Pirckheimer-Blog

Edition

Mo, 29.05.2023

Claudia Berg: “Canal Grande" (am Ca’ d’Oro, Venedig), Kaltnadelradierung, entstanden 2021 und 2022.
Claudia Berg: “Blick zu Santa Maria della Salute" (am Canal Grande, Venedig), Kaltnadel, 2021/2022.
Claudia Berg: "Blick zum Palazzo Balbi" (Venedig, am Canal Grande), Kaltnadelradierung 2021/2022.

Claudia Berg: Reise nach Venedig

Reise nach Venedig: Sie darf mit Fug und Recht als eine der bedeutendsten Grafikerinnen gelten, die der kulturellen Großlandschaft Mitteldeutschland entstammt: Claudia Berg, deren Werk mittlerweils weit über den deutschsprachigen Raum hinaus wirkt. Die vielfach – so 2022 mit dem renommierten Hans-Meid-Preis – Geehrte stellt noch bis zum 15. Juni in der halleschen Galerie Erik Bausmann (Martha-Brautzsch-Straße 13, 06108 Halle an der Saale) aus. Zu sehen sind venezianische Blicke in Zeichnung, Öl und ihrer Meistertechnik, der Kaltnadelradierung

Das Ausstellungshaus, 1990 in Mainz gegründet, residiert seit 2019 in der Saalestadt und widmet sich den Großen in der Bildenden Kunst der Moderne bis den Weitblickenden der Gegenwart. Im Kanon Bausmanns ist Claudia Berg eine der Stammkünstlerinnen – das Gros ihrer jüngeren, sich technisch erheblich aufweitenden Arbeiten wurde erstmals hier gezeigt, wie eine beeindruckende Reihung an Exhibitionen im Archiv beweist. Der jüngste Katalog der Galerie vereint ihre Bilder in Öl, einer wie auch die übermalten Radierungen noch recht jungen Werkstrecke in ihrem Œuvre.

Darin finden sich wiederum zahlreiche der Venedig-Motive, die ihre Arbeit an- und umtreiben. In der Schau kombinieren sie sich mit den Sepiatuschzeichnungen und Radierungen der Hallenserin, die nach dem Studium und der Meisterschülerzeit an der Burg Giebichenstein (die Künstlerin studierte bei Thomas Rug, sicher eines der bedeutendsten Grafik-Lehrer der letzten Jahrzehnte, aus dessen Lehre weitere bedeutende Künstlerinnen wie Claudia Bergs Schwester Susanne Theumer, Franca Bartholomäi, Andrea Ackermann oder Sara Möbius hervorgingen) mit zahlreichen Zyklen, Mappen und originalgrafischen Büchern sowie Buchcovern an die Öffentlichkeit trat. 

Immer wieder gibt es darin Bezüge zu ihrer Herkunft und zur Literatur. Beeindruckend sind ihre Folgen zum Mansfeld etwa oder zu Lessing. Seit einigen Jahren nun hat Claudia Berg den Süden entdeckt, ist Italien ihre künstlerische Herzensheimat geworden. Und das ihr ganz eigene Prinzip „Verdichtung durch Reduktion“ wechselte auch in andere Genres: Aquarelle entstanden, übermalte Drucke, seit etwa drei Jahren auch Gemälde. Eben die letztere Transformation sieht Helmut Brade, der große hallesche Plakatkünstler und Freund, in seiner Laudatio zur Schau als folgerichtig an:

„Sie hatte einen Punkt erreicht, wo eine Steigerung nicht mehr ohne weiteres möglich war. Die Steigerung war eben Italien und die Farbe. Das führte unausweichlich zur Malerei. [] Und nun noch Venedig, eine Stadt der Nebel und Spiegel, eine Stadt aufgelöster Bildwelten, das Gläserne und das Spitzenhafte, eine Stadt des magischen Lichts und der Unschärfe, wo die Konturen im Licht der Farbe untergehen. Für sie war das“, so Brade, „ein Geschenk im richtigen Augenblick.“

Nun, auch einen Eindruck von ihren meisterlichen Kaltnadelradierungen (vgl. den Bildteil) muss man sich verschaffen. Die Ausstellung in Halle ist noch bis zur Mitte des kommenden Monats von Montag bis Freitag von 12 bis 18 Uhr und sonnabends von 11 bis 14 Uhr zu sehen. Und im Übrigen ist Claudia Bergs Kunst zudem Teil der Edition Pirckheimer – in der zweiten Folge der bibliophilen Publikation der Pirckheimer-Gesellschaft, die auf der Leipziger Buchmesse im April 2023 der Öffentlichkeit präsentiert wurde, ist die Grafikerin mit einem Blatt vertreten. 

(André Schinkel)

Fr, 28.04.2023

27.04.23, Halle 2, E503: erster Publikumsbetrieb am Stand der Pirckheimer-Gesellschaft. | © Till Schröder

Leipzig: Buchmesse-Impressionen

Großes Aufatmen angesichts des Betriebs auf der nach drei Jahren Corona-Pause wiedereröffneten Leipziger Buchmesse – bereits an den ersten beiden Tagen des Groß-Events zeichnet sich ein enormes Interesse für die Präsentation der neuesten Bücher auf dem Neuen Messegelände wie beim Begleit-Festival Leipzig liest ab. Auch standen der Donnerstag und der Freitag im Zeichen der fünf zu vergebenden Preise, die mit dem Ereignis verbunden sind: des Leipziger Buchpreises zur Europäischen Verständigung für Marija Stepanowas Lyrik, die Preise der Leipziger Buchmesse für Dinçer Güçyeter (in der Rubrik Belletristik), Regina Scheer (Sachbuch/Essayistik) und Johanna Schwering (Übersetzung) sowie, heute ganz frisch vergeben, des Kurt-Wolff-Preises für den Berliner Alexander Verlag. Auch in Halle 2, die mit ihrer Abteilung für die bibliophilen Segmente des Publikations- und Sammelmarkts das Buchmesse-Mekka für alle der schönen, edlen und/oder originalgrafischen Veröffentlichung Zugetanen darstellt, ist von Beginn der Veranstaltung an ein starkes Interesse zu verzeichnen. Mittendrin die Pirckheimer-Gesellschaft – an Stand E503 zeigt sie ihre Publikationen, informiert zu ihrer überregionalen Arbeit, lädt zum Gespräch ein und bietet am Sonnabend zwei Veranstaltungen: die Lesung mit den Bücherkindern Brandenburg (11 Uhr, Halle 3, Stand B400) und der Präsentation der zweiten Folge der Edition Pirckheimer (15 Uhr, Halle 2, C600). Auch die neueste Ausgabe der Marginalien (Heft 248), der Zeitschrift der Gesellschaft sowie deren Jahresgaben (darunter die jüngste für 2023 im Mitteldeutschen Verlag erschienen) können in Augenschein genommen werden. Gut, dass wieder Buchmesse ist in Leipzig.

(André Schinkel)

Mi, 26.04.2023

Endlich wieder Buchmesse und "Leipzig liest": vom 27. bis 30. April! | © www.leipziger-buchmesse.de

Vorfreude auf die Buchmesse

Pünktlich um 10 Uhr öffnet am Donnerstag, den 27. April, die Leipziger Buchmesse wieder ihre traditionsreichen Pforten. Endlich, möchte man sagen, ja, denn nicht oft in ihrer jahrhundertelangen Geschichte machte ihr ein dräuendes Welt-Ereignis wie die Corona-Pandemie einen Strich durch die Rechnung. Ganze dreimal wurde die als Publikums-Messe unschlagbare Vier-Tage-Veranstaltung von 2020 bis 2022 abgesagt. Nun aber mögen die lese- und eventhungrigen Massen wieder strömen auf das Neue Messegelände in der Zwei-Flüsse-Stadt in der Tieflandsbucht. Und auch das große Beiprogramm Leipzig liest wird die ganze Stadt mit einer langen Reihe hoch- und höchstkarätiger Veranstaltungen versorgen, dass es eine wahre Freude für jeden Freund der Literatur ist. Gastland ist in diesem Jahr Österreich, im Laufe des ersten Vormittags werden die Gewinner des Preises der Leipziger Buchmesse 2023 bekanntgegeben. Auch für das Sammler-Herze wird wieder gesorgt sein: In Halle 2 erwarten die*den Bibliophile*n Grafik und Buchkunst vom Feinsten. Am Stand E503 in eben jener Halle präsentiert die Pirckheimer-Gesellschaft ihre und die Arbeit ihrer über 600 Mitglieder, lädt zu Wiedersehen und Gespräch. Auch zwei Veranstaltungen finden unter der Ägide der Gesellschaft am 29.04. statt: um 11 Uhr mit den Bücherkindern (Halle 3, Stand B400) und um 15 Uhr mit der zweiten Folge der Edition Pirckheimer (2, C600) mit feinster Originalgrafik namhafter Künstlerinnen und Künstler. Und auch das neue Marginalien-Heft wird zu sehen sein. Das vollständige Programm auf der Webseite der Messe. Ja, es ist Buchmesse ... auf nach Leipzig!

(André Schinkel)

Fr, 11.11.2022

Karl-Georg Hirsch: "Letzter Tanz. Für Gottfried B.", Holzschnitt mit Tonplatte im Irisdruck.
Sven Großkreutz: "Phoenix aus Aschersleben", Ätz-/ Kaltnadelradierung, Aquatinta, Aussprengtechnik.
Claudia Berg: "Haus bei Burano", Kaltnadelradierung.

Subskriptionsfrist für die Grafikmappe Edition Pirckheimer verlängert

Unserer Zeitschrift Marginalien liegt pro Ausgabe für jedes Mitglied eine Originalgrafik bei. War dies in der Vergangenheit nur in vereinzelten Heften der Fall, so etablierten wir vor fünf Jahren die regelmäßige Beilage mit jeder Ausgabe. Auch ein Grund für unser Mitgliederwachstum. Wir freuen uns, mit den preiswerten Blättern namhafter Künstler wie Max Uhlig, Dieter Goltzsche, ATAK, Volker Pfüller, Strawalde, Frank Eißner, Thomas Ranft und vielen mehr vor allem jüngeren Lesern den Aufbau einer eigenen Grafiksammlung zu ermöglichen. Trotzdem bleibt das paradoxe Problem: Je erfolgreicher die Zeitschrift, je höher ihre Auflage, desto mehr steigen die Kosten und sinkt der Sammlerwert der Grafiken.

Vor drei Jahren haben wir auf dieses Problem mit der Herausgabe einer exklusiven Edition Pirckheimer geantwortet: einer Grafikmappe in kleiner Auflage, die den Sammlern etwas Besonderes bietet und deren Ertrag dabei hilft, die Finanzierungslücke für qualitätsvolle Grafik-Beilagen der Marginalien auszugleichen. Kuratiert von Jens-Fietje Dwars, unter anderem auch Herausgeber der literarischen Edition Ornament im quartus-Verlag, starteten wir mit sieben A3-Blättern in 35er Auflage von den Künstlern Susanne Theumer, Hans Ticha, Klaus Süß, Moritz Götze, Kay Voigtmann, Strawalde und Baldwin Zettl. Mit der diesjährig gestarteten zweiten Mappe der Edition passten wir das Konzept leicht an: Auflage 50 Exemplare, und alle sieben Blätter liegen bereits vor, statt sukzessive ausgeliefert zu werden. Somit weiß jeder, was ihn erwartet, wenn er die Edition abonniert.

Karl-Georg Hirschs Holzschnitt Letzter Tanz krönt eine ganze Reihe oft skurriler Paare des Altmeisters, die weniger harmlos tänzeln, als vielmehr ihre Kräfte messen. Dieter Goltzsche trägt eine kleine Radierung namens Schaukelpferd bei. Max Uhlig gab uns für die Mappe eine radierte Frauenkopf-Studie aus dem Jahr 1978, von der bislang noch keine Auflage gedruckt wurde. Seine Malerkollegin im Geiste, Gerda Lepke, zeichnete in ihrer Algrafie mit bekannt freiem Strich ein geheimnisvolles Paar. Der Grafiker und Maler Gerd Mackensen zeigt mit seiner handkolorierten Radierung Nur Narr! Nur Dichter! einen Nietzsche jenseits verklärender Heroisierung. Als Vertreter nachwachsender Generationen konnten wir Sven Großkreutz gewinnen. Sein rätselhaftes Blatt Phönix aus Aschersleben ist aufwändig in Ätzradierung und Aquatinta, Kaltnadel und Aussprengtechnik gearbeitet. Und Claudia Berg beschließt die Mappe mit einem Blatt aus ihrem jüngsten Venedig-Zyklus: Haus bei Burano ist ein weiteres Zeugnis ihrer atmosphärisch dichten Radierkunst. Die Mappe wird erneut von Silke Steinhagen in Weimar gebunden, ein Beiblatt in Bleisatz von der Pavillon-Presse Weimar gedruckt.

Mit einer Auslieferung rechnen wir im November. Bis zum 31. Dezember kann die Mappe zum Subskriptionspreis von 1.300 Euro erworben werden. Danach kostet sie 1.600 Euro. Wir haben die ursprünglich in den Marginalien (Heft 246) angekündigte Frist verlängert, da die Marginalien bei einigen verspätetet ausgeliefert wurden. Für Mitglieder der Pirckheimer-Gesellschaft sowie Sammler der ersten Mappe (auch wenn sie nicht den Pirckheimern angehören) wird ein weiterer Rabatt von 10 Prozent gewährt, sodass die Mappe dann 1.170 Euro zuzüglich Versand kostet. Die Bezahlung ist in drei Raten möglich. Die Verteilung der Nummern erfolgt in der Reihenfolge der Bestellungen. Subskriptions-Bestellungen können gerichtet werden an:

Pirckheimer-Gesellschaft e. V.
c/o Matthias Haberzettl
Ramsbergstr. 12, 86156 Augsburg
E-Mail: haberzettl@pirckheimer-gesellschaft.org

(Jens-Fietje Dwars)