Pirckheimer-Blog

Lesung

Do, 25.05.2023

"Words like violence / Break the silence": Zeitgleich zum WGT stellen Depeche Mode am 26.05. ihr neues (15.) Album "Memento Mori" in Leipzig vor. Die Stadt ist seit jeher ein Zentrum des "Black Swarm". Und das DBSM bietet im Beiprogramm des WGT am 28. Führungen, Lesung und Workshop zum Thema an.

Eine schwarze Welle in Leipzig

Denkwürdige Tage im Zeichen des Black Swarm stehen der ehrwürdigen und pulsierenden Stadt Leipzig bevor. Pfingsten ist seit vielen Jahren der Zeitpunkt für das europaweit bekannte Wave- und Gotik-Treffen, bei dem sich alle Fans des Gothic, der elektronischen Musik und diverser anderer Künste und Passionen friedvoll vereinen zu zahlreichen Konzerten, aber auch Vorträgen und Lesungen. Und: Der Zufall muss Synthiepopper sein, denn punktgenau am 26. Mai spielen und ausgerechnet am ersten Todestag ihres dritten Mannes Andrew Fletcher mit Depeche Mode Szene-Götter auf der Leipziger Festwiese. Allein dafür werden 75.000 zahlende Zuhörer erwartet. Was hat das nun mit der hehren Stille der Buchkunst zu tun? Einiges: Denn im Beiprogramm des WGT taucht das Deutsche Buch- und Schriftmuseum auf und lädt die Teilnehmer der beiden Events ausdrücklich ein. So beginnt dort am Pfingstsonntag um 11 Uhr eine Führung durch die, nun, gar fantastischen Sammlungen unter dem Titel Monströs! Von Drachen, Fabelwesen und anderen Ungethümen. Das Dunkle, Zaubrische ist ja seit jeher auch das Wesen von bildender Kunst und Literatur. Um 12 Uhr gibt es eine weitere Führung zur schwarzen, hier nun der Buch-Kunst, Peter Schöffer gewidmet. Um 14 Uhr liest mit Christian von Aster ein tiefer Kenner der Gothic-Szene Düster-Vergnügliches im DBSM, gefolgt von einem Workshop im Anschluss, bei dem sich Waver aus alten Büchern ein Dark-Art-Journal bauen können. Die Do-it-yourself-Strecke des Tages endet um 17.30 Uhr. Das neue Album von DM heißt übrigens Memento Mori ... so passt alles zusammen. Da ist eine schwarze Kunst bei der anderen zuhause. Und umgekehrt. So soll es sein. Wohl dem.

(André Schinkel)

Mo, 08.05.2023

Eine der Holzstichcollagen Thomas Frankes zu Arno Schmidts "Gelehrtenrepublik" | © Thomas Franke
Das Bücherhaus in Bargfeld befindet sich ganz in der Nähe der Wirkungsstätte Arno Schmidts bis 1979.

Die fliegende Gelehrtenrepublik

Thomas Franke mit Ausstellung und Lesungsprogramm in Bargfeld

Keinen besseren Ort könnte es für eine Ausstellung zum Thema geben als Bargfeld, das Domizil Arno Schmidts (1914–1979), der hier von 1958 an lebte. Das Bücherhaus Bargfeld zeigt an drei Tagen die zu Arno Schmidts 1957 erst- und 1965 bei S. Fischer wiederveröffentlichten ‚Kurzroman aus den Roßbreiten‘ Die Gelehrtenrepublik geschaf­fenen Holzstichcollagen von Thomas Franke, die 2022 in einer bibliophilen Ausgabe als erster Band der neuen Buchreihe Fulminant Fantastische Folianten erschienen. Thomas Franke ist als freier Grafiker, Buchkünstler und Illustrator u. a. für Verlage wie Suhrkamp, Heyne, Goldmann tätig. Mehrfach wurde er für seine buchgestalterische Arbeit ausgezeichnet – ebenso für seine Arbeit als Schauspieler. Neben der Arbeit auf der Bühne bestreitet er seit beinahe vierzig Jahren Lesungen. Er liest und produziert Hörbücher, arbeitet als Sprecher für den Rundfunk und spielte in diversen Film- und Fernsehproduktionen mit.

„Schmidts anspielungsreiche utopische Satire tarnt sich als Reisebericht eines amerikanischen Repor­ters aus dem sogenannten ‚Hominidenstreifen‘ im Westen der USA, wo es unbekannte Mutanten zu entdecken gibt, die nach einem Atomkrieg entstanden sind. Der Journalist Charles Henry Winer bereist außerdem die Gelehrtenrepublik, eine schwimmende Insel, eigentlich ein Asyl für Künstler und Wissenschaftler, tatsächlich aber ein Schauplatz des Kalten Krieges voller grausiger Überraschungen“, schreibt der Suhrkamp-Verlag, der heute Schmidts Werk betreut und somit das Andenken an einen der wichtigsten und nicht zuletzt in seiner Stilbreite und Originalität in der deutschsprachigen Literatur des letzten Jahrhunderts einzigartigen Autors in seiner Handreichung Arno Schmidt im Suhrkamp Verlag 2023/2024, Gesamtverzeichnis. Dem Roman fügen sich Thomas Frankes Arbeiten kongenial bei. Die Schau wird von einem dreiteiligen Beiprogramm begleitet: 

Zu Christi Himmelfahrt, am Donnerstag, den 18. Mai 2023, wird die Ausstellung um 16.00 Uhr eröffnet, es begrüßt und führt in die Exhibition ein der Betreiber des Bücherhauses, Pirckheimer-Freund Hermann Wiedenroth. Im Anschluss spricht Thomas Franke selbst. Am nachfolgenden Freitag liest Franke um 18 Uhr unter den Thema Grusel, Jux und Trallala skurrile und fantastische Prosa von Paul Scheerbart, Gustav Meyrink und Oskar Panizza. Und am 20., dem Sonnabend, lädt das Haus noch einmal zur Lesung mit Thomas Franke ein: Die fliegende Gelehrtenrepublik Laputa und die Festland-Akademie von Lagado Auszüge aus einem der sicherlich aufregendsten Bücher der Neuzeit, Gullivers Reisen von Jonathan Swift, eines der nachhaltigsten Giganten der Frühaufklärung. Für die Lesungen wird um Platzreservierung unter buecherhaus.bargfeld@t-online.de gebeten, die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Am 19. und 20. Mai kann die Ausstellung auch unabhängig von den Veranstaltungen besichtigt werden. Der Eintritt ist an allen Tagen frei, der Veranstalter freut sich über eine hilfreiche Künstler- und/oder Kostenspende. Auf nach Bargfeld!

(André Schinkel/Pressemitteilung)     

Sa, 06.05.2023

Bücher, Bleisatz, Illustration

New Graphic Society Bargfeld 2023: Das Bücherhaus Bargfeld zeigt ab dem 6. Mai Editionen und grafische Arbeiten der New Graphic Society, eines internationalen Freundeskreises von Druckern und Illustratoren. In den vergangenen fünfzehn Jahren sind über dreißig Bücher und Kunstmappen entstanden, die in Basel, New York, Berlin und in Dänemark gedruckt und illustriert wurden – ausgewählte literarische Texte aus aller Welt und zu verschiedenen Epochen, vorwiegend im Bleisatz gestaltet und von Hand gebunden. Die Eröffnung fand am heutigen Sonnabend statt: Begrüßung und Rundgang in der Mittagszeit, am Nachmittag um 16 Uhr gibt es die Beiträge von Fin Westerkamp (Zu Johannes Bobrowskis Erzählung über Kant, Königsberg und den Tod des Dichters Pinnau) und Michaela Nowotnick (Celan-Projekt) zu hören. Am morgigen Sonntag (7. Mai) findet um 11 Uhr eine Matinee zu Inger Christensens berühmtem Sonettenkranz Sommerfugledalen mit einem Vortrag von Thomas Bullinger und der Lesung Michaela Nowotnicks aus Norbert Hummelts Nachdichtung Schmetterlingstal statt. Um 16 Uhr liest Hermann Wiedenroth aus Christoph Martin Wielands Der Prozess um des Esels Schatten. Weitere Info und Anmeldung unter: buecherhaus.bargfeld@t-online.de. Das Bücherhaus Hermann Wiedenroths selbst ist wie folgt zu finden: Im Beckfeld 48, 29351 Bargfeld/Celle.

(André Schinkel/Pressemitteilung)Schinkel)

Mi, 26.04.2023

Endlich wieder Buchmesse und "Leipzig liest": vom 27. bis 30. April! | © www.leipziger-buchmesse.de

Vorfreude auf die Buchmesse

Pünktlich um 10 Uhr öffnet am Donnerstag, den 27. April, die Leipziger Buchmesse wieder ihre traditionsreichen Pforten. Endlich, möchte man sagen, ja, denn nicht oft in ihrer jahrhundertelangen Geschichte machte ihr ein dräuendes Welt-Ereignis wie die Corona-Pandemie einen Strich durch die Rechnung. Ganze dreimal wurde die als Publikums-Messe unschlagbare Vier-Tage-Veranstaltung von 2020 bis 2022 abgesagt. Nun aber mögen die lese- und eventhungrigen Massen wieder strömen auf das Neue Messegelände in der Zwei-Flüsse-Stadt in der Tieflandsbucht. Und auch das große Beiprogramm Leipzig liest wird die ganze Stadt mit einer langen Reihe hoch- und höchstkarätiger Veranstaltungen versorgen, dass es eine wahre Freude für jeden Freund der Literatur ist. Gastland ist in diesem Jahr Österreich, im Laufe des ersten Vormittags werden die Gewinner des Preises der Leipziger Buchmesse 2023 bekanntgegeben. Auch für das Sammler-Herze wird wieder gesorgt sein: In Halle 2 erwarten die*den Bibliophile*n Grafik und Buchkunst vom Feinsten. Am Stand E503 in eben jener Halle präsentiert die Pirckheimer-Gesellschaft ihre und die Arbeit ihrer über 600 Mitglieder, lädt zu Wiedersehen und Gespräch. Auch zwei Veranstaltungen finden unter der Ägide der Gesellschaft am 29.04. statt: um 11 Uhr mit den Bücherkindern (Halle 3, Stand B400) und um 15 Uhr mit der zweiten Folge der Edition Pirckheimer (2, C600) mit feinster Originalgrafik namhafter Künstlerinnen und Künstler. Und auch das neue Marginalien-Heft wird zu sehen sein. Das vollständige Programm auf der Webseite der Messe. Ja, es ist Buchmesse ... auf nach Leipzig!

(André Schinkel)

Mo, 24.04.2023

Die "Bücherkinder" aus Brandenburg an der Havel treten am 29.04. auf der Leipziger Buchmesse auf.

Die "Bücherkinder" in Leipzig

Im Rahmen der Leipziger Buchmesse vom 27. bis 30. April und des Begleitprogramms Leipzig liest – Europas größtes Lesefest lädt Pirckheimer-Freund Armin Schubert herzlich zur Lesung der durch die Pirckheimer-Gesellschaft unterstützten und in Brandenburg an der Havel heimischen Bücherkinder in die Pleißestadt ein. Die Bücherkinder der Evangelischen Grundschule am Dom zu Brandenburg präsentieren ihre jüngste Publikation Die Farben der Kindheit ‒ Die Bücherkinder sehen die Kindheit von vier Literaten, lesen aus eigenen Texten und zeigen in Bildern etwas über die Kindheit von Jurek Becker, Franz Fühmann, Günter Grass und Christa Wolf, allesamt große Vertreter*innen der Literatur des Nachkriegs bis in die Gegenwart. Und als Gäste werden erwartet Elżbieta Palasz aus Gdańsk wie der Übersetzer Thomas Weiler, die an diesem Buch mitgewirkt haben. Künstlerisch haben zu dem neuen Buch zudem beigetragen: Rainer Ehrt, Moritz Götze, Sven Großkreutz, Katrin Stangl und Klaus Süß. Die Veranstalter, die Pirckheimer-Gesellschaft sowie die Bücherkinder selbst, laden am 29. April von 11 bis 11.30 Uhr auf dem Buchmessegelände ein, die Präsentation findet in Halle 3, Stand B400 (Lesetreff) statt. Herzlich willkommen in Leipzig!

(André Schinkel)

Sa, 22.04.2023

Ganz neu: "Paradiesische Dialoge 6". | © LBA 2023

Paradiesische Dialoge 6

Die „Messe der Messe“ in diesem Halbjahr, die Leipziger Buchmesse, die nach dreijähriger Pause endlich wieder vom 27. bis zum 30. April in die pulsierende Pleiße-Stadt einlädt, wirft nach und nach ihre schönen Schatten voraus. Thomas Glöß, Vorstandsvorsitzender des Leipziger Bibliophilen-Abends, spricht im Namen des Vereins eine herzliche Einladung zur Buchpräsentation am Montag, den 24. April um 18 Uhr, in der Bibliotheca Albertina in der Beethovenstraße 6, 04107 Leipzig, aus. Der Leipziger Bibliophilen-Abend e. V. präsentiert an dem Abend mit Eine Reflexion den sechsten Band seiner Reihe Paradiesische Dialoge, für den mit Angela Krauß eine wunderbare und vielfach geehrte Schriftstellerin und einer der bedeutendsten Vertreter der gegenwärtigen Leipziger Kunstszene, Matthias Weischer, gewonnen werden konnten. Das Gespräch und die Lesung mit der Autorin, dem Künstler sowie dem Gestalter Thomas Kober wird vom Herausgeber des LBA, Michael Hametner, moderiert. Der Eintritt für die Premiere der Paradiesischen Dialoge ist frei.

(André Schinkel)

Fr, 14.04.2023

"Bücherfrühling in Brandenburg" vom 21. bis 27.04.
Judith Zander liest u. a. aus ihren neuen Gedichten.

Bücherfrühling in Brandenburg

Bücherfrühling in Brandenburg – die Veranstaltungsreihe, die vom 21. bis 27. April 2023 zwischen Calau und Neuruppin stattfindet, wartet mit einem hochkarätigen Programm auf. Zu acht Lesungen lädt der Brandenburgische Literaturrat Lesebegeisterte im ganzen Bundesland zur literarischen Landpartie rund um den Welttag des Buches ein. „Bunt und vielfältig – so präsentiert sich der Bücherfrühling in Brandenburg nach erfolgreichem Auftakt 2022 auch in diesem Jahr wieder. Von Altranft bis Zehdenick können Interessierte auch im ländlichen Raum die Literatur direkt vor der Haustür erleben. Besonders freut uns, dass alle teilnehmenden Autor*innen in ihrer Vita oder ihrem Werk einen direkten Bezug zum Land Brandenburg haben“, betont Dr. Friederike Frach, die Geschäftsführerin des Brandenburgischen Literaturrats. 

Die Veranstaltungen finden in Buchhandlungen, Bibliotheken, Museen und an weiteren Kultur-Orten statt: Am 21. April, 18 Uhr, liest Reinhard Stöckel aus Bärensommer (erschienen bei Müry Salzmann) in der Stadtbibliothek Calau, gefolgt von John von Düffel am 22. April, 16 Uhr, in der Buchhandlung Bleiche in Burg im Spreewald (Goethe ruft an, DuMont) und Judith Zander, 19 Uhr, in der Dorfkirche Warnitz (im ländchen sommer im winter zur see, dtv). Am 23.04. gibt es gleich vier Veranstaltungen im Land: Brandenburgisches Textilmuseum Forst, 14 Uhr: Björn Kern (Das Beste, was wir tun können, ist nichts, S. Fischer); Oderbruchmuseum in Altranft, 15 Uhr: Franziska Fischer (In den Wäldern der Biber, DuMont); in der Friedrich-Wolf-Gedenkstätte Lehnitz liest 15 Uhr Uwe Rada (Morgenland Brandenburg, be.bra) und in der Klosterscheune Zehdenick um 19 Uhr Jana Weinert (Nachtbaden, dorise-Verlag). 

Den Abschluss macht am 27.04. Judith Poznan mit Prima Aussicht (DuMont) in der Fontane-Buchhandlung Neuruppin, die Lesung dort beginnt um 19 Uhr. Der Eintritt für alle Veranstaltungen ist frei, um eine Spende für Hilfsprojekte in der Ukraine wird gebeten. Der Bücherfrühling 2023 ist eine Veranstaltungsreihe des Brandenburgischen Literaturrates e. V. in Kooperation mit dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels, Landesverband Berlin-Brandenburg. Gefördert wird die Veranstaltungsreihe durch das Programm „Neustart Kultur“ der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Alle weiteren Informationen zum Bücherfrühling in Brandenburg finden sich auf der Webseite von Stadtlandbuch.de.

(Brandenburgischer Literaturrat/Kirchner Kommunikation/Pressemitteilung)

Mi, 29.03.2023

Während der Lesung der Bücherkinder in der Aula des Domgymnasiums. | © R. Wege
Verdienter Mentor der Bücherkinder Brandenburg: Armin Schubert in Aktion. | © R. Wege
Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Pirckheimer-Gesellschaft, Till Schröder (2. v. r.), gratulierte den Bücherkindern zu ihrem jüngsten Buch "Die Farben der Kindheit". | © R. Wege

Bücherkinder starten wieder

Lesung aus dem jüngsten Buch „Die Farben der Kindheit“ 

Nach langer coronabedingter Pause war den Bücherkindern Brandenburg mit ihrem Mentor Armin Schubert während der Lesung am 18. März anzumerken, dass sie voller Vorfreude auf den Nachmittag vor Publikum waren, aber genauso auch aufgeregt, ob alles klappen wird. An dieser Stelle vorweggenommen: Es hat alles geklappt, die Lesung war erfolgreich. Der kräftige Applaus am Ende machte diesen Erfolg hörbar und die anschließenden Gespräche bei Kaffee und dem von den Eltern selbst gebackenen Kuchen bekräftigten dies nochmals. Damit können die Bücherkinder auch voller Zuversicht einige Tage voraus in Richtung Leipziger Buchmesse schauen, wo sie erneut der Öffentlichkeit ihr jüngstes Buch Die Farben der Kindheit vorstellen werden. Das wird in der Messe-Stadt am Sonnabend, den 29. April, von 11 bis 11:30 Uhr, in Halle 3, am Stand B 400, sein.

Doch zurück zur Buchlesung in der Aula des Brandenburger Domgymnasiums, sozusagen der Heimstätte der Bücherkinder. Das Datum der Lesung, der 18. März, war nicht zufällig von Armin Schubert ausgewählt worden. Hätte doch an diesem Tag die Literatin Christa Wolf ihren 94. Geburtstag gefeiert. Und Christa Wolf gehört zu den vier Schriftstellern, mit deren Kindheitsjahren und Kindheitserinnerungen sich die Bücherkinder für ihr jüngstes Buch auseinandergesetzt haben. Neben Christa Wolf sind das Jurek Becker, Günter Grass und Franz Fühmann. Die Ergebnisse dieser Auseinandersetzung haben die Bücherkinder in eigenen Texten verarbeitet. Christine Becker, die Frau von Jurek Becker, hatte eine Schreibwerkstatt geleitet.

Neben dem Wort spielt für sie auch die bildliche Auseinandersetzung eine große Rolle. Für Die Farben der Kindheit hatten sie besondere Anregung und großen Ansporn für die eigenen Bildwerke: mit Rainer Ehrt, Moritz Götze, Sven Großkreutz, Klaus Süß und Katrin Stangl haben fünf bekannte Künstler der Gegenwart ihre Gedanken zu den Kindheitserinnerungen der vier Literaten in Bilder umgesetzt, die ebenfalls im Buch, in einigen Exemplaren eingebunden als originale Grafiken, zu sehen sind. Diese wiederum inspirierten die Bücherkinder für ihr eigenen Farb-Linolschnitte, die sie als Buchillustrationen zu den Texten geschaffen haben.

Zu den Gästen der Lesung gehörten auch Vertreter des Vorstands der Christa-Wolf-Gesellschaft um Frau Prof. Dr. Therese Hörnigk, die ein Grußwort hielt. Selbstverständlich waren auch die Pirckheimer dabei. Sigrid Wege, Vorsitzende der Magdeburger Pirckheimer, war ebenso dabei wie Till Schröder, stellvertretender Vorsitzender des Vorstands der Pirckheimer-Gesellschaft. Er dankte nicht nur Armin Schubert und den Kindern für ihre tollen Buchprojekte, sondern ermutigte sie, weiterzumachen, ihre Erlebnisse und Erfahrungen weiterzugeben wie mit dieser Lesung und dabei auch neue und ungewohnte Schritte zu gehen. Dass die Bücherkinder offen für neue Wege sind, zeigten am Ende die Bücherkinder Alma und Mina mit ihrem Rap Ich bin wütend! Den werden sie hoffentlich auch bei der Leipziger Buchmesse Ende April vortragen.

(Ralf Wege)

Mo, 13.03.2023

Das Buch "Die Farben der Kindheit. Die Bücherkinder sehen die Kindheit von vier Literaten" versammelt die Resultate der Beschäftigung der Bücherkinder mit Christa Wolf, Franz Fühmann, Günter Grass und Jurek Becker. Das Projekt wurde zudem von fünf namhaften Künstlerinnen und Künstlern, darunter Katrin Stangl, Moritz Götze und Rainer Ehrt, die zum Thema Grafiken schufen, begleitet.

Die Farben der Kindheit: Lesung & Musik mit den Bücherkindern

Großer Bahnhof anlässlich von Christa Wolfs 94. Geburtstag in Brandenburg an der Havel: Am 18. März lesen die Brandenburger Bücherkinder aus ihrem Buch Die Farben der Kindheit, das sich mit den Kindheiten der großen Erzählerin (1929–2011) und ihrer drei nicht minder bedeutenden Autoren-Kollegen Franz Fühmann (1922–1984), Günter Grass (1927–2015) und Jurek Becker (1937–1997) befassen. Unter der Ägide von Armin Schubert und Christine Becker lesen, sprechen und musizieren die von den Pirckheimern unterstützten und bei der Galerie Sonnensegel angesiedelten Bücherkinder in der Dom-Aula (Burghof 9, Treppe), die Veranstaltung beginnt um 15 Uhr mit der Begrüßung der Gäste durch Schubert und die Witwe Jurek Beckers, dessen Bücher Jakob, der Lügner und Amanda herzlos nach wie vor zu den Klassikern der deutschsprachigen Literatur der jüngeren Vergangenheit zählen. Im Anschluss an eine Slide-Show zu den Resultaten der Beschäftigung mit den Kinderzeiten der bedeutenden Vorgänger folgen die Grußworte von Christa-Wolf- und Pirckheimer-Gesellschaft durch Prof. Dr. Therese Hörnigk und Till Schröder, die Lesungseinführung samt Rap sowie ein Briefauszug Christa Wolfs an Franz Fühmann. Danach lesen die Bücherkinder in zwei Runden aus dem Buch, flankiert von den Liedern Der Mond ist aufgegangen und Nun ade, du mein lieb Heimatland (Gesang und Klavier: Elizabeth und Anna Zadorozhna), gefolgt von Christine Becker, die Texte Beckers, von Günter Grass und Christa Wolf liest. Nach dem Dank an alle Beteiligten klingt die Veranstaltung mit Kaffee und Kuchen gegen 16.30 Uhr aus. Die Farben der Kindheit. Die Bücherkinder sehen die Kindheit von vier Literaten: Was für ein wunderbares Beispiel der kreativen Arbeit mit Kindern im Spiegel der Literatur!

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Di, 07.03.2023

Die Umschlaggrafik der "Palmbaum"-Ausgabe Nr. 2/2020 gestaltete Uwe Pfeifer aus Halle (Saale).
Dr. Jens-Fietje Dwars | © Sylwia Mierzynska
Das Cover des in Kürze erscheinenden Hefts 1/2023 des "Palmbaum" stammt von Dieter Goltzsche.

30 Jahre „Palmbaum“ in Burgk

Die Thüringer Literaturzeitschrift Palmbaum heißt nicht „Tannenbaum“, weil sie nicht (nur) Wiesen und Wälder besingt. Ihr Vorbild ist die „Fruchtbringende Gesellschaft“, die 1617 in Weimar geschaffen wurde. Am Vorabend des verheerendsten aller europäischen Kriege beschlossen die regierenden Fürsten der protestantischen Höfe keine Aufrüstungs- oder Wirtschaftsprogramme. Um eine Verständigung im zerrissenen Deutschland herbeizuführen, hielten sie nichts für notwendiger als die Förderung der deutschen Sprache und Literatur. Ihr Leitspruch war „Alles zu Nutzen“, ihr Erkennungszeichen die vielfach nutzbare Palme.

1992 gründete Detlef Ignasiak in Jena die „Literarhistorische Gesellschaft Palmbaum“, die seit 1993 die Zeitschrift Palmbaum. Literarisches Journal aus Thüringen herausgibt. Sie erscheint zweimal jährlich im quartus-Verlag Bucha, seit 2016 in Zusammenarbeit mit dem Thüringer Literaturrat. Volker Braun nennt die Hefte „wahre Wunderkammern“, weil jedes davon einem Titelthema gewidmet ist. Der Palmbaum bringt nicht nur, wie andere Literaturzeitschriften, neue Prosa, Lyrik und Essays, sondern widmet sich auch dem reichen kulturellen Erbe Thüringens und Streitfragen der Gegenwart. Weibliches Schreiben, Stimmen der Natur und Literatur in einer zunehmend absurden Welt waren jüngste Themen, das März-Heft stellt Reichtum in Frage: Was ist ein reiches Leben? Woran kann man es erkennen, gar messen? 

2005 hat Jens-F. Dwars die Redaktion übernommen. Seitdem werden die Einbände von Thüringer und mitteldeutschen Künstlern gestaltet. Der Reigen der Beteiligten reicht von Gerhard Altenbourg über Moritz Götze, Angela Hampel, Karl-Georg Hirsch, Horst Hussel, Gerda Lepke, Gerd Mackensen, Klaus Süß und Strawalde bis zu Hans Ticha, Max Uhlig und Baldwin Zettl. All diese und weitere namhafte Künstler hatten in den vergangenen Jahren Personalausstellungen im Museum auf Schloss Burgk, das sich sich zugleich zu einem Geheimtipp für Kunst-, vor allem Grafik-Liebhaber entwickelt hat. Schon in den 1980er Jahren eröffnete hier Lothar Lang ein Pirckheimer-Kabinett für Grafik und Künstlerbücher.

Der Ort ist daher ideal, um das 30-jährige Bestehen des Palmbaum mit einer großen Ausstellung vom 11. März bis 25. Juni zu feiern: einem Klassentreffen mitteldeutscher Literatur und Grafik. Im Mittelpunkt stehen die 36 Einbände seit 2005 und ihre originalgrafischen Vorlagen. Durch den Vergleich von Zeichnung, Andruck und Cover lässt sich exemplarisch nachvollziehen, was Buchgestaltung ausmacht: Erst durch Auswahl, Verkleinerung oder Vergrößerung von Ausschnitten, kombiniert mit typografischen Bausteinen, entsteht ein Einband, der die Leser ansprechen und auf das Thema des Heftes einstimmen soll. So lädt die Ausstellung auch dazu ein, den Prozess der Entstehung, der Machart heutiger Medien kritisch zu durchschauen.

In Vitrinen werden verschiedene Einbandentwürfe und die fertigen Cover der Zeitschrift gezeigt. Dokumente aus der Geschichte der Zeitschrift ergänzen die Bilder: Künstlerbriefe von Karl-Georg Hirsch, Hans Ticha und Strawalde, Manuskripte von Volker Braun, Reiner Kunze, Wulf Kirsten und Reinhard Jirgl sowie in der Zeitschrift erstveröffentlichte Autografen von Gottfried Benn, Gabriele Reuter, Paul Scheerbart und anderen namhaften Autoren. Auch Bücher der Reihe Palmbaum. Texte. Kulturgeschichte sowie die Bände der Edition Ornament aus dem quartus-Verlag werden einbezogen, die Texte und Grafiken ostdeutscher Autoren und Künstler vereinen – mit Vorzugsgrafiken von Moritz Götze, Horst Hussel, Angela Hampel, Felix Furtwängler, Gerd Mackensen, Baldwin Zettl, Kay Voigtmann u. v. a.

Im Pirckheimer-Kabinett sind die Grafik-Mappen der Edition Pirckheimer sowie grafische Beilagen der Marginalien zu sehen. Neben den schon Genannten sind Claudia Berg, Dieter Goltzsche und Susanne Theumer mit Meisterblättern vertreten. Für Liebhaber der Grafik gibt es noch ein erotisches Kabinett mit Zeichnungen von Gerd Mackensen. Zu sehen sind seine Illustrationen für zwei Anthologien des „Menantes-Preises für erotische Dichtung“, den der Palmbaum von 2006 bis 2016 zusammen mit der Kirchgemeinde von Wandersleben ausgeschrieben hat, sowie Bilder zu Goethes Erotica, die unlängst in der Edition Ornament erschienen sind.

Gute Gelegenheiten, die vielschichtige Ausstellung zu besuchen, bietet das Rahmenprogramm: Die Ausstellung startet am 11. März, 15 Uhr, mit einem Paukenschlag. Unter dem Motto Zur Not bleibt uns das Lachen! präsentieren Michael von Hintzenstern und Jens-F. Dwars Dada-Texte und laden mit dem aktuellen Palmbaum (Ausgabe 2/2022) ein, die absurde Welt zu verlachen. Sie erinnern an den Dada-Kongress in Weimar und Jena 1922, der in einem Skandal endete. Von Hintzenstern wird Schwitters-Gedichte rezitieren und Dwars an der Orgel der Schlosskapelle begleiten, der Texte von Scheerbart bis Hussel liest. Am Ende verzaubert der Organist und Impresario der Weimarer Dada-Dekade das Publikum in einen mehrstimmigen Dada-Chor. Höchstes Vergnügen wird garantiert. Es darf auch von Herzen gezischt und gepfiffen werden!

Am 1.5. wird „Reichtum für alle!“ gefordert. Ab 15 Uhr wird das neue Palmbaum-Heft vorgestellt, das fragt, worin wahrer Reichtum besteht. Ein Gespräch mit dem Marionetten-Spieler Henning Hacke dreht sich um die Verwandlungen des Reichtums im Märchen, ums Haben oder Sein. So auch im anschließenden Puppenspiel Vom Fischer un syn Fru, musikalisch begleitet vom Jazz-Posaunisten Frieder W. Bergner. Außerdem hat an dem Nachmittag das Buch zur Ausstellung Premiere: Ateliergespräche mit 28 Porträts ostdeutscher Bildermacher. Und am 18. Juni liest Romy Gehrke aus Goethes Erotica, 150 Jahre lang zensiert, zum Künstlergespräch mit Gerd Mackensen über erotische Kunst im Anschluss passend spielt von Hintzenstern Cello ... Eine Würdigung zu 30 Jahre Palmbaum erscheint auch im nächsten Heft der Marginalien.

(Pressemitteilung/Jens-Fietje Dwars)

Mo, 13.02.2023

Das Buchgespräch mit Wolfgang Buchta findet im Rahmen der Ausstellung "Best of 2022" statt.

Gespräch mit Wolfgang Buchta

2021 erschien in der Horner Edition Thurnhof in der Reihe oxohyph der Band Lockdown mit Gedichten von Karl Lubomirski und Filmlithographien von Wolfgang Buchta (Vorzugsausgabe mit Offsetfarblithographien, handkoloriert, Holzschuber mit Tuschzeichnung, 38 S., 22 x 17 cm, Auflage: 40 nummerierte und signierte Exemplare, 150 Euro). Im Buchgespräch in der Wiener Galerie Druck & Buch liegt der Fokus auf der Vorzugsausgabe des Werks: Einen Teil der Auflage hat Buchta nachträglich koloriert, übermalt und überarbeitet; auch der Holzschuber ist jeweils mit Originalzeichnungen versehen. Wie ist es, es ein gedrucktes Buch in eine Serie von Unikaten oder eine Auflage von Originalen zu verwandeln? Das Gespräch mit Wolfgang Buchta findet im Rahmen der Ausstellung Best of 2022 am Donnerstag, den 23. Februar, um 19 Uhr statt. Vom Opus selbst sind nur noch wenige Exemplare erhältlich. Die Ausstellung ist noch bis 28.2. in der Berggasse 21/2 in Wien, in der sich Susanne Padbergs Galerie Druck & Buch befindet, zu sehen.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Sa, 04.02.2023

"Gestaltung ist Haltung. Vom Außen und Innen der Bücher" heißt die Lesung und Präsentation mit Maria Hartmann (Moderation) und Peter Nils Dorén, zu der die Staatsbibliothek zu Berlin am 23. Februar einlädt.

Gestaltung ist Haltung

Was sagt ein Umschlag über den Inhalt eines Buches aus? Wie kann Gestaltung einen Text abbilden? Worin bestehen Beziehung und Eigenleben von Erzähltem und Visuellem? Zu hören ist Literatur aus den Jahren der Weimarer Republik von Joseph Roth, Upton Sinclair, Annette Kolb, Karin Michaelis und Robert Walser. Gezeigt werden Buchcover von John Heartfield, Olaf Gulbransson, Georg Salter, Emil Rudolf Weiß, durch ihre Erfindungskraft unverwechselbar. Es zeigt sich eine Formensprache, die darauf abzielt, das Buch als individuelle Erscheinung darzustellen. Texte und Bilder bezeugen einen aufklärerischen, international gesinnten Zeitgeist mit einem Reichtum an Ideen und Haltungen, die noch heute aktuell sind. Lesung und Präsentation mit Maria Hartmann und Peter Nils Dorén finden am 23.2. in der Staatsbibliothek zu Berlin statt, Beginn ist um 19 Uhr, um Anmeldung wird gebeten unter: events@sbb.spk-berlin.de.

(Maria Bogdanovich/Pressemitteilung)

Fr, 03.02.2023

Unser Pirckheimer-Neumitglied Thomas Franke präsentiert am 08.02. seine Adaption des Schmidt-Romans "Die Gelehrtenrepublik" in Bonn.

Schmidts „Gelehrtenrepublik“

Thomas Franke lädt zur Vernissage und Buchpräsentation von Arno Schmidts (1914–1979) legendären ‚Roman aus den Roßbreiten’ ein. Der Künstler schreibt: „Seit Ende Dezember des vergangenen Jahres liegt die Vorzugsausgabe des Künstlerbuches Die Gelehrtenrepublik vor. Anfang Februar werde ich hier in Bonn eine Veranstaltung durchführen, bei der ich die Buchausgaben präsentiere und ich möchte Sie dazu einladen: Vernissage der Ausstellung einiger zum Kurzroman vom Grafiker, Buchkünstler, Dichter, Schauspieler und  ‚Erforscher des tellurischen Kabinetts‘ (nach Elisabeth Einecke-Klövekorn) Thomas Franke geschaffener Holzstich-Collagen samt einigen geschwätzigen Ausführungen zur Entstehung des Buches sowie der Lesung aus dem Kurzroman am Mittwoch, den 8. Februar 2023, um 19.30 Uhr, in der Altstadtbuchhandlung Büchergilde in Bonn, Breite Str. 47, 53111 Bonn, Telefon: (0228) 63 67 50.“

Arno Schmidt arbeitete vor dem Krieg als Lagerbuchhalter in Greiffenberg/Schlesien, nach Kriegsdienst und Gefangenschaft schließlich als Übersetzer und Schriftsteller. Seit 1949 erschienen zahlreiche Romane, Erzählungen und literarische Radioessays. Arno Schmidt erhielt 1973 den Goethe-Preis der Stadt Frankfurt am Main. Der Gegenstand dieses Abends und der Ausstellung ist Arno Schmidts Kurzroman. Erstmals 1957 erschienen, spielt Die Gelehrtenrepublik in der Welt fünfzig Jahre nach einem Atomkrieg. Der Roman schildert in Tagebuchform die Reise des Journalisten Charles Henry Winer im Jahr 2008 durch einen von Mutationen bevölkerten „Hominidenstreifen“ in Nevada zu der im Pazifik treibenden künstlichen Insel IRAS (International Republic for Artists and Scientists), auf der die letzten Geistesgrößen, unter der rivaliserenden Aufsicht von Russen und Amerikanern, aus Wissenschaft und Kunst Zuflucht gefunden haben. 

Mit der von Franke reich illustrierten und gemeinsam mit Michael Haitel gestalteten sowie als Künstlerbuch aufwendig hergestellten, bei p.machinery edierten Neuausgabe des Romans erweist sich Franke nicht nur als ein Liebhaber des Schmidt’schen Wirkens, sondern auch seines Humors und seiner bissigen Ironie. Er entdeckte, dass hinsichtlich Schmidts Einschätzung des Interesses der Deutschen an Büchern gleichfalls eine Wahlverwandtschaft besteht. Als sein monumentales Werk Zettels Traum erschienen war, antwortete er auf die Frage, wer denn das Buch lesen solle, dieses Buch wäre für die „eigentlichen Kulturträger“ der Nation bestimmt, die er folgendermaßen errechnete: „Die Zahl der Kulturträger erhalten Sie, wenn Sie die dritte Wurzel aus P ziehen, wobei P für Population oder Bevölkerung steht: Macht bei 60 Millionen Einwohnern in West-Deutschland 390 Leser.“ Eine Zahl, die in den letzten Jahren nicht gewachsen dürfte.

Ein solcher Humor gefällt Franke und so wollte er bei der Gestaltung des Künstlerbuches nicht zurückstehen: Die Bücher wurden in Cabra gebunden, ein Material, das sich anfühlt, als würde man einer Zentaurin aus dem „Hominidenstreifen“ das Fell streicheln. Seit 1979 ist Franke als freier Grafiker, Buchkünstler und Illustrator z. B. für den Suhrkamp-, den Heyne-, den Goldmann-Verlag, für p.machinery und viele andere tätig. Für seine buchgestalterische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet ebenso für seine Arbeit als Schauspieler. Neben seiner Bühnenarbeit bestreitet er seit beinahe vierzig Jahren szenische Lesungen. Die Buchausgaben wurden gefördert durch ein Künstlerstipendium im Rahmen der NRW-Corona-Hilfen. Mit dem Werk beginnt eine Reihe unter dem verheißungsvollen Titel Fulminant Fantastische Folianten. Das Buch umfasst 246 Seiten incl. 25 farbiger, sieben davon wiederum ausklappbar. Die Normalausgabe ist für 99 Euro, die Vorzugsausgabe mit Digidruck im Einleger und Schuber für 222 Euro zu haben.

(André Schinkel/Thomas Franke/Pressemitteilung)

Mo, 02.01.2023

"Alles Dada? Die absurde Welt und die Welt des Absurden": Michael von Hintzenstern und Jens-Fietje Dwars laden am 10.01.23 um 19.30 Uhr nach Leipzig ins Literaturhaus (Haus des Buches) im Gerichtsweg 28 ein. Zugleich wird eine Ausstellung mit 36 "Palmbaum"-Einbänden eröffnet.

Dada im Literaturhaus Leipzig

„Wahre Wunderkammern“, nennt sie Volker Braun, „in die man sich gerne setzt.“ Gemeint sind die Hefte der Zeitschrift Palmbaum. Literarisches Journal aus Thüringen. 1993 von Detlef Ignasiak gegründet, übernahm 2005 der Jenaer Autor Jens-Fietje Dwars die Redaktion. Seitdem werden die Einbände von mitteldeutschen Künstlern und Künstlerinnen gestaltet. Die Spannweite reicht von Gerhard Altenbourg und Angela Hampel über Moritz Götze, Karl-Georg Hirsch und Ticha bis zu Strawalde, Max Uhlig oder Baldwin Zettl. Eine Ausstellung im Literaturhaus zeigt 36 Andrucke der Zeitschrifteneinbände, dazu in Vitrinen sämtliche Hefte der Zeitschrift, Briefe, Manuskripte und Korrekturfahnen mit handschriftlichen Vermerken von Volker Braun, Reiner Kunze, Wulf Kirsten, Reinhard Jirgl, B. K. Tragelehn und anderen Autorinnen und Autoren.

Zur Eröffnung der Ausstellung stellen Jens-Fietje Dwars und Michael von Hintzenstern am 10. Januar ab 19.30 Uhr das aktuelle Palmbaum-Heft vor: Alles Dada? Die absurde Welt und die Welt des Absurden. Es erinnert unter anderem an den Dada-Kongress in Weimar und Jena 1922, der in einem Skandal endete. Hintzenstern wird Schwitters-Gedichte rezitieren und Dwars am Klavier begleiten, wenn der Texte von Scheerbart bis Hussel liest. Am Ende verzaubert der Pianist und Impresario der Weimarer Dada-Dekade das Publikum in einen mehrstimmigen Dada-Chor. Dabei ist höchstes Vergnügen garantiert. Es darf aber auch von Herzen gezischt und gepfiffen werden – je lauter, desto dada. Der Eintritt für die Veranstaltung im Leipziger Gerichtsweg ist frei.

„Alles Dada? Die absurde Welt und die Welt des Absurden“
Lesung und Dada-Chor mit Michael von Hintzenstern
und Jens-Fietje Dwars zur Eröffnung der Palmbaum-Ausstellung.
Donnerstag, 10. Januar 2023, 19.30 Uhr, Literaturhaus Leipzig,
Haus des Buches, Gerichtsweg 28, 04103 Leipzig.
Die Ausstellung ist bis zum 3. März im Literaturhaus zu sehen.

(Pressemitteilung/Jens-Fietje Dwars)

Fr, 04.11.2022

Die artbook.berlin findet vom 18. bis 20.11. statt.
Die Kunst- und Literaturzeitschrift "Herzattacke" erscheint seit 1988/1989 in der Edition Maldoror.
Rita Lass, "Die hohen Tannen" (2020, zu einem Gedicht von R. M. Rilke) ǀ © Matthias Behne

artbook.berlin 2022

Endlich wieder Messe am Mariannenplatz! Nach zwei schweren Jahren für die Buchkunst öffnet die artbook.berlin im November wieder ihre Türen. Die zwölfte Ausgabe der Messe für Künstlerbücher und Editionen findet im Kunstquartier Bethanien am Mariannenplatz 2 in 10997 Berlin-Kreuzberg am 18. (18–21 Uhr), 19. (14–20 Uhr) und 20.11. (11–17 Uhr) statt. An diesen drei Tagen präsentieren etwa 100 internationale Buchkünstlerinnen und Buchkünstler, Editionen und bibliophile Gesellschaften ihre Werke und Produkte. Darüber hinaus findet ein abwechslungsreiches Programm von Vorträgen, Buchpräsentationen und Lesungen statt. Auch die Pirckheimer-Gesellschaft ist mit einem eigenen Stand vor Ort.

Die artbook.berlin wird auch 2022 organisiert von Corn.elius Brändle (Buchkünstler, Siebdrucker, Verleger) und Hanneke van der Hoeven (Zeichnerin, Buchkünstlerin und Autorin). „Als Menschen vom Fach wollen wir keine kommerzielle Buchmesse organisieren, sondern der Buchkunst eine Plattform bieten, ihre außergewöhnliche Qualität zu zeigen, mit Sammler*innen und Besucher*innen ins persönliche Gespräch zu kommen“, so die Veranstalter. Die Messe versteht sich zudem als Treffpunkt für Kolleginnen und Kollegen, Möglichkeit, sich kennenzulernen, Fachgespräche, Diskussionen führen, Inspirationen zu sammeln, Zusammenarbeiten zu verabreden und letztlich auch: „Aufmerksamkeit zu geben für diese Facette im Kunstbetrieb.“

Die Aufzählung ließe fortsetzen wie die große Zahl auch an renommierten Künstlern, Pressen und Editionen, die auf der Messe zu treffen sein werden: Matthias Gubig, Hanif Lehmann, Inka Grebner, Sven Märkisch, Jule Mahn (Verwandte Objekte), Rainer Ehrt (Edition Ehrt), Nadine Respondek, Edition Wasser im Turm, Papierwerkstatt Sifft und, und, und … Auch die hallesche Buchkünstlerin Rita Lass, eine ausgewiesene „Meisterin der Einbandkunst“, wird vor Ort sein, wie nicht zuletzt die Kunst- und Literaturzeitschrift Herzattacke, deren originalgrafische Ausgaben quartalsweise in der 1988 von Maximilian Barck und Markus Metke im seinerzeit noch Ostberliner Stadtteil Friedrichshain begründeten Edition Maldoror erscheinen.

„Das Künstlerbuch ist eine Sprache, in der Geschichten, Gefühle, Meinungen, Erfahrungen und Philosophien vermittelt werden“, so die Organisatoren weiter. „Auf der artbook.berlin sind aber nicht nur Künstlerbücher zu sehen, sondern auch Bilder, Drucke wie Radierungen, Lithografien, Serigrafien, auch Computerausdrucke und analoge wie digitale Fotografie.“ Die Bandbreite der gezeigten Werke ist so weitgefasst wie die Anzahl der Aussteller und Ausstellerinnen. Auch ist es ein Anliegen der Messe, junge Künstler und Künstlerinnen mit erfahrenen Kollegen zusammenzubringen, alte handwerkliche Techniken der Druckkunst und die vielfältigen Möglichkeiten modernster Technik der Buchkunst sehen zu lassen. Weitere Informationen zur Messe erhält man bei info@artbookberlin.de und www.artbookberlin.de.

(André Schinkel/Pressemitteilung)