Pirckheimer-Blog

Mitglied der Pirckheimer-Gesellschaft

Di, 23.04.2024

Bücher und Whisky ... passt das?

Whisky und Buch, passt das zusammen? Eindeutig ja. Dies konnte ich vor einiger Zeit bei den Berliner Pirckheimern bei einem Vortrag zum Thema unter Beweis stellen (der Blog berichtete). Im Sommer 2020 (ausnahmsweise etwas Positives zu Corona-Zeiten) haben sich zwei Verrückte über die sozialen Medien angefreundet: Meine Wenigkeit (Robert Grieger, Pirckheimer, Mitglied des Vorstands der Pirckheimer-Gesellschaft und Herausgeber der Berliner Whisky Depesche) sowie Matthias Hartinger (mittlerweile durch mich auch Pirckheimer-Freund und Chef von Whisky & Talk). Uns vereinte die Leidenschaft für das „Wasser des Lebens“, das Buch und das Sammeln von Büchern zum Thema. Aber wir wollten auch mehr und Gleichgesinnten eine Plattform geben. Somit gründeten wir am Welttag des Buches (23.04.2021) eine Facebook-Gruppe Bücher rund um Whisk(e)y & Co. Mittlerweile mehr als 200 Mitglieder tauschen sich dort über Bücher rund um Whisky und andere Spirituosen und auch Bücher, die irgendwie in diese Richtung zielen, aus. Egal, ob alte Ausgaben, Neuerscheinungen, Bibliophiles und Seltenes, Bücher über Holzarten, Fasshandwerk, Historisches zum Thema Whisky etc. – nichts ist unmöglich und wird präsentiert. Natürlich führten wir auch bereits viele Interviews mit Autoren und Jounalisten aus der Szene oder präsentierten diese online und luden auch zu Diskussionsrunden ein. Daran kann man sehen, was zwei verrückte Pirckheimer mit dem Hang zum guten Tropfen anstellen können. Nun, und diese Verrücktheit treibt uns jetzt schon genau drei Jahre um. Die Aktivitäten der Gruppe kann man unter diesem Link verfolgen und auch sich an unserer Kommunikation beteiligen und mitmischen. Die im Abbildungsteil beigefügten Logos der Berliner Whisky Depesche und unserer FB-Gruppe Whisky und Buch stammen vom Brandenburger Künstler und Autor Jörg Ugowski.

(Robert Grieger)

Mi, 17.04.2024

Die "Buchkunst Trier" lädt von 26. bis 28.04.2024 ein.

26. bis 28. April: „Buchkunst Trier“

Mit Messen ist in diesem Frühling das bibliophile Wesen reich beschenkt: Vom 26. bis zum 28. April findet in der ehrwürdigen Augusta Treverorum wieder die Buchkunst Trier statt. In der Kunsthalle (Aachener Straße 63, 54294 Trier) präsentieren sich nach aktuellem Stand 29 Ausstellerinnen und Aussteller aus Deutschland, Luxemburg und der Schweiz. Mit dabei ist unter anderem Désirée Wickler, John Gerard, Christine Fausten, Konstantin Feig, Barbara Beisinghoff und Sylvie Karier; Ehrengäste der diesjährigen Buchkunst sind – jeweils auch mit einem eigenen Stand vertreten – die Wissenschaftliche Bibliothek der Stadt Trier und die Graphische Sammlung der Universität Trier, deren Fakultät für Kommunikationsdesign ebenso zu den Gästen der Messe gehört. Mit den jeweiligen Metiers Künstlerbücher, Druckgrafik und Einband wird ein umfänglicher Bereich der Interessen aller Bücher- und Grafikfreunde abgedeckt. In der Einladung der Veranstalter heißt es dazu: „Liebe Freunde des künstlerischen Buches und der Graphik, vom 26. bis 28. April 2024 gibt es (...) die 3. Ausgabe der Buchkunst Trier in der Kunsthalle Trier zu entdecken. Im einzigartigen Ambiente der Europäischen Kunstakademie zeigen professionelle Künstler und Künstlerinnen sowie Kunsthandwerker und Kunsthandwerkerinnen ihre originären Arbeiten. Aus den Bereichen Holzschnitt, Radierung, Kalligraphie, Graphik und Illustration, Papier und Bucheinband sind vielfältige künstlerische und haptische Werke zu sehen. (...) Wir freuen uns auf Ihren Besuch! Ihre Buchkunst Trier.“ Die Buchkunst ist Freitag von 18 bis 21 Uhr, Samstag von 11 bis 18 Uhr und Sonntag von 11 bis 16 Uhr geöffnet, der Eintritt beträgt 5 Euro. Zum gleichen Preis ist auch der Katalog, der zur Messe erscheint, erhältlich – alle Infos gibt es auf der Webseite der Buchkunst

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Do, 11.04.2024

Bestände im Historischen Archiv und der Bibliothek des Deutschen Technikmuseums. | © DTM Berlin
Impressionen zum HTW-Inventarisierungs-Projekt.

HTW-Studierende inventarisieren Staromat-Schriften in Berlin

Das Historische Archiv und die Bibliothek des Deutschen Technikmuseums in Berlin verwahren in ihren Magazinen verschiedene Archivbestände mit Bezug zur H. Berthold AG. Dies sind neben Unterlagen aus dem Firmenarchiv zu Entwurf und Fertigung verschiedener Schriftschnitte für Blei- und Fotosatz neben vielem anderem die Nachlässe von Günther Gerhard Lange (1921–2008) und Bernd Möllenstädt (1943–2013). Ebenfalls vorhanden sind eine umfangreiche Dia-Sammlung sowie zahlreiche Schriftmusterbücher der Firma Berthold und anderer assoziierter Firmen. 

Bei einer Übernahme von Archivalien und Objekten im Jahr 1995 gelangten zahlreiche Schränke mit Diatype-Mutterscheiben („Muttern“) sowie Handzeichnungen mit Schriftzeichen für den Fotosatz in den Besitz des Museums. Die Nachinventarisierung der roten Kassetten mit den Musterzeichnungen für Diatype-Schriften erfolgte 2023 museumsintern. Im Anschluss konnte nun im Februar 2024 der Bestand mit den blauen Kassetten, welche Entwurfsfolien für das Staromat-Fotosatzgerät enthalten, im Rahmen eines Praxisprojektes mit vier Museologie-Studierenden der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW) verzeichnet werden. Arbeitsfotos von beiden Kassettenarten in ihren Schränken sowie die Listen aller Schriften stehen online bereit.

Erste fotomechanische Satztechniken waren bereits in den 1930ern in Japan, der Schweiz und den USA im Einsatz. In den Jahrzehnten nach 1945 erfolgte schließlich nach und nach die Ablösung fast aller kommerziell betriebenen Bleisatztechniken. Vom Ende der 1950er bis in die frühen 1990er Jahre vertrieb die nun Westberliner Firma H. Berthold AG mindestens 14 verschiedene Fotosatz-Geräte. Für diese technischen Innovationen war es seitens der Firma erforderlich, Tausende von Satzschriften für diese Technik vorzubereiten und anzupassen. Für die bekanntesten dieser frühen Fotosatz-Geräte – Diatype und Staromat – wurden unterschiedliche Zeichnungen auf Fotopapier oder Film angefertigt, die als „Original-Handzeichnungen“ bezeichnet wurden. Sie dienten als Vorlagen für spätere Geräte ihrer Satzschriften – bis hin zur digitalen Speicherung von Computer-Fonts. Die Buchstaben-Vorlagen für die Staromat-Schriftstreifen archivierte die H. Berthold AG – auf Film gezeichnet – in blauen Kassetten. Nachdem die H. Berthold AG die Film-Klischee GmbH in Bayern übernommen hatte, vertrieb diese Firma seit der Mitte der 1960er Jahre das Staromat

Es ist schwer, vorherzusehen, welche Interessen zukünftige Generationen von Forschenden, Lehrenden, Kuratorinnen und Kuratoren, Studierenden und Kreativen in Bezug auf vorhandene Sammlungen in Museen haben werden. Eine der wichtigsten Aufgaben von Museen liegt daher darin, Zugänge für alle diese Nutzer zu ermöglichen. Im Rahmen des Praxisprojektes mit der HTW Berlin konnte nun der gesamte Restbestand zum Fotosatz, der neben den sechs Schränken mit blauen Kassetten auch diverse Schränke mit Schriftstreifen-Negativen und Mutterscheiben umfasste, im Depot des Museums grunderfasst werden. In der zweiten Woche lernten die Studierenden das Historische Archiv und die Bibliothek des Technikmuseums kennen. Sie hatten die Aufgabe, zu ausgewählten Schriften zu recherchieren und verschiedene Quellen in den Beständen zu ermitteln. Hierfür wurden die bereits verzeichneten Archivalien und Bestände der Bibliothek mittels Datenbanken durchsucht. Die nur durch eine Liste grob aufgenommenen Auftragstaschen der Abteilung Schriftträgerfertigung standen ebenfalls zur Verfügung und boten den vier Untersuchenden interessante Einblicke in die Arbeitsweise der H. Berthold AG

Insgesamt standen zehn Schriften im Fokus. Acht davon beinhalteten neugezeichnete Buchstaben von Bleisatzlettern, die sowohl ursprünglich von der Firma Berthold als auch von einigen anderen Schriftgießereien gefertigt waren – darunter Schriften der ersten Schriftgestalterinnen der BRD, Ilse Schüle und Gudrun Zapf von Hesse. Zwei Kassetten beinhalten die Reinzeichnungen von neuen Schriften, die Berthold erstmals für den Fotosatz angefertigt hatte. Die Entwürfe dafür stammen von Gestaltern aus Neuseeland sowie der Tschechoslowakei. Im weiteren Verlauf der Woche wurden die Folien aus zwei Schriftkassetten digitalisiert – die der Herkules und die der Fanfare schmal.

Vor einiger Zeit wurden Interviews mit drei ehemaligen Mitarbeitern der H. Berthold AG in Berlin sowie ein längeres Interview mit Alexander Nagel über Berthold Fototype vom Deutschen Technikmuseum gefilmt und im Netz veröffentlicht. Im Rahmen eines von der Senatsverwaltung Berlin und digiS geförderten Digitalisierungsprojektes wird 2024 eine Auswahl von knapp 80 Akten aus der Abteilung Schriftschneiderei der H. Berthold AG mit Korrespondenz, Entwürfen und internem Schriftgut digitalisiert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Sie werden sicher einen Beitrag leisten können für Forschungen zu Typografie sowie Design- und Industriegeschichte.

(Dan Reynolds)

Di, 09.04.2024

Die "Bücherkinder" in Brandenburg an der Havel. Die Gruppe wird von den Pirckheimern unterstützt, ihr Mentor ist der Pirckheimer-Freund Armin Schubert.
Die "Bücherkinder" publizierten mehrere Bücher. Sie sind zahlreichen Künstlern und Werken gewidmet.
Auch Olaf Scholz schätzt die Arbeit der Domschüler.
Der "Phönix von Aschersleben" von Sven Großkreutz.
Der "Letzte Tanz" von Altmeister Karl-Georg Hirsch.
Claudia Berg: "Haus bei Burano". Die Meisterin der Kaltnadel wurde u. a. mit dem Meid-Preis geehrt.

Blatt für Blatt: „Bücherkinder“ und die „Edition Pirckheimer“

Die Gesellschaft trägt die Lust auf Buchkunst ins Land. Ein Blick auf zwei ihrer Initiativen

Ein hehres Anliegen besitzt zuweilen einen etwas drögen Sound. In der Satzung der Pirckheimer-Gesellschaft heißt es denn auch sachlich: „Der Verein hat den Zweck, das Sammeln von schönen und wertvollen Büchern, von Grafik und Exlibris zu fördern und zu unterstützen, Kenntnisse über Geschichte und Gegenwart des Buches zu verbreiten, Mitglieder und Öffentlichkeit mit Werken der Buchkunst und Grafik vertraut zu machen, zur Entwicklung der grafischen Künste beizutragen und das Exlibris zu pflegen.“ Das klingt nach mächtig viel bibliothekarischer Emphase, ist vielleicht auch der Reeducation-Stimmung der 1950er Jahre geschuldet, in der die Gesellschaft gegründet wurde. Was ist schön? Was ist wertvoll? Welche Werte vermitteln wir? 

Bei solch fluiden Kategorien ist die Bandbreite der Perspektiven groß: Antiquare, Buchhändler, Verleger, Künstler, Drucker, Sammler, Leser gehören zu uns, auch Institutionen wie die Bayerische Staatsbibliothek, das Literaturarchiv Marbach, die Deutsche Nationalbibliothek, die Büchergilde Gutenberg bis hin zu Verlagen wie die burgart presse, die Edition Mückenschwarm oder The Bear Press. Buch und Grafik als Kulturgut, Wissensträger, Kunstobjekt, Geschichtsquelle, Unterhaltungsmedium sind unser Thema, sich widerspiegelnd in den Marginalien, unserer Zeitschrift für Buchkunst und Bibliophilie, in Jahresgaben, Grafikeditionen und Buchförderungen. Aber wir wären nicht solch eine lebendige, 600 Mitglieder umfassende bibliophile Gesellschaft in Deutschland, wenn wir das so trocken handhaben würden, wie es klingen mag. Zwei Initiativen unserer Gesellschaft, die Bücherkinder und die Edition Pirckheimer, sollen dafür Beispiel sein. 

Wie bekommen wir Kinder zum Lesen und Erwachsene zum Sammeln? An diesen beiden Herausforderungen arbeiten wir verstärkt seit einigen Jahren. Der Kunstpädagoge Armin Schubert, seit Jahrzehnten Pirckheimer, ist der Kopf hinter den Bücherkindern Brandenburg. Seine Idee: Kinder beschäftigen sich ein Jahr lang mit einem Thema und machen am Ende ein eigenes Buch. In der kreativen Auseinandersetzung mit Originaltexten und -illustrationen wächst Verständnis für Literatur, für Geschichten, Bilder. In den Räumen der Evangelischen Grundschule am Dom zu Brandenburg entstehen so Jahr um Jahr Kleinode. Die Kinder recherchieren, diskutieren, zeichnen, dichten, probieren sich in originalgrafischen Drucktechniken von Linolschnitt über Radierung bis Siebdruck. Am Ende mündet es in einer von Sven Märkisch und Dietmar Block in der Galerie Sonnensegel gedruckten und von Henry Günther in der Edition BuchKunstBalance gebundenen kleinen Auflage. So entstanden schon elf Titel, u. a. zu Theodor Hosemann, Christa Wolf, Werner Klemke, Arno Mohr, Jurek Becker, Harald und Robert Metzkes, Egbert Herfurth, Franz Fühmann.

Zum Thema Schriftstellerkindheiten tauchten die Kinder ein in die Erinnerungen von Günter Grass, Franz Fühmann, Christa Wolf und Jurek Becker. Neben den eigenen Illustrationen der Kinder steuerten erstmals auch bekannte Künstler Originalgrafiken zum Buch Die Farben der Kindheit bei: Rainer Ehrt, Katrin Stangl, Sven Großkreutz, Klaus Süß, Moritz Götze. Das jüngste Buch erschien im Dezember 2023 zum Thema Frieden: Pax questuosa. Aktueller denn je, Hommage jeweils an die einzigartige Künstlerin Núria Quevedo und die große Erzählerin Anna Seghers.

Die Pirckheimer unterstützen finanziell, materiell und mit Kontakten, denn oft genug treffen sich die Kinder mit den Künstlern oder mit Personen, die sie kannten. Der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier kam zu Besuch, schrieb ihnen auch eine Postkarte für das Buchprojekt über Jurek Beckers Karten an dessen Sohn, was die Kinder zu eigenen Karten anregte; es entstand ein langes Filminterview zwischen Klaus Ensikat und Denis Scheck, das die Kinder mit eigenen Texten zu Ensikat-Bildern flankierten; die amerikanische Leseforscherin Maryanne Wolf wurde auf sie aufmerksam u. v. m. Immer geht es den Kindern dabei um den produktiven Austausch mit dem Vorgefundenen. Und auch Bundeskanzler Olaf Scholz ließ es sich nicht nehmen, sie zu besuchen.

Im Falle unserer Edition Pirckheimer denken wir an eine ältere Zielgruppe. Unserer Zeitschrift für Buchkunst und Bibliophile Marginalien liegt pro Ausgabe für jedes Mitglied eine Originalgrafik bei. War dies in der Vergangenheit nur in vereinzelten Heften der Fall, so etablierten wir vor sieben Jahren die regelmäßige Beilage mit jeder Ausgabe. Auch ein Grund für unser Mitgliederwachstum. Wir freuen uns, mit den preiswerten Blättern namhafter Künstler wie Max Uhlig, Dieter Goltzsche, ATAK, Volker Pfüller, Ottographic, Strawalde, Frank Eißner, Thomas Ranft, augen:falter, b.a.c.H. und vielen weiteren vor allem jüngeren Lesern den Aufbau einer eigenen Grafiksammlung zu ermöglichen. Trotzdemergibt sich daraus ein paradoxes Problem: Je erfolgreicher die Zeitschrift, je höher ihre Auflage, desto mehr steigen die Kosten und sinkt der Sammlerwert der Grafiken.

Vor einigen Jahren haben wir auf dieses Problem mit der Herausgabe einer exklusiven Edition Pirckheimer geantwortet: einer Grafikmappe in kleiner Auflage, die den Sammlern etwas Besonderes bietet und deren Ertrag dabei hilft, die Finanzierungslücke für qualitätsvolle Grafik-Beilagen der Marginalien auszugleichen. Kuratiert von Jens-Fietje Dwars, u. a. Herausgeber der literarischen Edition Ornament im quartus-Verlag, starteten wir mit sieben A3-Blättern in 35er Auflage von den Künstlern Susanne Theumer, Hans Ticha, Klaus Süß, Moritz Götze, Kay Voigtmann, Strawalde und Baldwin Zettl. Obwohl die Subskribenten jenseits des Auftaktblatts von Zettl die Motive nicht kannten, war die Auflage schnell verkauft, und die Besteller freuten sich alle zwei Monate über ein neues Blatt. Ein schöner Erfolg, der auch auf dem Vertrauen der Käufer fußte. Mit der 2022 lancierten zweiten Mappe der Edition passten wir das Konzept leicht an: Auflage 50 Exemplare, alle sieben Blätter liegen bereits vor. Somit weiß jeder, was ihn erwartet, wenn er die Edition abonniert.

Karl-Georg Hirschs Holzschnitt Letzter Tanz krönt darin eine ganze Reihe oft skurriler Paare des Altmeisters, die weniger harmlos tänzeln, als vielmehr ihre Kräfte messen. Dieter Goltzsche trägt eine kleine Radierung namens Schaukelpferd bei. Max Uhlig gab uns für die Mappe eine radierte Frauenkopf-Studie aus dem Jahr 1978, von der bislang noch keine Auflage gedruckt wurde. Seine Malerkollegin im Geiste, Gerda Lepke, zeichnete in ihrer Algrafie mit bekannt freiem Strich ein geheimnisvolles Paar. Der Grafiker und Maler Gerd Mackensen zeigt mit seiner handkolorierten Radierung Nur Narr! Nur Dichter! einen Nietzsche jenseits verklärender Heroisierung. Als Vertreter nachwachsender Generationen konnten wir Sven Großkreutz gewinnen. Sein rätselhaftes Blatt Phönix aus Aschersleben ist aufwändig in Ätzradierung, Aquatinta, Kaltnadel und Aussprengtechnik gearbeitet. Und Claudia Berg beschließt die Mappe mit einem Blatt aus ihrem jüngsten Venedig-Zyklus: Haus bei Burano ist ein weiteres Zeugnis ihrer atmosphärisch dichten Radierkunst. 

Die Mappe wurde erneut von Silke Steinhagen in Weimar gebunden, ein Beiblatt in Bleisatz von der Pavillon-Presse Weimar gedruckt. Sieben Blätter für 1.600 Euro, die in ihrer Zusammenstellung mit hoher künstlerischer Varianz verzaubern. Wofür beim Kind Interesse geweckt wurde, das kann echte Sammlerleidenschaft im Erwachsenenalter zeitigen. So, hoffen wir, geht der Samen auf.

(Till Schröder, Text ist erstveröffentlicht im Begleitbuch der BuchDruckKunst, Hamburg 2024)

So, 07.04.2024

Rudolf Angeli – am Pirckheimer-Stand auf der BDK.

Grüße von der BuchDruckKunst

Gute Grüße von der BuchDruckKunst im Museum der Arbeit in Hamburg, die noch heute bis 17 Uhr ihre Tore für ihre Besucher geöffnet hat, schickt Pirckheimer-Freund Rudolf Angeli, der dort gemeinsam mit PG-Freund und Kollege Peter Engel die Pirckheimer an ihrem Stand vertritt. Die Messe im Norden, die in ihrer 2024er Ausgabe unter der Leitlinie Unterwegs im Büchermeer steht, vereint, organisiert von Klaus Raasch, auch in der aktuellen Ausgabe hochklassige Buchkunst und Grafik, aus der Vielzahl der Aussteller seien stellvertretend Jule Claudia Mahn, Frank Eißner, Susanne Theumer und Svato Zapletal genannt. Angeli und Engel betreiben in der Hansestadt einen eponymen Verlag und geben zudem den Hamburger Bothen heraus, der soeben in seiner 21. Ausgabe erschien und neben den Marginalien als zweites Pirckheimer-Periodikum funktioniert.

(André Schinkel)

Peter Sodann in seiner Bibliothek – der bundesweit bekannte Künstler und Sammler starb am 05. April 87-jährig in Halle. | © by Jörg Blobelt (CC BY-SA 4.0)

Halle: Trauer um Peter Sodann

Der national bekannte Schauspieler, Film- und Theatermann Peter Sodann ist tot. Er starb am 05. April 2024 im Alter von 87 Jahren in Halle, der Stadt, die ihm lange ambivalent geliebte Wahlheimat war und die ihm, Ehrenbürger der Stadt seit 2005, in ebensolcher Liebe verbunden war und blieb. Sodann, der in den 1980er Jahren in der Saalestadt die Kulturinsel mit ihrem Kern, dem neuen theater, ausgehend von einem besetzten Kinosaal in der Innenstadt, aufbaute und jahrzehntelang deren Intendant war, wurde auch berühmt als Tatort-Kommissar in der Rolle des Bruno Ehrlicher, der an der Seite von Bernd Michael Lade in Dresden und Leipzig ermittelte. Und: Der gebürtige Sachse Sodann war auch ein Mann des Buches. Seit 1990 sammelte er die Buchbestände aus DDR-Produktion, um sie nach eigener Aussage der Nachwelt zu erhalten. Zuletzt war die auf über zwei Millionen Exemplare Bestand angewachsene Peter-Sodann-Bibliothek in Staucha in der Nähe seiner Geburtsstadt Meißen, wo er nach seiner Abberufung als nt-Intendant auch lebte, beheimatet; eine Genossenschaft soll den Fortbestand der Sammlung sichern. Mit Peter Sodann verliert die Welt einen streitbaren und unbequemen Geist, der, aus der Arbeiterschaft stammend, für die Kunst brannte und auch politisch, wo er durchaus hart anzuecken wusste (für seine Haltung saß er in der DDR zehn Monate in Haft; seine Kandidaturen für den Bundestag und das Bundespräsidenten-Amt waren nicht unumstritten), aktiv war ... Zuletzt war Sodann als Schauspieler in Andreas Dresens Biopic Gundermann zu sehen. Er hinterlässt vier erwachsene Kinder. Als Mitglied der Pirckheimer-Gesellschaft dürfte er wohl mithin das größte Sammelgebiet samt riesigem Bestand besessen haben.

(André Schinkel)

Sa, 06.04.2024

Barbara Beisinghoff: noch bis 02. Juni in Offenbach.

Barbara Beisinghoffs „Recycling“

Papier wird recycelt aus Pflanzenfasern. „Schnipp-Schnapp-Schnurre, Basselurre. Aus ist das Lied! Aber die kleinen unsichtbaren Wesen sagten alle: Das Lied ist nie aus!“ In Hans Christian Andersens Märchen wird aus Flachs zuerst Leinen, dann Wäsche, aus dieser später Lumpen und daraus Papier und letztlich Kunst. Die Arbeiten von Barbara Beisinghoff (Titel: Alabasterspur) sind im Museum Haus der Stadtgeschichte Offenbach noch bis zum 02. Juni 2024 zu sehen. Am 04. Mai führt die Künstlerin durch ihr Werk im Rahmen der Nacht der Museen. Und am 19. des so edlen Wonnemonats findet um 11.30 Uhr die Veranstaltung Wo ich auf einem backsteinernen Fluss auf der Reise war mit Barbara Beisinghoff und Jürgen Eichenauer statt. Die Künstlerin ist auch noch heute und morgen auf der BuchDruckKunst im Hamburg (Stand 39) und vom 26. bis 28. April auf der Buchkunst Trier (Stand 1) mit neuesten Arbeiten, Büchern und Kunstobjekten anzutreffen. 

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Di, 02.04.2024

Die neue Ausgabe des "Hamburger Bothen", Heft 21.

Hamburger Bothe 21 erschienen

Auch wenn, wie der Hintergrundfunk vermeldet, die beiden Hamburger „Engel“, die Pirckheimer-Freunde und Herausgeber des Hamburger Bothen, Rudolf Angeli und Peter Engel im Moment abkömmlich und verreist sind, lassen sie doch die bibliophile Gemeinde nicht zurück ohne die neueste, die 21. Ausgabe ebenjenes Informationsblattes, das von der Freien und Hansestadt aus zunächst seinen Streifzug in den Norden und dann in das gesamte Lese- und Sammelgebiet der Pirckheimer-Gesellschaft unternahm und bis heute wächst. Ja, es geht das Gerücht, dass es diesmal sogar eine bibliophile Ausgabe des Journals gibt, das in bewährter Manier wieder aus den Gegenden des Herzens berichten, die den Bibliophilen, die Bibliophile erfreuen. So wird auf das Hamburger Treffen der PG im Februar (der Blog berichtete) rekurriert, es gibt Meldungen zu Kurt-Wolff-Stiftung und Simon-Wiesenthal-Preis, Hinweise zu einer Lesung von Verlagsautor Urs Heftrich und einen Ausblick auf die BuchDruckKunst am kommenden Wochenende, auf der Angeli und Engel am Stand der Pirckheimer wieder anzutreffen sind. Abel Doering verweist zum Karl-Kraus-Jahr auf eine seinerzeit bilaterale Kraus-Ausgabe bei Volk und Welt sowie Langen Müller, Rainer Ehrt arbeitete zu Kafka, der Beitrag von Paul Hennig muss geteilt werden; auch die Erwägungen zu „Serendipity“ werden fortgesetzt. Und schließlich gibt es drei gereimte Texte Heftrichs und die Einladung zur Subskription des fünften Angeli-&-Engel-Buchs, das sich dem Frankfurter Maler Bernhard Jäger widmet. Die Ausgabe des Bothen im digitalen (also: PDF-)Format ist unter der Email-Adresse Rudolf_Angeli@web.de anforderbar. Dort gibt es auch weitere Informationen.

(André Schinkel)

Mo, 01.04.2024

Leipziger Buchmesse 2024 & 2025

Nach der Messe ist vor der Messe: Vor etwas mehr als einer Woche ging die Leipziger Buchmesse 2024 erfolgreich zu Ende. Wir als Pirckheimer-Gesellschaft waren natürlich dabei und haben uns über eine gute Resonanz gefreut. Erfahrungen konnten wir sammeln, die Messe genießen und Kommunikationsarbeit betreiben. Ein großes Dankeschön an alle Organisatoren, Standbetreuer, Helfer, Unterstützer etc.! Einige neue Mitglieder konnten wir gewinnen und wieder das Projekt der Bücherkinder Brandenburg unterstützen, und Pirckheimer-Freund Armin Schubert hat sein aktuelles Werk (mit einigen Kindern und Eltern) präsentiert und arbeitet bereits am nächsten Buch. Jetzt steht bereits der Termin für die Leipziger Buchmesse 2025 fest, sie findet statt vom 27.03. bis 30.03.2025), und im Sommer beginnt die Planungsphase. Also heißt es jetzt schon sich Gedanken machen, wie wir uns aufstellen werden. Man kann aber sagen: Vorfreude ist die schönste Freude ...

(Robert Grieger)

So, 31.03.2024

"Die vier Jahreszeiten", eben erschienen in Zaumseils Dreier Press – das aktuelle "Bibliophile des Monats".

Bibliophiles des Monats: „Die vier Jahreszeiten“ von Peter Zaumseil

Gemeinhin gilt der Frühling als die schönste und hoffnungsreichste Zeit des Jahres, auch in dieser von der Fäulnis der Abgründe, die im Menschen möglich sind, angeblickten Epoche möge das so bleiben, in der zarten Beblümelung beim Gedanken an die mögliche Auferstehung, die zumindest die Christenheit an diesen Tagen feiert und begeht, zumal. Die Kunst bliebt ein Signet des Humanen wie Schönen dabei, egal, wie schwer und schwierig die Jahre sind, in denen sie, Seismograph des Temporären oder Gegenentwurf in heller oder dunkler Wichtung, entsteht. Grund genug, damit einen Hinwink von Pirckheimer-Freund Uwe Klos aufzunehmen, auf ein neues originalgrafisches Buch von Peter Zaumseil, Künstler- und Landschaftskollege aus den wilden, ja, und im Moment zudem wild begrünten, wie es sein soll, ostthüringischen Hügelländern, hinzuweisen, was hiermit in diesem Blog mit dem Ehrensternchen Bibliophiles des Monats vorgenommen sein soll. Dieses Buch heißt Die vier Jahreszeiten und feiert alle von Wetter und Wind gezeichneten, zuweilen wohl auch gegerbten Quartale des Kalenders. Es erscheint, wie Uwe Klos weiterhin anzeigt, im Jahr des dreißigsten Jubiläums der Peter Zaumseil zueigenen Dreier Press als dessen 25. Druck. Die vier Jahreszeiten enthält 16 Farbholzschnitte des Meisters aus Elsterberg im Vogtland, dazu gesellen sich die Gedichte diverser Lyriker (der Riese Rilke ist dabei ... und der sicher berührendste unter allen lustikken Dichtern, Ringelnatz – man vergleiche jeweils die beiden Doppelseiten aus dem Buch in den Abbildungen) und Lyrikerinnen, insgesamt 14 an der Zahl. Die Texte wurden nach händischen Vorlagen Zaumseils bei Tischendorf in Greiz gedruckt, die Vignetten vom Künstler eigens koloriert; auch die Bindung übernahm Zaumseil selbst. Insgesamt liegt das 30 x 40 cm große Buch in neun regulären und zwei E.A.-Exemplaren vor, der Einband ist zudem mit vier Porzellankacheln mit Kristallglasuren von Ludwig Laser aus Obergeißendorf betan. Das prächtige Werk wurde bei (nach eigenem Statement) Peter Zaumseils letztem Auftritt auf der Leipziger Buchmesse präsentiert und soll auch sein letztes Buch in Auflage sein. Man wünscht indes an der Seite Uwe Klosens gleichsam, dass dem nicht so ist. Denn: Schöne Bücher braucht das Land, das wird immer so sein. Alle Informationen zu Peter Zaumseils Werk und auch dem neuen Buch sowie den Hinweis auf eine im Juni anstehende Ausstellung des Künstlers finden sich auf seiner persönlichen Seite im Internet.

(André Schinkel)

Sa, 30.03.2024

Beim Vortrag – Organisator und Verleger Ralf Plenz.
Podium mit Maren Schönfeld und den Verlegern und Pirckheimern Ralf Plenz sowie Rudolf Angeli (v. l.).
Die "Perlen der Literatur", Band 1 bis 25, verlegt bei Ralf Plenz. Jedes der Bücher in der Reihe hat eine besondere Entdeckungs-Geschichte und erschien im Offset im schönen, gestalteten, edlen Gewand.
Pirckheimer-Freund Rudolf Angeli bei dem Treffen.
Publikationen des Verlages Angeli & Engel am Stand. Bisher erschienen vier Bücher in dem Hamburger Verlag, u. a. von Rainer Ehrt und Klaus Waschk. Die Verleger Rudolf Angeli und Peter Engel zeichnen zudem für den "Hamburger Bothen" verantwortlich. | © für alle Fotografien bei Ralf Plenz bzw. bei DAP

Berührt von schönen Büchern

Am 25. Februar des Jahres veranstaltete der Büchermacher (und Pirckheimer-Freund) Ralf Plenz in Kooperation mit der Hamburger Autorenvereinigung ein Treffen der Pirckheimer-Gesellschaft in Hamburg-Altona. In der Alfred-Schnittke-Akademie (Max-Brauer-Allee 24, 22765 Hamburg) konnten Interessierte sich über die Institutionen informieren, bibliophile Buchausgaben bewundern und erstehen. Dabei ging es auch um die Frage, was der Begriff „bibliophil“ denn eigentlich umfasst.

Den ersten Programmpunkt der Tagung bildete jedoch ein Vortrag von Ralf Plenz über die Umwälzung der Druckbranche, verknüpft mit seinem Werdegang. In den 1960er und 1970er Jahren fand der Wechsel vom Bleisatz zum Offsetdruck statt. Als Gründungsmitglied der Druckwerkstatt Ottensen bot Plenz gemeinsam mit seinen Mitstreitern eine Spezialität an: Zum Gestalten der Druckvorlagen für die Kunden verwendeten sie altes Werkzeug wie zum Beispiel Federn und stellten die Vorlagen handschriftlich her. So hatten sie viele Autoren und Künstler unter ihrer Kundschaft, unter anderem den Lyriker Peter Rühmkorf und den Künstler Albert „Ali“ Schindehütte, der durch die Rixdorfer Drucke berühmt wurde. Die Druckwerkstatt, die heute noch existiert, war ein Erfolgskonzept aus hochwertigen Druckerzeugnissen in Zusammenarbeit mit Kleinstverlagen, dem Verkauf einer Auswahl besonderer Bücher, Umweltschutzpapiererzeugnissen und einem Copyshop.

Plenz berichtete über Details des Druckwesens, zu denen Laien kaum Zugang haben. So erfuhr manch erstaunter Gast, dass digital gedruckte Bücher für Bibliothekare nicht archivfest seien, weil diese keine hundert Jahre hielten. Denn Digitaldruck ist technisch fast immer eine Fotokopie – sie blättert ab, wenn sie beispielsweise geknickt wird. Zudem sind die Buchrücken nicht gerade für die Ewigkeit gemacht und brechen meist, wenn man das Buch weit aufzuklappen versucht. Aus diesem Grund ist die mehr als 25-bändige Reihe Perlen der Literatur von Ralf Plenz (von ihm herausgegeben in seinem Input Verlag) im Offsetverfahren gedruckt und hochwertig ausgestattet.

Für den Nachdruck der historischen Titel fahndet Plenz in Antiquariaten nach sehr alten Ausgaben und stößt manches Mal auf Kuriositäten. Eine ganz besondere ist ein Gedichtband von Christian Morgenstern (1871–1914), datiert auf den Zeitraum 1915–1920, mit gerissenem statt geschnittenem Papier. Die Nachforschungen des Büchermachers ergaben, dass es sich um einen Raubdruck handeln muss, denn in keinem autorisierten Buch (Vorlage: Palma Kunkel, Berlin: Cassirer 1916?) gibt es diese Zusammenstellung aus drei Bänden Morgensterns, zudem noch in einer Ausgabe.

Pirckheimer-Freund Rudolf Angeli vom Angeli & Engel-Verlag bestritt den zweiten Vortrag im Programm. Der Verlag „widmet sich Publikationen zur Kunst mit bibliophilem Anspruch“. Angelis Leidenschaft für das Schachspiel und für Stefan Zweigs Schachnovelle motivierte ihn schließlich, ins Verlagswesen einzusteigen. Eigentlich aus dem Management kommend, gründete er gemeinsam mit dem Autor Peter Engel den „Verlag für paradiesische Bücher“ in Hamburg und eignete sich autodidaktisch das entsprechende Wissen an. Neben den obengenannten Publikationen betreibt er ein Antiquariat. Er ist von Worten fasziniert und bezeichnet seine verlegerische Berufung als „Serendipity“, also eine „zufällige Beobachtung von etwas ursprünglich nicht Gesuchtem, das sich als neue und überraschende Entdeckung erweist“ (... vergleiche dazu den Eintrag bei Wikipedia). Ein Blick auf den liebevoll präsentierten Büchertisch beglaubigt seine Leidenschaft, und man möchte die hochwertigen, großformatigen Bücher gern berühren und aufschlagen. Aktuell erschien die vierte Edition, das Balladenbuch Liebe, Leid & Untergang von Klaus Waschk, das als Buchhandelsausgabe und als Vorzugsausgabe mit einer Original-Grafik des Künstlers erhältlich ist.

Bei so vielen spannenden Vortragsthemen konnte man fast das Anschauen ebenjener Büchertische vergessen. Dabei gab es unter den ausgelegten Leseschätzen viel Schönes zu bewundern, so zum Beispiel der Nachdruck der sehr kurzen Erzählung Die Insel von Stefan Zweig, hochwertig gebunden als schmales Heft mit einer nachgedruckten Grafik von Markus Behmer sowie ergänzt durch das Faksimile des handschriftlichen Manuskripts als Beigabe. Als weitere Besonderheit hat der Verlag Angeli & Engel 2020 den Hamburger Bothen herausgebracht, einen Rundbrief, der mindestens sechsmal im Jahr erscheint, um über einschlägige Veranstaltungen zu informieren und die Kontakte innerhalb der Regionalgruppe Nord der Pirckheimer Gesellschaft zu unterstützen.

In der Alfred-Schnittke-Akademie ging es nach der Mittagspause mit einem Podiumsgespräch weiter. Zunächst sprachen Ralf Plenz und die Verfasserin dieses Artikels über die in Hamburg-Ottensen spielende Trilogie Großstadt-Oasen, zu denen auch zwei Podcast-Folgen kostenlos zu hören sind. Im weiteren Gespräch zu dritt mit Rudolf Angeli ging es zunächst um die Situation der Antiquariate in Deutschland und die Vor- und Nachteile der Online-Portale, mithilfe derer sich Bücherfreunde zwar einfach sowohl seltene Ausgaben beschaffen als auch durch Verkauf gebrauchter Exemplare ihr Bücherregal aufräumen können, die jedoch für die stationären Antiquare eine Existenzbedrohung darstellen. Denn wegen sofortigen Vergleichbarkeit aller Anbieter des gleichen Produkts fallen die Preise. Ehemals kostspielige Raritäten sind heutzutage für wenige Euro erhältlich. Zudem wird die Anzahl der Leser insgesamt drastisch weniger und teilt sich überdies auf in solche, die noch Papierbücher lesen und andere, die digitale Medien wie E-Books bevorzugen. Das sind im Hinblick auf die Gesamtleserschaft immerhin konstant sechs Prozent.

Aus diesem Thema folgte die Frage, was denn eigentlich bibliophil sei. Wikipedia offenbart dazu: „Als Bibliophilie bezeichnet man allgemein das Sammeln von schönen, seltenen oder historisch wertvollen Büchern, meist durch Privatpersonen zum Aufbau einer Privatbibliothek nach bestimmten Sammelkriterien.“ Die drei Diskutanten einigten sich zusätzlich auf die Ausstattung (Haptik, Papierqualität, Bindung, Veredlung, Beigaben wie zum Beispiel Künstlergrafiken und natürlich die besondere Typografie etc.), den Geruch und die persönliche Bedeutung von Büchern für die Leser. Rudolf Angeli empfindet Bücher wie Freunde, was eine berührende Umschreibung und überaus nachvollziehbar für Menschen ist, die sich einmal mit dem Lesen infiziert haben.

Die Pirckheimer-Gesellschaft, die nach dem eigenen Bekunden „Sammler und andere Verrückte“ beheimatet, betreibt auf ihrer Website auch einen umfangreichen, vielfältigen Blog. Zudem wird sie am 05. bis 07. April 2024 im Museum der Arbeit in Hamburg-Barmbek bei der BuchDruckKunst, „unterwegs im Büchermeer“, vertreten sein. Vielleicht kann man dort auch die weiteren Aussteller, die krankheitsbedingt nicht in Altona sein konnten, antreffen und ihre Schätze bewundern.

(Maren Schönfeld, dieser Artikel erschien zuerst am 26.02. im Online-Magazin von „Die Auswärtige Presse e. V.“ und wird hier mit freundlicher Genehmigung der Verfasserin veröffentlicht.)

Mi, 27.03.2024

Kerem Saltuk, der Regisseur des Klemke-Films. Sein Porträtfilm wird am 12.04.2024 in Dresden gezeigt.

Werner-Klemke-Film in Dresden

Das Deutsche Museum für Animationsfilm lädt zur Dresden-Premiere des Dokumentarfilms Werner Klemke – Ein Weißenseer Künstler von Kerem Saltuk ein. Der 71-minütige Film wird im Rahmen der April-Ausgabe der Animania-Reihe am 12.04.2024 um 19.30 Uhr im Museumskino der Technischen Sammlungen Dresden (Junghansstraße 1 bis 3, 01277 Dresden) gezeigt. Saltuk, der selbst in Weißensee lebt, setzt damit dem einzigartigen Künstler, Helden und Mitbegründer der Pirckheimer-Gesellschaft Werner Klemke (1917–1994) ein Denkmal, geht darin den Spuren seines Lebens und Wirkens anhand von Dokumenten und Interviews nach. Zu Wort kommen dabei neben vielen anderen Stimmen die Töchter Klemkes, die ihrerseits als Künstlerinnen tätig sind. Der Film gibt auch Einblick in Arbeitsweise und Credo dieses in der Tat großartigen Mannes, deren Ideen bis heute in unzähligen Kunstwerken, illustrierten Büchern, Briefmarken, ja, und nicht zuletzt den Ausgaben der Zeitschrift Das Magazin, deren Cover Klemke viele Jahre gestaltete, dokumentiert sind. Dass Werner Klemke, der auch als Hochschullehrer in Berlin-Weißensee tätig war, im Zweiten Weltkrieg 300 holländischen Juden das Leben rettete, wurde erst 2011, lange nach seinem Tod, bekannt: Der Meister hatte darüber zu Lebzeiten nie gesprochen. Seine letzte Ruhestätte auf dem St.-Hedwig-Friedhof seines Heimatstadtteils wird als Ehrengrab der Stadt Berlin geführt. Klemkes Nachlass wird in Offenbach im Klingspor-Museum gepflegt. Der Eintritt für die Vorführung in Dresden kostet 6 (ermäßigt 5) Euro. Karten können beim Besucherservice der Technischen Sammlungen unter der Telefonnummer (0351) 488 72 72 reserviert werden. Ansehen lohnt sich!

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Sa, 23.03.2024

Eines der Themen der Frank-Eißner-Schau ist Star Dolores O’Riordan, die Sängerin der Cranberries.

Frank-Eißner-Schau eröffnet

Mit einem schönen Erfolg wurde die Grafikausstellung anlässlich des 35-jährigen Bestehens der Handpresse Frank Eißners in der Galerie Sonnensegel in Brandenburg an der Havel eröffnet. Die Schau vereint eine Auswahl von Arbeiten des in Aschaffenburg lebenden und zur Zeit auf der Leipziger Buchmesse weilenden Künstlers, der für seine Holzschnitte, insbesondere in der Spielart der verlorenen Form, weithin bekannt wurde. Der Künstler war bei der Vernissage am 16. März in der Domstadt am Fluss anwesend und druckte ein originalgrafisches Plakat mit den Gästen. Die Ausstellung, die sich u. a. Eißners Verehrung für die Sängerin der Cranberries, Dolores O’Riordan (1971–2018), widmet, ist bis zum 28. Juni in der Havelstadt zu sehen. Schöne Sache das, hingehen!

(André Schinkel)

Mi, 20.03.2024

Ganz neu und messepräsent: "Mein Basel", das neue Buch von Daniela Engist und Petra Schuppenhauer.

Das „Grafiknetzwerk“ in Leipzig

Die Grafik und Buchkunst wird auch in diesem Jahr wieder reich auf der Leipziger Buchmesse, die vom 21. bis zum 24. März ihre Pforten für die Besucher öffnet, vertreten sein. Im gemeinsamen Grafiknetzwerk, auf dem Marktplatz Druckgrafik präsentieren sich auch 2024 eine Reihe an Künstlerinnen und Künstlern, Editionen, Narren der guten Grafik, Freunde des originalgrafischen Buchs. In diesem Jahr finden sie sich in der Halle 2 des Neuen Messegeländes und freuen sich auf interessierten Zulauf. Mit dabei sind unter anderem: Andrea Ackermann, Sarah Deibele, Claudia Richter, die augen:falterinnen Petra Schuppenhauer, Urte von Maltzahn-Lietz sowie Franziska Neubert, Susanne Theumer, Frank Eißner, dann die Ateliers Grimm und Soso, Wolfgang Grätz, Marlies und Thomas Müth, Silvio Colditz, die edition noir, Café Krèm und ... not last und nicht least natürlich die Pirckheimer-Gesellschaft (Stand E505). Man komme, staune und freue sich!

(André Schinkel)

Do, 14.03.2024

Soeben erschien die 252. Ausgabe der "Marginalien", der Zeitschrift der Pirckheimer. | © Katrin Aepler

Marginalien: Heft 252 erschienen

Frisch zur Leipziger Buchmesse und zum morgen anstehenden Tag der Druckkunst auf den Tisch kommt die neue Ausgabe der Marginalien, Heft 252 (2024/1). Üppig ist, was Chefredakteur Till Schröder mit seiner Crew zusammengebaut hat: Um Künstlerbücher und was das denn sei, geht es im Startheft des neuen Jahrgangs, um Shakespeare, Gerd Sonntag, Matthias Gubig, um Abecedarien, um Grandville, antike Kräuterbücher und um Lug und Trug und Hinterlist, aufs Buch beklopft und editorisch besehen. Die Typografische Beilage ist als de facto Sündenregister mit den Letternteufelchen von Typografiegroßmeister Albert Kapr gespickt; und die Originalgrafische Beilage ist in zwei Ausführungen ein Ereignis: Kein Geringerer als der Maître Rolf Münzner, der in je 325 Stücken Schablithografien beisteuerte, um die Ausgaben mit dem Ruch der großen Kunst zu füllen, ist da in den Heften der Mitglieder der Pirckheimer zu finden! Kathrin Nitzschkes Beitrag würdigt den bewegten, schweren Weg von Gert und Alfred Eberlein in und aus der DDR. Das Heft wird beschlossen mit Rezensionen, Pirckheimer-Nachrichten, der Einladung zum Jahrestreffen in Magdeburg (13. bis 15.09.2024) sowie den Nachrufen auf Elke Lang und Bernd-Ingo Friedrich.

(André Schinkel)