Zur neuen Ausstellung Himmelsgegenden etc. mit einer umfänglichen Präsentation Arbeiten des Cossengrüner Künstlers und Pirckheimer-Freunds Uwe Klos lädt das Untere Schloss in Greiz (Burgplatz 12, 07973 Greiz) ab dem 23. Juni bis zum 11. August 2024 ins Museum eben jenes ein. Ausgestellt werden in der Retrospektive botanische Fotogramme aus dem Zyklus Naturformen, Radierungen, Künstlerbücher (darunter der jüngste Band: Alant, Mahonie, Zaunrübe, von dem der Blog der Gesellschaft bereits berichtete und der, wie es Klos unnachahmlich freut, „jüngst in die ewigen Büchergründe der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig eingegangen ist“; ferner eine Übersicht von Klosens Beteiligung an der Berliner originalgrafischen Literatur- und Kunstzeitschrift Herzattacke, die seit 1988 bei Edition Maldoror erscheint, Malerei, großformatige Monotypien.
Die Linernotes Vom Staunen in der Kunst dazu lesen sich ganz wunderbar: „Waren die letzten Universalgelehrten Johann Wolfgang von Goethe und Alexander von Humboldt? Ist der sogenannte Jenaer Kreis des ausgehenden 18. Jahrhunderts, deren Vertreter Poesie, Philosophie und Naturwissenschaften genial miteinander verbanden, vergessen? In diesen Jahren war Jena das geistige Zentrum Deutschlands – gemeinsam entdeckten Goethe, Schiller, Fichte, die Brüder Schlegel und Humboldt die Welt, interpretierten sie neu, prägten uns somit bis heute. Obwohl diese Lehren und Erkenntnisse vielen Menschen nicht im Einzelnen abrufbar sind, bilden sie oft einen wichtigen, aber unbewussten Bestandteil, unseres kollektiven, kulturellen Gedächtnisses.“
Und weiter geht getreu des Credos Die Welt entdecken – das ICH entdecken für die Schau: „Die neue Sonderausstellung des Künstlers Uwe Klos in den Räumlichkeiten des Museums im Unteren Schloss lädt zu Entdeckungen ein, die eine empfindsame Inspiration durch das Sehen in uns auslösen kann. Die gewaltige Kraft und sanfte Sensibilität seiner Kunstwerke ist durch die virtuose Nutzung verschiedener Techniken sowie künstlerischer Ausdrucksformen zu erklären. Dadurch wird eine dramaturgische Bandbreite vermittelt, der sich kein Betrachter entziehen kann.“
Nicht nur der Beititel Malerei – Grafik – Fotogramme vermittelt eine Vorstellung von der Vielfalt des Dargebotenen, sie ist auch in der Tempus-Facettierung abzulesen: „Die Ausstellung ist gleichsam als ein Spaziergang durch das Werk verschiedener Schaffensperioden des Künstlers angelegt. Den Auftakt bilden Werke hoch aktueller Ölmalerei, die durch eine großflächig angelegte Farbigkeit bestechen und eine provokative Konfrontation mit dem ICH (sic!) regelrecht provoziert. Versteckte Symbole könnten die Gemälde entschlüsseln, aber die Bildgewaltigkeit von Farbe und Form lässt den Betrachter in einen Kosmos eintauchen und bestenfalls eine Resonanz zum ICH erleben."
Das grafische Werk umfasst Monotypien, fotochemische Malereien, diverse Radierungen sowie die wunderbaren Künstlerbücher von Uwe Klos. Letztere begeistern durch die komplementäre Verbindung von Typografie mit der Thematik der Texte und den angewandten künstlerischen Techniken des Schaffensprozesses. Im Jahrhundert um Goethe wurde eine visuelle Ästhetik zur Bildgeschichte der Botanik entwickelt, die sich ausschließlich grafischer Vervielfältigungsverfahren bedienen konnte. Erst die Erfindung der Fotografie befreite pragmatische Abbildungsverfahren von der Kunst und eröffnete nochmal völlig neue künstlerische Möglichkeiten: Gestalten mit Licht.
Weiter heißt es in der Einladung: „Fotogramme ermöglichen eine Abstraktion, weil sie eigentlich Schattenbilder sind und im Spiel von Aufnahmematerial und Licht entstehen. Diese Fotogramme bilden einen großen Bestandteil im Œuvre des Künstlers Uwe Klos. Sie sind eine künstlerische Neuentdeckung der Natur mit historischen Bildverfahren, die zur höchsten Blüte gebracht wurden. Der Betrachter erlebt das Sehen der täglichen Umgebung völlig neu, weil der schöpferische Akt einer Bildkomposition naturgegebene Details in den Mittelpunkt (...) stellt. Die historische und fast vergessene Technik der Fotogramme erscheint so unfassbar passend, weil sie durch ein unbewusstes kulturgeschichtliches Erleben die Anfänge der Fotografie vermittelt, das künstlerische Potential der historischen Fotografie nutzt und dadurch völlig neue Perspektiven eröffnet.“
Und schließlich: „Das besondere Erlebnis dieser Ausstellung ist die Verbindung von Poesie und Bildender Kunst, ganz im Sinne der Universalgelehrten – viel Freude bei der Entdeckung der Welt in den Himmelsgegenden des Museums im Unteren Schloss.“ Uwe Klos, der 1959 in Gera geboren wurde, stellte vielfach in Deutschland, Litauen, in Portugal, Slowenien, Tschechien und in den USA aus. Seine bibliophilen Werke werden u. a. in Leipzig und Weimar gesammelt. Die Ausstellung im Greizer Schloss ist im genannten Zeitraum jeweils dienstags bis sonntags von 10 bis 16 Uhr zu sehn.
(André Schinkel/Pressemitteilung)