Pirckheimer-Blog

Peter Arlt

Mi, 01.02.2023

Clemens Gröszer, "Bildnis Anne-Kathrin Bürger", 2010/2012, Mischtechnik auf Leinwand, 100 x 65 cm, | © VG Bild-Kunst, Bonn 2022.
Clemens Gröszer, "Kreuzigungsfragment (Dresdner Altar)", 1984/2004, Mischtechnik auf Hartfaser, 109,5 x 196 cm, | © VG Bild-Kunst, Bonn 2022.
Clemens Gröszer: "Marin a cholie XIII", 2013, Mischtechnik auf MDF-Platte, 175 x 80 cm | © VG Bild-Kunst, Bonn 2022.
Clemens Gröszer: "Selbst mit M. á. C.", 2011, Mischtechnik auf Leinwand, 50 x 40 cm | © VG Bild-Kunst, Bonn 2022.

El Gordo auf dem Rummel

Im Angermuseum Erfurt sind bis zum 05.03. 130 Arbeiten aus Clemens Gröszers Nachlass  zu sehen

Im Begrüßungsbild von einem Rummelplatz fährt Der Driver (Selbst) (1985–2001) dem Besucher der Ausstellung Clemens Gröszer. Magie der Wirklichkeit im Autoscooter entgegen. Ein Spielzeug für Größere, ein menschlich gelenkter technischer Apparat aus Mann und Auto – ein wenig erinnert das an die romantische Liebe E.T.A. Hoffmanns zu den mechanischen Lebewesen. Über dem Vehikel sprühen wie ein Feuerwerk Elektrofunken vom Gitter der Oberleitung. Die Zigarette hängt lässig im Mund des Fahrers, sein Schlips fliegt. Ein anderes Gefährt steckt sinnbildlich in der Ecke, und der Rempler am Heck eines weiteren bleibt wegen des umlaufenden Gummiringes unbeachtet. Der Künstler genießt das Volksvergnügen in der freudvollen Bewegung ohne Ziel. Seinen nachdenklichen Blick in die Ferne zeigt er unter einem instabilen Gerüst auch als El Gordo (1983–1986). So preist er sich selbstironisch nach der spanischen Lotterie als Hauptgewinn, umgangssprachlich „der Dicke“.

Als Zigarettenraucher – wie ihn viele Selbstporträts zeigen – hat sich Clemens Gröszer ein Sicherheitsholz aus Riesa entzündet. Mit klaren Augen erblickt er alles ernst und kritisch, besonders in der Kaltnadelradierung Selbst (1980), deren expressionistischer Zugriff das eigene Selbstbildnis mit dem Konterfei von Karl Schmidt-Rottluff, Conrad Felixmüller und Max Beckmann verbindet. Als Gröszer (1951–2014) mit 21Jahren an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee zu studieren begann, endeten die „stürmischen Sechziger mit ihrer festen Hoffnung auf die Zukunft“ (G.G.Dadamjan), die sich in dem irrealen Vertrauen auf die rationale und planmäßige Steuerung nationaler wie internationaler Prozesse gründeten. Zeitgleich gab es weltweit einen ähnlich gerichteten Realismus. Die gewohnte Abstraktion war für manche stickig.

Von der Documenta5, 1972, die zentral mit John De Andrea und Cluck Close „Hyperrealismus“ zeigte und „individuelle Mythologien“ feierte, brach ein frischer Wind in die Kunstgefilde. Zwischen den realistischen Strömungen im Osten und im Westen, vor allem in den USA, gab es Wechselwirkungen. Sie traten der Offenheit des „Anything goes“ von lauter nichtssagenden Endpunkten entgegen mit einer herausfordernden Ästhetik des Widerstands. In Gröszers Gemälde Réunion (2007) versammeln sich dreizehn Vertreter der östlichen Strömung zum sinnlichen Abendmahl um eine aufgebahrte lebendige Schöne. Darunter die Gruppe „neon-real“, Clemens Gröszer, Rolf Biebl und Harald Schulze sowie auch der Dichter Karl Mickel und der Kunstwissenschaftler Matthias Flügge, der sah, wie „neon-real“ sich gegen die Herumschluderei der „genialen Dilettanten auf die altmeisterliche Lasurtechnik besannen, die Perfektion verlangt“.

Alltagsbezogene Bilderwelten, die Befragung der Realität und intensive Erbebeziehungen zur Renaissance, zum Verismus (Dix, Grosz) und Magischen Realismus sind programmatisch für Gröszers Werk. Sein Statement „Die Magie der Wirklichkeit genügt mir, daran meine Malerei zu entzünden“ steht der Ausstellung mit 130Arbeiten aus dem Berliner Nachlass voran. Wie sich seine Kunst an der unmittelbaren Begegnung entzündet hat, zeigen Farbstudien von der Toten Blauracke (2011) – oder die sehr konkret gezeichneten Geschlechtsorgane. Gröszers nackte Modelle sind schön und hässlich. Der unmittelbar sinnlichen Begegnung folgt die zu Kunstwerken anderer, die der Maler liebt.

Manche Motive tauchen als stilistisch authentische Versatzstücke in seinen Bildern auf und bringen im veränderten Zusammenhang neue Sinnschichten hervor, so im Kreuzigungsfragment (Dresdner Altar) (1984–2004), wo im Mittelteil das Kreuzigungsmotiv von Matthias Grünewald adaptiert ist und auf der rechten Tafel das Motiv einer nackten Frau. Deren Brustrose wird von einer anderen Nackten mit den Fingern gelost – eine Referenz auf das berühmte Gemälde Gabrielle d’Estrées mit ihrer Schwester, der Herzogin von Villars (1594) des anonymen Malers der Schule von Fontainebleau. Auf einer anderen Leinwand wird eine Hure mit aufgedonnertem Make-up und langstrümpfig erotisierten schlanken Beinen zur Versuchung (1979/1989); sie will in tangagesteigerter Nacktheit den Antonius aus der Askese locken. 

Außerdem zu sehen sind schön gemalte Porträts abschätzender, selbstbewusster, kluger Frauen wie das der Schauspielerin Bildnis Anne-Kathrin Bürger (2010/2012) sowie von dem Mädchen Rosa mit Spielzeug (1982), das wie eine Erwachsene ernst genommen wird und dessen Spielzeug auf vielseitige Interessen – von Natur zu Technik, von Mathematik zu Fantasie – schließen lässt. Gemalt in Mischtechnik auf Leinwand, deren Geheimnisse Gröszer von seinem Lehrer Kurt Robbel vermittelt wurden. Eine Bereicherung erfährt diese Technik durch collagierte Teile, so etwa beim Bildnis des Friseurs Frank Schäfer (1999): Schmuckbesät, mit unedlen steinbesetzten Ringen an jedem Finger, mit unzähligen Ketten, Reifen und Piercings, einer Schraube durch den Nasenflügel, doch mit Kreuz und dem Tattoo „Lämmchen“, wird der DDR-Kultfriseur scherzhaft als Jesuslein dargestellt.

Gröszer verlässt zuweilen die figurative Motivwelt, kommt aber immer zu ihr zurück. Herausragend sind die Melancholie-Bilder. Ein Protomotiv dafür war die Zeichnung Marina, 4.12.1981, Bleistift auf Karton: Eine Frau sitzt mit übergeschlagenen Beinen und hochgehaltenen, angewinkelten Armen auf einem Schemel. Sie wurde zu Marin á cholie und weist auf ein anderes Lieblingsmotiv aus dem Bild Kreidefelsen auf Rügen, 1818/1819, von Caspar David Friedrich. In anderen Farben ergibt sich über den stufigen Kreidefelsen, die Große Stubbenkammer auf Rügen, ein grandioser Blick auf die blendend weiße Umfassung des Meeres in parabolischer Form, ein Lebenssymbol, Friedrichs Kunst entnommen.

Eine fast nackte Frau, erotisch riemenbekleidet, sitzt in wiederkehrenden Varianten von Malerei und Grafik bekrönt von einer mitraähnlichen Kauftüte, die das Konsumdenken erhebt und bildhaft die Umkehr der Werte in dieser Zeit klärt. In der Lithografie M. A. C ., Melancholia XII, 2008, balanciert eine Hand über drei Fingerspitzen eine Glaskugel, wie ohne Berührung, als hielte ihr Blick sie magisch. In der Glaskugel ist die Welt verdreht und verzerrt reflektiert, in sie zu schauen, heißt, auf eine sehr fragliche Auskunft zu hoffen. Das Gegenteil zur Welterschließung mit Malstock und mit Maßstab, die über der Kugel liegen und wie der Zirkel bei Dürer die rationale Erkenntnis symbolisieren. Albrecht Dürer führte mit dem Kupferstich Melencolia I Gröszer zur Fledermaus. 

Bei Gröszer im Aquarell von 2004 eine lebendige zahnzeigende, dagegen bei Dürer die Fledermaus als Symbol der Nacht. In neuer Vergegenwärtigung finden wir bei Gröszer aus Dürers Bemühung um die Abbildungsmethode der Perspektive und um die Lösung geometrischer Probleme den behauenen Steinblock, einen zwölfeckigen Polyeder – mit der Erkenntnis: Das Unendliche „kann man mit der Hand nit machen ... Das faßt allein der Verstand“. Und mit Leiter, Turmbau und rollender Kugel stoßen wir auf das immerwährende Problem: Wer die alten Erkenntnisweisen benutzt, stößt auf deren Grenzen, und die Begrenztheit unseres Strebens ruft in uns Melancholie hervor. 

(Peter Arlt)

Di, 17.01.2023

Im ehrwürdigen Gotha (hier: Schloss Friedenstein) findet vom 22. bis 24. September das Jahrestreffen 2023 der Pirckheimer-Gesellschaft statt.

Jahrestreffen der Pirckheimer-Gesellschaft 2023 in Gotha

Nach der letzten Zusammenkunft in Oldenburg 2022 empfängt dieses Jahr die Pirckheimer das thüringische Gotha. Vom 22. bis 24. September feiern wir in der alten Residenzstadt ein Jubiläum: Es ist das 50. Jahrestreffen unserer Gesellschaft, organisiert durch Peter Arlt. Das erste Treffen dieser Art fand 1972 in Dresden statt. Gotha bietet Führungen durch die Forschungsbibliothek Gotha, eine musikalische Reise in der Schlosskirche zu Willibald Pirckheimer und seinen Zeitgenossen mit Sabine Lindner, Bildende Kunst und Musik von Thomas Offhaus, eine Ausstellung im Spiegelsaal mit Neujahrsgrafiken aus fünf Jahrzehnten der Sammlung Peter Arlt, und auch das Sammlerpaar Christiane und Norbert Grewe gibt im Vortrag und Gespräch Einblicke in ihre Buch- und Grafikschätze. Das endgültige Programm und die Modalitäten der Anmeldung werden bis zum Frühsommer auf der Internetseite der Pirckheimer und in Heft 249 (Ausgabe 2023/2) der Marginalien, der Zeitschrift unserer Gesellschaft, veröffentlicht. 

(Till Schröder)

Mo, 16.01.2023

P.F. 2023: Neujahrsgruß von der Kurischen Nehrung.

P.F. 2023: Landschaftsidyll Kurische Nehrung

Die Klarheit des Horizontes schneidet linealgerade das Meer vom Himmel. Dort münden zugleich die sanft und strophisch sich reimenden Dünen. Das blaue Himmelsfenster, von grauen Wolkengardinen freigezogen. In den Strand modelten Wasser und Wind Erhebungen und Vertiefungen, wie Rippel auf dem Waschbrett. Wellen zeichneten in den Sand kaum erkennbare Muster schwankender Amplituden. Alle Bewegungen sind in Landschaftsstrukturen gefasst. Keines Menschen Fuß wurde in sie gesetzt. Nur Fahrspuren vor den Dünen melden menschliche Aktivität. Ein zarter Wellengang schmirgelt sanft des Sandstrandes Glattheit. In flachen Kurven wird das breite besonnte Ufer durchflossen und umspült, in spiegelnden weiten Bögen, wie aus der hyperbolischen Geometrie Caspar David Friedrichs hergezaubert zur Schönheit ruhiger Regung und zur Deutlichkeit der Ratio mit einer Harmonie sondergleichen.

(Mit Sehnsucht nach schöner Regung und Frieden und Harmonie: Peter Arlt)

Di, 13.07.2021

"Bildschirmfoto" von Peter Arlt

100. GEBURTSTAG VON WILLI SITTE (3)

Der Mitteldeutsche Rundfunk berichtete in der Sendung mdr um 11 am 12. Juli über die Ausstellung zu Ehren des Künstlers Willi Sitte in Merseburg - "ein Kraftakt für den Förderverein. Denn die Willi-Sitte-Stiftung ist insolvent."
Hier geht es zum Gespräch mit dem Pirckheimer und Kurator der Ausstellung Prof. Peter Arlt.

Und im ND schreibt Hendrik Lasch über unter dem Titel Merseburger Küchenrunde über diese Ausstellung.

So, 11.07.2021

Eine Vision trägt einen Menschen durchs ganze Leben

... ist ein Interview von Peter Michel mit dem Pirckheimer Peter Arlt in der heutigen junge Welt-Wochenendausgabe überschrieben. Das Gespräch der beiden Kunstwissenschaftler trägt den Untertitel »Über 100 Jahre Willi Sitte, die Wahrheitsfunktion der Kunst, neue Zeiten für Ikarus und eine Hommage an den Realismus« und fand aus Anlass der Eröffnung der Ausstellung »Merseburger Sprüche und Sprünge« in der Merseburger Sitte-Galerie für realistische Kunst statt.

Peter Michel beginnt das Interview mit der Feststellung: "[Die Ausstellung] ... wurde von Ihnen langfristig und mit hohem Anspruch kuratiert, 160 Werke von 83 Künstlern werden dort bis zum 9. Januar 2022 zu sehen sein. Ab 3. Oktober 2021 zeigt das Kunst­museum Moritzburg in Halle (Saale) eine große Retrospektive aus dem Lebenswerk Willi Sittes. Beide Ausstellungen laufen dann parallel." und fragt Peter Arlt dann »Was hat Sie bewogen, der Ausstellung einen solchen Titel zu geben?
"Die erste Zauberformel der »Merseburger Zaubersprüche« heißt im Neuhochdeutschen: »Entspring den Haftbanden, entfahr den Feinden!« Auf die realistischen Künstler übertragen, bedeutet das, den Gängelbändern des Kunsthandels und der Kunstpolitik zu entkommen und mit dem Robert-Musil-Harald-Metzkes-Spruch »Der Realismus ist wie das Gras, das, niedergetreten wieder aufsteht« die Kraft der Visualität zu finden, im eigenen Sinn und Stil zu entfalten und der Realismusgemeinschaft beizufügen."

Es folgt eine Einblick in die Realismustheorie mit dem Fokus auf das Schaffen von Willi Sitte und gut 80 weiteren DDR-Künstlern, deren Beitrag zum Realismus mit der Ausstellung gewürdigt wird.

junge Welt, 10. / 11. Juli 2021, Nr. 157

Sa, 19.06.2021

Screenshot http://www.melodieundrhythmus.com/

100. GEBURTSTAG VON WILLI SITTE (2)

"WILLI SITTES VITALISTISCHE ÄSTHETIK

Von Willi Sitte gemalt zu werden, verband sich mit der witzigen Vorstellung einer rosafarbigen Fleischlichkeit. Doch würde dabei an schieres Fleisch gedacht, das aus drei Vierteln Wasser, fast einem Viertel Eiweiß, etwas Fett und wenig Mineralstoffen besteht, oder an das durch Knochen, Sehnen und Knorpel zusammengehaltene Fleisch, sprächen wir nicht über Malerei.

Wer bei Willi Sittes Darstellungen von weiblichen Körpern über »quellende Fleischbatzen« spottet wie der Kritiker Christoph Tannert, verwechselt Farbmotiv mit Naturform. Er sieht nicht, wie »die Farbe sich aus der Gegenstandsbindung löst, um Ausdrucksträger […] zu werden«, so der Kunsthistoriker Hermann Raum. Wer Bedeutungsebenen durcheinanderbringt, obwohl er grundlegendes Wissen über Ästhetik durchaus sein Eigen nennt, erheischt eine politische Aburteilung Sittes und will zusammen mit der Person auch die Bilder als »instrumentalisierte Staatskunst« und als »Unkunst« ablehnen. Hier hängt das »Fleisch« der Bilder Sittes am Haken der sozialistischen Gesellschaftsidee, was einem CSU-Minister in einer Ausstellung als Auftrieb einer »trojanischen Herde« dünkte.

Willi Sittes Intention ist vergleichbar mit der des Bildhauers Alfred Hrdlicka: »Fleischmachen ist das zentrale Anliegen der bildenden Kunst.« …"

(Peter Arlt in Melodie & Rhythmus 3/2021)

Do, 17.06.2021

Katalog von Peter Arlt zur Merseburger Ausstellung - für Pirckheimer kostenlos

100. GEBURTSTAG VON WILLI SITTE

Am 28. Februar wäre Willi Sitte 100 Jahre alt geworden. Vor 15 Jahren wurde an diesem Tag auch die Willi-Sitte-Galerie eingeweiht. Die Willi-Sitte-Stiftung für realistische Kunst steht zwar voraussichtlich vor ihrer Auflösung - gefeiert wird dennoch!

Aus Anlass des 100. des Künstlers bereitet der Förderverein der Sitte-Galerie die Ausstellung „Merseburger Sprüche & Sprünge. Hommage auf den Realismus. Zum 100. Geburtstag Willi Sittes“ vor, Mitte Juli soll sie eröffnet werden und dann wird das Haus richtig voll hängen. „Auch mit Werken von Sitte, aber vor allem von Weggefährten“, darunter Wolfgang Mattheuer und Ursula Mattheuer-Neustädt, Bernhard Heisig, Uwe Pfeifer, Jochen Ehmke, Bernd Göbel, Klaus-Dieter Urban, so der Vorsitzende des Vereins Michael Finger. „Die Künstler schätzen, dass wir eine solche Ausstellung organisieren, und sie schätzen das künstlerische Werk Sittes.“

Kuratiert wird die Ausstellung vom Pirckheimer Peter Arlt, der zur Ausstellung auch einen Katalog herausgegeben hat, den er für Mitglieder der Pirckheimer-Gesellschaft in begrenzter Stückzahl kostenlos zur Verfügung stellte. Der Katalog kann hier angefordert werden, wobei der Vorstand gegen eine Beteiligung an den Versandkosten nichts einzuwenden hätte.

Merseburger Sprüche & Sprünge
132 Seiten mit 133 farbig abgebildeten Werken
ISBN: 978-3- 947492-21-3

Ausstellung: 10. Juli 2021 - 17. Januar 2022

Willi-Sitte-Galerie Merseburg
Domstraße 15, 06217 Merseburg

Mo, 21.09.2020

Titel und Fotos 1-3 © Stefanie Volmer, Fotos 4ff © ad

Jahrestreffen - Tag 1


Prof. Peter Arlt

 

Fotos © ad

Jahrestreffen - Tag 3


Ferdinand Puhe


Rudolf Angeli


Matthias Koloßa


Prof. Peter Arlt


Till Schröder


Gerhard Rechlin


Dr. Thilo Berkenbusch


Jutta Osterhof (Mitgliederbetreuung), Matthias Haberzettl (Mitgliederbetreuung), Dr. Thilo Berkenbusch (Schatzmeister), Dr. Ralph Aepler (Vorsitzender des Vorstandes), Ralf Wege (Presse und Medien), Till Schröder (Stellv. Vorsitzender des Vorstandes)


Matthias Haberzettl und Dr. phil. Jens-Fietje Dwars

Di, 28.04.2020

Peter Meinfelder zum Gedenken

Vor Ostern konnte seine Frau Martel mit beiden Töchtern den in die Einsamkeit verbannten Peter besuchen und ihm am 21. April 2020 bis zum Schluss seine Hände halten.

Die Pirckheimer schätzten Dr. phil. Peter Rudolf Meinfelders Geselligkeit und sein immenses Wissen mit historischen, philosophischen, politischen und buchkünstlerischen Kenntnissen, ein Mensch, der in aller politischen Welt einherging und über so ziemlich alles Bescheid wusste.

Seine besondere Leistung für die Pirckheimer-Gesellschaft war unser Jahrestreffen 1999 in Saalfeld und Rudolstadt, das mit den Angeboten fast überquoll. An allen Jahrestreffen nahm er aktiv teil und spendete aus seinem Sammlungsbestand, in dem manches mehrfach war, wertvolle Bücher.

Seit 1990 organisierte Peter Meinfelder Veranstaltungen für unsere Thüringer Pirckheimer-Gruppe. Diese Regionaltreffen, zwei-drei Veranstaltungen im Jahr, konzentrierten sich vor allem auf seine Aktivität und die seiner Stellvertreterin mag. art. Diana Trojca.

Nicht nur für das Jahre 2019 gilt Peter Meinfelders Wunsch: „Viele biblio(v)phile Erlebnisse, Freude an allen schönen Dingen, am Buch, der Graphik, an kulinarischen Genüssen und an einem guten Schluck.“ Er wandte sich an uns, sollten wir doch ein „einig Volk von Bücherfreunden sein, wenn es im Sinne unserer Gesellschaft ist.“

 (Peter Arlt)

Mo, 17.02.2020

Monika Geilsdorf: Selbstbildnis, 1976, Öl und Tempera auf Hartfaserplatte, Foto © Mausolf/VG Bild-Kunst, Bonn 2020

Der sachliche Blick

"Als Begrüßungsbild gedacht, empfängt den Besucher in der Rathaushalle Frankfurt (Oder) das „Selbstporträt mit Arbeiter“ (1983) von Norbert Wagenbrett [...] Ein Doppelporträt, wo der eine den anderen mit prüfendem Blick in Augenschein nimmt. Oder mit kritischem Blick kontrolliert der Maler das von ihm geschaffene Bild des jungen Arbeiters und nimmt wahr, wie der ihn wohl einschätzt. [...] Zwei von den Leuten des ganzen Landes, zu denen der Dichter Volker Braun bekennt: „Und mitten / Unter ihnen gehe ich, wie sie“. Vom Ich zum Wir, einem landesweiten Kollektiv, das den Sozialismus in der DDR aufbauen wollte. Zwischen Künstlern und Arbeitern bestand wechselseitige Anerkennung. Jeder zwölfte bewies ein starkes Interesse an der Kunst, wollte unbedingt die IX. und X. Kunstausstellung der DDR sehen. So stellte Bernd Lindner die „Herausbildung eines eigenständigen Kunstpublikums in der DDR“ fest. [...] „Seit Jahrhunderten ist der Realismus ein Mittel der Selbstverständigung des Menschen“, betont Wagenbrett seine Haltung und setzt fort: „Solange Künstler zu möglichst realen Mitteilungen über ihre Welt und die Menschen herausgefordert werden, solange wird es Realismus geben.“
Solche Herausforderung gibt es vom bürgerlichen Mitte-Staat nicht. [...]
Aus der wohl größten Sammlung von Kunst aus der DDR (42.000 Werke im BLMK) sind in würdiger Weise 80 Gemälde und Plastiken von 46 Künstlerinnen und Künstlern ausgestellt, die mit aufgeschlossenem und unabhängigem Blick sachliche Bilder gestalteten, die natürlich nicht objektiv sein können, aber dem Betrachter mehr Freiheiten bei der Einschätzung lassen. Sie stammen überwiegend aus den 60er und 70er Jahren.[...]
In den folgenden Abschnitten wurde aus dem „staatlich oktroyierten Kunstdogma“ (Lothar Lang) ausgebrochen und soziale Probleme wurden kritisch reflektiert. Weil diese Kunstwerke Lebensfragen voller konfliktgeladener gesellschaftlicher Widersprüche aufwarfen, gelang es, ein Massenpublikum ästhetisch-geistig zu mobilisieren. In den 70er Jahren gab es nicht nur in Leipzig und in der DDR, sondern ebenso in der Sowjetunion und weltweit einen ähnlich gerichteten Realismus, gleichfalls in der BRD. Mit Fotorealismus, Hyperrealismus oder Super-Realismus im Westen, vor allem in den USA, gab es eine Wechselwirkung, eine herausfordernde Ästhetik des Widerstands. Im Katalog wird richtigerweise auf analoge Entwicklungen im Osten wie im Westen hingewiesen. So gelingt es, feindliche Gegenüberstellungen zu überwinden. [...]
Erst unter Berücksichtigung aller Stilrichtungen und damit der Zusammenfassung aller empirisch subjektiven Wahrhaftigkeiten, wie sie das BLMK nach und nach in Ausstellungen in Frankfurt und Cottbus („Kollektive Signaturen“, Michael Morgner) entfaltet, kann das komplexe Phänomen der Kunst aus der DDR eine kunsthistorische Wahrheit finden."

(Peter Arlt in Das Blättchen, 23. Jahrgang | Nummer 4)

Es erscheint ein Katalog (108 Seiten) 15,00 Euro.

Ausstellung, 26. Januar - 3. Mai 2020,

Rathaushalle
Marktplatz 1, 15230 Frankfurt (Oder)

Mi, 02.10.2019

Ronald Paris - Paris, Café Au Vieux Chatalet

Ronald Paris

... erlebt Paris

Eine Ausstelung in Potsdam des Brandenburgischen Kulturbunds.

„ Ronald Paris ist ein Bildermacher und lässt uns in seinen Bildern die Kraft der Visualität, den sinnlichen Genuss von gestalterischer Dichte und das geistige Vergnügen an der Zeichenfindung spüren.
Die Kunst Paris wird getragen von der Tradition der Moderne und ihren Rückgriff auf archetypische Situationen, antike Gestalten und Mythen, einer Metapher für unsere menschheitsgeschichtliche Verwurzelung" 

(Prof. Dr. Peter Arlt)

Eröffnung: 13. Oktober 2019, 15 Uhr, Begrüßung: Dr. Hinrich Enderlein, Worte zur Ausstellung: Wolfgang Lücke, Musik: Frank Viehweg / Dichtersänger
Ausstellung: 13. Oktober - 30. Dezember 2019

Museumshaus "im Güldenen Arm"
Hermann-Elflein-Straße 3, 14467 Potsdam

Do, 02.08.2018

Foto und Video © Ralph Aepler

25 Jahre Palmbaum

Zur Eröffnung der Ausstellung "25 Jahre Palmbaum"  im Haus Dacheröden (Erfurt) las der Hallenser Lyriker und Romancier Wilhelm Bartsch, begleitet vom Jazz-Posaunisten Frieder W. Bergner aus seinem neuen Gedichtband „Gotische Knoten“ (siehe untenstehendes Video). Selbstverständlich ließen sich das die Thüringischen Pirckheimer, darunter Matthias Koloßa, Peter Arlt mit Gattin und Ralph Aepler aus Mannheim nicht entgehen, auch Matthias Biskupek war angereist.

Auf dem nebenstehenden Foto der Chefredakteur Jens-Fietje Dwars, der die einführenden Worte sprach.

 

Di, 19.12.2017

Foto: Peter Arlt

Trauerfeier für Elmar Faber

"Bei aller Trauer ... [sollten wir dankbar sein] ... für das Glück, über Jahrzehnte mit diesem tollkühnen Husaren gelebt zu haben

"... eine bemerkenswerte Trauerrede [von Christoph Hein], die das ganze emotionale Spektrum abbildet. Von der Trauer und dieser Dankbarkeit, über den warmen Humor, mit dem der Schriftsteller von der felsenfesten bis starrsinnigen Überzeugung des Thüringers Faber berichtet, Thüringens Liedgut und seine Bratwurst seien die jeweils besten der Welt. Von der Bewunderung angesichts der Dreistigkeit, mit der Faber seinen, Heins, Roman „Horns Ende“ an der Zensur vorbei und sogar gegen den erklärten Willen des Oberzensors Kurt Hager veröffentlichte und verkaufte. Von der Hochachtung, mit der Elmar Faber sich über alle Grenzen zwischen den Ländern, den Systemen, den Zeiten hinweg treu geblieben ist, um guten Büchern, schönen Büchern, kostbaren Bücher in die Welt zu helfen, angetrieben von seinem unbeirrbarem Selbstbewusstsein, von seinem Stolz und dem Wissen, die besseren Argumente zu haben – und das bessere Programm. Vom nie verflogenen Groll und Zorn angesichts des Umgangs neuer Herren mit dem kulturellen Erbe der DDR. ..."
(Peter Korfmacher, in Leipziger Volkszeitung, 19.12.2017)

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Fr, 14.07.2017

Prof. Dr. Peter Arlt, Foto © Ralf Parkner

Peter Arlt - Mein Maler ist ein Kauz

Der junge Maler Karl Stauffer-Bern in der Guten Schmiede beim 70-jährigen Gustav Freytag

Dem kaiserlichen Wunsche gemäß trifft in Siebleben ein junger Schweizer berühmter Porträtist ein, der mit Bildnissen von Dichtern des 19. Jahrhunderts beinahe den ganzen deutschen Parnass gemalt hat. Gerade wollte er nach Rom aufbrechen, sollte er nun in Siebleben bei Gotha Gustav Freytag malen. Zuerst war Stauffer für den Porträtauftrag nicht willens, dann wurde er frohgemut, selbstgewiss, sogar überheblich, nach innerem Kampf der Umschlag, die Verzweiflung. Es geschieht, was das Ganze in Frage stellte. Bei dem alten Dichter und dem jungen Maler entwickelte sich aus ihrem Briefwechsel und Begegnungen mit Frauen hier wie dort Liebesaffären mit Glück und Konflikt. In welche Gefahr sich Stauffer begab, sich in Lydia Escher-Welti zu verlieben, sie später als seine Geliebte zu entführen, lag nicht nur daran, dass sie die Ehefrau seines Freundes und Schulkameraden und Kunstmalers war, sondern damit auch die Schwiegertochter des Bundesrates Emil Weltis. Vor allem war sie die Tochter des berühmten Alfred Eschers, der Princeps von Zürich und Schöpfer der Gotthardbahn.
Die Erzählung umfasst Geschichten, dokumentarisch und fiktiv, vom Realismus, vom Gothaer Herzog, vom Maler Louis Gurlitt, von der Siebleber Kirche, vom Postwagen des Schnellzuges nach Frankfurt, von einem des Landwehrvereins, der aus dem Dorfe Wechmar stammt, und von Silberdistelkränzen.
Dem schon erarbeiteten wissenschaftlich-akademischen Beitrag zu Gustav Freytags (1816-1895) mit dem Maler Karl Stauffer-Bern (1857-1891) und die Entstehung des Porträt-Gemäldes, 1886/87, folgt hier ein ins erzählerische Genre umgewandelter neuer Text für eine heitere, nachdenkliche und tragische Lektüre eines völlig unbekannten Themas. In der künstlerischen Darstellungsweise prägte sich das erforschte Geschehen komplexer aus als die wissenschaftliche Forschung es vermochte.

Peter Arlt liest seine Erzählung am Pirckheimerabend der Thüringer Regionalgruppe.

14.Oktober 2017 ab 14 Uhr

Stadtmuseum/Bertuchhaus in Weimar
Liebknechtstrasse 5