Pirckheimer-Blog

Bertolt Brecht

Do, 24.03.2022

Harald Kretzschmar, Brecht-Karikaturen, Postkarten

5 Karikaturen von Harald Kretzschmar im Brecht-Shop

Fünf Karikaturen von Bertolt Brecht und seinem Umfeld des Pirckheimers Harald Kretzschmar sind seit Januar exklusiv in der Buchhandlung am Obstmarkt in Augsburg erhältlich.
Kurt Idrizovic, ebenfalls Pirckheimer, entdeckte eine der Karikaturen in den „Marginalien“ (Typografische Beilage in Heft 241: "Harald Kretzschmar: Über das Porträtieren") und kam rasch mit dem Zeichner überein, diese bekannten Porträt-Karikaturen im Brecht-Shop als Postkarten anzubieten.

Volkmar Häußler, passionierter Sammler von Graphiken zu Brecht, berichtet darüber im „Dreigroschenheft“ 2/2022.

Harald Kretzschmar, 1931 in Berlin geboren, wuchs in Dresden auf und studierte von 1950 bis 1955 an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Danach arbeitete er freischaffend, u.a. bis 1991 beim „Eulenspiegel“. 1975 war er Mitbegründer des „SATIRICUM“ in der Bücher- und Kupferstichsammlung Greiz, die als Nationale Karikaturensammlung der DDR (und nach der Wende ganz Deutschlands) mit mehr als 10.000 Blatt einen hervorragenden satirischen Bilderfundus zur Zeitgeschichte darstellt.

Sa, 21.08.2021

Fabulae de domino Keunorum

»Consilia contra violentiam
Cum Dominus Keuner, cogitandi, in praetorium dixit ante multus contra violentiam, vidi, populo recipet et vadit. Circum videt et videt post tibi violentiam.
„Quod dixisti?" rogavit violentiam
. ...«

Dem Brecht-Freund werden diese Worte bekannt vorkommen, zumindest, wenn er oder sie das Latinum hat - anderen, die so wie ich des Lateinischen nur oberflächlich mächtig sind, sei hier das Original angefügt:
»Maßnahmen gegen die Gewalt
Als Herr Keuner, der Denkende, sich in einem Saale vor vielen gegen die Gewalt aussprach, merkte er, wie die Leute vor ihm zurückwichen und weggingen. Er blickte sich um und sah hinter sich stehen – die Gewalt.
"Was sagst du?" fragte ihn die Gewalt.
...«

Diese doppelte geistige Herausforderung, der Brechtche Text und die lateinische Wiedergabe, ist Matthias Kubitz, Herausgeber und Übersetzer ins Lateinische einiger von Bertolt Brechts "Geschichten vom Herrn Keuner" zu verdanken. Matthias Kubitz hat Germanistik und Geschichte studiert und sich in seiner Abschlussarbeit mit Robert Gernhardt und Ernest Hemingway beschäftigt. Seitdem steht das Nachdenken über Literatur im Zentrum seines Schaffens.

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Books on Demand, 2019
geb., 32 Seiten
ISBN: ‎978-3749432004
12,99 €

Fr, 20.08.2021

Druck & Buch

Die Buchkunstmesse „Druck & Buch“ findet wieder im Rahmen des 41. Erlanger Poetenfests statt.

Seit 2008 ist die „Druck & Buch“ zu einem festen und unverzichtbaren Bestandteil des Erlanger Poetenfests geworden, die viele neue Interessierte der „schwarzen Kunst“ gewinnen konnte. Nach einer pandemiebedingten Pause im Jahr 2020 präsentiert sie nun zum bereits 13. Mal Buchkunst, die diesen Namen auch wirklich verdient.
Diese Buchkunst-Ausstellung will eine künstlerische Vielfalt zeigen, die handwerklichen Traditionen ebenso verpflichtet ist, wie experimentellen Techniken. Das Spektrum reicht dabei von in Bleisatz gesetzten Büchern mit Original-Grafiken über Buchkleinodien in japanischer Blockbindung bis hin zu Computergrafik- und Unikatbüchern. Der Gründer der „Druck & Buch“, Peter Zitzmann, verstarb 2017 überraschend nach kurzer Krankheit. Nach der Auflösung des Vereins „Druck & Buch e. V.“ führt Johannes Häfner die Veranstaltung im Rahmen des Erlanger Poetenfests weiter fort.

20 Künstler stellen ihre Werke vor, darunter die Pirckheimer Wolfram Benda (The Bear Press), Johannes Häfner (ICHverlag Häfner+Häfner) und Hanif Lehmann (widukind-presse). Weitere Aussteller sind Dreier Press, edition bim, edition wasser im turm.berlin, Gerard Paperworks, Sabine Golde (Carivari), Karl-Friedrich Groß, Handsatzwerkstatt Fliegenkopf, Mühleisen-Presse, Eberhard Müller-Fries, Gerhard Multerer, Neue Cranach Presse, officin albis, Original Hersbrucker Bücherwerkstätte, Rehlensche Handpresse Nördlingen, Hilla Rost, Sonnenberg-Presse Lichtenau und Annette Vogel.

28./29. August 2021

Redoutensaal Foyer
Theaterplatz 1, 91054 Erlangen

Mo, 16.08.2021

Kurt Schwaen, Foto: Rex Schober

”Wer möchte nicht im Leben bleiben…“

Gestern eröffnete im Beisein von Ina Iske-Schwaen, Pirckheimerin und Leiterin des Kurt-Schwaen-Archivs, eine Ausstellung über den Komponisten.

Wie kein anderer hat Kurt Schwaen (1909–2007) das Musikleben in der DDR geprägt. Gemeinsam mit Bertolt Brecht, Günter Kunert und vielen anderen Schriftstellern schrieb er zahllose Lieder und Kantaten, komponierte für Kinder und Erwachsene, schuf ungewöhnliche Kammermusik und Orchesterwerke, vertonte u.a. den Film „Der Fall Gleiwitz“. Nur mit viel Glück überlebte der überzeugte Kommunist die NS-Diktatur. Nach dem Krieg engagierte er sich mit großem Einsatz für den Wiederaufbau des Musiklebens.
In Zusammenarbeit mit dem Kurt-Schwaen-Archiv präsentiert das Bezirksmuseum Marzahn-Hellersdorf bekannte und unbekannte Fotos und Dokumente, längst verschollen geglaubte Theaterkulissen und Werkzeuge für die Herstellung von Noten sowie zahlreiche Hörbeispiele aus dem Werk des Komponisten.

Ausstellung 16. August 2021 bis 22. April 2022

Bezirksmuseum Marzahn-Hellersdorf Haus 1
Alt-Marzahn 51, 12685 Berlin

Di, 19.09.2017

Klemke illustriert Brecht

Die Bitten der Kinder

Die Häuser sollen nicht brennen.
Bomber sollt man nicht kennen.
Die Nacht soll für den Schlaf sein.
Leben soll keine Straf sein.
Die Mütter sollen nicht weinen.
Keiner sollt töten einen.
Alle sollen was bauen.
Da kann man allen trauen.
Die Jungen sollen`s erreichen.
Die Alten desgleichen.

Bertolt Brecht (1951)

Abb. 1 zeigt die 1. Aufl. Unsere Fibel. Autorenkollektiv. - Berlin: Verlag Volk und Wissen. 1974. - 111(1) S. - 27,5 x 18,8 cm. - iOPp.
Abb. 2 dass. 2 Auflage: 1975.

Gefunden im Katalog Schönste Bücher 1974 (DDR), S. 37: Illustrationen und Ein­band: Werner Klemke. Schreibschrift: Renate Trost. Auflage: 300.000. Schrift: Gill-Grotesk (Monophoto). Pappband. 112 Seiten mit 140 Bildern.

So, 23.07.2017

Der Pressezeichner Emil Stumpp

Emil Stumpp (1886-1941) – der bekannteste Pressezeichner der Weimarer Republik, ein vergessener Künstler der Weimarer Republik – in der DDR „wiederentdeckt“ durch seinen Schwiegersohn, den Komponisten Kurt Schwaen aus Berlin-Mahlsdorf mit seiner Veröffentlichung „Über meine Köpfe: Texte, Porträts, Landschaften“ (Berlin, Der Morgen 1983).
Um die 20.000 Bilder brachte er, zumeist mit Holzkreide als Entwurf zu Papier, das dann mit einem speziellen Umdruckverfahren auf den Lithostein gebracht wurde, ist in einer Auswahl von Porträtzeichnungen nun in einer Ausstellung im Grafischen Kabinett in Augsburg zu sehen, die gestern eröffnet wurde, und zum überwiegenden Teil aus der Sammlung des Augsburger Pressehistorikers Dr. Martin Welke (Stiftung Deutsches Zeitungsmuseum) bestückt wurde, der auch die detailreiche Einführung hielt.
Bert Brecht und Gerhart Hauptmann, Käthe Kollwitz und Heinrich Zille, Konrad Adenauer und Franklin D. Roosevelt, Albert Einstein, Max Schmeling und Fridtjof Nansen – Stumpp zeichnete sie alle in den „Goldenen Zwanzigern“ (und Dreißigern).
»Kunstkritiker attestierten ihm [...] eine fast übernatürliche Begabung zum „psychologischen Porträt“: Bei aller Sachlichkeit schwinge stets „ein starker und vernehmbarer Unterton mit, der das seelische und geistige Profil des inneren Menschen bloßlegt.« (zitiert aus dem Flyer der Kunstsammlungen & Museen Augsburg)
„... das Profil des inneren Menschen bloßlegt“ – so nimmt es nicht wunder, dass ein wenig schmeichelhaftes Hitlerporträt, „nach dem Leben gezeichnet“ (so der Unter-Bildtitel), veröffentlicht zu Führers Geburtstag am 20.4.1933 im „Dortmunder Generalanzeiger“, seiner Karriere ein abruptes Ende bescherte.

(Matthias Haberzettl)

Über die Ausstellung wird hier in der Augsburger Allgemeinen berichtet.
Hier findet sich der Flyer zur Ausstellung.
Die Ausstellung läuft noch bis zum 12. November 2017.

Kunstsammlungen & Museen Augsburg
Grafisches Kabinett
Maximilianstr. 46, 86150 Augsburg
In Kooperation mit der Stiftung Deutsches Zeitungsmuseum

Do, 15.12.2016

Peter Sodann liest Bertolt Brecht

Das Mitglied der Pirckheimer-Gesellschaft, der Künstler, Schauspieler und Bibliophile Peter Sodann geht als 80-Jähriger noch einmal auf Tournee und greift dabei mit den „Flüchtlingsgesprächen“ zu einem hochaktuellen Text von Bertolt Brecht.
Bertolt Brecht: Flüchtlingsgespräche, mit 12 Holzschnitten von Hans Ticha,
Leipzig 1997 (Reihe Leipziger Drucke des LBA)
Die in den frühen vierziger Jahren geschriebenen Dialoge handeln vom Alltag der aus Deutschland Vertriebenen, vertreten durch den Intellektuellen Ziffel und den Arbeiter Kalle, die sich im Restaurant des Hauptbahnhofs von Helsinki über die internationale Lage und die eigene Situation unterhalten. Sie führen ausgesprochen subversive Dialoge, etwa über die deutsche Herrschaft und Geschichte oder die Machtverhältnisse in ihrem Exil, die bis heute nichts von ihrer sprachlichen Kraft eingebüßt haben. Und es gibt wohl wenige, die Wirkungsmacht und Ton dieser Gedanken derart zum Klingen bringen können, wie Peter Sodann. Ihm ist es eine Herzensangelegenheit, seinem Publikum gerade diesen Text von Bertolt Brecht noch einmal nahe zu bringen. Begleitet wird Sodann dabei vom Pianisten und Sänger Michael Letz, der nicht nur Brechts Ziffel-Song, sondern auch andere Lieder zum Thema beisteuern wird.

Lesung mit Musik: 16. Dezember 2016, 20:00 Uhr

Landrat-Predeick-Allee 1, 59302 Oelde

Mi, 14.12.2016

Die Ausnahme und die Regel

Und schon wieder kann an dieser Stelle auf einen von einem Pirckheimer herausgegebenen Buch verwiesen werden: Mit seinem 41. Druck legte der Pirckheimer Hanfried Wendland "Die Ausnahme und die Regel" den dritten Titel von Bertolt Brecht in der Reihe NeueKleiderDrucke vor. Der Druck auf 80 Seiten im Format 39 x 29,5 cm enthält zwölf Farbholzschnitten von Hanfried Wendland.

Ausgabe A:
24 arabisch nummerierte Exemplare
18 Exemplare als Normalausgabe 580 €
6 Vorzugsexemplare mit einer Suite aller Graphiken 730 €
Ausgabe B:
4 römisch nummerierte Exemplare mit einer Suite aller Graphiken sowie einem Original-Druckstock 880,- €

So, 27.03.2016

Hans Tichas malerische Signets

Wie ist Ironie in Bildern erkennbar? Offenbar schwer, stellte der Maler Hans Ticha fest, als in seinen Bildern mit Rote-Fähnchen-Schwingenden kommunistische Propaganda gemutmaßt wurde.
Gemäß dem Slogan von Friedrich Schlegel „Ironie ist Pflicht“ fand Ticha in den gesammelten Zeitungsfotos ironische Sinnzeichen für seine „Hochrufer“ und „Klatscher“, die sich als vermeintliche „Sieger der Geschichte“ auf Parteitagen zur Schau stellten. In Serien führt er die erbsköpfigen „Klatscher“ von 1983 achtteilig vor, rückt die klatschenden Hände monströs in den Vordergrund. Die großformatigen grauen oder knallbunten Bilder mit stereometrischen Figuren wirken, als seien sie „in sattes Öl gehauen“ (Jürgen Rennert). Wie kann man in diesen Unter- und Überdimensionierungen, in den Kugel- und Nullenköpfen und ihrer Gesichtslosigkeit, in den Glättungen, welche die Individualität auslöschen, keine Ironie erkennen?
Hans Ticha, 2000,
Farbholzschnitt (4 Platten)
Tichas Spott traf die parteiideologische Versimplifizierung und die Sinnentleerung der kommunistischen Idee, die als Marxismus-Leninismus in die „Parteikader“, ein Bild von 1984 zeigt sie, eingetrichtert wurde. In der Parteisprache kampfbereit verarbeitet zu Losungen „Plane mit / Regiere mit …“, von Ticha in „LTI II“, Öl, 1983, festgehalten. Darin folgt er Victor Klemperer, der in „Lingua Tertii Imperii“ untersucht hat, wie sich in der Sprache das Wesen hüllenlos offen zeigt.
Vor 1989 standen Tichas Bilder in einem Stapel mit dem Gesicht zur Atelierwand. Polit-Bilder, die nur noch die Frau und der Freund sehen durften. Ticha, der in seiner Kunst auch die Schüsse an der Mauer nicht ignorierte, der aufmarschierende Soldaten in der Bleistiftzeichnung „Deutsches Ballett“ und gröhlende Beifallsbekundungen und Selbstbeweihräucherung verspottet, die unfassbar gesteigert werden in einer Zeit massenhafter Ausreise von jungen Leuten, denen Erich Honecker keine Träne nachweinen will. Trotzdem wirft sich ein „sich selbst applaudierender Staat“, wie Erik Stephan im Katalog festhält, mit Genugtuung in die Brust. Ticha kann also vorweisen, was viele DDR-Oppositionelle nicht in der Schublade haben oder womit sie sich erst ab 1990 zu veredeln suchten. Neben lesenswerten Einsichten kehren in Paul Kaisers Katalogtext Klischees über die DDR wieder, welche die richtige Kritik so vereinfachen, dass sie falsch wird. Wer sich die stilistisch völlig eigenartige Kunst der Schüler von Kurt Robbel – Ronald Paris, Konrad Knebel, Hans Vent, Heinrich Tessmer, Helmut Symmangk und Hans Ticha – vor Augen führt, kann doch nicht behaupten, dass an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee nur ein begrenztes „Arsenal der lizenzierten Stilmittel [exerziert]“ werden konnte. Jeder Kunstfreund in der DDR wusste außerdem, wie man sich einen „Blick in die Kunstgeschichte der Moderne“ verschaffen konnte; an den Hochschulen in Erfurt, Leipzig, Dresden, Berlin, Greifswald wurde sie auch nach Ausbildungsplänen vermittelt; seit 1965 verschaffte die „Intergrafik“ vertieften Einblick; ab 1966 erschienen Bücher und Ausstellungskataloge zum Bauhaus, vor allem die Serie in der Galerie am Sachsenplatz Leipzig; seit 1977 zeigte das Alte Museum in Berlin „Zeitgenössische Kunst aus der Sammlung Ludwig“ und so weiter.
Der Weg des Künstlers Hans Ticha begann Ende der 1960er Jahre unter dem Einfluss seines formenstrengen Lehrers Kurt Robbel, der ihm auf Augenhöhe begegnete und in seiner Folge sah. Zu spüren ist der Einfluss von Oskar Schlemmer, El Lissitzky, Hans Arp, Konrad Klapheck, vor allem von Fernand Léger und den Kubisten. Ticha ist keineswegs losgelöst von der europäischen Moderne. Er wirkt zudem als Pop-Künstler, der aber nach Erik Stephan nicht wie die westlichen Pop-Artisten die reiche Konsumwelt aufs Korn nimmt, sondern die in der kargen DDR sich massenhaft ausbreitende Propaganda. Bei ihr geraten die Menschen, wie das Objekt „Meinungsbildung“ aus Holz und Metall von 1988 demonstriert, in ein Folterinstrument.
Tichas Bekanntheit begründeten Sportbilder, zwar ein Angriff auf des DDRlers liebstes Terrain, aber mit Komik und selbst mit Bewunderung aufgefasst. Welch elegantes paralleles Gleiten im „Eislauf“, 1980, oder das akrobatische Ineinandergestecktsein von Frau und Mann beim „Eislaufpaar“, 1985.
Wenn sich Stuhlbeine in zwei Füßen gründen, der „Rote Bläser“ ohne Mund bläst oder die gemalten Leitz-Ordner in Norm-Format, mit Kantenschutz, Griffloch und 180-Grad-Präzisionsmechanik ein Menschenbild spiegeln, erleben wir bei Ticha Verwandlungen, die allegorischen Sinn tragen.
Tichas Name heißt Stille. Von seinen frühesten bis aktuellen Gemälden sucht er in einer oft stillen, monumentalen Ästhetik nach malerischen Signets und Piktogrammen. Die aktuellen Parteitagsrituale führender Parteien wiederholen ähnliche aufdringliche Erscheinungsbilder, die Ticha schon vorgeführt hat. Seine Bilder lassen sich glatt auf heutigen ausgedehnten Applaus, auf Jubelrufe und unaufrichtiges Demokratiespiel beziehen und fordern neuen Spott heraus. Nun unterwirft Ticha die Waren- und Geldwelt und die Prostitution in grellen Farben seiner ungedämpften Kritik in Ironie.
Jena zeigt mit 70 Gemälden, Objekten und ein paar Zeichnungen eine Retrospektive des 75jährigen Künstlers, eine beeindruckende Schau.
(Peter Arlt in “Ossietzky”, 6, 2016)

Es erscheint ein Katalog (22 €)

Ausstellung: noch bis 10. April 2016

Fr, 24.07.2015

Zettelchen für bb und das BE

Hinweise auf Theaterpremieren, Werbeblättchen für Bücher und ähnliche Akzidenzen sind immer von Flüchtigkeit, werden sie doch häufig ausgesondert, wenn man sich das beworbene Werk angesehen hat oder es besitzt. Die Information darauf wurde dann unwichtig, war überholt wie die Zeitung von Gestern. Der Bibliophile denkt da natürlich anders, jeder Hinweis auf sein Sammelobjekt wird selbst gesammelt. Nur leider hatte man selten Gelegenheit, an diese Flyer, wie sie heute heißen, zum Zeitpunkt ihres Erscheinens zu kommen - das Sammelinteresse entstand häufig erst später und die Werbeblättchen hatten schon lange den Weg in den Papierkorb gefunden. So geht dem Bibliophilen natürlich immer das Herz auf, wenn er diese meist unbeachteten bedruckten Zettelchen in die Hände bekommt. Und mitunter hat man Glück und findet sie irgendwo als Lesezeichen in einem Buch. Oder, wie in meinem Fall, in seinem Briefkasten, eingeworfen von einem Freund aus der Pirckheimer-Gesellschaft, der um das Sammelgebiet weiß.
Danke dafür dem PrenzlBerger Antiquar und Pirckheimer-Freund Thomas Döring!
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1 Kommentar:

Was findet ein Antiquar im Laufe seines Lebens nicht alles in Büchern?
Manchmal sind es Notizen, oft Briefe oder auch nur Fragmente davon.
Viele Kollegen erzählten mir, dass sie Geld, gut versteckt in alten Büchern fanden.
Dieses Glück hatte ich bisher nie. Seltsamerweise finde ich fast immer nur Fotos von nackten Frauen. Auch nicht uninteressant, oft sind wirkliche Schönheiten darunter. Fragen drängen sich auf. „Wer war das wohl? Die Ehefrau? Die Geliebte?“ Wir werden es niemals erfahren.
So entstand innerhalb von fast zwanzig Jahren eine eigentlich ungewollte Sammlung von „Erotika“. Ich mag sie nicht wegwerfen, vielleicht eine Berufskrankheit, wie auch das Aufheben kurioser Zettelchen, die ebenfalls zwischen Buchseiten steckten. Mein letzter Fund ist hier abgebildet.
(Michael Eschmann)

Di, 30.09.2014

„Märchen“ von Bertolt Brecht

Im neuesten Dreigroschenheft, Informationen zu Bertolt Brecht erschien eine Rezensionen von Volkmar Häußler zu einer Ausgabe der „Märchen“ von Bertolt Brecht mit Linolschnitten von Margit Franzen-Remmert, erschienen 2013 bei Shaker Media GmbH Aachen. Brecht schrieb diesen Text bereits im Alter von 16 Jahren, veröffentlicht im Jahre 1914 im siebenten Heft der Schülerzeitschrift "Die Ernte". 
Zitat: "Diesem nur selten illustrierten Märchen hat nun eine Künstlerin ein ganzes Büchlein gewidmet und es mit acht Linolschnitten ausgestattet. Die quadratische Glannzbroschur (20,5 x 20,5 cm) fällt gleich als schönes Kinderbuch ins Auge ..."
 
ISBN 978-3-86858-971-9
10,90 €

Do, 19.06.2014

Komm und setz dich, lieber Gast

Unter diesem Motto feiert am 27. Juni 2014 der Bert Brecht Kreis Augsburg e.V. sein 30jähriges Jubiläum. Es sprechen Dieter Henning über drei Buckower Elegien, Karl Griesinger über Brecht 1934 in Dänemark - Kartenspiel mit Augsburger Freunden und der Vorsitzende des Brecht-Kreises, Dr. Michael Friedrichs über Brecht und Kästner 1945 - 1947. Die musikalische Umrahmung der Veranstaltung im Augsburger Brecht-Haus übernimmt Christel Peschke und Karla Andrä.
Die nebenstehende Abb. zeigt eine im Jahre 2001 zum 103. Geburtstag von Bertolt Brecht herausgegebene, nummerierte und von Hans Ticha signierte
Vorzugsausgabe einer MARGINALIEN-Beilage, die vom Pirckheimer-Mitglied Volkmar Häußler herausgegeben wurde.

Mo, 02.06.2014

Ballade vom toten Soldaten

Abb.: Buchhandlung am Obstmarkt
Ein Brief Bertolt Brechts, den dieser am 18. Dezember 1917 aus München an seinen Freund Caspar Neher geschrieben hat, der sich als Soldat im Weltkrieg befand, ist nach Augsburg zurückgekehrt, auf einer Auktion erworben von Kurt Idrizovic. Jürgen Hillesheim, Leiter der Augsburger Brecht-Forschungsstelle erläutert: “Caspar Neher ..., von Beginn an als Freiwilliger an den Fronten des ersten Weltkriegs und bis zum Kriegsende im Einsatz, ist gerade auf Fronturlaub. Er hatte am 17. April 1917 ein traumatisches Erlebnis, indem er im Fronteinsatz verschütte wurde, aber verletzt geboren werden konnte, kurzen Genesungsurlaub hatte, aber im August 1917 wieder zurück zur Front musste. Das ist Anstoß und zugleich das Grundmotiv zu Brechts berühmter Legende vom toten Soldaten", die zuerst als Ballade vom toten Soldaten erschien und seine Haltung zu dem Krieg klarstellt, dessen Beginn nunmehr 100 Jahre zurückliegt. Brecht schreibt in seinem Brief an Neher: Als versehrter Soldat reihte Neher sich wieder ein in jenen „verzweifelt-komischen, ausgespülten Haufen von Männern, die die Beine von sich strecken“.

... weitere Informationen

So, 18.05.2014

... von der Straße her ...

Graphische Kunst aus dem Besitz der Mitglieder der NaturFreunde in Offenbach

Kunst gehört auf die Straße - forderten neben Bertolt Brecht und HAP Grieshaber auch viele andere Künstler. Zum 100. Geburtstag der Offenbacher NaturFreunde zeigt das Klingspor-Museum in der Ausstellung ...von der Straße her ... in einer exemplarischen Auswahl über 200 Plakate, Grafiken und illustrierte Künstlerbücher. Seit 1914 - also in über 100 Jahren - haben Mitglieder der Offenbacher NaturFreunde diese Objekte gesammelt und einen großen und in dieser Form unentdeckten Schatz neben dem bürgerlichen Mainstream verborgen. Diesen Schatz zu zeigen ist Ziel der Ausstellung - als Teil der kulturellen Aktivitäten der Offenbacher NaturFreunde seit ihrer Gründung 1914.
Illustration von E. Herfurth zu
Bertolt Brechts Hauspostille, Büchergilde Gutenberg 2006
Mitglieder der NaturFreunde gehören seit Anfang an zur „Straße". Da sind die Handwerksburschen, die auf der „Walz" nach Offenbach kommen. Ihre Schule, ihre Erfahrungen und Neugierde sind die „Straße". Sie lernten und brachten mit, was arbeitende Menschen an Können und Fertigkeiten in verschiedenen Regionen beherrschten, aber auch deren soziale Not und Unfreiheit.So lernten sie vielerorts Kunst als Form der Auseinandersetzung und ihre Ausdrucksformen kennen. Da sind auch die jungen Sozialisten, die auf der Straße Freiheit und Rechte einforderten. Ihnen wurde bescheinigt, dass sie auch Zeit und Geschmack an Kunst und Kultur fanden. Sie werden Teil der erstarkenden Arbeiterbewegung. Sich Wissen anzueignen und selbst zu organisieren ist ein Baustein ihrer Emanzipation. Dazu gehörte auch, Lieder und bildende Kunst als Chance der eigenen Entwicklung zu ergreifen, aber auch als Form der Auseinandersetzung und des gesellschaftlichen Kampfes.
1914 gegründet, unterbricht der 1. Weltkrieg sofort jede kulturelle Entwicklung und erstickt alle Möglichkeiten. Aufgrund dieser Erfahrung wird Bestandteil der Aktivitäten der Ortsgruppe der Kampf um den Frieden und eine demokratische und soziale Gerechtigkeit-und überdauert auch die Zeit des Faschismus. Die gesammelten Objekte der Mitglieder der Offenbacher NaturFreunde dokumentieren dies. Die Lage der arbeitenden Menschen, die Nöte Einzelner oder der,randständigen' Gruppen gehen nicht verloren.
Zufällig ist das Gezeigte in aller Unterschiedlichkeit der Sichtweisen dennoch nicht - zeigt aber die verschiedenen finanziellen Möglichkeiten der Sammler, die es sich häufig vom Munde absparen mussten. Es ist ein Mosaik einer Sehnsucht nach Gerechtigkeit und einer anderen Welt ohne Unterdrückung und Not. Aber auch Liebe, Fröhlichkeit und Schönheit haben darin Platz.

Eröffnung: Mittwoch, 21. Mai, 19 Uhr
Ausstellung: 22. Mai bis 13. Juli 2014

è Klingspor-Museum
Herrnstr. 80
63065 Offenbach

Do, 20.03.2014

Elizabeth Shaw & René Graetz

Zeichnungen, Plastik und Graphik

Die erweiterten Geschäftsräumen der Berliner Graphikpresse präsentieren sich mit einer Ausstellung zweier Weggefährten im Leben und in der Kunst.

Elizabeth Shaw, geb. 1920 in Irland, gest. 1992, arbeitete für den Eulenspiegel und auch als Karikaturistin für das Neue Deutschland. 1959 porträtierte sie 43 Mitglieder der Akademie der Künste (Steinlithographien). Sie illustrierte Gedichte von Bertolt Brecht, schrieb eigene Kinderbücher wie "Der kleine Angsthase" (Kinderbuchverlag, Berlin 1963) und illustrierte diese. Es entstanden weitere Illustration zu Büchern von James Krüss, Gerhard Holtz-Baumert, Heinz Kahlau und Rainer Kirsch.

Der 1908 in Berlin geborene und 1974 gestorbene René Graetz, in der Schweiz aufgewachsen und später in Südafrika lebend, heiratete sie 1944. Er war ausgebildeter Tiefdrucker und arbeitete u.a. seit 1941 in London für den Freien Deutschen Kulturbund. Nach dem Krieg ging er nach Deutschland, wurde 1946 Mitglied der KPD und später der SED. Er lebte in der Hauptstadt der DDR und arbeitete zunächst als Gestalter im Verlag Volk und Wissen, später wurde er freischaffender Künstler.

Ausstellung: 27. März bis 30. April 2014

è Galerie der Berliner Graphikpresse
Silvio-Meier-Str. 6
10247 Berlin