verlag insgesamt vier Buchreihen begründet hat, am bekanntesten wohl die Edition Ornament, die gute Texte in Symbiose mit bedeutender Kunst und hervorragender Gestaltung bringt. Ja, und auch die Marginalien, zu deren Redaktion Dwars gehört, werden mittlerweile bei quartus verlegt. Die Lesung zu Ehren von Gerd Mackensen findet am 17. August im Sondershäuser Kunsthaus statt. Hingehn!

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Mi, 24.07.2024

"Under the Neomoon" bei Curious Fox: Isabel Fargo Cole stellt ihre Hilbig-Übersetzungen in Berlin vor.

Neu: Hilbigs „Under the Neomoon“

Es war das insgesamt zweite Buch Wolfgangs Hilbigs (1941–2007), und es ging dem einzigen in der DDR erschienenen Band Stimme Stimme voraus, die Erzählsammlung Unterm Neomond, 1982 bei S. Fischer publiziert. Die Autorin und Übersetzerin Isabel Fargo Cole hat den frühen Prosa-Zyklus des Weltliteraten aus der mitteldeutschen Provinz nun ins Englische übertragen und stellt den Band am Donnerstag, den 25. Juli bei Curious Fox (Lausitzer Platz 17, 10997 Berlin) in Vortrag und im Gespräch mit Axel Wells vor. Der Eintritt für die Lesung in Englisch ist frei, sie beginnt 20 Uhr. Wolfgang Hilbigs literarisches Vermächtnis zählt zum bedeutendsten seiner Generation.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Di, 23.07.2024

Der "Hans Meid Preis" in der Kategorie "Hauptpreis" geht in diesem Jahr zu je gleichen Teilen an Petra Schuppenhauer ("Infantin am Boden") aus Leipzig und Jakob Hinrichs (aus "Traumnovelle") aus Berlin.

Hans-Meid-Preis: Hauptpreise für P. Schuppenhauer und J. Hinrichs

Die Jury der Hans Meid Stiftung hat in ihrer Sitzung am 27. April entschieden, den Hans Meid Preis für das Jahr 2024 in der Kategorie Hauptpreis zu gleichen Teilen der in Leipzig lebenden und arbeitenden Petra Schuppenhauer und Jakob Hinrichs aus Berlin zuzuerkennen. Dies ist der Pressemitteilung auf der Webseite der HMS samt einem Portfolio beider Geehrter zu entnehmen. 

Mit Petra Schuppenhauer, 1975 in Hamburg geboren, zeichnet die Hans Meid Stiftung eine der wohl bedeutendsten Holzschneiderinnen der Gegenwart aus. Ihre flirrenden, vielfarbigen und zum Teil gigantischen Holzschnitte in der verlorenen Form zeugen von einer hohen Kunst des Schneidens und Arrangierens auf den Platten, einem extrem sensiblen Farbgefühl und einer damit ganz eigenen unverwechselbaren Bildsprache. Immer wieder lässt sie sich auch zeichnerisch auf unterschiedlichste Literatur etwa von Hans Christian Andersen oder Kurt Tucholsky ein, wiederholt sich nicht und gibt damit jedem Text eine ganz eigene persönlich-gestalterische Aussage.

Jakob Hinrichs, Jahrgang 1977, überzeugte die Jury durch seine innovativen Übersetzungen literarischer Werke in gestalterisch anspruchsvolle Graphic Novels. Mit Traumnovelle von Arthur Schnitzler, Der Trinker von Hans Fallada und Draußen vor der Tür von Wolfgang Borchert hat Jakob Hinrichs Meisterwerke dieses Genres geschaffen. Durch kongeniale Zeichnungen sowie eine expressive Bildsprache mit starker Farbgebung, den kraftvollen Einsatz von Typographie und einer dynamischen visuellen Dramaturgie sind ihm beeindruckende Gesamtkunstwerke von Text, Illustration und Buchgestaltung gelungen. Die Hauptpreise sind je mit 10.000 Euro dotiert.

Vorstand und Kuratorium der Hans Meid Stiftung freuen sich, mit Petra Schuppenhauer und Jakob Hinrichs zwei ganz unterschiedliche Künstler auszeichnen zu können und damit die Bandbreite aktueller Illustrationskunst mit außergewöhnlicher illustratorischer Leistung vor Augen zu führen.

(André Schinkel/Hans Meid Stiftung/Pressemitteilung)

Mo, 22.07.2024

„Wort im Bild“-Wettbewerb 2024 ... die Preisträger wurden in Klagenfurt juriert, wo auch die Geehrten aus Jahr 2023 in einer Ausstellung gezeigt wurden.

„Wort im Bild“: Die Gewinner 2024

Unter dem Motto „Wir lesen, wir lesen oft. – Worte, – Texte, – Geschriebenes. Doch was ist mit der Bildsprache? – Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“ wurde der internationale Fotowettbewerb Wort im Bild für 2024 zum Thema Literatur zum 12. Mal von der Initiatorin und Fotokünstlerin Eva Asaad ausgeschrieben. Für diesen Wettbewerb waren Fotografinnen und Fotografen gesucht, die sich für ihre Arbeit von einer literarischen Vorlage inspirieren ließen. Welches Sujet (Lyrik, Epik, Dramatik) der Literatur gewählt wurde, war frei. Es durfte maximal eine Einsendung (im Umfang von maximal neun Megabyte) eingereicht werden. Die drei Jurymitglieder Gabriele Rothemann, Bernd Stiegler und Eva Asaad kürten die besten Fotoarbeiten zum Thema. Die drei Erstplatzierten erhielten ein Preisgeld von 800, 500 und 300 Euro, gesponsert von der Firma KELAG. Wort im Bild verbindet die Welt der Literatur mit der Welt der Fotografen und Fotografinnen, diese werden zu Bildpoeten und Bildpoetinnen. Die Jury wählte aus 691 Einsendungen aus 72 Ländern aus. Den ersten Platz gewann Antonio Perez mit seiner Fotoarbeit I’m looking at you, you’re looking at me, inspiriert von Virginia Woolfs epochalem Roman Orlando. Juror Bernd Stiegler schrieb dazu: „Eine gerade angesichts der Buchvorlage kluge ‚Found Footage‘-Arbeit“. Platz 2 belegte Rudolf Neuhold mit seiner Arbeit emotional – abstract, inspiriert von Aaron Willard Stoicism for the Modern Man: Mastering Life’s Challenges With Ancient Wisdom. Die Fotoarbeit Plastic Orphelia von Yasaman Biglari, inspiriert von William Shakespeares Hamlet, gewann den dritten Platz. Die Plätze 4 bis 10 sind: Manfred Krause, Hommage an Erwin Blumenfeld; Muhammad Ali Seyhoon, Voice of a Friend; Michael Grabmeier, The modern nothingness; Faraz Ahanin, Romeo and Juliet; Andrii Bulavka, Les cauchemars; Agata Emma, L’angoisse et l’inquietude und Khrystyna Fedorak, The Soil. Die Bilder sind zu sehen auf der Internetseite des Wettbewerbs. Die Gewinner des 2024er Wettbewerbs wurden zudem bei den Tagen der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt in einer Ausstellung präsentiert.

(Manfred Krause)

So, 21.07.2024

Die "Aschebuch"-Ausstellung Hannes Möllers ist zur Zeit in der Landesvertretung Thüringens zu sehen.

Berlin: „Verlorene Bibliotheken“

Denkwürdig: Noch bis zum 15. August findet in der Thüringischen Landesvertretung in Berlin (Mohrenstraße 64, 10117 Berlin) Hannes Möllers Aschebuch-Ausstellung statt. Grundlage für die Arbeit des in Karben lebenden Künstlers sind die beim Brand von 2004 in der Weimarer Anna Amalia Bibliothek beschädigten und zerstörten Bücher. In einer Mixed-Media-Technik auf Basis von Aquarell- und Gouache-Malerei, in die Kohle, Rußpigmente und Asche der verbrannten Bücher eingearbeitet ist, entstanden etwa vierzig Arbeiten, von denen zwanzig in Berlin ausgestellt sind. Im Studienzentrum (auch als „Bücherkubus“ bekannt) der ehrwürdigen Bibliothek am Weimarer Platz der Demokratie hängen im Übrigen dauerhaft fünf große Bilder der Serie. „Der Zyklus ist ein Teil meines Bibliotheken-Projekts“, so schreibt Hannes Möller, „in dem ich mich schon seit 2007 künstlerisch mit Büchern beschäftige. Dabei geht es mir weniger um deren Inhalte. Die Geschichten, die meine ‚Bücher‘ erzählen, entstanden durch Spuren, die eine oft jahrhundertelange Nutzung hinterließen: Zerkratzte Buchrücken, abgerissene Buchdeckel, auseinandergebrochene Buchblöcke. Bände mit Brandspuren und gänzlich verbrannte Bücher ergänzen meine imaginäre Bibliothek.“ Das dreiteilige Projekt ergibt so eine Hommage an die verlorenen Bibliotheken. Der künstlerische Triptychon teilt sich dabei in die Segmente Aschebuch, eben Die verlorene Bibliothek und Solitaire. Der Brand in der Anna Amalia gehört zu den größten Kulturgut-Katastrophen der jüngeren Geschichte des Freistaats. Die Bemühung um die Rettung der Schätze ist begleitet von den fragilen Kunstwerken Möllers. Weiter heißt es: „Von Anfang September bis Ende Oktober findet in Norddeutschland im Emslandmuseum Clemenswerth eine Ausstellung statt, in der ich Arbeiten aus den drei Zyklen Solitaire, Die verlorene Bibliothek und Brandbücher | Aschebücher zeige.“ Alle wichtigen Informationen zur Arbeit von Hannes Möller finden sich auf seiner Website.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Sa, 20.07.2024

Büchnerpreis 2024: Oswald Egger. | © CC BY-SA 4.0

Georg-Büchner-Preis für Egger

Der Georg-Büchner-Preis des Jahres 2024 geht an Oswald Egger. Der aus Südtirol stammende Dichter, der die Staatsbürgerschaften Deutschlands, Österreichs und Italiens besitzt, wird zu Anfang November in der Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt mit dem renommiertesten deutschen und mit 50.000 Euro hoch dotierten Literaturpreis geehrt. Die Akademie-Jury ehrt unter anderem den völlig eigenen Umgang Eggers in der Beschreibung der Natur und ihrer Prozesse, was ihn zu einem der führenden Vertreter des gegenwärtig beachteten Nature writing in der Lyrik. Der 1963 in Tscherms in der Nähe von Meran geborene Egger publiziert seine Werke vorwiegend beim Berliner Suhrkamp-Verlag, zahlreiche kleinere Verbünde und Zyklen seiner Texte erschienen auch bibliophil und in schönen Ausgaben in kleineren Editionshäusern. Die Kritik lobt dabei Oswald Eggers Changieren in der Sprache, die einen weiten Bogen zwischen Dichterpriestern wie Hölderlin und Rilke und zugleich Sprachneuerern wie Ernst Jandl oder Friederike Mayröcker aufspannt.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Fr, 19.07.2024

"Die Farben der Freude" vom 31.07. bis zum 30.09. im Ratshof Halle. Mit dabei: Künstler Axel Lisso ("Afrika in Bernburg") und auch Jürgen Junge ("Traumbild").

Kunst aus Neinstedt: „Die Farbe der Freude“ im Ratshof Halle

Am Mittwoch, dem 31. Juli 2024, wird die Ausstellung Die Farbe der Freude mit den Arbeiten der Gruppe „Malwerk“ im Ratshof zu Halle (Marktplatz 1, 06108 Halle an der Saale) eröffnet, wie die Evangelische Stiftung Neinstedt, gelegen am Nordostrand des Harzes in der Nähe von Thale, mitteilt. Bis zum 30. September können die Arbeiten im Foyer der ersten Etage des zentralen Gebäudes im Herzen der Saalestadt angesehen werden. Wöchentlich treffen sich Menschen zum Inklusionsprojekt „Malwerk“ in Wernigerode. Unter der künstlerischen Leitung von Maler, Zeichner und Lyriker Korvin Reich gestalten Bewohnerinnen und Bewohner mit Behinderung aus den Häusern des Guten Hirten, einem Bereich der Evangelischen Stiftung Neinstedt, und unter anderem Studierende der Hochschule Harz gemeinsam Werke zu verschiedenen Themen. Sich selbst in Form und Farbe auszudrücken, eine Idee oder Empfindung Gestalt werden zu lassen, miteinander in Austausch zu kommen, voneinander zu lernen und einfach eine gesellige Zeit der Teilhabe zu erfahren – all das ist gelebte Inklusion in diesem Projekt. Karsten Noack ist der verantwortliche Mitarbeiter der Evangelischen Stiftung Neinstedt für das Projekt. Er erläutert den Hintergrund des Projektes: „Für Menschen mit geistigen Einschränkungen ist es noch schwieriger, gesellschaftliche Teilhabe zu erfahren. Es gibt wenige Ereignisse in ihrem Leben, in denen sie öffentliche Würdigung oder Anerkennung erhalten. Dennoch sind sie aktiv, setzen sich ein, wirken und prägen ihr Umfeld mit.“ Axel Lisso ist einer der Künstler, der in Halle seine Bilder präsentiert. Er berichtet: „Es macht mir sehr viel Spaß, weil sich immer viele Menschen zum Malen treffen. Es ist mein Hobby, und alle sagen, dass ich ein richtiger Künstler bin.“ Besser kann man es nicht formulieren. Die Arbeit des mittlerweile überregionalen Projekts wird gefördert durch „Aktion Mensch“. Die Schau ist Mo und Mi 08 bis 16, Do von 09 bis 18, Fr von 09 bis 15 Uhr und Sa von 09 bis 12 Uhr geöffnet. Tipp!

(André Schinkel/Evangelische Stiftung Neinstedt)

Do, 18.07.2024

Oktober: "XL. FISAE-Kongress" in Palma de Mallorca.

FISAE: 400. Newsletter erschienen

Soeben ist der 400. digitale Newsletter-Rundbrief der FISAE aus der Feder von Klaus Rödel erschienen, das Exlibris-Wesen in Europa, nein, an sich weltweit mit einer Reihe Schlaglichter auf Europa (schließlich ist die FISAE im Herzen des Kontinents beheimatet: Rödel, der Verfasser der Rundbriefs, ist im dänischen Frederikshavn, wo sich bis vor kurzem einer der größten Exlibris-Sammlungen befand, zu Hause) in allen Facetten beleuchtend. Standesgemäß wie überblicksbewusst ist die Ausgabe Nummer 400 des digitalen Infoblatts zu allen Belangen der Exlibris-Kunst und -Sammelleidenschaft und die nationalen Exlibris-Gesellschaften koordinierend und verbindend, ein Register aller Rundbriefe vom ersten bis in die unmittelbare Gegenwart. Es finden sich darin, namentlich in den jüngeren Ausgaben, auch immer wieder Würdigungen für die Marginalien, die Zeitschrift für Buchkunst, Bibliophile und Grafik der Pirckheimer-Gesellschaft, deren Heft 253 (2024/2) eben erschien, während die Redaktion bereits an Ausgabe 254, die wiederum, soviel sei verraten, wieder delikat gefüllt sein wird, baut und wirkt. In den seit 2021 erscheinenden und digital verschickten FISAE-Kompendien hat sich zugleich soviel Info-Content angefunden, dass auch das Register jeweils nur mit den wichtigsten Beiträgen des jeweiligen Rundbriefes hantieren kann. Mithin ein schöner Beweis, dass die Szene, bei allen Zumutungen der letzten Jahre wie der Jetztzeit, lebendig ist. Die nächste große Aktion ist der FISAE-Kongress in Palma de Mallorca im Herbst.

(André Schinkel)

Mi, 17.07.2024

Aus Anna Artakers KI-Zyklus "Conversation Pieces".

KI-Druckprojekte in Kunstmühle

Es ist zuweilen, auch in dieser wurstförmigen Zeit, nicht alles so derbe, dass man nicht auch dem Ablicht der digitalen Revolution doch das eine oder andere Gran Schönes entnehmen könnte. So berichten die Betreiber der Neuhauser Kunstmühle in ihrem neuesten Rundschreiben von ihren, im Verbund mit einigen ihrer Künstlerinnen und Künstler betriebenen, Versuchen, Druckgrafik und KI in eines zu bringen. Mit, in der Tat, auch wenn sich das Herze des dem Händischen Zugetanen noch eine Weile entgegenstemmen mag, faszinierenden Resultaten. Die Neuhauser Mühlenbetreiber Elisabeth und Nikolaus Topic-Matutin schreiben dazu: „… vor ein paar Tagen haben wir die ersten drei Editionen, die im Kontext unseres Digitalprojekts in Zusammenarbeit mit dem Verein DruckKunst entstanden sind, im Netz vorgestellt. Für solche Druckprojekte, die auf der Grundlage überlieferten Kunsthandwerks neue Wege suchen, haben wir in unserer Website eine eigene Kategorie eingerichtet: Hier finden Sie alle Bilder des fertigen Zyklus Conversation Pieces von Anna Artaker und eben auch die ersten drei Editionen von Markus Wintersberger. In diesen Blättern kreuzen sich viele Wege: Zwei -und dreidimensionale digitale Strukturen wurden mit dem Fine-Art-Printer verarbeitet, digital weiterentwickelt, vom Laser auf eine lithografische Zinkplatte übertragen und in herkömmlicher Weise als Flachdruck auf ein speziell geeignetes Büttenpapier gedruckt. Diese Elemente durchmischen sich wie in der klassischen Farblithografie. Handelt es sich hier um digitale Strukturen und Techniken des Flachdrucks, so werden sich in unseren nächsten Projekten klassische Handzeichnung und digitale Welten mischen und den Weg in den Tiefdruck und den Hoch- und Prägedruck erweitern. Einstweilen aber ist es Sommer. Genießen wir die Tage!“ Dem ist nur wenig hinzuzufügen. Die Resultate des Projekts finden sich hier. Man sehe und staune.

(André Schinkel)

Di, 16.07.2024

"Kafkas Hut" – Rainer Ehrt stellt in Magdeburg aus.

„Kafkas Hut“ in Magdeburg: Schau mit den Arbeiten von Rainer Ehrt

Es ist ein guter Ort, Rainer Ehrt auszustellen, das Fabularium in Magdeburg (Breiter Weg 10a, 39104 Magdeburg). Das Fachgeschäft für wohltemperierte Buchstaben (so der eloquent-schöne Seitentitel der Einrichtung) im Herzen der ehrwürdigen Ottostadt, die im September auch das 51. Jahrestreffen der Pirckheimer-Gesellschaft beheimaten wird, zeigt unter der Sigle Kafkas Hut neue Arbeiten von Künstler und Pirckheimer-Freund Rainer Ehrt: Zeichnungen, Grafiken und Künstlerbücher. Die Titelei flankiert den Umstand, dass 2024 ein Franz-Kafka-Jahr ist, des großen Prager Erzählers (1883–1924), ohne den die Weltliteratur des zwanzigsten Jahrhunderts anders aussähe, Todestag jährt sich zum 100. Mal ... Die Ausstellungseröffnung im Geschäft in der Grünen Zitadelle zu Magdeburg findet am Freitag, 19. Juli 2024 um 19 Uhr statt, es spricht dazu Pirckheimer-Freundin Sigrid Wege, die zugleich der Schwestergesellschaft vor Ort, dem Verein der Bibliophilen und Grafikfreunde »W. Pirckheimer« e. V., vorsteht. Musikalisch begleitet wird die Vernissage von Carola Perlich am Akkordeon. Rainer Ehrt, der 1960 in Elbingerode im Oberharz geboren wurde und von 1981 bis 1988 an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle (Saale) studierte, ist in zweifacher Hinsicht ein Landeskind Sachsen-Anhalts; er lebt und arbeitet heute in Kleinmachnow südwestlich von Berlin, sein Werk wurde vielfach beachtet und geehrt, so mit dem Brandenburgischen und dem Kunstpreis der Stadt Wernigerode. Die Ausstellung im Fabularium ist von Montag bis Freitag 10 bis 18 Uhr und am Sonnabend von 10 bis 16 Uhr bis zum 18.09. zu sehn.

(André Schinkel) 

Mo, 15.07.2024

Heike Bogenberger stellt seit 13.07. Fotografien aus.

Heike Bogenberger: Im Augenblick

Am letzten Samstag, den 13. Juli 2024, wurde die Sonderausstellung im AugenBlick mit Fotografien der Regensburgerin Heike Bogenberger (die auf der Abbildung im Selbstporträt zu sehen ist) im Literaturarchiv Sulzbach-Rosenberg e. V. (Rosenberger Str. 9, 92237 Sulzbach-Rosenberg), die noch bis zum 13. Dezember des Jahres zu sehen ist, eröffnet. Die Künstlerin porträtiert darin Schriftstellerinnen und Schriftstellern mit der analogen Kamera. Der Reiz des Augenblicks, das Unumkehrbare prägt ihre Arbeiten. Behutsam nähert sie sich den schreibenden Künstlern an, mal in Schwarzweiß, mal in Farbe. Quer durch die Literaturlandschaft bildet sie mit ihren fotografischen Begegnungen namhafte und weniger bekannte Autoren und Autorinnen ab. Im Zuge dieser Arbeit entstand ein so umfangreiches wie auch berührendes Archiv an Autorinnen und Autoren, die die Gegenwart auf die eine oder andere Weise prägten oder prägen. Auch einige bildende Künstler und Filmemacher, Kritiker und sonst kulturell Tätige finden sich in der umfassenden Bilderbank, die auch im Internet verfügbar ist. Die Ergebnisse sind nun in der Exposition zu sehen. Die Ausstellung ist von Dienstag bis Freitag von 10 bis 17 Uhr, am Sonntag von 14 bis 17 Uhr (mit Ausnahme von Feier- und Brückentagen) zu sehen. Ihre Liebe zur Fotografie entdeckte Heike Bogenberger (*1978) bereits als Jugendliche, während ihrer Studienzeit begann sie sich sehr intensiv damit zu befassen. Sie arbeitete unter anderem mit ihren Lehrern Michael Jochum und Katharina Sieverding an gemeinsamen Projekten. Ihre Arbeiten wurden mehrfach in Deutschland und Österreich präsentiert.

(André Schinkel/Pressemitteilung)