Klaus Rödel teilt im jüngsten FISAE-Newsletter Interessantes über einen litauischen Exlibris-Künstler mit, dessen 100. Geburtstag im nächsten Jahr ansteht. Er schreibt: „Liebe Exlibrisfreunde, aus Litauen kommt ein Artikel über den Künstler Žibuntas Mikšys mit einer Auswahl seiner interessanten Exlibris. Es ist erfreulich, dass unsere Exlibrisfreunde in Litauen […] mit Material für den FISAE-Newsletter beitragen.“ Jonas Nekrašius, ein ausgewiesener Kenner des ganz eigenen, außergewöhnlichen Werks wie des Lebens von Mikšys, würdigt dessen Vermächtnis wie folgt:
„Die Exlibris von Žibuntas Mikšys (1923–2013) heben sich aus dem Universum der von zeitgenössischen litauischen Künstlern gestalteten Exlibris ab. Seine Exlibris sind einzigartig in ihrer Sensibilität, Transparenz, Klarheit der Botschaft, Eleganz und Plastizität. Inspiration für die Arbeit des Künstlers sind: der Mensch als Wesen, die Welt um ihn herum, Bilder der Natur, Fragmente der Stadt, architektonische Motive, Schriftzüge und Inschriften.
Wir glauben, dass der Künstler über 150 Exlibris entworfen hat, darunter einzigartige Collagen. Linolschnitt und Radierung, oft mit Aquatinta veredelt, sind seine bevorzugten Techniken zur Herstellung von Exlibris. Mikšys hat erwähnt, dass sein erstes Exlibris Ex libris Ž. Mikšys ein Linolschnitt aus dem Jahr 1940 war. Der Künstler signierte seine Exlibris nur selten und vertrat die Ansicht, dass Exlibris in mehreren Exemplaren gedruckt und in die Bücher gelegt werden sollten, um die Eigentümerschaft anzuzeigen. Seine Exlibris zeichnen sich durch ein organisches Bild aus – eine Mischung aus grafischen und linearen Strukturen des assoziativen Denkens.
Eine Linie, eine Zeichnung und virtuos eingebettete Schrifttexte, die in den Werken des Miniaturdrucks zu einer einzigen Struktur zusammenwachsen, bewahren nicht nur die Integrität und Dekorativität des künstlerischen Bildes, sondern wecken auch eine eigentümliche Spannung und eine Kette von Assoziationen, die uns dazu anregen, Symbole zu durchdringen und nach einem tieferen Sinn zu suchen. Er schuf solche Exlibris für die Schauspieler S. Pilka, L. Noreika, die Künstlerkollegen V. Antanavičius, V. Kisarauskas und A. Švažas, die Dichter S. Geda und M. Karčiauskas, den Publizisten J. Keliuotis, den Ethnografen V. Milius und andere.
Der Künstler fertigte auch eine Reihe von Exlibris-Collagen an, in die er häufig Poststempel, handgeschriebene Texte, Drucke und andere Materialien einarbeitete. Zusammen mit dem deutschen Künstler Rainer Mordmüller entwarf er einen „Giganten“ – wie er es selbst nannte – ein Exlibris mit der Aufschrift Ex libris Rainer Gottlieb Mordmüller, das nicht dem für seine Drucke üblichen Maßstab entsprach. […] Die Exlibris […] wurden auf zahlreichen europäischen und nordamerikanischen Ausstellungen gezeigt, darunter auf Exlibris-Kongressen und anderen internationalen Wettbewerben. Diese Präsentation ist Teil des Projekts der litauischen Exlibris-Schöpfer für ein enzyklopädisches Nachschlagewerk, das vom litauischen Kulturrat und der Stadtverwaltung von Šiauliai finanziert wird.“
(André Schinkel/Pressemitteilung)