Pirckheimer-Blog

Nachruf

Do, 12.09.2024

Die Pirckheimer-Gesellschaft trauert um ihr letztes Gründungsmitglied: Am 03.09. starb Udo Mammen im Alter von 94 Jahren. Die Trauerfeier für Mammen findet am 16.09. im Gleimhaus in Halberstadt statt.

Pirckheimer-Gründungsmitglied: Verein trauert um Udo Mammen

Die Pirckheimer-Gesellschaft trauert um ihr letztes Gründungsmitglied: Udo Mammen (1930–2024) ist am 03. September gestorben. Mammen wurde am 24. Juli 1930 im ostfriesischen Esens geboren, er war als Lehrer und Fachschullehrer in Kunrau in der Altmark, in Halberstadt, wo er seit 1958 lebte, und Quedlinburg tätig, bis 1992 als zweiter Direktor der Medizinischen Fachschule in der späteren Welterbestadt. Seinerzeit las er von der bevorstehenden Gründung der Pirckheimer-Gesellschaft, wandte sich an das Gründungskomitee und wurde nach Berlin eingeladen, wo er am 29. Januar 1956 die Gesellschaft mit aus der Taufe hob. Von diesem Ereignis berichtet auch die Schrift Jubelrufe aus Bücherstapeln, die 2006 aus Anlass des fünfzigsten Gründungsjubiläums der Gesellschaft erschien. Auch in den Marginalien wurde Mammen gewürdigt (Heft 184). Im Unruhe-Stand entwickelte Udo Mammen noch einmal ein umfangreiches publizistisches Wirken, über 200 Beiträge, darunter mehr als 40 Aufsätze, erschienen von ihm in der Altmark-Zeitung des Uelzener Pirckheimer-Freunds Horst Hoffmann. Die Trauerfeier für Udo Mammen mit anschließender Beisetzung auf dem städtischen Friedhof findet am 16. September um 11 Uhr im Gleimhaus seiner Wahlheimatstadt statt, ein gemäßer Ort, dem er verbunden war. Es sei auch erwähnt, dass sein Sohn Ubbo Mammen, der in Halle lebt, am Tag nach dem Ableben seines Vaters dessen Mitgliedschaft übernommen hat. Eine ausführliche Würdigung Udo Mammens ist für die Marginalien 255 geplant.

(André Schinkel)

Sa, 03.08.2024

Uwe Grüning (1942–2024) ist tot. | © Franko Martin

Neumark: Trauer um Uwe Grüning

Wie erst vor kurzem bekannt wurde, ist der Autor, Nachdichter und Politiker Uwe Grüning (1942–2024) bereits am 23. Juli 2024 in seinem letzten Heimatort, dem sächsischen Neumark, gestorben. Der in 1942 in Pabianice bei Łódź Geborene wuchs bei Hohenstein-Ernstthal und Glauchau auf, er studierte und promovierte an der TU Ilmenau und war ab 1982 als freier Schriftsteller, Übersetzer, Herausgeber tätig, seine Gedichte, Erzählungen und Romane, aber auch seine Sammelausgaben etwa zur tschechischen Lyrik erzielten hohe Auflagen. 1990 war Uwe Grüning Mitglied der letzten Volkskammer der DDR, danach für drei Legislaturen Mitglied des sächsischen Landtags, wo er zur CDU-Fraktion gehörte. Er war Gründungsmitglied der Sächsischen Akademie der Künste, die sich ihm in Kürze mit einem ausführlicheren Nachruf widmen wird. Viele Künstler berufen sich auf seine Anregerschaft, so u. a. Henrik Schrat, der ihm in Greiz begegnete (vergleiche sein Porträt im nächsten Heft der Marginalien). Vor allem Uwe Grünings strenge Dichtkunst galt als formvollendet.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Di, 09.07.2024

Der Enkel wie auch Hüter des Nachlasses von Käthe Kollwitz, Dr. Arne Kollwitz ist, wie erst jetzt bekannt wurde, am 25.06.24 gestorben. | © Armin Schubert

Berlin: Trauer um Arne Kollwitz

Der viele Jahre als Arzt in leitender Funktion am Franziskus-Krankenhaus in Berlin-Charlottenburg tätige Enkel und Hüter des Nachlasses von Käthe Kollwitz, Arne Kollwitz (1930–2024), ist, wie erst jetzt bekannt wurde, bereits am 25. Juni im Alter von 94 Jahren gestorben. Mediziner wie sein Vater und Großvater, wurde er auch als vehementer Streiter für das Werk seiner Großmutter (1867–1945) bekannt, etwa, als es darum ging, ob ihr Werk auch in Berlin (West) weiter gewürdigt sein soll. „Meine Großmutter war eine wagemutige Frau“, so liest man es in einem seiner Interviews (2017) zur Thematik. Auch mit der Pirckheimer-Gesellschaft und den Bücherkindern Brandenburg war Kollwitz verbunden (vgl. die Abbildung, 2. v. r.): „Ich bin sehr traurig“, schreibt Pirckheimer-Freund Armin Schubert in seiner Traueradresse an das Kollwitz-Museum, „und danke ihm sehr für die Unterstützung bei einer Ausstellung und bei Aktionen der Jugendlichen, die an Käthe und Peter Kollwitz erinnerten.“ Arne Kollwitz hatte die Galerie Sonnensegel e. V. in Brandenburg an der Havel besucht und im Verbund mit dem Museum auch die Arbeit der Bücherkinder gefördert. 

(André Schinkel)

Fr, 28.06.2024

Harald Kretzschmar ist gestorben. | © CC BY-SA 3.0

Trauer um Harald Kretzschmar

Traurige Nachrichten aus Brandenburg: der weithin bekannte Karikaturist Harald Kretzschmar (1931–2024) ist gestern (27.06.), wie Künstlerkollege und Pirckheimer-Freund Rainer Ehrt mitteilt, in seinem Haus in Kleinmachnow gestorben. Kretzschmar, der auch als Grafiker und Feuilleton-Autor bis ins hohe Alter aktiv war, ist vor allem als Porträtkarikaturist bekannt geworden; er zählte zu den bekanntesten Karikaturisten der DDR. Nach dem Abitur in Dresden studierte der gebürtige Berliner 1950 bis 1955 an der Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB) in Leipzig. Seitdem arbeitete er freischaffend. 1955 kam er zum Eulenspiegel wo er bis 1991 zum festen Zeichnerstamm gehörte. Dort betrieb er unter anderem die Kolumne für Porträtkarikatur auf der seit dem Jahr 1958 bestehenden Kulturseite. Auch übte sich Kretzschmar im Verfassen von Porträt-Essays, von Glossen und Kunstkritiken; später kam eine Reihe von Buchveröffentlichungen zu seinem Werk dazu. Im Verband Bildender Künstler der DDR organisierte er als erster Vorsitzender der Zentralen Sektionsleitung Karikatur bedeutende Ausstellungen und das als nationale Karikaturensammlung der DDR gedachte, weithin renommierte Satiricum Greiz. Neben den Presse-Veröffentlichungen trat Grafik und Acrylbildern hervor. Zu diversen Gelegenheiten war Harald Kretzschmar zudem ein überaus gefragter Schnellporträtist. Auch seiner Wahlheimat seit 1956, Kleinmachnow, setzte er mit dem Porträt-Buch Paradies der Begegnungen (2008). Eine Würdigung Harald Kretzschmars als Künstler und Mensch wird sich in der nächsten, der Herbst-Ausgabe der Marginalien finden. 

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Do, 30.05.2024

Heinz Zander ist tot. | © by Stadtverwaltung Erfurt

Nachruf: Trauer um Heinz Zander

Heinz Zander (1939–2024), großer Maler und Grafiker der Leipziger Schule, der auch als Autor reüssierte, ist tot. Wie erst vor wenigen Tagen bekannt wurde, starb er am 15. Mai 2024 nach längerer Krankheit in Leipzig. Anlässlich seines im Herbst anstehenden 85. Geburtstags wird gerade eine umfangreiche Auswahl aus seinem den Mythologien und dem Realismus gleichsam verpflichteten Werk im Erfurter Angermuseum gezeigt (der Blog berichtete). Pirckheimer-Freund und Zander-Kenner Peter Arlt schrieb dazu im Neuen Deutschland. Von ihm stammt auch der in der gestrigen Ausgabe der Zeitung erschienene Nachruf. Die Ausstellung in Erfurt, die nun als Retrospektive zugleich zur Hommage wird, ist noch bis zum 28. Juli des Jahres zu sehen. Die Kunstwelt verliert mit dem Meister Heinz Zander einen akribisch-eigentümlich-einzigartigen Magier seiner Fächer.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Sa, 25.05.2024

In Alice Munros Büchern baden ... | © by CC BY-SA 2.0

Mai: Erinnerung an Alice Munro

In ihrer Heimat Kanada ist sie so berühmt, dass ganze Bibliotheks- und Buchhandlungswände nur aus ihren Werken bestehen: Die Literaturnobelpreisträgerin von 2013, Alice Munro (1931–2024), starb am 13. Mai still, sie war schon lange verstummt; aber ihre 150 Erzählungen vor allem werden es sein, die sie auch fortan zum festen Bestand der angelsächsischen Literatur zählen lässt. In den englischsprachigen Ländern war Munro eine Bestsellerautorin, zugleich eine Meisterin des Stils der Novelle wie der Short Story. Die hohe Ehrung für sie kam spät, viele meinen, zu spät, und sie verwehrte wohl zugleich auch die Auszeichnung der zweiten, ebenso großen Erzählerin aus Kanada, Margaret Atwood, die den Nobelpreis auch längst und zwingend bekommen haben müsste. Das wird nun wohl nicht mehr geschehen, aber es ist genausowenig Alice Munro, die eine diebische Vorliebe für verzwickte Geschichten hatte, anzulasten ... Als Buch des Monats möge im Mai Munros letzte Sammlung Dear Life stehen, im Original 2012, in deutscher Übersetzung unter dem Titel Liebes Leben 2013 bei S. Fischer erschienen: 14 Erzählungen, in feiner Meisterschaft vereint.

(André Schinkel)

Mi, 01.05.2024

Paul Auster. | © by David Shankbone (via CC-BY 3.0)

New York: Trauer um Paul Auster

In memoriam Peter Demetz (1922–2024), too.

Diese Nachricht, auch wenn man sie befürchtete schon, erschüttert den literarischen Globus: Paul Auster (1947–2024) ist tot. Er starb am gestrigen 30. April in seiner Wahlheimatstadt New York, die auch für sein Werk, etwa 30 Bücher, die in 40 Sprachen übersetzt wurden, prägend war. Seinem Debüt 1982 unter seinem Klarnamen (er hatte zuvor bereits unter zwei Pseudonymen publiziert), das sich distanziert mit dem Tod seines Vaters auseinandersetzte, folgte von 1985 bis 1987 der Ruhm in Gestalt der Bände seiner New-York-Trilogie nicht ganz auf dem Fuß, Austers experimentelle Krimis waren zunächst 17-mal abgelehnt worden, erst ein kleines Publishing House erbarmte sich. Aber von da an war es nicht mehr aufzuhalten: Es folgten weitere Großwerke wie Leviathan (1992) und Mr. Vertigo (1994) bis hin zu Invisible (2009) und dem 1.250-Seiten-Klopfer 4 3 2 1 (2017) und seinem finalen Buch, dem schmalen und höchstgradig persönlichen, sprichwörtlich mit den letzten Dingen befassten Baumgartner (2023). Es zeigt den verlöschenden Erzähler noch einmal auf der Höhe seiner einzigartigen Gabe. Austers narrative und erwägende Motivik beschäftigt sich mit den Gegensätzen von natürlicher und symbolischer Ordnung, darin ist er als Romancier, Novellist und Dramatiker wie Essayist intentionell den Transzendentalisten (Thoreau und Hawthorne) des vorletzten Jahrhunderts ähnlich und transformiert diese Denk- und Interpretationsansätze in unsere Zeit. In zweiter Ehe war Paul Auster mit Siri Hustvedt (*1955) verheiratet, die selbst eine überaus erfolgreiche Romanautorin ist. Die Gegenwart verliert mit Paul Auster einen ihrer größten Erzähler.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

So, 07.04.2024

Peter Sodann in seiner Bibliothek – der bundesweit bekannte Künstler und Sammler starb am 05. April 87-jährig in Halle. | © by Jörg Blobelt (CC BY-SA 4.0)

Halle: Trauer um Peter Sodann

Der national bekannte Schauspieler, Film- und Theatermann Peter Sodann ist tot. Er starb am 05. April 2024 im Alter von 87 Jahren in Halle, der Stadt, die ihm lange ambivalent geliebte Wahlheimat war und die ihm, Ehrenbürger der Stadt seit 2005, in ebensolcher Liebe verbunden war und blieb. Sodann, der in den 1980er Jahren in der Saalestadt die Kulturinsel mit ihrem Kern, dem neuen theater, ausgehend von einem besetzten Kinosaal in der Innenstadt, aufbaute und jahrzehntelang deren Intendant war, wurde auch berühmt als Tatort-Kommissar in der Rolle des Bruno Ehrlicher, der an der Seite von Bernd Michael Lade in Dresden und Leipzig ermittelte. Und: Der gebürtige Sachse Sodann war auch ein Mann des Buches. Seit 1990 sammelte er die Buchbestände aus DDR-Produktion, um sie nach eigener Aussage der Nachwelt zu erhalten. Zuletzt war die auf über zwei Millionen Exemplare Bestand angewachsene Peter-Sodann-Bibliothek in Staucha in der Nähe seiner Geburtsstadt Meißen, wo er nach seiner Abberufung als nt-Intendant auch lebte, beheimatet; eine Genossenschaft soll den Fortbestand der Sammlung sichern. Mit Peter Sodann verliert die Welt einen streitbaren und unbequemen Geist, der, aus der Arbeiterschaft stammend, für die Kunst brannte und auch politisch, wo er durchaus hart anzuecken wusste (für seine Haltung saß er in der DDR zehn Monate in Haft; seine Kandidaturen für den Bundestag und das Bundespräsidenten-Amt waren nicht unumstritten), aktiv war ... Zuletzt war Sodann als Schauspieler in Andreas Dresens Biopic Gundermann zu sehen. Er hinterlässt vier erwachsene Kinder. Als Mitglied der Pirckheimer-Gesellschaft dürfte er wohl mithin das größte Sammelgebiet samt riesigem Bestand besessen haben.

(André Schinkel)

Do, 14.03.2024

Soeben erschien die 252. Ausgabe der "Marginalien", der Zeitschrift der Pirckheimer. | © Katrin Aepler

Marginalien: Heft 252 erschienen

Frisch zur Leipziger Buchmesse und zum morgen anstehenden Tag der Druckkunst auf den Tisch kommt die neue Ausgabe der Marginalien, Heft 252 (2024/1). Üppig ist, was Chefredakteur Till Schröder mit seiner Crew zusammengebaut hat: Um Künstlerbücher und was das denn sei, geht es im Startheft des neuen Jahrgangs, um Shakespeare, Gerd Sonntag, Matthias Gubig, um Abecedarien, um Grandville, antike Kräuterbücher und um Lug und Trug und Hinterlist, aufs Buch beklopft und editorisch besehen. Die Typografische Beilage ist als de facto Sündenregister mit den Letternteufelchen von Typografiegroßmeister Albert Kapr gespickt; und die Originalgrafische Beilage ist in zwei Ausführungen ein Ereignis: Kein Geringerer als der Maître Rolf Münzner, der in je 325 Stücken Schablithografien beisteuerte, um die Ausgaben mit dem Ruch der großen Kunst zu füllen, ist da in den Heften der Mitglieder der Pirckheimer zu finden! Kathrin Nitzschkes Beitrag würdigt den bewegten, schweren Weg von Gert und Alfred Eberlein in und aus der DDR. Das Heft wird beschlossen mit Rezensionen, Pirckheimer-Nachrichten, der Einladung zum Jahrestreffen in Magdeburg (13. bis 15.09.2024) sowie den Nachrufen auf Elke Lang und Bernd-Ingo Friedrich.

(André Schinkel)

Mi, 28.02.2024

Ruth Wolf-Rehfeldt (unten rechts) ist gestorben. Ihr Werk wird u. a. vom Verlag Lutz Wohlrab gepflegt.

Trauer um Ruth Wolf-Rehfeldt

Ihr Ruhm begann spät, aber nachhaltig – erst mit 85 Jahren wurde Ruth Wolf-Rehfeldt (1932–2024) mit ihrer Type-Art, kunstvollen Bild- und Letternarrangements, mit der Schreibmaschine getippt, von einem größeren Publikum wiederentdeckt. Da war ihr Mail-Art-Wechsel, angeregt durch ihren Mann Robert Rehfeldt (1931–1993), schon durch die ganze Welt gekommen. 2021 wurde die gebürtige Sächsin mit dem Gerhard-Altenbourg- und 2022 mit dem Hannah-Höch-Preis geehrt. Eine Auswahl ihres Werks erschien nach einer großen Retrospektive im Weserburg-Museum in Bremen in zwei Buchausgaben bei Lutz Wohlrab. 2017 nahm Ruth Wolf-Rehfeldt, die ihre künstlerische Arbeit bereits um 1990 erheblich reduziert hatte, an der documenta 14  in Kassel teil. Wie ihre Galerie vermeldet, starb sie am 26.02. in ihrer langjährigen Wahlheimat Berlin.

(André Schinkel/Pressemeldung)

Mi, 07.02.2024

Helga Paris – hier porträtiert von Nobert Kaltwaßer (Serie "Fotografen vor ihren Bildern"), ist gestorben.

Berlin: Trauer um Helga Paris

Die Fotografin Helga Paris (1938–2024), bekannt geworden als eigensinnige und unbestechliche Dokumentaristin des Alltags in der DDR, ist am 05. Februar in ihrer Wahlheimatstadt Berlin, in der sie mehr als ein halbes Jahrhundert den Prenzlberg bewohnte, gestorben. Die gebürtige Pommerin, die 1961–1974 mit dem Maler Ronald Paris verheiratet war, hatte bereits vor Jahren ihren Vorlass, der 230.000 Negative umfasst, an die Berliner Akademie der Künste gegeben. Berühmt wurden ihre Porträts von Werktätigen, aber auch der alternativen und Punkszene in den 80ern sowie eine Serie Selbstbildnisse – nach dem anfänglichen Verbot einer Ausstellung mit Fotografien der dem Verfall preisgegebenen Stadt Halle avancierte das daraus resultierende Buch Diva in Grau, vermehrt um die Texte zahlreicher Autoren der Ära, in der Wendezeit zum Kultobjekt. Die Original-Ausgabe des Bands ist bis heute gesucht, Nachauflagen folgten 1993, 2000 und 2006. Helga Paris wurde 85 Jahre alt – ihre stille und zugleich große Künstlerschaft war legendär. 

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Mi, 24.01.2024

Berlin · Halle: Trauer um Elke Erb

Trotz ihres mehr als sechs Jahrzehnte währenden Werks und entgegen dem Gebaren so mancher, die es immer schon wussten, war Elke Erb (1938–2024) eine Spätentdeckte. Ihren ersten Literaturpreis erhielt sie im Alter von 50 Jahren und nicht in der DDR, in der sie unbeirrt und in einer Nische aus Widerborst und Gerechtigkeit erst an der Seite von Adolf Endler, dann allein ‚ihr Ding‘ machte ... Immerhin war es der Huchelpreis, den sie für Kastanienallee, 1987 bei Aufbau erschienen, bekam. Nach der Wende wählte sie den Weg über die kleinen und schönen Verlage, Urs Engeler etwa, den Poetenladen Verlag, in denen ihr umfängliches und ganz und gar eigenständiges Werk erschien. In den renommierten und angemessenen Suhrkamp-Verlag trat sie erst spät ein, 2021, mit Das ist hier der Fall, einer Auswahl für die BS – sicher auch der Vergabe des Büchnerpreises geschuldet, den sie dreißig Jahre zu spät, aber immerhin bekam. Und die es schon immer wussten, sie hatten ja auch recht. In der Lyrik- und alternativen Szene war die Erb immer eine Große, von Anfang an. Ihre launige Anwesenheit auf diesem sich vom Licht wegdrehenden Planeten wird fehlen, es bleiben uns ihre mit ihren Texten bekauzten Bücher, denen zu wünschen ist, dass man sie auch fürderhin sammelt und ehrt, auch das immerhin. Am 22. Januar starb Elke Erb, kurz vor ihrem 86. Geburtstag. 

(André Schinkel)

Sa, 20.01.2024

Elke Lang (1942–2024) | © bei Marcel Gäding (MOZ)
Elke Lang, hier bei einem Galeriegespräch im April 2023 in Chemnitz, pflegte das Erbe von Lothar Lang und war u. a. als Autorin und Herausgeberin aktiv.

Grünheide: Trauer um Elke Lang

Unsere Pirckheimer-Freundin Elke Lang ist, wie die Märkische Oderzeitung gestern mitteilte, am 16. Januar im Alter von 81 Jahren gestorben. Mit Elke Lang (1942–2024) verliert die Pirckheimer-Gesellschaft eine engagierte Mitstreiterin und Sammlerin, die das Erbe ihres Mannes Lothar Lang (1928–2013) fürsorglich pflegte, aufarbeitete und bewahrte, sich zugleich einmischte als Essayistin und Rezensentin im Pirckheimer-Blog wie in den Marginalien, zu Sommerfesten in den idyllischen Künstlerort Grünheide bei Berlin einlud und so vielen Pirckheimern nah und vertraut war. Auch als Autorin der MOZ war sie beliebt und hoch geachtet. Die in Sachsen Geborene wurde und arbeitete zunächst als Lehrerin, ging mit der Berufung Lothar Langs nach Museum Schloss Burgk mit ihm ins Thüringische und war eine wichtige Zeitzeugin, was die Kulturgeschichte der letzten Jahrzehnte auch im Hinblick auf die Künstlerszene der DDR und ehemaligen DDR im Allgemeinen und der Gesellschaft im Speziellen bedeutet. In ihren späteren Jahren war sie immer wieder in die kulturellen Belange Brandenburg-Berlins involviert. Unter anderem gab sie die Erinnerungen Lothar Langs 2009 bei Faber und Faber in Leipzig und 2021 den Briefwechsel zwischen Carlfriedrich Claus und Lang heraus. In der kommenden, sich im Satz befindenden Ausgabe der Marginalien (Heft 252) ist sie mit ihren zwei jüngsten Texten vertreten. Der Tod dieser klugen und agilen Frau kommt für viele der Mit-Pirckheimer unerwartet und trifft die, die sie kannten und schätzten, schmerzlich.

(André Schinkel)

Bernd-Ingo Friedrich (2019) | © bei Hagen Schnauss

Bernd-Ingo Friedrich gestorben

Bereits am 09. Januar starb der Autor und Kulturhistoriker Bernd-Ingo Friedrich (1952–2024) in seiner Heimatstadt Weißwasser. Friedrich, der auf ein bewegtes, durch äußere Verwerfungen teils tragisches Leben zurückschaute, galt als ein streitbarer Intellektueller und Bibliophiler sowie als ausgewiesener Spezialist für die Epochen von Aufklärung und Biedermeier – seine Forschungen zu Fürst Hermann von Pückler-Muskau (1785–1871), Leopold Schefer (1784–1862) und Heinrich Stieglitz (1801–1849) setzten Standards. Ein Teil seiner Exegesen zur Buchkunst erschien auch in Publikationen der Pirckheimer-Gesellschaft wie auch in den Marginalien (dort vorrangig in den ersten anderthalb Jahrzehnten des dritten Jahrtausends). Die Resultate seiner weitgefassten Kultur-Interessen erschienen in den unterschiedlichsten, inhaltlich zum Teil geradezu diametralen Medien.

(André Schinkel/Pressemeldung) 

Mo, 08.01.2024

Harry Oberländer ist gestorben. | © Alex Englert/EF

Trauer um Harry Oberländer

Er galt in der Kollegenschaft und letztlich Nachfolge von Paulus Böhmer und Werner Söllner als eine der guten Seelen des Mousonturms in Frankfurt am Main und dürfte vielen Schriftstellern zu Bekanntheit verholfen haben: Harry Oberländer. Der Dichter und Übersetzer leitete das Haus viele Jahre und war in Personalunion auch Herausgeber des hochrenommierten Literaturboten. Seine Bücher erschienen in kleinen Verlagen als Nachdichter und Herausgeber arbeitete er jedoch auch mit großen Häusern wie Schöffling oder der Büchergilde Gutenberg. 2016, nach seinem Rückzug ins Private, ging er in seine Geburtsstadt, nach Bad Karlshafen in Nordhessen, er blieb der Szene aber über die Edition Faust verbunden. Oberländers Wort hatte Gewicht unter Freunden und Kollegen; wie am Sonntag bekannt wurde, starb er am Wochenende im Alter von 73 Jahren.

(André Schinkel/Pressemitteilung)