Pirckheimer-Blog

Deutsche Nationalbibliothek

Mi, 30.08.2023

Michael Hillens Band "Wo das Gestern geblieben ist" erschien bei Königshausen & Neumann in Würzburg. Darin zeigt sich der Bonner Autor als "Landschafter der Erinnerung" und des Auftreffens dieser auf die Gegenwart. Ein Teil des lyrischen Werks von Michael Hillen erschien auch in originalgrafischen Ausgaben.

Wo das Gestern geblieben ist

Der Bonner Dichter Michael Hillen ist ein im besten Sinne Muster der Beständigkeit, der stillen Lotenstiefe dessen, was zu erinnern und zu verhandeln ist, wie des unabdingbaren Hinblickens in dieser wirren und sich mehr denn je überkullernden Zeit. Im letzten Jahr erschien beim Würzburger Verlag Königshausen & Neumann sein jüngster Gedichtband, der in der Zählung der elfte ist und in einem Dreischritt, den die Kapitel des Buches gehen, der Frage nachstreift, (w)o das Gestern geblieben ist, wie man es aus der Ferne betrachtet, dann in größerer Näherung und was schließlich im Heute noch (so der Titel des Schluss-Zyklus) davon zu erkennen, zu entdecken bleibt. Es ist ein seismisches Zoomen und Loopen in diesen leisen Texten, das überaus berührt und die Voids und Filamente zwischen den Mikrokosmen und Makrokosmen füllt und befährt. Die große und hohe Einfachheit, mit der diese Gedichte treffen, kann frappierend sein. Die Ruhe im Sprechen, mit der Michael Hillen sein Sichtungs- und, ja, Erinnerungswerk in Wo das Gestern geblieben ist fortsetzt, erzählt zugleich von der Kraft, ist zu konstatieren, mit der dieses Sprechen gebündelt und in seiner äußeren Unaufgeregtheit kühl hält, ist zuweilen erstaunlich, wird doch vom Scheitern, auch von Verletzungen berichtet, gibt es ein Bedauern über die aussterbenden Wörter, zeigt sich Hillen de facto als Landschafter der bewahrten und vergessenen Dinge, hält fest, worin sich das eigene und wie die in dieses hineinragenden Leben der andern ein- und auszeichnen ... was noch auf dem Totenbett nach vorn schauen lässt, auch im Angesicht der Bruchkante, die das Leben wie letztlich die Welt im, wie gesagt, Großen wie im Kleinen begrenzt. „Poesie, die mit feinem Instrumentarium sich aufmacht, Vergangenem nachzuspüren und dabei auf unvermutet Gegenwärtiges trifft – seiner Melancholie, bisweilen seinem Schrecken ...“ So beschreibt es der Klappentext des hundert Seiten fassenden Gedichtbuchs, das den Wundbildern (Bordenau/Venezia 2016) und der sympatrisch zu nennenden Vorgänger-Sammlung Antonia und andere Frauengeschichten (Ludwigsburg 2018) nachfolgt – und genau so ist es. Wie die Wundrosen gibt es auch den Zwischenband Stockrosen (2020) als bibliophile Ausgabe, letzteren sogar als hochfeines Kassettenwerk im Deutschen Buch- und Schriftmuseum in Leipzig. (Michael Hillen: Wo das Gestern geblieben ist, Gedichte. KlBr., Würzburg: Königshausen & Neumann 2021, 100 Seiten, ISBN 978-3-82607-426-4, 14,80 Euro.)

(André Schinkel)

Do, 13.07.2023

Namensgeber Johannes Gutenberg (ca. 1400-1468).
Eines der jüngsten unter den Spector Books: Oskar Negts und Alexander Kluges "Kant-Kommentare".
Spector-Books-Team 'at home'. | © Arthur Zalewski

Leipzig: Gutenberg-Preis für 2023 an Spector Books überreicht

Der renommierte Leipziger Gutenberg-Preis für 2023 musste gar keine lange Reise auf sich nehmen, denn er blieb mit der Vergabe an das Spector-Books-Kollektiv in jener Stadt, die sich an Pleiße und Weißer Elster im Zentrum der nach ihr benannten Tieflandsbucht pulsierend ausbreitet. Dort residiert die Spector Books OHG in der Harkortstraße 10 recht zentral und wurde vielfach als exzellentes Beispiel für die schöne und international zugleich wirksame Publikations-Strategie eines so jungen wie hochambitionierten Editionshauses im Spiegel einer Renaissance Leipzigs als Buchstadt geehrt und gefeiert ... Im aktuellen Programm schlagen 47 prämierte Titel  zu Buche. 

So zeigte sich denn auch bei der Verleihung des Preises am Abend des 20. Juni im Deutschen Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung erfreut, dass die Ehrung einerseits einer ambitionierten Editoren-Gesellung wie dem Team von Spector Books zuerkannt wurde und andererseits diese in der Stadt und weit darüber hinaus als Signet für buchgestalterische Qualität und Kompetenz steht: „Spector Books ist ein Glücksfall für unsere Stadt!“ Und die Dotierung, die sich im Fall des Gutenberg-Preises, der unter anderem bereits an Karl-Georg Hirsch, Eckehard SchumacherGebler oder Judith Schalansky ging, auf stattliche 10.000 Euro beläuft, dürfte gut für die Realisierung („das der Buchstadt zur Ehre gereicht“, wie sich der OB ausdrückte) eines weiteren Projektes von Spector Books angelegt sein.

Die Jurybegründung für die Vergabe der im jährlichen Wechsel mit dem Mainzer Gutenberg-Preis der Gutenberg-Gesellschaft vergebenen Ehrung ist denn auch eindeutig und beruft sich auf die weite und zugleich eindeutige Fassung der Gestaltungsmöglichkeiten, die sich letztlich in einer Art Spector-Credo vereinen, die die Exegese ostdeutscher ‚Archäologien‘ ebenso einbegeift wie indigenes Wissen, neueste fotografische Trends sowie die Denkräume uniquer Geister à la Oskar Negt oder Alexander Kluge und nicht zuletzt auch den Traum von der Mond-Reise: „Mit Spector Books wird ein junger, doch bereits international renommierter und vielfach prämierter Verlag mit dem Gutenberg-Preis der Stadt Leipzig ausgezeichnet, der das Buch mitsamt seines haptischen, visuellen und inhaltlichen Materials als Erkenntniswerkzeug versteht und mit diesem wie kein anderer die Phänomene und Phantome unserer Gegenwart zu fassen vermag. Zeitgemäßer geht es nicht.“ Geehrt, so heißt es, werden sowohl Output (bisher 800 Werke) als auch Arbeitsweise.

Was da in nur zwei Jahrzehnten entstand, fordert Bewunderung ab. Solange, so die Begründung, „bauen Markus Dreßen, Anne König und Jan Wenzel an einem Publikationskosmos, in dem das Spektrum verlegerischer Praxis und Prozesse stets aufs Neue ausgelotet wird.“ Mittlerweile ist das beachtliche Pensum aber bei weitem nicht allein vom Gründer-Trio zu stemmen, öffnen sich Wege in die verschiedensten Netze und Gewerke, worin sicher eine der plausibelsten Quellen des Erfolges der Verleger liegt – neben der schöpferischen Seite in Autorschaft, Kunst und Gestaltung genießen die ausführenden Zünfte (Lithografie, Druck, Binden) die ihnen gemäße Achtung im Verbund und sucht das Haus gleichsam den Anschluss an die Zukunft und bezieht die Arbeit von Studierenden, Absolventinnen und Absolventen der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB) intensiv ein. Das sei „experimentierfreudig wie inspirierend erfahrbar, was es bedeutet, im Zeitalter vorangeschrittener Digitalisierung und schwindender Ressourcen Bücher zu machen …“ Eine solche Ehrung für Spector Books – eine würdige Wahl auf der Höhe der Zeit.

(André Schinkel)

Do, 25.05.2023

"Words like violence / Break the silence": Zeitgleich zum WGT stellen Depeche Mode am 26.05. ihr neues (15.) Album "Memento Mori" in Leipzig vor. Die Stadt ist seit jeher ein Zentrum des "Black Swarm". Und das DBSM bietet im Beiprogramm des WGT am 28. Führungen, Lesung und Workshop zum Thema an.

Eine schwarze Welle in Leipzig

Denkwürdige Tage im Zeichen des Black Swarm stehen der ehrwürdigen und pulsierenden Stadt Leipzig bevor. Pfingsten ist seit vielen Jahren der Zeitpunkt für das europaweit bekannte Wave- und Gotik-Treffen, bei dem sich alle Fans des Gothic, der elektronischen Musik und diverser anderer Künste und Passionen friedvoll vereinen zu zahlreichen Konzerten, aber auch Vorträgen und Lesungen. Und: Der Zufall muss Synthiepopper sein, denn punktgenau am 26. Mai spielen und ausgerechnet am ersten Todestag ihres dritten Mannes Andrew Fletcher mit Depeche Mode Szene-Götter auf der Leipziger Festwiese. Allein dafür werden 75.000 zahlende Zuhörer erwartet. Was hat das nun mit der hehren Stille der Buchkunst zu tun? Einiges: Denn im Beiprogramm des WGT taucht das Deutsche Buch- und Schriftmuseum auf und lädt die Teilnehmer der beiden Events ausdrücklich ein. So beginnt dort am Pfingstsonntag um 11 Uhr eine Führung durch die, nun, gar fantastischen Sammlungen unter dem Titel Monströs! Von Drachen, Fabelwesen und anderen Ungethümen. Das Dunkle, Zaubrische ist ja seit jeher auch das Wesen von bildender Kunst und Literatur. Um 12 Uhr gibt es eine weitere Führung zur schwarzen, hier nun der Buch-Kunst, Peter Schöffer gewidmet. Um 14 Uhr liest mit Christian von Aster ein tiefer Kenner der Gothic-Szene Düster-Vergnügliches im DBSM, gefolgt von einem Workshop im Anschluss, bei dem sich Waver aus alten Büchern ein Dark-Art-Journal bauen können. Die Do-it-yourself-Strecke des Tages endet um 17.30 Uhr. Das neue Album von DM heißt übrigens Memento Mori ... so passt alles zusammen. Da ist eine schwarze Kunst bei der anderen zuhause. Und umgekehrt. So soll es sein. Wohl dem.

(André Schinkel)

Mo, 07.03.2022

Zeichnung: Axel Scheffler / Grafik: Tecton

Verbriefte Freundschaft

Schreiben, Falten, Zukleben, Öffnen, Lesen, Erinnern… - handgeschriebene Briefe sind in digitaler Zeit zu etwas ganz Besonderem geworden. Eine neue Ausstellung der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig „Verbriefte Freundschaft“ widmet sich mit den illustrierten Briefumschlägen des bekannten Illustrators Axel Scheffler einer besonders charmanten Form der Briefkultur: Denn wenn Freunde von Axel Scheffler aus London Post bekommen, handelt es sich immer um ein kleines, manchmal privates, manchmal politisches Kunstwerk. Sie dokumentieren enge, zum Teil jahrzehntelange Künstlerfreundschaften (u. a. mit Philip Waechter, Thomas M. Müller, Anke Kuhl oder Julia Donaldson) und zeigen die künstlerische Originalität von Axel Scheffler. Zugleich sind sie eine Liebeserklärung an die analoge Korrespondenz.
Die Ausstellung zeigt eine Auswahl von rund 200 Briefumschlägen von Axel Scheffler, der einige der beliebtesten Kinderbücher illustriert hat, darunter das im Jahr 1999 erschienene und über 18 Millionen Mal verkaufte Kinderbuch „Der Grüffelo“ von Julia Donaldson.

Ausstellungsbegleitend erscheint im Péridot Verlag die PublikationVerbriefte Freundschaft. Illustrierte Umschläge“.
Und unter dem Titel „…schreib mal wieder! Zur Kulturgeschichte des Briefes“ hat die DNB zusammen mit der Deutschen Digitalen Bibliothek eine neue Virtuelle Ausstellung erstellt, die am 11. März veröffentlicht wird.

Eröffnung: 15. März 2022, 19 Uhr
Ausstellung: 16. März - 25. September 2022

Deutsches Buch- und Schriftmuseum
Deutschen Nationalbibliothek
Großer Lesesaal
Deutscher Platz 1, 04103 Leipzig

Do, 14.10.2021

Abb.: Grafisch

Goethes Faust wird virtuell

An "Literatur goes Comic" sind wir dank des boomenden Marktes für Graphic Novel seit wenigen Jahren gewöhnt, kommt jetzt "Literatur goes virtuell"?

Während ersteres von Freunden des Buches nicht unbedingt negativ gesehen wurde, ja diese teilweise eine solche Neuinterpretation klassischer Texte begrüßten, da vielfach nicht nur neue Zugänge zur Literatur sondern sogar eigenständige Kunstwerke entstanden, dürfte die Reduzierung von Weltliteratur, die Trennung des Inhalts vom geschriebenen Text zum spielbaren Gebrauch für den Gamer, den Konsolen- oder Computerspieler, doch etwas problematischer sein. Es ist zwar damit keineswegs, wie eventuell befürchtet, eine weitere Etappe des Endes vom Buch eingeläutet, aber durchaus eine weitere Abwertung der Literatursprache und des gedruckten Kulturguts.

Dennoch, die Deutsche Nationalbibliothek vermeldet stolz: "Ein Klassiker der deutschen Literatur virtuell: Mit „Goethe VR“ bringt die Deutsche Nationalbibliothek an ihren beiden Standorten Goethes Faust I und II vom Buch auf die VR-Brille.
So wird eine virtuelle Welt erschaffen, die atmosphärisch und inhaltlich dem literarischen Vorbild entspricht und den Spieler*innen die Themen von Faust I und II auf visuell ansprechende Art näher bringt. Eine Produktion von ZDF Digital in Kooperation mit dem Deutschen Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek, den Goethe-Instituten sowie dem Goethe-Museum Düsseldorf, gefördert von der Computerspieleförderung des Bundes.
Ab Ende Oktober wird die „Goethe VR“ im Deutschen Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig sowie in der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt am Main zu erleben sein.
"

Als Freund des Buches und als Bibliophile, als Freund von Literatur und Buchkultur wäre zwar eine Akzeptierung dieses Projekts nachvollziehbar, aber dessen Unterstützung durch das Deutsche Buch- und Schriftmuseum der DNB bleibt mir unverständlich.

(ad)

Fr, 11.09.2020

Dampfbetriebene Schnellpresse mit Bogenmagazin. Kolorierte Lithographie um 1865.

370 Jahre Zeitungsdruck in Leipzig

Mit der nächsten Kabinettausstellung greift die Deutsche Nationalbibliothek das Thema Tageszeitung auf, ein Medium, das aktuell von großen Umbrüchen geprägt ist und bei dem sich ein rückversichernder Blick in die Vergangenheit lohnt. Aus welchem historischen Kontext heraus entstand vor nun fast 4 Jahrhunderten die Idee, einer damals rasant wachsenden Leserschaft täglich portionierte Informationshäppchen anzubieten? Welchen Bedarf an Wissen sollte das Format decken? Wie unterscheiden sich die verschiedenen technischen Phasen der Zeitungsgeschichte? Und was bedeutet die Zeitung für den intellektuellen Horizont einer Gesellschaft, was bewirken zensorische Eingriffe in das Massenmedium?  

Am „Tag der Zeitung“ am 20. September zwischen 11 und 16 Uhr bietet die DNB ein reiches Angebot: Von druckhistorischen Führungen in allen Ausstellungen – z.B. „Spinning Jenny und die Folgen“, „Druck in der DDR-Subkultur“ u.a. – über interaktive Aktionen an der Druckerpresse bis hin zu Lesungen aus alten Tageszeitungen und einer Präsentation von Flugblättern als Vorläufer der Tageszeitung – und noch viel mehr. Ein besonderer Höhepunkt des Programm ist sicherlich die „Maschinenmusik“ von und mit Christoph Schenker.

Ausstellung: 20. September 2020 - 30. Mai 2021

Deutsche Nationalbibliothek
Deutsches Buch- und Schriftmuseum
Deutscher Platz 1, 04103 Leipzig

Fr, 28.08.2020

Richard Amour: Alles begann mit Europa. Limes, Wiesbaden 1958

House of Europe

Mit „House of Europe. Europäische Zeugnisse in der Deutschen Nationalbibliothek“ hat die Deutsche Nationalbibliothek einen Bildband zusammengestellt. Das schriftliche und musikalische Gedächtnis der Nation bietet mit seinen Sammlungen einen guten Startpunkt, um aus der geografischen Mitte Europas heraus einen Blick auf die Geschichte und Gegenwart des Kontinents zu werfen.

Mit 183 Objekten macht es ohne viele Worte und mit der Lust am Bild auf die Geschichte unseres so vielfältigen Kulturraumes neugierig. Gleichzeitig legt es Zeugnis davon ab, dass die „deutsche“ Kultur weder in der Vergangenheit noch heute ohne die europäische Geschichte erfasst werden kann. Kurze Essays ergänzen den Bilderkosmos und bringen namhafte und überraschende Stimmen zu Europa zu Gehör.

Die Publikation ist am 1. Juli im Verlag Hatje Cantz erschienen und steht auch in digitaler Form zur Verfügung.

House of Europe. Europäische Zeugnisse in der Deutschen Nationalbibliothek.
320 Seiten, 183 Abb.
zu bestellen über dnb.de

Mi, 19.02.2020

Grillenkäfig und Wasserpfeife

Großereignisse, die China in diesem Jahr nach Leipzig holen - der EU-China-Gipfel und die Konferenz der European Association for Chinese Studies - dazu zeigt das Deutsche Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek eine Kabinettausstellung, die sich einem seltenen Kulturexport aus Südostasien um 1900 widmet: dem Chinesischen Gelehrtenhaus, das 1914 auf der Weltausstellung des Buches in Leipzig präsentiert wurde. Ob Wasserpfeife, Schreibgerät oder Bildrolle, Grillenkäfig oder Zierkachel: Das Gelehrtenhaus gibt einen Einblick in die Arbeitsweise des Gelehrten und erzählt von Inspiration, Kalligrafie und Drucktechnik. Auf der internationalen Ausstellung war es ein Publikumsmagnet und spiegelt die kulturelle Neugier und die Lebhaftigkeit des internationalen Kulturtransfers am Anfang des 20. Jahrhunderts wider. 

Die Universitätsbibliothek gibt unter dem Titel »China in Leipzig« einen gemeinsamen Katalog heraus. 

Ausstellung: 4. März - 15. September 2020

Deutsche Nationalbibliothek in Leipzig
Deutscher Platz 1, 04103 Leipzig

Sa, 26.10.2019

FREIHEIT - KUNST - GEMEINSCHAFT

Bauhaus-Ideen als Fragen an die Gegenwart

Das Bauhaus interessierte sich nicht nur für Grundfarben, rechte Winkel und weiße Wände, sondern auch für Gesellschaftsmodelle, politische Utopien und soziale Reformen. In einer Tagung zum Abschluss des Bauhaus-Jubiläumsjahres in Sachsen fragen wir, was uns das Bauhaus für unsere eigene politische Gegenwart heute noch zu sagen hat. 

Wenn sich Mitte November 2019 zahlreiche Museen, Galerien, Bibliotheken, Theater und Kunsthäuser in Deutschland in Hunderten von Veranstaltungen und Publikationen der Geschichte und dem »Erbe« des längst mythisch überhöhten Bauhauses mal bewundernd, mal kritisch angenähert haben, stellen wir nochmals andere Fragen an das Bauhaus: 

Das Bauhaus war politisch höchst unterschiedlich aufgeladen und wurde von seinen Gegnern zumeist mit politischen Argumenten bekämpft. Das geriet im Jubiläumsjahr nur sehr selten in den Blick. Damit verblasste eine basale Intention der historischen Kunstschule und ihrer Nachfolge-Institutionen: Galt es doch, die Freiheit und die Individualität von Künstlern und Kunstschülern radikal zu entfalten, um am Ende zu »neuer Gemeinschaft« zu finden. 

Wie verstehen wir die Botschaften, Experimente, ideale und Hoffnungen der historischen Bauhäusler-Generationen heute? 

Wo bleibt das »Erbe« der avantgardistischen Kunstschule in unserer eigenen ästhetischen Praxis? Welche politischen Utopien der Zwischenkriegszeit sind verblasst - oder regen uns zum Weiterdenken an? 

Tagung: 14./15. November 2019

Deutsches Buch- und Schriftmuseum
der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig

Di, 01.10.2019

© Deutsche Nationalbibliothek

Schmutz und Schund. Die Weimarer Republik

So lautet das Thema einer Kabinettausstellung der DNB Leipzig.

Die Weimarer Republik steht für eine Befreiung von Politik, Kultur und Gesellschaft in den Goldenen Zwanzigern. Aber eine konservative Kulturströmung hielt Heimat und Nation, Harmonie und Sittlichkeit hoch. Der Kampf um Schmutz und Schund in der Weimarer Republik ist der Kernpunkt dieser Auseinandersetzungen.

Hinter den hehren Worten der Gesetzes-Befürworter versteckte sich ein Kampf um die moralische Deutungshoheit auf kulturellem Gebiet: Bürgerliche Eliten wollten auch weiterhin bestimmen, wer was lesen darf. Umgekehrt zeigen die Urteile, dass in den billigen Heftehen durchaus emanzipative Botschaften steckten. Die Schilderung starker Frauenrollen erregte die Prüfstellen, viele Abenteuerhelden erschienen ihnen als undeutsch, Verbrecher, die ohne Reue ihr Treiben schilderten, wirkten aufrührerisch. 

Eröffnung: 10. Oktober 2019, Begrüßung: Michael Fernau, Direktor der DNB Leipzig,  Dr. Stephanie Jacobs, Leiterin des Deutschen Buch- und Schriftmuseums, Einführung: Jun.-Prof. Dr. Patrick Merziger, Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft der Universität Leipzig, Musik: Christoph Schenker, Cello
Ausstellung: 11. Oktober 2019 - 26. Januar 2020

Deutsche Nationalbibliothek in Leipzig
Deutscher Platz 1, 04103 Leipzig

 

Fr, 17.05.2019

Das Grundgesetz, Ill. Markus Lüpertz, 2012

70 Jahre Grundgesetz

Das Deutsche Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig erinnert am 23. Mai an die Geburtsstunde des Grundgesetzes, eine der wichtigsten Publikationen des vergangenen Jahrhunderts in Deutschland.

Das Deutsche Buch- und Scvhriftmuseum nimmt In einer Veranstaltung, das Grundgesetz und dessen ganz unterschiedliche historische Erscheinungsweisen in den Blick. Zugleich wird auch aktuelle Fragen an den Text gestellt. Denn vier Jahre nach Ende der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft legten die Mütter und Väter des Grundgesetzes Ende der 1940er-Jahre besonderes Augenmerk auf die Begrenzung der Staatsmacht: »Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus«. Das war ein Befreiungsschlag, der die unterschiedlichen Verfassungstraditionen in Deutschland – von der Paulskirche bis zur Weimarer Verfassung – berücksichtigte.

Was bedeutet das heute? Zu einzelnen Artikeln des Grundgesetzes werden die Veranstaltungsteilnehmer mit einem Juristen des Bundesverfassungsgerichtes Karlsruhe ins Gespräch kommen und es wird eine kleine Auswahl der unzähligen, auch außergewöhnlichen und skurrilen Ausgaben des Grundgesetzes aus den Beständen der DNB vorgestellt.

23. Mai 2019, 17 Uhr

Deutsches Buch- und Schriftmuseum
Museumsfoyer
Deutscher Platz 1, 04103 Leipzig

So, 10.03.2019

Jan Tschichold – ein Jahrhunderttypograf?

Blicke in den Nachlass

Obwohl selbst nie am Bauhaus tätig gewesen, gilt der in Leipzig geborene Typograf, Plakatdesigner und Buchgestalter Jan Tschichold (1902–1974) als einer der wichtigsten Vertreter der funktionalen Typografie. Anlässlich des 100-jährigen Bauhaus-Jubiläums zeigt das Deutsche Buch- und Schriftmuseum in seiner neuen Wechselausstellung die Meilensteine seines typografischen Lebenswerkes.

Der 176 Kisten umfassende Nachlass Tschicholds gewährt Einblick in alle Schaffensperioden und Meilensteine seiner typografischen Arbeit: Beginnend mit den ersten Skizzenbüchern des 16-Jährigen über zahlreichen Schriftentwürfe, Studien zu Buchcovern und Arbeiten im Umfeld der „Neuen Typographie“ bis hin zu seinen pädagogischen Schriften und den Arbeiten für die gestalterischen Gesamtauftritte großer Unternehmen. Anhand einer Auswahl von ca. 200 Objekten führt die Ausstellung durch die Biografie dieses Jahrhunderttypografen, dessen Leben von zahlreichen, auch exilbedingten Brüchen und Neuanfängen geprägt ist. Dieses „Zick-Zack“ durch das Jahrhundert der Typografie bettet Tschicholds berühmte Arbeiten aus den 1920er-Jahren in den Kontext seines Gesamtwerkes. Dass die „Neue Typographie“ im Umfeld des Bauhauses, die Tschicholds Ruhm begründet hat, dabei nur eine Facette des Werkes darstellt, wirft auch ein neues Licht auf 100 Jahre Rezeption des Bauhauses.

Zur Ausstellung erscheint ein Begleitbuch, knapp 400 Seiten, Wallstein Verlag, 24,00 Euro.

Ausstellungseröffnung: 18. März 2019, 19:30 Uhr
Ausstellung: 19. März - 8. September 2019

Deutsches Buch- und Schriftmuseums / Deutsche Nationalbibliothek in Leipzig
in Kooperation mit der Universität Erfurt

Di, 22.01.2019

Fotomontage: Jindřich Štyrský

Zirkus in der Druckerei. Tschechische Avantgarde

Die 1920er-Jahre waren auch in der jungen Tschechoslowakischen Republik von einer internationalen Aufbruchstimmung geprägt, die Künstlerinnen und Künstler und Architektinnen und Architekten ebenso inspirierte wie Verlegerinnen und Verleger. Gemeinsam wirkten sie daran, künstlerisch anspruchsvolle ‚Bücher für alle Sinne‘ zu schaffen und einem breiten Publikum zugänglich zu machen.

Der Zirkus diente ihnen neben Film und Varieté als wichtige Inspirationsquelle. Die originellen Einfälle beschränkten sich nicht auf den Umschlag, sondern dehnten sich über die Titelseiten auf den Satz, die Typografie, das Impressum und auf stets neu gestaltete Verlagszeichen aus.

Die Umsetzung der Bücher stellte für die Druckereien eine große Herausforderung dar: „Ich hätte [dem tschechischen Künstler und Publizisten Karel Teige] gewünscht, die Herstellung des Buches ... gesehen zu haben. Er hätte in der Druckerei von Obzina einen Zirkus gesehen wie kaum einen anderen auf der Welt. Der Setzer lief von Setzkasten zu Setzkasten durch die ganze Setzerei, um den Anweisungen des Anstifters nachzukommen. Und bei den Obzinas gibt es Setzkästen!“ (Arthur Novák, tschechischer Kritiker, Bibliophile).

Gegliedert nach künstlerischen Techniken und Formaten, die für die Umschlaggestaltung gewählt wurden – von Linolschnitten über Bildgedichte und rein typografischen Lösungen bis hin zu Fotos bzw. Fotomontagen – zeigt die Ausstellung künstlerisch anspruchsvoll gestaltete Gebrauchsbücher und Zeitschriften, die die Ideen der Avantgarde in einer ganz eigenen Mischung aus lokalen Traditionen und europäischem Weitblick zeigen.

Ausstellung des Deutschen Buch- und Schriftmuseums und der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, anlässlich des Tschechischen Kulturjahrs 2019, in Kooperation mit dem Museum der Tschechischen Literatur Prag und dem Gastland Tschechien – Kulturministerium der Tschechischen Republik, Mährische Landesbibliothek und Leipziger Buchmesse.

Eröffnung: 5. Februar 2019, 19:30 Uhr.
Kabinettausstellung: 6. Februar - 11. August 2019

Tresor des Deutschen Buch- und Schriftmuseums
Deutsche Nationalbibliothek in Leipzig

So, 15.10.2017

Reclam braucht keine Reklame

UNIVERSAL. RECLAMS JAHRHUNDERTIDEE – LEIPZIG 1867 bis 1990

Reclams Universal-Bibliothek (RUB) – 1867 in Leipzig aus der Taufe gehoben – steht als Herzstück des Reclam-Verlages für den modernen Gedanken der »Literaturversorgung für alle«. Der niedrige Preis bei hoher Auflage erlaubte seit nun eineinhalb Jahrhunderten eine maximale Verbreitung von Texten. Zum 150. Jahrestag der Gründung widmet das Deutsche Buch- und Schriftmuseum der Idee von Anton Philipp Reclam eine Kabinettausstellung.

Ausgehend vom »Klassikerjahr« 1867 wird anhand ausgewählter Exponate aus der Leipziger Produktion – zumeist aus der Sammlung von  Dr. habil. Hans-Jochen Marquardt, Halle (Saale) – der Blick auf Buchgestaltung, technische Herstellung und Werbemethoden, aber auch auf die Themen Feldbücherei oder die RUB in der DDR gerichtet.

Ausstellung: 27. Oktober 2017 - 3. Juni 2018

Deutsches Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig

Di, 22.08.2017

Grafik: Kay Bachmann

BILDFABRIKEN. INFOGRAFIK 1920–1945. FRITZ KAHN, OTTO NEURATH ET AL.

In einer Wechselausstellung des Deutschen Buch- und Schriftmuseums wird Infographik aus der Zeit von 1920 bis 1945 gezeigt.

Bereits vor 100 Jahren wurde in Typografie, Wissenschaft und Grafik an einer bildbasierten »Sprache« gearbeitet, die sich die universelle Verständigung durch Bilder zunutze machte. »Worte trennen, Bilder vereinen«, so das Motto der neuen Bildsprache von Otto Neurath, einem der Vordenker der populären Infografik.

Die Ausstellung thematisiert die Neuentdeckung und Profilierung des Bildes als Informationsund Kommunikationsquelle zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Im Zentrum stehen die beiden Bildkonzepte des Hallenser Mediziners Fritz Kahn und des Wiener Wissenschaftstheoretikers Otto Neurath. Dabei greift die Schau auf in der Deutschen Nationalbibliothek aufbewahrte Publikationen zurück, zeigt aber auch unikale Bestände aus US-amerikanischen und britischen Archiven.

Dank der Unterstützung durch die Gesellschaft für das Buch e.V. erscheint zur Ausstellung eine zweisprachige Publikation bei Spector Books.

8. September 2017 bis 7. Januar 2018 | Ausstellungseröffnung: 7. September, 19 Uhr

Deutschen Buch- und Schriftmuseums der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig