Pirckheimer-Blog

Mo, 09.02.2015

LiberBerlin startet neu

Die seit 15 Jahren, ursprünglich im Museum für Deutsche Geschichte stattfindende LiberBerlin, die nach einem Wechsel des Veranstaltungsortes 2014 ausfiel, wird in diesem Jahr mit einem neuen Konzept wiederbelebt. Der traditionelle Veranstalter Knut Ahnert und weitere Berliner Antiquare haben mit dem Börsenverein des Deutschen Buchandels und gemeinsam mit der Gemäldegalerie ein erfolgversprechendes neues Konzept erarbeitet. Geplant sind für 2015 unter den Schwerpunkten LiberBerlinTalk, LiberBerlinArt, LiberBerlinDigital, LiberBerlinKabinet, LiberBerlinScience und LiberBerlinKids mehr als 80 Veranstaltungen in der Gemäldegalerie und es werden sich dabei neben rund 70 Antiquariaten auch Buchhandlungen und Verlage, unter ihnen auch Mitglieder der Pirckheimer-Gesellschaft, in der 1 600 Quadratmeter großen Wandelhalle der Gemäldegalerie präsentieren.
Foto © Staatliche Museen zu Berlin, Gemäldegalerie / Achim Kleuker
Messe: 12. bis 14. Juni 2014

Gemäldegalerie, Kulturforum
Matthäikirchplatz, 10785 Berlin

So, 08.02.2015

Tiflis/Offenbach - Wo bitte ist Georgien?

Gestern fand in Offenbach eine Lesung des georgischen Schriftstellers, Übersetzers und Herausgebers Dato Barbakadse statt. An seinem Geburtstag stellte er verschiedene georgische Autoren, auf Deutsch und auf Georgisch, im Klingspor Museum den Anwesenden vor. Die Ästhetik der Sprache und die georgische Seele, die in diesen Texten zum Ausdruck kommt, war sehr beeindruckend. Bei georgischem Wein und den Köstlichkeiten der georgischen Küche wurde die Pause genutzt, um mehr über Land und Leute zu erfahren. Obwohl nur 3 Stunden Flugzeit entfernt, kennt kaum jemand Georgien. Und ich kann nur allen Lesern zu rufen, das ist schade! Reist nach Georgien - es ist wirklich das schönste Land der Erde!! Und angesichts der Jahrhunderte lange Kunst- und Literaturtradition für jeden Bibliophilen defacto ein muss! Oder wussten Sie, dass die Bibel, zumindest in Teilen, im 4 Jahrhundert bereits ins Georgische übersetzt wurde - da war der Text fast noch druckfrisch. Die Schrift steht im Fokus der Ausstellung und Georgien hat ein eigenes Alphabet. Für uns natürlich sehr ungewohnt und da es nur 4,5 Millionen Georgier gibt, hält sich die Verbreitung in engen Grenzen. Vielleicht auch ein Grund, warum Georgien 2018 Gastland der Frankfurter Buchmesse sein wird.
Nach der Pause hielt Gudrun Lehman einen Vortrag über den georgischen Buchkünstler Zdanevich - ein Künstler zwischen Tiflis und Paris. Der russisch-georgisch-französische Autor, Typograph und Verleger gilt als einer der innovativsten Typographen des 20. Jahrhunderts. Frau Lehman hat sich intensiv mit dieser Person beschäftigt, so waren diesem Vortrag viele überraschende Einsichten verbunden. Viele Projekte beschreiben den Lebensweg dieses umtriebigen Künstlers. Bekannt ist die Tifliser Künstlergruppe 41° - der 41 Breitengrad, auf welchem nicht nur Tiflis liegt… Oft fühlt man sich bei der Betrachtung der Werke des Künstlers an Majakowski und viele andere aus dieser Zeit erinnert. Natürlich war es auch für Ihn schwierig, in Paris ein Publikum zu finden, welches seiner Sprachen mächtig war. Da er aber zu den Zeitgenossen gehörte, die sich immer „Verbündete“ für seine Projekte suchte und auch fand, blieb der Erfolg nicht aus! Ein bibliophiler Höhepunkt ist in der Zusammenarbeit mit Max Ernst entstanden. Maximiliana: Die widerrechtliche Ausübung der Astronomie. Dieses Buch ist ein Denkmal für den Astronom Wilhelm Tempel.
Die Ausstellung läuft noch bis zum 15. Februar 2015 und es ist ein schöner Katalog zu der Veranstaltung erschienen.
(Dr. Ralph Aepler)

Mitgliedertreffen der Maximilian-Gesellschaft

Die Maximilian-Gesellschaft e. V. für alte und neue Buchkunst wird am 17. April 2015 um 13:45 Uhr in Gotha ihre 92. Ordentliche Mitgliederversammlung abhalten.
In einem Rahmenprogramm ist am 17. April eine geführte Besichtigung des Museums Schloß Friedenstein geplant, nach der Mitgliederversammlung steht dann die Forschungsbibliothek Gotha auf dem Programm. Am 18. April geht es mit dem Bus nach Erfurt zur Universitätsbibliothek mit Führung durch Herrn Thomas Bouillon in der Biblotheca Amploniana, sowie zum Augustinerkloster zu Erfurt mit Führung durch Herrn Dr. Michael Ludscheidt.

Anmeldung bis 13. März 2014
Treffen: 17. und 18. April 2015

Do, 05.02.2015

Druckkunst auf der „Haus-Garten-Freizeit“

Das Museum für Druckkunst Leipzig wird auf der Messe „Haus-Garten-Freizeit“ erstmals mit einem Messestand vertreten sein.
Flachdruck - Präparieren eines Lithografiesteins vor dem Druck
Auf dem Messestand des Museums in der Erlebniswelt Glashalle werden die Besucher die Möglichkeit haben, historische Pressen aus der Sammlung des Museums in Aktion zu erleben. An einer historischen Handpresse können Souvenirs selbst gedruckt werden. Beim aktiven Radierworkshop sind Messebesucher eingeladen, unter fachkundiger Anleitung der Leipziger Künstlerin Karin Pietschmann eigene Druckgrafiken zu erstellen. Die auf der Messe gedruckten Grafiken können direkt mit nach Hause genommen werden.

Messe: 7. bis 15. Februar 2015

Haus-Garten-Freizeit
Leipzig, Messegelände
Glashalle A16

20. Antiquariats-Messe Zürich

Seit 20 Jahren ist die Antiquariats-Messe Zürich die einzige speziell für seltene und wertvolle Bücher, Autographen und Graphiken konzipierte Messe in der Schweiz. Initiiert von der Froschauer Genossenschaft wird die 20. Ausgabe der auch international geschätzten Antiquariatsmesse nunmehr von der Vereinigung der Buchantiquare und Kupferstichhändler in der Schweiz (VEBUKU / SLACES) organisiert.
30 Aussteller aus Deutschland, darunter auch der Pirckheimer Christian Bartsch, aus Österreich, den Niederlanden, der Schweiz und den USA präsentieren seltene und wertvolle Handschriften, Zeichnungen, Druckgraphiken, Plakate, Photographien und bibliophile Bucheinbände. Neben außergewöhnlichen Kostbarkeiten zeigen die international renommierten Antiquare auch interessante und preiswerte Stücke: vom Beginn des Buchdrucks bis zur Moderne und zur Avantgarde.
 
Messe: 27. Februar - 1. März 2015

Kunsthaus Zürich

Friederike Mayröcker zum 90.

Unter dem Titel ... auf der Schwelle und dahinter ... erscheint heute ein neues Artist-Booklet mit 10 Holzschnitten von Ulrich Tarlatt und einem von Friederike Mayröcker speziell dafür verfassten Textblatt. Der Titel ist von von beiden Künstlern signiert und erscheint in 24 + 6 exemplare artiste.
Preis: 85 €


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Leipziger Buchmessse

Die diesjährige Leipziger Buchmesse lädt erstmals alle Blogger rund um das Buch zur Berichterstattung ein. Natürlich war ich auf der Messe als Pirckheimer, sofern es mir möglich war, schon immer dabei, als Freund des Gedruckten, mit meiner Tochter oder mit ihrer Schulklasse, als Antiquar oder als Besucher - diesmal aber nun als akkreditierter Berichterstatter! So kann ich mich nicht nur auf Begegnungen mit Verlegern, Druckern oder anderen Buchschaffenden, auf Gespräche mit Buchhändlern und Antiquaren freuen, sondern auch auf viele weitere Kollegen, die sich um das Buch bemühen. Man wird es hier nachlesen können.
Eine begrüßenswerte Initiative aus Leipzig.


Messe: 12. - 15. März 2015

Leipziger Buchmesse

So, 01.02.2015

Vergangenheitsbewältigung

„Die gebrauchten Bücher, die in den kommenden Jahren vererbt werden, haben keinen Wert. Und Platz gibt es für sie auch nicht. Sie werden ein letztes Mal durch die melancholischen Hände der Erben gehen, dann ist auch diese Vergangenheit bewältigt.“(Tagesspiegel)
 
So ist das. Ist das so?
Die Vergangenheit wurde bewältigt, ehe sie durch Fortwerfen bewältigt wurde: durch Nichtbeachtung, simple Ignoranz. Was waren das noch für Zeiten als Nicolaus Cusanus ein Büchlein mit dem Titel „De docta ignorantia“ verfassen konnte! Heute ist Unwissen nicht mehr Ausgangspunkt für ein Streben nach Erkenntnis, sondern ruht gefestigt in sich — meist vor irgendeinem Bildschirm. ...
Wenn ich mich im mit Bibliophilie verseuchten Bekanntenkreis umhöre, so zeigen die wenigsten Erben Interesse an den Schönheiten, die sich in den Regalen und Vitrinen der Väter drängeln. ...
... Waren die antike und mittelalterliche Schreibertätigkeit vornehmlich der Verbreitung gewidmet, so werden zukünftig langlebige Sicherheitskopien dem Archivieren dienen ...
Aber nicht allein um das angesammelte Wissen geht es, sondern gleicherweise um eine Ästhetik, für deren Entfaltung viele hundert Jahre notwendig waren.
Diesen Freitag, den 6. Februar, gedenken wir des großen, gelehrten, vorbildlichen Aldus Manutius, dessen Todestag sich zum fünfhundersten Male jährt. Wir sind seine Erben, nur im übertragenen Sinne, aber die Verpflichtung ist dieselbe.
(Rainer Friedrich Meyer)
 
... gesamten Beitrag auf meyerbuch lesen.

Carin Kreuzberg zum 80.

Die Kunst- und Ausstellungsagentur des Pirckheimer-Mitglieds Joachim Pohl zeigt aus Anlass des 80. Geburtstages der Künstlerin im Februar und März unter dem Titel "Frauen" eine Ausstellung mit Plastik und Arbeiten auf Papier von Carin Kreuzberg.
Bereits vor 15 Jahren stellte die Galerie Pohl Werke dieser Künstlerin aus - eine Besprechung dieser Ausstellung erschien seinerzeit im Tagesspiegel.

Eröffnung: 4. Februar 2015, um 18.30 Uhr
Ausstellung: 4. Februar bis 20. März 2015


Kunst- und Ausstellungsagentur Joachim Pohl
Wollankstraße 112a, 13187 Berlin - Pankow

27. Januar, 19 Uhr Schillerhaus Mannheim, 3 freie Plätze ...

Der Auftakt der Veranstaltungsreihe Buch, Kultur & Gesellschaft der Initiative Buchkultur in Kooperation mit den Reiss-Egelhorn Museen wurde durch Till Schröder aus Berlin gestaltet.
Wir alle kennen sein mehrfach preisgekröntes Buch über Frans Haacken. Wer noch eines erwerben möchte, sollte sich beeilen, es gibt nur noch wenige…
Der Vortrag war Spitzenklasse! Till Schröder hat „seinen“ Frans Haacken verinnerlicht. Erstaunt war das doch umfassend vorgebildete Publikum über die gewonnen Einsichten. Es ist beeindruckend was dieser Frans Haacken alles geschaffen hat und woran er beteiligt war. Unsere dringende Empfehlung an alle Bibliophilen Gesellschaften kann nur lauten, laden Sie Till Schröder ein und ein unvergesslicher und hochinformativer Abend über einen Künstler ist garantiert. Über einen Künstler, dessen Werk man kennt aber den Künstler selbst kennen nur wenige - außer - Till Schröder natürlich.
Da Till Schröder das Werk Frans Haackens auch noch nahezu vollständig besitzt, sollten wir den Gedanken einer Ausstellung einmal aufgreifen. Die beeindruckenden Stücke mal live zu sehen, geht über den Genuss des Buches sicherlich ein Stück hinaus.
Nach fast 2 Stunden, die wie im Fluge vergingen, und der Referent hätte noch viel zu erzählen gehabt, stand Till Schröder unseren Gästen noch für Fragen zur Verfügung. Beim anschließenden Abendessen sprühte der Referent noch voller weiterer Ideen für künftige Projekte. Wir können also voller Vorfreude gespannt sein auf weitere buchkünstlerische Highlights! Wir erhielten in den letzten Tagen sehr viel positiven Zuspruch zu Till Schröder und unserer Reihe. Auch der Mannheimer Morgen berichtete über die IB, die Reihe und die Referenten.
(Dr. Ralph Aepler)

Mi, 28.01.2015

Klemke und Prüssen

Gemeinsam mit der traditionellen Klemke-Jahresgabe erschien zum abgelaufenen Jahreswechel etwas Neues vom Augsburger Mitglied der Pirckheimer-Gesellschaft Matthias Haberzettl: eine Eduard-Prüssen-Jahresgabe.
Dieses Heft soll Auftakt sein, seine jährlichen, seit 2002 erscheinenden und bei vielen Bibliophilen hoch geschätzten Betrachtungen zu Werner Klemke um einen weiteren Meister der Illustration zu ergänzen und dieser Auftakt war erfolgreich. Es gelang Matthias Haberzettl, vier bislang unveröffentlichte Illustrationen, die ursprünglich für eine Ausgabe des Bertelsmann-Verlages gedacht waren, mit den dazugehörigen, im Text leicht gekürzten Satiren von Kishon zu veröffentlichen.
Eine Brücke zur Klemke-Jahresgabe, die auch in diesem Jahr wieder erschien, diesmal zu Widmungsexemplaren unter dem Titel "Auch am Rande des Weges wachsen schöner Blumen", ist ein eingedrucktes, für Matthias Haberzettl von Eduard Prüssen geschaffenes Exlibris mit einem Linolschnitt mit Klemke-Motiven.

Di, 27.01.2015

Tiflis/Offenbach

Aspei - Literatur und Kunst zwischen Ost und West

Noch bis Mitte Februar ist in Offenbach eine Ausstellung "Aspei" zu sehen. Aspei ist eine Vereinigung von Künstlern und Schriftstellern, die den Austausch von Literatur und Kunst zwischen Ost und West fördern. Im Nebeneinander mit Werken deutscher Künstler zeigt die Ausstellung Arbeiten von Künstlern aus Georgien und Russland, die es hier noch zu entdecken gilt. Die Arbeiten bewegen sich im Bereich von Wort, Grafik und Installation, belegen die ungebrochene Anziehung des Poetischen im Zusammenwirken von Schrift und Zeichen. Am Wochenende vor der Schließung gibt es noch einmal die Möglichkeit, sich näher mit georgischen Dichtern und einen georgischen Buchkünstler zu beschäftigen. Am Samstag, den 7.2.2015, liest Dato Barbakadse Texte von Zeitgenossen und Gudrun Lehman hält anschließend einen Vortrag zum "Georgischen Buchkünstler Zdanevich in Paris". Am Sonntag, wird Dr. Viola Hildebrand-Schat durch die Ausstellung führen.

Ausstellung vom 14. Dezember 2014 bis 15. Februar 2015

è Klingspor Museum
Herrnstr. 80, 63065 Offenbach

Finissage 33. Leipziger Grafikbörse

Am Sonntag endet im Museum für Druckkunst Leipzig die Ausstellung mit zeitgenössischer Grafik unter dem Motto „Im Dialog mit Literatur / Bilder zu Worten“.
33. Leipziger Grafikbörse ist ein Querschnitt aktueller grafischer Arbeiten zu sehen. Rund 100 mitteldeutsche Künstler verschiedener Generationen zeigen Arbeiten in verschiedenen druckgrafischen Verfahren. Beteiligte Künstler sind u.a. Christine Ebersbach, Rolf Münzner, Franziska Neubert und Baldwin Zettl.
Eine letzte öffentliche Führung mit Jean-Claude Lampe (Museum für Druckkunst Leipzig) lädt um 12 Uhr zum Besuch der Ausstellung ein.

Finissage/Führung: 1. Februar 2015
 
è Museum für Druckkunst Leipzig
Nonnenstraße 38
04229 Leipzig
 

Adieu denn, Buch!

... ist auf der Seite des Verbandes Österreichischer Antiquare zu lesen. Hier einige Zitate aus dem Beitrag:
"Bevor das Buch, wie wir es kennen, also bedruckte Papierseiten in einem biegsamen Umschlag oder zwischen steifen Deckeln aus verschiedensten Materialien, aus unserem Blickwinkel verschwunden sein oder nur mehr in Nischen wahrgenommen werden wird, ging zuvor seit geraumer Zeit die Buchkultur zugrunde. Carl Jakob Burckhardt’s Vormittag beim Buchhändler wird längst nicht mehr zelebriert, Buchhändler(Innen) sind ahnungs- und hilflos ohne Computer, Buchhandlungen weichen Buchhandelsketten in Einkaufszentren, Buchhandelsketten weichen Amazon. Das Buch ist etwas Beliebiges und Altmodisches geworden ...
Auf Flugplätzen, in der Untergrundbahn, im Zug ist der Anblick einer Buchleserin, eines Buchlesers schon ein exotischer geworden ...
Wir leben also in einem kulturellen Umfeld, das der Buchkultur abhold ist und dem Buch selbst unfreundlich gegenübersteht. Die kleinen Umsatzsteigerungen, die der Buchhandel heutzutage trotzdem jährlich veröffentlicht, sind längst nicht mehr auf Buchverkäufe zurückzuführen, sondern auf Hörbücher, Geschenkartikel wie Kalender und Spiele und natürlich auf elektronische Bücher (e-books) und die dafür benötigten Abspielgeräte. Erwähnt sei hier ganz nebenbei, daß auch schon um 1970 nur etwa fünfundzwanzig Prozent der gekauften Bücher auch gelesen wurden. ...
Guidobaldo da Montefeltro (1472 bis 1508) ... duldete ... kein gedruckte Buch in seiner Bibliothek ... aber seine Nachfahren haben sich sicher mit gedruckten Büchern beschäftigt, so wie wir heute uns mit den neuen Medien beschäftigen sollten – und müssen. Ein weiteres Muss sollte unsere Sorge um die Haltbarkeit dieser Informationsvermittler und -bewahrer sein, Gensfleischs Druckerschwärze auf Papier hat es immerhin schon auf fünfeinhalb Jahrhunderte gebracht."
(Dieter Tausch)

... gesamten Artikel lesen

Zines #three – die frühen 80er

Künstlerzeitschriften aus der Sammlung Hubert Kretschmer

Nach den Vorgängerausstellungen 2013 und 2014, die Produktionen der siebziger Jahre präsentierten, wird unser Vitrinenausstellungszyklus Zines – Künstlerpublikationen aus der Sammlung Hubert Kretschmer (Archive Artist Publications) nun mit einer Auswahl von Publikationen der achtziger Jahre abgeschlossen. Diese Zeit bildet neben ganz aktuellen Publikationen den Schwerpunkt von Hubert Kretschmers Münchner Archiv. Gezeigt werden über 200 Hefte aus mehr als 70 zeitschriftenartigen Künstlerpublikationen aus 11 Ländern. Es überwiegen wiederum die deutschsprachigen Beispiele, doch die relativ zahlreichen Titel aus Kanada, Frankreich und den USA erinnern an die Wichtigkeit gerade dieser Länder für die alternative Künstlerbuchszene der Zeit. Die Palette reicht von ‚Zines‘ im engen Sinne der Eigenproduktion mit einfachen Mitteln und der Nutzung alternativer Vertriebswege über mit dem Tageszeitungsformat spielende Projekte wie „Killt“ oder „Der Neger“ bis zu international berühmt gewordenen Kunstmagazinen im Illustriertenformat wie Andy Warhol’s „Interview“ oder das von der kanadischen Künstlergruppe General Idea produzierte „File Megazine“. Einige Beispiele wie „Amtramdram“ und „Toi et moi pour toujours“ kommen aus der in den achtziger Jahren aufblühenden französischen ‚Graphzines‘-Produktion, von der das ZI bereits eine herausragende Sammlung besitzt. Judith Hoffberg’s „Umbrella“ und „Instant Media“ Nr. 16, das Katalogheft zu Hubert Kretschmers Pariser Ausstellung von 1986, bezeugen das frühe Bemühen um bibliographische (Selbst-)Dokumentation und Archivierung, aus dem heraus auch Hubert Kretschmers Archiv 1980 entstanden ist. In Bibliotheken sind solche Materialien weiterhin rar. Der überwiegende Teil der gezeigten Titel ist bislang weder in der Bibliothek des Zentralinstituts für Kunstgeschichte noch in anderen bayerischen Bibliotheken vorhanden. Wir freuen uns deshalb besonders, diese Künstlerpublikationen im Kontext des DFG-geförderten Projekts Studienzentrum zur Moderne - Bibliothek Herzog Franz von Bayern im Zentralinstitut für Kunstgeschichte zeigen zu dürfen. www.artistbooks.de
Zur Ausstellung erscheint eine Katalogzeitung mit Beiträgen von Hubert Kretschmer, Daniela Stöppel und Rüdiger Hoyer.
Eine Führung durch die Ausstellung mit Hubert Kretschmer findet am Donnerstag, 19.3.2015, 17.00 Uhr statt.

Eröffnung: 6. Februar 2015, nach dem Abendvortrag von Hubert Kretschmer: 35 Jahre Archive Artist Publications
Ausstellung: 6. Februar - 31. März 2015

Zentralinstitut für Kunstgeschichte
Nördlicher Lichthof, 1. OG

VauO Stomps: Drucker, Verleger, Autor - dem Paul Celan ein Geburtstagsgedicht schrieb

Hendrik Liersch
Heute Abend gestaltet Hendrik Liersch, Inhaber der Corvinus Presse, für die Mitglieder und Gäste des BBA einen Abend im Haus am Lützowplatz über Victor Otto Stomps. Äußerst detailreich und mit umfassender Kenntnis zu Hintergründen, Editionen und beteiligten Künstlern berichtete der Stomps-Preisträger von 2009, für die teilnehmenden Bibliophilen nicht zum ersten Mal, aber trotzdem häufig unterbrochen von Nachfragen und immer wieder mit neuen Fakten angereichert, über die 1926 in Berlin gegründete Rabenpresse, beginnend mit der, bereits nach einem Jahr wieder eingestellten Literaturzeitschrift Der Fischzug unter der Redaktion von Walther G. Oschilewski und über die 1932 bis 1934 erschienene Zeitschrift Der weiße Rabe, die Stomps teilweise selbst als Redakteur zusammenstellte. Um Stomps und seine Rabenpresse kristallisierte sich bekanntlich ein äußerst anspruchsvoller literarischer Kreis, ein solcher fand sich nach der Niederschlagung des Deutschen Faschismus in der 1949 von V.O. Stomps in Frankfurt/M gegründeten Eremitenpresse und noch einmal 1967 in West-Berlin in seinem dritten Verlag Die Neue Rabenpresse zusammen.
Hendrik Liersch, der sich bereits mit 16 Jahren für das Sammeln von Büchern und später für V.O. Stomps begeisterte, präsentierte äußerst seltene Stücke aus seiner Sammlung, darunter zahlreiche Privatdrucke, die Stomps noch bis 1943 nach dem Verkauf der Rabenpresse herstellte und auch von ihm in amerikanischer Kriegsgefangenschaft geschaffene Titel.
Fotos: Abel Doering

So, 25.01.2015

239. Geburtstag von E.T.A. Hoffmann

Heute trafen sich Mitglieder und Freunde der E.T.A. Hoffmann-Gesellschaft anlässlich seines 239. Geburtstags an seinem Grab auf dem Jerusalemskirchenfriedhof. Das Foto zeigt Ralf Parkner, der auch eine Reihe weiterer Aufnahmen in seinem Profil auf facebook veröffentlichte.
Mit einem gemütlichen Beisammensein im Kreuzberger Restaurant "Taverna Dionysos" klang der Hoffmann-Abend aus, auf welchem Jörg Petzel nicht nur das Programm des Jahrestreffens im Mai in Dresden vorstellte, sondern auch ein kürzlich entdecktes Gedicht E.T.A. Hoffmanns vortrug.

Das Original! Zehn Jahre Deutscher Buchpreis

In Marbach ist die Wanderausstellung zu 10 Jahren Deutscher Buchpreis bis zum 25. Februar im Rahmen der Ausstellung „Der Wert des Originals” zu sehen. Anschließend tourt sie bis 12. April durch weitere Städte.
Die Welt, hat René Descartes, geschrieben, sei alles, was der Fall ist. Aber um dies feststellen zu können, bedarf es eines archimedischen Punkts. In einer Welt der schwierigen Fälle und der unsicheren Dinge heißt dieser Punkt: das Original. Noch nie waren wir so sehr auf Originale angewiesen wie heute, noch nie waren wir so süchtig danach. Das Original sagt uns, wann etwas begann und wie etwas Neues in die Welt kam. Es spendet Legitimität, setzt Werte fest, sichert künstlerische Originalität und kulturelle Ursprünge. Es ist die Antwort auf die Frage, warum etwas sei und nicht nichts: Es verhindert, dass uns die Welt entgleitet, die Kopien überhand nehmen, dass Fälschungen uns blenden. Was täten wir, wenn es morgen kein Original mehr gäbe?
In der Reihe der Essay-Ausstellungen, in denen sich das Museum als denkende Maschine begreift, wird nach dem Wert bzw. nach den Werten des Originals gefragt. Originale besiegeln Echtheit, legitimieren Ursprünge, stiften Geschichte, erzeugen Ausstrahlung, garantieren Reinheit, versichern Einmaligkeit, beglaubigen Anfänge, erzeugen Wert, provozieren Fälschungen und Akte der Zerstörung. Was gibt dem Original diese Macht?
Vier große Kapitel stecken das Begriffsfeld ab, in dem in der westlichen Welt der Wert des Originals verhandelt wird: »Anfang und Wiederholung« – »Genie und Ich« – »Magie und Material« – »Markt und Politik«. Ein fünftes zeigt die Bedeutung, die das Original für unsere Kultur selbst dann hat, wenn es als körperlicher Gegenstand fehlt: »Das unsichtbare Original«.

Ausstellung: noch bis 25. Februar 2015

Deutsches Literaturarchiv Marbach
Museum
71672 Marbach am Neckar

Fr, 23.01.2015

Als Magd im Dichter-Olymp

Die Berlin-Brandenburger Pirckheimer konnnten heute Abend dank Frau Prof. Dr. Christel Berger in die Geschichte der letzten 10 Jahre der Sektion Literatur und Sprachpflege an der Akademie der Künste der DDR eintauchen. Die Vortragende stellte ihr Buch "Als Magd im Dichter-Olymp" vor. Christel Berger war, wie sie es selbst sieht, als Mitarbeiterin an der Sektion Dienerin, die den Schriftstellern zuarbeitete und sie konnte und musste natürlich als solche hinter die Kulissen des Literaturbetriebes schauen. Und damit assozieirt der metaphorische Titel von der Magd die Wahrheit des Brechtchen Gedanken: "Wenn du etwas über den Chef erfahren möchtest, frage den Chauffeur".
Christel Berger konnte den zahlreichen Teilnehmern des heutigen Abends nicht nur beschreiben, was sie miterlebte und woran sie beteilígt war, sie hat auch Protokolle zahlloser Diskussionen aufgearbeitet. Die Hörer erfuhren, belegt durch ausführliche Zitate aus Briefen und Protokollen, dass die Akademie der Künste der DDR eine Institution war, in der, finanziell bestens gefördert, fast ohne Einschränkungen Diskussionen und ein Meinungsaustausch möglich war, und zwar von der Rechtschreibreform bis zur Pornographie, wie die Referentin mit Augenzwinkern ausführte.
Prof. Dr. Christel Berger, Foto: Ralf Parkner
Die Mitgliedschaft in der Akadiemie repräsentierte im Wesentlichen die Elite der DDR-Kultur und, obwohl die Mitglieder bekanntermaßen teilweise heftige politische und ideologische Kontroversen austrugen, wenig beeinflusst von der Frage nach "Linientreue" - im Gegensatz zu einigen oberflächlichen Betrachtungen, die leider noch immer das Bild bestimmen und nicht immer von Kennern der Materie ins Feld geführt werden. So gab es zwar in der Akademie intensiv geführte Diskussionen bei Wahlen von neuen Mitgliedern, die sogar zum Wahlboykott führten, um die vorgegebene Meinung des ZK der SED zu unterlaufen, aber keine Abwahlen von Personen, die politische Entscheidungen in der DDR ablehnten. Was an der Akademie der Künste zu kritisieren war ist eigentlich nur, dass die aus der Akademie hervorgehenden klugen Gedanken und Analysen zu selten ihren Widerhall im Partei- und Staatsapparat der DDR fanden. Der heutige Abend war ein Resümee einer aufregende Periode der DDR aus erster Hand, die die Hörer im Anschluss zu vielen Nachfragen nutzten und die zu Anmerkungen anregte.

Christel Berger: Als Magd im Dichter-Olymp. Die Arbeit der Sektion Literatur und Sprachpflege an der Akademie der Künste der DDR in den achtziger Jahren.

Edition Schwarzdruck, Gransee 2013.
842 Seiten, 39,00 EUR.
ISBN-13: 9783935194600

Do, 22.01.2015

F. H. Ehmcke (18.10.1878 - 03.02.1965)

Die Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek wird aus Anlaß des 50. Todestages von F. H. Ehmcke im Foyer Skizzen, Entwürfe und Reinzeichnungen dieses Kunsttheoretikers und Künstlers ausstellen.
F. H. Ehmcke arbeitete von 1903 bis 1929 als Buchgestalter für Eugen Diederichs, darunter beinahe zwei Jahrzehnte lang in bestimmender Funktion. Er gab den Büchern des Diederichs Verlags die Form, die sie unverwechselbar machte. Ehmcke war maßgeblich und beispielgebend für das Buchganze, für Zeichnung, Schrift, Papier, Einband. Immer wieder bewies er seine besondere Gestaltungskraft, nicht zuletzt bei den Verlags- und Reihensignets.
F. H. Ehmckes Graphiken – meist Reinzeichnungen – bilden bei weitem den größten Anteil eines Künstlers innerhalb der Graphiksammlung des Eugen Diederichs Verlags in der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena. Diese Ausstellung präsentiert aber auch einen Fundus von Skizzen und Entwürfen für Eugen Diederichs aus dem Nachlaß F. H. Ehmckes - ermöglicht durch Schenkung und Leihgaben aus Privatbesitz. Damit liegen insgesamt über 500 Blätter des Künstlers vor.
In zehn Vitrinen werden die Entstehung und Stufen buchkünstlerischer Arbeit dokumentiert. Unverkennbar ist die selbstverständliche Sorgfalt, die das Buch zu einem dem Inhalt angemessenen Medium gestaltet. „Der Gehalt bestimmt die Gestalt“ – so hieß es werkbündisch.
Ein Licht fällt auch auf die verlegerischen Entscheidungen. Sichtbar wird, wie Eugen Diederichs als wesentlicher Protagonist der Buchreform zu Beginn des vorigen Jahrhunderts wirkte, wie er die Entwicklung vom Jugendstil zu einer Gesetzmäßigkeit in der Ornamentik und zu einer zeitgemäß modernen Buchgestaltung vorantrieb, zum guten und schönen Buch für Alle.

Ausstellung: 3. Februar – 4. Juli 2015

è Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena
Bibliotheksplatz 2
07743 Jena
(03641) 940048

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