Pirckheimer-Blog

Neuerscheinung

Mi, 02.10.2024

Eines der rezensierten Bücher im neuen "Hamburger Bothen" (der Nr. 24): "superILLU. Zu einer Theorie der Illustration" – die neue Ausgabe ist eben erschienen.

Hamburger Bothe 24 erschienen

Was bleibt? „Tage, die in Apfelbäumen reifen, / Bewachen das Sommerende. / Zwischen vollen Zweigen Fliegengesumm, / Staccato in Augenhöhe, / Stiele, Kerne, gefallene Silben. / Dazwischen Pflückhände, / Die den Nachklang von Erde einlagern“ – diese so stillen und schönen Verse von Christine Langer, einer Autorin, die in der Nähe von Ulm im Süden des Landes lebt, liest man im neuen Hamburger Bothen, der Ausgabe 24 dieses hanseatischen Periodikums der Pirckheimer im Norden. Im vierten Jahr nun versorgen uns Rudolf Angeli und Peter Engel im Bothen mit Infos aus der Welt der Bücherverdammten wie -gebenedeiten, und die Nummer, die das doppelte Dutzend vollmacht, ist aus Gründen, die gleich ersichtlich werden, voll mit Neuem und Aufregendem, das weit über die Tore der Freien und Hansestadt von Interesse ist. Ja, so gibt es zuvörderst von der 51. Jahrestagung der Pirckheimer in Magdeburg (im Heft, wie es sich vor Ort auch gehört, liebevoll Machdeburch genannt) einen Erlebnisbericht, der die Elbestadt im Glanz ihrer Geschichte und Kultur und der Begebenheiten während des langen Wochenendes im September aufschimmern lässt. Lesetipp! Und: Abel Doering empfiehlt Edgar Allan Poe – drei ausgewählte Erzählungen ins Bild gebracht von Kat Menschik. Es gibt den Zeitsprung in den Wandsbecker Bothen, ein Kafka-Lesezeichen, Infos zum internationalen Literaturfestival Elb.lit und Neuigkeiten aus dem Verlag Angeli & Engel. Auch wird berichtet, dass mit den Mitgliedern der Stefan-Zweig-Gesellschaft ein großer Hinzugewinn an Lesern zu verzeichnen ist. Es folgen die Langer-Gedichte und eine kleine Neuerung im Heft: Es sollen künftig vermehrt Rezensionen in den Bothen aufgenommen werden, die sich den schönen Büchern oder dem Weg dahin widmen. Dies sind in der 24: superILLU. Zu einer Theorie der Illustration und die Überblicks-Monografie Kunst, Buch, Künstlerbuch von Petra Paffenholz. Der Bezug des Bothen ist über die Mailadresse Rudolf_Angeli@web.de möglich.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

So, 22.09.2024

Die Preise für "Die schönsten deutschen Bücher" für 2024, drei Förderpreise für junge Buchgestaltung und der Preis der Stiftung Buchkunst wurden am 06. September in Frankfurt am Main im MAK vergeben.

Frankfurt: „Schönste deutsche Bücher 2024“ wurden geehrt

Am 06. September war es so weit, in Frankfurt (Main) wurden im Museum Angewandte Kunst die Preise für Die schönsten deutschen Bücher 2024 und zeitgleich die drei Förderpreise für junge Buchgestaltung für das Jahr 2024 verliehen. In der Mainmetropole wurde auch der mit 10.000 Euro bestens dotierte Preis der Stiftung Buchkunst vergeben: Er ging an das von Kaj Lehmann gestaltete Buch Holy Smoke aus dem Hirmer Verlag mit Sitz in München. Die Geschäftsführerin der Stiftung Buchkunst, Birte Kreft, sagte zur Ehrung Kaj Lehmanns: „Mit dem Preis der Stiftung Buchkunst sollen mutige Entscheidungen in der Gestaltung und Herstellung gewürdigt werden. Holy Smoke ist dies wunderbar gelungen: (…) Ein inspirierendes Beispiel dafür, was mit guten Ideen in der Buchproduktion möglich ist.“ Ein Katalog mit den ausgezeichneten Büchern erschien zugleich, umgesetzt vom Team Neue Gestaltung, und ist für 20 Euro via ISBN 978-3- 98221-083-4 zu haben.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Sa, 21.09.2024

"W. Pirckheimer": Was für ein schönes Miniaturbuch!

Minibuch „Willibald Pirckheimer“

Das Bibliophile des Monats ist ein Buch, das sich dem Nürnberger Ratsherr, Humanist, Freund des Künstler-Giganten Albrecht Dürer (1471–1528) und endlich Namensgeber unserer Gesellschaft, Willibald Pirckheimer (1470–1530), widmet. Bereits am 12. September konnten die Mitglieder der Berliner Gruppe der Gesellschaft dieses Buch bei ihrer Veranstaltung bestaunen. Das kleine und selbsthergestellte Meisterwerk konnte denn dann auch auf dem 51. Jahrestreffen der Pirckheimer in Magdeburg vom 13. bis zum 15.09. bewundert, begutachtet und natürlich auch erworben werden.

Das Büchlein vermittelt Einblicke in die Zeit, Denk- und Lebensweise des Willibald Pirckheimer, in die Zeit am Ende des fünfzehnten und am Anfang des sechzehnten Jahrhunderts. Neben seiner Biographie werden auch seine Vorfahren, Geschwister sowie Nachkommen benannt und ihre Lebenswege aufgezeigt. Die Leistung von Willibald Pirckheimer besteht darin, die Bildung und das Bildungsbedürfnis seiner Zeit in sich zu verkörpern. Er verkehrte brieflich mit Martin Luther, war bis zum Tod Dürers mit diesem befreundet und für seine Ära genau so bedeutsam wie die beiden anderen. Das 148-seitige Kleinod ist für 45 Euro (via Mail: heike.haedicke@yahoo.de) zu haben.

Willibald Pirckheimer, Miniaturbuch, in blaues Leder gebunden, mit einer Metallplakette mit dem Bildnis von Willibald Pirckheimer; gefertigt von Heike Haedicke, Buchblock: 50 x 70 mm, 148 pag. Seiten, Lesebändchen, Buchblock: hellblau, Auflage: 50 nummerierte Exemplare, Preis: 45 Euro.

(Heike und Udo Haedicke/Robert Grieger)

Fr, 20.09.2024

Buchpremiere im halleschen Literaturhaus – André Schinkel im Gespräch mit Künstlerin Katja Schiller.
Das "Mondlabyrinth" hüllt eine Grafik von Susanne Theumer. Die Künstlerin legte am Premierentag eine exclusive Reihe Tuschzeichnungen für den Band vor.

Klopfzeichen im Literaturhaus: Premiere des „Mondlabyrinths“

Das ist wohl der Lohn des Lyrikers, der jahrein, jahraus in seinem Skriptorium hockt und für seine, wenn er Glück hat, 23 Leserinnen und Leser schreibt: Am gestrigen Abend waren es über 50 Gäste, die der Buchpremiere von Pirckheimer-Freund André Schinkel beiwohnten, der, soeben frisch der Rekonvaleszenz entsprungen und – moderiert von seinem Weggefährten und Freund, dem Dichter und Theatermann Ralf Meyer, dessen Fragen zu Passion und Werdegang Rede und Antwort stand und aus seinem gerade publizierten Gedichtband Mondlabyrinth das erste Mal las. Das Buch, das am 01. September im Mitteldeutschen Verlag erschien, fasst 92 Gedichte auf 140 Seiten, die unter dem lunaren Nachtlicht eine Expedition an den Flüssen entlang quer durch den Doppelkontinent von Mitteldeutschland bis an die Ausläufer des Kaukasus unternimmt. Einen ganz erheblichen Teil in den vier Kapiteln, die laut Aussage des Autors wie eigenständige Bücher fungieren können, füllen Liebesgedichte und Reminiszenzen, auch Reisetexte kommen vor, obwohl Schinkel das Reisen gar nicht so leicht fällt. Der Band, liebevoll layoutet von Anja Nöhles, ist gehüllt in die beidseitig das Cover umgreifende, ein eindrückliches Mansfelder Motiv zeigende Kaltnadelradierung Pappeln von Susanne Theumer, die auch am Abend im Publikum, in das sich eine linde Reihe Autorinnen und Autoren, Künstlerinnen und Künstler, in deren Umkreis sich Schinkel bewegt, mischte, war ... Die Grafikerin und Zeichnerin machte dem Buch auch ein ganz besonderes Geschenk – aus Anlass der Premiere legte sie als Beigabe zum Band eine Serie von zehn Tuschzeichnungen vor, die im Verbund mit dem Büchlein am Abend zum einmaligen Subskriptionspreis von 100 Euro erwerbbar bzw. vorbestellbar waren. Ein Restbestand dieses unikalen und bibliophilen, von der Künstlerin wie dem Autor signierten Bundles zum nun regulären Preis ist noch zu haben. Und: Einstweilen sitzt Schinkel, wenn ihn nicht gerade die Iden des Existenzerwerbs piesacken, am vierten Band der Lyrik-Tetralogie, deren dritten Band das Mondlabyrinth bildet, und raschelt mit den Versfüßen herum ...

(Ernst-Günther Liebetraut)

Mi, 18.09.2024

"Lubok 14" (hier Ausgabe 13) erscheint im November, hrsg. von Christoph Ruckhäberle & Thomas Siemon.

Lubok: die Ausgabe Nummer 14 soll zum Jahresende 2024 erscheinen

Gute Mitteilung aus dem Hause Lubok Verlag: Gegen Ende des Jahres soll Lubok 14 erscheinen. Und die Liste der Künstlerinnen für den neuen Band der Reihe liest sich wunderbar. Mit dabei sind: Tiziana Jill Beck, Maja Behrmann, Anna Haifisch, Stefanie Leinhos, Stefhany Y. Lozano, Gudrun Petersdorff, Nora Riggs, Malwine Stauss, Gemma Wilson. „Wir sind so gespannt, was jede Einzelne mit den Linolplatten anstellen wird! Die ersten Platten sind schon bei uns eingetrudelt“, freuen sich die Betreiber des Verlags. Und: „Ab sofort läuft das Crowdfunding für Lubok 14 …“ Seit 2007 erscheint im Lubok Verlag eine Reihe originalgrafischer Künstlerbücher. 13 Ausgaben sind bisher erschienen, mit Linolschnitten von mehr als 150 Künstlerinnen und Künstlern. Die Seiten werden direkt von den Platten gedruckt, auf einer historischen Zylinderpresse in Thomas Siemons Werkstatt carpe plumbum in Leipzig. Lubok 14 wird voraussichtlich 64 schwarz-weiße und acht dreifarbige Linolschnitte auf 72 Seiten enthalten. Es erscheint im November im gewohnten Format von 24 x 32 cm und in einer Auflage von 500 Exemplaren. Im Vorverkaufspreis wird das Buch 50 Euro kosten, ab dem 30.11. ist es für immer noch lässige 70 Euro zu haben. Ab sofort ist es auf der Lubok-Website und via Mail unter order@lubok.de bestellbar. Gute Aussicht auf Lubok Nr. 14l!

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Mo, 09.09.2024

"Dreibart anfassen" heißt der zweifarbige Stempel- und Körperdruck, den Hendrik Schrat für die Beilage der neuen "Marginalien" schuf. Die zwei Figuren des Künstlers waren auch im thüringischen Wahlkampf unterwegs und liegen nun 650-mal der Ausgabe bei.

Marginalien: Heft 254 erschienen

Soeben und pünktlich zur in Kürze anstehenden Jahrestagung der Pirckheimer-Gesellschaft ist es erschienen: das neue Heft der Zeitschrift für Buchkunst und Bibliophilie der Gesellschaft, mit dem schönen Titel Marginalien. Insgesamt ist es seit Anbeginn der Herausgabe das 254. Heft, das seit einigen Jahren in Bucha bei Jena im quartus-Verlag seine editorische Heimat hat. Und wie immer hat Chefredakteur Till Schröder mit seiner Crew eine feine und ausgewogene Auswahl aus dem, was das Herze der/des Büchersinnigen bewegt, zusammengebaut. So wird der mit Leaves of Grass und Song of Myself unsterblich gewordene Walt Whitman (1819–1892) in gleich zwei Beiträgen geehrt und gewürdigt: Volker Probst geht der Historie seiner Whitman-Sammlung nach, Moritz Lampe untersucht das Nachleben der Texte Walt Whitmans am Weimarer Bauhaus. Unter dem Titel Geist und Gestaltung schreibt Ernst Falk zur Geschichte der ehrwürdigen und eben stolze hundert Jahre alt gewordenen Büchergilde Gutenberg in den Jahren der Gründung, von 1924 bis 1933. Und Jens-Fietje Dwars porträtiert Oskar Wolff (1799–1851), dessen Gedicht Die nobeln Passionen (1842) in der Kürzfassung von Dwars die typografische Beilage des Heftes stellt. Apropos, Beilage ist auch das Stichwort für den Fortgang des Heftes: Die originalgrafische selbige für die Mitgliederhefte der Marginalien kommt dieses Mal von Henrik Schrat, der in seinem Atelier in Berlin besucht wurde. Für sie ließ er Dreibart und Trude, die auch in Greiz zu Wahlkampfehren kamen, wiederauferstehen. Matthias Wehry führt das Alphabet der Hinterlist fort, Peter Arlt würdigt Werner Oechslin; der Verlag Das Kulturelle Gedächtnis wird zudem von Lektorenlegende Thorsten Ahrend vorgestellt. Zwei Beiträge bekunden die Trauer um Harald Kretzschmar, der im Sommer starb. Das Heft wird beschlossen von einem Teil Rezensionen sowie Nachrichten und Mitteilungen für die Gesellschaft. 

(André Schinkel)

Di, 27.08.2024

Beste beste Freunde: Eichhörnchen und der Pilz Pok. Später gesellen sich zu Olivier Tallecs bekanntem Helden noch zwei weitere Anwärter für beste beste Freunde hinzu: Momo und Günther. Und die knifflige Frage, wie viele Freunde man braucht, ja, und auch verkraften kann, löst sich am Ende wie von selbst. Ein Plädoyer für die Freundschaft und die Offenheit.

Das Buch des Monats: „Mein bester bester Freund“ von Olivier Tallec

Wie ist das mit dem besten, nein, dem besten besten Freund in der Welt? Das fragt sich das neue Kinderbuch von Olivier Tallec, in dem das dem Kundigen (sic!) bestens vertraute Eichhörnchen eben diesem Reiz nachgeht. Das Büchlein, wunderbar in seinen Bildern und kleinen (das Zahnrädel der Geschichte, das ihm innewohnt, staunend Zahn um Zahn bewegend) Textportionen, ist soeben im Hildesheimer Gerstenberg Verlag in der Übersetzung von Ina Kronenberger erschienen. Es ist ein so sanftes wie lehrreiches Vergnügen, dem kleinen Nager bei der Entdeckung seines besten besten Freunds Pok zuzusehen; da ahnt man noch nicht, dass es zwei weitere Versuchungen des Eichhörnchens in Form der Mücke Momo und der Maus Günther (wer bis jetzt nicht wusste, dass Mäuse Günther heißen, wird nach diesem Buch abstreiten, dass es je hätte anders sein können ...) gibt. Die Frage des Büchels, das in so schöner Gestaltung auf den kleinen wie großen Leser kommt, beantwortet sich am Ende selbst; und das Wunder, dass es vielleicht (und gerade in dieser wurstigen Zeit) gar nicht schadet, sich letztlich nicht entscheiden zu können, wer denn nun der beste Freund ist, vollzieht sich jenseits des Konflikts, den das Eichhörnchen mit einem, nun ja, quasi Freundes-Urteil des Paris auf sich zukommen sähe. Es ist eine Botschaft des größeren Glücks, wenn man unter Freunden nicht aussuchen kann und mag, wer denn nun der beste ist ... Umgekehrt, also: unter Abgewandten einen Freund zu gewinnen, wäre viel härter. Gewinnend auch die Haltung des Eichhörnchens, nach einigem inneren Disput (herrlich in den begleitenden Monologen des Nagers) die Sache laufen zu lassen. Dreimal dauert es ein bissel, bis das Tier den neuen Freund-Aspiranten anspricht. Letztlich ergründet das Buch, wie es auch im Rückentext heißt, das tiefe Geheimnis der Freundschaft: Jeder kann es begreifen. So ein schönes Buch. Oja. Nun muss letztlich nur noch die Welt in Ordnung kommen ... (Olivier Tallec: Mein bester bester Freund. Für Kinder ab 4 Jahren, aus dem Französischen von Ina Kronenberger, Hildesheim: Gerstenberg Verlag 2024, HC, 280,0 mm x 200,0 mm x 10,0 mm, 40 Seiten, durchgehend farbig illustriert, ISBN 978-3-8369-6269-8, 15 Euro.)

(André Schinkel)

Sa, 24.08.2024

Das jüngste Mosaik-Sonderheft "Das Geheimnis der Uferschnepfe": In der Brandenburg-Ausgabe gibt es ein Gastspiel des "Atom Heart Mother"-Covers von Pink Floyds 1970er Album. Die Kühe auf der Vorder- und Rückseite des artrock-programmatischen Opus kommen dort in den gezeichneten Havelwiesen vor.

Die Abrafaxe und – die vierfache Pink-Floyd-Kuh in Brandenburg

Das ist doch was: Ein Sonderheft des erweiterten Sortiments dessen, was den Sammler schöner Veröffentlichungen das Herze bubbern macht, hat es bis in die einschlägigen Musikmagazine – den Rolling Stone und den Musikexpress zum Beispiel – geschafft. Wie konnte das passieren? Die Antwort ist: Brandenburg und Pink Floyd. Hm, viel rätselhafter geht es nun kaum noch. Aber ist ganz leicht aufzulösen: Parallel zu Heft 584 des Mosaiks, in dem die Abrafaxe seit Jahrzehnten durch die Welt kommen, erschien eine Sonderausgabe Brandenburg in der beliebten Comic-Reihe. Das dem Abo beiliegende und ansonsten beim brandenburgischen Umweltministerium erhältliche Zusatzheft trägt den Titel Das Geheimnis der Uferschnepfe und ist der Natur und ihrem Schutz im Havelland auf der Spur. Okay, was aber hat das mit der mittlerweile aufgelösten Kultkapelle aus England, die schätzungsweise 300 Millionen Alben verkaufte, was sie zu einer der größten Bands des Erdballs machte, zu tun? Ganz einfach: Mosaik-Zeichner Jörg Reuter ist großer Floyd-Fan, und da die Abrafaxe in Brandenburg auch jenen begegnen, zeichnete er nicht nur die ikonische Kuh mit dem berühmten Schulterblick vom 1970er Album Atom Heart Mother auf die Havelwiesen, sondern auch noch die drei selbigen von der Rückseite des Plattencovers. Die Kühe haben übrigens mit dem Inhalt des Albums, das vor dem Mega- und Longseller The Dark Side of the Moon (1973) ihr größter Erfolg war, nix zu tun. Aber Pink Floyd und Ostdeutschland haben nun miteinander zu tun (nun ja, als hätten sie das nicht vorher schon: PF lösten in der DDR eine Progressive-Welle aus), und das ist einfach eine schöne Nachricht in dieser Zeit. Das Heft ist u. a. beim Umweltministerium des Landes bestellbar, es wird allerdings nur innerhalb dieses versandt. Wer also eins übrig hat: Ich würde, als Verehrer beider Phänomene, eins in Pflege nehmen. Quadrophonische Grüße von mir!

(André Schinkel)

Fr, 23.08.2024

Zum 100. Geburtstag der "Büchergilde Gutenberg" erschienen neben der Festschrift drei Sonderbände mit Arbeiten von Mark Twain, Pablo Neruda, Erich Knauf, Erich Kästner und e. o. plauen. Am 29.08. wird zudem die Jubiläums-Ausstellung im Museum für Druckkunst im Rahmen eines Festwochenendes in der Buchstadt Leipzig (der Blog berichtete) eröffnet.

Büchergilde 100: Festschrift und drei Sonderveröffentlichungen

Da können die Jubeltage unter dem Motto Vorwärts – mit heiteren Augen! 100 Jahre Büchergilde Gutenberg kommen: Zum Geburtstag der Gilde sind eben die Festschrift und drei Sonderdrucke erschienen, die das vollendete Jahrhundert würdig begehen. „In unserem Jubiläumsjahr geht es um das, was uns ausmacht – eine lange und bewegte Tradition im Namen des ‚schönen Buchs‘. Das feiern wir mit einer Ausstellung in Leipzig und besonderen Publikationen, die verschiedene Facetten der Buchgemeinschaft Büchergilde zeigen“, heißt es im Statement der Vereinigung. Und weiter: „1924 beginnt das ‚Abenteuer Büchergilde‘ – mit dem Buch Mit heiteren Augen von Mark Twain! Wir veröffentlichen den Klassiker als redigitalisiertes Original. Eine Zeitreise bis zu den Anfängen der Buchgemeinschaft.“ So weit, so schön schon. Aber: „Manchmal fehlen uns einfach die Worte, um die Liebe zum Buch adäquat zu beschreiben. Zum Glück würdigte Pablo Neruda all das in seinem zauberhaften Langgedicht Ode an das Buch, das wir als Jubiläumsbüchlein mit Bildern der Künstlerin Stefhany Y. Lozano versehen.“ Und schließlich: „Der Sozialdemokrat Erich Knauf gestaltete als Schriftleiter ab 1928 in Berlin die noch junge Büchergilde Gutenberg, bis 1933 der aufkommende Nationalsozialismus sie zerriss. Wie es Knauf und seinen Freunden Erich Kästner und dem Künstler e. o. plauen erging, erzählt das berührende Werk Habt ein besseres Gedächtnis! ...“ Die Geschichte der Büchergilde ist in der Festschrift Vorwärts – mit heiteren Augen!, die Björn Biester verantwortet, nachzulesen. Glückwunsch!!! Und ... auf zum Festwochenende nach Leipzig!

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Do, 22.08.2024

Ein Weltliterat aus Meuselwitz – der Nachruhm von Wolfgang Hilbig hält bis heute an. Zum Geburtstag am 31.08. findet jährlich eine Lesung in Leipzig statt.

Territories of the Soul: Im August ist an Wolfgang Hilbig zu denken

Es ist ein stilles Wunder, das sich kaum mehr begibt ... aber immer doch fortsetzt: Anders als viele Autoren, die nach ihrem Gang in die Geweide der Ewigkeit in der Wahrnehmung verstummt sind oder wurden, scheint es Wolfgang Hilbig (1941–2007), was das belangt, im Nachrühmen besser zu treffen. Der Weltliterat aus der mitteldeutschen Provinz, dessen Ätheris in Lyrik und Prosa um ein Haar verhindert worden wäre, breitet sich nach wie vor vom ikonisch genannten Meuselwitzer Küchentisch seiner Herkunft in eben jene Welt aus ... Erst kürzlich erschienen, von der anglophonen Presse euphorisch besprochen, zwei (eigentlich sind es drei) seiner Prosasammlungen, ins Englische übersetzt: Under the Neomoon in der Übertragung von Isabel Fargo Cole (Two Lines Press) sowie der 80-SeiterTerritories of the Soul/On Intonation, übersetzt von Matthew Spencer (Sublunary Editions). Unter dem Neomond erschien 1982 bei S. Fischer, die beiden Chapbooks Die Territorien der Seele und Über den Tonfall 1986 und 1990 in der Friedenauer Presse, letzteres mit Arbeiten von Horst Hussel (1934–2017). Gerade das Titelstück des zweiten Hefts ist unter Hilbig-Kennern, in der Übertragung On Intonation, Kult, beschreibt es doch die Quintessenz der Existenz Hilbigs und seiner Figuren. Und da dieser prägende Autor eine Reihe Verehrer bis heute hat, gibt es auch immer eine Ehrenlesung im Umfeld seines Geburtstags, mit ausgewählten Gästen, die von der Wolfgang-Hilbig-Gesellschaft mit Sitz in Leipzig ausgesucht und eingeladen werden. 2024 werden die Lyriker Nico Bleutge und José F. A. Oliver Hilbig die Ehre erweisen: am 30.08. im Haus des Buches (im Gerichtsweg 28, 04103 Leipzig). Es moderiert Autorin, Germanistin, Hilbig-Kennerin Marit Heuß.

(André Schinkel)

Do, 15.08.2024

Thomas Rackwitz: "Urknallstaub", erschienen in der Lyrik Edition NEUN – Grafiken von Steffen Büchner.

Thomas Rackwitz: „Urknallstaub“

In der von Steffen Marciniak und Patrick Hattenberg herausgegebenen feinen Lyrik Edition NEUN erschien als Band 27 eine schmale, schöne Kompilation Gedichte von Thomas Rackwitz, mit Grafiken von Steffen Büchner versehen, unter dem Titel Urknallstaub. Rackwitz, der seit einer Reihe von Jahren im Harz lebt und für seine nunmehr sechs Lyrikbände und vier Kinderbücher mehrfach geehrt wurde, pflegt darin eine zugleich hohe wie kontemporäre Sprache, die einen anfasst und zuweilen mit einer Prise dunkler Coolness berührt. Das Büchlein, das mit einem Sonettenkranz eröffnet wird, ist so der Melange – zwischen den Brüchen der Ären und dem Willen zum Ordnen des Chaos, das uns anblickt – auf eine ganz unnachahmliche Weise auf der Spur. Schon die reguläre Ausgabe ist dabei für überaus handfreundliche 9 Euro ... und die Vorzugsausgabe samt beigelegtem Blatt für 33 Euro zu haben. Beide Editionen sind signiert. Alle Infos dazu bei: Verlag der 9 Reiche.

(André Schinkel)

Sa, 10.08.2024

Marie T. Martin: "Der Winter dauerte 24 Jahre. Werke und Nachlass", Leipzig: im Poetenladen Verlag 2024, fadengeheftet, Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen sowie zahlreichen Illustrationen von Franziska Neubert, Nachsatz von Norbert Hummelt, 432 Seiten, ISBN 978-3-94830-506-0, 32,80 Euro.

„Der Winter dauerte 24 Jahre“ – Das gesammelte Werk von Marie T. Martin im Poetenladen Verlag

Es ist, in den Vor-Iden des kommenden Bücherherbsts, ein beeindruckend junges wie Gesamtwerk zu vermelden: Die Dichterin und Erzählerin Marie T. Martin (1982–2021), dessen hier nicht ganz vollständig, aber zum größten Teil versammeltes Werk dieses so schöne wie wuchtige Kompendium in einem Band: Der Winter dauerte 24 Jahre, in ihrem Haus-, dem Leipziger Poetenladen Verlag eben vorlegt, ist leider viel zu früh gestorben, sie wurde keine vierzig Jahre alt. Das Editionshaus, das dies tut, ist für seine schönen Bücher im regulären Bereich bekannt, wurde dafür vielfach geehrt und ausgezeichnet; der Verlagsgründer und -leiter Andreas Heidtmann hat darin stets ein glückliches Händchen bewiesen – so auch hier, wo Heidtmann an der Seite von Hanna Lemke die Betreuung und Herausgeberschaft übernahm. Der knapp 440 Seiten fassende Band ist eine überaus gewichtige Kostbarkeit: Begleitet von den wunderbaren Illustrationen der augen:falterin Franziska Neubert und einem so berührenden wie erhellenden Nachwort von Norbert Hummelt ergibt sich, gedruckt auf bestem Papier, samt Hardcover und Schutzumschlag eine still-würdige Werkausgabe der jungen Dichterin, die schon nicht mehr unter uns ist. Das Buch versammelt ihre zu Lebzeiten erschienenen bzw. autorisierten Bücher Luftpost (2011), Wisperzimmer (2012), Woher nehmen Sie die Frechheit, meine Handtasche zu öffnen? (2015) und Rückruf (2021) sowie die namensgebende Sammlung mit kleiner Prosa aus dem Nachlass. Marie T. Martins Schreiben, das sich, auch wenn das Buch drei prosaische Zyklen enthält, aus den Tiefen der Lyrik à la Wisperzimmer und Rückruf speiste, wurde und wird bewundert, es schmerzt, zu wissen, dass dieses Werk, auch wenn es uns hier in einer seltenen Geschlossenheit ansieht, letztlich unvollendet bleiben wird. Umso wichtiger ist es zu sehen, dass dank der Unterstützung ihres Heimatbundeslandes und vor allem des Engagements von Hanna Lemke, Andreas Heidtmann sowie Norbert Hummelt diese Ausgabe möglich wurde. And by the way: Die Grafiken von Franziska Neubert sind in diesem Kontext wie überhaupt ein Ereignis. Ein schönes und ergreifendes Editionsprojekt – dem man wünscht, seine ursprüngliche Schöpferin hätte es noch in die Hände nehmen können. Vielleicht spricht man längst in den Äthern darüber ... – Feinstes Buchhandwerk auf höchstem Niveau in allen beteiligten Gewerken: aus Leipzig, natürlich. 

(André Schinkel)

Fr, 09.08.2024

6. Europäisches Literatur-Festival (ELK) in Köln-Kalk.

27.08.–01.09.: ELK-Festival in Köln

Anders als in anderen Jahren scheint der August 2024 nicht der ruhigste Monat des Jahres zu sein: Überall Ausstellungen, Lesungen, Konzerte, neueste Bücher und Kunst. So auch in Köln-Kalk, wo (mit Workshop- und Kinovorläufen ab dem 24.08.) vom 27.08. bis zum 01.09. das 6. Europäische Literatur-Festival (ELK) stattfindet. Dazu lädt ganz speziell auch der kleine, feine Kölner Verlag Parasiten-Presse ein, dessen Betreiber Wassiliki Knithaki und Adrian Kasnitz dafür eigens ein ganzes Herbstprogramm vorfristig aus den fruchtbaren Bücherböden dieses Kontinents gestampft haben. Das Festival, das sich zentromerisch um den Ottmar-Pohl-Platz, die Kalk-Mülheimer-Straße bewegt, wartet dabei mit neuen Büchern von Pelumi Adejumo und Gianna Olinda Cadonau, Faruk Šehić, Livia Ștefan, Ubah Cristina Ali Farah und Ana Pepelnik auf. Highlights dürften das kombinierte Lesekonzert mit Grzegorz Kwiatkowski am 28.08. und die Präsentation von Meine Flüsse von Faruk Šehić, eines der wichtigsten bosnischen Gedichtbücher der Gegenwart, werden: Der Sarajevoer Autor ist die ganze Festivalzeit vor Ort. Das gesamte Festprogramm findet sich hier

(André Schinkel)

Di, 06.08.2024

Klopstock (1724–1803) gilt als größter Dichter der Epoche der Empfindsamkeit und Pfadbereiter der Literaturbewegung um 1800. Seine Oden, Elegien, politischen und theoretischen Schriften wie sein Messias-Epos gehören zum Kanon der Weltliteratur.

Klopstock: „Die Sommernacht“

Wenn der Schimmer von dem Monde nun herab
     In die Wälder sich ergießt, und Gerüche
          Mit den Düften von der Linde
               In den Kühlungen wehn;

So umschatten mich Gedanken an das Grab
     Der Geliebten, und ich seh in dem Walde
          Nur es dämmern, und es weht mir
               Von der Blüte nicht her.

Ich genoß einst, o ihr Toten, es mit euch!
     Wie umwehten uns der Duft und die Kühlung,
          wie verschönt warst von dem Monde,
               Du o schöne Natur!

Diese wunderbare Ode Friedrich Gottlieb Klopstocks, dessen Geburtstag sich 2024 zum 300. Mal jährte, entstand 1776 und gehört zu den schönsten Texten dieses ersten großen Dichters der jüngeren Neuzeit. Soeben entstand auch zum Text eine originalgrafische Mappe mit Radierungen von Susanne Theumer und Holzschnitten Frank Eißners: Davon wird an dieser Stelle noch zu berichten sein. Klopstock gilt als deutscher Vertreter der Weltliteratur im Vorfeld Goethes, Schillers, Hölderlins, in der Epoche der Empfindsamkeit als einzigartiger Liebes- und religiöser Dichter.

(André Schinkel)

Fr, 02.08.2024

Im neuen "Bothen" besprochen: Gotthold Ephraim Lessings Stück "Die Juden", erschienen in der Edition Ornament, mit den feinen Grafiken Baldwin Zettls.

Hamburger Bothe 23 erschienen

Frischer geht es nicht in diesem heißen und blasenschlagenden Sommer: Am gestrigen 01. August erschien ganz layoutfrisch die neue, die 23. Ausgabe des Hamburger Bothen unter der Ägide der Pirckheimer-Freunde Rudolf Angeli und Peter Engel. Auf vierzehn pickepacke mit bibliophilem Engelsstaub belegten Seiten geht es wieder um alles, was das aufgeregte Herze des Bücherfreunds, des Büchernarren wie des Büchermanikers bewegt. Das Journal, neben den Marginalien nunmehr zum wichtigen Verständigungsorgan unter den Pirckheimer-Freunden geworden, entstammt noch der Stille des Corona-Wahnsinns, als es nicht statthaft war, gemeinsam die Köpfe über den Blättern und Einbänden, die die Welt bedeuten, zusammenzustecken; mittlerweile aber zeugt der Hamburger Bothe auch über die Lockdown-Agonie weit hinaus von der Vitalität der Gesellschaft ... und das ist auch gut so. Was gibt es im neuen PDF zu lesen. Zum einen empfehlen die Herausgeber die William-Blake-Schau in der Hamburger Kunsthalle, die vom 14. Juni an und noch bis zum 08. September in der Freien und Hansestadt zu sehen ist. Angeli und Engel verweisen zugleich darauf, dass es eine der wenigen Ausstellungen, die umfassend das Werk des Meisterlichen würdigen, außerhalb Großbritanniens seit vielen Jahren ist. Abel Doering verweist in der Empfehlung für den Bibliophilen auf eine Seltenheit aus der frühesten DDR-Zeit: Der verwundete Sokrates von Bertolt Brecht (1898–1956), die Erzählung aus den Kalendergeschichten eröffnete 1949 die Reihe Unsere Welt im neu gegründeten Kinderbuchverlag, damals noch in Berlin und Dresden beheimatet. Dann wird der Münchner Radierverein e. V. vorgestellt von Paul Hennig, gibt’s wieder einen Schnipsel aus dem Wandsbecker Bothen und Blicke auf das Janosch-Zentrum, die Stiftung Illustration sowie einen Primärtext von Cornelia Manikowsky. Und schließlich: Die Rezension zu G. E. Lessings Die Juden, wunderbar ediert von Pirckheimer-Freund Jens-Fietje Dwars, die ein Ereignis zudem sind im Verbund mit den herrlichen Stichen von Baldwin Zettl, der damit zugleich zum 80. geehrt wird. Wenn es ihn nicht schon gäbe, man müsste ihn erfinden, den Hamburger Bothen. Unter der E-Mail Rudolf_Angeli@web.de ist er zu haben. Wer möchte, kann auch um Post-Zustellung fragen.

(André Schinkel)