Der junge Maler Karl Stauffer-Bern in der Guten Schmiede beim 70-jährigen Gustav Freytag
Dem kaiserlichen Wunsche gemäß trifft in Siebleben ein junger Schweizer berühmter Porträtist ein, der mit Bildnissen von Dichtern des 19. Jahrhunderts beinahe den ganzen deutschen Parnass gemalt hat. Gerade wollte er nach Rom aufbrechen, sollte er nun in Siebleben bei Gotha Gustav Freytag malen. Zuerst war Stauffer für den Porträtauftrag nicht willens, dann wurde er frohgemut, selbstgewiss, sogar überheblich, nach innerem Kampf der Umschlag, die Verzweiflung. Es geschieht, was das Ganze in Frage stellte. Bei dem alten Dichter und dem jungen Maler entwickelte sich aus ihrem Briefwechsel und Begegnungen mit Frauen hier wie dort Liebesaffären mit Glück und Konflikt. In welche Gefahr sich Stauffer begab, sich in Lydia Escher-Welti zu verlieben, sie später als seine Geliebte zu entführen, lag nicht nur daran, dass sie die Ehefrau seines Freundes und Schulkameraden und Kunstmalers war, sondern damit auch die Schwiegertochter des Bundesrates Emil Weltis. Vor allem war sie die Tochter des berühmten Alfred Eschers, der Princeps von Zürich und Schöpfer der Gotthardbahn.
Die Erzählung umfasst Geschichten, dokumentarisch und fiktiv, vom Realismus, vom Gothaer Herzog, vom Maler Louis Gurlitt, von der Siebleber Kirche, vom Postwagen des Schnellzuges nach Frankfurt, von einem des Landwehrvereins, der aus dem Dorfe Wechmar stammt, und von Silberdistelkränzen.
Dem schon erarbeiteten wissenschaftlich-akademischen Beitrag zu Gustav Freytags (1816-1895) mit dem Maler Karl Stauffer-Bern (1857-1891) und die Entstehung des Porträt-Gemäldes, 1886/87, folgt hier ein ins erzählerische Genre umgewandelter neuer Text für eine heitere, nachdenkliche und tragische Lektüre eines völlig unbekannten Themas. In der künstlerischen Darstellungsweise prägte sich das erforschte Geschehen komplexer aus als die wissenschaftliche Forschung es vermochte.
Peter Arlt liest seine Erzählung am Pirckheimerabend der Thüringer Regionalgruppe.
14.Oktober 2017 ab 14 Uhr
Stadtmuseum/Bertuchhaus in Weimar
Liebknechtstrasse 5