Das Gleimhaus – Museum der Deutschen Aufklärung in Halberstadt (Domplatz 31, 38820 Halberstadt) eröffnete Ende Oktober eine neue Dauerausstellung. Nach zwei Jahrzehnten wurde die Sammlung zum Dichter, Mäzen und Sammler des 18. Jahrhunderts Johann Ludwig Gleim (1719–1803) neu aufbereitet. Nicht nur flossen neue Forschungserkenntnisse in Auswahl der Exponate und Texte ein, vor allem die Präsentation wurde verändert – ganz bewusst mit vielen Angeboten, um den Zugang für ein breiteres Publikum zu ermöglichen. Man hört einen Herzschlag im Eingangsbereich, der auf die Bedeutung des Herzens, des Gefühls für Gleim verweist. Es gibt eine Animation, die Gleim und die Ära der Aufklärung in drei Minuten unterhaltend einführt. Eine Demonstration mit Pappaufstellern bekannter Personen der Aufklärung wie Immanuel Kant, Mary Wollstonecraft lädt zur Auseinandersetzung mit Personen und Ideen ein, sie umzustellen, sich in sie einzureihen. Es dürfen Objekte in die Hand genommen werden. Texte in Blindenschrift oder Leichter Sprache erweitern den Zugang fürs Publikum. Die Kernstücke des Museums wie der „Freundschaftstempel“, die größte Porträtgemäldesammlung der deutschen Aufklärung, allesamt Weggenossen und Freunde Gleims, oder die durch eine Glaswand zu betrachtenden Privatbibliothek Gleims, mit gut 30.000 Bänden und 10.000 Briefen das erste Literaturarchiv Deutschlands, bleiben nach wie vor das Herz der Schau. Die Teilnehmer des Pirckheimer-Jahrestreffens 2020 in Halberstadt und Quedlinburg können sich lebhaft daran erinnern. Doch auch hier gab es eine Anpassung: Neuerdings sitzt eine Gleim-Figur im Schreiben vertieft am ovalen Tisch im „Freundschaftstempel“: Der Geist Gleims durch den Künstler Norman Lodahl manifestiert, wenn man so will. Mehr Infos zur Sammlung und zum Museum findet man auf der neugestalteten Webseite des Hauses: www.gleimhaus.de.
(Till Schröder)