Pirckheimer-Blog

Mitglied der Pirckheimer-Gesellschaft

Mi, 06.07.2016

Ein Ort für ein Jahrestreffen?

In Vorbereitung eines eventuellen Pirckheimer-Jahrestreffens war Ralf Parkner heute mit der Journalistin (MOZ) Elke Lang zum Schloss Hubertushöhe am Storkower See unterwegs.
Schloss Hubertushöhe wurde Ende des 19. Jahrhunderts durch den Geheimen Königlichen Kommerzienrat Georg W. Büxenstein, der sein Geld und Ruhm als Inhaber eines Buchdruckimperiums gemacht hatte, als Jagdschloss errichtet. Heute gehört es den Brüdern Opolka, die es aber für die Öffentlichkeit offenhalten und den Park als Literatur-und Kunstpark ausbauen und ihn in den nächsten Jahren auf 150 000 Quadratmeter ausbauen wollen.
Rainer Opolka schuf diese Wolfsskulpture - die er kürzlich nach Dresden
schaffte um sie der Pegida-Bewegung entgegenzustellen, Fotos © Ralf Parkner
"Schloss Hubertushöhe - Mir ging das Herz auf und ich wurde von Erinnerungen überschwemmt. Vor 50-55 Jahren war ich mehrmals dort im Kinderferienlager. Das Gebäude und Gelände gehörte damals noch einer Schule für Fischereiwirtschaft. Vieles noch unverändert seitdem - die getäfelten Wände, der große Saal in dem wir unsere Mahlzeiten einnahmen und auch das Bergfest feierten, der kleinere Raum, in dem für unsere Jungengruppe die Doppelstockbetten (oder sogar 3-fach?) standen, von denen heute natürlich nichts mehr zu sehen ist. Auch die präparierten Köpfe der Riesenwelse, -hechte und -karpfen sind von den Wänden verschwunden."
(Ralf Parkner)

Volles Haus bei Josef Hegenbarth

Heute Abend stellte der Sammler Thomas B. Schumann in der Hegenbarth Sammlung in Berlin sein Buch "Deutsche Künstler im Exil 1933-1945" vor. Den zahlreichen Gästen wurde durch Schumann eindrucksvoll vor Augen geführt, welchen Aderlass das Exil in Deutschland damals auslöste. Seine Vision, Deutschland brauche endlich ein repräsentatives Exil Museum, kann nur unterstützt werden.
(Ralph Aepler)

Mo, 04.07.2016

Exkursion der Berlin-Brandenburger Pirckheimer

Der Bus war fast voll, der am frühen Samstagmorgen mit zahlreichen Pirckheimern und vielen Gästen vom Alex in Richtung Gransee startete, denn am 2. Juli stand die diesjährige Exkursion der Berlin-Brandenburger Pirckheimer nach Gransee und Bergsdorf auf dem Programm. Nach einer guten Stunde Fahrzeit war die erste Etappe erreicht. Erster Stopp war die „Eremitage“ unseres Mitgliedes Marc Berger, wo für die Hälfte der Gruppe der Besuch der Werkstatt und der am 4. Juni eröffneten Ausstellung „dada ist 100“ - in die uns Roland Berger äußerst kenntnisreich einführte - anstand.
Der zweite Teil der Reisegruppe stieg am Luisen-Denkmal aus und konnte zunächst mit einer Führung das hübsche Städtchen Gransee kennenlernen. Natürlich wurde auch gewechselt und nach einer schmackhaften Stärkung in der Gaststätte „Huckeduster“ starteten wir zum zweiten Programmpunkt in Richtung Bergsdorf. Nach kurzer Fahrt wurden wir dort in der Saalpresse von Angela Schröder und Jürgen Zeidler freundlich begrüßt, die uns in die Geheimnisse des Tiefdrucks und der Lithographie einweihten. Nachdem auch alle unsere Fragen beantwortet waren ging es mit einem kurzen Spaziergang durch das Dorf zum letzten Programmpunkt „Kaffeetrinken“ in das Kurt Mühlenhaupt Museum. Für viele von uns war das riesige Anwesen mit Museum, Kunstscheune, Museumsshop und, und, und … eine große Überraschung.

Bei Kaffee und selbstgebackenem Kuchen stärkten wir uns für die Rückfahrt. Unser freundlicher Busfahrer sorgte dafür, dass wir pünktlich um 18 Uhr am Alex wieder aus dem Bus klettern konnten. Leider war uns Petrus nicht die ganze Zeit hold, das schmälerte aber keineswegs die gute Stimmung und die einhellige Meinung war: Das war ein gelungener Tag, mit vielen Eindrücken und guten Gesprächen.
(Ninon Suckow)


... siehe auch Exkursion zu Brandenburger Druckern.

So, 03.07.2016

Exkursion zu Brandenburger Druckern

Die jährliche Exkursion der Berlin-Brandenburger Pirckheimer führte nach Gransee zu einer Stadtführung und zu Marc Berger in die Eremitage, wo derzeit die Ausstellung Typo-DADA läuft und zur Saal-Presse Zehdenick von Angela Schröder und Jürgen Zeidler und das Kurt Mühlenhaupt Museum - trotz einiger Regenschauer ein erfolgreicher Tag und eine interessante Erfahrung für alle Teilnehmer.
(Fotos: Michael Ley)

Im Weltgeschehen

Der Graphiker und Cartoonist Rainer Ehrt stellt beim Pirckheimer SATIRICUM im Sommerpalais Greiz Cartoons und satirische Grafik vor.
Der heute in Kleinmachnow lebende Graphiker wurde 1960 in Elbingerode/Harz geboren. Er zeigt in dieser Ausstellung einen Einblick in sein umfangreiches und mehrfach preisgekröntes Schaffen, darunter auch die abgebildete und bisher nie veröffentlichte Graphik "Das Boot ist voll" (mixed ink, acrylics) von 1991(!).
Ehrt studierte von 1981–1988 an der Hochschule für Kunst und Design Halle Burg Giebichenstein, war mehrfach Preisträger, unter anderem auch beim Deutschen Karikaturenpreis. Er veröffentlichte in Cicero, im Eulenspiegel und in der taz. Im SATIRICUM im Sommerpalais Greiz war er bei allen acht Triennalen der Karikatur beteiligt. Hinzu kommen zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland sowie Publikationen, die sein überaus sehenswertes graphisches Œuvre vervollständigen.
Zur Ausstellungseröffnung am 9. Juli 2016 um 11 Uhr im Gartensaal wird der Künstler anwesend sein.

Ausstellung: 9. Juli bis 3. Oktober 2016

è SATIRICUM Sommerpalais Greiz
Greizer Park Postfach 1146 07961 Greiz
Tel. (0 36 61) 70 58-0 Fax (0 36 61) 70 58-25

* E-Mail

Sa, 02.07.2016

In Weimar unter dem Dach der Pavillon Presse

Zum dritten Walbaum-Wochenende der Pavillon-Presse, welches sich dem grafischen und typografischen Schaffen der DDR widmet, führte in Weimar unter dem Dach der Pavillon Presse der Pirckheimer Professor Matthias Gubig durch seine Erfahrungen und nennt den Vortrag »Als Typograf im ›Leseland‹ – Über den Umgang mit Grenzen«.
(Ralph Aepler)
Workshop: 2. und 3. Juli 2016
Ausstellung: 4. Juli - 26. August 2016

Druckgrafisches Museum Pavillon-Presse Weimar
Scherfgasse 5, 99423 Weimar

... weitere Fotos hier

Mo, 27.06.2016

Erich Wegener (1904 - 1956)

Der Sammler proletarischer und antifaschistischer Malerei und Graphik des 20. Jahrhunderts Dr. Gerd Gruber stellt zur Zeit in Berlin in einer ersten Personalausstellung die Werke des ASSO-Künstlers Erich Wegener vor, die aus dem Nachlass stammen, der sich bei der Nichte des Künstlers, Frau Cousins, befindet.
Angeregt durch persönliche Begegnungen mit Mitgliedern der 1928 gegründeten und 1933 von den Nazis verbotenen „Assoziation Revolutionärer Bildender Künstler Deutschlands“ (ASSO), wie Theo Balden, Erich Bischof, Lea Grundig, Max Gebhard, Ernst Jazdzewski, Waldo Köhler, Horst Naumann, Hanns Rossmanit, Herbert Sandberg, Eva Schulze-Knabe, Bruno Voigt u.a. begann der engagierte Pirckheimer Gruber nach weiteren Mitgliedern und Ortsgruppen dieser Künstlergruppe, die am entschiedensten gegen den aufkommenden Hitler-Faschismus auftrat, zu suchen. Er entdeckte viele Mitglieder und ASSO-Ortsgruppen, über die bisher in der Literatur nur wenig oder überhaupt nichts bekannt war. Gruber recherchierte weiter und in den Ausgaben der Zeitung „Rote Fahne“ fand er eine ganze Menge Hinweise auf Wegener, ebenso in weiteren Zeitungen und vom Archiv der Universität der Künste erhielt er einen Personalbogen von 1946, da er damals ein weiterführendes Kunststudium aufnehmen wollte.Warum ich Fabriken, Häuser zeichne?` – fragt der proletarische Zeichner Erich Wegener sich selbst.´ Es ist die Landschaft der Werktätigen, es ist der Geburts- und Todesplatz der Proleten, Spielplätze der Jugend, Häuser, Fabriken, Quellen der Revolution – in Häusern, Fabriken, Straßen marschiert die Proletenrevolution.
Erich Wegener ist bildnerisch sehr begabt. Er hat Pastelle von einer Wucht und Fülle der Farbe wie nur wenige. Sein Strich ist robust, brutal, die Erde rast, die Bäume rasen, die Häuser rasen, Fabrikschornsteine ragen – die Welt rebelliert, Erde, Bäume, Häuser lehnen sich auf – es ist eine Härte, eine proletarische Kraft in diesen Bildern, es ist, als ob Wegener mit der Dynamik der Linien und Farben die Welt verändern möchte."
(Rote Fahne vom 8.2.1930, Durus /eigentlich Alfred Kemeny 1895-1945/)

 

Ausstellung: 17. Juni - 29. Juli 2016

è jungeWelt-Ladengalerie
Torstr. 6
10119 Berlin

So, 26.06.2016

194. Todestag von E.T.A. Hoffmann

Am Sonnabend trafen sich Mitglieder der Berliner Sektion der E.T.A. Hoffmann-Gesellschaft an seinem Grab auf dem Friedhof der Jerusalems- und Neuen Kirchengemeinde am Mehringdamm in Berlin, darunter auch der Geheime Kanzleisekretär Tussmann und Kater Murr, als Mitglieder der Pirckheimer Gesellschaft bekannt unter den Namen Konrad Hawlitzki und Ralf Parkner. Letzterer hat einige Fotos diesen Gedenkens veröffentlicht, klick hier.

Fahndung nach einem Ehrenbürger: Johannes R. Becher

Aus Anlass des 125. Geburtstag von Johannes R. Becher wird in Jenaer Literaturmuseum eine vom Pirckheimer Jens-Fietje Dwars kuratierte Sonderausstellung über Glanz und Elend dieses zerrissenen Dichters gezeigt.
Johannes R. Becher galt jahrzehntelang als der berühmteste Student der Friedrich-Schiller-Universität, die ihren Ehrensenator bis 1989 mit „Becher-Tagen“ geehrt hat und an der EOS „JRB“, dem heutigen Anger-Gymnasium, gab es „Becher-Wochen“.
einige Becher-Ausgaben zwischen 1928 (Roderich Fechner) und 1981 (Aufbau),
ill. von Frans Masereel (lks.) und Peter Nagengast zu Abschied
1891 als Sohn eines Staatsanwaltes geboren, wurde Becher zum aufbegehrenden „Dichter der Jugend“, zum Sprachrebellen, der vor dem Weltkrieg in exzessiven Morphiumrausch floh, 1917/18 in der Jenaer Psychiatrie behandelt wurde (kalter Entzug statt Therapie), sein Medizinstudium fortsetzen wollte, mitten in den Revolutionswirren 1919 jedoch wegen Fehlen eines polizeilichen Führungszeugnisses abgewiesen wieder zu schreiben begann. Er träumt mit Majakowski von der Weltrevolution, steht auf Hitlers Todeslisten und lernt bei Stalin das Fürchten, organisiert in Paris 1935 einen Kongress zur Verteidigung der Kultur und schreibt im Exil berührende Gedichte auf deutsche Städte, darunter auch auf Jena. Er versucht nach 1945 mit dem Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands einen Neubeginn, wird Kulturminister und scheitert an Janka und Harich, als diese Reformen fordern.

Ausstellung: 25. Juni - 06. November 2016

Unterm Markt 12a
07743 Jena

Fr, 24.06.2016

gute Nachricht

Die auf je 30 Exemplare limitierten Einbogendrucke der Reihe "Erzählungen aus der Welt der Bücher" des Pirckheimers Harald Kugler werden vorerst doch mit Heft 8 "Glücksschmiede" und Heft 9 "Die Einflüsterer" weitergeführt - ein Erscheinungsdatum steht noch nicht fest. Für die bereits erschienenen Hefte 1 bis 7 gilt bis zum 31. Juli 2016 ein Subskriptionsangebot von 4 € pro Heft plus Porto. Bestellungen bitte direkt beim Autor Harald Kugler.
Alle Hefte der Erzählungsreihe werden später wie bereits angekündigt im Titel "Kaleidoskop einer Leidenschaft" zusammengefasst.

Do, 23.06.2016

Gedanken zu den ersten Heften der Einbogendrucke

Die Fußball-Europameisterschaft hat auch etwas Gutes, endlich fand ich Zeit, mich wieder mit Neuerwerbungen in meiner Bibliothek zu befassen, diesmal mit der Heftreihe zur Bibliophilie von Harald Kugler, die dieser in Anlehnung an seine Trilogie zum Bibliophilen-Abend schrieb und auch selbst herausgibt.
Auf Heft 3 konnte ich schon einmal verweisen und nun, nach Lektüre der vorliegenden ersten 5 Hefte, kann ich schon einmal sagen, dass das angekündigte vorzeitiges Aus dieser Reihe nach dem 7. Heft schade ist. Nicht nur, weil es Spaß machte, diese geschmackvoll gestalteten Hefte zu sammeln, die, wie es sich für den Bibliophilen gehört, in limitierter Ausgabe erschienen, sondern weil diese Hefte wunderbar das Interesse an der Liebe zu Büchern und an einer guten eigenen Bibliothek schildern und den Leser wirklich abtauchen lassen in die Welt der Bibliophilen bis hin zum Verständnis des Bibliomanen. Man findet sich als Bücherfreund wieder, man ist gleichsam im Dialog mit Gleichgesinnten und entdeckt Zitate von Persönlichkeiten aus der Welt des Buches, die schon fast in Vergessenheit geraten sind, wie Karl Wolfskehl oder Max Dauthendey.
Dabei handelt es sich keineswegs um bloße, trockene Erklärungen eines Bibliophilen, der die einzelnen Seiten seiner Leidenschaft vom kulturellen Anliegen bis hin zur ausufernden Besessenheit für sich selbst reflektiert - diese Schilderungen sind eingebunden in Rahmenhandlungen, in denen sich die Protagonisten, allesamt konfrontiert mit den Stärken und Schwächen, mit den Erfolgen und Irrwegen dieser Leidenschaft, beweisen müssen. Dem Autor Harald Kugler ist es damit nicht nur gelungen, das Interesse an der Bibliophilie zu wecken, sondern auch interessant und sogar spannend zu vermitteln, ein Verdienst, welches im Rahmen der "modern" gewordenen Diskussion über das angebliche Ende des gedruckten Buches nicht hoch genug zu würdigen ist.
Es ist gut zu wissen, dass das Ende der Einbogendrucke mit den einzelnen Kapiteln nicht das Ende der "Schilderung einer Leidenschaft" ist.
(ad)

Anmerkung:
Einladung zur Subskriptionfür Leser des Pirckheimer-Blogs: Die 30 limitierten Exemplare der Einbogendrucke des "Kaleidoskops der Leidenschaft" werden bis zum 31. Juli 2016 zum Preis von je 4 € /Heft zzgl. 1 € Porto angeboten. Bestellen Sie die ersten 5 Hefte in einer Lieferung, erhalten Sie diese also zum Gesamtpreis von 21 €. Die Bestellungen für dieses Angebot ist nicht über epubli oder Amazon möglich und kann nur direkt beim Autor Harald Kugler erfolgen. Die Lieferzeit beträgt 10 Werktage.

Mi, 22.06.2016

Antiquariatsliste Juni 2016

Soeben sind die Antiquariatslisten des Roten Antiquariats "Kunst und Literatur" der Berliner Zweigstelle und "Fotobücher und -Zeitschriften" der Wiener Dependance erschienen.
Im ersten Katalog sind gut 250 Titel gelistet, neben Kunst, Literatur und Exil auch signierte Bücher und Widmungsexemplare, darunter das am gestrigen Tag von Michael Baade auf einem Pirckheimer-Abend vorgestellte Buch von Geoffrey Trease "Pfeile gegen Barone" mit Illustrationen von Heinrich Vogeler, welches 1935 in der Verlagsgenossenschaft ausländischer Arbeiter in der UdSSR erschien.
Der Katalog der Wiener Niederlassung enthält knapp 50 Positionen, u.a. auch "La Photographie n´est pas l´art" von Man Ray und André Breton.

Buch, Kultur und Gesellschaft

In der Vortragsreihe der Initiative Buchkultur, die in Kooperation mit der Pirckheimer-Gesellschaft und den Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim stattfindet, war heute Michael Baade aus Rostock zu Gast, um die Hörer für "seine Voglers" zu begeistern.
Mit bewegenden Geschichten in dem Vortrag ›Heinrich und Jan Vogler von Worpswede nach Moskau und zurück‹ hat Michael Baade heute tief beeindruckt.
In Baades Buch kommen u.a. Klassenkameraden von Jan Vogler wie der legendäre Markus Wolf und Wolfgang Leonhard zu Wort. Insgesamt wieder einmal bei den Pirckheimern und der Initiative Buchkultur in Mannheim ein Stück Zeitgeschichte zum Zuhören und Erleben.
(Ralph Aepler)

Di, 21.06.2016

Die Zweite Kultur der DDR

Entwerter/Oder Nr. 33, Berlin 1989,
Hrsg: Uwe Warnke, Umschl: Thomas Günther
Im Rahmen einer Veranstaltungsreihe der Berliner Universitäten und der Staatsbibliothek zu Berlin über „Die Materialität von Schriftlichkeit“ spricht Uwe Warnke (Uwe Warnke Verlag) über „ENTWERTER/ODER und die Folgen: vom >Zeitschriftenunwesen zur Buchkunst im DDR-Untergrund.
Der Publikationswille des literarischen und künstlerischen Untergrunds (besser: der Zweiten Kultur) der 1980er Jahre in der DDR zeichnete sich durch eine große Vielfalt an Ausdrucksmitteln aus: Künstlerzeitschriften, original-grafische Editionen, Mappenwerke, Bücher. Die Künstlerzeitschriften waren das Experimentierfeld. Die Künstlerbücher folgten.

5. Juli 2016, 18.15 Uhr

Staatsbibliothek zu Berlin
Haus Unter den Linden, Konferenzraum 4

Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke

Die kleine Gemeinde Berne im Landkreis Wesermarsch in Niedersachsen wird zunehmend zu einem Geheimtipp für Liebhaber anspruchsvoller Musik, die in der Konzertkirche Warfleth geboten wird. Fast immer sind alle Plätze besetzt, wenn international bekannte Interpreten dort ihr Können zeigen. Ich war angenehm überrascht, als Organisator Reinhard Rakow mich fragte, ob ich eine meiner sechs Radierungen zum Cornet von Rainer Maria Rilke für ein Plakat zur Verfügung stellen würde.

Am 16. Mai 2016 war es ein starkes Erlebnis, die Musik des österreichischen Komponisten Viktor Ullmann wieder zu Gehör zu bekommen. Der 1898 geborene Komponist wurde 1942 nach Theresienstadt deportiert und komponierte dort das Melodram "Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke", welches zum Glück als Manuskript erhalten blieb. Ullmann wurde 1944 in Auschwitz durch Vergasung ermordet.
In der Warflether Kirche beeindruckten der Tenor Simon Bode von der Frankfurter Oper und der in England geborene Pianist Nicholas Rimmer. Der Schweizer Hörspielsprecher Stefan Haselhoff rezitierte Rilkes Erzählung, die in der Reihe der "Insel-Bücherei" im Leipziger Insel Verlag eine große Verbreitung fand. Rilkes Cornet erschien sogar noch 1942 und 1943 als Insel-Feldpostausgabe. Es ist international in Millionenauflage verkauft worden und sein erfolgreichstes Buch.
Einige Wochen nach der Musikveranstaltung stelle ich ein vermehrtes Interesse an meiner Grafikmappe fest. Die Mappe mit sechs Kaltnadelradierungen zu Rilkes "Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke" erschien 1996 als 10. Druck in meiner seit nunmehr 23 Jahren bestehenden "Elke Rehder Presse" in Barsbüttel. Die Radierungen sind auf meiner è Homepage abgebildet.
(Elke Rehder)