Elf Kuratoren des New Yorker MoMA sahen sich in Beeskow, wenige Stunden vor der offiziellen Eröffnung, die Ausstellung „La beauté est dans la rue - Die Schönheit ist auf der Straße" mit Plakaten aus Frankreich, Polen und der DDR an. Aber das war nur die Zugabe ihres Aufenthalts in Beeskow. In den Osten Deutschlands gekommen sind die Mitarbeiter des weltberühmten Museums, um sich für ein Forschungsprojekt einen Überblick über Sammlungen ostdeutscher Kunst zu verschaffen.
Nach der Begrüßung durch Arnold Bischinger, Leiter des Kultur- und Sportamtes Oder-Spree, nahmen Florentine Nadolni, die Kunstarchiv und Dokumentationszentrum leitet, und Dr. Angelika Weißbach, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Beeskower Bestandes, die Kuratoren des MoMA im Eilzugtempo mit auf eine Reise durch das Kunstarchiv. Florentine Nadolni erläuterte die ungewöhnliche Entstehungsgeschichte der Sammlung: „Das 1993 entstandene Kunstarchiv Beeskow ist keine kuratorisch gewachsene Sammlung. Wir bewahren hier Kunstwerke aus dem Bestand von Parteien, Massenorganisationen und Staatsorganen der DDR, die nach der Wiedervereinigung Deutschlands besitzerlos geworden waren.“ Rund 23.000 Werke aus den Bundesländern Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern gehören zum Bestand. In jedem Jahr gebe es etwa 300 Ausleihen für Ausstellungen, aber auch Filmproduktionen. „Jetzt, fast 30 Jahre nach dem Ende der DDR kehrt diese Kunst in die ständigen Ausstellungen der Museen zurück“, sagte Florentine Nadolni. In Beeskow habe es dagegen auch in den 1990er Jahren schon Ausstellungen zur DDR-Kunst gegeben.
Worauf dabei unter anderem zurückgegriffen werden konnte, sahen die Kuratoren des MoMA bei ihrem Abstecher ins Depot des Kunstarchivs. Besonders interessiert zeigten sie sich an den Druckgrafiken, die den größten Anteil am Bestand des Kunstarchivs ausmachen. Dr. Angelika Weißbach stellte u.a. thematische Mappen mit grafischen Arbeiten von Carlfriedrich Claus, Michael Morgner, Max Uhlig, Klaus Hähner-Springmühl vor.
La beauté est dans la rue – Die Schönheit ist auf der Straße. Plakate aus Frankreich, Polen und der DDR,
Ausstellung: noch bis 7. Oktober 2018
Galerie der Burg Beeskow
Frankfurter Str. 23, 15848 Beeskow.
Auch die zweite Besuchsstation im Landkreis Oder-Spree kann wie das Kunstarchiv von sich sagen, dass es deutschlandweit einzigartig ist – das Dokumentationszentrum Alltagskultur der DDR. 170.000 Objekte aus dem DDR-Alltag gehören zum Fundus – alles in allem etwa „10.000 Kubikmeter Alltag“. So wird auch die nächste Sonderausstellung heißen, wie Axel Drieschner, Kurator im Dokumentationszentrum, ankündigte.
25 Jahre nach Gründung der Einrichtung wird die Ausstellung den Umgang mit den Objekten in allen seinen Schritten beleuchten – von ihrer Aufnahme, über die Dokumentation und Erforschung bis hin zur Vermittlung.
10 000 Kubikmeter Alltag. Erkundung einer Sammlung
Eröffnung: 1.7.2018, 15 Uhr;
Ausstellung: 1. Juli 2018 - 3. März 2019
Dokumentationszentrum Alltagskultur der DDR
Erich Weinert Allee 3, 15890 Eisenhüttenstadt
Besonders interessiert zeigte sich das MoMA-Team für das vom Dokumentationszentrum geplante Ausstellungsprojekt zur Bauhaus-Rezeption in der DDR, das ab April 2019 im Rahmen des 100. Bauhaus-Jubiläums gezeigt wird. Gemeinsam mit Florentine Nadolni und Steffen Schuhmann, Prof. für Visuelle Kommunikation an der weißensee kunsthochschule berlin, dem Kooperationspartner der Bauhaus-Präsentation, wurden den New Yorkern Schwerpunkte und Objekte dieser Ausstellung vorgestellt.
Alltag formen! Bauhaus-Moderne in der DDR
Ausstellung: ab 7. April 2019
Dokumentationszentrum Alltagskultur der DDR
Erich Weinert Allee 3, 15890 Eisenhüttenstadt