Pirckheimer-Blog

Marginalien

Di, 19.09.2023

Schloss Friedenstein, Blick zur Ostseite, wo sich die Forschungsbibliothek befindet. | © Peter Arlt
Die Jubiläumsausgabe 250 der "Marginalien" – hier samt originaler Grafik-Beilage, dem Kupferstich "Il bulino" vom Meister Baldwin Zettl. | © Till Schröder
Plakate künden schon vom großen Ereignis: dem 50. Pirckheimer-Jahrestreffen in Gotha. | © Peter Arlt

In Gotha: Von Dürer bis Theremin

50. Jubiläumstreffen der Pirckheimer-Gesellschaft in Gotha

Im Januar 1957 erschien im Ostteil Berlins ein unscheinbares Heftchen von 16 Seiten Umfang: Marginalien – Blätter der Pirckheimer-Gesellschaft. Was sich da um „Buchmenschen“ wie Wieland Herzfelde, Arnold Zweig und Werner Klemke gegründet hatte, war eine kleine Sensation: ein Hort für Büchersammler, Grafik- und Exlibrisfreunde, kurz – für Bibliophile. Ein Wort und eine Tradition, die die junge DDR eigentlich als vermeintlichen Auswuchs bürgerlichen Dünkels ablehnte. Es erwuchs eine Buchkunst fördernde Gemeinschaft aus heute über 600 Mitgliedern mit lebendigen Regionalgruppen, Jahrestreffen, Buchpublikationen, Grafikeditionen und immer noch den quartalsweise erscheinenden Marginalien, mittlerweile pro Ausgabe 128 Seiten und eine Originalgrafik zeitgenössischer Künstler umfassend, mit einer gesamtdeutschen Redaktion.

In Gotha nun trifft sich die Gesellschaft vom 22. bis 24. September zu einem Jubiläum. Die Bücherfreunde feiern ihr 50. Jahrestreffen. Nicht ohne Grund in Gotha: Einer ihrer Mitgründer, Max Frank, war in den 1960er Jahren Direktor der Forschungsbibliothek Gotha, und schon in eben jener Auftaktausgabe der Marginalien stellte man anlässlich der sowjetischen Rückgabe der Kriegsbestände nach Thüringen eine Vermutung an: „Ihrem Charakter nach wird die Gothaer Bibliothek Schwerpunktaufgaben übernehmen, die weder in der Deutschen Demokratischen Republik noch in der Bundesrepublik gepflegt wurden. Sie wird einen Typ erneuern, der bisher als abgetan galt: die Gelehrtenbibliothek.“ Wie steht es denn nun um diese „Gelehrtenbibliothek“ 66 Jahre später? Dieser Frage gehen die Teilnehmer des Treffens unter anderem nach. Die Bibliothek öffnet exklusiv ihre Türen zu Schätzen wie orientalischen Handschriften islamischer Gelehrsamkeit, mittelalterlich illuminierten Handschriften, seinem UNESCO-gefeierten Weltdokumentenerbe.

Auf dem Programm steht noch mehr: Mit einem Harfen-Konzert in der Schlosskirche tauchen Besucher am Freitag, dem 22.9., ein in die Musik der Zeit Willibald Pirckheimers, Namenspatron der Gesellschaft. Der Nürnberger Humanist und Büchersammler war ein enger Freund Albrecht Dürers. Dass dieser Pirckheimer mehrfach porträtierte, zeigen Kupferstiche im Spiegelsaal des Schlosses, die dort Kupferstichen von Baldwin Zettl begegnen. Der Künstler Thomas Offhaus stellt im Kunstforum seine exklusiv für das Treffen geschaffene Grafik vor, unter anderem mit einer Performance am Theremin, dem sphärisch-klingenden Avantgarde-Instrument der 1920er Jahre, vielen nur noch aus Soundtracks utopischer Filme ein Begriff. Die Teilnehmer durchstreifen die Gothaer Altstadt, begrüßt und geführt durch Gothas Oberbürgermeister Knut Kreuch.

Zwei weitere Programmpunkte sind offen für jeden Interessierten: Am Samstag, dem 23.9. um 14.30 Uhr eröffnet der Gothaer Professor Peter Arlt die von ihm kuratierte Ausstellung originalgrafischer Neujahrsgrüße im Spiegelsaal von Schloss Friedenstein mit Grafiken von Künstlern wie Klaus Süß, Egbert Herfurth oder Hans Ticha. Und im Anschluss führen ab 15.30 Uhr der Darmstädter Physik-Professor Norbert Grewe und seine Frau Christiane im Vortrag durch ihre in 50 Jahren entstandene gemeinsame Sammlung an Buchkunst von Jugendstilillustration über Künstlerbücher und Pressendrucken bis Science-Fiction. Für Pirckheimer sind Bücher nicht nur Wissensspeicher. Sie sind auch Zeugen – von Epochen, Haltungen, Gestaltungsmoden und Vorbesitzern. Bücher atmen lebendige Geschichte. Die Pirckheimer lieben Bücher genau aus diesen Gründen. Eine lebendige Gesellschaft von Kunstinteressierten feiert in Gotha Wirkung und Ästhetik des Buchs in Zeiten digitalen Wandels. Mehr zu Programm und Teilnahmebedingungen für die Tagung finden sich auf der Webseite der Pirckheimer: www.pirckheimer-gesellschaft.org.

(Till Schröder)

Fr, 15.09.2023

Die Jubiläumsausgabe 250 der "Marginalien" – hier samt originaler Grafik-Beilage, dem Kupferstich "Il bulino" vom Meister Baldwin Zettl. | © Till Schröder

Marginalien: Heft 250 erschienen

Pünktlich im Vorfeld des 50. Jahrestreffens der Pirckheimer-Gesellschaft in Gotha ist es da: das Jubiläumsheft der Marginalien, der Pirckheimer-Zeitschrift, die nun auf sage und schreibe 250 Ausgaben zurückblickt. Erstmals 1957 erschien, gibt es das Organ der Gesellschaft seit nunmehr 66 Jahren, in einer Epoche des großen Zeitschriften-Sterbens ist das ein triftiger Beweis für die Notwendigkeit des vierteljährlichen Hinweisens auf alles Schöne, was sich mit dem Phänomen des Büchersammelns verbindet, und reiht das Journal für Buchkunst und Bibliophilie in die Phalanx der langlebigen und wichtigen Fachzeitschriften dieses Landes ein; auf einem so aufregenden wie hochspeziellen Gebiet zumal. Seit 2017 arbeitet die Redaktion der Marginalien unter der Ägide von Till Schröder deutschlandweit; und auch für das Jubilate-Heft ist auf diese Weise in der Tat einiges Erstaunliches zusammengekommen. Schon auf der Vorderklappe begrüßt den Bibliophilen eine Vignette von PG-Gründungsmitglied Werner Klemke, das Wesen des Büchernarren in treffender und zärtlicher Weise erfassend. Die typografische Beilage bringt drei Begegnungen im Atelier von Lothar Lang, ihn zugleich postum zum 95. Geburtstag würdigend. Mit dem Rückblick Wie man zu seinen Büchern kommt bringt das Heft einen Nachlasstext von Klaus Walther, eingereiht in den thematisch weitgespannten Reigen der Aufsätze, Exegesen, Artikel von u. a. von Peter Arlt, Sigrid Bresler, Matthias Wehry und Jürgen Engler. Till Schröder steuert ein Komplett-Verzeichnis der originalgrafischen Beilagen der Zeitschriftsgeschichte bei. Und auch diese ist für das 250. Heft ganz besonders und gleichsam mit einem Jubiläum verbunden: dem meisterlichen Stich Il bulino von Baldwin Zettl, dem wiederum Redaktionsmitglied Jens-Fietje Dwars zum 80. gratuliert und dankt. Die Ausgabe enthält außerdem im ABC der Druckkunst einen weiteren Beitrag, der sich dem Siebdruck widmet, sowie im Serviceteil eine illustre Folge Rezensionen sowie Nachrichten und Neuigkeiten für den Bücherfreund. Was bleibt noch zu sagen ...? Auf die nächsten 250 Hefte!

(André Schinkel)

Di, 11.07.2023

Die allerneueste Ausgabe (1/2023) des "Palmbaum".

Jena: Im Zeichen des Palmbaums

Die Reise des Palmbaums anlässlich des 30. Geburtstags der im quartus-Verlag erscheinenden Literaturzeitschrift Thüringens unter der Ägide von Pirckheimer-Freund Jens-Fietje Dwars, der sich auch in der Redaktion der Marginalien und in der Gesellschaft überhaupt diverse Meriten erworben hat, geht weiter. Und gemäß dem Novalis-Wort: „Wo gehen wir denn hin? Immer nach Hause“, kehrt die Zeitschrift ab dem 14. Juli nicht nur an den Ort ihrer Entstehung zurück, sondern findet Obhut im Romantikerhaus der literatur- und geschichtsträchtigen Stadt Jena (Unterm Markt 12a, 07743 Jena). Zu Ehren des 30-jährigen Bestehens des Journals zeigt das ehrwürdige Haus eine umfängliche Kollektion an Ausgaben, vor allem aber auch Originale und Cover, die seit der Übernahme durch Dwars 2005 von einer Vielzahl illustrer Künstlerinnen und Künstler, darunter Baldwin Zettl, Angela Hampel, Ulrike Theusner, Karl-Georg Hirsch, Susanne Theumer und viele andere, geschaffen wurden. Auch kann Einblick in die jüngste Ausgabe genommen werden, dessen Einband von Dieter Goltzsche gestaltet wurde. Es werden Entwürfe und Künstlerbriefe, von Strawalde etwa, Volker Braun und Horst Hussel, zu sehen sein. Auch das Haus selbst, in dem einst Fichte lebte und in dessen Umkreis Klassik wie Romantik blühten, ist einen tiefen Blick wert, kulminierte doch um 1800 das literarische wie philosophische Leben in der seinerzeit ähnlich wie Weimar kleinen und doch gesegneten Stadt. Und auch heute, in der Gegenwart, vereinen sich im Palmbaum, wie es auch in der Einladung des Romantikerhauses heißt, „beste Grafik und Literatur“. Die Vernissage der Ausstellung beginnt am 14. Juli um 19 Uhr, es wird Wein zum Anlass gereicht, und es spielt zur Feier des Tages Jazzposaunist Frieder W. Bergner für die Protagonisten, Freunde und Gäste. Ein Fest für die Literatur und die Kunst. Die Ausstellung ist bis zum 05.11. zu sehen.

(André Schinkel)

Fr, 23.06.2023

Soeben erschienen: Heft 249 der "Marginalien", hier incl. der Grafik von K.-G. Hirsch. | © Till Schröder

Marginalien 249 erschienen

Aufbruch, Neuvorlage, Wiederholung: Das Beginnen, das Neuanfangen ... und der Umgang damit stehen, wie Chefredakteur Till Schröder bereits im Editorial der druckfrischen Ausgabe 249 der Marginalien hinweist, manchmal gewollt, zuweilen unfreiwillig als Motto und Tenor über vielen Aufsätzen, Rezensionen und sonstigen Beiträgen des 2023er Sommer-Heftes der Zeitschrift für Buchkunst und Bibliophile der Pirckheimer-Gesellschaft. Ernst Falk untersucht den Werdegang der Petersburg Press, während Rainer Stamm den Spuren Kurt Freyers von Berlin nach Israel folgt und Renate Reschke Kunst und Verdienste Ruth Tesmars würdigt. Als Fundsache präsentiert Roland Jaeger die wechselvolle Historie des foto-auges, und Harald Kretzschmar schreibt im ABC der Druckkunst über seine Passion für den Siebdruck. Jens-Fietje Dwars beleuchtet in seinem Nachruf die große Wirkung und Nachwirkung der publizistischen Arbeit (Außer der Reihe, Janus Press) von Gerhard Wolf, der im Februar dieses Jahres starb. Auch der Rezensionsteil ist mit Norbert Grewe, Elke Lang, Ernst Braun, Jürgen Engler und Ekkehard Schulreich kenntnisvoll und hochkarätig besetzt. Es wird zum 50. Jahrestreffen der Pirckheimer, das vom 22. bis 24.09. unter der organisatorischen Obhut von Peter Arlt in Gotha stattfinden wird, geladen. Als originalgrafischer Bonus kommt der Holzschnitt Engel von Karl-Georg Hirsch zu den Mitgliedern der Gesellschaft. Mit Gerhard Rechlin ehrt ein jahrzehntelanger Sammer und Kenner den Meister Hirsch zudem zum 85. Geburtstag mit der Bibliografie des buchgrafischen Werks KGHs von 2008 bis 2022. Ja, und da das Faible für Hirschens Kunst ungebrochen groß ist, steht sie auch online auf dieser Seite allen Interessierten und den akribischen Sammlern und Freunden des Grafikers hier zur Verfügung.

(André Schinkel)

Mo, 12.06.2023

Am 18. Juni 2023 geht die "Palmbaum"-Ausstellung auf Schloss Burgk bei Schleiz mit Goethe-Erotica-Lesung, einem Künstlergespräch und Musik zu Ende.
Dr. Jens-Fietje Dwars | © Sylwia Mierzynska

Palmbaum und Erotica: Finale der Ausstellung auf Schloss Burgk

Am Sonntag, den 18. Juni 2023, geht die Palmbaum-Ausstellung auf Schloss Burgk zu Ende. „Wahre Wunderkammern“, nennt sie Volker Braun. Gemeint sind die Ausgaben der Zeitschrift Palmbaum. Literarisches Journal aus Thüringen. 1993 von Detlef Ignasiak gegründet, übernahm 2005 der Jenaer Autor Jens-Fietje Dwars die Redaktion. Seitdem werden die Einbände von Künstlern gestaltet. Die Spannweite reicht von Gerhard Altenbourg, Angela Hampel über Moritz Götze, Gerda Lepke und Gerd Mackensen bis zu Uwe Pfeifer, Max Uhlig und Baldwin Zettl

Das 30-jährige Bestehen begeht die Zeitschrift mit einer Ausstellung im Schloss bei Schleiz. Sie zeigt 300 Objekte in fünf Räumen, alle Einbände und ihre originalgrafischen Vorlagen, dazu sämtliche Hefte, Künstlerbriefe von Karl-Georg Hirsch, Hans Ticha und Strawalde, Manuskripte von Volker Braun, Reiner Kunze und Wulf Kirsten sowie erstpublizierte, exklusive Autografen von Gottfried Benn und anderen. Im Pirckheimer-Kabinett sind Grafik-Mappen und Beilagen der Marginalien zu sehen, und ein erotisches Kabinett präsentiert Zeichnungen von Gerd Mackensen.

Zum prickelnden Vergnügen wird das Finale der Ausstellung am 18. Juni: 70 Jahre und einen Tag nach dem DDR-Arbeiteraufstand wird der „Aufstand der Leiber“ gefeiert – in der Kunst. Ab 15 Uhr lesen die Schauspielerin Romy Gehrke und Ausstellungsmacher Jens-Fietje Dwars aus Goethes Erotica, die 150 Jahre lang zensiert, unterdrückt und verstümmelt wurden. Auf den „kastrierten Klassiker“ folgt ein Gespräch mit Gerd Mackensen über erotische Kunst heute. Dazu passend spielt Matthias von Hintzenstern Klavier und Cello. Sein Bruder Michael von Hintzenstern gibt bereits ab 14 Uhr ein kleines Konzert auf der Silbermann-Orgel in der Schlosskapelle von Burgk.

Ein Porträt des Malers Gerd Mackensen findet sich auf dem Cover des Buchs zur Ausstellung: Ateliergespräche. Porträts ostdeutscher Bildermacher, erschienen in der Edition Ornament, quartus-Verlag Bucha bei Jena. Im Übrigen ist Schloss Burgk immer eine Reise wert: Hoch über der Saale-Talsperre, rings von Wäldern umgeben, lädt es zu Wanderungen ein und verkörpert Baugeschichte von der Mittelalter-Burg bis zur Kleinststaaten-Residenzkultur des 19. Jahrhunderts ... Und auch das jüngste Heft des Palmbaum ist noch lieferbar: Gewidmet der großen Frage, worin denn (wahrer) Reichtum besteht, lohnt sich die Lektüre der Zeitschrift auf jeden Fall. Willkommen in Burgk!

(Pressemitteilung/Jens-Fietje Dwars)

So, 14.05.2023

Vom 18. bis 21.05. lädt die 26. MMPM nach Mainz ein.

Mainzer Minipressen-Messe 2023

Mainz lädt ein: Vom 18. bis 21. Mai 2023 findet in der rheinland-pfälzischen Kapitale gegenüber der Mündung des Mains in den Rhein wieder die 26. Internationale Buchmesse der Kleinverlage und Künstlerbücher, die renommierte Mainzer Minipressen-Messe statt. Alle zwei Jahre bilden über 220 Aussteller aus zehn Ländern in der Gutenberg-Stadt Mainz den größten Handelsplatz für Kleinverlags- und Künstlerbücher. Vier Tage lang wird hier angeboten, was an teils schon alten Druckpressen hergestellt wurde: insgesamt rund 5.000 Titel, darunter 1.000 Neuerscheinungen.

Die Minipressen-Messe findet in der Mainzer Rheingoldhalle, Rheinstraße 66, in 55116 Mainz statt und ist am Donnerstag und Freitag jeweils von 14 bis 19 Uhr, am Sonnabend von 10 bis 19 Uhr und am Messesonntag von 10 bis 17.30 Uhr geöffnet. Das Treiben an diesem zentralen Treff-Punkt wird wie jedes Jahr ein kulturelles Ereignis sein: über 30 Kultur- und Fachveranstaltungen informieren über die neuesten Ideen und Trends des Verlegens von Literatur und Kunst, über 100 Lesungen sorgen für Unterhaltung. Auch für die jüngsten Interessenten wird an allen vier Tagen auf dem Gelände der Messe selbst wie im Druckladen und im Hauptgebäude des in der Nähe gelegenen Gutenberg-Museums ein feines Programm zum Staunen und Mitmachen geboten.

Einer der Höhepunkte der Mainzer Minipressen-Messe wird gleich zu Beginn des Events gesetzt: Am Himmelfahrts-Donnerstag wird am Abend um 20 Uhr der 22. V. O. Stomps-Preis in diesmal gleich drei Kategorien vergeben. Die Auszeichnung, die den Namen des berühmten Gründers von Raben- und Eremiten-Presse trägt, geht in der Hauptpreis-Klasse an den noch jungen rotopol-Verlag und Verlagsleiterin Rita Fürstenau. Den Förderpreis erhält Cornelius Brändle mit seiner edition wasser im turm. Und Axel Dielmann wird 2023 für seine unermüdliche Pflege des Stomps’schen Werkes mit einem Ehrenpreis gewürdigt. Vorpreisträger OttoGraphic konnte für die Laudatio gewonnen werden, die Preisübergabe erfolgt durch Mainz’ Kulturdezernentin Marianne Grosse.

Auch die Pirckheimer werden auf der Messe vertreten sein, wie Vorstands-Mitglied Matthias Haberzettl mitteilt. Am Stand der Edition Hibana, die Pirckheimer-Freund Florian L. Arnold aus Oberelchingen (Ulm/Neu-Ulm) betreibt, wird eine Auswahl Marginalien-Hefte und Werbematerial ausliegen. Arnold war im letzten Jahr übrigens das 600. Mitglied der Gesellschaft. Das vollständige Messe-Programm findet sich auf der Webseite der MMPM. Wohlan: Willkommen in Mainz!

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Sa, 13.05.2023

Neben einem umfangreichen eigenständigen Werk schuf Hirsch immer wieder Grafiken zu Büchern und Texten im regulären und bibliophilen Bereich, hob auch selbst Editionen aus der Taufe. Als Beispiel mag eine der vielen Zusammenarbeiten mit Manfred Jendryschik gelten, in "Die Sichelfrau", erschienen 2021 im Mitteldeutschen Verlag, kommunizieren die Künste Literatur und Grafik regelrecht miteinander.

Karl-Georg Hirsch: 85. Geburtstag

Einer der großen Grafiker unserer Zeit feiert heute seinen 85. Geburtstag: Karl-Georg Hirsch. Geboren 1938 in Breslau, studierte K.-G. Hirsch nach bestandener Ausbildung zum Stuckateur bei Gerhard Kurt Müller an der legendären Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB), der Akademie, die er später als Dozent, Werkstattleiter, Professor und Dekan erheblich mitprägen sollte. Sein umfangreiches und unverkennbares Werk umfasst neben seiner meisterlichen, ja, und Hauptgattung, dem Holzstich, auch andere Formen: Radierung, Holzschnitt vor allem, aber er schuf auch eine Vielzahl Zeichnungen und Schabblätter; nun, und auch sein Briefwechsel mit zahlreichen Freunden, Kollegen, Sammlern und Verehrern muss an und für sich als eigenständiges Genre in sein Opus einberechnet werden. Hirsch, der als Lehrer auf eine erhebliche Schüler- und Meisterschülerschaft, die sich alle längst selbst einen guten Namen in der Szene verdienten, zurückblicken kann, lebt heute außer in Leipzig vor allem in Narsdorf in der sächsischen Provinz. Nach wie vor entstehen eine Vielzahl Arbeiten, als Einzelgrafiken oder Serien, aber auch und vor allem im Zusammenklang mit Literatur, der er stets einen eigenen Klang beifügt. Bücher, für die Hirsch Grafik fertigte, erschienen in vielen renommierten Reihen und Verlagen, so u. a. etwa in der Insel-Bücherei, in der Edition Ornament oder im Mitteldeutschen Verlag. Längst kann der Künstler auf eine Reihe Würdigungen (etwa den Gutenberg-Preis 2011) und Werkverzeichnisse zu den verschiedenen Metiers seines Wirkens blicken, auf Mappenwerke und Widmungen ihm zu Ehren. Die in Kürze erscheinende Ausgabe 249 der Pirckheimer-Zeitschrift Marginalien würdigt den Meister mit der Fortführung des Verzeichnisses seiner buchgrafischen Arbeiten der Jahre 2008 bis 2022, erstellt von Gerhard Rechlin. Für die Mitglieder der Pirckheimer-Gesellschaft wird dem Heft zudem Hirschs Holzschnitt Engel beiliegen, gedruckt von Bettina Haller in Chemnitz. Und auch von hier gehen am heutigen 13. Mai, Hirschs Ehrentag, die allerbesten Wünsche an ihn! 

(André Schinkel)

Do, 04.05.2023

Das Domizil der Pirckheimer-Gesellschaft in Halle 2 (Stand E503) der Leipziger Buchmesse. | © R. Wege
Klaus Süß signiert das Roll-up am Stand der Pirckheimer-Gesellschaft, das seinen Holzschnitt "Schwestern" als Motiv hat. | © Katrin Aepler
Die Brandenburger "Bücherkinder" lesen aus ihrem neuen Buch "Die Farben der Kindheit". | © R. Wege
Herausgeber Jens-Fietje Dwars (r.) und Vorstand Matthias Haberzettl stellen auf der Leipziger Buchmesse die zweite Grafikmappe der "Edition Pirckheimer" vor. Im Bild der Holzschnitt "Letzter Tanz" von Karl-Georg Hirsch. | © R. Wege

Nach der Buchmesse: Die Lust auf schöne Bücher ist ungebrochen

Dem Interesse an schönen Büchern und dem Bedürfnis, mit anderen Sammlern in einen Austausch zu kommen, haben drei Jahre ohne Leipziger Buchmesse nichts anhaben können“, so das Fazit von Till Schröder, stellvertretender Vorsitzender der Pirckheimer-Gesellschaft. Im Gegenteil: Nach der coronabedingten Pause habe man am Stand eher das Gefühl gehabt, dass die Besucher es kaum erwarten konnten, in Leipzig endlich wieder in die Welt der Bücher und der Literatur eintauchen zu können. Beweis sind für ihn nicht nur die vielen Gespräche mit Freunden von Buch und Grafik, sondern vor allem das halbe Dutzend Buchliebhaber, die direkt am Stand der Pirckheimer in den Verein eingetreten sind. Außerdem könne es gut sein, dass noch der eine oder andere Interessent in den folgenden Tagen nach dem Besuch am Messestand zu den Pirckheimern dazustoßen wird. Ein Pirckheimer-Freund, der Künstler Klaus Süß, nahm die Messe zum Anlass, einen Roll-Up der Gesellschaft, auf dem eines seiner Motive prangt, nachträglich zu signieren.

Vier Tage lang haben sich in Halle 2 die Pirckheimer*innen Katrin Aepler, Thilo Berkenbusch, Matthias Haberzettl, Matthias Koloßa, Jutta Osterhof, Hans Rabenbauer und Till Schröder den „Standdienst“ geteilt. Vor allem die Marginalien seien auf Interesse gestoßen, so Matthias Haberzettl. Viele der Besucher seien überrascht gewesen, dass es eine Zeitschrift gibt, die sich explizit den Themen Buchkunst und Bibliophilie verschrieben hat. Für einige jüngere Besucher war es ein Aha!-Erlebnis: „Dass es dieses Wort Bibliophilie gibt, habe ich hier auf der Messe zum ersten Mal gehört“, sagte eine Schülerin erstaunt. Nicht nur etliche Exemplare der Marginalien, auch Jahresgaben oder andere Publikationen der Pirckheimer-Gesellschaft haben nach der Messe auf der Leipziger Neuen Messe vom 27. bis 30.04. ein neues Zuhause gefunden.

Mit zwei Veranstaltungen am Messesonnabend haben sich die Pirckheimer am Lesefest Leipzig liest beteiligt. Zunächst waren am Vormittag die Bücherkinder Brandenburg auf Einladung der Pirckheimer angereist, um ihr jüngstes Buch Die Farben der Kindheit vorzustellen. Dafür haben sich die Bücherkinder ausführlich mit der Kindheit der Schriftsteller Jurek Becker, Franz Fühmann, Günter Grass und Christa Wolf während der Zeit des Nationalsozialismus befasst und dazu literarisch und bildkünstlerisch artikuliert. Für das im bibliophilen Sinne wichtige Zusammenspiel von Text und Abbild konnten sie mit Klaus Süß, Moritz Götze, Rainer Ehrt, Sven Großkreutz und Katrin Stangl fünf bekannte Grafiker gewinnen, je eine Arbeit zu diesem Buch zu schaffen. Die Kinder lasen aus ihren Texten, und „Büchervater“ Armin Schubert zeigte dazu die jeweiligen Grafiken der Kinder beziehungsweise der Künstler. Abgerundet wurde die Lesung mit einem Gespräch zwischen Elżbieta Palasz aus Gdańsk, die ein Buch über die Danziger Kindheit von Günter Grass verfasste, und Thomas Weiler, der dieses Buch unter dem Titel Bucheckern, Bernstein, Brausepulver ins Deutsche übersetzt hat. Das Interesse an der Veranstaltung war groß. Die Besucher saßen dichtgedrängt im Lesepavillon und standen auch am Eingang, um bei der Lesung dabei zu sein. Zum Schluss gab es nicht nur Applaus für die Bücherkinder, sondern auch Buchgeschenke, die Matthias Haberzettl, Vorstand der Pirckheimer-Gesellschaft, überreichte.

Am Nachmittag um 15 Uhr ging es für die Pirckheimer zum Forum Sachbuch, um dort die zweite Grafikmappe der Edition Pirckheimer vorzustellen. Das übernahm gemeinsam mit den Vorständen Matthias Haberzettl und Till Schröder Jens-Fietje Dwars, der bereits die erste Mappe im Auftrag der Pirckheimer-Gesellschaft herausgegeben hatte. Mit Sachkenntnis und sehr unterhaltsam stellte Dwars die sieben Blätter der Edition vor. Dabei ging es sowohl um die künstlerischen Techniken wie Holzschnitt, Radierung, Algrafie, Aussprengtechnik oder Ätzradierung, als auch um die Künstlerinnen und Künstler selbst. Dabei konnte er auf seine eigenen Besuche in den Ateliers der Künstler zurückgreifen, die er zudem als Buch in der Reihe Edition Ornament unter dem Titel Ateliergespräche herausgegeben und direkt von der Druckerei zur Messe mitgebracht hat. Und nach vier abwechslungsreichen Messetagen sind sich die Pirckheimer einig, auch im kommenden Jahr auf der Leipziger Buchmesse den Gedanken der Bibliophilie in die Welt tragen zu wollen.

(Ralf Wege)

Mi, 03.05.2023

Großes Interesse für einen großen Weißenseer: Vor der Premiere von Kerem Saltuks Klemke-Porträt.
Tochter Christine Klemke, Enkelin Friederike Klemke.
Andrang bei Till Kaposty-Bliss am "Magazin"-Stand.
Mit dabei: Jutta Osterhof und Matthias Haberzettl. | © für alle Fotos: Kerem Saltuk/Gregor W. Klemke

Filmpremiere in Weissensee: Werner Klemke im Porträt

Berlin-Weißensee: Nicht nur der Ort, der einer Fernsehserie den Namen gab, Sitz einer überaus traditionsreichen Kunsthochschule, oder neuester Hotspot im Karussell Berliner Immobilien-Projekte, sondern auch Geburts- und Lebensort eines besonderen Pirckheimers: Werner Klemke. Der bekannte Illustrator, Buchgestalter, Gebrauchsgrafiker und Professor gehörte zu den fünf Mitgliedern des Gründungskomitees der Pirckheimer-Gesellschaft im Jahr 1956. Unser Signet verdanken wir ihm. Und nun, nachdem wir vor einigen Jahren durch den Treffpunkt Erasmus einiges über seine klandestine und später von ihm nie erwähnte Fälscherarbeit zur Rettung von Juden in den Niederlanden im Zweiten Weltkrieg erfuhren, gibt es einen zweiten Film, Ein Weißenseer Künstler: Werner Klemke, über den 1994 verstorbenen Meister. Er feierte am 21. April im Bildungs- und Kulturzentrum Peter Edel in eben jenem Weißensee Premiere.

Dem türkischen Fotograf und Dokumentarfilmer Kerem Saltuk gelingt ein sehr persönlicher Blick auf Klemke. Saltuks kleiner Sohn geht in die Malschule von Klemke-Tochter Christine – immer noch in der alten Wohnung von Werner Klemke. Für den Mann aus Izmir, der in Kanada Film studierte und über Stuttgart mit seiner deutschen Frau nach Berlin-Weißensee zog, ein bis dahin vollkommen unbekannter Name. Eine kurze Google-Recherche führt geradewegs in eine veritable Sammelleidenschaft und die filmische Auseinandersetzung mit dem Künstler. Aus vielen Interviews, vor allem mit Mitgliedern der Familie, aber auch ehemaligen Studierenden, Hochschul-Kollegen und Sammlern wie Matthias Haberzettl entstand über zwei Jahre eine Annäherung aus Anekdoten, bildlicher Überlieferung (auch mit Super-8-Filmen der Familie) und vielen Büchern, in die parallel zum Erzählten hineingeblättert wurde. 

Im völlig ausverkauften Saal des restaurierten ehemaligen Kulturhauses klatschten die 300 Zuschauer begeistert über Amüsantes: Werner Klemke lässt sich am Telefon von seinen Kindern bei Bedarf vor unliebsamen Auftraggebern verleugnen, schmuggelt bei einem Empfang unter die erwünschten Orden am Revers eine Anstecknadel in Form einer Möwe mit dem Schriftzug „Gruß aus Hiddensee“; ja, und er verbietet den Kindern den Umgang mit seinen „guten Pinseln“, was die pflichtgemäß ignorierten … Auch das Leben im Schatten des berühmten Vaters thematisierten die Kinder, die Arbeitslast des Vaters, der zu keinem Auftrag Nein sagen konnte – sicherlich auch ein Faktor für die immense Präsenz von Klemke in der visuellen Umwelt der DDR von Briefmarke über Schulbücher bis zur Fernsehgrafik. Am Klemke-Büchertisch des Pirckheimers Thomas Döring konnten sich die Zuschauer nach dem Film selbst ein Bild machen. Viele Klassiker fanden ein neues Heim – auch ein paar Marginalien mit Werner Klemkes Willibald Pirckheimer auf dem Cover.

Saltuk zeichnet verschiedene Einflüsse Klemkes nach, besonders dessen Wertschätzung der Renaissance und den Fokus auf handwerkliche Präzision. Doch was bleibt, ist nicht allein ein Überblick über das Werk oder die kulturpolitischen Spuren Klemkes, sondern ein beeindruckender Blick auf die Person Werner Klemke – weltoffen, begeisternd, humorvoll, unterstützend. Man kann nur hoffen, dass der Film einen Vertrieb oder eine DVD-Fassung finden wird. Am 25. Mai wird er aufgrund großer Nachfrage noch einmal im Zentrum gezeigt (19 Uhr, Eintritt: 5 Euro). 

(Till Schröder)

Fr, 28.04.2023

27.04.23, Halle 2, E503: erster Publikumsbetrieb am Stand der Pirckheimer-Gesellschaft. | © Till Schröder

Leipzig: Buchmesse-Impressionen

Großes Aufatmen angesichts des Betriebs auf der nach drei Jahren Corona-Pause wiedereröffneten Leipziger Buchmesse – bereits an den ersten beiden Tagen des Groß-Events zeichnet sich ein enormes Interesse für die Präsentation der neuesten Bücher auf dem Neuen Messegelände wie beim Begleit-Festival Leipzig liest ab. Auch standen der Donnerstag und der Freitag im Zeichen der fünf zu vergebenden Preise, die mit dem Ereignis verbunden sind: des Leipziger Buchpreises zur Europäischen Verständigung für Marija Stepanowas Lyrik, die Preise der Leipziger Buchmesse für Dinçer Güçyeter (in der Rubrik Belletristik), Regina Scheer (Sachbuch/Essayistik) und Johanna Schwering (Übersetzung) sowie, heute ganz frisch vergeben, des Kurt-Wolff-Preises für den Berliner Alexander Verlag. Auch in Halle 2, die mit ihrer Abteilung für die bibliophilen Segmente des Publikations- und Sammelmarkts das Buchmesse-Mekka für alle der schönen, edlen und/oder originalgrafischen Veröffentlichung Zugetanen darstellt, ist von Beginn der Veranstaltung an ein starkes Interesse zu verzeichnen. Mittendrin die Pirckheimer-Gesellschaft – an Stand E503 zeigt sie ihre Publikationen, informiert zu ihrer überregionalen Arbeit, lädt zum Gespräch ein und bietet am Sonnabend zwei Veranstaltungen: die Lesung mit den Bücherkindern Brandenburg (11 Uhr, Halle 3, Stand B400) und der Präsentation der zweiten Folge der Edition Pirckheimer (15 Uhr, Halle 2, C600). Auch die neueste Ausgabe der Marginalien (Heft 248), der Zeitschrift der Gesellschaft sowie deren Jahresgaben (darunter die jüngste für 2023 im Mitteldeutschen Verlag erschienen) können in Augenschein genommen werden. Gut, dass wieder Buchmesse ist in Leipzig.

(André Schinkel)

Mi, 26.04.2023

Endlich wieder Buchmesse und "Leipzig liest": vom 27. bis 30. April! | © www.leipziger-buchmesse.de

Vorfreude auf die Buchmesse

Pünktlich um 10 Uhr öffnet am Donnerstag, den 27. April, die Leipziger Buchmesse wieder ihre traditionsreichen Pforten. Endlich, möchte man sagen, ja, denn nicht oft in ihrer jahrhundertelangen Geschichte machte ihr ein dräuendes Welt-Ereignis wie die Corona-Pandemie einen Strich durch die Rechnung. Ganze dreimal wurde die als Publikums-Messe unschlagbare Vier-Tage-Veranstaltung von 2020 bis 2022 abgesagt. Nun aber mögen die lese- und eventhungrigen Massen wieder strömen auf das Neue Messegelände in der Zwei-Flüsse-Stadt in der Tieflandsbucht. Und auch das große Beiprogramm Leipzig liest wird die ganze Stadt mit einer langen Reihe hoch- und höchstkarätiger Veranstaltungen versorgen, dass es eine wahre Freude für jeden Freund der Literatur ist. Gastland ist in diesem Jahr Österreich, im Laufe des ersten Vormittags werden die Gewinner des Preises der Leipziger Buchmesse 2023 bekanntgegeben. Auch für das Sammler-Herze wird wieder gesorgt sein: In Halle 2 erwarten die*den Bibliophile*n Grafik und Buchkunst vom Feinsten. Am Stand E503 in eben jener Halle präsentiert die Pirckheimer-Gesellschaft ihre und die Arbeit ihrer über 600 Mitglieder, lädt zu Wiedersehen und Gespräch. Auch zwei Veranstaltungen finden unter der Ägide der Gesellschaft am 29.04. statt: um 11 Uhr mit den Bücherkindern (Halle 3, Stand B400) und um 15 Uhr mit der zweiten Folge der Edition Pirckheimer (2, C600) mit feinster Originalgrafik namhafter Künstlerinnen und Künstler. Und auch das neue Marginalien-Heft wird zu sehen sein. Das vollständige Programm auf der Webseite der Messe. Ja, es ist Buchmesse ... auf nach Leipzig!

(André Schinkel)

Fr, 21.04.2023

In Heft 248 der "Marginalien" finden sich wieder eine Reihe Aufsätze und Rezensionen zum Doppelthema "Bibliophilie und Grafik". Die exklusive Beilage zum Heft schuf der Grafiker und Kupferstecher Wolfgang Böttcher aus Leipzig, der zudem in der Ausgabe des Journals eine Würdigung zum 75. Geburtstag erhält.

Marginalien 248 erschienen

Das 248. Heft der Marginalien, der Zeitschrift der Pirckheimer-Gesellschaft, enthält wieder eine illustre Runde Artikel, Rezensionen und Meldungen zu den innersten Dingen, die das Herz des bibliophilen Sammlers bewegen. Und auch vermeintlich Exotisches, das doch ganz entschieden zum Herzens-Gebiet gehört: So unterhält sich Chefredakteur Till Schröder mit Gerhard Seibold über Wappenbriefe, und Astrit Schmidt-Burkhardt stellt die Chronologiemaschine von 1753 vor. Exkurse gibt es zu den Druckwerkstätten Europas, zu Esteban Fekete, Ingeborg Baier-Fraenger, Dieter Goltzsche sowie zum 30. Geburtstag des Palmbaum, der seit 2005 unter der Ägide von Pirckheimer-Freund Jens-Fietje Dwars erscheint. Manfred Krause würdigt das Christian Schad Museum in Aschaffenburg und Ekkehard Schulreich Wolfgang Böttcher, der auch die Grafik beitrug, zum 75. Die Typografische Beilage enthält mit Casco in Kanda eine exklusive Erzählung von Klaus Modick. Für Mitglieder lag der Sendung auch die Jahresgabe der Gesellschaft bei, eine Anthologie neuer Texte und Sichten zum Werk von Novalis, erschienen im Mitteldeutschen Verlag. Und schließlich wird eines großen Pirckheimers gedacht: Eckehart SchumacherGebler.

(André Schinkel)

Mo, 20.03.2023

Vom Original zum Einband: Cover-Vorlage von Gerd Mackensen für den "Palmbaum" (Heft 2/2007).
Blick ins Pirckheimer-Kabinett I. | © Till Schröder
Blick ins Pirckheimer-Kabinett II. | © Till Schröder

Burgk II: Dada, „Palmbaum“ und eine Silbermann-Orgel

Auf Schloss Burgk bei Schleiz eröffnete am vorletzten Samstag, den 11.03., eine Ausstellung der Thüringer Literaturzeitschrift Palmbaum zum 30-jährigen Bestehen (siehe auch die detaillierte Ankündigung im Blog und den Artikel von Elke Lang vor einigen Tagen). Was kann eine solche Zeitschrift schon großartig zeigen?, fragt sich mancher. Textfahnen? Ausgedruckte E-Mails

Im Falle des Palmbaums allerhand Bildliches, denn seit 2005 zeichnet stets ein Künstler für den Umschlag des 1993 gegründeten Journals verantwortlich. Und dieser Prozess ist Kern der Schau: Man sieht die originalgrafischen Vorlagen gegenübergestellt mit dem endgültigen Umschlag, die Synthese aus Bild, Layout und Schrift. Es liegen Umschlag-Alternativen aus, Künstlerbriefe, Druckplatten, Künstlerbücher, Grafikzyklen, denn die Zeitschrift ist eng eingebunden in ein Netzwerk des Austauschs zwischen Literaten und bildenden Künstlern. Und so bietet sich ein kooperatives Panorama von Gerhard Altenbourg bis Reinhard Zabka, das in seiner Bandbreite beeindruckt. Man sieht ein Exemplar von Altenbourgs Wund-Denkmale, einen Autografen von Gottfried Benn, illustrierte Episteln von Karl-Georg Hirsch, konstruktivistische Pop-Art von Hans Ticha, feine Zeichnungen von Horst Sakulowski, Expressives von Angela Hampel und, und, und.

Bevor es aber in die geheizten Galerieräume ging, startete die Ausstellung mit einer Dada-Matinee in der kalten Schlosskapelle. In Erinnerung an den Dada-Kongress in Weimar und Jena von 1922 rezitierte Palmbaum-Chefredakteur Jens-Fietje Dwars Gedichte, spielte Michael von Hintzenstern auf der barocken Silbermann-Orgel Erik Satie und verführte die gut 50 Gäste zu einem Dada-Chor, die Schwitters-Ursonate skandierend. Eine heiße Show in kalten Gemäuern – genau das Richtige. Draußen lag teilweise noch Schnee, innen waren es knackige sieben Grad, was irgendwie auch zur schneidenden Lyrik von Kurt Schwitters und Hugo Ball passte.

Aus Pirckheimer-Sicht ist noch ein anderer Aspekt interessant: Im Pirckheimer-Kabinett, in den 1980ern von Lothar Lang begründet, um der reichhaltigen Exlibris- und Buchkunst-Sammlung des Schlosses einen Präsentationsort zu geben, wirft Dwars einen Blick auf die grafische Editions-Tätigkeit der Pirckheimer-Gesellschaft. Als Herausgeber der Edition Pirckheimer zeichnet er für zwei Grafik-Mappen der Gesellschaft mit Werken von Künstlern wie Baldwin Zettl, Claudia Berg, Dieter Goltzsche oder Max Uhlig verantwortlich. Außerdem sind alle grafischen Beilagen der Marginalien seit 2016 in den Vitrinen zu sehen, deren Redaktion Dwars ebenfalls angehört, eine Fülle künstlerischer Handschriften dokumentierend von Strawalde bis Ottographic.

Schließlich lockt noch ein dritter Raum: Im Erotikkabinett dreht es sich um Zeichnungen von Gerd Mackensen für zwei illustrierte Anthologien des Menantes-Preises für erotische Dichtung und für Goethes Erotica, genauer um eine neu von Dwars edierte Fassung in der Edition Ornament. Die sinnlichen Originale entfalten an den Wänden noch einmal eine andere Wucht in voller Größe, gerade im Vergleich zur in der Vitrine ausgelegten Buchversion. – Drei Grafikwelten für den Preis von einer. Ein Besuch lohnt sich! Die Ausstellung ist noch bis zum 25. Juni zu sehen. Ab 15. Juli öffnet sie dann im Romantikerhaus Jena

(Till Schröder)

Do, 16.03.2023

"Palmbaum"-Redakteur Jens-Fietje Dwars begrüßt die Ausstellungsgäste zur Vernissage. | © Elke Lang
V. l. n. r.: Gründungsredakteur Detlef Ignasiak, Jens-F. Dwars, Michael von Hintzenstern. | © Elke Lang

Burgk I: Im Zeichen der Palme

Knapp 40 Besucher hatten sich am Sonnabend, dem 11. März, nach Schloss Burgk in die Neue Galerie begeben, um dem Palmbaum zu huldigen, der Thüringer Literaturzeitschrift dieses Namens, die vor 30 Jahren von Detlef Ignasiak im quartus-Verlag Bucha b. Jena gegründet worden war. Spätestens seit 2005 hat sich mit Jens-Fietje Dwars als Redakteur dieses Journals auch der Philosophie und besonders der bildenden Kunst zugewandt. Ihm sind die 36 Einbände zu verdanken, die nach grafischen Vorlagen von Gegenwartskünstlern Mitteldeutschlands gestaltet sind. Darunter befinden sich Horst Hussel, Gerhard Altenbourg, Gerd Mackensen, Uwe Pfeifer, Max Uhlig, Baldwin Zettl und Kay Voigtmann. In der Jubiläumssonderschau sind unter anderem all diese Buchumschläge neben den Grafiken zu sehen, aus denen sie entwickelt wurden. Dieser Fundus an originaler Kunst ist für sich schon sehenswert. Das Besondere der Ausstellung besteht jedoch darin, dass der Besucher hier den Gestaltungsprozess bis hin zum Buchumschlag nachvollziehen kann. Weiterhin sind originale Künstlerbriefe von Karl-Georg Hirsch, Hans Ticha und Strawalde, Manuskripte von Volker Braun, Reiner Kunze und Wulf Kirsten sowie erstmals publizierte Autografen von Gottfried Benn, Gabriele Reuter und Paul Scheerbart zu besichtigen. Mit Grafik-Mappen und Marginalien-Beilagen der Pirckheimer-Gesellschaft im Pirckheimer-Kabinett und einer kleinen Erotika-Exposition sind um die 300 künstlerische Arbeiten ausgestellt. Museums-Direktorin Sabine Schemmrich freut sich, diese Ausstellung mit dem Titel Im Zeichen der Palme: Literatur und Grafik aus Mitteldeutschland in ihrem Hause präsentieren zu dürfen, ist doch Gegenwartskunst aus Mitteldeutschland für die 1981 eröffnete Neue Galerie bis heute festes Programm. Die Ausstellung ist bis zum 25. Juni zu sehen, das Schloss von Di bis So 10 bis 18 Uhr geöffnet. Alle Infos unter: www.schloss-burgk.de.

(Elke Lang)

Di, 07.03.2023

Die Umschlaggrafik der "Palmbaum"-Ausgabe Nr. 2/2020 gestaltete Uwe Pfeifer aus Halle (Saale).
Dr. Jens-Fietje Dwars | © Sylwia Mierzynska
Das Cover des in Kürze erscheinenden Hefts 1/2023 des "Palmbaum" stammt von Dieter Goltzsche.

30 Jahre „Palmbaum“ in Burgk

Die Thüringer Literaturzeitschrift Palmbaum heißt nicht „Tannenbaum“, weil sie nicht (nur) Wiesen und Wälder besingt. Ihr Vorbild ist die „Fruchtbringende Gesellschaft“, die 1617 in Weimar geschaffen wurde. Am Vorabend des verheerendsten aller europäischen Kriege beschlossen die regierenden Fürsten der protestantischen Höfe keine Aufrüstungs- oder Wirtschaftsprogramme. Um eine Verständigung im zerrissenen Deutschland herbeizuführen, hielten sie nichts für notwendiger als die Förderung der deutschen Sprache und Literatur. Ihr Leitspruch war „Alles zu Nutzen“, ihr Erkennungszeichen die vielfach nutzbare Palme.

1992 gründete Detlef Ignasiak in Jena die „Literarhistorische Gesellschaft Palmbaum“, die seit 1993 die Zeitschrift Palmbaum. Literarisches Journal aus Thüringen herausgibt. Sie erscheint zweimal jährlich im quartus-Verlag Bucha, seit 2016 in Zusammenarbeit mit dem Thüringer Literaturrat. Volker Braun nennt die Hefte „wahre Wunderkammern“, weil jedes davon einem Titelthema gewidmet ist. Der Palmbaum bringt nicht nur, wie andere Literaturzeitschriften, neue Prosa, Lyrik und Essays, sondern widmet sich auch dem reichen kulturellen Erbe Thüringens und Streitfragen der Gegenwart. Weibliches Schreiben, Stimmen der Natur und Literatur in einer zunehmend absurden Welt waren jüngste Themen, das März-Heft stellt Reichtum in Frage: Was ist ein reiches Leben? Woran kann man es erkennen, gar messen? 

2005 hat Jens-F. Dwars die Redaktion übernommen. Seitdem werden die Einbände von Thüringer und mitteldeutschen Künstlern gestaltet. Der Reigen der Beteiligten reicht von Gerhard Altenbourg über Moritz Götze, Angela Hampel, Karl-Georg Hirsch, Horst Hussel, Gerda Lepke, Gerd Mackensen, Klaus Süß und Strawalde bis zu Hans Ticha, Max Uhlig und Baldwin Zettl. All diese und weitere namhafte Künstler hatten in den vergangenen Jahren Personalausstellungen im Museum auf Schloss Burgk, das sich sich zugleich zu einem Geheimtipp für Kunst-, vor allem Grafik-Liebhaber entwickelt hat. Schon in den 1980er Jahren eröffnete hier Lothar Lang ein Pirckheimer-Kabinett für Grafik und Künstlerbücher.

Der Ort ist daher ideal, um das 30-jährige Bestehen des Palmbaum mit einer großen Ausstellung vom 11. März bis 25. Juni zu feiern: einem Klassentreffen mitteldeutscher Literatur und Grafik. Im Mittelpunkt stehen die 36 Einbände seit 2005 und ihre originalgrafischen Vorlagen. Durch den Vergleich von Zeichnung, Andruck und Cover lässt sich exemplarisch nachvollziehen, was Buchgestaltung ausmacht: Erst durch Auswahl, Verkleinerung oder Vergrößerung von Ausschnitten, kombiniert mit typografischen Bausteinen, entsteht ein Einband, der die Leser ansprechen und auf das Thema des Heftes einstimmen soll. So lädt die Ausstellung auch dazu ein, den Prozess der Entstehung, der Machart heutiger Medien kritisch zu durchschauen.

In Vitrinen werden verschiedene Einbandentwürfe und die fertigen Cover der Zeitschrift gezeigt. Dokumente aus der Geschichte der Zeitschrift ergänzen die Bilder: Künstlerbriefe von Karl-Georg Hirsch, Hans Ticha und Strawalde, Manuskripte von Volker Braun, Reiner Kunze, Wulf Kirsten und Reinhard Jirgl sowie in der Zeitschrift erstveröffentlichte Autografen von Gottfried Benn, Gabriele Reuter, Paul Scheerbart und anderen namhaften Autoren. Auch Bücher der Reihe Palmbaum. Texte. Kulturgeschichte sowie die Bände der Edition Ornament aus dem quartus-Verlag werden einbezogen, die Texte und Grafiken ostdeutscher Autoren und Künstler vereinen – mit Vorzugsgrafiken von Moritz Götze, Horst Hussel, Angela Hampel, Felix Furtwängler, Gerd Mackensen, Baldwin Zettl, Kay Voigtmann u. v. a.

Im Pirckheimer-Kabinett sind die Grafik-Mappen der Edition Pirckheimer sowie grafische Beilagen der Marginalien zu sehen. Neben den schon Genannten sind Claudia Berg, Dieter Goltzsche und Susanne Theumer mit Meisterblättern vertreten. Für Liebhaber der Grafik gibt es noch ein erotisches Kabinett mit Zeichnungen von Gerd Mackensen. Zu sehen sind seine Illustrationen für zwei Anthologien des „Menantes-Preises für erotische Dichtung“, den der Palmbaum von 2006 bis 2016 zusammen mit der Kirchgemeinde von Wandersleben ausgeschrieben hat, sowie Bilder zu Goethes Erotica, die unlängst in der Edition Ornament erschienen sind.

Gute Gelegenheiten, die vielschichtige Ausstellung zu besuchen, bietet das Rahmenprogramm: Die Ausstellung startet am 11. März, 15 Uhr, mit einem Paukenschlag. Unter dem Motto Zur Not bleibt uns das Lachen! präsentieren Michael von Hintzenstern und Jens-F. Dwars Dada-Texte und laden mit dem aktuellen Palmbaum (Ausgabe 2/2022) ein, die absurde Welt zu verlachen. Sie erinnern an den Dada-Kongress in Weimar und Jena 1922, der in einem Skandal endete. Von Hintzenstern wird Schwitters-Gedichte rezitieren und Dwars an der Orgel der Schlosskapelle begleiten, der Texte von Scheerbart bis Hussel liest. Am Ende verzaubert der Organist und Impresario der Weimarer Dada-Dekade das Publikum in einen mehrstimmigen Dada-Chor. Höchstes Vergnügen wird garantiert. Es darf auch von Herzen gezischt und gepfiffen werden!

Am 1.5. wird „Reichtum für alle!“ gefordert. Ab 15 Uhr wird das neue Palmbaum-Heft vorgestellt, das fragt, worin wahrer Reichtum besteht. Ein Gespräch mit dem Marionetten-Spieler Henning Hacke dreht sich um die Verwandlungen des Reichtums im Märchen, ums Haben oder Sein. So auch im anschließenden Puppenspiel Vom Fischer un syn Fru, musikalisch begleitet vom Jazz-Posaunisten Frieder W. Bergner. Außerdem hat an dem Nachmittag das Buch zur Ausstellung Premiere: Ateliergespräche mit 28 Porträts ostdeutscher Bildermacher. Und am 18. Juni liest Romy Gehrke aus Goethes Erotica, 150 Jahre lang zensiert, zum Künstlergespräch mit Gerd Mackensen über erotische Kunst im Anschluss passend spielt von Hintzenstern Cello ... Eine Würdigung zu 30 Jahre Palmbaum erscheint auch im nächsten Heft der Marginalien.

(Pressemitteilung/Jens-Fietje Dwars)