Pirckheimer-Blog

Bibliophiles des Monats

Sa, 29.07.2023

Ganz neu in der Edition M & M: Ausgewählte Erotici von Alexander Puschkin, gestaltet und realisiert von Jürgen Meyer Jurkowski, mit neun eingebundenen und einem lose beiliegenden Zweifarb-Linolschnitt des Pirckheimers JMJ. | © Jürgen Meyer Jurkowski

Bibliophiles des Monats: Erotica Alexander Puschkins bei M & M

Es ist gewissermaßen Fortführung und Kreisschluss in einem: das neue Buch in der Edition M & M, kompiliert und gestaltet von ihrem Betreiber Jürgen Meyer Jurkowski. Einerseits vertieft der Hamburger Künstler und Pirckheimer-Freund mit dem Werk seine Exegese des weitläufigen Werks von Alexander Puschkin (1799–1837), des wohl größten und bedeutendsten Dichters, Romanciers und Erzählers in der russischen Literatur im frühen 19. Jahrhundert, mit dem zugleich die erste Vorhut der Moderne in die russischsprachige Kultur Einzug hält. In der Edition bzw. ihrem Umkreis erschienen bereits Der Sargmacher, Schneesturm und Der Schuss drei Novellen des Meisters, der selbst ein hochtragisches Schicksal erlitt, illustriert und grafisch begleitet von Meyer Jurkowski.

Zugleich setzt JMJ nach dem Vorgänger-Buch mit dem seinerseits sprechenden, aufreizenden Namen Sternzeichen-Fick-Info (2021, mit Versen des Romanautors Frank Schulz) mit dem nun wiederum hochexpliziten Titel Mach deine Beine breit ich bin dein Epitaph seine Vorliebe für Puschkin mit der (hier nun auch ihren Abschluss findenden) erotischen Phase der Edition M & M in Engführung. Worte, die man dem Klassiker und Verfasser der Ikonen Eugen Onegin und Die Hauptmannstochter nicht auf den ersten Blick zutraut nun aber es ist bekannt, dass Puschkin gern und auch im Erotischen, Geschlechtlichen verbal oft übers Maß und an die Grenze gehend lebte, und so gibt es einen nicht unerheblichen Bestand an Erotici aus seiner Feder. Sie liegen seit 1999 in einer von Michael Engelhard ins Deutsche gebrachten Sammlung im Insel Verlag vor. 

Überaus deftig und sinnenfroh geht es in dieser Werkgruppe Puschkins, die ähnlich einiger der Priapeia Johann Wolfgang von Goethes im Umkreis der Römischen Elegien wenige Jahrzehnte zuvor, den öffentlichen Gepflogenheiten der jeweiligen Epoche entsprechend, zensiert wurden und für anderweitige Aufregung zugleich sorgten. So ließen sich diese Texte lange, vor der adäquaten Übersetzung durch Engelhard, die auch die Grundlage der bei M & M vorliegenden Auswahl ist, nur in entschärften und geglätteten Fassungen lesen. Und gegenüber den doch immerhin stets um klassizistische Fassung ringenden Hexametern Goethes geht es bei Puschkin nicht nur zugreifend, nein, auch ironisch und frech zu. Das beglückende Geschlecht eines hohen militärischen Herrn etwa wird mit der Lupe gesucht, nein, schlimmer, mit einem Mikroskop ... als käme es auf die Größe an; ja, und so manche Sottise wird dem einen oder anderen zarten Gemüt vielleicht aufstoßen. 

Gleichzeitig steckt in diesen Versen, von denen der Meister nicht wenige hingeworfen und in mehr oder weniger privatimer Korrespondenz eingeflochten haben wird, eine Sinnenfreude und wahrhafte Lebens- und Liebens-Lust, dass es sich nicht ganz leicht mit dem zeitigen Ende Puschkins als Opfer eines von ihm geforderten Duells abstimmen lässt. Bis heute werden still Gerüchte genährt, der damalige Eklat war ein aus Lebensüberdruss inszenierter. Nun: Zu diesen Theorien ist das vorliegende Buch mit seinen höchst unbekümmerten Avancen ans Fleisch das vollständige Gegen-Programm. Das liegt auch in seiner gestalterischen Güte, Tiefe und Qualität. Puschkin-Verehrer Jürgen Meyer Jurkowski gibt den kleinen Verseinheiten auf den 26 Seiten von Mach die Beine breit Raum und zuweilen den Inhalt adelnde Schönheit, unterstrichen durch Festeinband, geprägten Einband und exklusiv beiliegendes Puschkin-Porträt, gehüllt in einen edlen Schutzumschlag

Dabei geht er in seinen neun eingebundenen Linolschnitten durchaus nicht weniger explizit vor, als es die literarische Vorlage gebietet. Auch in seinen Drucken schwingt alles in flächig-feiner, in erotischer Temperatur und Konfrontation in Schwarz, Grün und dem gedeckten Hell des Fonds, das durch die Ballungen und Findungen Meyer Jurkowskis blitzt. Den Erotica-Beigaben liegt am Ende des Buchs, das ein kleines Nachwort zu Entstehung und Form begleitet, lose besagtes Porträt im gleichen Format von 21 x 15 Zentimetern (bei einem Gesamt-Buchformat von 31,5 x 21 Zentimetern) bei. Das Werk wurde vollständig vom Künstler gestaltet und realisiert, bei einer nur kleinen Verkaufsauflage von lediglich 12 von Jürgen Meyer Jurkowski nummerierten und signierten Exemplaren mögen sich die Interessenten in Sachen Bibliophilie, künstlerische Erotik und Puschkiniana beeilen. Kontakt zum Künstler und Betreiber der Edition M & M besteht bei Interesse über die Mailadresse jmj.meyer@gmx.de. Ein aufregend-provokantes, schönes Buch.

Alexander Puschkin: Mach deine
Beine breit – ich bin dein Epitaph.
Mit 9 zweifarbigen Linolschnitten und
einem beigelegten Puschkin-Porträt
im gleichen Format (21 x 15 cm)
von Jürgen Meyer Jurkowski.
26 Seiten, SchU, Gewebeeinband
mit einfarbiger Deckelprägung.
Hamburg: Edition M & M 2023, 
12 Verkaufsexemplare, vom Künstler
nummeriert und signiert, 580 Euro.

(André Schinkel)

Mi, 28.06.2023

Das Seestück "Nach dem Sturm 2" von Klaus Raasch.

Bibliophiles des Monats: Die zehn „Seestücke“ von Klaus Raasch

Es ist quasi die Fortsetzung seines Projekts Das Meer. La Mer. The Sea, das eine erste Groß-Serie maritimer Holzschnitte zeitigte: mit seinen Seestücken setzt Klaus Raasch, der renommierte Hamburger Künstler, Drucker und Verleger, mithin Initiator der BuchDruckKunst, die Jahr für Jahr im Frühling Hunderte Grafiker*innen, Buchkünstler*innen, Editierende, Galerien und natürlich und vor allem sich für diese herrlichen Gewerke Interessierenden in die Hansestadt an der Elbe zieht, ein aufregendes Prinzip fort. Letztlich treten der und dem Bibliophilen die Kunstwerke in drei Aggregatzuständen entgegen: als originale Abzüge, Druckstöcke und, für den etwas kleineren Etat, in Form eines, nach Das Meer, zweiten Werkbuchs, verlegt in der Edition Klaus Raasch

Die originalen Seestücke bestehen dabei aus zehn hochformatigen Drucken im Format von 22 x 45 Zentimetern, gedruckt auf Bütten Alt Bern in der Größe von 30 x 53 Zentimeter, und sind in einer handgefertigten Leinenmappe, die mit einem weiteren originalen Holzschnitt bedruckt ist, zusammengefasst. Die Gesamtauflage der Holzschnitte beträgt vierzig nummerierte und signierte Exemplare, davon gibt es die ersten fünfzehn Exemplare nur als komplette Folge. Der Preis für das Gesamt-Bundle der originalen Seestücke mit insgesamt dreizehn Blättern beträgt 1.800 Euro. Einzelblätter gibt der Künstler auf Anfrage ebenfalls ab. Interessant ist dabei Raaschs Arbeitsweise:

Als Grundlage dient Kiefernsperrholz, das vor dem Drucken auseinandergesägt und wie bei einem Puzzle neu angeordnet und kombiniert, ineinandergefügt wird. Die interessante Maserung des Holzes wird dabei bewusst in die Gestaltung einbezogen, das Ergebnis sind äußerst effektvolle und hochgradig farbintensive Produkte. Neben den traditionellen Holzschneide-Werkzeugen kommen auch weniger konventionelle zum Einsatz. In mehreren Druckgängen werden von den Stöcken die Motive abgezogen; von feinster bis zu expressiver Farbgebung ist alles dabei. Die Farben mischt Raasch dafür selbst an, das Drucken in vielen Schichten ermöglicht grazile Farbnuancierung

Als Ausgabe für den täglichen Gebrauch dient das Werkbuch, in Raaschs Edition für 18 Euro (2., überarbeitete Auflage. 80 Seiten im Hochformat von 29,7 x 21 Zentimeter, 150 g/qm Naturpapier, Fadenheftung, Broschur) zu haben. „Anschaulich wird die Entstehung der Grafikfolge Seestücke beschrieben. Abgebildet sind nicht nur alle zehn Farbholzschnitte, sondern auch die Collagen aus den eingefärbten Hölzern, die eine ganz eigene Sinnlichkeit haben und die von Sammlern sehr geschätzt werden“, so der Künstler. Eine wundersame Folge, in der man sich, sei es im Original oder im handlichen Format samt Zusatzmaterialien, wieder und wieder versenken und verlieren mag.  

(André Schinkel)

Mi, 31.05.2023

Bereits zum zweiten Mal arbeiteten Helmut Brade und Fritz Puschendorf in "Wer ist wer?", das regulär und in einer Vorzugsausgabe erschien, zusammen.
S. 22/23: das Doppelporträt der Malerin Frida Kahlo.
S. 44/45: Auch Barockriese Bach wurde porträtiert.

Bibliophiles des Monats II: „Wer ist wer?“ – Porträts von Helmut Brade und Fritz Puschendorf

Es ist die zweite Zusammenarbeit – begonnen haben Helmut Brade und Fritz Puschendorf mit einem Tieralphabet, das es zu Radioehren und es bis ins Klingspor-Museum unter die Schönsten Bücher brachte, seit einiger Zeit liegt nun Wer ist wer? in einer regulären und Vorzugsausgabe vor. Darin porträtieren der 85-jährige, weit über die Grenzen Mitteldeutschlands bekannte Plakat- und Bühnenbildkünstler Brade und der 17-jährige Puschendorf Größen der Kulturgeschichte, auch die Mona Lisa ist dabei und ein fernöstlicher Mönch, die Riesen Bach, Klopstock, Goethe, Gleim, Schiller, Herder, Albert Einstein, Bob Dylan, ferner Liszt und Winckelmann und die dem Projekt einerseits als Künstlerfreundin ... und andererseits als Mutter zugewandte Meisterin der Kaltnadel, Claudia Berg, die für die Publikation des Projekts zugleich als Mitherausgeberin fungiert. 

Auf 64 Seiten präsentieren Brade und Puschendorf ihre jeweiligen Sichten – immer stehen die Porträts sich auf einer Doppelseite gegenüber, sodass man den direkten Vergleich im Zugriff der beiden Künstler auf die Vorlage hat. Auch die mexikanische Malerinnenlegende Frida Kahlo fand so Eingang in die Folge, ebenso wie Sigmund Freud. Am Ende des Büchleins, das ungefähr im handlichen DIN-A5-Format daherkommt und an dessen Gestaltung neben Helmut Brade selbst der hallesche und nun im Saalekreis lebende Papierkünstler Andreas Richter beteiligt ist, gibt es eine wiederum alphabetische Liste der Persönlichkeiten, die über das einfach zu handhabende, in Rot abgesetzte Seitenregister eindeutig zugewiesen und so leicht zu finden wie zuzuordnen sind. 

Das Büchlein mit den Zeichnungen von Fritz Puschendorf und Helmut Brade erscheint in einer durchnummerierten und signierten Auflage von 300 Exemplaren samt 30 Vorzugsausgaben im Schuber und mit jeweils einer Zeichnung der Künstler – aufgrund der Verwurzelung des Projektes in der Saalestadt Halle wird diese jeweils ein Porträt des größten Sohnes der Stadt, Komponist Georg Friedrich Händel, abbilden. Die Normalausgabe von Wer ist Wer? soll 10 Euro kosten, die Vorzugsausgabe 60 Euro. Interessen für das Büchlein in einem der Formate melden sich bitte unter der Mailadresse von Mitherausgeberin Claudia Berg: c.berg.grafik@t-online.de.

Am 3. Juni wird Wer ist wer? gemeinsam mit dem neuen Katalog der Radierkünstlerin in der Galerie von Erik Bausmann (Martha-Brautzsch-Straße 13, 06108 Halle an der Saale) präsentiert, es sind alle Beteiligten anwesend, es spricht Maître Brade zum Anlass. Die Veranstaltung beginnt um 14 Uhr. Abschließend seien die beiden Künstler aus den kleinen Präambeln zur Publikation zitiert – Helmut Brade: „Es macht einfach Spaß, zusammen zu zeichnen, ganz alt­modisch auf Papier mit Feder und schwarzer Tusche. Und da wir schon Tiere gezeichnet haben, was lag da näher, auch ein­mal Menschen zu zeichnen []. Zu jeder Zeichnung gehört auch die Beschäftigung mit der gezeichne­ten Persönlichkeit; und das ist eine schöne Form gemeinschaft­licher Aneignung, gewissermaßen als Fußnote zum Portrait.“ Und Fritz Puschendorf pflichtet bei: „Als Helmut und ich wieder angefangen haben zu zeichnen, wussten wir zuerst nicht, wo das Ganze hinführt. Vor kurzem jedoch hatte er die Idee, aus diesen Zeichnungen ein kleines Heft zu machen, worüber ich mich sehr gefreut habe …“ Das Ergebnis dieses kollegialen Unterfangens liegt nun als Büchlein vor.

(André Schinkel)

Mo, 22.05.2023

Matthias Weischer, Aafke Ytsma (Mitte) und Selma van Panhius (rechts) beim Drucken der drei farbigen Holzschnitte im Atelier, im Hintergrund eines der Vorlagen-Interieurs des Künstlers. | © Thomas Glöß
Durch den Druck auf sehr dünnem Japanpapier ergeben sich auf den Rückseiten der Holzschnitte sehr schöne und feine durchscheinende Effekte: Mehrschichtigkeit und Transparenz. | © Thomas Glöß
Der doppelseitige Farbholzschnitt in der Mitte des Bandes bildet das Zentrum des Buches, das sich um die poetische Prosa "Eine Reflexion" der Leipziger Dichterin Angela Krauß bewegt. | © Thomas Glöß
Satz und buchkünstlerische Gestaltung lagen in den Händen von Burg-Absolvent Thomas Kober, der dem feingliedrigen Werk von Angela Krauß viel Raum auf den Textseiten des Buches verlieh. | © Thomas Glöß

Bibliophiles des Monats I: Erst Ur-Berührung schafft Relevanz

In den Paradiesischen Dialogen 6 des Leipziger Bibliophilen-Abends treten die Schriftstellerin Angela Krauß und der Maler Matthias Weischer in ein Zwiegespräch

Dieser zimtgelbe Umschlag, ungenormt groß, stabiler Karton, verrätselt keine Botschaft. Er selbst ist sie kraft seines Inhalts: Drei Farbholzschnitte des Malers und Grafikers Matthias Weischer, in seinem Atelier gedruckt auf Japanpapier, verschränken sich in einem „paradiesischen Dialog“ mit einem Text der Schriftstellerin Angela Krauß. Am Vorabend der Leipziger Buchmesse 2024 stellte der Leipziger Bibliophilen-Abend (LBA) in der Albertina, der Leipziger Universitätsbibliothek, diese sechste Liaison von Originalgrafischem und Literatur vor – Paradiesische Dialoge eben, buchkünstlerisch gestaltet von Thomas Kober.

„Es wird einem nie etwas vorenthalten. Es wird etwas angeboten, [] und das führt auf den eigenen Weg.“ In ihrem mit Eine Reflexion überschriebenen poetischen Text spürt die in Chemnitz geborene, längst in Leipzig lebende Dichterin einer „Ur-Berührung“ nach. Ihrer Ur-Berührung, die in den Jahren des Beginnens eine mit Bildkunst ist, die sie schließlich zu Sprache hinführt als dem Medium, das aus ihr, durch das sie spricht. Eine tastende Selbsteinkreisung, die eine Vermessung von Welt sein muss, die Verknüpfungen herstellt, die spiegelt, auf Echo aus ist. 

Auf ein künstlerisches Zwiegespräch also, auf den sich der Maler, deutlich jünger und in Nordrhein-Westfalen sozialisiert, einlässt mit Neugier, dem feinen Gespür für das im Gesagten Unaussprechliche. Weischer, der sich auch mit Bühnenbildern einen Namen gemacht hat, ist in seinem Element. Die Szenerie, die auf einer Doppelseite den farbensatten Kulminationspunkt der gemeinsamen Mappe bildet, baute er vor in seinem Atelier, ehe er das Interieur auf dem Druckstock ausarbeitete.

„Dass zwei miteinander reden, ist immer etwas Paradiesisches“, sagt Michael Hametner, Autor und Journalist, der die Paradiesischen Dialoge für den LBA herausgibt, Künste zusammenführt für einen Austausch. Mit Matthias Weischer, Meisterschüler Sighard Gilles an der HGB, der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst, schließt er unmittelbar an Edition Nr. 5 Das Lied von der Erde an. Mit sechs Farblithografien greift Gille darin eine Dichtung auf, die er seiner Deckenmalerei im Neuen Gewandhaus zu Leipzig zugrunde legte. 

Weischer ist ein Mann stiller, konzentrierter, farbbestimmter, häufig menschenleerer Bilder. Ihn zusammenzubringen mit Krauß, deren Prosa stets etwas Lyrisches innewohnt, erweist sich als symbiotisch. Ein Dialog, der inspiriert wie insistiert. Der den Zauber nicht aufzulösen drängt, der das Geheimnisvolle sichert – wissend dass es nicht mit Endgültigkeit formulierbar ist. Grafik-Gestalter Thomas Kober aus Leipzig, der an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle in der Fachklasse Buchkunst bei Sabine Golde studierte, gibt dem Text, sparsam platziert, Raum auf dem Weiß, der flankiert wird durch japanische Farbholzschnitte.

„Eine Kunst, die durch große Flächen, durch Licht definiert wird, für die ich mich lange schon interessiere“, sagt Weischer: „Wie aufwendig die Technik wirklich ist, wurde mir erst im Laufe des Prozesses klar.“ An seiner Seite hatte er beim Druck, der in seinem Atelier geschah, mit den beiden in Leipzig tätigen Niederländerinnen Aafke Ytsma und Selma van Panhius zwei versierte Druckerinnen an der Seite. Rund fünf Wochen wurde am Stück gemeinsam gearbeitet, um die bis zu elf Farben zählenden Drucke zu realisieren. Die Platten wurden mit Bürsten eingefärbt; zum Teil wurden in einem Vorgang mehrere Farbfelder gedruckt. Da ein nur 40 Gramm pro Quadratmeter schweres Japanpapier verwendet wurde, gewinnen die Drucke eine faszinierende Transparenz und Mehrschichtigkeit. Der Druck des Textes besorgte Thomas Druck in Leipzig auf Metapaper Extrarough Warmwhite 170 g/qm. Erstmalig setzte der LBA für seine Paradiesischen Dialoge auf Digitaldruck anstelle des klassischen Buch- beziehungsweise Offsetdrucks.

Verlegt wurden von Eine Reflexion 99 nummerierte und signierte Exemplare. Die Nummern eins bis dreißig erschienen als Vorzugsausgabe; ihnen liegt ein weiterer Holzschnitt Weischers bei. Zwanzig römisch nummerierte Ausgaben sind Künstler- und Verleger-Exemplare. Aufgrund der hohen Zahl an Subskribenten und der starken Nachfrage bei Sammlern waren die Paradiesischen Dialoge 6 nach wenigen Tagen ausverkauft. Das letzte verfügbare Exemplar der Edition fand am LBA-Stand auf der Leipziger Buchmesse eine Interessentin. 

Einige Restexemplare der Paradiesischen Dialoge Nr. 1 bis 5 kann man über den LBA noch beziehen. Erschienen sind: Hans-Eckhardt Wenzel, An eines Sommers frühen Ende, Gedichte, mit 9 Lithografien von Johannes Heisig (2017); Anja Kampmann, Fischdiebe, 5 Radierungen von Frank Berendt (2017); Mensch! Klinger, Textcollage von Michael Hametner, 3 Radierungen von Lutz Friedel (2018). Marcel Beyer, Farn, 5 Siebdrucke von Jacqueline Merz (2019). Das Lied der Erde, Textfassung von Gustav Mahler, 6 Farblithografien von Sighard Gille.

(Ekkehard Schulreich)

Fr, 31.03.2023

"Grünlaken" erschien im Poetenladen-Verlag.
Der Dichter Thomas Böhme | © Andreas Laich

Bibliophiles des Monats: Thomas Böhmes Roman „Grünlaken“

Es ist das so ungewöhnliche wie erwartbare Buch eines ungewöhnlichen und durch die Jahre immer die hohe Note der eigenen Qualität haltenden Autors, eines Dichters von sehr besonderen Graden. Thomas Böhmes Bände erscheinen, beginnend mit Mit der Sanduhr am Gürtel, seit vierzig Jahren, sie waren stets überraschend und im besten Sinne en vogue und gleichzeitig jenseits der dräuenden Zeit-Schichten angesiedelt. Der 1955 in Leipzig Geborene ist seiner Stadt stets treugeblieben, hier ankert seine Lebensmitte und geht doch immer wieder auf einen weiten Flug hinaus. 

Grünlaken, der neue Roman Thomas Böhmes, folgt den Gedichtbänden Abdruck im Niemandswo (2016) und Strandpatenschaft (2021), die gleichsam im Leipziger Poetenladen-Verlag erschienen und die ebenso wie das neueste Opus zugleich (und das ist ein von Beginn an verfolgtes Prinzip des Verlegers Andreas Heidtmann, dessen Arbeit vielfach besprochen, geehrt, ausgezeichnet wurde) schöne Bücher sind, die das Herze des Sammlers und Bücherverrückten, wie er sich im weiten Rund der Pirckheimer-Gesellschaft wieder und wieder finden dürfte, höher schlagen lassen.

Wie die vorausgegangenen Bände Böhmes bei Heidtmann ist auch dieser in ein Gewand gehüllt, das für das Erscheinungsbild des Verlags elementar ist: Das Cover von Grünlaken gestaltete Miriam Zedelius, deren Arbeit gewissermaßen als eine der wichtigen Erkennungsmarken des Poetenladen (der auch als Webseite und in Form einer Zeitschrift, die lange Poet hieß und mittlerweile Poet*in heißt, existiert) anzusehen ist und unter dessen Ägide auch eine der schönsten Poesie-Editionen Deutschlands erscheint: die Reihe Neue Lyrik, hrsg. von Jayne-Ann Igel und Jan Kuhlbrodt, in der, gefördert vom Freistaat, auch das jüngste Gedichtbuch Thomas Böhmes (s. o.) sich findet. 

Auch innen sind die Bücher des Verlags von vorzüglicher Schönheit, bestechend gesetzt, die Kapiteltitel auf andersfarbigen Seiten. Und unter dem (zumeist) Schutzumschlag verbirgt sich ein schönes, handfestes Hardcover in perlendem Farbkontrast. So ist es auch bei Grünlaken. Der dem Unkonventionellen wie dem Magisch-Realistischen eng anverwandelte Plot geht in sieben Notizheften, die sich jeweils in kleine Unterkapitel portionieren, sowie Verhörprotokollen wie aus dem Nachbild eines Landes geschnitten, das sich wie eine „faule Birne“ in den Kontinent wölbt, der „Allegorie auf den Verlust von Welt“ nach, wie er dem Protagonisten des Buchs, Adrian Gallus, widerfährt. Es ist dabei ein Stück Abenteuerliteratur wie eine poetische wie au point gesetzte Bestandsaufnahme der im Moment allgegenwärtigen Weltzerkrümlung zugleich.

Und ein so aufrüttelndes, in der Würde agitierendes wie sie beschwörendes Stück Literatur im besten Sinne zugleich: „Ihr alle, die ihr euer Ziel niemals erreichen werdet, lasst euch nicht irre machen von den windigen Propheten, die euch Palmenstrände mit weißen Hotels und Drachenfischen vor Sonnenuntergängen versprechen! Ihre Pisten sind von Kadavern gesäumt, die Hotels auf Schutthalden errichtet, an den Küsten hört ihr die Klageschreie von Vögeln mit verklebtem Gefieder und nachts raubt euch das Geheul der Turbinen, der Gestank aus Kloaken und das Flimmern der Leuchtreklamen den Schlaf ... “ So ist es und wird es erschreckend wohl bleiben. Grünlaken bietet auf 224 Seiten eine tiefe, beharrliche Lektüre, ist seit Herbst 2022 und für handzahme 22,80 Euro (ISBN 978-3-948305-18-5) im guten Buchhandel zu haben.

(André Schinkel) 

Di, 28.02.2023

"Persephones Wintergarten" – das jüngste Mappen-Werk der Leipziger augen:falter. | © augen:falter
Julia Penndorf und Petra Schuppenhauer (v. l. n. r.) beim Drucken der sieben Blätter. | © augen:falter

Bibliophiles des Monats: Blätter aus „Persephones Wintergarten“

Was für ein Titel für ein Grafikprojekt! Denn, fertiggedacht, was darf man sich unter Persephones Garten vorstellen? Wenn man dem Mythos folgt, ist sie in ihrer irdischen Erscheinung als Kore Tochter wie Geliebte des Zeus, in ihrer chthonischen die Gattin des Unterweltgottes Hades, und auch dort trägt sie ihren zweiten göttlichen Namen Persephone. Die Absprache will, dass sie nicht die ganze Zeit im Dunkel zubringt – wenn Kore ins Dunkel wechselt, herrscht auf der Erde Winter. Persephones Garten ist also entweder die kühle Ausgabe der Oberwelt oder eben der Hortus in der Finsternis. Eine strenge Göttin ist sie, die aber zugleich für Blüte und Fruchtbarkeit steht.

So erzählt es bereits Homer in seiner großen Hymne an Demeter, in der sich zwei Mythen, über die Äonen hin, verbinden und umkreisen. Und ist ein wunderbarer Aufhänger für die neue gemeinsame Arbeit der augen:falter-Künstlerinnen, deren Zentrale sich in Leipzig befindet, von der die Projekte der seit 2022 sieben (davor acht) Grafikerinnen, auch wenn eine der Mitstreiterinnen mittlerweile die Pleiße- und Weiße-Elster-Stadt zugunsten von Mainz am Rhein verlassen hat, stets ausgehen. Und auch hier verbanden sich auf schöne Weise zwei Stränge, denn die Linolschnitte des Zyklus entstanden zunächst als Original-Beilagen der aktuellen Ausgabe der Marginalien.

Jede und jeder Pirckheimer fand denn auch in seinem Mitglieds-Exemplar von Heft 247 eines der zweifarbig im Herbst 2022 bei Plumbum auf einem Bogen gedruckten Blätter der sieben Künstlerinnen: Petra Schuppenhauer ist darin mit Blumen vertreten, Inka Grebner mit einem Stillleben mit Dame, bei Urte von Maltzahn-Lietz blüht die Gartenmondviole. Und Nadine Respondeks Druck heißt indes fruchtig, fuchtig & verblichen, bei Katja Zwirnmann tritt der Totenkopfschwärmer auf, während es bei Franziska Neubert Zicke, Zacke … zugeht und bei Julia Penndorf still alive. In schöner Assonanz bewegt sich alles um Werden und Vergänglichkeit.

Die Gesamtauflage von Persephones Wintergarten beträgt 180 Exemplare, davon sind aber bereits 110 für die Mitglieder der Pirckheimer-Gesellschaft (s. o.) abzuziehen. Zwanzig Mappen sind Künstlerinnen-Exemplare, was bedeutet, dass die komplette Sammlung in Mappenwerk-Form nur fünfzig Mal offen zum Verlauf steht. Neben Carpe Plumbum stehen die Umstände, dass die Blätter von Petra Schuppenhauer, Julia Penndorf und Urte von Maltzahn-Lietz persönlich gedruckt und im Graphischen Atelier von Katja Zwirnmann buchbinderisch verarbeitet wurden, über die Kunst selbst hinaus für höchste Qualität. Alle Informationen zur wundersamen Arbeit der augen:falter finden sich auf der Webseite der Künstlerinnen-Gruppe. Dort gibt es auch ein Kontaktformular bei Interesse für Persephones Wintergarten oder eines der anderen Projekte (deren erstes 2009 eine achtteilige Leporello-Box war) der sieben Grafikerinnen. 

(André Schinkel)

Do, 12.01.2023

Die "Buchhandlungs"-Bücher von Petra Hartlieb erschienen/erscheinen bei Dumont und Carlsen.

Bibliophiles des Monats: „Zuhause in unserer Buchhandlung“

Lieben Sie Petra Hartlieb auch so sehr wie ich? Beginnend mit dem gelegentlichen Kauf ihres ersten Buches über eine Buchhandlung bei Dussmann bis hin zum klaren Wunsch, nach Wien zu reisen und ein Autogramm der Autorin zu bekommen? Eine lebenslange Erfolgsgeschichte, die in Hamburg begann: Vom impulsiven Kauf einer alten Buchhandlung zu zwei erfolgreichen Geschäften in Wien, eine Website, Podcasts, einer Zeitschrift ... Petra Hartlieb erzählt ihre Geschichte einer Buchhändlerin mit überraschendem Humor

„In letzter Zeit werde ich immer öfter eingeladen, auf irgendwelchen Branchenveranstaltungen zu sprechen. Wenn man innerhalb von zehn Jahren zwei kleine Buchhandlungen eröffnet und überlebt hat, ist man eine Erfolgsstory. Und wenn man als Buchhändlerin öfter mal den Mund aufmacht und Stellung bezieht, haben sie alle irgendwann deine Telefonnummer gespeichert. Die Themenkomplexe ähneln sich: Hat das Buch eine Zukunft? Wird es in Zukunft noch Buchhandlungen geben?

Natürlich hat das Buch eine Zukunft, und es wird auch weiterhin Buchhandlungen geben. Ich kann gar nichts anderes sagen, denn das wäre so, als würdest du einen Bauern, der den Stall voller Milchkühe hat, fragen, ob er glaubt, dass man in Zukunft noch Milch und Kakao trinken wird. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als das zu glauben. Sowohl dem Bauern nicht als auch dem Buchhändler. Ob beide in zehn Jahren noch davon leben können, ist fraglich, aber das sind Dinge, die wir kaum beeinflussen können. Wir können das Rad der Zeit nicht zurückdrehen, und paradoxerweise besteht unser Erfolgsrezept darin, den Kunden vorzuspielen, alles sei wie ‚früher‘. Viele Bücher auf wenig Raum, volle Bücheregale bis unter die Decke, engagiertes Personal, das in seiner Freizeit nichts anderes macht als lesen. So wie früher eben.

Allerdings reicht es längst nicht mehr, eine gute Buchhändlerin zu sein. Da musst du dir schon ein bisschen mehr einfallen lassen: Marketingexpertin, Werbefrau, Grafikerin, Controllerin, Webdesignerin, Veranstaltungsprofi, Verpackungskünstlerin, Psychotherapeutin. Die Reihe ließe sich endlos fortsetzen. Und eigentlich ist es gerade auch das, was uns antreibt, einfach weiter zu machen, alles andere wäre langweilig. Weiter machen in Zeiten, in denen so anachronistische Läden wie unserer einmal pro Woche totgesagt werden. Weiter machen, weil uns nichts anderes übrig bleibt. Weil wir nichts besser können. Weil wir nichts lieber tun.“

Die beiden bei Dumont erschienenen Bände Meine wundervolle Buchhandlung (2014) und Weihnachten in der wundervollen Buchhandlung (2018) Petra Hartliebs tragen Umschlag-Illustrationen von Martin Haake, das Kinderbuch Zuhause in unserer Buchhandlung, das in Kürze bei Carlsen erscheint, illustrierte Nini Alaska.

Meine wundervolle Buchhandlung
Köln: DuMont 2014, 208 S.
ISBN 978-3-8321-743-8, 10 Euro.

Weihnachten in der wundervollen Buchhandlung
Köln: DuMont 2018. 160 S., 
geb. mit farb. Vorsatz u. Lesebändchen
ISBN 978-3-83219-887-9, 18 Euro.

Zuhause in unserer Buchhandlung
Hamburg: Carlsen 2023. 128 S. Ab 5 Jahren.
ISBN 978-3-55152-217-7, 12 Euro. 

(Maria Bogdanovich)

Di, 27.12.2022

Ein bibliophiles Wunderwerk in progress: die Grimm-Gesamtausgabe à la Rodung Kreuzung Lichtung.
Band 3 ("Lumpengesindel") ist soeben erschienen.
Henrik Schrat: Illustration zu "Die treuen Tiere".

Bibliophiles des Monats: Grimmschrats Märchen

In memoriam Petra von Hoffen

Grimm und kein Ende: Auf ganze fünf Bände angelegt ist die Gesamtausgabe der Grimmschen Märchen in einem neuen, gestalterisch zeitgenössischen Gewand, an denen Henrik Schrat seit 2019 arbeitet. Soeben ist der dritte Band erschienen: Nach Band 1 (Schneefall: Himmel & Hölle, 2020, Werner Klemke gewidmet) und Band 2 (Dornenrose: Liebe & Reise, 2021, gewidmet Joyce Pensato) heißt der vor kurzem erschienene dritte Teil in (nach schieferblauem und rosa Cover) Beige und Braun nun Lumpengesindel: Tiere & Menschen und ist Unica Zürn zugeeignet.

Die Bände 4 (Blaubart: Blut & Dinge) und 5 (Und Gretel: Zauber & Zukunft) sollen 2023 und 2024 erscheinen. Das Besondere ist bei dem Mammut-Unterfangen unter anderem, dass man sich an der Realisierung beteiligen kann und dabei als gezeichnete Gestalt in den Reigen der Märchen einzieht oder sich an einem in die Illustrationen verfügten reellen Ort wiederfindet. Näheres dazu erfährt man auf der Webseite des Projekts: www.grimmschrat.de. Jedem Teil der Märchenausgabe ist dabei ein eigenes Gepräge, das die Textkomposition stützt, gegeben. 

Bei Band 3, der im November dieses Jahres erschien, ist dies nach Aussage des gestaltenden Künstlers. der 1968 im thüringischen Greiz zur Welt kam, in Dresden und London studierte und heute in Berlin lebt, im Gegensatz zum Vorgänger ziselierter: „Das Weiche, Aquarellige der Zeichnungen des zweiten Bandes weicht feiner Schraffur. Zum Pinsel kommt die Feder hinzu. Die Doppelseiten, die Band 2 als offene Landschaften der Reise bestimmten, verschwinden wieder. Es gibt viele Einzelobjekte, die sich vergnüglich auf der Seite herumtreiben. Kritzel-Kratzel wäre das Geräusch, das Band 3 macht.“ Ein Kritzel-Kratzel, das für ein bibliophiles Vergnügen sorgt.

Das ist zeitgenössisch und berückend zeitlos zugleich, edles Kunstwerk im besten Buchsinne und Graphic Novel in einem. Schrats Adaption der berühmten Märchensammlung schlägt dabei im mittleren Buch der Ausgabe einen Bogen, der mit Vorspiel und einer Durchführung in drei Akten das Verhältnis von Mensch und Tier in allen in den Grimmschen Ausgaben beleuchteten Facetten lotet und illustriert. Skurril und kieksig kann das sein, monströs, albern, filigran, berührend. Und am Ende ist womöglich nicht ganz geklärt, wer das eigentliche Lumpengesindel sei: Mensch oder Tier, und die Suche im reichen Fundus, der in den Illustrationen auch ins Jetzt zeigt, beginnt (nicht zuletzt im Vergleich zu den und Zu-Rate-Ziehen der beiden Vorgängerbände) von vorn. 

Gelungen auch die Mischung von Grimmschen All-Time-Standards und Geheimtipps, die wohl nur dem (nach Enzensberger) „mager nistenden“ Germanisten vertraut sein dürften. Schrat dazu in der Vorschau: „Einige berühmte Märchen des Bandes werden sein: Die Bremer Stadtmusikanten, Der Wolf und die sieben jungen Geißlein, Tischlein deck dich, Der Froschkönig, Hase und Igel, Der gestiefelte Kater. Weniger bekannt sind Das Märchen von der Unke, Vom Tod des Hühnchens und Die Wassernixe, und gegen Ende gibt’s Die Gänsehirtin am Brunnen, eines der wirklich schönsten Märchen überhaupt, und meinen Langzeit-Favoriten: Der Rabe.“ Ein Projekt, mit dem Henrik Schrat Augen und Herzen von Märchen- und Büchernarren erfreut. Chapeau!

Grimm-Gesamtausgabe Rodung Kreuzung Lichtung.
Neu bebildert von Henrik Schrat, Band 3:
Lumpengesindel: Tiere & Menschen.
HC, geprägter Bezug, farbiger Buchschnitt.
Hamburg: Textem-Verlag 2022,
264 Seiten, 350 Abbildungen, 34 Euro.

(André Schinkel)

Di, 22.11.2022

Uzannes "Das Ende der Bücher", Berlin 2021.
Der Bestand (oben) für die "Zukunft" (unten):
Steph von Reiswitz illustrierte das Buch.

Bibliophiles des Monats: Octave Uzannes „Das Ende der Bücher“

1894 versuchte der prominente französische Bibliophile und Schriftsteller Octave Uzanne (1851–1931), die Zukunft des Büchersammelns inmitten des rasanten technischen Fortschritts neu zu überdenken. Angesichts der „vollendeten Gegenwart“ kann man nicht sagen, dass seine Vorhersagen überhaupt nicht eingetreten sind. Dennoch hat die Bibliophilie ihre traditionelle Form beibehalten.

„Die Bibliotheken werden zu Phonographotheken oder zu Phonostereotheken. Ihre Regale werden kleine Fächer haben, die etikettierte Zylinder sämtlicher Werke des menschlichen Schöpfergeistes enthalten. Begehrt sind dann die autophonographierten Ausgaben der gerade besonders beliebten Sprachkünstler. Beispielweise wird der Molière in der Fassung von Coquelin in aller Munde sein, der Shakespeare von Irving, der Dante von Salvini, der jüngere Dumas von Eleonora Duse, der Victor Hugo von Sarah Bernhardt, der Balzac von Mounet-Sully, so wie auch Goethe, Milton, Byron, Dickens, Emerson, Tennyson, Musset und andere durch ausgewählte Sprecher auf Zylindern zum Klingen gebracht werden.

Bibliophile werden zu Phonographophilen, die rare Aufnahmen sammeln. Sie werden ihre Zylinder, wie ehedem Bücher, in goldverzierte Lederetuis mit symbolischen Ornamenten binden lassen. Auf den Etuis sind die Titel zu lesen, und die kostbarsten Exemplare sind Zylinder mit einmaligen Aufnahmen der Stimme eines Meisters der Theater-, Dicht- oder Tonkunst oder mit unerwarteten oder unveröffentlichten Varianten eines berühmten Werkes.“

Jochen Hörisch, Professor für Neuere Germanistik und Medienanalyse in Düsseldorf und Mannheim, schlug eine Übersetzung des Essays vom Octave Uzanne aus dem Buch Contes pour les Bibliophiles (Par Octave Uzanne et Albert Robida, 1895) vor. Die Auflage der französischen Erstausgabe betrug 1.000 Exemplare auf Pergamentpapier und 30 Sonderdrucke auf Papier Japon de luxe (I-XXX). Die Neuausgabe wurde von der Londoner Künstlerin Steph von Reiswitz gestaltet und illustriert. Sie ist Mitglied des Londoner Künstlerkollektivs Le Gun und hat zahlreiche Ausstellungen im Vereinigten Königreich, im übrigen Europa, den USA, in Japan und China absolviert. Der Text von Octave Uzanne ist von einem umfangreichen Nachwort von Jochen Hörisch begleitet. Neben der Normal- erschienen zwei Vorzugsaugaben.

Octave Uzanne: Das Ende
der Bücher. Aus den Geschichten
für Bibliophile
(1894), mit 26
Illustrationen von Steph von Reiswitz.
Berlin: Favoriten Presse 2021
17 x 17 cm, 48 Seiten, 15 Euro,
Vorzugsausgaben jeweils 68 Euro,
ISBN 978-3-96849-001-4.

(Maria Bogdanovich)

Mo, 31.10.2022

Florian Loschs Verse wurden von Andrea Lange ...
... die Texte Kito Lorenc' von Inka Grebner illustriert.

Bibliophiles des Monats: LyrikHefte 29 und 30

„Lyrik ist das beste Heilmittel gegen die nüchterne Unrast jeder Zeit“ – so formulierte es einer der größten Dichter der Moderne, Rainer Maria Rilke (1875–1926), und so steht es auch auf den Schubern, die die beiden Protagonistinnen, Erfinderinnen und Verwirklicherinnen der in Sammlerkreisen mittlerweile legendären LyrikHefte, Bettina Haller und Andrea Lange, anbieten. Mehr denn je scheint das so, und auch in der brennenden Unrast dieser Zeit, die aus womöglich gerechtem Zorn gern mal mit Kartoffelbrei auf Kunstwerke wirft und letztlich damit einen Verbündeten (die Kunst als sensible Maßgabe des Innehaltens, letztlich Humanen) trifft, wird es, bleibt zu erkennen, nicht ohne das lotende Gegengewicht der Kultur gehen. 

Die Rubrik „Bibliophiles des Monats“ wird deshalb im Oktober auch von den beiden jüngsten Veröffentlichungen von der LyrikHefte-Reihe, die in der gemeinsamen Sonnenberg-Presse der beiden Künstlerinnen aus Chemnitz und Kemberg erscheint, bespielt. Seit 2005 publizieren Bettina Haller und Andrea Lange die kleine fadengeheftete Kostbarkeit, die stets einem bekannten oder auch noch bekanntzumachenden Lyriker gewidmet ist, begleitet vom behutsamen Miteinander mit Grafik: Jede Veröffentlichung enthält eine exclusive und eigens fürs Heft geschaffene grafische Folge – Haller und Lange finden sich selbst darunter, aber auch eine Reihe weiterer Künstler*innen wie Inka Grebner, Uwe Pfeifer oder Cornelius Brändle.

Die Hefte 29 und 30, deren Einbände synchron zur übrigen Reihe in je einer gediegener Farbe, zurückhaltend edlen Schrift gehalten und das Faksimile eines Autographen des Verfassers, der Verfasserin tragen, sind dabei Florian Losch und dem großen sorbisch-deutschen Kito Lorenc (1938–2017) gewidmet, begleitet von den Illustrationen von Andrea Lange (Losch) und Inka Grebner (Lorenc). Auf zwanzig Seiten entfaltet sich so ein Kosmos en miniature, der sowohl die Stimme der Gedichte wie auch deren Gespräch mit der beigegebenen Grafik abbildet.

Die in einer Auflage von 200 Exemplaren im Format von 21,5 x 12,5 cm und signiert erscheinenden LyrikHefte können einzeln oder im Abo bezogen werden und wurden mehrfach ausgezeichnet, so mit dem Von Taube Preis (Kategorie Künstlerbuch) und bei der Verleihung des Victor Otto Stomps-Preises in Mainz. Die wunderschönen Hefte mit dem bedruckten Kartonumschlägen sind für 28 Euro je Exemplar zu haben. Als nachfolgende Hefte sind angekündigt: Gedichte von Frank Maibier (Illustrationen: Lukas Maibier) sowie von Ulrike Draesner (Tina Flau). Eine vollständige Präsentation der Lyrik-Reihe vom ersten bis zum jüngsten Heft findet sich unter anderem hier: Lyrikheft – Bettina Haller (sonnenberg-presse.de).

(André Schinkel)

Fr, 30.09.2022

"Lost Playgrounds" ǀ © Susanne Theumer
"Am Gastronom", Kaltnadelradierung, 2021 ǀ © Susanne Theumer

Bibliophiles des Monats: Lost Playgrounds

Am Gastronom spielen zwei kleine Mädchen in der Vergangenheit; nur ein Betonmäuerchen blieb davon stehen. Wie kann man diesen Ort nennen, seinen Schlaf in den Epochen, von denen er, Rudiment nur noch, kündet? Ich sehe die Mädchen in den Elementen der Wand klettern und rufen, und ich sehe, daß sie sich dabei leis umsehen, als wollten sie diese, ihre Welt begreifen und aufnehmen in sich. Ich weiß nicht – wird es beiden gelingen und ihnen über ihre Kinderzeit hin wichtig bleiben? Einst, sagen die verschütteten und nun zwischen Ramschangeboten versteckten Legenden, gab es hier auch Wasser – dieser Stadtteil ist ganz gegen seinen Ruf seit jeher einer der Brunnen. Ob das die Legende meint, oder spricht sie noch davon, daß es eigentlich eine trockenliegende Senke ist, in die die Neustadt gebaut ist? Die kleinen Mädchen toben über den Platz, eine ernster, eine verschmitzter, im Wechsel vielleicht … das werde ich erst später erkennen. Vorerst sind sie ganz in das Spiel in ihrer Vergangenheit vertieft, die sich zwischen den Kanten und Rändern des Stadtteils, dem sie entstammen, noch eine Weile über den Grasflächen und Bäumen hält, ehe sie wie das Rufen der Kinder zwischen den Hausquadern verhallt und verlischt. In der Ferne rauschen die Brunnen der Zukunft. Es werden andere sein. Von der Zukunft, die die Geschichte verheißt, blieb nur dieses Mäuerchen stehn.

Susanne Theumer: Lost Playgrounds,
mit einem Gedicht von Rainer Maria Rilke und
vier Prosastücken von André Schinkel,
originalgrafische Mappe mit 9 Kaltnadelradierungen,
Handsatz, Handeinband mit Radierung bedruckt,
Bindung (Kassette): Claudia Richter,
45,5 x 55,5 cm, Auflage: 10 Exemplare.

(André Schinkel/Textbeispiel aus der Mappe)

Fr, 05.08.2022

Vordercover der von Klaus Ensikat gestalteten Ausgabe
Doppelseite samt Illustration von Horus Engels in der Ausgabe von 1957
Schuber und Einband der Houghton-Mifflin-Ausgabe

Bibliophiles des Monats: Kleiner Hobbit

Wer im Internet nach Exemplaren des neben Der Herr der Ringe bekanntesten phantastischen Romans Der kleine Hobbit des akademischen Autors J. R. R. Tolkien sucht, wird bei den deutschen Ausgaben, neben Erzeugnissen der eigens für dieses Genre im Ernst Klett Verlag gegründeten Hobbit-Presse, zunächst auf das 1971 im Georg Bitter Verlag erschienene Buch treffen, welches von Klaus Ensikat in markanten Bildern illustriert wurde. 

Weniger bekannt ist geworden, dass die erste deutsche Übersetzung dieses in England schon 1937 publizierten phantastischen Märchens bereits 1957 im Recklinghausener Paulus Verlag unter dem Titel Kleiner Hobbit und der große Zauberer erschienen ist. Dieses in gelbes Leinen mit kleiner Deckelvignette gebundene und mit einem in weiß-blauen Farben bebilderten Schutzumschlag umkleidete Buch im Format 19,3 x 13,2 cm findet man tatsächlich nur recht selten, und es wird von Sammlern sehr gesucht.

Horus Engels hat den Umschlag und viele Federzeichnungen für den Textblock entworfen, welche mit schwarzen Teilflächen akzentuiert sind und insgesamt einen kindgerechten Stil pflegen. Satz und Druck wurden von W. Bitter besorgt, und es liegt nahe, dass die spätere Ausgabe im Georg Bitter Verlag, der auch in Recklinghausen beheimatet ist, darauf zurückgeht. Diese ist opulenter gestaltet, im größeren Format 22,1 x 15,2 cm als weißer Leinenband mit ornamental verzierter Deckelschrift und einem Schutzumschlag mit buntem Vollbild von Ensikat, und besitzt außerdem als Vorsatz eine Landkarte mit den Orten der Handlung.

Auch den in England oder den USA erschienenen Ausgaben des The Hobbit or There and Back Again ist meist Kartenmaterial beigegeben, das aber dekorativer ausgestaltet ist und auf Bildelemente von Tolkien selbst zurückgeht. In einer 1966 von der Houghton Mifflin Company in Boston gestalteten Prachtausgabe im Format 23,6 x 17,8 cm stammt der Buchschmuck gänzlich vom Autor selbst, unter Benutzung seiner überlieferten Zeichnungen zu der Geschichte. Der mit grünem Kunstleder überzogene Einband trägt auf dem Vorderdeckel eine breite Schriftumrandung in Rot und Gold mit den von Tolkien entworfenen Runensymbolen und eine bildliche Vignette im Zentrum sowie eine entsprechend verzierte Rückenbeschriftung. Ein gleichbezogener Schuber wiederholt das Vignettenmotiv im gelben Titelschild auf der Vorderseite.

Man merkt dieser Ausgabe deutlich an, dass Tolkiens Werke im englischen Sprachraum bereits zu dieser Zeit Kultstatus besaßen und bereitwillig von einer Liebhabergemeinde in gehobener Austattung gekauft wurden. Demgegenüber besitzen die erwähnten frühen deutschen Ausgaben einen eigenen, eher kindlich anmutenden Charme. Erst nachdem Heinz Edelmann für die Ausgabe von Der Herr der Ringe im Jahr 1969 seine Schutzumschläge im Pop-Art-Stil entworfen und damit die Weichen für die spätere Gestaltungsform der Hobbit-Presse gestellt hatte, änderte sich auch der Blick des deutschen Lesepublikums auf Tolkiens Erzählwelt.

(Christiane und Norbert Grewe)

So, 12.06.2022

Bibliophiles des Monats Dezember 2021, Ill.: Albrecht v. Bodecker

Ehrenvolle Auszeichnung

Unser lieber, herzlich verehrter Freund, der vielseitige Grafiker und Buchillustrator Professor Albrecht von Bodecker, seit 90 Jahren auf der Welt (siehe die typographische Beilage in Marginalien, Heft 244), seit 50 Jahren Mitglied der Pirckheimer-Gesellschaft, wurde am 3. April 2022 in Hamburg mit der Hans-Meid-Ehrenmedaille für Illustration ausgezeichnet.

Die 1993 von Max Meid, dem Sohn des großen Malers und Illustrators Hans Meid (1883 - 1957), gegründete Hans-Meid-Stiftung fördert begabte Künstler und Studenten auf dem Gebiet der Buchgrafik und der Buchillustration durch regelmäßige Preis- und Förderpreisverleihungen für außergewöhnliche Illustrationswerke. Im Jahr 2022 wurde mit dem Hauptpreis, dem Hans-Meid-Preis, die Hallenser Grafikerin Claudia Berg ausgezeichnet.

Das herausragende Lebenswerk von Buchillustratoren würdigt die Hans-Meid-Stiftung mit der Hans-Meid-Ehrenmedaille. Die erste Ehrenmedaille erhielt 1997 Otto Rohse. Die Künstler, die seither mit der Ehrenmedaille ausgezeichnet wurden, sind Bernhard Heisig, Kurt Löb, Horst Hussel, Nuria Quevedo, Hans Ticha, Tomi Ungerer, Karl-Georg Hirsch, Volker Pfüller und Klaus Ensikat. Wir gratulieren dem Empfänger der Hans-Meid-Ehrenmedaille im Jahre 2022, unserm lieben Pirckheimer-Freund Albrecht von Bodecker, herzlich zu der ehrenvollen Auszeichnung!

(Fritz Jüttner)

Mi, 01.06.2022

"Des Antiquars und Bücherfreundes Palmen-Gärtlein (benebst einigen Disteln und fast stachelichten Kaktussen), allwo einen geneigten Leser spatzieren führet der Doctor Guilelmus Juncus", hier in einer Liebhaberausgabe mit nachträglichem Pergamenteinband im Schuber

Bibliophiles des Monats: Palmen-Gärtlein

"Bibliophiles des Monats" Juni ist der Titel „Des Antiquars und Bücherfreundes Palmen-Gärtlein (benebst einigen Disteln und fast stachelichten Kaktussen), allwo einen geneigten Leser spatzieren führet der Doctor Guilelmus Juncus“.

Bei diesem, zum Stiftungsfest des Berliner Bibliophilen-Abends 1926 von W. J. (Wilhelm Junk) herausgegebenen Druck handelt es sich um ein selbstironisches und originell im Stil des 18. Jahrhunderts daherkommendes Büchlein (lt. Titel von 1726), welches dem Vorwort zufolge nicht dem BBA, sondern dem C.B.A. zugeeignet war.
Dazu heißt es erklärend (unkorrigiert): »Je mehr die Jahrtausende alte Ansicht, daß ein Buch dazu da ist, um gelesen zu werden, zu schwinden beginnt und einer besseren gegenteiligen Ueberzeugung Platz macht, desto unabweisbarer mußte bibliophil Interessierten die Pflicht erscheinen, einen Zusammenschluß zu erzielen von solchen Damen und Herren, welche – dieser Erkenntnis Rechnung tragend – die Verpflichtung auf sich zu nehmen bereit waren, Bücher zwar zu besitzen aber nie zu lesen. […] Um diesen Unfug zu steuern, gründete Dr. Kokatz nunmehr den C.B.A. („Club bibliophiler Analphabeten“).«
Der Autor, Wilhelm Junk (1866-1942), war Gründungsmitglied des Berliner Bibliophilen-Abend und naturwissenschaftlicher Antiquar, er emigrierte 1934 aufgrund seiner jüdischen Herkunft in die Niederlande.

[Doctor Guilelmus Juncus]: Des Antiquars und Bücherfreundes Palmen-Gärtlein …
Berliner Bibliophilen Abend 1926
gedruckt von H. Hohmann, Darmstadt
Englischbroschur, 8°, 38 S., Fadenbindung, Handbütten, nicht beschnitten
Aufl. 500 num. Expl.
(Im Kunstantiquariat Dörling, Hamburg, erschien 1974 ein Reprint dieses Titels in einer Auflage von 300 Exemplaren.)

So, 01.05.2022

Franz Kafka, Der Prozess, EA, Die Schmiede Berlin 1925

Bibliophiles des Monats: Kafka

In diesen Zeiten, für die bereits vor gut 100 Jahren eigentlich schon Franz Kafka die richtigen Worte fand, also in diesen wahrlich kafkaesken Zeiten, soll auch ein Titel dieses Schriftstellers unser "Bibliophiles des Monats" Mai sein: der unvollendete, 1914/15 entstandene und postum 1925 gegen Kafkas Willen von Max Brod herausgegebene Roman „Der Prozess“.

Kurt Tucholsky prophezeite in der Weltbühne 1926 unter dem Pseudonym Peter Panter in einer Rezension zu diesem Buch: „Franz Kafka wird in den Jahren, die nun seinem Tode folgen, wachsen. Man braucht Niemand zu ihm zu überreden: er zwingt. […] die Frage Warum? ist so töricht, beinah so töricht wie in der realen Welt.
Das Manuskript dieses Werkes, von Max Brod 1939, wenige Stunden vor dem Einmarsch der faschistischen Wehrmacht aus Prag gerettet und nach Palästina in Sicherheit gebracht, während der Suez-Krise in einem Schweizer Safe verwahrt, wurde bei Sotheby’s in London zur Auktion gegeben und am 17. November 1988 für das Marbacher Literaturarchiv ersteigert, wurde 2017 im Gropius-Bau ausgestellt.

Die abgebildete erste Ausgabe aus der Sammlung des Blogbetreiber erschien am 26. April 1925 im Berliner Verlag „Die Schmiede“, der Einbandentwurf stammt von Georg Salter (vgl. Jürgen Holstein: Georg Salter. Bucheinbände und Schutzumschläge aus der Berliner Zeit 1922–1934), gedruckt wurde die Erstausgabe bei Poeschel und Trepte in Leipzig.