Pirckheimer-Blog

Mi, 15.06.2022

Druckerzeichen der Aldus-Presse

Buchschätze der venezianischen Renaissance

Die Landesbibliothek Oldenburg zeigt ihre Aldínen-Sammlung in zwei öffentlichen Ausstellungen.

Die 263 Bücher umfassende Sammlung wird im Rahmen eines vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur geförderten Forschungsprojekts seit 2020 erstmals systematisch untersucht und wissenschaftlich beschrieben.
Die Bücher des venezianischen Druckers und Verlegers Aldus Manutius (1450 – 1515) sind herausragende Zeugnisse der frühen europäischen Druckgeschichte. Er veröffentlichte antike Texte in aktuellen humanistischen Editionen und mit innovativer Typographie. Schon im 16. Jahrhundert wurden die sog. „Aldinen“ europaweit zu gesuchten bibliophilen Sammelobjekten.
Bei den Forschungen machte das Wissenschaftlerteam um Projektleiter Prof. Dr. Detlef Haberland einen spektakulären Fund: Eine bisher unbekannte Miniatur führt zu einem der berühmtesten Renaissancekünstler in Deutschland.

Zur Eröffnung der Ausstellung „Buchschätze der venezianischen Renaissance aus der Offizin des Aldus Manutius“ hält Prof. Haberland einen öffentlicher Vortrag.

Eröffnung: 21. Juni 2022, 19 Uhr
Ausstellung: 22. Juni - 16. Juli und 15. September - 15. Oktober 2022

Landesbibliothek Oldenburg
Pferdemarkt 15, 26121 Oldenburg

Di, 14.06.2022

LYRIKMARKT: BÜCHERMARKT

Ab Freitag findet das 23. poesiefestival berlin statt.

Am Sonntag wird die Akademie der Künste zum poetischen Wimmelbild. Im Buchengarten lesen Dichter und Übersetzer. Lyrikbände und -zeitschriften können auf dem Büchermarkt gekauft werden. Daran beteiligt sind selbstverständlich auch Mitglieder der Pirckheimer-Gesellschaft.

Teilnehmer sind u.a. artiCHOKE e.V. | außer.dem | BELLA triste | Bücherbunker | Dagyeli Verlag | Distillery Press | Edit | edition AZUR / Voland & Quist | Edition Delta | Edition Faust | edition mosaik | Edition Rugerup | edition VERSENSPORN | ELIF Verlag | Gesellschaft für zeitgenössische Lyrik e.V. | go-güzel-publishing | gutleut verlag | hochroth Verlag | Jung und Jung | KLAK Verlag | kookbooks | Limbus Verlag | Lyrik Antiquariat Svea Haske | Matthes & Seitz Berlin | PalmArtPress | parasitenpresse | PARK | Poesiealbum | Poetenladen | Propeller Verlag | Quintus-Verlag | Reinecke & Voß | Rotkiefer Verlag | roughbooks | SAND Journal | scaneg Verlag | Schiler & Mücke | Schöffling & Co. | Sinn und Form | Sprache im technischen Zeitalter | Stadtlichter Presse | SternenBlick e.V. | sync.ed | Trabanten Verlag | Transistor – Zeitschrift für zeitgenössische Lyrik | vauvau-verlag | Verlag der 9 Reiche – Lyrikedition NEUN | Verlagshaus Berlin

Projektleitung: Michael Wolf

Festival: 17. bis 23. Juni 2022
Büchermarkt: 19. Juni 2022, 14 Uhr

Akademie der Künste Berlin
Buchengarten
Hanseatenweg 10, 10557 Berlin

DIE ALBATROSS CONNECTION

Das Deutschen Buch- und Schriftmuseums lädt ein zur zweiten Ausgabe der Gesprächsreihe DBSM:meet.

Zu Gast ist die amerikanische Autorin und Professorin Michele K. Troy, die ihre Recherchen und ihr Buch über die „Albatross Connection“ vorstellt. Im anschließenden Gespräch diskutiert sie mit Ihnen sowie Siegfried Lokatis (Buchwissenschaft, Uni Leipzig) und Carola Staniek (Sammlungsleiterin, DBSM).

Zwischen Kriminalroman und Buchgeschichte - darum geht es: Im Zentrum steht die Albatross Press. Der 1932 gegründete Verlag war ein kultureller Außenseiter während des „Dritten Reiches“, aber ein wirtschaftlich erfolgreicher Insider. Finanziert von britisch-jüdischen Intellektuellen, vertrieb die Albatross Press Belletristik in englischer Sprache von modernen Autoren wie D. H. Lawrence, Virginia Woolf, James Joyce oder Ernest Hemingway. Gedruckt und verkauft wurden die Taschenbücher aus Leipzig und Hamburg.

(nach einer Information von Christine Hartmann und Carola Staniek)

23. Juni 2022, 18 Uhr

Deutsches Buch- und Schriftmuseum
Deutscher Platz 1, 04103 Leipzig

Mo, 13.06.2022

Horst Hussel, für die Pirckheimer-Gesellschaft, 2017

Von Freunden

Die ZeitGalerie des Antiquariats Brandel in Friedrichshagen zeigt die Ausstellung: Von Freunden - Aus der Sammlung Ursula Lang.

Ursula Lang, Kunstliebhaberin und -förderin, engagierte sich zeitlebens für die Kunst und setzte sich insbesondere für junge Künstler ein.

Gezeigt werden Arbeiten von Theo Balden, Joachim Böttcher, Carl Friedrich Claus, Conrad Felixmüller, Dieter Goltzsche, HAP Grieshaber, Sabine Grzimek, Hertha Günther, Horst Hussel, Klaus Magnus, Harald Metzkes, Arno Mohr, Wilhelm Rudolph, Max Schwimmer, Max Uhlig, Hans Vent, Claus Weidensdorfer, Werner Wittig und Horst Zickelbein.

Ausstellung: 11. Juni - 22. Juli 2022

ZeitGalerie Friedrichshagen
Scharnweberstraße 59, 12587 Berlin

So, 12.06.2022

Bibliophiles des Monats Dezember 2021, Ill.: Albrecht v. Bodecker

Ehrenvolle Auszeichnung

Unser lieber, herzlich verehrter Freund, der vielseitige Grafiker und Buchillustrator Professor Albrecht von Bodecker, seit 90 Jahren auf der Welt (siehe die typographische Beilage in Marginalien, Heft 244), seit 50 Jahren Mitglied der Pirckheimer-Gesellschaft, wurde am 3. April 2022 in Hamburg mit der Hans-Meid-Ehrenmedaille für Illustration ausgezeichnet.

Die 1993 von Max Meid, dem Sohn des großen Malers und Illustrators Hans Meid (1883 - 1957), gegründete Hans-Meid-Stiftung fördert begabte Künstler und Studenten auf dem Gebiet der Buchgrafik und der Buchillustration durch regelmäßige Preis- und Förderpreisverleihungen für außergewöhnliche Illustrationswerke. Im Jahr 2022 wurde mit dem Hauptpreis, dem Hans-Meid-Preis, die Hallenser Grafikerin Claudia Berg ausgezeichnet.

Das herausragende Lebenswerk von Buchillustratoren würdigt die Hans-Meid-Stiftung mit der Hans-Meid-Ehrenmedaille. Die erste Ehrenmedaille erhielt 1997 Otto Rohse. Die Künstler, die seither mit der Ehrenmedaille ausgezeichnet wurden, sind Bernhard Heisig, Kurt Löb, Horst Hussel, Nuria Quevedo, Hans Ticha, Tomi Ungerer, Karl-Georg Hirsch, Volker Pfüller und Klaus Ensikat. Wir gratulieren dem Empfänger der Hans-Meid-Ehrenmedaille im Jahre 2022, unserm lieben Pirckheimer-Freund Albrecht von Bodecker, herzlich zu der ehrenvollen Auszeichnung!

(Fritz Jüttner)

Sa, 11.06.2022

Martin Baltscheit, Freie Illustration, 2022

20 Jahre Löwen-Liebe

Seit über 20 Jahren ist Die Geschichte vom Löwen, der nicht schreiben konnte ein Klassiker. Seitdem ist rund um den Löwen, den untalentierten, cholerischen, aber im Scheitern so beliebte König der Tiere ist eine kleine, kluge Welt des neugierigen Lernens und lustvollen Scheiterns entstanden, Anlass zu einem Malwettbewerb für Kinder im Alter zwischen 5 und 10 Jahren. Unter dem Motto „Male mir ein Bild von dir!“ entstanden insgesamt 1.317 Selbstporträts, die aus Deutschland, Österreich, Italien und sogar aus den USA ins Bilderbuchmuseum Troisdorf Museum gesandt wurden.

Mitte Mai wurden die Einsendungen der Kinder juriert und sind nun Teil der Ausstellung „20 Jahre Löwen-Liebe“, welche jetzt mit einer Preisverleihung eröffnet wird. Sie zeigt Gewinnbilder des Malwettbewerbs und wird durch Illustrationen und Textzitate aus dem Werk von Martin Baltscheit ergänzt, ein äußerst talentierter Erzähler im deutschen Bilderbuch.
Er schreibt Bücher und Stücke, illustriert, arbeitet als Sprecher, produziert Hörspiele, führt Regie beim Film und ist für seine zahlreichen Talente vielfach ausgezeichnet worden. 2010 erhielt er für Die besseren Wälder den Deutschen Jugendtheaterpreis, 2011 wurde sein Bilderbuch Die Geschichte vom Fuchs, der den Verstand verlor mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis prämiert.

Eröffnung: 19. Juni 2022, 15 Uhr
Ausstellung: 19. Juni - 11. September 2022

Burg Wissem - Bilderbuchmuseum der Stadt Troisdorf
Burgallee 1, 53840 Troisdorf

Fr, 10.06.2022

Toni Mau, Mikroleben II, 1977, Farb-Bauflächendruck, 37,5 x 50 cm

Toni Mau – Druckgraphik

Im Berliner Schloss Biesdorf wird in den Sommermonaten eine Ausstellung der bekannten Berliner Künstlerin Toni Mau (1917-1981) mit Druckgraphik aus der Sammlung des dem Museums Utopie und Alltag, welches das Dokumentationszentrum Alltagskultur der DDR in Eisenhüttenstadt und das Kunstarchiv Beeskow vereint.

Toni Mau war Malerin, Grafikerin und Bildhauerin. In der Hauptstadt der DDR schuf die Künstlerin mehrere baugebundene Werke, aber die schöpferische Kraft und Experimentierfreudigkeit ihrer freien Arbeiten erfuhr in der DDR wenig öffentliche Anerkennung. In der Ausstellung werden auch baugebundene Arbeiten von Toni Mau in aktuellen Fotografien von Martin Maleschka gezeigt.
Für jemanden, der mit der DDR-Kunstszene auch nur einigermaßen vertraut ist, keine Entdeckung, aber für die alte Bundesrepublik sind die Grafik von Toni Mau sicherlich eine Überraschung. Ihre Siebdrucke in hohen drucktechnischen Qualität aus den 1970er Jahren beeindrucken durch poetische Phantasie, Humor und einer sichtbaren Freude am Experimentieren.

Vernissage: 12. Juni 2022, 18 Uhr
Ausstellung: 13. Juni 2022 - 21. August 2022

Schloss Biesdorf
Alt-Biesdorf 55, 12683 Berlin

Do, 09.06.2022

Christine Becker mit einem Propagandafoto in Farbe aus dem Ghetto in Łódź.
Fotos: ad

Christine Becker bei den Bücherkindern Brandenburg

Christine Becker, Witwe von Jurek Becker, besuchte heute die Bücherkinder Brandenburg, 12 Kinder, die sich mit ihrem Mentor Armin Schubert in ihrem aktuellen Buchprojekt mit der Kindheit von vier deutschen Autoren beschäftigen: Günter Grass, Christa Wolf, Franz Fühmann und eben Jurek Becker.
Dieses neue Buchprojekt der Bücherkinder wird mit Werken von Klaus Süß, Moritz Götze, Rainer Ehrt, Sven Großkreutz und Katrin Stangl begleitet.

Christine Becker schilderte anschaulich die drei Lebensetappen von Jureks Kindheit, der nach glücklicher Zeit als Kleinkind mit 2 ½ Jahren ins Ghetto kam und mit 5 Jahren nach einer anschließenden Lagerinternierung schwer krank ins befreite Berlin, erst dann Kind sein durfte und Deutsch lernte. Er machte, obwohl selbst sich an nichts erinnernd, diese Zeit zu seinem Thema, für ihn eine Herausforderung, für die Deutsche Nachkriegsliteratur und die Aufarbeitung des Faschismus ein Glücksfall, der nunmehr Gegenstand der verdienstvollen kulturpädagogischen Arbeit mit den Bücherkindern Brandenburg wurde, unterstützt auch durch die Pirckheimer-Gesellschaft.

Abb.: fontstand.com

Berlins typographisches Erbe

Im Jahr 2021 haben vier Berliner Institutionen zusammengearbeitet, um einen großen Teil ihrer gedruckten Mustersammlungen zu digitalisieren und die Bilder online frei verfügbar zu machen.
Unterstützt wurde das Digitalisierungsprojekt von einem wissenschaftlichen Beirat, bestehend aus dem Pirckheimern Jürgen Franssen und Dan Reynolds, sowie von Katharina Walter.

Seit Februar 2022 sind hunderte der in Berlin gedruckten Muster im 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts online. Die Exemplare der Staatsbibliothek zu Berlin und der Kunstbibliothek der Staatlichen Museen zu Berlin können bei Digitalisierte Sammlungen besichtigt werden. Die Musterexemplare des Berliner Wissenschaftsmuseums sind museumdigital. Auf museum-digital finden Sie auch Drucke der Schriftzeichen der Erik Spiekermann Stiftung gGmbH. Dieser Artikel stützt sich auf mehrere deutschsprachige Beiträge, die Christian Mathieu für den Blog der Staatsbibliothek zu Berlin geschrieben hat. Ich habe den endgültigen Text zusammengestellt, einige Ergänzungen gemacht, alles ins Englische übersetzt und Bilder und Bildunterschriften hinzugefügt.

(Dan Reynolds)

Mi, 08.06.2022

superILLU

Ausgehend vom gleichnamigen Symposium superILLU: Zu einer Theorie der Illustration in der Hegenbarth Sammlung haben Ulrike Stoltz und Juliane Wenzl einen umfangreichen Tagungsband mit Beiträgen zur Illustration vorgelegt.
'Illustration' zu definieren ist nicht einfach; immer sitzt sie zwischen den Stühlen der angewandten und freien Kunst, zwischen Dienstleistung und Selbstverwirklichungsanspruch. Mit neuen Möglichkeiten technischer Reproduzierbarkeit werden Illustrationen im 19. Jahrhundert einerseits omnipräsent und anderseits teilweise 'minderwertig'. Eine ähnliche Neubewertung erfahren sie heute im Kontext digitaler Reproduzierbarkeit und Produktion. Die Publikation beleuchtet kulturhistorische Entwicklungen sowie kunst-, medien- und kommunikationswissenschaftliche Perspektiven und beginnt, die Position von Illustration in Bildgeschichte und -wissenschaft zu klären. (Klappentext)
Die Publikation stellt einen Meilenstein dar auf dem Weg zu einer Theorie und Kunstgeschichte der Illustration, die es erstaunlicherweise noch nicht zu geben scheint. Für Oktober plant die Hegenbarth Sammlung die Buchvorstellung mit einer weiteren Podiumsdiskussion.

Ulrike Stoltz und Juliane Wenzl, superILLU: Zu einer Theorie der Illustration
Jonas-Verlag, Weimar 2022
352 Seiten, 110 Abb., davon 66 in Farbe, dtsch./engl.
32 €
ISBN 978-3-89445-593-4,

Di, 07.06.2022

Perlen der Literatur, Bd. 14 - 20, Input-Verlag 2022

20 Perlen der Literatur

Die vor kurzem vom Hamburger Pirckheimer Ralf Plenz ins Leben gerufene Buchreihe Perlen der Literatur zählt ab sofort bereits 20 Titel.
Neu hinzugekommen sind Bände von Arthur Schnitzler, Irène Némirovsky, Virginia Woolf, Felix Salten, Michael KrügerGrazia Deledda und E.T.A. Hoffmann.

Unter den Neuauflagen bedeutender Bücher seit dem 19. Jahrhundert sind bekannte Titel, aber auch zu Unrecht vergessene, wie Saltens Bambi (Bd. 17), der jenseits der verniedlichten Adaptation durch Disney unsentimental anhand des Schicksals von Bambi auf Grundfragen des Lebens eingeht.
Mit Bd. 18 erscheint als eine Perle der Literatur Michael Krügers Aus dem Leben eines Erfolgsschriftstellers. Krüger, u.a. gelernter Buchhändler, bis 2013 Verleger des Carl Hanser Verlags, beschreibt mit viel Humor und Ironie, mitunter auch sarkastisch Menschen, die sich selbstlos dem Buch verschrieben haben, ein Titel also wie geschaffen für Mitglieder der Pirckheimer-Gesellschaft.
Bd. 20 ist der, jedem Liebhaber guter Literatur bekannte Meister Floh von E.T.A. Hoffmann, herausgegeben zu Ehren des 200. Todestages des Autors. Im Unterschied zu anderen Ausgaben wurde dieser, 200 Jahre nach dem ersten Erscheinen wieder aufgelegte Text an wenigen Stellen leicht gekürzt und in Teilen sprachlich zeitgemäß erneuert, was dem Leser, der sich mit E.T.A. Hoffmann erstmals beschäftigt, den Einstieg sicher erleichtert.

Die Perlen der Literatur sind von Beginn an sorgfältig gestaltet, einheitlich in preußisch-blaues Leinen in Fadenheftung gebunden mit einer kaligraphischen Bauchbinde ausgestattet und jeder Band erhielt ein individuelles Vorsatzpapier, kurz, sie sind nicht nur für Literaturinteressierte wertvoll, sondern werden auch von jedem Bibliophilen gern in die Hand genommen.

Auf der Webseite Input-Verlag gibt es (nicht nur für Pirckheimer) neben den Bänden á 15 Euro zudem zwei nummerierte und signierte Vorzugsausgaben der Perlenbibliothek zu entdecken.

Mo, 06.06.2022

Bücherwelten – eine belletristische Autobiographie

Aus der Feder des Pirckheimers Harald Kugler ist eine neue Publikation zu erwarten.

»Meine Autorenschaft wird in diesem Buch mit Buchempfehlungen, Erfahrungsberichten, kritischen Anmerkungen und eigenen Texten verpackt. Auf diese voyeuristische Weise wird mein Weg durch eine Literaturlandschaft beschrieben, in der ich als eine Randfigur einen Blick auf die Bücher und ihrer immanenten Leidenschaft werfe, zu der ich mich auf der Suche nach meiner Seele hingezogen fühlte. Hinter meinen Büchern versteckt, habe ich ein Alibi für den Verbrauch meiner Lebenszeit konstruiert, Dinge nicht tun zu müssen, die mich beruflich im Grunde genommen wenig interessierten. Dabei wurde der Zufall zum Regisseur meines Lebens, voller Grausam-, manchmal auch Barmherzigkeiten und bestrickendem Charme, wie es Pascal Mercier so trefflich in seinem Roman „Nachtzug nach Lissabon“ formuliert hatte. Manchmal und in den letzten Jahren immer häufiger, tauchte dabei der Wunsch in mir auf, in die Zeit hinter mich einzutauchen und an einer bestimmten Wegstrecke meines Lebens eine andere Entscheidung für meinen Lebensweg zu treffen. Eine Quelle für solche Gedanken sind dann auch immer wieder die Bücher, deren Beschäftigung, Beschaffung und Sammlung ich mir zum Alibi für mein tägliches Tun gemacht hatte. Und so schließt sich der Kreis um ein Leben voller dinglicher Leidenschaften, die mir mehr Leid als Freude bereitet hatten. In 133 Facetten und 25 bibliophilen Einwürfen entsteht so ein Abbild meines Bücherlebens, dass zugleich mein Schicksal widerspiegelt.«

(Harald Kugler)

Bücherwelten – eine belletristische Autobiographie
Ca. 420 Seiten
mit vier Zeichnungen des Pirnaer Künstlers Pedro (Peter Götz)
Taschenbuch, ca. 15 €uro

Hartmut Andryczuk, Swinger-Club auf Puck, 2022, aus Ulrich Woelk, Uranus

Planetenschreiber 4

Hartmut Andryczuk gibt im Hybriden-Verlag Planetenschreiber 4 heraus: Uranus von Ulrich Woelk.

»Im Terminal war nichts los. Ich schlenderte zur Bar, bestellte ein Bier und erkundigte mich nach den Abflugzeiten des Atmosphärenshuttles. Der Wirt trug Jeans, Westernstiefel und eine abgewetzte Lederweste. Seine Haare quollen unter einem speckigen Cowboyhut hervor, und um seinen Hals baumelte aus irgendwelchen Gründen eine Mundharmonika. Er musste ein Faible fürs späte zwanzigste Jahrhundert haben, überlegte ich mir, und für die bis heute unerreichten, von allen Jungregisseuren wie meinem Freund Blumenbad Bingo rauf und runter studierten Filmkunst-Epen aus dieser Zeit, die damals eigenartigerweise Spaghetti-Western hießen. (Blumenbad nimmt an, wegen der kunstvoll verschlungenen Handlungsfäden dieser Meisterwerke.)

Der Wirt schob mir ein Bier über den Tresen, sah mich mitleidig an und meinte: „Vielleicht geht in zwei Tagen ein Shuttle. Wenn Sie Glück haben.“

„In zwei Tagen? Wieso das denn? Im Prospekt hieß es, dass täglich mehrere Verbindungen nach Uranopolis abgehen.“ 
„Na klar. In der Saison.“
„Was für einer Saison?“
„Mittsommer. Sie waren wohl noch nie hier.“
„Ich bin der neue Planetenschreiber.“
„Planetenschreiber. Na, meinetwegen.“
„Und was ist das Besondere an der Saison?“
„Die Doppel-William-Festspiele.“
„Die … was?“

Er sah mich mit dem üblichen Missmut aller Hinterwäldler gegenüber Fremden an, war aber bereit, mir Auskunft zu geben. „Wir verehren hier zwei große Williams: Herschel und Shakespeare. Der eine hat unser Planetensystem entdeckt, und nach dem anderen sind unsere Monde benannt. Shakespeare müssten Sie als Schreiberling doch kennen. Er hat‘n Stück geschrieben, das heißt Der Sommernachtstraum. Darin gibt es eine Titania, eine Elfenkönigin, nach der der Mond hier benannt ist, auf dem Sie gerade Ihr Bier trinken.«

Künstleredition mit sechs großformatigen Zeichnungen von Hartmut Andryczuk
Edition: 30 copies
650 €

So, 05.06.2022

Stephan Klenner-Otto, Steindruck, gedruckt auf der Steindruckschnellpresse von Christian Müller

Stephan Klenner-Otto | Graphische Blätter

Eine Ausstellung im Kunsthaus Müller zeigt Arbeiten von Stephan Klenner-Otto, einem Fränkischen Künstler, der schon zahlreiche Werke der Literatur mit seinen Blättern begleitet hat. Eines seiner beliebten Themen ist Jean Paul, ein Fränkischer Literat und berühmter Zeitgenosse von Goethe und Schiller.

Zur Eröffnung sind der Künstler und der Leipziger Elmar Schenkel, selbst Verfasser zahlreicher Bücher und Professor für Anglistik im Ruhestand, bei uns zu erleben. 

Im August findet das SOMMERFEST FÜR DIE KUNST statt, Prof. Elmar Schenkel und den Künstler Stephan Klenner-Otto werden anwesend sein.
Für die musikalische Umrahmung sorgen die Musiker des Hot Club d' Allemagne. Traditionell seit 1988 die Graphik auf der Wäscheleine.

Zur Ausstellung erscheint eine Vorzugsgraphik von Stephan Klenner-Otto. Ein Steindruck mit dem Titel „Giannozzos Krötenorden", Auflage 30 Exemplare, Motivgröße 37 x 26 cm, Blattgröße 45 x 35 cm, Vorzugspreis 60 Euro, nach der Ausstellung 180 Euro.

Eröffnung: 11. Juni 2022, 14 Uhr
Sommerfest: 20. August 2022, 14 Uhr

Kunsthaus Müller / Museum für Steindruck
Markt 6, 07343 Wurzbach/Thüringen

Raum greift aus uns

Im Juni wird in der Galerie ARTLANTIS die Ausstellung RAUM GREIFT AUS UNS mit Buchskulpturen von Anja Harms und Eberhard Müller-Fries gezeigt. Zu den Öffnungszeiten werden wir vor Ort sein.

Der Ausstellungstitel ist eine Zeile aus dem Gedicht „Durch den sich Vögel werfen“ von Rainer Maria Rilke. Anja Harms und Eberhard Müller-Fries erarbeiten gemeinsam ihre Kunstprojekte und Ausstellungen. Grundlagen derer sind immer literarische Texte oder Textfragmente. Es sind Arbeiten mit unterschiedlichsten Materialien, die sich im Spannungsfeld Buch/Skulptur/Installation bewegen. Schwerpunkte dabei sind Druckgrafik, Künstlerbücher, Buchskulpturen, Zeichnungen, Installationen. Gezeigt werden aktuelle Arbeiten, verwoben zu einer raumgreifenden Installation aus Buchskulpturen, Künstlerbüchern und großformatigen Zeichnungen.

Eröffnungsfest: 10. Juni 2022, 20 Uhr, musikalische Begleitung Katrin Heller (Flöte), Laudatio von Gregor Maier, Leiter des FB Kultur Hochtaunuskreis
Ausstellung: 11. Juni bis 3. Juli 2022

Galerie ARTLASNTIS
Tannenwaldweg 6, 61350 Bad Homburg v. d. Höhe

Sa, 04.06.2022

Marina Koldobskaja, Die Wunde, Beginn der Performance, rechts: Daniel Sambo-Richter, Dempsey, aus der Serie Warriors, 2014, Öl auf Lw.
Marina Koldobskaja, Die Wunde, Performance, Minute 10
Marina Koldobskaja, Die Wunde, Ende der Performance

KOMMENTARE ZU VERRAT UND GEWALT

Gestern wurde die Ausstellung "Kommentare zu Verrat und Gewalt" in der Galerie von Andreas Wolf und des Pirckheimers Archi Galentz eröffnet. 

Die Vernissage wurde begleitet von einer Performance "Die Wunde" von Marina Koldobskaja. Sie ist in der Ukraine aufgewachsen und ist künstlerisch stark von ukrainischer Volkskunst beeinflusst. Seit Kriegsbeginn lebt sie außerhalb Russlands.

Ausstellung: 4. Juni bis 24. Juli 2022

Wolf & Galentz Kunstgalerie
Wollankstraße 112a, 13187 Berlin

Ulf Benkel

DEG-Jahrestagung 2023

Nach 2017 wird 2023 die kleine Bischofsstadt Paderborn mit dem mehr als 1200-jährigen Dom und der übersichtlichen Altstadt mit den zahlreichen Quellen der Pader zum zweiten Mal Austragungsort der Jahrestagung der Deutschen Exlibris-Gesellschaft sein. Das Stadtbild von Paderborn wird geprägt durch zahlreiche Kirchen, der Kaiserpfalz und viele alte Stadthäuser.
Vom Tagungsort, dem Welcome Hotel, kann man zu Fuß in wenigen Minuten die Altstadt erreichen.

Am Samstagnachmittag wird eine Busfahrt in das Klostermuseum Dalheim angeboten.
Die Tagung findet im Hotel Welcome am Rande der Paderborner Altstadt statt. In zwei Tauschräumen und drei Räumen für Künstler und Antiquare gibt es genügend Platz für die Sammleraktivitäten, für Fachgespräche oder gemütlichen Plausch.

(Lydia Willemsen und Siegfried Bresler, Organisationsteam für die Jahrestagung 2023)

Tagung: 11. - 14. Mai 2023

Paderborn
Hotel Welcome

Fr, 03.06.2022

Experiment Druck

Offenbach ist ein maßgeblicher Ort der Druckgeschichte, es gilt als Wiege der Lithografie und die Schriftgießerei der Gebrüder Klingspor zeichnet für gewaltige Innovationen im Bereich der Schriftgestaltung verantwortlich.
Offenbach ist allerdings auch heute noch ein lebendiger Ort des Druckens. Nicht nur als Sitz eines der weltführenden Unternehmen für Druckmaschinen, sondern auch als Ort innovativer Druckkunst, die in kleinen Werkstätten entsteht.

Eine Ausstellung versammelt junge und experimentelle DruckerInnen sowie „AltmeisterInnen“ und zeigt die Vielfalt einer agilen Szene. Experimentelle Drucke von Picasso, H.N. Werkman oder Antoni Tàpies aus der Museumssammlung komplettieren die Schau.

Eröffnung: 15. Juni 2022, 19 Uhr
Ausstellung: 16. Juni - 4. September 2022

Klingspor Museum
Herrnstr. 80, 63065 Offenbach

Do, 02.06.2022

Einladungskarte

TETSCHE - saukomisch!

Im Satiricum des Sommerpalais Greiz findet in den nächsten 5 Monaten die Ausstellung "TETSCHE - saukomisch!" des langjährigen »stern-Cartoonisten« statt.

Fred T., der sich seinen plattdeutschen Kosenamen Tetsche in den Ausweis eintragen ließ, wurde 1946 in Soltau geboren und lebt heute in der Nähe von Hamburg.
Begonnen als Pflastermaler, erlangte er als professioneller Zeichner in den 1970er Jahren Bekanntheit bei einem breiten Publikum, als er seine Cartoon-Kolumne »Neues aus Kalau« im stern startete. Ein eigener Sprachwitz und das Vermögen, die Doppeldeutigkeit von Begriffen in szenische Bildfindungen zu übertragen, bildeten die Grundlage für die Entfaltung einer schlagenden Komik, der sich Betrachtende kaum entziehen können.
Auch andere Zeitschriften griffen zur Unterhaltung ihrer Leserinnen und Leser gern auf Tetsche-Cartoons zurück, und über die Jahre erschienen ungezählte Bucher, Kalender und Postkarten mit seinen Zeichnungen. Der Künstler avancierte zu einem der bekanntesten Cartoonisten in der Bundesrepublik.

Ca. 100 Arbeiten aus dem Schaffen des legendaren Cartoonisten geben einen Überblick über das Werk und den Sprachwitz - von den Arztzimmermotiven bis zu den Cartoons, die so wunderbar Menschliches über die Welt der Tiere transportieren. Hinzu kommt eine Auswahl an Bilderrätseln. Und wem kleinformatige Cartoons hinter Glas nicht reichen, der kann die Tetsche-Komik auch auf großen Leinwanddrucken erleben - prächtig gerahmt, wie für eine altmeisterliche Galerie.

Es handelt sich eben um große Kunst!

Ausstellungseröffnung mit Künstlergespräch und Signierstunde: 11. Juni 2022, 11 Uhr
Ausstellung: 11. Juni bis 16. Oktober 2022

Fürstlicher Greizer Garten, Gartensaal
07961 Greiz

Anett Lau, Bildmitte: "Totentanz", Papierschnitt, Formular auf Kohle-, Büropapier, 2016, Foto © ad

Atelierbesuch bei Anett Lau

Eingeladen auf der artbook.berlin konnte ich mich bei einem Atelierbesuch bei Anett Lau mit dem umfangreichen Schaffen dieser Berliner Künstlerin vertraut machen, die, 1967 Greifswald geboren, nach Abschluss einer Ausbildung als Ingenieurin für Textildesign im Vogtland an der Kunsthochschule Berlin-Weissensee diplomierte.

Zwei Werkkataloge, "Wandernde Ornamente, freigelassene Muster, Identitätsräume und eine Torte" und "Muster in Schule und Alltag, Anett Lau's Arbeit mit Schüler*innen" geben einen Einblick in ihr bisheriges Œuvre, bestehend aus grafischen Arbeiten und Rauminterventionen.
Als künstlerische Materialien verwendet Anett Lau gern vorgedruckte Papiere. Für die Künstlerin sind diese Materialien wie eine Matrix, die sie als Ausdruck menschlicher Ordnung empfindet. Mit dem Schneidemesser bearbeitet sie Mustertapeten zu reliefartigen Papierschnitten, wie in der Serie Vorwand. Anders geht sie mit Formularen um. Mit einer Schreibmaschine vom Typ Erika stanzt sie Löcher in Papiere, so dass ein Totentanz entsteht. Ziffern des binären Codes tippt sie nach Mustern angeordnet in ihren Typewritings. Die so entstandenen Muster führen den Betrachtenden die Informationsexplosion der digitalen Welt vor Augen. Für einen Kunst im Öffentlichen Raum - Wettbewerb der Stadt Torgau untersucht die Künstlerin Ornamente der Architektur und hinterfragt dabei den Ursprung der Motive Lilie und Lebensbaum. Beide Motive hat sie zuvor in einem anderen Projekt über die Textilschulen des Vogtlands gefunden. Die künstlerische Arbeit mit diesen Motiven in Zeichnungen, Sieb- und Lichtdrucken dreht sich um die Frage: Warum wir Menschen heute diese zum Teil jahrtausendealten Motive immer noch als sehr ästhetisch empfinden und uns mit ihnen schmücken?

Der Atelierbesuch erfolgte vor 2 Tagen zum richtigen Zeitpunkt, jetzt, wo dieser Post veröffentlicht wird, befinden sich einige der gezeigten Objekte bereits auf dem Weg zur nächsten Ausstellung unter dem Thema "paper", in der Anett Lau gemeinsam mit Joanna Buchowska und Maike Sander ihre Werke ausstellt.

Vernissage: 10. Juni 2022, 19 Uhr
Ausstellung: 10. - 25. Juni 2022

Walden Kunstausstellungen
Ideal-Passage, Fuldastr. 56, 12043 Berlin