Pirckheimer-Blog

Elke Lang

So, 02.04.2023

Das Galeriegespräch im Rahmen der Ausstellung fand mit Philipp Freytag, Elke Lang, Thomas Ranft und Brigitta Milde (v. l. n. r.) statt. | © Till Sailer

Elke Lang: Gespräch in Chemnitz

In der Galerie von Bernd Weise im Rosenhof 4 in Chemnitz fand am 30. März bei rund 30 Gästen während der Ausstellung von Thomas Ranft, Wish You Were Here. Unikate Radierungen und Carlfriedrich Claus, Starting Point. Sprachblätter ein Gesprächsabend mit Elke Lang, Thomas Ranft, Brigitta Milde und Philipp Freytag statt. Im Zentrum stand anlässlich des 95. Geburtstags und des zehnten Todestags von Lothar Lang das von Elke Lang 2021 im Verlag Faber & Faber in Leipzig herausgegebene Buch Carlfriedrich Claus und Lothar Lang. Der Briefwechsel (192 Seiten, ISBN 978-3-86730-220-3, 34 Euro). Mit dem Moderator Philipp Freytag, der von Brigitta Milde die Leitung des Claus-Archivs in Chemnitz übernommen hat, drehte sich das Gespräch unter Beteiligung der Zuhörer vor allem um die politische und künstlerische Anerkennung des Annaberger Künstler-Philosophen Claus sowie um Anekdoten aus den persönlichen Begegnungen heraus, die Brigitta Milde wie der Zeichner und Grafiker Ranft mit den Briefpartnern hatten. Die Kunsthistorikerin Brigitta Milde konnte außerdem viel zum Verständnis der Kunst von Carlfriedrich Claus beitragen. Die Ausstellung ist noch bis zum 29. April in der Galerie Weise zu sehen. 

(Till Sailer)

Mo, 20.03.2023

Vom Original zum Einband: Cover-Vorlage von Gerd Mackensen für den "Palmbaum" (Heft 2/2007).
Blick ins Pirckheimer-Kabinett I. | © Till Schröder
Blick ins Pirckheimer-Kabinett II. | © Till Schröder

Burgk II: Dada, „Palmbaum“ und eine Silbermann-Orgel

Auf Schloss Burgk bei Schleiz eröffnete am vorletzten Samstag, den 11.03., eine Ausstellung der Thüringer Literaturzeitschrift Palmbaum zum 30-jährigen Bestehen (siehe auch die detaillierte Ankündigung im Blog und den Artikel von Elke Lang vor einigen Tagen). Was kann eine solche Zeitschrift schon großartig zeigen?, fragt sich mancher. Textfahnen? Ausgedruckte E-Mails

Im Falle des Palmbaums allerhand Bildliches, denn seit 2005 zeichnet stets ein Künstler für den Umschlag des 1993 gegründeten Journals verantwortlich. Und dieser Prozess ist Kern der Schau: Man sieht die originalgrafischen Vorlagen gegenübergestellt mit dem endgültigen Umschlag, die Synthese aus Bild, Layout und Schrift. Es liegen Umschlag-Alternativen aus, Künstlerbriefe, Druckplatten, Künstlerbücher, Grafikzyklen, denn die Zeitschrift ist eng eingebunden in ein Netzwerk des Austauschs zwischen Literaten und bildenden Künstlern. Und so bietet sich ein kooperatives Panorama von Gerhard Altenbourg bis Reinhard Zabka, das in seiner Bandbreite beeindruckt. Man sieht ein Exemplar von Altenbourgs Wund-Denkmale, einen Autografen von Gottfried Benn, illustrierte Episteln von Karl-Georg Hirsch, konstruktivistische Pop-Art von Hans Ticha, feine Zeichnungen von Horst Sakulowski, Expressives von Angela Hampel und, und, und.

Bevor es aber in die geheizten Galerieräume ging, startete die Ausstellung mit einer Dada-Matinee in der kalten Schlosskapelle. In Erinnerung an den Dada-Kongress in Weimar und Jena von 1922 rezitierte Palmbaum-Chefredakteur Jens-Fietje Dwars Gedichte, spielte Michael von Hintzenstern auf der barocken Silbermann-Orgel Erik Satie und verführte die gut 50 Gäste zu einem Dada-Chor, die Schwitters-Ursonate skandierend. Eine heiße Show in kalten Gemäuern – genau das Richtige. Draußen lag teilweise noch Schnee, innen waren es knackige sieben Grad, was irgendwie auch zur schneidenden Lyrik von Kurt Schwitters und Hugo Ball passte.

Aus Pirckheimer-Sicht ist noch ein anderer Aspekt interessant: Im Pirckheimer-Kabinett, in den 1980ern von Lothar Lang begründet, um der reichhaltigen Exlibris- und Buchkunst-Sammlung des Schlosses einen Präsentationsort zu geben, wirft Dwars einen Blick auf die grafische Editions-Tätigkeit der Pirckheimer-Gesellschaft. Als Herausgeber der Edition Pirckheimer zeichnet er für zwei Grafik-Mappen der Gesellschaft mit Werken von Künstlern wie Baldwin Zettl, Claudia Berg, Dieter Goltzsche oder Max Uhlig verantwortlich. Außerdem sind alle grafischen Beilagen der Marginalien seit 2016 in den Vitrinen zu sehen, deren Redaktion Dwars ebenfalls angehört, eine Fülle künstlerischer Handschriften dokumentierend von Strawalde bis Ottographic.

Schließlich lockt noch ein dritter Raum: Im Erotikkabinett dreht es sich um Zeichnungen von Gerd Mackensen für zwei illustrierte Anthologien des Menantes-Preises für erotische Dichtung und für Goethes Erotica, genauer um eine neu von Dwars edierte Fassung in der Edition Ornament. Die sinnlichen Originale entfalten an den Wänden noch einmal eine andere Wucht in voller Größe, gerade im Vergleich zur in der Vitrine ausgelegten Buchversion. – Drei Grafikwelten für den Preis von einer. Ein Besuch lohnt sich! Die Ausstellung ist noch bis zum 25. Juni zu sehen. Ab 15. Juli öffnet sie dann im Romantikerhaus Jena

(Till Schröder)

Do, 16.03.2023

"Palmbaum"-Redakteur Jens-Fietje Dwars begrüßt die Ausstellungsgäste zur Vernissage. | © Elke Lang
V. l. n. r.: Gründungsredakteur Detlef Ignasiak, Jens-F. Dwars, Michael von Hintzenstern. | © Elke Lang

Burgk I: Im Zeichen der Palme

Knapp 40 Besucher hatten sich am Sonnabend, dem 11. März, nach Schloss Burgk in die Neue Galerie begeben, um dem Palmbaum zu huldigen, der Thüringer Literaturzeitschrift dieses Namens, die vor 30 Jahren von Detlef Ignasiak im quartus-Verlag Bucha b. Jena gegründet worden war. Spätestens seit 2005 hat sich mit Jens-Fietje Dwars als Redakteur dieses Journals auch der Philosophie und besonders der bildenden Kunst zugewandt. Ihm sind die 36 Einbände zu verdanken, die nach grafischen Vorlagen von Gegenwartskünstlern Mitteldeutschlands gestaltet sind. Darunter befinden sich Horst Hussel, Gerhard Altenbourg, Gerd Mackensen, Uwe Pfeifer, Max Uhlig, Baldwin Zettl und Kay Voigtmann. In der Jubiläumssonderschau sind unter anderem all diese Buchumschläge neben den Grafiken zu sehen, aus denen sie entwickelt wurden. Dieser Fundus an originaler Kunst ist für sich schon sehenswert. Das Besondere der Ausstellung besteht jedoch darin, dass der Besucher hier den Gestaltungsprozess bis hin zum Buchumschlag nachvollziehen kann. Weiterhin sind originale Künstlerbriefe von Karl-Georg Hirsch, Hans Ticha und Strawalde, Manuskripte von Volker Braun, Reiner Kunze und Wulf Kirsten sowie erstmals publizierte Autografen von Gottfried Benn, Gabriele Reuter und Paul Scheerbart zu besichtigen. Mit Grafik-Mappen und Marginalien-Beilagen der Pirckheimer-Gesellschaft im Pirckheimer-Kabinett und einer kleinen Erotika-Exposition sind um die 300 künstlerische Arbeiten ausgestellt. Museums-Direktorin Sabine Schemmrich freut sich, diese Ausstellung mit dem Titel Im Zeichen der Palme: Literatur und Grafik aus Mitteldeutschland in ihrem Hause präsentieren zu dürfen, ist doch Gegenwartskunst aus Mitteldeutschland für die 1981 eröffnete Neue Galerie bis heute festes Programm. Die Ausstellung ist bis zum 25. Juni zu sehen, das Schloss von Di bis So 10 bis 18 Uhr geöffnet. Alle Infos unter: www.schloss-burgk.de.

(Elke Lang)

Di, 02.11.2021

Wolfgang de Bruyn (l.) im Gespräch mit dem Pirckheimer und Schriftsteller Till Sailer (Foto: Elke Lang)

Eine Feier für Günter de Bruyn (1926 – 2020)

Punktgenau zum 95. Geburtstag am 1. November hatten die Vertretung des Landes Brandenburg beim Bund, das Kleist-Museum Frankfurt (Oder) und die Günter-de-Bruyn-Stiftung in der Landesvertretung ausgerichtet. Der Sohn Wolfgang de Bruyn sprach über die Günter-de-Bruyn-Stiftung, die der Schriftsteller schon 2014 durch eine testamentarische Verfügung über den Grundstock von 50.000 Euro aus seinem Nachlass vorbereitet hatte, sowie über die Gründung des Fördervereins 2020 unter Vorsitz von Wolfgang de Bruyn als Träger der Stiftung. Diese hat den Zweck, Günter de Bruyns Lebenswerk zu erhalten und so aufzuarbeiten, dass es der Öffentlichkeit zugänglich ist. Eine erste Arbeit bestehe für den Förderverein darin, „die vielen laufenden Regalmeter Bibliothek“ des Schriftstellers zu katalogisieren“, so Wolfgang de Bruyn. Hannah Lotte Lund, die bei der Veranstaltung als Direktorin des Frankfurter Kleist-Museums verabschiedet wurde – die Interimsleitung übernimmt bis März nächsten Jahres Wolfgang de Bruyn –, lobte den Jubilar als „guten Historiker, der Günter de Bruyn für mich ist – und wenn dann noch gute Literatur herauskommt...“ Der Leiter des Brandenburgischen Literaturbüros Peter Walther zitierte in seinem Essay aus dem Gratulationsbrief Angela Merkels zu de Bruyns 80. Geburtstag, in dem es heißt, dass dieser „dem Denken der Herrschenden niemals die Herrschaft über das eigene Denken gegeben habe“.

Zu den Gästen gehörte auch der Pirckheimer André Förster, Mitglied des Fördervereins und Verleger. In dessen Quintus Verlag erschien von Christiane Barz / Wolfgang de Bruyn / Hannah Lotte Lund „Günter de Bruyn – Schreibwelten. Zwischen märkischer Kulturgeschichte und deutscher Gegenwart“, der Begleitband zu der noch vom Schriftsteller selbst mit konzipierten Wander-Ausstellung „Günter de Bruyn – Märkische Schreibwelten“. Sie ist vom 5. November bis 9. Januar 2022 nach Frankfurt und Beeskow im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte in Potsdam zu sehen.

Verbunden war die Feierlichkeit mit der Premiere des letzten, postum herausgebrachten Buchs von Günter de Bruyn, einer Nacherzählung von Friedrich de la Motte-Fouqués Zaubermärchen „Undine“ unter dem Titel „Die neue Undine“ (S. Fischer Verlag) mit einem ganz anderen, überraschenden Ausgang. Eindrucksvoll gelesen wurden die ersten beiden Kapitel durch den Schauspieler Hanns Zischler.

(Elke Lang)

Mi, 13.10.2021

Mit Familienbild aus dem Jahr 1944: Till Sailer, Foto: Elke Lang

Wohin nach Nazi-Deutschland?

Der Schriftsteller Till Sailer stellt in Frankfurt/O seinen neuen Roman vor.

Eine junge Frau, wohlbehütet aufgewachsen auf dem „Hypothekenhügel“ von Weimar, in Liebe gefesselt an eine Ehe mit drei Kindern, Jungs, steht nach Ende des Zweiten Weltkriegs wie unzählige andere deutsche Frauen als Witwe vor dem Nichts. Sie muss für sich und ihre Kinder eine neue Existenz suchen. Das Besondere an der Geschichte ist zum einen, dass sie noch immer in der Naziideologie verharrt, die durch ihren in den letzten Kriegstagen gefallenen Ehemann, einen leidenschaftlichen Erzieher in einer nationalsozialistischen Eliteschule, infiltriert worden war. Ihr liberaler Vater missbilligte diese Haltung. Er konnte ein hohes Amt in der Landesregierung antreten. Zum anderen ist die Grundlage dieses Romans mit dem Titel „Haus mit der Madonna“ ein Stück Familiengeschichte des Schriftstellers Till Sailer und ein Stück Zeitgeschichte.
Wo wohnen, wie mit einem abgebrochenen Studium und dem Makel einer völkischen Vergangenheit den Lebensunterhalt verdienen, wie mit den neuen politischen Umständen zurechtkommen, die sie ablehnt? Sie, die Mutter des Schriftstellers, versucht es im Osten, sie versucht es im Westen, und ihre Erlebnisse bewirken – auch unter dem Einfluss des Vaters – ein langsames politisches Umdenken. „Der arge Weg der Hanna Sewald“, so lautete anfangs Sailers Arbeitstitel, und mit dem Ende des Buches 1949, kurz vor der Gründung der DDR, ist die Geschichte noch lange nicht zu Ende erzählt, der Weg noch lange nicht geebnet. Der 1942 geborene Sohn denkt schon über eine Fortsetzung nach bis in eine Zeit hinein, die er selbst intensiv miterleben konnte. Authentisch wurde der Roman dennoch durch Briefe, die Erzählungen der Mutter und anderer Zeitzeugen sowie die Erinnerungen der zwei älteren Brüder. „Zwei Kapiteln aber“, so Till Sailer, „‚Burg Neuhaus‘ und ‚Zwischen Deutschland und Deutschland‘ erzählen von Ereignissen, die ich im Alter von sieben Jahren ganz allein erlebt habe und die mir noch immer deutlich vor Augen stehen.“

Nun steht die Premiere des im Mitteldeutschen Verlag erschienenen Buches mit einer Lesung des Autors im Kleist-Museum an. Ein Gespräch mit Verlagsleiter Roman Pliske schließt sich an. Die musikalische Umrahmung gestaltet Till Sailers Tochter, die Pianistin Juliane Burbaum.

(MOZ, 14.10.2021, S. 17)

Buchpremiere: 15.Oktober 2021 19 Uhr

Kleist-Museum Frankfurt

Fr, 17.09.2021

Blick in die Ausstellung, Foto: Elke Lang

Documenta. Politik und Kunst

Politik und Kunst“ stehen im Fokus einer umfangreichen Ausstellung über die documenta von ihrer erste Ausgabe 1955 bis 1997, das war die d10, im Deutschen Historischen Museum. Im nächsten Jahr wird die fünfzehnte stattfinden. Konzipiert wurde die documenta von Anfang an mit zwei politischen Zielen. Einmal ging es um die Aufarbeitung der nazistischen Vergangenheit mit ihrer Verdammung avantgardistischer Kunst, indem man sich ausschließlich der Moderne widmete. Zum anderen sollte die documenta ihre Rolle im Kalten Kriegs als Abgrenzung zur DDR und deren Sozialistischen Realismus lediglich das Kunstschaffen im „Westen“ einschließlich der USA zeigen. In der DDR lebende Künstler, wie Gerhard Altenbourg, traten unabhängig von ihrer Staats-Zugehörigkeit auf. Wie es in der Einleitung zu dem über 300 Seiten starken Katalog heißt, war die documenta „viel enger an das politische Programm der BRD gebunden, als es auf den ersten Blick scheint“.

Eine besondere Rolle spielte die d6 1977, denn aufgrund von innerdeutschen Staatsverträgen war erstmals eine Teilnahme der DDR möglich. Das ging nicht ohne Konflikte hinter den Kulissen vor sich und brachte dem Kurator Lothar Lang den zweifelhaften Ruf ein, mit der Staatssicherheit der DDR zu kooperieren. Diese hatte ihm eine kulturpolitische Einschätzung des DDR-Auftritts abverlangt. Dieser d6 ist ihrer Bedeutung gemäß in der Ausstellung, die nicht chronologisch, sondern nach Themen aufgebaut ist, ein größerer Platz als den anderen Abteilungen eingerichtet worden.

Es erscheint ein Katalog.

(Elke Lang)

Ausstellung: noch bis 9. Januar 2022

Deutsches Historisches Museum Berlin

So, 05.09.2021

Maximilian Oehlschläger (Vors. des Stiftungsrates), Max Uhlig, Thomas Lopau (Moderator) und Sonja Oehlschläger (Vors. des Stiftungsvorstandes), Foto © Elke Lang

Kunstpreis zu Ehren von Karl Schmidt-Rottluff Chemnitz an Max Uhlig

Nachdem der Dresdner Maler Max Uhlig am 20. November 2020 für sein Werk im kleinsten Kreis den mit 20.000 Euro dotierten Kunstpreis zu Ehren von Karl Schmidt-Rottluff erhalten hatte, konnte nun coronabedingt mit großer Verzögerung am 28. August durch die gleichnamige Stiftung im großen Rahmen im Chemnitzer Hof eine würdige Festveranstaltung mit einer Improvisation zu Uhligs Gemälde “Sommer bei Katharinenberg“ von dem Pianisten Jeffrey Goldberg durchgeführt werden. Grußworte entrichteten Barbara Klepsch, Sächsische Staatsministerin für Kultur und Tourismus, sowie Sven Schulze, Oberbürgermeister der Stadt Chemnitz, die Laudation hielt Wolfgang Holler, Generaldirektor der Museen der Klassikstiftung Weimar. Max Uhlig sprach trotz starker körperlicher Einschränkung selbst ausführliche Worte des Danks. Ein eindrucksvoller Kurzfilm zeigte den Künstler bei seiner Arbeit an den Fenstern für die Magdeburger Johanniskirche. Anschließend wurde eine Max-Uhlig-Ausstellung in der Galerie Weise im Rosenhof 4 eröffnet.

Es war der zweite Preis, der durch die 2015 gegründete Stiftung zu Ehren von Karl Schmidt-Rottluff Chemnitz vergeben wurde. Der erste Preis ging 2018 an den Chemnitzer Künstler Michael Morgner. Zu beiden Preisen ist eine splendide Festschrift herausgegeben worden. In ihr äußern sich 37 Wegbegleiter, Freunde und Sammler der Künstler. Unter ihnen befinden sich in dem Buch zu Uhlig so bekannte Persönlichkeiten wie Werner Schmidt, Klaus Werner, Lothar Lang, Michael Morgner, Dieter Goltzsche, Roland Jäger, Thomas Ranft, Peter Herrmann, Matthias Flügge und Hedwig Döbele.  Enthalten sind außerdem die Biografien sowie eine Auswahl an Preisen, Ehrungen, Werken in öffentlichen Sammlungen und Publikationen. Beide Schriften sind reich mit Abbildungen versehen.

Die Preisvergabe ist alle zwei Jahre vorgesehen. Sie richtet sich auf Künstler, deren Leistungen „außerhalb des Spektakels und des Marktes“ erreicht wurden, wie in der Festschrift steht. Wer den nächsten Preis erhält, stehe noch nicht fest, so Sonja Oehlschläger, die Vorsitzende des Stiftungsvorstandes. Es werde eine internationale Sicht angestrebt.

(Elke Lang)

Do, 02.09.2021

2. v lks. Frédéric Bußmann (Generaldirektor des Carlfriedrich Claus Archivs), Barbara Klepsch (Sächsische Staatsministerin für Kultur und Tourismus), Brigitta Milde (Leiterin des Carl Friedrich Claus Archivs), Sven Schulze (Oberbürgermeister von Chemnitz), Foto © Elke Lang

Nähe und Distanz

Unter diesem Titel zeigt in Chemnitz eine Ausstellung Carlfriedrich Claus und Gerhard Altenbourg im Dialog.

Sie konnten nicht unterschiedlicher sein: Carlfriedrich Claus (1930 – 1998) und Gerhard Altenbourg (1926 – 1989). Der eine war ein spartanisch lebender Kommunist, der andere ein bürgerlicher Feingeist, dessen Wurzeln in einem Pfarrhaus liegen und der sich selbst zu einer eleganten Kunstfigur stilisiert hat. Dass sie nun in einer Ausstellung in den Kunstsammlungen Chemnitz zusammengeführt sind, hat dennoch seine Berechtigung. Beide lebten nur für ihre Arbeit, waren hochgradig gebildet, und beide brachten ein außerordentliches singuläres Werk hervor, das nicht dem Kanon des sozialistischen Realismus entspricht. Sie kannten sich und schätzten sich gegenseitig hoch, obwohl ihnen bewusst war, dass zwischen ihnen Welten liegen in ihren politischen Anschauungen und ihrer Kunst. Sie hatten die gleichen Freunde. Aus dem Briefwechsel zwischen Lothar Lang und Carlfriedrich Claus, der soeben im Verlag Faber & Faber, Leipzig erscheint, geht schon aus dem ersten Brief hervor, dass der Annaberg-Buchholzer und Lang sich bereits über den Altenburger Künstler, damals noch Ströch-Altenbourg, ausgetauscht hatten. Mit 21 Nennungen im Personenregister dieser Briefauswahl gehört er neben dem Ehepaar Christa und Gerhard Wolf, Albert Wigand und Werner Schmidt zu den Menschen, die in seinem Leben die größte Rolle spielten. Am 30.3.1972 schreibt Lang: „Zwischendurch viel Besucher hier, darunter auch Altenbourg, der nächstens zu Ihnen kommen wird, um seine Claus-Sammlung zu bereichern. Ich lege Ihnen hier ein Bobrowski-Bändchen bei, mit Altenbourg-Arbeiten“.

Die repräsentative Ausstellung entstand in Kooperation zwischen den Kunstsammlungen Chemnitz – Stiftung Carlfriedrich Claus Archiv, vertreten durch den Generaldirektor Frédérich Bußmann, sowie dem Lindenau-Museum Altenburg und der Stiftung Gerhard Altenbourg, beide von Roland Krischke geleitet.

Es ist ein umfangreicher Katalog mit Abbildungen aller ausgestellten Werke und dem gesamten Briefwechsel zwischen Claus und Altenbourg erschienen.  Die Textbeiträge stammen von Inge Grimm, Brigitta Milde und Marie Winter. Unter den Werken befinden sich zahlreiche, die neu durch Schenkung von Dr. Friedrich Falke und Dr. Dietrich Falke in den Besitz der Kunstsammlungen gekommen sind.

(Elke Lang)

Ausstellung: bis 14. November 2021

Kunstsammlungen Chemnitz

Mi, 18.08.2021

Foto: Elke Lang

Tagebücher

Am vergangenen Sonntag fand im Garten der Pirckheimerin Elke Lang in Spreewerder das 4. literarisch-musikalische Sommerfest statt. Das diesjährige Thema lautete "Tagebücher".

Elke Lang gab Einblicke in die Tagebücher des Kunstwissenschaftlers Prof. Lothar Lang und der Schriftsteller Till Sailer in die seines Vaters.

(Ralf Parkner)

Sa, 22.05.2021

Carlfriedrich Claus / Lothar Lang - Der Briefwechsel 

Bei Faber & Faber erscheint im September 2021 der von Elke Lang herausgegebene Briefwechsel zwischen 1966 und 1990 von Carlfriedrich Claus und Lothar Lang, eine Auswahl der Korrespondenz zweier »ungleicher Brüder«, die viel über die Kunstrezeption und die Schwierigkeiten der Vermittlung von Kunst in der DDR zum Ausdruck bringt.

Carlfriedrich Claus (1930 - 1998) war ein avantgardistischer Künstler auf den Gebieten der Schriftgrafk, der Visuellen und konkreten Poesie. Er schuf ein umfangreiches Werk. Sein Nachlass steht unter Kulturschutz. Claus beginnt sich schon früh für andere Sprachen zu interessieren. Seit 1951 entstehen erste Gedichte. Er nennt seine Gedichte Klanggebilde. Es entstehen »Phasenmodelle«, »Letternfelder« und »Sprachblätter«. 1977 gründet er zusammen u. a. mit Michael Morgner und Thomas Ranft die Produzentengalerie Clara Mosch in Karl-Marx-Stadt.
Er begriff sich zeitlebens als Kommunist, dennoch wurde er von der Staatssicherheit der DDR überwacht. Er blieb in seinen Gedanken und Handlungen frei und widersetzte sich jeglichen Ideologien. Sein Werk ist transmedial. Obgleich viele seiner Werke sehr grafisch aussehen, hat er sich selbst stets als Literat begriffen.

Lothar Lang (1928 – 2013), der viele Jahre im Vorstand der Pirckheimer-Gesellschaft mitgearbeitet hat und als Chefredakteur maßgeblich daran beteiligt war, dass die MARGINALIEN zur heute wichtigsten bibliophilen Zeitschrift Deutschlands wurden, war Kunsthistoriker, Kurator und Kunstkritiker. Er förderte so unterschiedliche Künstler wie etwa Gerhard Altenbourg, Harald Metzkes, Wieland Förster und eben Carlfriedrich Claus. Von bleibender Bedeutung war die Herausgabe von 20 Grafikmappen der Kabinett-Presse von 1965 bis 1974.
Auskunft über sein Denken und Wirken gibt er in seinem Erinnerungsband Ein Leben für die Kunst, Faber & Faber, 2009, welches in einer Teilauflage mit einer beigelegten Graphik von Andreas Dress als Jahresgabe 2009 an die Mitglieder der Pirckheimer-Gesellschaft ausgereicht wurde.

Carlfriedrich Claus / Lothar Lang - Der Briefwechsel
herausgegeben von Elke Lang und mit einem Essay von Brigitta Milde
Faber & Faber, Leipzig (September) 2021
mit Abbildungen, ca. 192 S., 16,5 x 23,5 cm, Hardcover
ca. 30 €
ISBN 978-3-86730-220-3

Mo, 25.01.2021

Und im Kopf wuchern Wiesen

In der Corvinus Presse von Hendrik Liersch, vorgestellt von Elke Lang in den Marginalien Heft 239, ist „Und im Kopf wuchern Wiesen“ mit Gedichten von Elisabeth Wesuls und Linolschnitten von Marcela Miranda erschienen.

Von Elisabeth Wesuls, deren im Buch enthaltenen Gedichte fast ausnahmslos zum ersten Mal veröffentlicht werden, wurde 1954 im Erzgebirge geboren. 1986 erschien von ihr im Verlag Neues Leben das Poesiealbum 216. Die lebt und arbeitet als Autorin und Heilpraktikerin in Berlin. und ist mit Gerd Adloff verheiratet.

Die 1956 in Argentinien geborene italienische Grafikerin und Kunstpädagogin Marcela Miranda hat an 300 Wettbewerben und Ausstellungen teilgenommen und zahlreiche Auszeichnungen erhalten, so die Plakette für die beste Sammlung ex libris und ist in vielen Zeitschriften der Corvinus Presse BODY & SOUL vertreten.

Elisabeth Wesuls, Und im Kopf wuchern Wiesen, Gedichte
mit Linolschnitten von Marcela Miranda
Corvinus Presse 2020
Normalausgabe mit 3 Linolschnitten
Japanische Bindung, 68 Seiten, nicht paginiert
180 Expl., 22 €
Vorzugsausgabe mit 7 signierten Linolschnitten
Handbindung Buch und Kassette: Stefan Cseh, 72 Seiten
22 nummerierte und signierte Expl., 300 €

Do, 31.12.2020

Rüdiger Giebler: Engel, Lithografie, 2020

Marginalien 239

Buchstäblich auf die letzte Minute fiel im virengepeinigten Jahr 2020 die Auslieferung des 4. Heftes der Marginalien.

"... Traditionell liegt im November das »Wochenende der Grafik«. Es hätte dieses Jahr zum zwölften Mal den Grafischen Sammlungen, Ateliers, Druckereien und Kleinverlagen im deutschsprachigen Raum eine Bühne bereitet. Die Pandemie grätschte dazwischen. Alle Veranstaltungen fielen aus. Als tröstende Handreichung wurde so die aktuelle Ausgabe der Marginalien eine Art Hilfs-Event zum Blättern – auf das wir uns in den Ateliers im nächsten November hoffentlich wieder selbst tummeln dürfen.
Die Künstlerin
Jannine Koch beschreibt für uns, wie sie den Tiefdruck für sich entdeckte, die Radiergemeinschaft Aquatinta im Rheinland und Verständnis für die divergierenden Traditionslinien ost- und westdeutscher Grafikauffassungen. Im Interview erzählt Cosima Schneider, warum die Büchergilde Gutenberg die Tradition des Bilderbogen wiederbelebt. Ekkehard Schulreich blickt auf die originalgrafischen Städte-Mappen des Karl Quarch Verlags, während Heinz Decker Fallstricke der Kleingrafik in Form der Exlibris imaginaires erkundet. [...] Gerhard Steidl erklärt uns in der Typografischen Beilage seine Sicht aufs Büchermachen zwischen Dalí und Lagerfeld. Elke Lang besucht Hendrik Liersch und seine Corvinus Presse, ..."

(aus dem Editorial von Till Schröder)

Die Graphische Beilage schuf Rüdiger Giebler, vom Künstler direkt auf den Stein gezeichnet und im Kunsthaus Müller (Wurzbach) von Christian Müller in 650 Exemplaren gedruckt.

Inhalt und Leseproben

Mo, 12.10.2020

Den Trümmern abgetrotzt

„Den Trümmern abgetrotzt – Bücher der Stunde Null“ (Die Sammlung Lothar Lang)

Am Donnerstag, 22. Oktober, wird die aktuelle Ausstellung im Bad Saarower Literatur-Kabinett mit einer Finissage beendet.  “Den Trümmern abgetrotzt”, unter diesem Titel stellte Elke Lang 2015 in einem im Harrassowitz Verlag erschienenen Buch den Teil der Sammlung illustrierter Bücher des Kunstwissenschaftlers und Buchfreundes Lothar Lang (1928 – 2013) vor, den er selbst “Bücher der Stunde Null” nannte. Es handelt sich um Literatur, die unmittelbar nach Kriegsende 1945 bis 1950 erschienen ist. Einige prägnante Beispiele der Sammlung, die seit Juni in Bad Saarow zu sehen sind, dokumentieren die ersten, schwierigen Bemühungen von Verlagen, Autoren und Illustratoren in dem gespaltenen Deutschland, wieder dem humanistischen Gedankengut seinen Platz zu geben. Ehe die Bücher zurück ins Archiv wandern, liest Elke Lang aus der Begleitpublikation der Sammlung. Anschließend zitiert Till Sailer Auszüge aus einem Tagebuch seines Vaters Herbert Sailer (1912 – 1945) aus dem Zweiten Weltkrieg und stellt eine Passage aus seinem Roman “Das Haus mit der Madonna” vor, der in den Nachkriegsjahren spielt.

Bei einem Glas Wein kann der Abend mit Gesprächen locker ausklingen.

Wegen der Corona-Beschränkungen wird um Anmeldung gebeten: Gemeindebibliothek Bad Saarow, Tel, 033631-868124.

Finissage: 22. Oktober 2020, 19.30 Uhr

Bad Saarow
Gemeinde-Bibliothek, Literatur-Kabinett

Di, 18.08.2020

Foto © Elke Lang

3. Literarisch-musikalischer Nachmittag

Nun schon zum dritten Mal luden Elke Lang und Till Sailer zu einem “Literarisch-musikalischen Nachmittag“ auf das ehemalige Grundstück des bekannten Kunstwissenschaftlers Lothar Lang († 2013) in Spreenwerder ein. Im Mittelpunkt standen in diesem Jahr Briefe und Briefwechsel. Die französische Solo-Geigerin Elizabeth Balmas begleitete den Nachmittag musikalisch.

"Ca. 20 Pirckheimer fanden sich, um einen anregenden Nachmittag zu verbringen. Kulinarisch gab es Schmalzstullen oder Pflaumenkuchen zur Auswahl, an Getränken Selter, Schorle, Säfte oder Rotwein.
Zum Abschluss wurde noch ein Video eines Interviews mit Lothar Lang anlässlich der dokumenta 6 von 1977 gezeigt.
"

(Ralf Parkner)

Do, 12.03.2020

Wolfgang Leber, Jens Meinrenke (v.r.n.l.), Foto © Elke Lang

Wolfgang Leber

Eine Ausstellungseröffnung mit Malerei und Steindrucken von Wolfgang Leber aus der Werkstatt Klaus Wilfert in der Galerie der Berliner Graphikpresse, zu der Jens Meinrenke einführende Worte sprach, fand ein starkes Publikumsinteresse.

Es handelt sich um zum Teil großformatige Arbeiten, meist Farblithographien und Aquarelle vor allem mit Berliner Stadtlandschaften, die als Graphik durch Übereinanderdrucken der Farbsteine in gedeckten, erdigen Farben auf geometrische Zeichen reduziert sind und eine räumliche Struktur erhalten haben. Mit Klaus Wilfert arbeitet Wolfgang Leber seit Ende der 70er Jahre zusammen. Der Meister des Steindrucks schreibt im Faltblatt dazu: „In über 20 Jahren gemeinsamer, ambitionierter Arbeit entstanden aus den kraftvollen, konturenreichen Schwarz-Weiß-Steindrucken imposante Farblithographien, die in ihren fast monochrom wirkenden Farbvarianten das Verstehen, Beherrschen und Kultivieren dieser klassischen Drucktechnik offenbaren.“ Dadurch seien der Druckgraphik ab den 80er Jahren in der DDR Impulse gegeben worden, die eine künstlerische Anerkennung über Grenzen hinweg mit sich gebracht haben."

(Elke Lang)

Ausstellung: 20. Februar - 27. März 2020
Achtung: Die Galerie der Berliner Graphikpresse bleibt bis auf weiteres geschlossen.

Galerie der Berliner Graphikpresse
Silvio-Meier-Str. 6, 10247 Berlin-Friedrichshain