Pirckheimer-Blog

Mo, 08.07.2024

"Am Rand entlang", der jüngste Gedichtband von Harald Lindig fasst in vier Kapiteln ausgewählte und neueste Gedichte des Autors aus Manebach ganz in der Nähe der Goethestadt Ilmenau. Das Lyrik-Buch ist im Verlag von Harry Ziethen erschienen und mit sechs Kaltnadelradierungen von Frank Rothämel aus dem südthüringischen Zella-Mehlis ausgestattet.
Bei der Suhler Premiere des Buchs. | © Holger Uske

Lindigs lyrische Landschaften

Zum neuen Gedichtband „Am Rand entlang“ des Ilmenauer Autors Harald Lindig 

Harald Lindig ist seit Jahrzehnten eine markante Größe im literarischen Südthüringen. Mit seinen verspielten, phantasievollen und zumeist den gängigen Begriff gerade angesagter Literatur konterkarierenden Arbeiten stößt er immer wieder auf große Resonanz. So geschehen auch bei den Premieren seines neuen Gedichtbandes Am Rand entlang am 18. Juni 2024 in Ilmenau und am 19. Juni in Suhl. Wer Lindigs Auftritte kennt, weiß, dass er dabei nichts dem Zufall überlässt. Sein Vermögen, die Zuhörer auf seine poetischen Ausflüge mitzunehmen, ist beeindruckend und spiegelt sich in seinem im Oschersleber Dr. Ziethen Verlag erschienenen 96-seitigen neuen Band. Lindigs thematische Vielfalt reicht von den letzten Geheimnissen der ihn umgebenden Thüringer Landschaft – zuweilen gespickt mit Kindheitserinnerungen – über eingestandene Distanz zu kommunikativen Verzerrungen bis zu tief durchlittenen Erfahrungen. Wie sonst käme Wahrheit ins Gedicht? Mit dem Buch setzt der Autor einen weiteren Meilenstein auf seinem literarischen Weg. 

Herausgeber André Schinkel aus Halle, der seit langem der Südthüringer Szene zur Seite steht, sagt zu der neuen Publikation in seinem Nachsatz: „Harald Lindig hat ... über die Jahre eine ganz und gar eigene Stimme entwickelt und bewahrt – sein Gedicht ist scharf im Sinn und konkret wie poetisch in der Ansprache zugleich, changierend zwischen großer Sicherheit im Tritt und Aufbegehren für die Wahrheit in den Dingen.“ Dem studierten Physiker Lindig gelingt es in seinen Texten, seine überbordende Fantasie in ein Spannungsfeld zu setzen zur allzu oft scheinbar banalen Wirklichkeit. In Kopfbahnhof heißt es beispielsweise: „Treppen fluten Vorhallen, / Katzen jammern hinter den Türen / der Schließfächer, / in den Höhlen der Unterführungen / lauert das Vorübergehen.“ In Wildnis ist zu lesen: „Berge ballen / Permafrost-Fäuste.“ Der Leser ahnt das Verhängnis, das hinter diesen Zeilen wohnt, das scheinbar einfach Gesagte birgt auch die Gefährdungen unserer Welt. Der Dichter Harald Lindig spielt subtil mit Wahrnehmungsmustern wie einst der „Kleinen Hufeisennase“ (im Gedicht Bumerang), vermag aber ebenso die Schönheit des Augenblicks einzufangen wie in Nach Mitternacht, wo von einer weißen Katze „mit dem Halsband / aus Mondleuchten / unten am Gartentor“ die Rede ist. Ebenso verfremdet er Erlebtes – und kehrt dabei zum Eigenen zurück, wie in Durchs Moor zu lesen: „hinter den Feldern / tröste ich die Roggenmuhmen / die ermattet an den Böschungen / der Wege liegen // sie aber helfen mir / aus meiner alten Haut“.

Lindigs lyrische Landschaften sind oft leicht im Ton, fast immer hintergründig, in jedem Falle aber überraschend in den poetischen Wendungen. Ihnen sind fünf Tuschzeichnungen und Kaltnadelradierungen des Zella-Mehliser Künstlers Frank Rothämel zugesellt, die den Blick auf die Wege am Rand entlang erweitern. So zugewandt Lindig auch agieren mag, sein Vertrauen in das Funktionieren der Gesellschaft hat, auch aufgrund seiner 70-jährigen Lebenserfahrung, deutliche Risse erlitten. Im Titelgedicht Über den Rand heißt es zum Schluss: „im Sonnenwind / Glutnester treiben / sorgsam unbewacht / Farben wechseln // sich hüten / vor den Menschen“. Diese lyrische Stimme aus dem Ilmenauer Ortsteil Manebach sollte als Bereicherung der mitteldeutschen Literaturlandschaft unbedingt Gehör finden. (Harald Lindig: Am Rand entlang. Neue Gedichte. Mit Grafiken von Frank Rothämel. Ausgewählt von André Schinkel. Br., Oschersleben: dr. ziethen verlag 2024. 96 Seiten. ISBN 978-3-86289-237-2. 15 Euro.) 

(Holger Uske)

So, 07.07.2024

Neu bei Büchergilde und im aktuellen "Grafikbrief": Grafiker und Buchkünstler Marcel Mayer aus Basel.

Marcel Mayer bei der Büchergilde

Einem Schweizer Künstler, der einen weiten Bogen durch die Welt (so etwa Kanada, Frankreich und den Kaukasus) schlug, widmet sich die aktuelle personale Ausstellung in der Büchergilde Buchhandlung & Galerie in Frankfurt am Main (An der Staufenmauer 9, 60311 Frankfurt am Main), die seit dem 01. Juli und bis zum 31. August (Mo–Fr 10–19 Uhr, Sa 10–17 Uhr) zu sehen ist. Ausgestellt sind diverse Grafiken und originalgrafische Bücher des 1965 dort geborenen Künstlers Marcel Mayer, der sein Basiscamp in (sic!) Basel aufgeschlagen hat. Zu sehen sind unter anderem Impressionen aus der armenischen Hauptstadt Jerewan und auch die Ausgabe der Zeitschrift Xylon, die Marcel Mayer 2008 gewidmet wurde, ist dabei. Der Grafiker und Buchkünstler leitete eine Reihe Jahre das druckwerk in seiner Heimatstadt, bekleidet derzeit einen Lehrauftrag an der Schule für Gestaltung daselbst. Alle weiteren Informationen dazu gibt es im neuen Grafikbrief.

(Bert Blaubart)

Sa, 06.07.2024

"Burgis Bestiarium" wird online in Wien ausgestellt.

Online: Burgis Bestiarium in Wien

Susanne Padbergs Galerie Druck & Buch in Wien (Berggasse 21/2, A-1090 Wien) lädt zur Online-Ausstellung ein, die bis zum 01. September auf der Seite des Ausstellungsortes ganz in der Nähe des Sigmund-Freud-Hauses in der österreichischen Kapitale zu sehen ist. Ausgestellt werden laut Ankündigung: „Ausgewählte Unikatbücher von Burgi Kühnemann zu Fabeln von Jean de La Fontaine ... Und auch Goethe, die Brüder Grimm und Heinrich von Kleist sind dabei!“ Und weiter heißt es: „Burgi Kühnemann (*1935) belegt eine ganz eigene kraftvolle Position in der Buchkunst. Ihre Unikatbücher, Text und Bild wie organisch verbindend, sind mit spitzer Feder gezeichnet und mit entschlossenem Strich gemalt, fast 100 Fabeln von Jean de La Fontaine hat sie ins Bild gesetzt. Eine Auswahl ist nun hier über den Sommer zu sehen, zusammen mit ungewohnten ‚Lesarten‘ von Kleist, Goethe und den Brüdern Grimm.“ Diese reiche Reihung kann durch Anklicken angewählt werden, es sind die Bücher dann stets vollständig einsehbar. Sie finden sich alle unter diesem Link.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Fr, 05.07.2024

Bis 21.07. findet in Berlin das 25. Poesiefestival statt.

25. Poesiefestival in Berlin im Juli

Am gestrigen 04.07. wurde in Berlin das vom Haus für Poesie begründete 25. Poesiefestival in Berlin erfolgreich eröffnet. Bis zum 21.07. steht die Hauptstadt im Bann des umfangreichen, von Dichterin Katharina Schultens kuratierten Programms, das aus Lesungen, Konzerten, Workshops und Präsentationen diverser lyrikverlegender Verleger, Editionen und Periodika besteht und national wie international hochkarätig und edel besetzt ist. Unter anderem eröffnete der Büchnerpreisträger Marcel Beyer das Event. Das vollständige Programm des Festivals findet sich unter diesem Link.

(André Schinkel)

Do, 04.07.2024

Ab 12. Juli: Die "Typoésie IV" findet in Gigondas statt.

In Gigondas: Biennale Typoésie IV

Die Typoésie IV, die Biennale des Buchdrucks und der zeitgenössischen Lyrik, lädt vom 12. bis 14. Juli ins französische Gigondas (8 rue du fond du sac, 84190 Gigondas, Vauclus) ein. Organisiert wird sie von der Vereinigung Le Champ des Signes aus Gigondas daselbst. Die Liste der siebzig Aussteller liest sich indes beeindruckend: Neben diversen Éditions aus F. sind auch einige Künstler, Typographen und Editeure aus dem deutschsprachigen Raum vertreten: Veronika Schäpers etwa und die Betreiberinnen von ‹usus›: Uta Schneider und Ulrike Stoltz (die beide bereits beim Hot-Printing-Festival in Offenbach am Wochenende zuvor erwartet werden): „Getreu dem Motto der Organisatoren zeigen wir poetische Druckgrafiken und Bücher, die Sprachbarrieren überwinden, wie zum Beispiel die Ragas, Wer A sagt oder Lady Mikado.“ Weiterhin auf dem Programm: eine Ausstellung mit Gemälden von Jean Gilles Badaire und eine Typografische Werkstatt innerhalb dieser mit Stéphane Landois. Das ganze Programm der diesjährigen Typoésie (in französischer und deutscher Sprache) für bibliophile Lyrikfreunde findet sich unter dem Link der Veranstaltung.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Mi, 03.07.2024

"Hot Printing" am 06. und am 07. Juli in Offenbach.

Offenbach: Hot-Printing-Festival

Bunt und vielfältig wird es werden! Zum zweiten Mal wird das Druckfestival Hot Printing in Offenbach zum Treffpunkt für rund 70 Künstlerinnen und Künstler, die sich auf unterschiedliche Art und Weise mit dem Thema Drucken beschäftigen. Am Samstag, 6. Juli, und Sonntag, 7. Juli, zeigt die junge und agile Szene im Klingspor-Museum (Herrnstraße 80, 63065 Offenbach am Main), auf dem Museumsvorplatz und im Bernardbau in der Druckwerkstatt bei freiem Eintritt ihre Druckerzeugnisse vom Siebdruckplakat über traditionellen Buchdruck bis zum Comic oder Zine in Knallfarben aus dem Risodrucker. Drucken spielt in Offenbach historisch eine große Rolle: Hier wurde Ende des 18. Jahrhunderts die Lithografie zum ersten Mal kommerziell für den Notendruck genutzt und legte den Grundstein für Plakat- und Bilderdruck, wie er heute allgegenwärtig ist. Am Samstag geht das reiche Programm von 11 Uhr bis in die Nacht (etwa 22 Uhr), am Sonntag von 11 bis 18 Uhr. Mitmachangebote gibt es zwischen 11 und 15.30 Uhr in den offenen Workshops, diverse unterschiedliche Vorträge erwarten die Besucherinnen und Besucher zwischen 12 und 16 Uhr. Das ganze und überaus reiche Programm ist unter diesem Link abrufbar. Auf zum Hot-Printing-Festival!

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Di, 02.07.2024

Friedrich Gottlieb Klopstocks "Der Messias" (1749).

Auf Flügeln des Gesangs: FGK 300

Mitten in dieser Versammlung der Sonnen erhebt sich der Himmel,
Rund, unermeßlich, das Urbild der Welten, die Fülle
Aller sichtbaren Schönheit, die sich, gleich flüchtigen Bächen,
Um ihn, durch den unendlichen Raum nachahmend, ergiesset.
Also dreht er sich, unter dem Ewigen, um sich selber.

Indem er wandelt, ertönen von ihm, auf Flügeln der Winde,
An die Gestade der Sonnen die sphärischen Harmonien
Hoch hinüber. Die Lieder der göttlichen Harfenspieler
Schallen mit Macht, wie beseelend, darein. Dieß vereinbarte Tönen
Führt vorm unsterblichen Hörer manch hohes Loblied vorüber.

Was für ein Auftakt, der sich in diesem ersten Gesang von Klopstocks Messias aus dem Lodern der Empfindsamkeit in die erhabene Größe der Aufklärung biegt! Nun, und man vermag es kaum zu fassen, dass dieses Epos um Christus zu den ungelesensten Texten der Weltliteratur zählt. Nun, es spricht nicht mehr mit unseren Lese- und, in dieser Zeit des Bröselns, Sichtgewohnheiten ... aber es ist auch wahr: Mit Klopstock beginnt alles. Ohne seine versfußbefreiende Vorarbeit, ohne die angenommene Würde des freien Schreibers und Sprechers wären die literarischen Großepochen der Klassik und Romantik, die bis heute nachwirken, nicht denkbar. Goethe und Schiller, Hölderlin und Novalis. Und: Bobrowski. Bis heute gibt es Ausgaben FGKs aus originaler Zeit zu erwerben. Vielleicht ist ein kleiner Wettbewerb anzudenken, wer das schönste, zaubrigste Exemplar einer alten Klopstock-Ausgabe auftreibt. Anlass, sich mit ihm zu befassen, ihn mit einem sanften Platz in seiner Sammlung zu würdigen. Am 02.07. vor 300 Jahren wurde Friedrich Gottlieb Klopstock geboren.

(André Schinkel)

Barbara Beisinghoff: "Alabasterspur". | © Simon Malz

Die „Alabasterspur“ verlängert

Alabasterspur, die gegenwärtige Ausstellung von Barbara Beisinghoff im Offenbacher Haus der Stadtgeschichte (Herrnstraße 61, 63065 Offenbach), wurde bis zum 31. Juli 2024 verlängert. Die im Januar eröffnete Exposition der Künstlerin kann immer donnerstags von 14 bis 16 Uhr (oder nach telefonischer Absprache unter der (069) 80 65 26 46), besichtigt werden und befindet sich in der Graphischen Sammlung (Erich-Martin-Raum, Bernardbau, Eingang B, 2. Stock) des Hauses, es wird gebeten, sich an der Museumskasse zu melden. Transluzide Formen, die ihre Faszination im Gegenlicht entfalten. Dies zeichnet die Schönheit des Werkstoffes Alabaster aus, ebenso auch die Schönheit vieler Werke der Künstlerin Barbara Beisinghoff“, so heißt es im Trailer zur Schau, die sich um Beisinghoffs gleichnamiges originalgrafisches Buch dreht. Am kommenden Sonntag, den 07. Juli, führt die Künstlerin selbst von 12 bis 13 Uhr durch die Ausstellung. Der Eintritt für die Führung ist frei. Alle Informationen zum Haus der Stadtgeschichte in Offenbach finden sich hier.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Mo, 01.07.2024

In der schönen Südpfalz trafen sich 12 Autorinnen und Autoren aus Armenien und Deutschland zum Projekt "Poesie der Nachbarn" zu Austausch und Nachdichtung. Es entstand dabei eine Reihe von Gedicht-Übersetzungen, die in zwei Lesungen in Edenkoben und Germersheim präsentiert werden.

Künstlerhaus Edenkoben: „Poesie der Nachbarn“ (Jahrgang 2024)

Es dürfte eines der schönsten, in die idyllischste Landschaft zudem gebauten Domizile der Art im deutschsprachigen Raum sein, das in den südpfälzischen Weinhängen und in Sichtweite der Haardt liegende Künstlerhaus Edenkoben. Das seit 2010 unter der glückvollen Ägide des Heidelberger Dichters, Übersetzers, Herausgebers und Peter-Huchel- wie Basler Literaturpreisträgers Hans Thill segelnde Flaggschiff der rheinland-pfälzischen Kunstförderung beherbergt Jahr für Jahr ein Dutzend Künstlerinnen und Künstler der schreibenden wie der bildenden Zunft. Meisterwerke wie die um das düster-geniale Zentromer Alte Abdeckerei kreisenden Erzählungen Wolfgang Hilbigs (1941–2007) entstanden hier. Zur guten Tradition wurde auch die renommierte, im Haus angesiedelte, von Gregor Laschen (1941–2018) begründete und Hans Thill fortgeführte Begegnungsreihe Poesie der Nachbarn, die 2024 im 36. Durchgang stattfindet. Gastland in diesem Jahr ist Armenien, das zu den großen Kulturvölkern gezählt wird und auf eine reiche Literatur-, Musik- und Kunstgeschichte von 3.000 Jahren bis in die Gegenwart verweisen kann. Eine Woche lang waren Birgit Kreipe, Odile Kennel, Lisa Goldschmidt, Dominik Dombrowski, Jan Röhnert und Pirckheimer-Freund André Schinkel eingeladen, die Gedichte der armenischen Gäste: Gohar Galstyan, Violet Grigoryan, Arpi Voskanyan, Khachik Manukyan, Karén Karslyan und Vahé Arsen, in einer Auswahl nachzudichten, und haben, unterstützt von Armenuhi Drost-Abgarjan und einer Reihe weiterer guter Seelen, dazu die Gelegenheit, die Gäste vor Ort zu konsultieren, ausgiebig genutzt. Gestern nun fand die Matinee im Künstlerhaus mit den Originalen wie den Adaptionen der Texte statt, die von Liebe, Tradition, Emanzipation und dem Schicksal der Armenier erzählen: ein überaus berührendes Event. Heute findet die Woche ihren Abschluss im Institut für Translation der Uni Mainz mit Sitz in Germersheim. Im Nachgang erscheint wie jedes Jahr eine Anthologie mit den Texten im Verlag Das Wunderhorn, für seine schönen Bücher bekannt ... Völkerverständigung in wackliger Zeit!

(Bert Blaubart)

So, 30.06.2024

MK&G Hamburg: "Inner Structures, Outer Rhythms".

Inner Structures, Outer Rhythms

Die jüngste Ausstellung Innere Strukturen – Äußere Rhythmen: Zeitgenössisches arabisches und persisches Grafikdesign im Museum für Kunst und Gewerbe (MK&G, am Steintorplatz, 20099 Hamburg) präsentiert aktuelle Entwicklungen in arabischer und persischer Typografie. Zu sehen sind Plakate, Videos, Animationen, Murals, Installationen, Bücher und Schriftarten von 33 Gestalterinnen, Gestaltern und Studios aus Südwestasien, Nordafrika sowie deren Diaspora. Die Ausstellung zeigt, ausgehend von den 28 Buchstaben des arabischen Alphabets, nahöstliche Spielarten des Grafikdesigns als gleichberechtigte Strömungen, die sich gegenseitig inspirieren und einen bedeutenden Beitrag zum globalen Designdiskurs leisten. Die Exposition ist noch bis zum 21. April 2025 im MK&G zu sehen, die Schau ist täglich außer Montag von 10 bis 18 Uhr und an den Donnerstagen von 10 bis 21 Uhr (letzter Einlass jeweils 30 Minuten vor Schließung) geöffnet. Die Infos dazu sowie zu allen anderen Programmen des MK&G gibt es auf der Webseite des Hauses.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Sa, 29.06.2024

Radierverein: Dominik Bais sowie Hannes Heinrich, Angelika Huber, Florian Huth, Paula Knaps Loos und Alix Stadtbäumer stellen ab 05.07. in München aus.

München: „[un]finished business“

Der Verein für Original-Radierung München e. V. (Ludwigstraße 7, 80539 München) lädt zur Vernissage am 05. Juli um 19 Uhr ein. In [un]finished business liegt der Fokus insbesondere auf dem Prozess des Druckens. Dabei stehen nicht nur das Endprodukt, sondern vielmehr die Verfahren des Druckens, wie auch die Druckformen und der Verweis auf diese, im Mittelpunkt. Es werden Werke der Künstlerinnen und Künstler Dominik Bais, Hannes Heinrich, Angelika Huber, Florian Huth, Paula Knaps Loos und Alix Stadtbäumer gezeigt. Kuratiert wurde die Schau von den Vereins-Mitstreitern Aron Herdrich und Marco Stanke. Sie ist bis zum 26.07. Mittwoch bis Freitag 15–19 Uhr, am 06.07. von 11–14 Uhr, in den Räumen des Radiervereins zu sehen. Alle weiteren Infos hier.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Fr, 28.06.2024

Harald Kretzschmar ist gestorben. | © CC BY-SA 3.0

Trauer um Harald Kretzschmar

Traurige Nachrichten aus Brandenburg: der weithin bekannte Karikaturist Harald Kretzschmar (1931–2024) ist gestern (27.06.), wie Künstlerkollege und Pirckheimer-Freund Rainer Ehrt mitteilt, in seinem Haus in Kleinmachnow gestorben. Kretzschmar, der auch als Grafiker und Feuilleton-Autor bis ins hohe Alter aktiv war, ist vor allem als Porträtkarikaturist bekannt geworden; er zählte zu den bekanntesten Karikaturisten der DDR. Nach dem Abitur in Dresden studierte der gebürtige Berliner 1950 bis 1955 an der Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB) in Leipzig. Seitdem arbeitete er freischaffend. 1955 kam er zum Eulenspiegel wo er bis 1991 zum festen Zeichnerstamm gehörte. Dort betrieb er unter anderem die Kolumne für Porträtkarikatur auf der seit dem Jahr 1958 bestehenden Kulturseite. Auch übte sich Kretzschmar im Verfassen von Porträt-Essays, von Glossen und Kunstkritiken; später kam eine Reihe von Buchveröffentlichungen zu seinem Werk dazu. Im Verband Bildender Künstler der DDR organisierte er als erster Vorsitzender der Zentralen Sektionsleitung Karikatur bedeutende Ausstellungen und das als nationale Karikaturensammlung der DDR gedachte, weithin renommierte Satiricum Greiz. Neben den Presse-Veröffentlichungen trat Grafik und Acrylbildern hervor. Zu diversen Gelegenheiten war Harald Kretzschmar zudem ein überaus gefragter Schnellporträtist. Auch seiner Wahlheimat seit 1956, Kleinmachnow, setzte er mit dem Porträt-Buch Paradies der Begegnungen (2008). Eine Würdigung Harald Kretzschmars als Künstler und Mensch wird sich in der nächsten, der Herbst-Ausgabe der Marginalien finden. 

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Do, 27.06.2024

Die "Bücherkinder" lasen am 17. Juni 2024 in Berlin.

Ansprache zur Lesung in Berlin

Geleitwort zur Veranstaltung der Brandenburger Bücherkinder in Berlin am 17. Juni 2024

Es gibt in vielen von uns das Bedürfnis, die Unruhe, die uns bewegt, zu artikulieren. Diese Unruhe ist mächtiger als die Versuchung, diese nicht zur Kenntnis zu nehmen. So ähnlich ist es zu lesen bei Christa Wolf in Lesen und Schreiben. Darum auch bei uns, den Bücherkindern Brandenburg, der Versuch, sich durch Produktivität mittels kultureller Arbeit mit Kindern dieser Unruhe zu stellen. So dürfen Sie auch unser Motto verstehen, wenn wir darin Bertolt Brecht zitieren: „Unser Heute geht gespeist durch das Gestern in das Morgen.“

Eine Unruhe hat mich als Pädagogen schon immer begleitet und inspiriert. Dabei waren Bücher und Kunstwerke wichtige Lebensmittel und Begleiter, um die Welt zu verstehen und vielleicht ein wenig zu ändern. Kann man das? 1989/1990 entstand so auch die Jugendkunstschule Galerie Sonnensegel mit Hilfe von 150 Künstlern aus Ost und West. Und ab 2009 gab es dann in meinem Unruhestand eben diese Arbeit mit den Bücherkindern an der Evangelischen Grundschule am Dom mit bisher weit über 100 Kindern und Jugendlichen. Einige haben wir heute hier.

Auch hier der Impuls aus der Literatur – wenn Christa Wolf schreibt: „Man kann nichts wünschen, wovon man nichts weiß.“ Ein weiterer Gedanke: Das Maximierungsdenken im Westen der Welt, bei uns in der Bundesrepublik, hat uns in eine Krise geführt, aus der wir uns zu befreien versuchen. Stephane Hessels Engagiert euch! gab hier Impulse wie auch Volker Braun: „es müsse der SINN maximiert werden.“ Mit unserer Arbeit rufen wir auf zu einem friedlichen Aufstand gegen Massen-Kommunikations-Mittel, die der Jugend keine Perspektive bietet und nur den Massenkonsum, Verachtung von Kultur und Bildung, Flüchtigkeit, Geschichtsvergessenheit und Ego-Trips zeitigt. 

All das gefährdet unsere Demokratie, so dass der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier uns alle ermahnt. Wir sollten uns fragen, warum all das sowenig bemerkt wird. Heute geben wir Ihnen einen kleinen Einblick in ein Modell, mit dem wir auch der Kognitionswissenschaft in Los Angeles, Stavanger, Ljubljana und Jena in Teilen folgen. Gern möchten wir Dank sagen, dass dies in Zeiten der Demokratiegefährdung von den Einladenden und Freunden gewertschätzt und gefördert wird.

Ich sage Dank an den Ministerpräsidenten des Landes Brandenburg, Dr. Dietmar Woidke, an die Leiterin der Landesvertretung Brandenburg, Dr. Friederike Haase, mit ihrem Team, und ich habe zu danken der Pirckheimer-Gesellschaft, die uns so viele Jahre als Träger begleitet und fördert. Großen Dank der Christa Wolf Gesellschaft, deren Gründungsmitglied ich bin und die auch seit Jahren an unserer Seite ist, wie zudem der Anna-Seghers-Gesellschaft, die bei unserem Friedensbuch uns sehr geholfen und die Texte der Kinder im Argonautenschiff 2024 veröffentlicht hat. 

Wir danken dem Bildungsministerium für die Förderung mit Lotto-Mitteln und dem LJR Brandenburg für die Teilförderung unserer Arbeit. Großen Dank der Evangelischen Schule am Dom zu Brandenburg (Havel); und Dank auch an Wolfgang Hempel von der Wilhelm-Fraenger-Gesellschaft, die uns den Liedermacher, die Musik mit Andreas Frye, für heute gesponsort hat. 

(Armin Schubert)

Mi, 26.06.2024

Ruinen in Aspendos – das ideale Biotop des Hardun. Die antike Stadt ist berühmt für ihr Amphitheater.

Nachricht aus Side II: Der Hardun

Das Kopfnicken, der Schwanzschlag des Hardun in der größten Hitze am Aufweg zur Akropolis zeigt den Schwierigkeitsgrad der Schritte in das Innere der wüstgefallenen Stadt für mich an. In ihrem Bauch wird gegraben, seit die Kunde von ihr vor hundert Jahren wieder den verwilderten Hecken und Lauben unter den Strauchgefachen entstieg. Ich muß aufgestiegen sein zu den Mauern und Zisternen, bevor die Mittagshitze mich trifft. Und einen Weg suchen, unbeschadet wieder abzusteigen, bevor der Vogelgesang in den Dämmern über den nördlich sich erhebenden Bergen verlischt. Aber ich will mit der Kunde in die Ebene kehren, daß ich dort war, wo einst Tausende lebten und heute der Hardun das Terrain mit seinem Kopfnicken und Schwanzschlagen beherrscht.

(André Schinkel/nach der Rückkehr aus Aspendos)

Di, 25.06.2024

Die 25 "Schönsten Deutschen Bücher" 2024 wurden am 17. Juni von der Stiftung Buchkunst verkündet.

„Schönste Deutsche Bücher“ 2024

Die 25 bestgestalteten Bücher hat die 14-köpfige Jury der Stiftung Buchkunst für 2024 eben gekürt und und diese am 17. Juni im Rahmen der Release Night im Bücherbogen am Savignyplatz bekanntgegeben. Aus 600 Einreichungen wurden die Schönsten Deutschen Bücher ausgewählt. Es wurden in den Kategorien Allgemeine Literatur; Wissenschaftliche Bücher; Fachbücher, Lehrbücher; Ratgeber, Sachbücher sowie in den Rubriken Kunstbücher, Fotobücher, Ausstellungskataloge und Kinderbücher, Jugendbücher je fünf Publikationen prämiert. Die ausgezeichneten Buchprojekte wurden vor Ort enthüllt, ausgestellt und gefeiert. Die Prämierten, aus denen am 06. September noch ein Hauptpreisträger ausgewählt wird, sind auf der Webseite der Stiftung vollständig aufgeführt. Auch ein Nachwuchspreis wird vergeben. Und die beste Nachricht daran: Das schöne Buch, es lebt!

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Mo, 24.06.2024

Weiteres Gedenken an Erich Mühsam: Fachtagung in Oranienburg und Gedenkwoche in Berlin-Neukölln.

Weiteres Gedenken an Mühsam

Anlässlich der neunzigsten Wiederkehr der Ermordung Erich Mühsams (1878–1934) durch die Nationalsozialisten (der Blog berichtete) gibt es weitere Gedenkveranstaltungen zu vermelden – so richtet der Kulturverein Alte Mosterei Eden e. V., Struveweg 505, 16515 Oranienburg, vom 04. bis 07. Juli eine Fachtagung aus, begleitet von einer Ausstellung (bis 27.07.), einer Gedenkdemonstration (06.07., 15 Uhr), einem Lese-Konzert mit Isabel Neuenfeldt (06.07., 20 Uhr) sowie einer Vielzahl Vorträge und Exkursionen. Auch die Initiative Hufeisern gegen Rechts e. V. in der Hufeisensiedlung Berlin-Neukölln begeht eine Mühsam-Gedenkwoche (07. bis 13.07.) im weiteren Umkreis von Mühsams ehemaliger Wohnung in der Durchläuchtingstraße samt Rundgang, Blumennieder- und Stolperstein-Verlegung sowie Abschluss-Kundgebung mit ehemaligen Mitgliedern von Ton Steine Scherben am 13. Juli. Das vollständige Programm der Berliner Gedenkwoche unter diesem Link.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

So, 23.06.2024

Büchergilde Gestalterpreis geht 2024 nach Halle.

Büchergilde Gestalterpreis 2024

Großer Bahnhof zum Jubiläum: Die Feierlichkeiten zum 100. Jahrestag des Bestehens der Büchergilde Gutenberg, die mit einem Strauß Ausstellungen, Präsentationen, Veranstaltungen in Leipzig (und Frankfurt) begleitet hat, haben nun eine wunderbare und berührende Einbeziehung der Schwesterstadt Halle an der Saale, namentlich ihrer Kunsthochschule, der ehrwürdigen Burg Giebichenstein, gefunden. Ja, denn der Büchergilde Gestalterpreis 2024 geht an 26 Studierende der Illustrationsklasse von Georg Barber aka ATAK eben jener Akademie. Die von der Büchergilde gestellte Aufgabe war die Neubebilderung von Mrs. Dalloway (1925), des modernen Klassikers von Virginia Woolf (1882–1941) – ihres vierten und zweiten experimentellen Romans, der neue Wege der Fiktion auslotete und 2015 zu den drei bedeutendsten britischen Romanen überhaupt (Platz zwei im Übrigen: Woolfs Die Fahrt zum Leuchtturm) gewählt wurde. Angezeigt war zugleich die Verwendung von KI – aber letztlich mutierte die Vor-/Maßgabe, wie es Andreas Platthaus von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung in seinem euphorischen Begleittext zur Erstpräsentation des Resultats treffend umriss, Kollektiven Intelligenz (was, mit Verlaub, in Bezug auf die Kunst und das Resultat soviel lichtvoller klingt in dieser trübtassigen Epoche) und schaffte das nun vorliegende Werk, das in wunderschöner, knapp 330 Seiten fassender regulärer wie Vorzugsausgabe bei der Gilde in Deutsch und Englisch erwerbbar ist (Link zum Buch anbei, dort sind auch alle Beteiligten und Geehrten namentlich genannt). Jede Künstlerin, jeder Künstler der Illustrationsklasse der Burg ist mit mindestens zwei Arbeiten in den Ausgaben, die sich farblich unterscheiden, vertreten. Das Buch ist bei der Büchergilde für 32 Euro zu haben. Gratulation an alle Geehrten der ATAK-Klasse!

(André Schinkel)

Sa, 22.06.2024

Unteres Schloss Greiz: Uwe Klos stellt ab 23.06. aus.

Uwe Klos: „Himmelsgegenden etc.“

Zur neuen Ausstellung Himmelsgegenden etc. mit einer umfänglichen Präsentation Arbeiten des Cossengrüner Künstlers und Pirckheimer-Freunds Uwe Klos lädt das Untere Schloss in Greiz (Burgplatz 12, 07973 Greiz) ab dem 23. Juni bis zum 11. August 2024 ins Museum eben jenes ein. Ausgestellt werden in der Retrospektive botanische Fotogramme aus dem Zyklus Naturformen, Radierungen, Künstlerbücher (darunter der jüngste Band: Alant, Mahonie, Zaunrübe, von dem der Blog der Gesellschaft bereits berichtete und der, wie es Klos unnachahmlich freut, „jüngst in die ewigen Büchergründe der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig eingegangen ist“; ferner eine Übersicht von Klosens Beteiligung an der Berliner originalgrafischen Literatur- und Kunstzeitschrift Herzattacke, die seit 1988 bei Edition Maldoror erscheint, Malerei, großformatige Monotypien.

Die Linernotes Vom Staunen in der Kunst dazu lesen sich ganz wunderbar: „Waren die letzten Universalgelehrten Johann Wolfgang von Goethe und Alexander von Humboldt? Ist der sogenannte Jenaer Kreis des ausgehenden 18. Jahrhunderts, deren Vertreter Poesie, Philosophie und Naturwissenschaften genial miteinander verbanden, vergessen? In diesen Jahren war Jena das geistige Zentrum Deutschlands – gemeinsam entdeckten Goethe, Schiller, Fichte, die Brüder Schlegel und Humboldt die Welt, interpretierten sie neu, prägten uns somit bis heute. Obwohl diese Lehren und Erkenntnisse vielen Menschen nicht im Einzelnen abrufbar sind, bilden sie oft einen wichtigen, aber unbewussten Bestandteil, unseres kollektiven, kulturellen Gedächtnisses.“

Und weiter geht getreu des Credos Die Welt entdecken – das ICH entdecken für die Schau: „Die neue Sonderausstellung des Künstlers Uwe Klos in den Räumlichkeiten des Museums im Unteren Schloss lädt zu Entdeckungen ein, die eine empfindsame Inspiration durch das Sehen in uns auslösen kann. Die gewaltige Kraft und sanfte Sensibilität seiner Kunstwerke ist durch die virtuose Nutzung verschiedener Techniken sowie künstlerischer Ausdrucksformen zu erklären. Dadurch wird eine dramaturgische Bandbreite vermittelt, der sich kein Betrachter entziehen kann.“

Nicht nur der Beititel Malerei – Grafik – Fotogramme vermittelt eine Vorstellung von der Vielfalt des Dargebotenen, sie ist auch in der Tempus-Facettierung abzulesen: „Die Ausstellung ist gleichsam als ein Spaziergang durch das Werk verschiedener Schaffensperioden des Künstlers angelegt. Den Auftakt bilden Werke hoch aktueller Ölmalerei, die durch eine großflächig angelegte Farbigkeit bestechen und eine provokative Konfrontation mit dem ICH (sic!) regelrecht provoziert. Versteckte Symbole könnten die Gemälde entschlüsseln, aber die Bildgewaltigkeit von Farbe und Form lässt den Betrachter in einen Kosmos eintauchen und bestenfalls eine Resonanz zum ICH erleben."

Das grafische Werk umfasst Monotypien, fotochemische Malereien, diverse Radierungen sowie die wunderbaren Künstlerbücher von Uwe Klos. Letztere begeistern durch die komplementäre Verbindung von Typografie mit der Thematik der Texte und den angewandten künstlerischen Techniken des Schaffensprozesses. Im Jahrhundert um Goethe wurde eine visuelle Ästhetik zur Bildgeschichte der Botanik entwickelt, die sich ausschließlich grafischer Vervielfältigungsverfahren bedienen konnte. Erst die Erfindung der Fotografie befreite pragmatische Abbildungsverfahren von der Kunst und eröffnete nochmal völlig neue künstlerische Möglichkeiten: Gestalten mit Licht.

Weiter heißt es in der Einladung: „Fotogramme ermöglichen eine Abstraktion, weil sie eigentlich Schattenbilder sind und im Spiel von Aufnahmematerial und Licht entstehen. Diese Fotogramme bilden einen großen Bestandteil im Œuvre des Künstlers Uwe Klos. Sie sind eine künstlerische Neuentdeckung der Natur mit historischen Bildverfahren, die zur höchsten Blüte gebracht wurden. Der Betrachter erlebt das Sehen der täglichen Umgebung völlig neu, weil der schöpferische Akt einer Bildkomposition naturgegebene Details in den Mittelpunkt (...) stellt. Die historische und fast vergessene Technik der Fotogramme erscheint so unfassbar passend, weil sie durch ein unbewusstes kulturgeschichtliches Erleben die Anfänge der Fotografie vermittelt, das künstlerische Potential der historischen Fotografie nutzt und dadurch völlig neue Perspektiven eröffnet.“

Und schließlich: „Das besondere Erlebnis dieser Ausstellung ist die Verbindung von Poesie und Bildender Kunst, ganz im Sinne der Universalgelehrten – viel Freude bei der Entdeckung der Welt in den Himmelsgegenden des Museums im Unteren Schloss.“ Uwe Klos, der 1959 in Gera geboren wurde, stellte vielfach in Deutschland, Litauen, in Portugal, Slowenien, Tschechien und in den USA aus. Seine bibliophilen Werke werden u. a. in Leipzig und Weimar gesammelt. Die Ausstellung im Greizer Schloss ist im genannten Zeitraum jeweils dienstags bis sonntags von 10 bis 16 Uhr zu sehn.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Fr, 21.06.2024

Erinnerung an Erich Mühsam: „Ich hab’s mein Lebtag nicht gelernt, mich fremden Zwang zu fügen ...“

Der Kulturhistorische Verein Friedrichshagen e. V. erinnert an Erich Mühsam (1878–1934), der am 10. Juli vor neunzig Jahren ermordet wurde – am 27. Juni 2024, um 19 Uhr, im Antiquariat Brandel (Scharnweberstraße 59, 12687 Berlin-Friedrichshagen). „Sich fügen heißt lügen!“ – der Autor, Lyriker und Anarchist Erich Mühsam nahm kein Blatt vor den Mund und fügte sich keiner Autorität. Vor 90 Jahren wurde der Unbeugsame von den Nazis ermordet. Der Autor, Anarchist und Antimilitarist Erich Mühsam lebte 1902 fast ein Jahr lang in Friedrichshagen in einem kleinen Raum neben der Waschküche im Hof des Hauses Ahornallee 24 und arbeitete als Redakteur der anarchistischen Zeitung Der arme Teufel, die er im Vorort zusammen mit dem Journalisten Albert Weidner produzierte. Erich Mühsam traf sich hier auch mit Bruno Wille und Wilhelm Bölsche, die einst den sogenannten Friedrichshagener Dichterkreis gegründet hatten und noch immer hier wohnten – ebenso der Illustrator Fidus. Erich Mühsams höchst aktuelle Texte und seine Gedichte sind heute zwar verfügbar, aber keinem großen Kreis präsent. Dass er nicht ganz vergessen ist, haben wir Enthusiasten zu verdanken, die seine Tagebücher ins Internet gestellt haben oder seine Gedichte vertonen und vortragen wie zum Beispiel Isabel Neuenfeldt. Die Sängerin, Schauspielerin und Gesangslehrerin wurde vor zwanzig Jahren bei Veranstaltungen auf Mühsam aufmerksam und fing Feuer. Um etwas gegen das Vergessen in unserer spannungsgeladenen Zeit zu tun und aus Anlass des 90. Todestages von Erich Mühsam lädt der Kulturhistorische Verein Friedrichshagen e. V. am 27. Juni zu einer musikalischen Lesung ein, mit dabei ist Isabel Neuenfeldt und ihr Akkordeon. Um Anmeldung wird gebeten: (030) 6 41 11 60, oder per Mail: post@brandel-antiquariat.de.

(Ninon Suckow)

Do, 20.06.2024

„Die Katze des Rabbiners“ – Sfar-Schau im Stadtmuseum Erlangen

Die Katze des Rabbiners. Joann Sfar – Zeichnen und Leben, die neue Ausstellung des Comic-Stars im Stadtmuseum Erlangen ist seit dem 30. Mai und noch bis zum 01. September zu sehen. Ja, in seiner französischen Heimat ist Joann Sfar ein wahrer Star. In seinen Erzählungen tummeln sich Vampire und Seeräuber, der kleine Prinz und der mystische Golem, der Maler Marc Chagall und der Sänger Serge Gainsbourg. Mit markantem Strich entführt Sfar seine Leserinnen und Leser in die jüdische Kultur Frankreichs, Osteuropas und Algeriens – so auch in seinem bekanntesten Werk, der Comic-Reihe Die Katze des Rabbiners, die im Mittelpunkt dieser Ausstellung steht. In der Zeichnung hat Sfar eine Art gefunden, die Welt zu entschlüssen und ein einzigartiges Universum zu schaffen. Als unermüdlicher Arbeiter hat er seine Kunst zu einer „Wissenschaft des Menschen“ gemacht. Themen wie Freundschaft, Kindheit, Sexualität und Stigmatisierung verwebt er mit seiner eigenen jüdischen Identität, die er mehr kulturell als religiös begreift. In enger Kooperation mit dem Internationalen Comic-Salon und dem mahJ Paris präsentiert das Stadtmuseum Erlangen die erste Joann-Sfar-Werkschau in Deutschland. Anhand von über 200 teils bisher unveröffentlichten Originalseiten und Skizzenbüchern, Fotografien und Filmen zeichnet die Ausstellung den Werdegang und die Arbeitsweise eines außergewöhnlichen Künstlers nach. Im Rahmen des Comic-Salons wurde Joann Sfar Anfang Juni außerdem mit dem Max und Moritz-Sonderpreis für sein herausragendes Lebenswerk ausgezeichnet. Die Ausstellung wurde konzipiert vom Musée d’art et d’histoire du Judaïsme, Paris. Die Kuration für die Exposition lag bei Clémentine Deroudille und Thomas Ragon. Alle weiteren Informationen finden sich auf der Webseite des Stadtmuseums.

(André Schinkel/Pressemitteilung)