Der Weg von »Fury«, den »Texas Rangers« und Karl May zu Werner Klemke ist kein zwangsläufiger. Und das Umfeld der Software-Programmierung auch nicht gerade illustrationsaffin. Sammler aber besetzen Nischen, wo sie sie finden. Und für den als Kind fleißig Abenteuer-Literatur verschlingenden Mathematiker Matthias Haberzettl war das Buch stets anregende Spielwiese. In der DDR geboren, aber in Franken aufgewachsen, versorgte die Verwandtschaft den Jungen mit reichlich Lesestoff aus dem Osten. »Bei zehn Büchern oder mehr im Jahr war die Wahrscheinlichkeit hoch, dass darunter ein Klemke war«, sagt Haberzettl schmunzelnd über die Unausweichlichkeit seiner Sammelleidenschaft. Das Sammeln begann zwar mit 18 Jahren und Hermann Hesse, ging dann über auf Gustave Doré, aber in Klemke fand der Augsburger sein Lebensthema. Schon in den 1980ern suchte er den Kontakt zu DDR-Sammlern, zum Klemke-Biographen Horst Kunze, den Klemke-Kindern. Haberzettl lotet bis heute die ganze Breite des sich immer als Gebrauchsgrafiker sehenden Künstlers aus: Bücher, Programmhefte, Plakate, Kalender, Exlibris, Briefmarken... »Ich habe aber auch Spaß am Selbermachen«, insistiert Haberzettl. Sammeln hieße für ihn auch immer Wissen weitergeben. So erstellt er bibliografische Verzeichnisse, verteilt Hefte mit Klemke-Raritäten als Neujahrsgrüße, hält Vorträge, war instrumental für den Klemke-Dokumentarfilm »Treffpunkt Erasmus«. Und das Netz ist noch nicht zu Ende gesponnen. Die Klemke-Connection führte ihn auch zu Eduard Prüssen und den begehrten Originaldrucken des Leipziger Verlegers Karl Quarch. Der Blick entwickle sich immer weiter. »Auch das habe ich Klemke zu verdanken«.
Text: Till Schröder
Foto: Michael Ballak