Pirckheimer-Blog

Neuerscheinung

Do, 23.01.2025

Elias Canetti: "Die Stimmen von Marrakesch", neu in der Büchergilde Gutenberg – mit 21 Gouachen von Wolfgang Werkmeister sowie drei Vorzugsmotiven.

„Stimmen von Marrakesch“: neu illustriert in der Büchergilde

Manchmal wünscht man, der Reigen der schönen und nahen Bücher möge nicht abreißen – im Anblick der momentanen Wurstförmigkeit der Welt zumal und ihrer mächtigen Brülläffchen zudem. Von daher muss man der Büchergilde Gutenberg ein Kompliment aussprechen: dass sie die, ach, schönsten und bedeutendsten ihrer Schöpfungen dagegenhält. Ja, es ist gleich noch ein wunderbares Beispiel dieser Bemühung zu nennen: Elias Canettis (1905–1994) Die Stimmen von Marrakesch. Das schmale Buch des Literaturnobelpreisträgers von 1981, der durch sein über mehrere Jahrzehnte hin entstandenes Großwerk Masse und Macht (1960) berühmt wurde, dürfte zum berührendsten und eindrücklichsten im, nun, ungewöhnlichen Œuvre des Meisters gehören – seine Schilderung des Überlebenskampfes in der marokkanischen Stadt kommt in einer Reihe Impressionen, Notate, wie sie für das Spätwerk Elias Canettis typisch ist, auf den Leser und nimmt ihn mit in das Herz der marokkanischen Metropole. Die Entstehung des Buchs ist dabei, auch canettilike, eine Geschichte der Langwierigkeit: Mit englischen Freunden, die dort einen Film drehen, reist Elias Canetti im Jahr 1954 nach Marrakesch. Rasch nimmt ihn der eigentümliche Zauber des Orients gefangen. Er streift durch die Stadt, besucht die Händler in den Suks, den Kamelmarkt, lauscht den seltsamen Rufen eines bettelnden Blinden, beobachtet die Schreiber und Erzähler, die ihm erscheinen „wie ältere und bessere Brüder“. Canettis bewegende Aufzeichnungen zu seiner Reise sind meisterhafte Miniaturen voller scharfer Beobachtungen, präzise in Worte gefasst – allerdings wird es ganze vierzehn Jahre dauern, bis er sie niederschreibt anhand von drei Seiten Notizen aus der Zeit der Reise. Der Name von „Marrakesch“ stammt aus den berberischen Sprachen und bedeutet soviel wie „Land Gottes“. Etymologisch kann das Wort also auch, bei allem Konstatieren südlicher Eigenarten und Exotik, der sich Canetti durchaus differenziert bedient, als Metapher für die Welt gelesen sein. Immer wieder kehrt der Beobachter zum Djemaa el Fna, zum „Versammlungsplatz der Toten“, wie der Markt-, ja, und ehemalige Richtplatz der Metropole heißt, zurück. In der dreizehnteiligen Canetti-Werkausgabe stellt Die Stimmen von Marrakesch die schmalste Rubrik dar, aber die Neugier und Wahrhaftigkeit der Texte frappiert immer wieder. In der Büchergilde wurde der Klassiker nun neu aufgelegt – mit 21 bisher unveröffentlichten Gouachen von Wolfgang Werkmeister. Und natürlich gibt es eine Vorzugsausgabe. Ein Buch, sich von der Welt ein wenig fortzuträumen. (Elias Canetti: Die Stimmen von Marrakesch – Aufzeichnungen nach einer Reise. Mit 21 Gouachen von Wolfgang Werkmeister. Frankfurt am Main: Büchergilde Gutenberg 2024. Hardcover mit Lesebändchen, 160 Seiten, ISBN 978-3-7632-7599-1, Normalausgabe: 32 Euro, Vorzugsausgabe (drei Motive zur Auswahl): 66 Euro.)

(Bert Blaubart)

Mi, 22.01.2025

Thomas Böhmes neuer Lyrikband "Orpheussplitter" erschien im 'Verlag der 9 Reiche' mit Linolschnitten von Steffen Büchner in Normal- und Sonderedition.

Gelesen übers Jahr · neu: Thomas Böhmes Band „Orpheussplitter“

Der Leipziger Dichter und Romancier Thomas Böhme gehört seit mehreren Jahrzehnten zu den bedeutendsten, ja, und beständigsten Autoren seiner Generation. Soeben wurde sein Lebenswerk mit dem Walter-Bauer-Preis der Städte Leuna und Merseburg geehrt und dem Dichter die lange überfällige ordentliche Mitgliedschaft in der Sächsischen Akademie der Künste angetragen, eine Auszeichnung, die er sich im Zuwahl-Jahrgang u. a. mit Daniela Danz und Olga Tokarczuk teilt. Sein neuester Band, die Sammlung Orpheussplitter, ist überdies als bibliophile Köstlichkeit zu betrachten, erschienen in der Lyrik-Edition NEUN, herausgegeben von Steffen Marciniak und Patrick Hattenberg im Berliner Verlag der 9 Reiche. Die Reihe ist gut an ihrem markanten Außendesign zu erkennen: Die Titelei überkreuzt sich mit einem Detail aus dem Linolschnitt des Dresdner Pirckheimer-Freunds Steffen Büchner, der auch das Frontispiz bildet und im Original einer kleinen Sonderauflage beiliegt. Die Edition ist in allen Exemplaren nummeriert und vom Autor signiert. Böhme taucht in diesem 32 Seiten fassenden Buch aus der Kreidezeit auf, nimmt einen Parforceritt durch Mythos und Geschichte auf sich, und den Titel-Track von Orpheussplitter kann man als Auf- und Abgesang wie auch als Reminiszenz an Rainer Maria Rilke lesen, dessen Geburtstag sich 2025 zum 150. Mal jährt. Und er landet bei einem dunklen und auch wehen Inner sanctum, der Abbitte an die Mutter. Böhmes unikale Lyrik ist dabei auf den Punkt komponiert und changiert zugleich zwischen symbolistischen und surrealistischen Attitüden und ist zuweilen von entwaffnender Geradheit und beherztem Grip. Es gibt von Orpheussplitter letztlich drei verschiedene Formate: die broschierte Normalausgabe und die Vorzugsedition im Hardcover; auch, nur schwer zu bekommen, gibt es dazu neun Originale Steffen Büchners, quasi für den Biblioman. Oder man sammelt einfach die Reihe. (Thomas Böhme: Orpheussplitter. Mit Linolschnitten von Steffen Büchner, Lyrik-Edition NEUN (Band 33). Berlin: Verlag der 9 Reiche 2024. 190 x 125 mm, 32 Seiten, ISBN 978-3-94899-933-9, die Normalausgabe für 9 Euro, Vorzugsausgabe zu 33 Euro.)

(André Schinkel)

Mi, 15.01.2025

Neues aus Zeitschriften bei Mironde: Im Feuilleton "Litterata – Technik und Poesie in Mitteleuropa" wird auch das neue Heft der "Marginalien" besprochen.

„Marginalien“ im Feuilleton bei „Litterata“ im Mironde Verlag

Die Litterata – Technik und Poesie in Mitteleuropa ist ein Feuilleton des Mironde Verlages und des Freundeskreises Gerd Hofmann. Dort werden regelmäßig und in, ja, weitem Themenkreis in der Rubrik Neues aus Zeitschriften interessante Vertreter dergleichen besprochen und vorgestellt. In der neuesten Liste ist auch das neue Heft der Marginalien (Ausgabe 255, Heft 2024/4) dabei; und es werden die Vielfalt und Tiefe der Zeitschrift der Pirckheimer gelobt – insbesondere die Porträts zu Peter Hoffmann und Rudolf Marx werden hervorgehoben. Fein! Der ganze Text findet sich hier.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Di, 14.01.2025

Pirckheimer-Freund Hermann Famulla hat "Grotesk Film" (1921) von Frans Masereel eben neu aufgelegt.

F. Masereels „Grotesk Film“ neu

Über hundert Jahre Grotesk Film von Frans Masereel (1889–1972) und immer noch hochaktuell: Mit seiner privaten Siebdruckanlage hat Pirckheimer-Freund Hermann Famulla in Kooperation mit der Siebdruckwerkstatt Samuel das Heftchen Grotesk Film für die Frans Masereel Stiftung Saarbrücken als Herausgeber neu gedruckt und aufgelegt. Der Berliner ist der Nachlassverwalter des 1975 gestorbenen Bauhaus-Künstlers Fritz Kuhr und vertritt das Kuhrarchiv. Die Exemplare des Masereel-Werks sind entsprechend dem Original fadengeheftet. In einer handgefertigten Kassette befindet sich der Siebnachdruck dieser hervorragenden Arbeit des Expressionismus. Die Arbeiten des wirkmächtigen, vielgestaltigen und gut vernetzten Grafikers, Malers und Pazifisten Frans Masereel waren, nachdem sie zwischenzeitlich in der Epoche des Nationalsozialismus als „entartet“ verboten wurden, dies- und jenseits des Eisernen Vorhangs in ganz Europa berühmt und weltweit bei Sammlern begehrt. So ist es bis heute geblieben. Die Zeichnungen der Originalausgabe wurden 1921 ohne Kassette vom Verlag G. B. Neumann (Berlin) herausgegeben. Der Neuauflage ist ein Leporello mit einem Kommentar von Dr. phil. Ute Famulla beigelegt. Insgesamt sind von der Neuausgabe 70 Exemplare hergestellt worden. Zwanzig sind nicht für den Handel bestimmt. Sie tragen die handschriftlichen Nummern römisch I bis XX. Die übrigen fünfzig Exemplare sind handschriftlich mit den arabischen Nummern 1 bis 50 versehen worden. Diese Kassetten können für 70 Euro zuzüglich Porto bezogen werden. Interessenten für die neue Siebdruckausgabe von Grotesk Film wenden sich bitte an das Kuhrarchiv, c/o Hermann Famulla, Bohnstedtstraße 26, 12309 Berlin.

(André Schinkel via Hermann Famulla)

Sa, 11.01.2025

Matthias Gubig publizierte in der Edition Spätdruck "Des Kaisers neue Kleider" von H. C. Andersen und – versah sie mit grafischen Kommentaren. Das Buch ist in zwei feinen, je bibliophilen Varianten zu haben.

Gubig: „Des Kaisers neue Kleider“

Neues aus der Edition Spätdruck: Soeben erschien dort unter Matthias Gubigs kundiger Hand das Märchen Des Kaisers neue Kleider, das Hans Christian Andersen (1805–1875) 1837 verfasste. Mit diesem Text, so Gubig, schrieb der dänische Großdichter „einen allzeit aktuellen Text, welchen ich gern auch in unsere Zeit mitnehmen wollte. Deshalb entstand dieses Buch mit meinen grafischen Kommentaren. Es wird zusätzlich begleitet vom [hier abgebildeten] Holzschnitt des Hofstaats auf einem gesonderten, dreifach gefalzten Druckbogen. Ihr wahres Gesicht verbergen die Akteure auf heute zeitgemäße Weise und ich würde mich wundern, wenn diese digitale Maskerade entschlüsselt werden könnte.“ Das Buch gestaltete, setzte und druckte Gubig. Die Grafiken im Buch entstanden auf einer Andruckpresse, der 66 cm breite Druckbogen hingegen als Handabzug. Auch der Bezug des Einbands wurde vom Holzstock und mit einer Buchdruck-Linienform bedruckt. Die Texte sind aus einem Schriftfont der Fleischmann-Antiqua gesetzt, von Nyloprint-Platten gedruckt. Diese fertigten Die Lettertypen in Berlin an. Michael Knop (ebenfalls in Berlin) stellte die Handeinbände sowie die Schuber und Grafikmappen her. (Hans Christian Andersen · Matthias Gubig: Des Kaisers neue Kleider, Berlin: Edition Spätdruck, 18 S., 180 x 330 mm, 5 mehrfarbige Holzschnitte, Auflage: 12 Exempl. mit beigefügtem Holzschnitt 660 x 330 mm, 8 Exempl. ohne Holzschnitt, 400/250 Euro.)

(André Schinkel)

Mi, 01.01.2025

Mit Neuigkeiten von Barbara Beisinghoff beginnt das bibliophile Jahr 2025: "Codes", Ausstellungen, Buch.

Barbara Beisinghoff neu: „Codes“

Pünktlich zum frischen Jahr gibt es die neuesten Nachrichten von Barbara Beisinghoff: So teilt die Künstlerin, die in Diemelstadt lebt und dort ein Atelierhaus betreibt, in ihrem Newsletter mit: „Vom 15. bis 18. Januar 2025 bin ich eingeladen, in der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel für mein neues Künstlerbuch über Sophie von Hannover und Leibniz weiter zu recherchieren. In das Künstlerbuch werden Räume des Selbst und zeremonielle Räume eingefaltet. Zwischenräume von Lochcodes enthalten Schweigen.“ Auch gibt es auf ihrer Webseite Einladungen zu Ausstellungen im Februar und März sowie die Ankündigung für ein neues Bilderbuch: Das Flüstern der digitalen Welt soll als Familienprojekt mit einem Text von Niels Beisinghoff im März erscheinen. Und auch ein Hinweis auf ihre Teilnahme bei der BuchDruckKunst im April in Hamburg fehlt dort nicht, womit wir eigentlich schon mitten im bibliophilen und Grafik-Jahr 2025 gelandet wären – so sei es.

(André Schinkel)

Mo, 30.12.2024

Heft 2024/4 (255) der "Marginalien", der Zeitschrift für Bibliophilie und Buchkunst der Pirckheimer, ist soeben erschienen und beendet den Jahrgang. Die Ausgabe ist wieder mit Informationen, Aufsätzen und Porträts zu vielen bibliophilen Themen reich gefüllt. Unter anderen wird noch einmal das sehr erfolgreiche Jahrestreffen der Pirckheimer in der Ottostadt Magdeburg im frühen Herbst gewürdigt.

Marginalien: Heft 255 erschienen

Zum Jahresabschluss gibt es nochmal ein üppig gefülltes Heft der Marginalien zu vermelden, der Zeitschrift für Bibliophilie und Buchkunst der Pirckheimer-Gesellschaft, das soeben als Ausgabe 2024/4 mit der laufenden Nummer 255 erschien und den Jahrgang beschließt und wohl bei den meisten Pirckheimer-Freundinnen und -Freunden schon, wie auch der festliche Gruß des Vorstands der Gesellschaft evoziert, unterm Weihnachtsbaum lag. Die 128 Seiten, die der leitende Redakteur und stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Pirckheimer, Till Schröder, im Verbund mit seiner deutschlandweit arbeitenden Redaktion der Marginalien vorlegt, bieten jede Menge Lesestoff und gutes Anschauungsmaterial für die Rauhnächte: Zum Auftakt schreibt Peter Engel über Die Graphischen Bücher Kurt Wolffs und zeigt, dass dessen Verlag seit jeher auch ein bibliophiler war ... Und Matthias Wehry führt mit Teil vier von Lug und Betrug im Buch das Alphabet der Hinterlist fort. Redaktionsmitglied Jens-Fietje Dwars porträtiert in der immer wiederkehrenden Rubrik Zu Besuch im Atelier den renommierten Weimarer Künstler Walter Sachs, der zugleich die grafische Beilage für das Heft, den Holzschnitt Karnickel und Schlange, beitrug, und rezensiert tiefer im Heft den neuen Gedichtband von Lutz Rathenow, der im Verbund mit Katja Zwirnmann entstand und mit zehn originalen Blättern preiswert im Verlag Ralf Liebe zu haben ist (der Blog berichtete). Es gibt Porträts zu Wilhelm Niemeyer und Armin Abmeier, jawohl, und mit Peter Hoffmann wird ein Pirckheimer-Freund interviewt, der seinen 100. Geburtstag (!) feierte. Das ABC der Druckkunst zieht eine kleine Zwischenbilanz, Robert Grieger und Till Schröder lassen das feine Jahrestreffen in Magdeburg Revue passieren, und letzterer schaut sich zudem in Straßburg, 2024 die UNESCO-Welthauptstadt des Buches, um. Reimar Riese erinnert schließlich an Rudolf Marx, den Verleger der Sammlung Dieterich. Auch in der Typografischen Beilage gibt es mit einer Causerie von Michael Kleeberg Hochkarätiges. Weitere Rezensionen, so die von Wolfgang Schlott und Ernst Braun, eine abschließende Würdigung des Klopstock-Jahrs sowie die Nachrichten aus der Gesellschaft und Informationen für Bücher- und Grafikfreunde im Anhang beschließen in gewohnter Manier die Ausgabe. Die Redaktion, wissen informierte Quellen, sichtet bereits Themen fürs nächste Heft ...

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Mo, 23.12.2024

"Franz Hohler & friends" erschien bei Luchterhand. Der berühmte Schweizer Autor würdigt, porträtiert Menschen, die ihm in über 50 Jahren begegneten.

Gelesen übers Jahr · Extra: Franz Hohlers „Franz Hohler & friends“

Es sind große Namen dabei und solche, die man vielleicht nur in der Schweiz oder in Zürich kennt: Mit Elias Canetti ein leibhaftiger Nobelpreisträger, ja, und mit Friedrich Dürrenmatt und Max Frisch noch zwei, die unbedingt den Nobelpreis verdient gehabt hätten; und dass der Tausendsassa Franz Hohler mit Wolf Biermann und Lutz Rathenow befreundet ist, liest sich hier neu, ist aber, wenn man es nun weiß, auch ganz und gar folgerichtig. Über Emil und Peter Bichsel wundert man sich nicht, denn das ist die Sorte an Qualität, mit der man Hohler per se auf der Rechnung haben muss. Der große Erzähler (Cellist und Kabarettist ist er zudem) Franz Hohler (dessen Aufmaß an Realismus und Surrealismus in seiner Arbeit auch Teil des Gesprächs mit Canetti, den er im Zug trifft, ist, und ihn berühmt machte) legte mit Franz Hohler & friends kein Meet-&-Greet- oder Best-of-Album vor, nein, es sind: Erinnerungen, Ansprachen, Würdigungen, Bekundungen, Trauerreden, die auf Begegnungen reagieren oder je anlässlich dieser gehalten werden. Aus fünf Jahrzehnten plus wählt der Autor diese, ein Kompendium, mit Gedichten und auch Dialektalem durchsetzt, jede Begegnung eine kleine Offenbarung, ein „Lob der Freundschaft“, wie man es dem Weltenwanderer und Freundschaftsgeist F. H. zutraut. Das Buch, das in schöner Ausstattung ähnlich der sammelnden Bände des Autors erscheint und sich so, gleichwohl ein ergänzendes Opus, nahtlos in die Phalanx des sortierten Werkbände: zweimal Erzählungen, die Gedichte, zuletzt die Bahnhofsromane, und die späten Prosakollektionen einfügt, gibt auch Einblick in den weiten Kreis derer, die dem Autor in den Blick treten und ist im Übrigen auch ein kleines, mit Verlaub, Bestiarium litteraricum der Schweiz. Leise wünscht man, man wäre selbst mit Hohler befreundet, und er käme und sagte ein paar Worte über einen, und es wäre noch nicht die Beerdigung, bei der man das zu hören bekommt, denn dann könnte man ihn mal in den Arm schließen hernach und zu einem Viertele einladen. Naja, aber das klappt auch noch. (Franz Hohler: Franz Hohler & friends. Reminiszenzen/Würdigungen. München: Luchterhand 2024. Hardcover mit Schutzumschlag, 304 Seiten, ISBN 978-3-63087-775-4, 24 Euro.)

(André Schinkel)

Sa, 21.12.2024

Axel Wunsch, "Antikisches 2023" (2024), Lithografie, mit zwei Farben gedruckt, Blatt: 39 x 53 cm, Steine: 30 x 44 cm, erschienen als Kunsthütte-Jahresgabe 2024. Auch die vier Grafiken für 2025 liegen nun vor.

Die Jahresgaben 2025 der Neuen Sächsischen Galerie liegen vor

Magdeburg in our hearts, our minds

Der Kunstverein Kunsthütte e. V. in der Neuen Sächsischen Galerie (Moritzstraße 20, 09111 Chemnitz) der südwestsächsischen Metropole Chemnitz beauftragt jährlich vier Künstlerinnen und Künstler, vornehmlich aus Sachsen und in allen Generationen, zur Produktion einer neuen Druckgrafik in traditioneller Handarbeitstechnik, deren 40er Auflage dem Kunstverein zum Verkauf zur Verfügung gestellt wird. Die neuen Jahresgabengrafiken für das Jahr 2025 liegen bereits vor und können exklusiv zum Vorzugspreis von 60 Euro von den Vereinsmitgliedern der Kunsthütte bis zum 31. Januar 2025 erworben werden. Danach kosten die verbliebenen Exemplare der Grafiken für Mitglieder wie für Nichtmitglieder je 100 Euro. Beim Erwerb von mindestens fünf Grafiken erhält man eine Grafik gratis. Kontakt dafür besteht über die Emailadresse info@kunsthuette.de.

(André Schinkel)

Do, 19.12.2024

Cover des neuen Jäger-Buchs bei Angeli & Engel. Die Verleger und Herausgeber des "Hamburger Bothen" schicken gute Grüße und Wünsche zum Jahresende.

Festliche Grüße aus Hamburg

Weihnachtsgrüße und gute Wünsche für den Jahreswechsel kommt von den beiden Herausgebern des Hamburger Bothen, Rudolf Angeli und Peter Engel, die auch den eponymen kleinen und zugleich hochfeinen Verlag Angeli & Engel in der Freien und Hansestadt betreiben. Mit der soeben erschienenen 25. Ausgabe des Bothen wie auch die erfolgreiche fünfte Publikation: Buchkunst, Flachware und Autobiografisches des Malers Bernhard Jäger sind die Bücherhungrigen übers Jahr versorgt; es kündigen sich aber bereits die bibliophilen Verlags-Iden für 2025 an: So wird der sechste Druck des Verlag ein neues Buch von Klaus Waschk, seinem Heimatstadtteil Övelgönne gewidmet, sein, gefolgt von Nr. 7: Gustav Kluges (Hamburg/Starnberg) Codex Delta ... Gute Aussichten!

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Mo, 16.12.2024

Lutz Rathenows "Früher ist morgen" erschien nun in der Gestaltung von Katja Zwirnmann bei Ralf Liebe.

Bibliophiles des Monats: „Früher ist morgen“ von Lutz Rathenow

„Jemand bewegt sich als Dichter durch Innen- und Außenwelten. Er baut ein Labyrinth aus lauter Ausgängen. Das in einem Buch als Gesamtkunstwerk.“ So kündigt der Weilerswister Verlag Ralf Liebe ein hochambitioniertes Buch an, ein Feature des Dichters und Erzählers Lutz Rathenow mit der Leipziger Buchkünstlerin Katja Zwirnmann, das kraft seiner Umsetzung eine bibliophile Wucht im quasi regulären Verlagsbereich und zu allem auch noch für seine Vielzahl enthaltener Drucke äußerst preiswert (Hardcover, Leineneinband, eine Top-Gestaltung und zehn Holzschnitte sind hier für 25 Euro zu haben) in die Welt geht. Grundlage von Früher ist morgen ist die feinherbe Kompilation von 111 Gedichten Lutz Rathenows, die de facto sein ganzes literarisches wie wirkliches Leben überspannen – elegische, memoriale, streitbare oder schlicht das Herz anfassende Texte, die, teils wiedergefunden und weitergeschrieben, teils frischeste Ware aus den hiesigen hochbewegten Jahren sind. Dabei ist das seinerseits stets bewegte Leben dieses Mannes, der in Jena geboren wurde und in Berlin lebt, selbst literarisch. Und Früher ist morgen gewissermaßen die Fortsetzung seines ausgewählten Erzählbands Trotzig lächeln und das Weltall streicheln von 2022 ... nun eben in Lyrik. Kongenial die Arbeit (und nicht zuletzt Verarbeitung) durch die augen:falterin Katja Zwirnmann, die auch an den Bindearbeiten beteiligt war und zwischen den innigen, tiefen wie streitbaren Texten Rathenows stille und statische Akzente setzt. Das Buch, das in einer Auflage von 1.000 Exemplaren erschien, ist unter diesem Link beim Verlag erhältlich. Die Exemplare sind im Übrigen noch zärtlich in einen Andruck des Bandes gehüllt, auf der Vorderseite mit einem handnummerierten Titelschild verziert, dessen Zahl sich im Impressum innen via Stempel wiederholt. Was für ein schönes Buch.

(André Schinkel)

So, 15.12.2024

Tolle Sache: Das neueste 'Bücherkinder'-Buch ist da!

Nach dem Buch ist vor dem Buch

Anlässlich des neuen Bücherkinder-Buchs „Vom Aufstehen mit Eva, mit Abel, mit Noah und mir“

Ein Jahr Arbeit hat sich gelohnt. Am 12. Dezember 2024, wurden in einer feierlichen Stunde im Musikraum der Evangelischen Grundschule am Dom zu Bandenburg an der Havel im Beisein der Bücherkinder, ihrer Eltern und ihrem Büchervater, Pirckheimer-Freund Armin Schubert, das neu entstandene Buch Vom Aufstehen mit Eva, mit Abel, mit Noah und mir übergeben.

Die Kinder im Alter zwischen neun und dreizehn Jahren haben sich unter anderem intensiv mit Texten zur Arche Noah, mit dem Ansatz zu Eva als Aufklärerin von Dorothee Steffensky-Sölle (1929–2003) und Friedrich von Schiller (1759–1805) beschäftigt. Bei einem Besuch im Museum Barberini in der brandenburgischen Landeshauptstadt wurden zudem die Werke von Edward Munch (1863–1944) betrachtet, und es wurden Texte aus der Genesis zur Vertreibung aus dem Paradies gelesen. Es befassten sich alle mit Themen wie Emanzipation, Politikverdrossenheit und der möglichen Beteiligung an der Gestaltung der Demokratie. Zusätzlich gab es Texte aus der autonomen Grundschule aus Sopot bei Gdańsk, die wir 2022 besucht hatten. So entsteht ein Dialog in Zeiten des Umbruchs und ein europäischer Gemeinschaftssinn zwischen Kindern.

Entstanden ist dabei mit Vom Aufstehen mit Eva ... ein Buch, das selbstgeschriebene Texte und Gedichte mit Tiefgang beinhaltet. Zusätzlich haben die Kinder Grafiken zu den Themen per Linolschnitt entstehen lassen. Die farbigen Drucke wurden mit Hilfe der Galerie Sonnensegel gefertigt, die als Orginale in die Bücher gebunden wurden. Zwei externe Künstler haben dieses Buch mit je einer originalen Grafik begleitet, dies waren Helge Leiberg aus Berlin und Klaus Raasch aus Hamburg. Jedes Bücherkind kann nun so ein hochwertiges Exemplar sein Eigen nennen.

Im neuen Jahr 2025 startet nun das elfte Buchprojekt. Ein großes Thema ist die Bedeutung des Einhorns. Das Fabeltier ist in Kunst und Kultur weit verbreitet. Dieses Projekt wird zur Freude aller vom Fernsehsender Arte/ZDF als Jahresfilmprojekt begleitet. Dieser Film mit den Bücherkindern wird dann zusammen mit der internationalen Ausstellung im Museum Barberini in Potsdam und danach in Paris im Museé de Cluny gezeigt. Diese intensive Schreibarbeit mit den Kindern, die Museumsbesuche, Recherchen etc. kosten Geld, welches immer mit viel Herzblut und Initiative vom Mentor der Bücherkinder, Herrn Armin Schubert, erkämpft wurde. Und an diesem Nachmittag des 12.12. sorgte dann Andreas Kutsche (MdL, BSW des Landes Brandenburg) für einen Gänsehautmoment. Er überreichte eine Jahresspende im Wert von 12 x 500 Euro. Die Dankbarkeit aller Beteiligter ist enorm. So kann die Arbeit der Bücherkinder im Januar starten.

Weitere Spender für dieses Buchprojekt, das sich auch mit dem 500 Jahre alten Einhorn-Teppich aus der Gotthardtkirche zu Brandenburg befasst, werden dringend gesucht. Unsere Stadt Brandenburg wird durch eine solche Arbeit von Kindern europaweit geehrt. Die Pirckheimer-Gesellschaft ist Träger diese Arbeit an der Domgrundschule zu Brandenburg mit vielen Kindern.

(Maria Kunz/Armin Schubert)

Sa, 14.12.2024

Des Grimmschrats "Das kluge Gretel" ist soeben als Zwischenband 4.1 der Grimm-Ausgabe erschienen.

Grimmschrat sagt: „Bring mich zu Gretel!“ (Geschenk-Idee in Rosé)

„Ich mag diese Geschichte schon lang, sie macht mir gute Laune. Das kluge Gretel ist ein Schwank, der ab 1819 zum Kanon der Grimm’schen Märchen gehört. Eine lebenslustige Haushälterin schert sich nur wenig um Moral oder Regeln und genießt das Leben. Wein und die Hühner, die sie für einen Gast zubereiten sollte, vertilgt sie mit gutem Appetit, und am Ende fällt ihr auch noch eine Geschichte ein, wo die Hühner hin sind. Eine lebensbejahende Textminiatur, die vergnüglich zu lesen und anzuschauen ist.“ So Henrik Schrat, dessen Zwischenband mit dem Gretel-Text eben erschien und noch bis Weihnachten angeliefert wird. Der fünfte und letzte Band seiner illustrierten Grimm-Ausgabe zieht dann 2025 (der Blog und die Marginalien berichteten) nach. Das Büchel im Hosentaschenformat (12 x 12 cm, 24 Seiten, erschienen bei Textem) ist dabei zum zärtlichen Preis von 12 (Dreierpack: 30) Euro sehr wohlfeil – gestaltet von Christoph Steinegger – im Hardcover erhältlich. Da der Zwischenband nicht im Abo für die Gesamtausgabe enthalten ist, bittet der Schrat um gesonderte Bestellung über den eingehängten Link. Auf dass Die kluge Gretel noch rechtzeitig unter die Weihnachtsbäume in den bibliophilen Stuben komme – Heiligabend ist nicht mehr weit.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Fr, 06.12.2024

Brandenburg – die "Bücherkinder" haben ein neues Buch gemacht. Das wird am 12. Dezember gefeiert.

Neues Buch: „Vom Aufstehen mit Eva, mit Abel, mit Noah und mir“

Vom Aufstehen mit Eva, mit Abel, mit Noah und mir, das neue, in ein lindgrünes Cover gewandete Buch der Bücherkinder Brandenburg, die unter der langjährigen Ägide und Mentorschaft (es ist, wenn die Zählung richtig ist, das achte gemeinsame Bücherprojekt) von Pirckheimer-Freund Armin Schubert seit Jahren eine wunderbare Arbeit leisten und berührend schöne, ambitioniert bibliophile Publikationen hervorbringt, die weithin Beachtung fanden und finden, steht in der Startlöchern für die Übergabe an die Öffentlichkeit. Diese soll am 12. Dezember in der Havelstadt erfolgen. „Liebe Eltern der Bücherkinder, liebe Bücherkinder“, schreibt Armin Schubert, „ein Jahr Arbeit am Buch Vom Aufstehen mit Eva, mit Abel, mit Noah und mir ist geschafft – es wurde durch die Bücherkinder gesehen, gedacht, gelesen, geredet, geschrieben, illustriert, durch mich lektoriert, korrigiert, layoutet, gedruckt, gefalzt, in Ribnitz-Damgarten gebunden, dann nummeriert und signiert. Von zwei Künstlern sind Grafiken eingebunden, so von Klaus Raasch aus Hamburg das Ginkgoblatt und das signierte und nummerierte Blatt mit der Arche und dem Regenborgen von Helge Leiberg. Dazu habe ich allen Kindern auch je eine originale Grafik in das Buch eingelegt. So entstand eine sehr (…) kostbare Ausgabe unseres Buches.“ Die Premiere wird in diesem Jahr als Buch-Weihnachtsfeier im Musikraum in der Ritterakademie mit Keksen und Getränken durchgeführt. Die denkmalgeschützte Ritterakademie befindet sich auf dem Domhof des Doms der Havelstadt und beherbergt bis heute eine Schule. Die Veranstaltung am nächsten Donnerstag beginnt ab 14.30 Uhr. Alle Interessierten sind dazu herzlich eingeladen. Das neue Buch ist von einer großen Themenvielfalt: von biblischen Geschichten (Eva als mutige Frau, Kain und Abel) bis zu dringenden Fragen der Gegenwart. Auch das Gespräch mit Texten von Hilde Domin und Tschingis Aitmatow wird gesucht. Ein Kreativ-Projekt, dem man wünscht, dass es bundesweit Schule macht!

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Mi, 04.12.2024

Juliane Stiegele im Interview zu "Toolbox.3" beim DLF, das eben erschien: "Kann ein Volk überhaupt überleben, das seine Poesie verloren hat?" (28.11.)

„Utopia Toolbox.3: Warming the globe by 1° C“ final erschienen

Erwärmung für Abkühlung, das ist der Ansatz von Juliane Stiegeles Buch Utopia Toolbox. Darin geht es um die wachsende Unterkühlung unseres Lebens in Ökonomie, Arbeitswelt und mehr. Die Designerin hält dem Wärme, Poesie, Liebe und Kreativität entgegen. Der dritte und letzte Band der Reihe will der wachsenden Unterkühlung unseres Lebens entgegenwirken, in Bereichen wie Ökonomie, Arbeitswelt, Bürokratie, Kommunikation, Technologie, im Umgang mit Tier und Pflanze. Das Buch schlägt sich entschieden auf die Seite der Intuition und favorisiert im Angesicht der Abgründe der Gegenwart Qualitäten wie Wärme, Poesie – alle Erscheinungsformen von Liebe. Und wie alle Toolbox-Bände setzt es unerschütterlich auf die menschliche Kreativität. Teil 1 & 2 der Buchreihe sind auch noch erhältlich! (Utopia Toolbox.3: Warming the globe by 1° C, 456 Seiten, Hardcover, 23 x 17 cm, zahlr. Abb., Augsburg: Toolbooks 2024, ISBN 978-3-9816731-1-1, 44,80 Euro.)

(André Schinkel)