„Bücherlust“ verbindet Qualität von Text, Druck, Gestaltung: Über 120 Jahre ist das Maßstab des Leipziger Bibliophilen-Abends. Ausstellung im Foyer des Literaturhauses Leipzig gibt Einblicke
Von Sperontes’ Singender Muse an der Pleiße bis zur neuesten Edition der Reihe 24x34. Grafik öffnet sich ein Kosmos – die Jahresausstellung Bücherlust. Die Drucke des Leipziger Bibliophilen-Abends 1904 bis 2025 im Literaturhaus Leipzig gibt Einblick in die Drucke des LBA von seinen Ursprüngen bis in die Gegenwart. Zu sehen ist nicht nur ein angesichts der Begrenztheit des Foyers und der intensiven Publikationstätigkeit in all den Jahrzehnten kleiner Teil an Büchern, Mappen, originalgrafischen Blättern. Plakate, Flyer, Einladungen vermitteln darüber hinaus einen Eindruck von den LBA-Aktivitäten und zeigen, dass auch dabei auf gestalterische Qualität Wert gelegt wird.
„Was mich so fasziniert: Der LBA ist nicht geradlinig, nicht einseitig. Wir sehen ein Geflecht an Drucktechniken, Einbänden, literarischen Inhalten“, sagte Eberhard Patzig zur Vernissage am 07. November. Er sprach von einem „Universum“. Gemünzt war das auf die Drucke aus der Anfangszeit des Vereins, zu sehen in zwei Vitrinen am Eingang. Darunter – ein Hauptwerk – die Festschrift zum 25-jährigen Bestehen 1929: Die Leipziger 99; ein Titel, der auf die damalige Begrenzung der Mitgliederzahl abzielte. Der Befund trifft aber für die Schau als Ganzes zu. Für Eberhard Patzig und für Thomas Glöß, die diese 12. Ausstellung eine Reminiszenz und ein Abschiedsgeschenk: Zwölf Jahre waren beide an der Spitze des Vereinsvorstandes des Leipziger Bibliophilen-Abends tätig.
„Längst werden wir über unsere Publikationstätigkeit identifiziert“, sagte Thomas Glöß. Er verwies darauf, dass die Wiederaufnahme dessen bereits in den letzten Jahren der DDR begann – angestoßen durch Herbert Kästner, der die Leipziger Regionalgruppe der Pirckheimer leitete, die Wiedergründung des Leipziger Bibliophilen-Abends vorantrieb und heute Ehrenmitglied ist.
Wie breit das Spektrum ist, wie faszinierend, erschließt sich dem Besucher bei einem Blick in die Vitrinen, beim Wandeln zwischen den Stellwänden. Da ist die Schriftbild-Reihe, beispielhaft Nummer 05: Hanns Eisler Dr. Faustus mit Schablithografien von Michael Triegel. Da sind die Leipziger Drucke – Gilgamesch mit Radierungen von Reinhard Minkewitz (Nr. 17) und Blaubart mit Farbholzschnitten von Klaus Süß (Nr. 19). Da sind die Paradiesischen Dialoge, die mit Edition sieben ihren Abschluss jetzt gefunden haben – zum Beispiel Gedichte Hans-Eckhardt Wenzels und Lithografien von Johannes Heisig (Nr. 01) – und Das Lied von der Erde mit Lithografien von Sighard Gille (Nr. 05). Da ist die Reihe 24x34. Grafik. Der aktuelle neunte Druck vereint einen Text von Wilhelm Bartsch und eine Aquatinta-Radierung von Wolfgang Buchta.
Eine Klammer um beide Vereine – den Leipziger Bibliophilen-Abend, der von 1904 bis 1933 bestand, und den 1991 wiederbelebten – bildet die ausgestellte Jahresgabe 2023. Sie zeigt die vier Exlibris des LBA: jene von Bruno Héroux und Walter Tiemann aus der Anfangszeit und jene von Oswin Volkamer (1996) und endlich Robert Schmiedel (2023) ... Die Ausstellung im Foyer des Literaturhauses in Leipzig (Gerichtsweg 28, 04103 Leipzig) ist bis zum 08. Januar 2026 zu sehen.
(Ekkehard Schulreich)