Pirckheimer-Blog

Edition

Di, 16.04.2024

"Musashimaru" heißt der Held dieses Büchels – ein Nashornkäfer ... der mit den Kräften des Yokozuna, nach dem er benannt ist, vier Monate im Leben des Schreiberpaares rumwirtschaftet und dessen Tod, der unweigerlich kommt, dann große Trauer auslöst.

Buch des Monats I: „Musashimaru“

In memoriam Akebono Tarō

Wer ist Musashimaru? Musashimaru Kōyō ist ein ehemaliger Sumōtori, der zweite Ausländer, der in der höchsten Sumōklasse, der Makuuchi, je den Rang eines Yokozuna, eines Großmeisters der Kultsportart, erreichte. Seine kraftvolle Wucht in seiner aktiven Zeit war legendär. Seit 1996 ist der Samoaner japanischer Staatsbürger. Aber um ihn geht es in diesem Buch nur indirekt. Musashimaru ist der Name des Nashornkäfers, der der stille und zugleich vorwitzige Held dieses kleinen Buches von Choukitsu (oder auch: Chōkitsu) Kurumatani (1945–2015) ist. Über seine Kleinheit soll man sich nicht täuschen: Er hat Kräfte wie der Ringer, nach dem er benannt ist, und er schiebt Nacht für Nacht seinen Korb durch das neubezogene Haus, das der Erzähler, der mit dem Verfasser des Buchs quasi deckungsgleich ist, nach langer Durststrecke und plötzlichem Wohlstand, da ihn der literarische Ruhm und Erfolg spät, aber grad noch traf, mit seiner Frau, einer Dichterin, seit kurzem bewohnt. Frisst ferner beherzt Melone und strullt hernach ordentlich die Bude voll, vergeht sich im Hormonrausch am Finger des Erzählers und misst sich aus der Ferne mit einem Hirschkäfer, der, obwohl ihm ein viel längeres Leben prophezeit ist, lange vor ihm das Zeitliche segnet. Nun, aber einmal trifft es auch Musashimaru, aber da ist schon Winter und sein Überleben ein Wunder. Der Tod ist Kurumatanis, der selbst nach vielen Entbehrungen erst berühmt und (in Japan ist das wohl noch möglich) wohlhabend wird, großes Thema, es zieht sich durch sein ganzes unter erheblichen Schwierigkeiten erworbenes Werk; und eine sarkastische Volte seines Lebens ist, dass er 2015 an einem Bissen Essen erstickte. Dieses Büchlein hat die Grazie der Sumōtori, denn es ist behende und schwerwiegend zugleich. Es erschien in der schönen Übersetzung von Katja Cassing 2016 in der Edition des Cass Verlags in Bad Berka (64 Seiten, geb., Halbleinen, Fadenheftung, 11,5 x 18,5 cm, ISBN 978-3-944751-11-5); und die Zierde des Buches neben der schönen Verarbeitung sind sieben ganzseitige Illustrationen von Inka Grebner, die den Gang durch Musahimarus Leben zeigen, der Beinglied um Beinglied verliert und eines Morgens mit seinem Tod für große Trauer sorgt. Ein zart-seltsames Buch, das der Bibliophile gern im Herzen trägt und in seinen Beständen sicher weiß.

(André Schinkel)

Di, 09.04.2024

Die "Bücherkinder" in Brandenburg an der Havel. Die Gruppe wird von den Pirckheimern unterstützt, ihr Mentor ist der Pirckheimer-Freund Armin Schubert.
Die "Bücherkinder" publizierten mehrere Bücher. Sie sind zahlreichen Künstlern und Werken gewidmet.
Auch Olaf Scholz schätzt die Arbeit der Domschüler.
Der "Phönix von Aschersleben" von Sven Großkreutz.
Der "Letzte Tanz" von Altmeister Karl-Georg Hirsch.
Claudia Berg: "Haus bei Burano". Die Meisterin der Kaltnadel wurde u. a. mit dem Meid-Preis geehrt.

Blatt für Blatt: „Bücherkinder“ und die „Edition Pirckheimer“

Die Gesellschaft trägt die Lust auf Buchkunst ins Land. Ein Blick auf zwei ihrer Initiativen

Ein hehres Anliegen besitzt zuweilen einen etwas drögen Sound. In der Satzung der Pirckheimer-Gesellschaft heißt es denn auch sachlich: „Der Verein hat den Zweck, das Sammeln von schönen und wertvollen Büchern, von Grafik und Exlibris zu fördern und zu unterstützen, Kenntnisse über Geschichte und Gegenwart des Buches zu verbreiten, Mitglieder und Öffentlichkeit mit Werken der Buchkunst und Grafik vertraut zu machen, zur Entwicklung der grafischen Künste beizutragen und das Exlibris zu pflegen.“ Das klingt nach mächtig viel bibliothekarischer Emphase, ist vielleicht auch der Reeducation-Stimmung der 1950er Jahre geschuldet, in der die Gesellschaft gegründet wurde. Was ist schön? Was ist wertvoll? Welche Werte vermitteln wir? 

Bei solch fluiden Kategorien ist die Bandbreite der Perspektiven groß: Antiquare, Buchhändler, Verleger, Künstler, Drucker, Sammler, Leser gehören zu uns, auch Institutionen wie die Bayerische Staatsbibliothek, das Literaturarchiv Marbach, die Deutsche Nationalbibliothek, die Büchergilde Gutenberg bis hin zu Verlagen wie die burgart presse, die Edition Mückenschwarm oder The Bear Press. Buch und Grafik als Kulturgut, Wissensträger, Kunstobjekt, Geschichtsquelle, Unterhaltungsmedium sind unser Thema, sich widerspiegelnd in den Marginalien, unserer Zeitschrift für Buchkunst und Bibliophilie, in Jahresgaben, Grafikeditionen und Buchförderungen. Aber wir wären nicht solch eine lebendige, 600 Mitglieder umfassende bibliophile Gesellschaft in Deutschland, wenn wir das so trocken handhaben würden, wie es klingen mag. Zwei Initiativen unserer Gesellschaft, die Bücherkinder und die Edition Pirckheimer, sollen dafür Beispiel sein. 

Wie bekommen wir Kinder zum Lesen und Erwachsene zum Sammeln? An diesen beiden Herausforderungen arbeiten wir verstärkt seit einigen Jahren. Der Kunstpädagoge Armin Schubert, seit Jahrzehnten Pirckheimer, ist der Kopf hinter den Bücherkindern Brandenburg. Seine Idee: Kinder beschäftigen sich ein Jahr lang mit einem Thema und machen am Ende ein eigenes Buch. In der kreativen Auseinandersetzung mit Originaltexten und -illustrationen wächst Verständnis für Literatur, für Geschichten, Bilder. In den Räumen der Evangelischen Grundschule am Dom zu Brandenburg entstehen so Jahr um Jahr Kleinode. Die Kinder recherchieren, diskutieren, zeichnen, dichten, probieren sich in originalgrafischen Drucktechniken von Linolschnitt über Radierung bis Siebdruck. Am Ende mündet es in einer von Sven Märkisch und Dietmar Block in der Galerie Sonnensegel gedruckten und von Henry Günther in der Edition BuchKunstBalance gebundenen kleinen Auflage. So entstanden schon elf Titel, u. a. zu Theodor Hosemann, Christa Wolf, Werner Klemke, Arno Mohr, Jurek Becker, Harald und Robert Metzkes, Egbert Herfurth, Franz Fühmann.

Zum Thema Schriftstellerkindheiten tauchten die Kinder ein in die Erinnerungen von Günter Grass, Franz Fühmann, Christa Wolf und Jurek Becker. Neben den eigenen Illustrationen der Kinder steuerten erstmals auch bekannte Künstler Originalgrafiken zum Buch Die Farben der Kindheit bei: Rainer Ehrt, Katrin Stangl, Sven Großkreutz, Klaus Süß, Moritz Götze. Das jüngste Buch erschien im Dezember 2023 zum Thema Frieden: Pax questuosa. Aktueller denn je, Hommage jeweils an die einzigartige Künstlerin Núria Quevedo und die große Erzählerin Anna Seghers.

Die Pirckheimer unterstützen finanziell, materiell und mit Kontakten, denn oft genug treffen sich die Kinder mit den Künstlern oder mit Personen, die sie kannten. Der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier kam zu Besuch, schrieb ihnen auch eine Postkarte für das Buchprojekt über Jurek Beckers Karten an dessen Sohn, was die Kinder zu eigenen Karten anregte; es entstand ein langes Filminterview zwischen Klaus Ensikat und Denis Scheck, das die Kinder mit eigenen Texten zu Ensikat-Bildern flankierten; die amerikanische Leseforscherin Maryanne Wolf wurde auf sie aufmerksam u. v. m. Immer geht es den Kindern dabei um den produktiven Austausch mit dem Vorgefundenen. Und auch Bundeskanzler Olaf Scholz ließ es sich nicht nehmen, sie zu besuchen.

Im Falle unserer Edition Pirckheimer denken wir an eine ältere Zielgruppe. Unserer Zeitschrift für Buchkunst und Bibliophile Marginalien liegt pro Ausgabe für jedes Mitglied eine Originalgrafik bei. War dies in der Vergangenheit nur in vereinzelten Heften der Fall, so etablierten wir vor sieben Jahren die regelmäßige Beilage mit jeder Ausgabe. Auch ein Grund für unser Mitgliederwachstum. Wir freuen uns, mit den preiswerten Blättern namhafter Künstler wie Max Uhlig, Dieter Goltzsche, ATAK, Volker Pfüller, Ottographic, Strawalde, Frank Eißner, Thomas Ranft, augen:falter, b.a.c.H. und vielen weiteren vor allem jüngeren Lesern den Aufbau einer eigenen Grafiksammlung zu ermöglichen. Trotzdemergibt sich daraus ein paradoxes Problem: Je erfolgreicher die Zeitschrift, je höher ihre Auflage, desto mehr steigen die Kosten und sinkt der Sammlerwert der Grafiken.

Vor einigen Jahren haben wir auf dieses Problem mit der Herausgabe einer exklusiven Edition Pirckheimer geantwortet: einer Grafikmappe in kleiner Auflage, die den Sammlern etwas Besonderes bietet und deren Ertrag dabei hilft, die Finanzierungslücke für qualitätsvolle Grafik-Beilagen der Marginalien auszugleichen. Kuratiert von Jens-Fietje Dwars, u. a. Herausgeber der literarischen Edition Ornament im quartus-Verlag, starteten wir mit sieben A3-Blättern in 35er Auflage von den Künstlern Susanne Theumer, Hans Ticha, Klaus Süß, Moritz Götze, Kay Voigtmann, Strawalde und Baldwin Zettl. Obwohl die Subskribenten jenseits des Auftaktblatts von Zettl die Motive nicht kannten, war die Auflage schnell verkauft, und die Besteller freuten sich alle zwei Monate über ein neues Blatt. Ein schöner Erfolg, der auch auf dem Vertrauen der Käufer fußte. Mit der 2022 lancierten zweiten Mappe der Edition passten wir das Konzept leicht an: Auflage 50 Exemplare, alle sieben Blätter liegen bereits vor. Somit weiß jeder, was ihn erwartet, wenn er die Edition abonniert.

Karl-Georg Hirschs Holzschnitt Letzter Tanz krönt darin eine ganze Reihe oft skurriler Paare des Altmeisters, die weniger harmlos tänzeln, als vielmehr ihre Kräfte messen. Dieter Goltzsche trägt eine kleine Radierung namens Schaukelpferd bei. Max Uhlig gab uns für die Mappe eine radierte Frauenkopf-Studie aus dem Jahr 1978, von der bislang noch keine Auflage gedruckt wurde. Seine Malerkollegin im Geiste, Gerda Lepke, zeichnete in ihrer Algrafie mit bekannt freiem Strich ein geheimnisvolles Paar. Der Grafiker und Maler Gerd Mackensen zeigt mit seiner handkolorierten Radierung Nur Narr! Nur Dichter! einen Nietzsche jenseits verklärender Heroisierung. Als Vertreter nachwachsender Generationen konnten wir Sven Großkreutz gewinnen. Sein rätselhaftes Blatt Phönix aus Aschersleben ist aufwändig in Ätzradierung, Aquatinta, Kaltnadel und Aussprengtechnik gearbeitet. Und Claudia Berg beschließt die Mappe mit einem Blatt aus ihrem jüngsten Venedig-Zyklus: Haus bei Burano ist ein weiteres Zeugnis ihrer atmosphärisch dichten Radierkunst. 

Die Mappe wurde erneut von Silke Steinhagen in Weimar gebunden, ein Beiblatt in Bleisatz von der Pavillon-Presse Weimar gedruckt. Sieben Blätter für 1.600 Euro, die in ihrer Zusammenstellung mit hoher künstlerischer Varianz verzaubern. Wofür beim Kind Interesse geweckt wurde, das kann echte Sammlerleidenschaft im Erwachsenenalter zeitigen. So, hoffen wir, geht der Samen auf.

(Till Schröder, Text ist erstveröffentlicht im Begleitbuch der BuchDruckKunst, Hamburg 2024)

Plakat zur Kabinettpräsentation „Josef Váchal: Der Blutige Roman” der BSB. | © Studio 6.15, Zlín, 2024

Josef Váchal: „Der blutige Roman“

Der Blutige Roman von Josef Váchal – seit Anfang Januar und noch bis einschließlich des 28. Juni 2024 ist dieses Werk Gegenstand in der Kabinettpräsentation im Foyer des Ostlesesaals der Bayerischen Staatsbibliothek (Ludwigstraße 16, 80539 München). Der Grafiker, Maler, Autor und Buchdrucker Josef Váchal (1884–1969) gehört zu den originellsten tschechischen Künstlern der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts. Seine bekanntesten Werke sind Bücher, von ihm selbst verfasst, illustriert, mit eigenhändig hergestellten Lettern gesetzt, in kleinen Auflagen von zehn bis zwanzig Exemplaren gedruckt und meist auch vom Künstler selbst autark und exclusiv gebunden.

Die Kabinettpräsentation im Foyer vor dem Ostlesesaal ist in der Zeit vom 08. Januar bis Ende Juni einem seiner bekanntesten Künstlerbücher gewidmet: dem Blutigen Roman – einer „kultur- und literaturhistorischen Studie”‚ die er 1924 in einer Auflage von ganzen siebzehn Exemplaren herstellte. Provokant, persiflierend und parodierend erweist er mit dem Konstrukt dem sogenannten Blutigen Roman eine Reverenz – einer im Tschechischen gängigen Bezeichnung für eine auf Gewalt, Gefühl und Spannung aufgebaute Spielart der Trivial- beziehungsweise der Schundliteratur.

Als eine der wenigen Bibliotheken außerhalb Tschechiens besitzt die Bayerische Staatsbibliothek die Originale von zwei großformatigen Künstlerbüchern Váchals: Ďáblova zahrádka, aneb přírodopis strašidel (zu deutsch: Des Teufels Gärtlein, oder die Naturkunde der Gespenster) aus dem Jahr 1924 und Šumava umírající a romantická (deutsch: Sterbender und romantischer Böhmerwald) von 1931. Die beiden beeindruckenden, in Leder gebundenen Folianten sind von Josef Váchal mit farbenprächtigen Farbholzstichen illustriert und zählen neben dem Objekt der Schau, dem Blutigen Roman des Künstlers, zu den absoluten Spitzenwerken der tschechischen Zwischenkriegsmoderne. 

Eine deutsche Übersetzung des Blutigen Romans ist überdies 2019 erschienen ... und auch diese Übertragung befindet sich in den Beständen der Bayerischen Staatsbibliothek. Die Ausstellung im Foyer vor dem Ostlesesaal befindet sich im dritten Obergeschoss der Bibliothek und ist von Montag bis Freitag 09 bis 19 Uhr (feiertags geschlossen) geöffnet. Der Eintritt in die Exposition ist frei. 

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Fr, 05.04.2024

"Schöne Bücher aus Brandenburg" Ausstellung und Präsentation in Potsdam am 20.04., 10 bis 16 Uhr.

Schöne Bücher aus Brandenburg

Willkommen zur 2. Landesausstellung Schöne Bücher aus Brandenburg in Potsdam! Anlässlich des Welttags des Buches 2024 laden die Stadt und ihre Stadt- und Landesbibliothek (Adresse: Bildungsforum, Am Kanal 47, 14467 Potsdam) Buchverlage, verlegende Autorinnen und Autoren sowie Buchkünstlerinnen und -künstler des Landes ein, um am 20. April 2024 von 10 bis 16 Uhr ihre aktuellen Werke auszustellen. Die Ausstellung wird um 10 Uhr eröffnet, der Eintritt ist frei. Buchenthusiasten, Bibliophile und Kunstfreunde sind herzlich in den Großen Saal der Stadt- und Landesbibliothek eingeladen, sich ein Bild vom Ideen- und Facettenreichtum, von der thematischen Vielfalt, vom hohen Anspruch und von der Qualität der Buchkunst der Büchermacherinnen und -macher „von nebenan“ zu verschaffen. „Ab 13.30 Uhr können Sie dabei sein, wenn wir unsere neuesten schönen Auflagen-, Kleinserien- und Unikatbücher vorstellen. Kommen Sie mit uns ins Gespräch, streifen Sie die bereitliegenden Handschuhe über, um in kostbaren Unikaten zu blättern, und verlieben Sie sich vielleicht in das eine Buch, das Sie am Ende mit nach Hause nehmen.“ Ausstellung und Präsentation sind barrierefrei zu erreichen. Ab 13.30 Uhr werden die nachfolgend genannten Bücher vorgestellt: Ungebunden. Ein Buch ungebundener Verbundenheit (122 Euro) von Albrecht Walter (Potsdam); Jugend von Kenneth Anders und Lars Fischer (20 Euro, mit Grafikmappe 300 Euro, bei Aufland Verlag (Croustillier)); Circles mit 17 Risoprints zu Texten von Mary Ruefle (200 Euro) von Constanze Kreiser (Brandenburg a. d. H.); Fabelfauna (280 Euro) von Matthias Gubig (Blankenfelde); Deutschlands Moore (69 Euro) von Michael Succow und Lebrecht Jeschke (Rangsdorf); Gezeichnet, Gustav und Franz Pflugradt. Portrait Vorpommerns und Mecklenburgs in Reiseskizzen der beiden Neffen Caspar David Friedrichs aus der Zeit von 1860 bis 1930 (29 Euro) von Ute Peters-Pásztor und Hans Jörg Rafalski; Joseph von Eichendorff: Aus Dem Leben eines Taugenichts, übertragen in einfache Sprache von Anja Hanisch (14,50 Euro); Der Großinquisitor: Ein bibliophiles Buchprojekt nach Fjodor Michailowitsch Dostojewski (27 und 120 Euro) von Rainer Ehrt (Kleinmachnow), Script – Rudolf Sittner, Hand-Schriften (40 Euro) von Rudolf Sittner (Cottbus); Bertolt Brecht: Die neunziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts von Steffen Thiemann (Brüssow); Von allem zu wenig (16,90 Euro) von Stephan Velten (Strauss Medien); Lyrikheft 31 (28 Euro) von Ulrike Draesner und Tina Flau (Potsdam); Fontaneske (10 Euro) von Frank Gaudlitz (Fotografien) und Julia Schoch (Texte). Bereits am 19. April lädt um 18 Uhr der Potsdamer Verlag Strauss Medien zur Vorstellung von Von allem zu wenig mit Stephan Veltens Briefen an seine Frau in die Stadt- und Landesbibliothek ein. Es liest ... Jürgen Tarrach!

 

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Sa, 30.03.2024

Beim Vortrag – Organisator und Verleger Ralf Plenz.
Podium mit Maren Schönfeld und den Verlegern und Pirckheimern Ralf Plenz sowie Rudolf Angeli (v. l.).
Die "Perlen der Literatur", Band 1 bis 25, verlegt bei Ralf Plenz. Jedes der Bücher in der Reihe hat eine besondere Entdeckungs-Geschichte und erschien im Offset im schönen, gestalteten, edlen Gewand.
Pirckheimer-Freund Rudolf Angeli bei dem Treffen.
Publikationen des Verlages Angeli & Engel am Stand. Bisher erschienen vier Bücher in dem Hamburger Verlag, u. a. von Rainer Ehrt und Klaus Waschk. Die Verleger Rudolf Angeli und Peter Engel zeichnen zudem für den "Hamburger Bothen" verantwortlich. | © für alle Fotografien bei Ralf Plenz bzw. bei DAP

Berührt von schönen Büchern

Am 25. Februar des Jahres veranstaltete der Büchermacher (und Pirckheimer-Freund) Ralf Plenz in Kooperation mit der Hamburger Autorenvereinigung ein Treffen der Pirckheimer-Gesellschaft in Hamburg-Altona. In der Alfred-Schnittke-Akademie (Max-Brauer-Allee 24, 22765 Hamburg) konnten Interessierte sich über die Institutionen informieren, bibliophile Buchausgaben bewundern und erstehen. Dabei ging es auch um die Frage, was der Begriff „bibliophil“ denn eigentlich umfasst.

Den ersten Programmpunkt der Tagung bildete jedoch ein Vortrag von Ralf Plenz über die Umwälzung der Druckbranche, verknüpft mit seinem Werdegang. In den 1960er und 1970er Jahren fand der Wechsel vom Bleisatz zum Offsetdruck statt. Als Gründungsmitglied der Druckwerkstatt Ottensen bot Plenz gemeinsam mit seinen Mitstreitern eine Spezialität an: Zum Gestalten der Druckvorlagen für die Kunden verwendeten sie altes Werkzeug wie zum Beispiel Federn und stellten die Vorlagen handschriftlich her. So hatten sie viele Autoren und Künstler unter ihrer Kundschaft, unter anderem den Lyriker Peter Rühmkorf und den Künstler Albert „Ali“ Schindehütte, der durch die Rixdorfer Drucke berühmt wurde. Die Druckwerkstatt, die heute noch existiert, war ein Erfolgskonzept aus hochwertigen Druckerzeugnissen in Zusammenarbeit mit Kleinstverlagen, dem Verkauf einer Auswahl besonderer Bücher, Umweltschutzpapiererzeugnissen und einem Copyshop.

Plenz berichtete über Details des Druckwesens, zu denen Laien kaum Zugang haben. So erfuhr manch erstaunter Gast, dass digital gedruckte Bücher für Bibliothekare nicht archivfest seien, weil diese keine hundert Jahre hielten. Denn Digitaldruck ist technisch fast immer eine Fotokopie – sie blättert ab, wenn sie beispielsweise geknickt wird. Zudem sind die Buchrücken nicht gerade für die Ewigkeit gemacht und brechen meist, wenn man das Buch weit aufzuklappen versucht. Aus diesem Grund ist die mehr als 25-bändige Reihe Perlen der Literatur von Ralf Plenz (von ihm herausgegeben in seinem Input Verlag) im Offsetverfahren gedruckt und hochwertig ausgestattet.

Für den Nachdruck der historischen Titel fahndet Plenz in Antiquariaten nach sehr alten Ausgaben und stößt manches Mal auf Kuriositäten. Eine ganz besondere ist ein Gedichtband von Christian Morgenstern (1871–1914), datiert auf den Zeitraum 1915–1920, mit gerissenem statt geschnittenem Papier. Die Nachforschungen des Büchermachers ergaben, dass es sich um einen Raubdruck handeln muss, denn in keinem autorisierten Buch (Vorlage: Palma Kunkel, Berlin: Cassirer 1916?) gibt es diese Zusammenstellung aus drei Bänden Morgensterns, zudem noch in einer Ausgabe.

Pirckheimer-Freund Rudolf Angeli vom Angeli & Engel-Verlag bestritt den zweiten Vortrag im Programm. Der Verlag „widmet sich Publikationen zur Kunst mit bibliophilem Anspruch“. Angelis Leidenschaft für das Schachspiel und für Stefan Zweigs Schachnovelle motivierte ihn schließlich, ins Verlagswesen einzusteigen. Eigentlich aus dem Management kommend, gründete er gemeinsam mit dem Autor Peter Engel den „Verlag für paradiesische Bücher“ in Hamburg und eignete sich autodidaktisch das entsprechende Wissen an. Neben den obengenannten Publikationen betreibt er ein Antiquariat. Er ist von Worten fasziniert und bezeichnet seine verlegerische Berufung als „Serendipity“, also eine „zufällige Beobachtung von etwas ursprünglich nicht Gesuchtem, das sich als neue und überraschende Entdeckung erweist“ (... vergleiche dazu den Eintrag bei Wikipedia). Ein Blick auf den liebevoll präsentierten Büchertisch beglaubigt seine Leidenschaft, und man möchte die hochwertigen, großformatigen Bücher gern berühren und aufschlagen. Aktuell erschien die vierte Edition, das Balladenbuch Liebe, Leid & Untergang von Klaus Waschk, das als Buchhandelsausgabe und als Vorzugsausgabe mit einer Original-Grafik des Künstlers erhältlich ist.

Bei so vielen spannenden Vortragsthemen konnte man fast das Anschauen ebenjener Büchertische vergessen. Dabei gab es unter den ausgelegten Leseschätzen viel Schönes zu bewundern, so zum Beispiel der Nachdruck der sehr kurzen Erzählung Die Insel von Stefan Zweig, hochwertig gebunden als schmales Heft mit einer nachgedruckten Grafik von Markus Behmer sowie ergänzt durch das Faksimile des handschriftlichen Manuskripts als Beigabe. Als weitere Besonderheit hat der Verlag Angeli & Engel 2020 den Hamburger Bothen herausgebracht, einen Rundbrief, der mindestens sechsmal im Jahr erscheint, um über einschlägige Veranstaltungen zu informieren und die Kontakte innerhalb der Regionalgruppe Nord der Pirckheimer Gesellschaft zu unterstützen.

In der Alfred-Schnittke-Akademie ging es nach der Mittagspause mit einem Podiumsgespräch weiter. Zunächst sprachen Ralf Plenz und die Verfasserin dieses Artikels über die in Hamburg-Ottensen spielende Trilogie Großstadt-Oasen, zu denen auch zwei Podcast-Folgen kostenlos zu hören sind. Im weiteren Gespräch zu dritt mit Rudolf Angeli ging es zunächst um die Situation der Antiquariate in Deutschland und die Vor- und Nachteile der Online-Portale, mithilfe derer sich Bücherfreunde zwar einfach sowohl seltene Ausgaben beschaffen als auch durch Verkauf gebrauchter Exemplare ihr Bücherregal aufräumen können, die jedoch für die stationären Antiquare eine Existenzbedrohung darstellen. Denn wegen sofortigen Vergleichbarkeit aller Anbieter des gleichen Produkts fallen die Preise. Ehemals kostspielige Raritäten sind heutzutage für wenige Euro erhältlich. Zudem wird die Anzahl der Leser insgesamt drastisch weniger und teilt sich überdies auf in solche, die noch Papierbücher lesen und andere, die digitale Medien wie E-Books bevorzugen. Das sind im Hinblick auf die Gesamtleserschaft immerhin konstant sechs Prozent.

Aus diesem Thema folgte die Frage, was denn eigentlich bibliophil sei. Wikipedia offenbart dazu: „Als Bibliophilie bezeichnet man allgemein das Sammeln von schönen, seltenen oder historisch wertvollen Büchern, meist durch Privatpersonen zum Aufbau einer Privatbibliothek nach bestimmten Sammelkriterien.“ Die drei Diskutanten einigten sich zusätzlich auf die Ausstattung (Haptik, Papierqualität, Bindung, Veredlung, Beigaben wie zum Beispiel Künstlergrafiken und natürlich die besondere Typografie etc.), den Geruch und die persönliche Bedeutung von Büchern für die Leser. Rudolf Angeli empfindet Bücher wie Freunde, was eine berührende Umschreibung und überaus nachvollziehbar für Menschen ist, die sich einmal mit dem Lesen infiziert haben.

Die Pirckheimer-Gesellschaft, die nach dem eigenen Bekunden „Sammler und andere Verrückte“ beheimatet, betreibt auf ihrer Website auch einen umfangreichen, vielfältigen Blog. Zudem wird sie am 05. bis 07. April 2024 im Museum der Arbeit in Hamburg-Barmbek bei der BuchDruckKunst, „unterwegs im Büchermeer“, vertreten sein. Vielleicht kann man dort auch die weiteren Aussteller, die krankheitsbedingt nicht in Altona sein konnten, antreffen und ihre Schätze bewundern.

(Maren Schönfeld, dieser Artikel erschien zuerst am 26.02. im Online-Magazin von „Die Auswärtige Presse e. V.“ und wird hier mit freundlicher Genehmigung der Verfasserin veröffentlicht.)

Fr, 08.03.2024

Pirckheimer-Freund Uwe Klos ist beim 3. Photobook Festival in Leipzig mit seinem neuesten Buch dabei.

Photobook Festival in Leipzig

Am kommenden Wochenende, vom 08. bis 10. März 2024 findet in Leipzig wieder das Photobook Festival statt, an dem viele internationale Künstlerinnen und Künstler, Sammler, Kunstinstanzen und -hochschulen (die Hochschule für Grafik und Buchkunst ist dabei, die Kunsthochschule Burg Giebichenstein ...) teilnehmen. Organisiert von dienacht e. V. und dem Grassimuseum für angewandte Kunst (wo es auch stattfindet), gibt es ein umfangreiches Programm mit Workshops und Veranstaltung, einem Fotobuchmarkt und der Ausstellung für den Dummy Award für das schönste unveröffentlichte Fotobuch. „Das dritte Leipzig Photobook Festival widmet sich dem Thema ‚Protest‘“, schreiben die Direktorinnen des Festivals, Calin Kruse und Silvia Gaetti. Im Rahmen von Ausstellungen mit historischen und zeitgenössischen Bücher, einer Panel-Diskussion und Kurzpräsentationen wird das Thema aus verschiedenen Perspektiven betrachtet. Außerdem werden wir wieder ­Podiumsdiskussionen, Präsentationen, Ausstellungen, Filmvorführungen, Buchpräsentationen, Portfolio-Reviews, einen Speed-Dating und einen Fotobuchclub veranstalten. Der Eintritt ist frei.Zur Spezialausstellung heißt es weiter: „Seit mehreren Jahren interessiert sich Luciano Zuccaccia als Sammler und Forscher für Fotobücher und hat die spezialisierte Sammlung Protest in Photobook aufgebaut. (…) Wir stellen eine Auswahl von 25 (...) Fotobüchern aus der Sammlung aus, die Protestbewegungen im Iran zeigen: Von seltenen Pamphleten und Flugblättern über Propagandamaterial bis hin zu künstlerischen und einzigartigen Fotobüchern. Luciano Zuccaccia wird anwesend sein und für Fragen und Gespräche zur Verfügung stehen.“ Und auch der Fotobus, vom Fotobus-Verein unterstützt, reist an und wird vor dem Museum die Arbeiten von Studierenden präsentieren. Und auch ein Pirckheimer-Freund wird in Leipzig dabei sein: Uwe Klos aus Cossengrün bei Greiz. Er schreibt: Gerade rechtzeitig sind die ersten Exemplare meines neuen Künstlerbuches fertiggeworden: Alant, Mahonie, Zaunrübe. Es vereint 50 meiner botanischen Fotogramme als Reproduktionen, gedruckt auf einem überaus exquisiten Papier, welches die Farbigkeiten (...) adäquat wiedergibt. Dazu gesellen sich im Buchblock drei Monotypien, und für den Einband sind auch Monotypien verwendet. Alles zu sehen im Foyer des Grassimuseums. Dem Abendprogramm am Freitag folgt an den beiden Wochenendtagen von 10 bis 22 Uhr am Sonnabend und von 10 bis 16 Uhr am Sonntag das Hauptprogramm. Alle Informationen zu diesem regional wie auch international unterstützten Photobook Festival finden sich auf der Webseite der Veranstalter.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Do, 29.02.2024

Mappe "Saale-Licht" (2023). | © Andrea Ackermann

Bibliophiles des Monats: „Saale-Licht“ von Andrea Ackermann

Auch wenn sie von der Elbe stammt und das wohl auch ihr Fluss bleiben wird, ist die Saale so etwas wie ein Favorit in ihrer Arbeit, lebt doch die in Dresden geborene Andrea Ackermann seit vielen Jahren in der Saale-Metropole Halle: Hier hat sie studiert, hier befindet sich der Mittelpunkt ihres Lebens. Ihre Lehrer an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein waren Ronald Paris (Malerei) und Thomas Rug (Grafik), nach dem Absolvieren der Meisterschülerinnenschaft arbeitet Andrea Ackermann seit Mitte der 2000er Jahre freiberuflich als Malerin und Grafikerin im Nordteil der Innenstadt des gern verkannten Großstädtchens, das mit der Weißen Elster (die hier in die Saale mündet) gleich noch einen elementaren, die mitteldeutschen Landschaften stark prägenden Fluss aufweist. Zu ihrem Werk gehören auch insgesamt acht Grafik- bzw. Text-Grafik-Kassetten, die haben unter anderem Norwegen, Venedig und den Wörlitzer Park zum Thema. Mit Saale-Licht vollendet die Künstlerin gewissermaßen eine Flusstrilogie, die 2015 mit Über dem Fluss begann, seine erste Fortsetzung mit Das innere Delta (2017) hatte und die nun in der Mappe mit sieben Einblättern im Format von 41 x 37 Zentimetern (plus Deckblatt und Signaturen im Impressum) ihren Abschluss findet. Die Texte der Trilogie, die mit Im Park 2019 noch einen Ableger, eine Art Balkonblick zum Welterbe Wörlitz besitzt, stammen von einem der Blogredaktion bekannten Pirckheimer-Freund. In ihrem jeweiligen Aggregatzustand als Neugierige und dem Authentischen Hingegebene näherten sich Künstlerin und Autor den Orten ihrer Erwägung, skizzierten, fingen Atmo ein, formten. Die Gattung des Einblattdrucks schien, gewissermaßen als Ligatur von Bild und Text, dabei das ideale Genre einer Engführung des Erwogenen zu sein. Jedes Blatt, auch wenn ihm innerhalb des Zyklus sein Platz zugewiesen ist, funktioniert auch als eigenständiges Kunstwerk und ist auch so zu haben. Sieben der zwanzig Abzüge der Gesamtauflage sind zu einer Kassette zusammengefasst. Während die Künstlerin den Druck der Radierungen selbst besorgte, fanden die Texte bei Bettina Haller in Chemnitz auf die Bögen. Am heutigen Tag eröffnet Andrea Ackermann an der Seite ihrer Kunstkolleginnen und ehemaligen Mitmeisterschülerinnen Susanne Theumer und Claudia Berg im Forum Altes Rathaus in Borken (der Blog berichtete davon) die gemeinsame Ausstellung Die Tiefe des Grats, die dort bis zum 05. Mai zu sehen sein wird. Und auch auf der am 01.03. öffnenden Grafikbörse in Borken wird Andrea Ackermann mit einem Stand vertreten sein. Alle weiteren Informationen zum Werk der Künstlerin finden sich auf ihrer Webseite im Internet.

(Bert Blaubart)

Fr, 23.02.2024

Das erste Walz-Stipendiaten-Alumniprojekt des Vereins für die Schwarze Kunst e. V. fand in Dohna und Maxen statt. Stolz wird am Ende das Resultat von den Teilnehmenden des Projekts präsentiert.

Walz-Alumni-Projekt 2020 · 2022: Farbe, Freude, Fleiß, Fraktur

CoroNo statt CoroNa (nach einem typografischen Sprachspiel von Erik Spiekermann im Nach-Gang aus der Lockdown-Zeit): Das erste Walz-Stipendiaten-Alumniprojekt unseres Vereins (Verein für die Schwarze Kunst e. V.) hörte sich ambitioniert, aber eigentlich auch überschaubar an: Ein Wiegendruck-Nachdruck im Handsatz mit gebrochenen Schriften in DIN A5, inhaltlich gekürzt auf 32 Seiten, zu drucken in der wunderschönen und auf Frakturschriften spezialisierten kleinen Buchdruckerei unseres Vereinsmitglieds, des Heimatvereins Dohna (inklusive Maxen) bei Dresden.

Die Vorbereitungen für das geplante Druckwochenende im September 2020 waren hervorragend: Klaus Eberlein aus München hatte sich von dem Wiegendruck Ain nützlichs buochlin von der speis des menschen zu fünf Linolschnitten im Format 10,5 cm x 16 cm inspirieren lassen: Federvieh, Fische, Obst, Gemüse und Gewürze. Conny Hügelschäffer, gleichzeitig unser Papiersponsor, dem herrliches Munken-Werkdruckpapier in 130 g/m², das im Format DIN A4 und größer bei einem Standardauftrag seiner Druckerei als Abfall anfiel, druckte mit Heike Schnotale die Linolschnitte in fünf verschiedenen Farben vor. Willi Beck hatte die Rechte von der Bayerischen Staatsbibliothek besorgt, die das 1493 von Albrecht Kunne in Memmingen gedruckte Werk digitalisiert hatte: 

Er legte den Satzspiegel fest, inklusive eines Transparentpapieres zur Kontrolle. Seine Kontakte zu Gebr. Schabert führten zum Sponsoring unseres knallfarbenen Umschlagpapiers, eine Idee unserer Buchbindermeisterin und Walzerin Theresa Wedemeyer. Willi Beck setzte und druckte aus seiner Maximilian Gotisch in seiner Werkstatt in Dohna. Und: Anne König als Schatzmeisterin besorgte finanzielle Unterstützung durch die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen und organisierte die Räumlichkeiten in Dohna und im nahegelegenen Maxen – damit alle Alumni mitsetzen konnten.

Eine ungeahnte Herausforderung war die Prüfung der vorhandenen Schriften. Annelie Ziegra, Schriftsetzerin aus Pirna, übernahm die Sichtung der Bestände der Alten Buchdruckerei Dohna, und wir kamen auf maximal vier nutzbare Kästen: Die Gilgengart, die Post-Fraktur ... – und in zwei Kästen die Peter-Jessen-Schrift. Das reichte nicht an Brotschrift für zehn fleißige Setzerinnen und drei Drucker! Und so entstand eine Kastenreise: Aus Berlin reiste die Manuskript Gotisch der Berliner Hochschule für Technik an. Die Grafikwerkstatt Dresden brachte die Schwabacher mit nach Dohna. Die weiteste Reise hatte die Renata aus der Offizin Alpirsbach im Schwarzwald. Das waren zwar immer noch zu wenige – aber es gab ja auch noch einiges anderes zu tun ... 

Und vor allem: Nach dem Wochenende arbeitete das Team Dohna unermüdlich weiter, sodass wir – Corona erzwang dann doch eine längere Unterbrechung – 2022 endlich die Bücher binden konnten. Das Ergebnis: Definitiv wissen jetzt alle, wie mit dem Lang- und dem Rund-S zu verfahren ist. Die aus Not geborene Schriftmischung in der Broschur regt dazu an, sich intensiv mit den vielen Varianten gebrochener Schriften zu beschäftigen. Das Wissen unserer Vorfahren zum Umgang mit Speisen enthält aber ziemlich viel Unsinn – da ist die Menschheit inzwischen schlauer. Aber witzig, was man damals als gesichert glaubte. Abschließend zitieren wir aus dem Nachwort: 

„Von Fehlern: Ort, Werk, Schriften, Personal und Geld waren da. Es fehlte an Zeit. Ligaturen und Ausschluss wurden knapp. Wie unser Meister Gutenberg mussten wir zwischendurch ablegen. Nicht alle Fehler wurden im Prozess gesehen. Der Weg war unser Ziel. Und auch das Ergebnis macht uns stolz und inspiriert zu mehr. Jeder von uns sieht jetzt gebrochene Schriften und alte Texte mit neuen Augen.“ Unser erstes Alumni-Buch ist für 20 Euro an den Ständen des Vereins für die Schwarze Kunst erhältlich – und wird für 25 Euro gegen Rechnung (Mail an: akoenig@verein-fuer-die-schwarze-kunst.de) oder per Vorkasse auf das Vereinskonto bei der Ostsächsischen Sparkasse Dresden, DE80 8505 0300 0221 0680 66 – Postanschrift im Betreff angeben – versandt.

(Heike Schnotale/Anne König/Verein für die Schwarze Kunst e. V.)

Mi, 14.02.2024

Das Cover des Buchs: Franz Kafka by Robert Crumb.

Kafka in Graphic Novel und Comic

Der 100. Todestag eines der wohl größten deutschsprachigen Erzähler wirft seine Schatten voraus und zeigt zugleich, wie sehr das Leben und Werk Franz Kafkas (1883–1924) bis heute die Herzen und Seelen bewegt. Die Höhe und Stringenz des kafkaesken Erzählwerks zeigt die Deutungsweite seines Œuvres, nun wird auch an neuen und wiederaufgelegten Comics und Graphic Novels die lange Nachwirkung seiner Beschreibung des „geworfenen Menschen in der Moderne“ deutlich. Am berühmtesten wohl die Interpretation von David Zane Mairowitz und Robert Crumb, die mit Kafka erstmals 1993 sich einem Lebensbericht zum Meister näherten. Das Buch, das neben der Tragödie K.s auch eine Portion Humor enthält, ist soeben bei Reprodukt wiederaufgelegt worden (176 Seiten, ISBN 978-3-95640-402-3, 10,20 Euro). Ähnlich wie Mairowitz und Crumb, den Fritz the Cat weltberühmt machte, nähert sich Danijel Žeželj in Wie ein Hund, eben im avant-verlag (104 Seiten, ISBN 978-3-96445-119-4, 22,70 Euro) erschienen, dem Phänomen sowohl in Berufung wie Werk auf der Spur: ausgehend von Forschungen eines Hundes, auch Stellen aus dem Proceß und aus Beim Bau der Chinesischen Mauer integrierend. Ein Sammel- und Forschungsgebiet, das durch den runden Todestag Franz Kafkas noch einiges an Bemerkenswerten hervorbringen dürfte.

(André Schinkel)

So, 11.02.2024

Ausstellung zu "Die drei ???" ab 18.02. in Langenfeld.
Aiga Rasch erfand das Design der deutschen Folgen.
Der markante Schriftzug wurde zur Marke/Legende.

„Die drei ???“: Aiga Rasch und das Mysterium der Bilder (ab 18.02.)

Vom 18. Februar bis zum 19. Mai 2024 zeigt das Stadtmuseum Langenfeld Coverentwürfe und Illustrationen der Künstlerin Aiga Rasch. „Wir übernehmen jeden Fall“: Diesem Motto bleibt das Detektivtrio Justus, Peter und Bob seit sechzig Jahren treu. Kein Fall ist zu knifflig für die aus dem fiktiven Rocky Beach stammenden Jungs. Als Die drei ??? begeistern sie unzählige Fans und genießen längst Kultstatus. Mit über 220 gelösten Fällen und über 70 Millionen verkauften Büchern und Hörbüchern ist es die erfolgreichste Detektivreihe Deutschlands. Nicht nur Kinder und Jugendliche, sondern auch im Herzen jung gebliebene Erwachsene fiebern mit, wenn die drei Detektive es mit sprechenden Totenköpfen, flüsternden Mumien, grünen Geistern oder singenden Schlangen zu tun bekommen und Justus einen Auftrag zum spezialgelagerten Sonderfall erklärt.

Ihren Anfang nahm die Serie 1964 in den USA unter dem Namen The Three Investigators. Erfinder und Autor war Robert Arthur, der bereits nach 11 Folgen im Jahr 1969 verstarb. Seitdem wird die Serie von verschiedenen Autorinnen und Autoren weitergeschrieben. In Deutschland erschienen Die drei ??? erstmals 1968 unter der Schirmherrschaft von Alfred Hitchcock der anfangs als Erzähler und zuweilen als Auftraggeber auftrat, selbst jedoch nie einen Band verfasste. 1979 erschien die erste Hörspielfolge Die drei ??? und der Superpapagei, gesprochen von Oliver Rohrbeck sowie Jens Wawrczeck und Andreas Fröhlich. Bis heute verleihen die ausgezeichneten Synchronsprecher den Detektiven ihre Stimme. Auf Live-Touren füllen sie mittlerweile ganze Stadien. Nachdem die Serie 1990 mangels Erfolgs in den USA abgesetzt wurde, führen ausschließlich deutschsprachige Autorinnen und Autoren die Serie weiter. Ihren außergewöhnlichen Siegeszug verdanken Die drei ??? auch der Stuttgarter Illustratorin, Malerin und Grafikerin Aiga Rasch (1941–2009).

Nachdem die Serie nur mit recht mäßigem Erfolg in Deutschland gestartet war, stellte Rasch dem Kosmos Verlag ihren Coverentwurf vor: Prägnanter Schriftzug auf schwarzen Hintergrund mit einem farbstarken plakativen Coverbild. Ihr Design brach mit allen damaligen Konventionen für Kinder- und Jugendbücher und wurde zunächst mit Skepsis vom Verlag aufgenommen, doch das von ihr entwickelte Layout verhalf der Serie zum Erfolg. Von 1970 bis 1999 entwarf sie insgesamt 88 reguläre Folgen und diverse Sonderbände. Die Ausstellung im Stadtmuseum Langenfeld zeigt neben den originalen Coverzeichnungen auch Alternativentwürfe, Skizzen und Vorlagen für die von ihr verantworteten Ausgabengestaltungen. Den Besucherinnen und Besuchern der Schau bietet sich ein spannender Einblick in die Coverfindung und den Schaffensprozess der Künstlerin.

Das künstlerische und illustratorische Werk von Aiga Rasch beinhaltet weitaus mehr als das unverwechselbare Coverdesign von Die drei ??? – als freischaffende Grafikerin und Illustratorin war sie für etwa 50 Verlage tätig. Insgesamt entwarf sie mehr als 600 Buchcover und weiterhin 5.000 Illustrationen, vorwiegend für den Kinder- und Jugendbuchbereich, von denen die Ausstellung ebenfalls eine Auswahl präsentiert. Zu danken ist dem Nachlassverwalter Matthias Bogucki für die gute Zusammenarbeit und Bereitstellung der in der Ausstellung gezeigten Werke Aiga Raschs. Alle weiteren Informationen zum Mysterium der Bilder finden sich auf der Webseite des Museums.

(Robert Grieger/Pressemitteilung)

Mi, 31.01.2024

"Fantômas": ein modernes Phänomen in 42 Büchern.

Fantômas: Vom Phänomen einer Roman-Gestalt der Moderne

Neues aus Roberts kleiner Bücherecke

Als die Buchreihe Fantômas von Pierre Souvestre (1874–1914) und Marcel Allain (1885–1969) vor über hundert Jahren startete, hätte niemand gedacht, dass die Reihenfolge irgendwann 42 Teile umfassen würde. Manche hiervon erschienen zeitweise Schlag auf Schlag innerhalb eines Jahres. Ihren Ursprung hat die Reihe bereits im Jahre 1911. Im Jahr 1963 kam dann der vorerst letzte Band heraus. Die Serie wird mit dem Buch Ein Zug verschwindet eingeleitet. Zu diesem Teil sollte zum Einstieg gegriffen werden, wenn man sämtliche Bücher in ihrer Chronologie lesen will. 

Direkt nach dem Einstieg 1911 ließ der zweite Band nicht lange auf sich warten und erschien noch im gleichen Jahr mit dem Titel Juve contre Fantômas. Über fünfzig Jahre hinweg kamen so vierzig neue Bücher zur Reihenfolge hinzu bis einschließlich Teil 42 Fantômas Mène le Bal (1963). Die Fantômas-Figur ist ein skrupelloser und zugleich genialer Schurke. Seine Verbrechen zeichnen sich durch Brutalität und Einfallsreichtum aus. Und dass es keine Groschenhefte waren, sondern richtige, nur spottbillige Romane, war auch eine Attacke auf Kulturbetrieb und -dünkel. 

Die Surrealisten waren begeistert, der Schurke mit den vielen Masken wurde Künstleridol und Symbol für anarchistischen Groll hinter den Kulissen einer von kapitalistischem Aufschwung und technologischer Innovation berauschten Welt. Die eigentliche Reihe hat ihren Ursprung außerhalb Deutschlands. Der erste Band hat beispielsweise im Original den Titel Fantômas. Bis jetzt wurden die Bücher für den deutschen Markt nur teilweise in die deutsche Sprache übersetzt und sind eine Seltenheit. Nur zwei Bücher wurden in den letzten Jahren neu aufgelegt.

Die Fantômas-Romane von Souvestre und Allain haben, mit einigen anderen parallelen Romanen der 1910er Jahre, eine kulturgeschichtliche Lawine losgetreten. Surrealisten, Expressionisten, Revolutionäre und Schwärmer gerieten in den Bann der Figur und seines weiblichen Pendants – Irma Vep. Beide waren zugleich gefürchtet und geliebt. Das Phänomen Fantômas bedient die unterschiedlichsten Bedürfnisse. Kern der Faszination ist die kindliche Allmachtsfantasie, die auch gesunde Erwachsene bei glücklich misslungener Sozialisation nie ganz loslässt. Und (s. u.) Thomas Brandlmeier untersucht in seinem Buch die Wirkung dieses begeistert gefeierten Verbrechers ...

Literaturtipp zum Weiterlesen:
Thomas Brandlmeier,
Fantômas. Beiträge zur Panik
des 20. Jahrhunderts,
Berlin: Verbrecher Verlag 2007,
Broschur, 174 Seiten, ISBN 
978-3-935843-372-0, 14 Euro.

(Robert Grieger)

Mo, 29.01.2024

"Am Rand der Pfütze springt jede Katze anders": das Frontispiz, der Innentitel sowie zwei Vorzugsmotive des Buchs von Herta Müller und Axel Heller – 2023 erschienen bei Thomas Reche in Neumarkt i. d. OPf.

Buch des Monats: Herta Müller · Axel Heller „Am Rand der Pfütze springt jede Katze anders“

An einem Wintertag ging ich mit meiner Mutter drei Kilometer durch den Schnee ins Nachbardorf ein Fuchsfell kaufen für einen Mantelkragen. Der Pelzkragen sollte das Weihnachtsgeschenk meiner Mutter sein. Was für ein würdiges Buch des Monats! Fünf Texte der großen Erzählerin und vielfach geehrten Zeitzeugin Herta Müller: Essays, Notate und die fulminante Nobelpreisrede von 2009 selbst, flankiert von Fotografien Axel Hellers, erschienen als Ausgabe, die jeden bibliophilen Nerd zärtlich in die Träume verfolgt, im Verlag von Thomas Reche in Neumarkt in der Oberpfalz. Das Fell war ein ganzer Fuchs, und es glänzte kupferrot und wie Seide. Es hatte einen Kopf mit Ohren, eine getrocknete Schnauze und an den Füßen die schwarzen getrockneten Pölsterchen der Pfoten mit porzellanweißen Krallen und einen so bauschigen Schwanz, als wär noch der Wind drin. Der Fuchs lebte. Nicht mehr im Wald, aber in seiner konservierten Schönheit. Den in die Tiefe lotenden Exegesen von Herta Müller stehen 37 Fotografien Hellers zur Seite, die zwischen 2005 und 2014 im nordrumänischen Kreis Maramureș entstanden und mithin vom Leben auf dem Balkan wie der Herkunft Müllers berichten. Der Jäger hatte rote Haare wie der Fuchs. Das war mir unheimlich. Vielleicht fragte ich ihn deshalb, ob er ihn selbst geschossen hat. Er sagte, auf Füchse schießt man nicht, Füchse gehen in die Falle. Die Normalausgabe des herrlich-prächtigen Buches erschien in 400 Exemplaren und ist für 48 Euro (ISBN 978-3-947684-11-3) zu haben. Die gesamte Auflage ist signiert. Das alles sollte ein Mantelkragen werden. Ich ging noch zur Schule und wollte nicht wie alte Damen einen ganzen Fuchs mit Kopf und Pfoten am Hals, sondern nur ein Stückchen Fell als Kragen. Weiterhin erschien eine Vorzugsausgabe A (Nr. I bis XL), mit zwei signierten Original-Fotografien Auf dem Bauernhof und Straße im Winter, auf Barytpapier beiliegend zum Preis von 330 Euro (diese Ausgabe dürfte durch die Abonnements fast vergriffen sein, man eile ...). Aber zum Zerschneiden war der Fuchs zu schön. Darum begleitete er mich jahrelang und durfte überall, wo ich wohnte, wie ein Haustier auf dem Fußboden liegen. Eines Tages stieß ich im Vorbeigehen an das Fell, und der Schwanz rutschte weg. Er war abgeschnitten. Wochen später war der rechte hintere Fuß abgeschnitten, dann der linke. Ein paar Monate später nacheinander die vorderen Füße. Ferner sind noch die Vorzugsausgaben B und C in je 40 Exemplaren mit einem Original versehen, für jeweils 192 Euro zu bestellen. Der Geheimdienst kam und ging, wie er wollte. Er hinterließ Zeichen, wenn er wollte. Der Wohnungstür sah man nichts an. Ich sollte wissen, daß mir in meiner Wohnung dasselbe passieren kann wie dem Fuchs. Was für ein Buch, das Thomas Reche da wuchtig kredenzt!

(André Schinkel/kursivierte Zitate: Herta Müller)

Mo, 22.01.2024

"Die automatische Weltreise": der Kunstverein Gera am Markt 8/9 lädt zur Kunstbuch-Präsentation ein.

„Die automatische Weltreise“

Zur Lesung und Präsentation ihres gemeinsamen originalgrafischen Buches Die automatische Weltreise laden Pirckheimer-Freund Uwe Klos aus Cossengrün und Autor Hubert Schirneck aus Weimar in ihre Geburtsstadt Gera am 25. Januar des noch jungen Jahres ein. Der Kunstverein Gera, am Markt des ostthüringischen Metropölchens gelegen, schreibt: „Wir möchten Sie ganz herzlich einladen, eine der 8.784 Stunden, die das Schaltjahr 2024 zu bieten hat, bei uns und mit uns zu verbringen. Am 25. Januar präsentieren der Künstler Uwe Klos und der Dichter Hubert Schirneck ihr gemeinsames originalgrafisches Künstlerbuch Die automatische Weltreise. Eine Weltreise, für die kein Flugticket und kein Überseekoffer benötigt werden. Und wir versprechen auch, dass sich niemand in den Körperscanner stellen muss. Es wird eine entspannte, heitere Stunde mit Wein und guten Gesprächen.“ Durch den Abend, der 18 Uhr beginnt, und das Gespräch begleitend führt die „wahrhaft weltreisende“ Regina Scheler. Eine Leseprobe aus dem eigens für das Kunst-Projekt entstandenen Text Schirnecks, dessen Werk vielfach ausgezeichnet wurde: „und wir denken an berge / aber wir wohnen dort wo uns so lange noch bäche durchfließen / und wir wohnen in den tälern / im souterrain der landschaft / in dem wir unsere eigene ferne bewundern / das rot des meeres / und das blau der lippen / sieh an / der pergamentene himmel / dieser grandiose von regenwürmern durchpflügte himmel …“ Gemeinsam mit Uwe Klos, dessen Arbeiten sich in den großen Bibliothekssammlungen dieses Landes wiederfinden, haben sie, nicht das erste Unterfangen dieser Art in der edition duplici, ein schimmerndes Kunstwerk geschaffen, für dessen Würdigung dringender Zulauf in Geras Innenstadt angeordnet wird. Es ist auch, wie Klos mitteilt, eine „Volks-Ausgabe“ des Gemeinschaftswerks erschienen, deren Verkauf am Lesungs- und Gesprächsabend in Gera beginnt. Solange das und in diesem Glanz und dieser Schönheit geht, ist nichts verloren.

(André Schinkel)

Mi, 10.01.2024

"Victor Otto Stomps als Schriftsteller", Frankfurt am Main: Axel Dielmann Vlg., 2020. | © F. Proschek, LBO

Ein Abend für Victor Otto Stomps

Die Landesbibliothek Oldenburg lädt im Rahmen ihrer Ausstellung „… heute Nacht fangen wir mit dem Drucken an.“ Der Verleger, Autor und Schlossherr V. O. Stomps zu einem Abend ein, an dem Victor Otto Stomps (1897–1970) als Schriftsteller im Fokus steht. Am Mittwoch, den 17. Januar, 19 Uhr, widmen sich sein Sohn Hans Goswin Stomps und der Verleger Axel Dielmann seinem 1.600 Seiten fassenden literarischen Werk. Sie lesen aus seinem Textfundus, erzählen von literarischen und weniger literarischen Szenen und von dem, was in seiner Literatur entdecken ist. So wird die Verleger-Legende (Rabenpresse, Eremiten-Presse, Neue Rabenpresse) im Rahmen seiner Schau besonders gewürdigt. Seit 2020 gibt es bei Dielmann übrigens auch eine vierbändige Ausgabe seiner Romane, Satiren und Fabeln. Die Ausstellung ist bis zum 26.02. in der LBO zu sehen, Mo–Fr 10–19 Uhr, Sa 9–12 Uhr. Der Eintritt zur Exposition wie zur Veranstaltung ist frei.

(André Schinkel/LBO/Pressemitteilung)

Mi, 27.12.2023

"LichtKlang" von Günter Giese und Holger Uske ist in kleiner Auflage erschienen und bei den Urhebern via Mail bestellbar. Das Buch enthält 39 Bild-Text-Paare.

Gelesen übers Jahr: „LichtKlang“

Das Licht ist / Unterwegs zu dir / Du musst ihm / Nur folgen / Darfst auch nach / Schatten tauchen / Der Wärme / Dunkel erkunden / Solange bis / Nacht uns übermannt ...“ LichtKlang ist das zweite gemeinsame Buch der beiden, gestaltet wurde es von Andreas Kuhrt. Manchmal war es wie ein Rausch“: Mit 39 oft ganzseitigen Bildern und Gedichten setzen der Fotograf Günter Giese und der Dichter Holger Uske ihre vor vielen Jahren begonnene Kooperation fort. Sinnlich ist das und tief, kraftvoll, im wahrsten Sinne lichtstark ... und zärtlich in der Wucht der Ansprache zugleich. Zu drei Bildern Gieses fanden sich fertige Texte ein, die anderen 36 entstanden in der Nachfolge des jüngsten Gedichtbands Windgras des Suhler Lyrikers, dessen biegsame Genauigkeit und stille Treffsicherheit sich auch in der gestalterischen Anordnung von Text und Bild ausdrückt, exclusiv. Reich ist der Dezember augenblicklich: Theoretisch wäre ein drittes Buch des Monats zu vergeben. Es sind die großen Themen, die dieses Buch treiben, das Werden wie das Vergehen, die Schönheit, die Liebe, die Fragen der Welt im Großen wie im Kleinen. Im Beieinander von Licht und Klang gehen sie in diesem schönen Buch im Hardcover, in feinem Papier eine triftige, lichtvolle Symbiose ein. Wunderschöne Akte finden sich in ihm, die den Dichter, naturalmente!, an die Leier treiben. Aber auch die sprichwörtliche Verästelung der Zeit, das Gewicht der Welt“, Herbstrausch, die Lichtklippen der Gegenwart, die Lebens-Linien sind Thema. Am Ende wird in Mauerquadrat die Hoffnung auf eine neue Fensterzeit“ geschürt. Das mit 20 Euro ob seiner Qualität preiswerte Buch ist in kleiner Auflage in der Edition Sinnbild erschienen und bei den Urhebern via Mail – bei Günter Giese: gieseguenter@aol.com, Holger Uske: uske.suhl@gmail.com, direkt bestellbar.

(André Schinkel)