Pirckheimer-Blog

Dan Reynolds

Do, 09.06.2022

Abb.: fontstand.com

Berlins typographisches Erbe

Im Jahr 2021 haben vier Berliner Institutionen zusammengearbeitet, um einen großen Teil ihrer gedruckten Mustersammlungen zu digitalisieren und die Bilder online frei verfügbar zu machen.
Unterstützt wurde das Digitalisierungsprojekt von einem wissenschaftlichen Beirat, bestehend aus dem Pirckheimern Jürgen Franssen und Dan Reynolds, sowie von Katharina Walter.

Seit Februar 2022 sind hunderte der in Berlin gedruckten Muster im 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts online. Die Exemplare der Staatsbibliothek zu Berlin und der Kunstbibliothek der Staatlichen Museen zu Berlin können bei Digitalisierte Sammlungen besichtigt werden. Die Musterexemplare des Berliner Wissenschaftsmuseums sind museumdigital. Auf museum-digital finden Sie auch Drucke der Schriftzeichen der Erik Spiekermann Stiftung gGmbH. Dieser Artikel stützt sich auf mehrere deutschsprachige Beiträge, die Christian Mathieu für den Blog der Staatsbibliothek zu Berlin geschrieben hat. Ich habe den endgültigen Text zusammengestellt, einige Ergänzungen gemacht, alles ins Englische übersetzt und Bilder und Bildunterschriften hinzugefügt.

(Dan Reynolds)

Fr, 22.04.2022

Kaestner / Reynolds, Covers
Kaestner / Reynolds, Doppelseite 4,5

Messingschriftenkatalog

»Aus einem anderen Blickwinkel« betrachtet haben zwölf Studenten im Wintersemester 2021/22 mit Dan Reynolds einen Messingschriftenkatalog der Krefelder Firma Otto Kaestner GmbH.

Die Gravieranstalt von Otto Kaestner operierte von 1876 bis 1937 in Krefeld. Vor allem in den 1880er- bis 1910er-Jahren hatte die Firma im buchgewerblichen Kreisen einen guten Ruf und erhielt auf Weltausstellungen Medaillen für ihre Erzeugnisse. Zeitweilig beschäftigte die Firma mehr als 100 Arbeiter. Unter anderem übertrug sie Bleisatzschriften in Messing. Messingschriften wurden zum Prägen von Bucheinbänden genutzt, da die weit verbreiteten Bleilettern dafür zu weich waren. Kaestners Schriftmusterkataloge weisen eine Fülle an Schriftentwürfen auf, die sich zu verschiedenen deutschen und amerikanischen Schriftgießereien zurückverfolgen lassen. Ein Schriftmusterkatalog (von 1910) der Otto Kästner GmbH befindet sich heute in der Sammlung der Staatsbibliothek in Berlin. Eine digitalisierte Version wurde für dieses Projekt erworben.

Dan Reynolds, Amerikaner in Krefeld, studierte Design und Schriftgestaltung in Deutschland, Großbritannien und den USA. Sein Forschungsschwerpunkt liegt bei den Schriftgießereien des deutschen Kaiserreichs. Seit 2009 ist er in der Designlehre tätig und seit 2020 als Lehrkraft für besondere Aufgaben an der Hochschule Niederrhein.

Nach weiteren Recherchen u. a. im Krefelder Stadtarchiv haben die Studenten vektorisierte Kopien der Schriftzüge aus dem Katalog von Kaestner erstellt und in farbenfrohen Designs neu in Szene gesetzt. Entstanden ist eine Broschüre, die am Fachbereich selbst in zwei Druckverfahren auf unterschiedlichen Papiersorten gedruckt wurde: Neben dem herkömmlichen Laserdruck kam auch die gerade immer beliebter werdende Risographie zum Einsatz. Hierbei handelt es sich um ein umweltschonendes Schablonendruckverfahren, ähnlich der Siebdrucktechnik. Die 100 Broschüren wurden von den angehenden Designern von Hand zusammengetragen und geheftet.

Wer jetzt Lust auf mehr bekommen hat, kann die Publikation für 18 Euro über die Hochschule bestellen. Interessierte schicken einfach eine E-Mail.

Fr, 08.01.2021

Pamphlet 4

In den Poem Pamphlets, einer unabhängige Verlagsinitiative zu Text, Typografie und Typografie, erschien vom Pirckheimer Dan Reynolds das Essay „Louis Hoell and the making of the Eckmannschrift”. 

Louis Hoell schnitt die Stempel für die einzige veröffentlichte Schrift, die Otto Eckmann je entworfen hat. Die Entstehungsgeschichte der Eckmannschrift wurde oft erzählt. Rückblickend war es diese Schrift, die Karl Klingspors Ruf als Schriftgießer begründete. Doch anstatt die Eckmannschrift aus Klingspors oder Eckmanns Sicht zu betrachten, lenkt Dan Reynolds Essay mit seltenem und unveröffentlichtem Material aus dem Klingspor-Archiv den Fokus auf das, was Hoells Gestaltbeiträge zu dem Projekt gewesen sein könnten.

In der von Jérôme Knebusch und Alice Savoie herausgegebenen Reihe Poem Pamphlet erschienen bislang „About the Blumenbuch” von Jérôme Knebusch, „Robert Thorne and the origin of the ´modern´ fat face” von Sébastien Morlighem und „Ratdolt´s Index characterum, the earliest know type specimen” von Riccardo Olocco.

Dan Reynolds, Louis Hoell and the making of the Eckmannschrift, engl. 
Poem-Editions, Frankfurt a.M., 2020
brosch., 20 Seiten, 12 × 20 cm, Klammerheftung
Offsetdruck auf unbeschichtetem Papier
8 €

Do, 23.05.2019

Eine sehr kalligraphische Kursiv, die heute als Handsatzschrift nur noch selten anzutreffen ist. Sie wurde vor rund 110 Jahren von Walter Tiemann, dem feinsinnigen Schriftkünstler, Typographen, Lehrer und, zusammen mit Carl Ernst Poeschel, Herausgeber der janus-Presse, entworfen.

7. Dresdener Schriftenfest

Inhaltlich knüpft das Schriftenfest an die Themen des Vorjahres an. Es geht um die Formen der Schriften, deren Lesbarkeit, Erkennbarkeit, aber auch deren individuellen Charakter.

Den Auftakt machen Artur Dieckhoff und Jürgen Bönig mit einem Bericht und einem Film über ihre Funde in der bereits 1632 (!) gegründeten Druckerei J. J. Augustin in Glückstadt, die wie die Offizin Haag-Drugulin ein Hort an exotischen, also nicht-lateinischen Schriften war. Einen kleinen Eindruck vermitteln Schriftproben beider Firmen in unserer Ausstellung. Gezeigt wird eine kleine Zahl seltener Proben, darunter auch solche von Jean Midolle

Zwei Persönlichkeiten, die auf den Gebieten Typographie, Schriftentwurf, Kalligraphie wie auch als Dozenten geradezu Bewundernswertes geleistet haben, wollen wir hier gedenken: Hildegard Korger und Axel Bertram

Mit Indra Kupferschmid und dem Schriftdesignerund Pirckheimer Dan Reynolds wurden zwei versierte und sehr kompetente Referenten für die Schriftvorträge gefunden. Darin geht es einmal um die >ForrnaAldo Novarese von einem Designerteam entworfen wurde und bei der Schriftgießerei Nebiolo als Bleisatzschrift herausgekommen ist. 

Ein weiterer Vortrag ist Jean Midolle gewidmet, diesem Tausendsassa, dessen schier unerschöpfliche Phantasie und Vorstellungsgabe die kuriosesten Alphabete hervorbrachte. Er hinterließ ein umfangreiches Schriftenwerk, das einzigartig, doch heute selbst Kennern vielfach unbekannt ist. 

Johann Gottlob Immanuel Breitkopf wurde im November vor 300 Jahren in Leipzig geboren. Anlaß, Person und Gießerei hier zum Thema zu wählen. Breitkopf war ein ideenreicher Mann, er befaßte sich mit dem Notensatz und hat Versuche unternommen, Landkarten mit typographischem Material zu erstellen. Nicht ganz spannungsfrei war das Verhältnis zu seinem Kollegen Johann Friedrich Unger in Berlin. 

Die veränderten Drucktechniken - Bleisatz und Buchdruck gibt es heute fast nicht mehr - werfen die Frage auf, wie sich die handwerklichen Berufe - Schriftgießer, Bleisetzer, Buchdrucker - erhalten lassen. Eine ausführliche Diskussion dazu am Sonntag vormittag.

Schriftenfest Dresden: 15./16. Juni 2019

Offizin Haag-Drugulin Dresden
Großenhainer Str. 11a, 01097 Dresden (im Gebäude der früheren Schriftgießerei Typoart

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