Pirckheimer-Blog

Werner Klemke

Do, 18.07.2013

Im Holzstich gebändigte Energie

Karl-Georg Hirsch und Andreas Brylka. Faszination Holzstich und Buchillustration.
Elemente, 1992
Ist dieser bereits seit 13. Mai Fünfundsiebzigjährige nun der klassische disziplinierte Illustrator, oder doch eher der frei eigene Themen gestaltende Grafiker? Diese schwer zu beantwortende Frage erledigt sich bei dieser Ausstellung von selbst, da sie im Museum für Druckkunst Leipzig als Heimstatt gediegenen Buchdrucks stattfindet. Karl-Georg Hirsch wird hier ausschließlich als der mit hochstilisierter Holzstichakribie arbeitende Buchkünstler gezeigt. Zudem ist sein Ausstellungskomplex mit dem eines zweiten dem Buch verpflichteten Holzstechers verflochten, dem des einst ebenfalls an der Hochschule für Graphik und Buchkunst Leipzig ausgebildeten Hamburgers Andreas Brylka. So entsteht im Vergleich zweier ganz unterschiedlicher Temperamente eine umfassende Schau zur bildkünstlerischen Ausdeutung von Literatur.
Dazu muss man sagen - der Ort der Ausstellung hat es schon in sich. Krabbelt man mühsam zur dritten Etage mit den Ausstellungssälen hoch, absolviert man schon ein Programm des Kennenlernens aller Varianten herkömmlicher handwerklicher Buchherstellung. Beginnend im Hochparterre ist die technische Ausstattung einer Druckwerkstatt alten Stils komplett erhalten. Was in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts noch als Offizin Haag Drugulin und Offizin Andersen-Nexö firmierte, war eine gute Adresse für das Herstellen von Büchern, die häufig genug das auszeichnende Prädikat »schönste« erhielten.
Da nun beide Künstler das im 19. Jahrhundert lediglich als schnöde Reproduktionstechnik verbreitete Stechen in Hirnholz (im Unterschied zum Schneiden in Langfaserholz) pflegen, sind sie hier gut aufgehoben. Und sie zeigen, welche ganz moderne Ausdrucksmöglichkeiten sich darin noch verbergen. Allerdings bleibt der sieben Jahre ältere Andreas Brylka in dem Punkt introvertiert bodenständiger. Sein Prä gilt in alter Kleinmeistertradition der Vignette. Verlässt er dieses ureigenste Terrain, wird er in größeren Formaten schnell mit anderen Meistern wie Werner Klemke oder Aristide Maillol verwechselbar.
Karl-Georg Hirsch dagegen hat nach einer Jugend mit Stukkateurberuf und Radrennsport seine enorme Energiepotenz erst mit der jahrzehntelangen Disziplinierung im akademischen Betrieb gezähmt. »Ich mag es, dass mir das Hirnholz so viel Kraft abnötigt«, meint er selbst dazu. Einerseits differenziert er meisterhaft die Grauwerte im Strichgespinst analog dem grafisch bewegten Schriftbild des von ihm illustrierten Buches. Andererseits birst die Welt seiner oft bizarren Menschengestalten oft geradezu im verqueren Zu- und Gegeneinander. Kontrovers jeder Idylle gegenüber reißt er kuriose bis dämonische Konfliktsituationen auf. Allein der feste Umriss der Buchseite begrenzt die unbändige Bewegungslust der Akteure seiner fast dramatisch zu nennenden Kompositionen.
All das lässt sich, anschaulich verteilt auf vielfältige Rahmungen und Arrangements von Buchbeispielen, in Vitrinen betrachten. Die immer wiederkehrende Anmerkung »Leihgabe Dr. Peter Labuhn« deutet an: Hier zeigt mit dem nun bereits im Ruhestandsalter angekommenen Arbeitsmediziner aus Stendal ein passionierter Sammler von Buchgrafik eine Auswahl aus seinen Beständen. Der enge Kontakt zu dem Künstler entstand, als dieser 1976 bis 2003 vom Dozenten und Werkstattleiter zum Professor und Prorektor der Leipziger Kunsthochschule wurde, und dennoch ununterbrochen selbst entwarf und zeichnete, stach und gestaltete. Allein 24 Exlibris entstanden in der Zeit für das Ehepaar Labuhn.
Mit hier gezeigten Entwurfsskizzen, unveröffentlichten Druckbögen und dem Briefwechsel rundet sich das Bild einer engen Beziehung. Jedes Mal unverwechselbar Hirsch, und immer im nuancenreichen Schwarz-Weiß klassischer Grafik. Welch kritisch-aufklärerischer Geist die für LUBOK, die edition burgart, die Büchergilde Gutenberg oder vor allem für die bibliophile Edition Zwiedruck geschaffenen brandaktuellen Blätter prägt, kommt allerdings hier kaum zum Ausdruck. Holzstich hat doch über alles Technische hinaus eine geistige Dimension.
(Harald Kretzschmar in Neues Deutschland, 17.7.2013)
 
Ausstellung: 9. Juni bis 25. August 2013
 
Museum für Druckkunst Leipzig
Nonnenstraße 38


siehe auch: Karl-Georg Hirsch und Andreas Brylka

Treffpunkt Erasmus

Der Vorstand der Pirckheimer-Gesellschaft hatte auf Anregung unseres Mitglieds Matthias Haberzettl bekanntlich einstimmig beschlossen, dass unsere Gesellschaft das Projekt „Treffpunkt Erasmus“ unterstützt, mit welchem die antifaschistische Vergangenheit unseres Gründungsmitglieds, des Grafikers und Buchillustrators Prof. Werner Klemke, bekannt gemacht werden soll. Dieser hatte, wie erst kürzlich belegt werden konnte, in den Niederlanden während der faschistischen Besetzung zahlreiche Juden vor Deportation und Ermordung bewahrt.
Der hierzu erfolgte
Spendenaufruf erbrachte bislang Spenden in Höhe von  4.426  Euro auf das Konto der Pirckheimer-Gesellschaft (wird ständig aktualisiert).
 
... für weitere Informationen siehe hier!

Mi, 29.05.2013

Zwei deutsche Soldaten unterstützten den jüdischen Widerstand in Holland

Werner Klemke (1917-1994)             Johannes Gerhardt (1910-1944)
Vielen Mitgliedern ist Werner Klemke kein Unbekannter – nicht zuletzt als Mitbegründer der Gesellschaft und Schöpfer des bekannten Signets mit dem Porträt unseres Namensgebers.
Hier soll eine phantastische Geschichte erzählt werden von der aktiven Mitarbeit zweier deutscher Wehrmachtsoldaten im holländischen Widerstand (W.K. war von 1942 bis 1945 in Holland stationiert). Mit der Entdeckung des Archivs der Jüdischen Gemeinde von Bussum (20 km östlich von Amsterdam) durch eine ortsansässige Dokumentarfilmerin, Annet Betsalel, konnte anhand von Dokumenten die Unterstützung belegt werden, die Klemke und sein Wehrmachtskamerad Johannes Gerhardt durch das Fälschen von Papieren (Abstammungsunterlagen, Lebensmittelkarten) vielen von der Deportation bedrohten Menschen leisteten. Die Enkelin eines der Geretteten spricht von etwa 80 Personen, die diesem „Netzwerk“, von dem Klemke und Gerhardt ein Teil waren, ihr Leben verdankten. Sensationell, nicht wahr?!
Es gibt inzwischen eine Website mit Informationen zu diesem Filmprojekt; auch ein kurzer Filmtrailer ist dort zu sehen. Eine holländische Zeitung hat bereits mit einem großen zweiseitigen Artikel (mit vielen Fotos) über das Projekt berichtet; darauf meldete sich ein Augenzeuge bei Frau Betsalel, der Klemke in Holland noch persönlich kennengelernt hat. Die spannende Geschichte ist noch nicht zu Ende. Frau Betsalel hat bisher das gesamte Projekt aus eigener Tasche finanziert; die Fertigstellung des Films soll über ein sog. „Crowdfunding“ (Schwarmfinanzierung) erfolgen. Auch der kleinste Betrag hilft. Und wer kein Internet hat, oder wer gern eine Spendenbescheinigung erhalten möchte, kann seinen Beitrag auch an unsere Gesellschaft überweisen: Pirckheimer-Ges., Kto. 649814106, Postbank Berlin (BLZ 100 100 10), Verwendungszweck „Treffpunkt Erasmus“. Die Pirckheimer-Gesellschaft, die dieses Projekt selbstverständlich unterstützt, wird das dann auch mit diesen Spenden tun.

(Matthias Haberzettl)

Treffpunkt Erasmus auf facebook
siehe auch Der gestrichelte Kater

Mo, 27.05.2013

In Bayern regt sich was

Matthias Haberzettl
Sanfte Regungen sind in den Kreisen der bayerischen Pirckheimer zu verzeichnen. Mitte April wurden alle Mitglieder mit bayrischer Adresse angeschrieben. Und ein überraschen hoher Anteil der Angesprochenen antwortete brieflich, übers Internet oder telefonisch. Man vereinbarte ein erstes Treffen, um sich kennen zu lernen. Allerdings lag, und das ergab sich erst allmählich, der Termin etwas ungünstig in den Pfingstferien. So waren es denn sechs Teilnehmer, die sich in Matthias Haberzettls Wintergarten in Augsburg versammelten. Und es ergab sich ein unterhaltsamer Nachmittag, der dem gegenseitigen Kennenlernen diente - und dem Pläneschmieden für künftige Aktivitäten. Dazu soll ausführlicher in den „Marginalien“ berichtet werden. Der Pirckheimer Peter J. Moosbrugger, Inhaber der Pegasus Presse in Königsbrunn (Nahe Augsburg), stellte im weiteren Verlauf einige Kostbarkeiten aus seiner Produktion vor. Die Anerkennung der Anwesenden war ihm gewiss. Hoch diffizile illustrierte Werke mit bibliophilem Anspruch sind in seiner Presse entstanden und werden hoffentlich noch weiter entstehen. Dann präsentierte der Hausherr Teile seiner umfangreichen Sammlung mit dem großen Schwerpunkt „Werner Klemke“. Aber auch das illustrierte DDR-Buch- und -Grafikschaffen (z.B. aus dem Verlag Karl Quarch, früher in Leipzig) hat bei ihm ein Domizil. Ein überaus gelungener Nachmittag, der Appetit macht auf die Fortsetzungen, die sich bereits viel versprechend abzeichnen.
(Ernst Reif)

Di, 18.12.2012

Ein alter Kalender "passt wie neu"

Schon im März 2007, als ich Professor Wolfram Körner in seiner Wohnung in der Scharnhorststraße besuchte und neben vielen Geschenken auch die Möglichkeit erhielt, die beiden vorliegenden Kalenderblätter aus dem Gewerkschaftsteben zum Kopieren mit nach Hause zu nehmen, keimte der Plan der „Wiederverwertung" für eine meiner Jahresgaben. Es galt nur noch zu prüfen, wann Neujahr wieder auf einen Dienstag fallen würde so wie 1985. Das war zwar schon im Folgejahr 2008 der Fall - da dies allerdings ein Schaltjahr war, hieß es weitere fünf Jahre abwarten.
Erfreuen Sie sich also nun an diesen typischen Klemke-Illustrationen, die wohl für die Mehrzahl meines Adressatenkreises neu sind; und wenn auch die oder der Eine oder Andere anno '85 das Original an der Wand hängen hatte, so ist das ja auch schon eine Zeitlang her. Ich habe diesmal eigens auf das Heften der Blätter verzichtet, um den Kalender problemlos herausnehmen zu können.
Uns als kleines Schmankerl gibt's weiter hinten noch den SIBYLLE-Kalender von 1970 die Extra-Beilage in der Mitte des Heftes 6/1969, zusammen mit einer Zeichnung aus Heft 5 desselben Jahrgangs. Dazu noch Abbildungen von drei „Kalender-Rückwänden", die Klemke Anfang/Mitte der Sechziger für den Buchbindermeister Werner G. Kießig schuf; manchen ist ja vielleicht der Katalog und/oder das Plakat zu der großen Kießig-Ausstellung im Frühjahr 1984 in der Deutschen Staatsbibliothek bekannt.
Und damit gehen wieder einmal herzliche Weihnachts- und Neujahrsgrüße von Augsburg aus „in alle Welt" - wo immer sich die vielen Brief- und Sammlerfreunde auch aufhalten, und einem hoffentlich glücklichen & gesunden Jahr 2013 entgegensehen.

(Matthias Haberzettl, Augsburg, im Dezember 2012)

Werner Klemke - Kalender 2013
Sammlung Matthias Haberzettl
Augsburg im Dezember 2012
Auflage 70 Exemplar

Mo, 17.12.2012

Zwischen Brecht und Bilderbuch

Die Jahresgabe des Berliner Bibliophilen Abends ist 2012 eine Vorzugsausgabe "Frans Haacken. Zeichner zwischen 3 Welten" mit einem Haacken-Linolschnitt aus dem Jahr 1932. Es ist die erste umfassende Biographie zum vergessenen? Brecht-Grafiker und Kinderbuchgestalter. Von seinen Plakaten für das Berliner Ensemble bis zum Kinderbuchklassiker "Peter und der Wolf", von illustrierten Lion Feuchtwanger-Gedichten bis zu Nonsens-Trickfilmen für "Die Sendung mit der Maus", von "Alice im Wunderland"-Adaptionen bis Kirchenglas im rheinischen Kohlebergbau, von in Cannes prämierten Werbefilmen bis zu Briefmarkenentwürfen - Haacken war ein vielseitiger Nachkriegskünstler im Dunstkreis vieler Szenen, sei es die Galerie Rosen um Heinz Trökes, die Trickfilmerin Lotte Reiniger und Werbefilmer Hello Weber, die Theatermacher Peter Palitzsch, Bertolt Brecht und Roman Weyl, die Grafiker Werner Klemke und Herbert Sandberg, die Verleger Arthur Felguth und Alfred Holz. Gerade deswegen geriet er aus dem Blickfeld. Er war einfach zu aktiv.
Zusammen mit den Gestaltern der formdusche entstand von Till Schröder nach drei Jahren Reifezeit und Recherche ein reich bebilderter Überblick über Leben und Werk des Zeichners, der frühzeitig einen unverwechselbar reduziert-ironischen Strich entwickelte und mit seiner wohltemperierten Farbigkeit der Zeit um einiges voraus war. Durch das Auswerten des bisher unbekannten Nachlasses und akribische Recherchen in Archiven und Sammlungen entstand ein detailliertes Bild des Grenzgängers zwischen Ost und West, zwischen Avantgarde und Reklame - einem Spötter zwischen drei Welten: Buch, Grafik und Film.
Das Buch wird in der nächsten Ausgabe der MARGINALIEN von Franz Zauleck besprochen, ergänzt um einen Beitrag über Haacken von Till Schroeder im darauffolgenden Heft.

105 Exemplare als Vorzugsausgabe, davon 80 Expl. für den BBA, diese in geprägtem Ganzleinen mit Schutzumschlag und einem Linolschnitt: „Jazz“ von Frans Haacken (ca. 1932) als autorisiertem Handabzug auf handgeschöpftem Bütten.

Gretanton-Verlag
232 Seiten mit 390 meist farbige Abbildungen,
30,5 x 21,5 cm
ISBN 978-3-00-040470-2

1 Kommentar:
Dr. Ralph Aepler hat gesagt: Dank unseres Pirckheimer Blog‘s, für dessen Betreuung wir alle!, Herrn Abel Doering, nicht genug danken können, bin ich auf Till Schröders Buch über Fritz Haacken aufmerksam geworden und ich habe mir sofort ein Exemplar zusenden lassen.
Für mich als Freund von Nachschlagewerken ist es stets ein Genuss, einen kompakten und zugleich umfassenden Überblick zu bekommen. Die ausgewählten Bilder unterstreichen den Text und erweitern den eigenen Blick über die bekannten Beispiele, wie Peter und der Wolf hinaus. Das Buch steht bei mir direkt neben Jürgen Holsteins Blickfang, also den Ritterschlag meinerseits hat das Buch! 22.12.2012

Sa, 13.10.2012

Ausstellungseröffnung

Matthias Haberzettl, Foto © LHA
Gestern Abend eröffnete unser Mitglied Matthias Haberzettl in Immenstadt/ Allgäu eine von ihm und seiner Gattin liebevoll gestaltete Ausstellung über Werner Klemke im Literaturhaus der Stadt.
Der Laudator Arthur Lanka schaffte es in 5 Minuten den Funken seiner Begeisterung für den Künstler und den Sammler! auf die 25 Anwesenden überspringen zu lassen. Anschließend gab Matthias Haberzettl eine kurzweilige und unterhaltsame Einführung in das Werk des von vielen (den meisten oder gar allen?) Pirckheimern geschätzten Werner Klemke’s.
Die Ausstellung zeigt die raren Klemke Werke, natürlich im Original. An den Wänden und in den Vitrinen vermittelt Matthias Haberzettl einen phantastischen Eindruck des Schaffens des „workaholics“ Klemke. Die Ausstellung ist ein perfektes Spiegelbild eines Sammlers der durch seine Auswahl den Künstler Klemke und sein Werk umfassend zu würdigen weiß.
Dem Organisator, Stadtrat und Kulturreferent Harald Dreher, und seinem Team kann man nur zurufen „Weiter so!!!“ und ein großes Dankeschön für das Engagement in Sachen Buch.
Mehr Informationen zu der Ausstellung findet man hier. Besuchen Sie Immenstadt und das Literaturhaus es lohnt sich wirklich. Versprochen!
(Dr. Ralph Aepler)
 
Ausstellung: 12. Oktober bis 10. November 2012

Literaturhaus
Bräuhausstr.
87509 Immenstadt/Allgäu

Di, 02.10.2012

Buchkunst von Werner Klemke

Bibliophile Buchausstellung mit Illustrationen und Buchausstattungen zu Werken der Gegenwarts- und Weltliteratur aus der Sammlung unseres Mitglieds Matthias Haberzettl.
(weitere
Informationen ...)

Eröffnung 12.Oktober 2012 um 19.30 Uhr, Musik Ensemble Triolage, Begrüßung Kulturreferent Harald Dreher, Einführung Arthur Lamka, Sonthofen
Ausstellung: 12. Oktober bis 10. November 2012

Literaturhaus
Bräuhausstr.
87509 Immenstadt/Allgäu

Mo, 01.10.2012

Herzlichen Glückwunsch zum 80sten


Spätestens seit ihrer Bibliographie der illustrierten Bücher von Werner Klemke in Heft 13 der MARGINALIEN (1963), die für viele Sammler Anregung gab, die Arbeiten dieses überaus produktiven Buchkünstlers zu sammeln, begleitet die Jubilarin Renate Gollmitz, lange Zeit als Mitstreiterin von Horst Kunze, aktiv das Leben unserer Gesellschaft, ab 2000 auch als Vorstandsmitglied der Berlin-Brandenburger Regionalgruppe.

Wir wünschen ihr heute vor allem Gesundheit, Gesundheit und Gesundheit!

Di, 20.12.2011

Neues aus der Sammlung Matthias Haberzettl

Das kleine Buch der Klemke-Rekorde

Als wirkliche Liebhaber-Ausgabe von 70 Exemplaren erschien, gedacht als kleiner Gruß zum Jahresende in der Sammlung Matthias Haberzettl Das kleine Buch der Klemke-Rekorde. Dieses Heftchen offeriert Erwartetes, wie zum Thema Das Buch mit den meisten Auflagen (Die Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm) oder zum Buch, welches in den meisten Ländern und den meisten Verlagen erschien (Fred Rodians Hirsch Heinrich), aber auch Überraschendes, wie das Land mit den meisten Neuauflagen seit den 80gern (Japan!, Deutschland mal außen vor gelassen) oder die am häufigsten nachgedruckte Graphik (Portät W.I. Lenins, zuerst veröffentlicht in Majakowskis Oktober-Poem).
Ich danke für diese nette Jahresgabe!
(ad)

Di, 11.10.2011

Inge Jastram

Radierungen und illustrierte Bücher

Inge Jastram wurde 1934 in Naumburg an der Saale geboren. Nach einer Schneiderlehre mit Gesellinnenabschluss begann sie ein Studium als Modezeichnerin in Erfurt, das sie jedoch abbrach. 1952 – 57 studierte sie an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, u.a. bei Werner Klemke, und beendete das Studium mit dem Diplom als Buchgrafikerin.
In den ersten Jahren nach dem Studium arbeitete sie als Zeitungsillustratorin, gestaltetet aber auch Projekte im Rahmen von "Kunst am Bau". 1958 heiratete sie den Bildhauer Jo Jastram (1928 – 2011) und zog mit ihm nach Rostock, heute lebt sie auf einem Hof einige Kilometer vor Rostock.
Jastram war in der DDR vor allem für den Hinstorff- und den Eulenspiegel-Verlag als Buch- und Zeitungsillustratorin tätig. Nach 1989/1990 zeichnete sie zunächst hauptsächlich Porträts von Prostituierten in Berlin. Sie ist wohl eine der versiertesten Radiererinnen Deutschlands, und mit ihrem technischen Können setzt sie sowohl erotische wie auch gesellschaftspolitische Themen eindringlich ins Bild. Sie bekennt sich in ihrem künstlerischen Schaffen ausdrücklich zu Wahlverwandtschaften mit Henri Toulouse-Lautrec und George Grosz.
(Wolfgang Grätz)

Ausstellung: 11. Oktober bis 17. November 2011


è
Büchergilde Buchhandlung & Galerie Frankfurt
An der Staufenmauer 9
60311 Frankfurt/M

Di, 12.07.2011

Schutzumschläge der Nachkriegszeit


Eine kleine Tafelausstellung mit kommentierten Reproduktionen von Schutzumschlägen von 1945 bis 1956 aus der SBZ und der frühen DDR ist zur Zeit in Berlin zu sehen. Der Publizist Dr. Erhard Weinholz hat aus einem großen Materialfundus eine Auswahl getroffen, die charakteristische Beispiele für die ästhetische Bewältigung der Nachkriegsjahre von Heinz Reins "Finale Berlin" bis zu Ehrenburgs "Tauwetter" zeigt. In Gruppen wie Aufbau in Stadt und Land, Reportagen, chinesische und mongolische Literatur oder Kinderbücher geordnet, erhält der Betrachter einen Eindruck von der äußeren Gestaltung der Literaturproduktion dieser Jahre. Mit Namen wie Klaus Wittkugel, Gerhard Goßmann, Paul Rosié oder Werner Klemke sind daran bis heute unvergessene Künstler beteiligt. In der vom Verein Pro Kiez Bötzowviertel ehrenamtlich betreuten Kurt-Tucholsky-Bibliothek in Prenzlauer Berg, sind die Tafeln zu den Öffnungszeiten der Bibliothek zugänglich.
(Konrad Hawlitzki)

Ausstellung: 4. Juni bis vorauss. Ende September 2011

Kurt-Tucholsky-Bibliothek
Esmarchstr. 18
10407 Berlin


1 Kommentar:
Eine kleine Ausstellung, fürwahr! Zu wünschen bleibt eine größere Exposition aus dem vorhandenen Bestand. (Abel Doering)

Fr, 20.05.2011

Werner Klemke (1917-1994)

Bildschöpfer und Buchmagier

Der Berliner Buchkünstler und Grafiker WERNER KLEMKE schuf in nahezu 50 Jahren ein Werk von beeindruckender Fülle. Zahllos seine Lithografien und Holzstiche, Buchgestaltungen und -illustrationen, Plakatentwürfe und weitere gebrauchsgrafische Erzeugnisse. Unter den Illustratoren der DDR war er gleichermaßen künstlerisch herausragend wie auch der wohl produktivste und bekannteste – seine Grimmschen Märchen oder der MAGAZIN-Kater wohl jedem Bürger vom Thüringer Wald bis zur Ostsee geläufig. Auch international wurden seine Arbeiten bekannt und gewürdigt – erschienen seine Bücher in zahlreichen Übersetzungen und vielen Auflagen.

Diese Ausstellung gibt in kleiner Auswahl aus der Sammlung unseres Mitglieds Matthias Haberzettl einen Überblick über die gesamte Breite seines Schaffens, das „nach Zahl und Art einem Meere“ gleicht – so Horst Kunze, langjähriger Direktor der Berliner Staatsbibliothek und Freund und Bibliograph Klemkes.
Die Ausstellung kommt auf Anregung von, und in Zusammenarbeit mit dem Galeristen Volkmar Däberitz zustande, in dessen "Keller-Galerie" in Bergisch Gladbach 1991 die erste Personalausstellung Klemkes in der "alten" Bundesrepublik stattfand.

Eröffnung: 31. Mai um 12 Uhr
Einleitung: Matthias Haberzettl, Augsburg
Ausstellung: 31. Mai bis 14. Juni 2011

STIFTUNG ZANDERS
- Papiergeschichtliche Sammlung -
im Kulturhaus Zanders
Hauptstrasse 267
51465 Bergisch Gladbach
Tel. 0 22 02-3 19 74

Do, 25.11.2010

Kinderwelten

55. internationale Kinderbuchausstellung

Wir haben gerufen und viele sind dem Ruf gefolgt. 58 Verlage haben insgesamt 542 Kinderbücher zur Ausstellung eingesandt. Das größere Kontingent von über 300 Büchern kommt aus Deutschland, sowie Österreich und der Schweiz. Weitere gut 200 sind aus Frankreich, Italien, Ungarn, Norwegen, Japan, Marokko, Türkei und dem Iran.
Aus dem Iranischen Verlag SHABAVIZ PUBLISHING COMPANY wurden 50 zauberhaft illustrierte Kinderbücher ins Museum gesandt und sind dort in einer Sonderschau im Kabinett zu sehen. Alle Bücher liegen nochmals auf dem Lesetisch aus; die iranischen Mitbürger sind herzlich eingeladen, hier zu schmökern.
Insgesamt sind sieben neue Verlage an der Ausstellung beteiligt.



Weiterhin zu sehen: Märchenillustrationen zu Andersen, Grimm und anderen. Eine Besonderheit hierbei die Illustrationen von Gerhard Oberländer und Werner Klemke; dazu die bezaubernden Unikatbücher von Marianne Vogel. Neu bearbeitet von Christine Nöstlinger illustriert von Antonio Saura, Pinocchio, aus dem Hatje Cantz Verlag, als Pendant hierzu, Pinocchio in luxemburgisch illustriert von Anne und Pit Weyer.


Der Saal ist ganz den Büchern der vielen Verlage gewidmet. Hier tummeln sich Tiere, Monster, Pop-up-Bücher, zu sehen ist Fröhliches, Skurriles und Trauriges. Die Lesetische sind gut bestückt und laden zum Verweilen ein.
An der Wand unter Glasrahmen, zwei neue, noch nicht veröffentlichte Bücher: Pantopetel (graphische Arbeit) von Helene Deutsch, HfG Offenbach, und ein illustriertes Märchenbuch „Paula will fliegen“ von annira.

Ausstellung vom 26. November 2010 bis 13. Februar 2011

è Klingspor-Museum
Herrnstr. 80
63065 Offenbach

Di, 11.05.2010

Die Verlegerin

„Ein gutes Buch ist immer illustriert"


„Zu einem guten Buch gehört für mich immer, dass es illustriert ist", sagt Marita Hoffmann. Deswegen empfiehlt die Geschäftsführerin des in Oggersheim ansässigen Llux-Verlags und Vorsitzende und Mitbegründerin des Vereins „Initiative Buchkultur: Das Buch" nicht nur einen Klassiker, sondern eine besondere Ausgabe davon: das von Giovanni Boccaccio in der Mitte des 14. Jahrhunderts verfasste „Decamerone", gestaltet in den 50er Jahren von dem in der DDR lebenden und 1994 verstorbenen Grafiker und Hochschulprofessor Werner Klemke. „Es ist ein Gesamtkunstwerk", schwärmt Hoffmann, „er hat sogar die Schriften gestaltet und als Illustrationen Holzstiche angefertigt." Für das Werk habe Klemke sogar die Ehrenbürgerschaft von Baccaccios Geburtsort Certaldo bekommen. „Ich kenne das Buch schon länger, besitze es aber erst seit einem Jahr", sagt Hoffmann. Es werde in dieser Form zwar nicht mehr verlegt, sei aber, „wenn man ein bisschen stöbert", in Antiquariaten oder im Internet zu bekommen, sagt die 45-Jährige.
Neben den Illustrationen begeistert sie auch Boccaccios Ursprungsidee immer wieder: von zehn jungen Leuten zu berichten, die sich zum Zeitvertreib Geschichten erzählen, lustige, schöne und traurige. „Ich liebe die italienische Literatur", sagt Marita Hoffmann, „auch die moderne."
(heß)
Quelle/© : „Die Rheinpfalz" aus Ludwigshafen, 23.4.2010

Kommentar:
Es versteht sich von selbst, daß ich nicht nur ein "Lieblingsbuch" habe, eher noch gar keins, wenn man's genau nimmt. Daß ich am "liebsten" Grammatikbücher, egal welcher Sprache, lese, wollte die Redakteurin als Empfehlung nicht gelten lassen. So habe ich die von Werner Klemke illustrierte Decamerone-Ausgabe gewählt. Was in der Zeitung ebenfalls nicht steht, ist der erotische Aspekt eines Teils der Geschichten und die Gesellschaftskritik, die sich - gerade aktuell - vorwiegend in dem unsittlichen Verhalten der Mönche und sonstiger geistlicher Würdenträger äußert. Wer sich die Illustrationen gerne einmal anschauen möchte, findet eine Sammlung davon hier.
(Marita Hoffmann)