Pirckheimer-Blog

So, 24.07.2022

Binette Schroeder: "Herr Grau & Frieda Fröhlich", Zürich 2021.

Trauer um Binette Schroeder

Bereits am 5. Juli starb mit Binette Schroeder (1939–2022) die – wie es ihr Mann Peter Nickl, mit dem sie viele gemeinsame Projekte verwirklichte, im Verbund mit Christian Raabe treffend formuliert – „Grand Dame der deutschen Bilderbuchillustration“. Ihre Bücher, beginnend mit dem legendären Erstling Lupinchen von 1969, verhalfen Schroeder zu internationalem Ruhm und wurden in vielen Ländern, flankiert von zahlreichen Ausstellungen, verlegt. Nach dem Studium in München und Basel entdeckte der Verleger Dimitri Sidjanski ihr großes Talent, seinem NordSüd-Verlag mit Sitz in Zürich blieb sie zeitlebens verbunden. Weiterhin erschienen ihre Werke bei Ellermann, Thienemann und Weitbrecht oder bei Walker Books in London. Binette Schroeder arbeitete unter anderem zu Michael Ende, viele ihrer Bücher wurden zu großen Erfolgen und mit zahlreichen Auszeichnungen wie dem Troisdorfer Bilderbuchpreis und dem Deutschen Jugendliteraturpreis geehrt. 2021 erschien von ihr Herr Grau & Frieda Fröhlich bei NordSüd. Ein letztes Bilderbuchprojekt, teilt Peter Nickl mit, muss nun unvollendet bleiben. Um die Pflege ihres Werks kümmern sich die Binette Schroeder Stiftung und die Stiftung Internationale Jugendbibliothek, die der Künstlerin ein eigenes Kabinett widmete. Und mit zauberhaften Werken wie Laura, LelebumDie Schattennähmaschine, Krokodil Krokodil oder dem viel diskutierten Froschkönig bleibt Binette Schroeder, bekannt für ihren sprühenden Humor und selbst leidenschaftliche Sammlerin von Bilderbüchern, auf berührende Weise in Erinnerung.

(André Schinkel/Pressemitteilung)  

Fr, 22.07.2022

Rainer Ehrt und Marcus Golter stellen auf der Landesgartenschau in Beelitz aus
Die LAGA in Beelitz findet vom 14. April bis 31. Oktober statt. ǀ © LAGA Beelitz gGmbH

Rainer Ehrt bei der Landesgartenschau

Unser geschätzter Künstler- und Pirckheimer-Freund Rainer Ehrt lädt für den 23.07.2022 zur Vernissage auf der Landesgartenschau in Beelitz ein. Unter dem Titel „Kunst QuerBeet“ zeigt Ehrt im Verbund mit seinem Freund und Kollegen Marcus Golter auf der Gartenschau bis zum 04.08. seine Arbeiten. Beide Künstler werden bei der Eröffnung der Ausstellung am Sonnabend um 11 Uhr anwesend sein. Auch kann man dort ein Vorab-Vorzugsexemplar des neuen Buchs von Rainer Ehrt in Augenschein nehmen (und natürlich auch vorbestellen). Der Bildband Figur & Kontext enthält auf 100 durchgehend bebilderten Seiten Zeichnungen, Druckgrafik und die Dokumentation der Künstlerbücher Ehrts samt illustriertem Vor- und Nachsatz und erscheint zum Ende des Monats bei Angeli & Engel in Hamburg. Die Exemplare 1 bis 50 sind vom Künstler signiert und enthalten eine Originalgrafik Ehrts. Zunächst aber heißt es: Auf zu „Kunst QuerBeet“ mit Rainer Ehrt und Marcus Golter nach Beelitz! Das Tagesticket, das zum Zutritt auf der Landesgartenschau berechtigt, ist ab 17 (ermäßigt 14, Schüler bis 16 Jahre 8) Euro erhältlich.

Ausstellung „Kunst QuerBeet“
Rainer Ehrt und Marcus Golter
auf der Landesgartenschau
22. Juli bis 04. August 2022
Berliner Str. 202, 14547 Beelitz

(André Schinkel)

Mi, 20.07.2022

Antiquariat J. J. Heckenhauer, historische Aufnahme
HAP Grieshaber: "Uracher Palme"

Neues aus dem Heckenhauer-Katalog

Auf der Webseite der Universitätsstadt Tübingen steht unter dem Stichwort Einkaufs- und Gastronomieführer: „Heckenhauer gehört zu den ältesten Antiquariaten Deutschlands, gegründet 1823 und seit 1880 im Besitz der Familie Sonnewald.“ Auch wir finden, dass es ein Genuss ist, in den Bücherschätzen von J. J. Heckenhauer zu stöbern.

Daher verwundert es nicht, dass Roger Sonnewald und sein Team wieder erlesene und seltene Exemplare als Neueingänge verzeichnen können. So besteht zum Beispiel die Gelegenheit, ein seltenes Exemplar aus der Auflage von nur 50 Exemplaren von HAP Grieshabers Uracher Palme, Eningen, Eigendruck 1976 zu erwerben. Aber auch Liebhaber von Hermann Hesse werden im Antiquariat J. J. Heckenhauer fündig. Neben dem soeben erschienenen Katalog 288 mit zahlreichen Erstausgaben und Widmungsexemplaren ist Sinclairs Notizbuch, Zürich: Rascher Verlag 1923 (signiert!) zu erwerben.

Voller Vorfreude können bereits heute Sammler von Frans Masereel sein, da in Kürze eine Liste mit Widmungsexemplaren erscheint. Bereits erhältlich sind: Die Idee. Ein Bilderroman in 83 Holzschnitten, sowie Krieg und Gewalt. Auswahl der Holzschnitte und Zeichnungen von Frans Masereel. Darüber hinaus werden zahlreiche Neuzugänge zu Martin Heidegger, Gesamtausgaben von Walter Benjamin, Theodor Fontane, Heinrich Heine, Hugo von Hofmannsthal, Philipp Melanchthon, Martin Luther, eine Briefausgabe von Robert Musil, 12 Bände Schiller (Cotta), von-Humboldt-Briefe und vieles mehr angeboten.

Bei wem nun das Interesse geweckt wurde, der schaue bitte im Webshop des Antiquariats nach: https://heckenhauer.hescomshop.de/. Viel Spaß beim Entdecken!

(Charlotte Aepler)

Di, 19.07.2022

Die Arbeiten von Andrea Ackermann, Frank Eißner, Bettina Haller, Tatjana Skalko-Karlovski und Susanne Theumer sind ab 1.9. in Wansleben am See zu sehen.
Das Spengler-Museum in Sangerhausen ǀ © www.mansfeldsuedharz-tourismus.de
Welfesholz: Blick von einer der Familienhalden im Herbst 2021 ǀ © Susanne Theumer

„Das Höchste ist das Verständlichste“

Noch bis zum 28. August 2022 ist die Ausstellung zum Pleinair „Das Höchste ist das Verständlichste“, für das sich Ende September/Anfang Oktober 2021 fünf Künstler*innen aus Höhnstedt, Halle (Saale), Chemnitz und Aschaffenburg im Novalis-Schloss Oberwiederstedt trafen, um im Vorblick auf den 250. Geburtstag Friedrich von Hardenbergs, dessen Hymnen an die Nacht wie auch sein Romanfragment Heinrich von Ofterdingen unter seinem Dichter-Pseudonym weltberühmt wurden, sich mit seinen Texten, seiner Philosophie sowie der Landschaft seiner Herkunft zu befassen, im Spengler-Museum in Sangerhausen zu sehen.

Für das Pleinair gründete sich eine Künstlergruppe, bestehend aus Andrea Ackermann, Bettina Haller, Tatjana Skalko-Karlovski, Susanne Theumer und Frank Eißner. Es entstanden an vielen bedeutsamen Plätzen eine Vielzahl von Kunstwerken, die sich oft direkt mit diversen Textstellen und Lebensdaten in Beziehung setzten: Radierungen, Aquarelle, Farbholzschnitte, Zeichnungen und Gemälde. Orte der Auseinandersetzung waren neben Oberwiederstedt selbst Halle an der Saale, Weißenfels und – wohl für alle Beteiligten am eindrücklichsten – die Familienhalden von Welfesholz, dessen Name untrennbar mit der frühdeutschen Geschichte und der Blüte des Mansfelds als Salz- und Kupferland verbunden ist.

Das Pleinair, gefördert von „Glück auf! Wohin?“, organisiert von Susanne Theumer und betreut von Vertretern des Landkreises Mansfeld-Südharz, zeitigte eine gleichnamige Wanderausstellung, die nach Stationen im Novalis-Schloss selbst, im Sangerhäuser Landratsamt und im Künstlertreff „Café Krem“ in Aschaffenburg nun in die Rosen- und Einar-Schleef-Stadt zurückkehrt. Mit dem Spengler-Museum, für seine atemberaubenden Sammlungen bekannt, wurde ein hochwürdiger Ort gefunden, die Resultate der Künstlergruppe zu präsentieren.

Das Spengler-Museum befindet sich ganz in der Nähe des Sangerhäuser Bahnhofs und ist täglich außer montags von 13 bis 17 Uhr geöffnet. Und auch eine fünfte und wohl auch letzte Station der Schau steht schon fest – ab dem 1. September wird „Das Höchste ist das Verständlichste“ in den Räumen der KZ-Gedenkstätte Wansleben am See zu sehen sein.

(André Schinkel)

Mo, 18.07.2022

Herbert W. Franke (1927-2022) auf der Transmediale 2010 ǀ © Shervin Afshar (CC BY-SA 3.0)

Abschied von Herbert W. Franke

Die europäische Kulturszene trauert um einen einzigartigen Pionier der Medienkunst, einen – was im Zeitalter der galoppierenden Fächerverengung allein schon Aufsehen erregt – universell Gelehrten und Tausendsassa, der als Wissenschaftler, bildender Künstler und Schriftsteller (sowie durchaus in steter Bereitschaft, diese Kosmen zu mischen) bis ins hohe Alter aktiv blieb und den Diskurs mitbestimmte. Am 16. Juli starb in seiner oberbayerischen Wahlheimat Herbert W. Franke, wenige Wochen nach seinem 95. Geburtstag.

1927 in Wien geboren, studierte Franke Physik, Chemie und Mathematik, Psychologie und Philosophie, begründete die Ars Electronica mit, lehrte in München, forschte zur Elektrotechnik, zu KI, zur Höhlenkunde, zur Tropfstein-Datierung ... Vor allem aber gilt er als „Dinosaurier“ der Computerkunst und -grafik. 1970 war er mit einem Siebdruck auf der Biennale vertreten. Ungezählt seine Bücher: Science-Fiction-Romane und -Erzählungen, Aufsätze, Gedichte. Seine letzte Aktion war der digitale Abverkauf seiner Serie Math art am 1. Juni, ganze 30 Sekunden brauchte er dafür. Zuvor hatte Franke, sich damit als einer der Vordenker des Metaverse erweisend, mit seiner Frau Susanne Päch in den 2000ern auf der Plattform Active Worlds die Z-Galaxy eröffnet, einen multimedialen Raum für Kunst.

Dort wie im Zentrum für Kunst und Medien in Karlsruhe wird nun sein Vermächtnis gesammelt, bewahrt und für die Nachwelt von der Umtriebigkeit wie dem Geistesreichtum von Herbert W. Franke künden. Eine ausführliche Würdigung der Bedeutung Frankes als „philosophischer Fixstern“ für die westdeutsche utopische Literatur nach 1950 durch Norbert Grewe ist im Übrigen zu finden im 245. Heft (2022/2) der Marginalien, der Zeitschrift der Pirckheimer-Gesellschaft.

(André Schinkel)

Die neue Ausgabe des Gutenberg-Jahrbuchs

Gutenberg-Jahrbuch 2022 erschienen

Der 97. Jahrgang des Gutenberg-Jahrbuches erschien in Mainz bei Harrassowitz, herausgegeben von unserem Pirckheimer-Freund Professor Dr. Stephan Füssel. Das Jahrbuch beinhaltet zahlreiche Beiträge zu Buchgeschichte, -kultur und -gestaltung und ist ein einzigartiges Projekt im Bereich der Buchkunst. Seit 2003 wird die typografische Gestaltung durch Professor Ralf de Jong (Folkwang Universität der Künste in Essen) verantwortet – das Buch präsentiert sich alle zwei Jahre in einer neuen Schrift. Dieses Jahr wurde Comma Base von Martin Majoor ausgewählt, dem auch ein gesonderter Artikel im Band gewidmet ist. Der Schutzumschlag des Jahrbuchs stammt seit 2008 aus den Entwürfen Studierender.   

Das zentrale Thema des diesjährigen Jahrbuchs ist das Studium von Inkunabeln; darunter die Fortsetzung der Inkunabelbibliografie bis zum Jahr 2021. Weitere interessante Beiträge zu Inkunabeln sind: Paul Schweitzer-Martin, Falk Eisermann und Oliver Duntze: Norm und Abweichung im frühen Buchdruck. Standards and Variations in Fifteenth-Century Printing mit Veröffentlichungen aus dem internationalen Workshop in Heidelberg vom 29.09. bis 01.10.2021; der Artikel Between Basel and Lyon: Bernhard Richel, Martin Huss, and a Possible Printer‘s Vade Mecum (The Morgan Library & Museum, MS M.158) von F. Hamburger (Harvard University); Malcolm Walsby: The creation of the title page in French incunabula, sowie Paul Schweitzer-Martin: Innovation und Kooperation in der Inkunabelproduktion: Der Druckort Speyer.

Für die Vorbereitung des diesjärigen Jahrestreffens der Pirckheimer-Gesellschaft in Oldenburg empfohlen – Sven Behnke, Matthias Bley, Matthias Bollmeyer und Detlef Haberland: Die illuminierte Polydeukes-Ausgabe aus der Bibliothek des Willibald Pirckheimer (Aldus Manutius 1502). Ein Fund in der Landesbibliothek Oldenburg. Es handelt sich bei der im Titel genannten Ausgabe um den im Rahmen des Forschungsprojekts „Antiken-Rezeption und späthumanistisch aufgeklärte Kennerschaft: Georg Friedrich Brandes als Sammler von Drucken der Offizin des Venezianers Aldus Manutius“ gefundenen Erstdruck des Onomastikón des griechischen Sophisten und Rhetors Ioulios Polydeukes, der 1502 von Aldus Manutius veröffentlicht wurde.

Das Buch sticht „in einem prächtigen goldgeprägten Maroquin-Einband des 18. Jahrhunderts ins Auge, da er als einzige der Oldenburger Aldinen mit einer kunstvollen Renaissance-Buchmalerei am unteren Rand der ersten Textseite verziert ist“. Die Mitglieder der Pirckheimer-Gesellschaft werden diese Schätze während des Jahrestreffens in Oldenburg bestaunen können! Anmeldungen zur Teilnahme sind möglich unter: info@pirckheimer-gesellschaft.org.

Jahrbuch der Gutenberg-Gesellschaft 97
Hrsg. von Stephan Füssel
Mainz: Harrassowitz 2022
279 Seiten, 98 Euro
ISBN 978-3-44711-859-0

(Maria Bogdanovich)

So, 17.07.2022

Das Logo der art KARLSRUHE
Die "Nationale Reserve" von Rocco & His Brothers

Impression von der art Karlsruhe

Überall hört man momentan dasselbe „… nach den Corona-Jahren endlich wieder Messe!“ So war es auch am langen Wochenende vom 7. bis 10. Juli 2022 bei der art KARLSRUHE. Seit 2004 findet sie als Plattform für Austausch und Handel für die Kunst der Klassischen Moderne und die Gegenwartskunst auf dem Karlsruher Messegelände statt.

Vier Messehallen boten Kunst nach 1945, Druckgrafik, Kunst und Kommunikation und schließlich Klassische Moderne und Gegenwartskunst. Kunst in Zeiten galoppierender Inflation als Anlageobjekt zu betrachten, ist derzeit mehr als eine ästhetische Geldanlage. Das teuerste Bild der diesjährigen Messe hatte die Galerie Ludorff dabei: für 1,25 Millionen Euro Lovis Corinths Porträt seiner Frau. Für die Düsseldorfer war es zudem ein Muss, ein paar Bilder von Imi Knoebel an der Wand zu haben. Trotz der Hochpreisigkeit war man sich einig: „Nicht unverschämt.“ Kunst als Investitionsobjekt – den Künstler freut es!

Viel hochpreisige Kunst gab es in Halle 4 – hier stellten Galerien aus der ganzen Republik aus. Ein Novum: Unsere Freunde von Felix Judd, dem Buchladen mit Kunst oder Kunst mit und in Büchern, eine Hamburger Institution, waren auch in Karlsruhe. Das war ein gutes Wiedersehen nach dem Besuch in der „schönsten Hamburger Buchhandlung“ im letzten Jahr. In der Mitte von Halle 2: Skulpturen unserer Pirckheimer Freunde brothersinart Guido und Johannes Häfner. Beide kommen auch schon lange nach Karlsruhe. Ihr I.C.H. Verlag wird demnächst auch wieder etwas in Buchform herausbringen – das klang progressiv – man darf sehr gespannt sein.

Andere „Brüder“ – Rocco & His Brothers – nahmen die Steuerverschwendung von Spahn & Co. unter das Brennglas der Kunst, schmolzen die überteuerten und zur Entsorgung freigegebenen Fehlkäufe der Dilettanten-Truppe ein und erhoben sie zur Nationalen Reserve – 100 Barren, hergestellt aus 10.000 entsorgten Atemschutzmasken. Der Einzelbarren ist für 150 Euro bei der Uhlig Gallery erhältlich.

Und schließlich: Ein BKA-Passat, über dessen Inbesitznahme man nicht redet, verschwand in der Schrottpresse und demonstrierte, wie schnell aus unechter Autorität das wird, was es eigentlich ist – ein Haufen Schrott. So schnell kann es gehen, wenn ein wenig Kraft und Entschlossenheit im Spiel ist. Ein kleiner Junge packte sein Geld traurig wieder ein, als er erfuhr, das Objekt sei bereits verkauft … art KARLSRUHE – absolut empfehlenswert: Bis zum nächsten Jahr im Mai!

(Ralph Aepler)

Fr, 15.07.2022

Persischer Prinzenspiegel aus dem 11. Jahrhundert
Die Berliner Gutenberg-Bibel
Bonhoeffer-Autograph

Staatsbibliothek zu Berlin eröffnet neue Ausstellungsfläche

„Hereinspaziert!“ – so lautet der Slogan der Staatsbibliothek zu Berlin: „Lyrik, Musik, Globen, Fotografie oder Mode – im Stabi Kulturwerk werden Sie bestimmt fündig!“ Seit dem 14. Juli zeigt die Staatsbibliothek eine neue Ausstellungsfläche im Erdgeschoss des Hauses Unter den Linden. Die Dauerausstellung nimmt Interessierte mit auf eine Reise, die im 17. Jahrhundert mit der Gründung einer Hofbibliothek beginnt und in der Gegenwart zu einer modernen Bibliothek führt, die frei zugänglich ist und sich als Partnerin für die Wissenschaft versteht.

Einzigartige Autographe wie Joseph von Eichendorffs legendäre Mondnacht sind zu entdecken, Nachlassdokumente der Comedian Harmonists oder Dietrich Bonhoeffers, Flugblätter aus zwei Jahrhunderten, Globen aus verschiedenen Epochen, Avantgarde-Literatur oder Butterick’s Modenrevue. Ostasiatica und Orientalia wie der persische Prinzenspiegel (Qābūsnāma) aus dem 11. Jahrhundert weisen weit über Deutschland und Europa hinaus.

Am Ende des Rundgangs warten in der Schatzkammer die besonders herausragenden Stücke der Staatsbibliothek: die Partitur der h-Moll-Messe von Johann Sebastian Bach etwa, eine Handschrift des Nibelungenlieds, ein Pergamentdruck der Gutenberg-Bibel und vieles mehr. Und: Ab Mitte August wird das Stabi Kulturwerk mit der Ausstellung „Unheimlich fantastisch – E. T. A. Hoffmann 2022“ im neuen Wechselausstellungsbereich erweitert.

Das Stabi Kulturwerk der Staatsbibliothek zu Berlin findet man unter folgender Adresse: Unter den Linden 8, 10117 Berlin. Die Ausstellungsflächen sind zugänglich von Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr sowie am Donnerstag von 10 bis 20 Uhr. Der Eintritt ist frei.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

 

Do, 14.07.2022

Andrang am Stand des Vereins für die Schwarze Kunst e. V. beim Hot Printing Festival ǀ © Conny Hügelschäffer

Impression vom Hot Printing Festival

Am Wochenende des 9. und 10. Juli fand erstmals das Hot Printing Festival im Klingspor-Museum in Offenbach am Main statt. Im Museum und im großen Hof des Büsing-Palais unter den Arkaden stellten mehr als sechzig Teilnehmer aus. Es waren zwei äußerst interessante Tage mit nationalen und internationalen Teilnehmern; die Szene – private Druckwerkstätten, Museen, Universitäten und weitere Einrichtungen – stellte ein breites Spektrum an Techniken und künstlerischen Drucken vor. Vom Buchdruck/Handsatz über Radierung, Lithographie, Monotypie und Holographie war alles vertreten. Das von der Direktorin des Klingspor-Museums, Dorothee Ader, und ihren Mitarbeitern initiierte Festival bot eine Reihe von interessanten Vorträgen zum Thema, auch sorgte die Druckwerkstatt des Museums im Bernardbau mit zahlreichen Workshops unter den Teilnehmern für vielfältigen Zuspruch. So war die zweitägige Veranstaltung, an der erfreulich viele junge Interessierte teilnahmen, ein großer Erfolg, auch für den Verein für die Schwarze Kunst e. V., für den Conny Hügelschäffer, Wolfgang Vogel, Jürgen Franssen und Markus Kohz vor Ort waren und an dessen Stand stets reger Andrang herrschte.

(Wolfgang Vogel)

Mi, 13.07.2022

Die Chemnitzer Künstlerin Bettina Haller | © privat
„Das Bittersüße“, Acrylstich/Farbholzschnitt von Bettina Haller | © Bettina Haller

„Bittersüß“: grafische Kostproben von Bettina Haller

Grafiken der Chemnitzer Künstlerin Bettina Haller (Sonnenberg-Presse) sind ab 14. Juli in der Galerie im Turm in Kemberg zu sehen. Bettina Haller ist den Pirckheimern vertraut. Sie gestaltete unter anderem 2017 die grafische Beilage Im Winkel (Acrylstich, Farbholzschnitt) für das 225. Heft der Marginalien.

„In der Ausstellung werden wir rund 30 Arbeiten von Bettina Haller zeigen“, sagt Andrea Lange. Sie gehört als Mitglied der „Galeriegruppe“ im gastgebenden Kultur- und Kunstverein Kemberg zu den Organisatoren der Ausstellung und hat entscheidenden Anteil, dass die Werke aus Chemnitz nach Kemberg kommen, verbindet sie doch mit Bettina Haller eine jahrelange Freundschaft. Beide haben in den 1990er Jahren an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig studiert. Sie editieren seit 2005 die bekannte Reihe LyrikHeft (siehe auch Heft 228 der Marginalien).

Im Turm werden großformatige und kleinere Farbholzschnitte von Bettina Haller zu sehen sein, Einblattdrucke und Acrylstiche. Komplettiert wird die Ausstellung mit einer Auswahl an LyrikHeften. Zudem werden (nur) am Tag der Vernissage mehrere Bücher zur Ansicht und Einsicht ausliegen. Der Acrylstich/Farbholzschnitt Das Bittersüße von 2017 hat der Ausstellung ihren Namen „Bittersüß“ gegeben und wird ebenfalls gezeigt.

Eröffnet wird die Schau am Donnerstag, 14. Juli, um 17 Uhr in Kemberg, nahe der Lutherstadt Wittenberg. Die Laudatio hält Andrea Lange. Für die musikalische Begleitung sorgen Klaus Vogelsang (Trompete) und Andreas Pohl (Saxophon).

Mit den Arbeiten von Bettina Haller setzt die Galerie im Turm ihre Ausstellungen mit Arbeiten von Pressendruckern fort, in denen unter anderen corn.elius oder Hanneke van der Hoeven vertreten waren.

„Bittersüß“
Galerie im Turm in Kemberg
Vernissage: 14. Juli, 17 Uhr

Dauer der Ausstellung: 14. Juli bis 28. August 2022
Öffnungszeiten: Samstag und Sonntag, 15 bis 17 Uhr
Außerhalb dieser Zeiten bittet der Kultur- und Kunstverein Kemberg e. V. um telefonische Voranmeldung unter: (034921) 6 06 83

(Ralf Wege)

Di, 12.07.2022

Friedrich von Hardenberg (Novalis)
Palmbaum 1/22: Was ist romantisch? ǀ © Ralf Julke
Das Plakat zur Ausstellung

Was bleibet aber, erzählen die Dichter*- und Künstler*innen

Unser Pirckheimer-Freund, der Autor, Herausgeber, Ausstellungs- und Filmemacher Jens-Fietje Dwars, verantwortet in Thüringen die Literaturzeitschrift Palmbaum. Sie erscheint halbjährlich im quartus-Verlag Bucha bei Jena. Die jüngste Ausgabe 1/22 befasst sich in einem ausführlichen Schwerpunkt mit dem 250. Geburtstag von Friedrich von Hardenberg alias Novalis (1772–1801), der, im mansfeldisch-kursächsischen Oberwiederstedt geboren, zu einem der wichtigen Taktgeber der Literatur und Philosophie bis in die Gegenwart wurde.

Eine Reihe thüringischer Orte – Jena, Grüningen, Tennstedt – spielte dabei auch eine Rolle im Leben von Novalis. Die eigentliche Dimension seiner Wirksamkeit fällt ins 20. Jahrhundert: Einige der großen lateinamerikanischen Dichter (Paz, Juarroz, Parra) nennen als ihren Haus-Gott neben Friedrich Hölderlin ausdrücklich den unvollendeten Frühromantiker, dessen teils verschwiemelte Verklärung als „Dichter der Blauen Blume“, wie die Beiträge der aktuellen Palmbaum-Ausgabe beweisen, viel zu kurz greift.

Ralf Julke von der Leipziger Internet Zeitung hat über das aktuelle Palmbaum-Heft, das neben dem Schwerpunkt zum Jubilate eine Reihe neuer Gedichte, Prosa, Essays, Nachrichten und nicht zuletzt eine umfängliche Rubrik Rezensionen enthält, eine so eingehende wie erhellende Besprechung verfasst, sie ist unter diesem Link einzusehen. Julke, für die tiefe Anverwandlung seines jeweiligen Gegenstands bekannt, bezeugt dabei zugleich den seltenen Fall eines in seiner umfassenden Klugheit und Sichtweite noch möglichen Feuilletons.

Für jede Ausgabe des Palmbaum schafft eine Künstlerin, ein Künstler aus Mitteldeutschland jeweils ein eigenes Cover. Für die Nummer 1/22 des Journals konnte Susanne Theumer aus Höhnstedt im Salzatal, das sich zwischen der ehrwürdigen Stadt Halle an der Saale und eben jenem Mansfeld, dem Novalis entstammt, erstreckt, gewonnen werden. Die gebürtige Hallenserin gehört zu den bedeutendsten Grafikerinnen ihrer Generation – ihre Radierungen und Kohle-Kreide-Zeichnungen finden weithin Beachtung, ihre Bibliografie umfasst insgesamt 50 Bücher, Kassetten und Mappen (zuletzt: Lost Playgrounds, 2022).

Die Übernahme der Redaktionsleitung durch Jens-Fietje Dwars verhalf dem Palmbaum zu einer schönen Renaissance; die Zusammenarbeit mit den zeitgenössischen Künstlern gab der Zeitschrift ein unverwechselbares Gepräge. Auf Einladung des Vereins der Bibliophilen und Grafikfreunde Magdeburg und Sachsen-Anhalt e. V. sind seit dem 26. Juni und noch bis zum 12. August 2022 im Literaturhaus Magdeburg 34 signierte Andrucke der Einbände der Zeitschrift samt den dazugehörigen Originalen von Angela Hampel, Karl-Georg Hirsch, Uwe Pfeifer, Moritz Götze und vielen weiteren zu bewundern. Auch ein echter Altenbourg ist in der Schau zu sehen. Die Exhibition ist als Wanderausstellung konzipiert – wenn Sie sie bei Ihnen zeigen möchten, nehmen Sie bitte Kontakt mit uns auf: info@pirckheimer-gesellschaft.org.

(Ralph Aepler/André Schinkel)

Mo, 11.07.2022

Zhao Mengfu (1254–1322)

Vom Lesen der Landschaft

Die Bayerische Staatsbibliothek (Ludwigstraße 16, 80539 München) lädt im Rahmen der „Taiwan Lectures“ zum Vortrag Vom Lesen chinesischer Landschaften – Einige Gedanken zu Zhao Mengfu (1254–1322) von Professor Kai Marchal (National Chengchi University, Taipeh) am 14. Juli um 18.30 Uhr in den Friedrich-von-Gärner-Saal im ersten Obergeschoss ein. In seinem Vortrag wirft der Referent einen philosophisch geschärften Blick auf die Landschaftsbilder des Zhao Mengfu, eines der berühmtesten Vertreter der sogenannten Gelehrtenmalerei, der den weiteren Verlauf der chinesischen Kunstgeschichte nachhaltig beeinflussen sollte. Moderiert wird die Veranstaltung von Professor Hans van Ess (Ludwig-Maximilians-Universität, München). Es wird um Anmeldung per Mail – veranstaltungen@bsb-muenchen.de – gebeten, da die Teilnehmerzahl begrenzt ist.

(André Schinkel/Pressemitteilung)
 

So, 10.07.2022

Dr. Rolf Geffken
Das Plakat zur Lesung

Die Bleilaus lädt zur Lesung

Am Freitag, dem 15. Juli 2022, findet um 18 Uhr in der Bleilaus – Schrift- und Druckwelt Soltau eine Lesung statt: „Wer immer Zeit und Lust hat, ist willkommen!“, so die Einladenden. Bei der insgesamt zweiten Veranstaltung dieser Art, organisiert vom Buchdruck-Museum Soltau e. V., wird der Autor und Arbeitsrechtler Dr. Rolf Geffken erwartet und – aus dem „Reich der Mitte“ berichten. Seine Lesung trägt den Titel China – anders gesehen.

Rolf Geffken ist mit einer Chinesin verheiratet, er beschäftigt sich mit China seit mehr als zwei Jahrzehnten. Neben seinen Forschungsaufenthalten in Fernost hielt er dort Vorlesungen und organisierte Begegnungen, darunter die erste Deutsch-Chinesische Konferenz zum Arbeitsrecht in Kanton und die erste Deutsch-Chinesische Anwaltskonferenz in Tianjin. Sein Blick auf China ist von Sympathie für das Land getragen, aber durchaus auch kritisch. Die Betonung liegt für ihn auf einem genauen Hinsehen. „China ist ein eigener ‚Kosmos‘, der alles erlaubt, nur eines nicht: vorschnelle Schlüsse“, so der Autor von über 100 Veröffentlichungen zum Land, darunter auch der Roman Shanghai Angel

Für die Lesung wurde eigens ein handgesetztes Plakat erstellt – gestaltet und realisiert von Reinhard Riedel und Reinhard Walleneit und schließlich von Fritz van Rechtern sowie einigen anderen Versierten auf der Bleilaus-eigenen Korrex-Maschine gedruckt. Alle, die zur Lesung kommen, können die Druckform bestaunen, mit der das Plakat hergestellt wurde, verspricht die Pressewartin des Vereins, Renate Gerstel. Und: „Wir freuen uns auf ein volles Haus!“ Die Bleilaus – Schrift- und Druckwelt findet sich in Soltau in der Kirchstraße 2. Das Buch zur Lesung wird am Abend beim Autor erhältlich sein, darüber hinaus ist es auch regulär im Handel bestellbar. Der Eintritt in die Veranstaltung ist frei. Das Buchdruck-Museum hat darüber hinaus Montag, Mittwoch und Samstag von 14 bis 17 Uhr geöffnet. 

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Fr, 08.07.2022

Kurt Idrizović in seinem Bücher-Domizil. ǀ © Buchhandlung am Obstmarkt, Kurt Idrizović

Augsburger Kultur-Instanz wird 70

Unser Pirckheimer-Freund Kurt Idrizović aus Augsburg feiert heute seinen 70. Geburtstag. „Buchhändler, Brecht-Kenner, Augsburger Marke“ – unter diesen Attributen bat die Augsburger Allgemeine den in der Geburtsstadt Bertolt Brechts Lebenden und Wirkenden zum Interview, in dem der Jubilar von seiner umfänglichen Tätigkeit, seinem Handeln und Streiten im Dienst der Kultur berichtet. Auch wenn sich Idrizović aus der kultur- und kommunalpolitischen Aktivität nun ein Stück zurücknimmt, wird er weiterhin in seiner Buchhandlung am Obstmarkt in Sachen Literatur und, wie er selbst sagt, „Kunst des Lesens“ vermitteln, flankiert von Salons, kleinen literarischen Führungen und Lese-Zeichen. Als Sommerlektüre empfiehlt Kurt Idrizović im Übrigen Mark Twains Unterwegs mit den Arglosen, erschienen in der Büchergilde, und Aufschrei. 30 Anstöße für eine mutigere Welt von Roberto Saviano, ganz frisch bei Hanser. Wir gratulieren von Herzen!

(André Schinkel)

v.l.: André Schinkel, Maria Bogdanovich, Yana Borysenko, Charlotte Aepler

In eigener Sache

Es gibt Veränderungen im Pirckheimer-Blog:

Abel Doering, der den Pirckheimer-Auftritt im Netz lange Zeit begleitete und dessen privater Blog zur Keimzelle des heutigen Pirckheimer-Blogs wurde, möchte sich wieder auf seinen privaten Blog konzentrieren. Auch dort gibt es weiterhin Lesenswertes für Buchliebhaber zu entdecken. Schaut vorbei auf Informationen eines Pirckheimers.

Der Pirckheimer-Blog auf der Seite der Pirckheimer-Gesellschaft geht natürlich weiter. Er liegt nunmehr in den Händen eines Redaktionsteams um André Schinkel. Der Schriftsteller und Lektor, auch Mitglied der Marginalien-Redaktion, legte schon eine Reihe von Veröffentlichungen, auch bibliophiler Art vor. Er leitet das Literaturmagazin „Oda – Ort der Augen“. Ihm zur Seite stehen Yana Borysenko, im Berufsleben Finanzexpertin sowie Maria Bogdanovich, die ihre Expertise als Buchwissenschaftlerin einbringen wird. Mit Charlotte Aepler werfen wir einen jugendlichen Blick auf den Blog, der zudem von ihren Aktivitäten auf Instagram ergänzt wird. Alles in allem eine bunte Mischung, die einen bunten Pirckheimer-Blog erwarten lässt.

Information oder Meldungen erreichen den Blog wie gewohnt unter blog@pirckheimer-gesellschaft.org.

Wir freuen uns auf viele Zusendungen und Anregungen für unser Netzwerk.

Do, 07.07.2022

Crowdfunding für Grimms Märchen

Über Henrik Schrats Mammutprojekt, Grimms Hausmärchen komplett neu zu illustrieren und beim Hamburger Textem Verlag zu veröffentlichen, hatten wir im Blog schon einmal berichtet. Nun ist der dritte Band in Arbeit, Rodung Kreuzung Lichtung. Wie Schrat selbst sagt: „Obwohl das Projekt die letzten zwei Jahre ja wirklich – für eine solche Orchideen-Idee – sehr erfolgreich war (siehe Presse auf www.grimmschrat.de) sind die Mühen der Ebene (5 Bände, 5 Jahre) auch finanziell nicht ganz ohne und wir haben nochmal eine Crowdfunding-Kampagne aufgelegt.“ Hier geht’s zum Mitmachen, bei dem auch ein kleiner Film über das unterstützenswerte Projekt zu sehen ist.

Zusätzlich hat der Künstler eine Ausstellung unter dem Titel „Tortuosa“ im Kunstverein Barsinghausen eröffnet, die noch bis 17. Juli läuft. Eine umfangreiche Schau mit verschiedenen Werkgruppen und einer Installation über Süntelbuchen – dem nicht kommerziell verwertbaren und „verhexten“ Bäumen aus dem Deister Höhenzug.

(Till Schröder/Pressemitteilung)

Di, 05.07.2022

Lithografie „Danae" von Eduardo Roca | © Neuhauser Kunstmühle
Radierung von Paul Ching Bor „Der blaue Baum" | © Neuhauser Kunstmühle

Neue Blätter bei der Neuhauser Kunstmühle

Mitten in den Sommer hinein kommen neue Blätter ins Angebot unseres Pirckheimer-Mitglieds Nikolaus Topic-Matutin von der Neuhauser Kunstmühle in Österreich. Zum einen die Lithografie „Danae“ von Eduardo Roca, mit Goldfarbe gedruckt und in einer Auflage von 20 Exemplaren. Zum anderen gibt es eine  neue große Radierung von Paul Ching Bor: „Der blaue Baum“.

Vorbeischauen lohnt sich.

(Till Schröder/Pressemitteilung)

So, 03.07.2022

Doppelseite mit Illustration aus „Der tolle Hund oder des Burschen Heimkehr“
Doppelseite mit Illustration aus "Datterich"

Bibliophiles des Monats: Fritz Kredel illustriert Niebergall

Das fürstlich regierte Darmstadt im Biedermeier der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts brachte neben dem Revolutionär Georg Büchner auch einen Schriftsteller hervor, der bis heute die kulturelle Identität der Stadt mit prägt. Ernst Elias Niebergall (1815–1843) wird dort als Volksschriftsteller verehrt, der ein kleinbürgerliches Milieu in der Residenzstadt durch seine Theaterstücke in Mundart auf humorvolle Weise schilderte. Neben dem Lustspiel „Der tolle Hund oder des Burschen Heimkehr“, mit Anklängen an seine Schulzeit und Burschenschaft, ist insbesondere die Lokalposse „Datterich“ durch die Zeiten auch identitätsstiftend für die Darmstädter gewesen. Das Stück um den liebenswerten versoffenen Schnorrer und seinen Widersacher Dumbach wird bis heute in Theateraufführungen gefeiert und im Stadtbild durch Denkmäler in Erinnerung gehalten.

Niebergall schrieb diese Stücke neben seiner Tätigkeit als Lehrer in den Jahren 1837 und 1841. Für die späteren Buchausgaben des „Datterich“ haben zunächst drei Darmstädter Künstler Illustrationen beigesteuert, die in Bibliophilenkreisen Beachtung gefunden haben: Von Emil Preetorius stammt der prächtige Druck der Ernst-Ludwig-Presse von 1913, geschmückt mit 7-farbig lithografierten Tafeln. Zur 600-Jahr-Feier der Stadt Darmstadt 1929 gab es eine mit 40 szenenartigen Schattenrissen von Hermann Pfeiffer geschmückte Jubiläumsgabe, die in Darmstadt mehrfach unverändert nachgedruckt wurde. Hartmuth Pfeil schließlich orientierte sich in der 1933 bei Eduard Roether erschienenen Ausgabe bei seinen farbkräftigen Bildern an historischen Vorlagen aus Niebergalls Zeit.

Fritz Kredel (1900–1973) blieb stets seinem Geburtsort Michelstadt und seiner Odenwälder Umgebung nahe bei Darmstadt verbunden, obwohl die politischen Zustände in Deutschland ihn und seine Familie 1936 in die Emigration trieben. In den USA, im Staat New York, fanden sie 1938 eine neue Heimat, und dank Kredels bereits in Deutschland erworbenen hervorragenden Rufes als Künstler und Illustrator fasste er dort auch wirtschaftlich schnell Fuß und schuf, neben einer Lehrtätigkeit, ein großes Werk an hervorragend illustrierten Büchern und anderen Auftragsarbeiten wie etwa ein Holzschnittsiegel für Kennedys Inauguration. Seine Ausbildung erhielt er an der Werkstatt von Rudolf Koch in Offenbach, wo er nach Kochs Tod auch die leitende Position innehatte. Den formalistisch strengen und klaren Stil seines Lehrers Koch verband er oft mit Humor und Leichtigkeit. In den 1950er Jahren kehrte er zu Besuchen nach Deutschland zurück und übernahm so auch die Aufgabe, für den Verlag Eduard Roether die beiden Niebergallschen Stücke neu zu illustrieren. Es entstanden zwei entzückende kleine Leinenbändchen im Format 11,8 x 8,2 Zentimeter in farbig gemusterten Pappschubern, die in Form und Ausstattung ganz von den drei Vorgängern abwichen und den biedermeierlichen Hintergrund, die Leichtigkeit der Handlung und den humorvollen Gebrauch der Mundart auch vom Erscheinungsbild her hervorragend betonen. 1961 erschien zunächst „Der Tolle Hund“ in 2.000 Exemplaren mit 24 Federzeichnungen Kredels. Zum 125-jährigen Bestehen des Verlages 1963 wurden 500 Stück der Auflage von der Firma Schauer & Silvar handkoloriert in fröhlich-bunter Farbgebung, die den Werkscharakter weiter sichtbar unterstreicht. Im selben Jahr nun gab es dann auch den „Datterich“ in gleicher farbfroher Ausstattung. Diese beiden Leinenbändchen, grün und blau in jeweils farblich abgestimmten Schubern, stehen würdig in der Reihe hervorragender Ausgaben der Niebergallschen Werke.

(Christiane und Norbert Grewe)

Fr, 01.07.2022

Typografische Beilage "Das Kissen" von Georg Klein im Heft 232 der Marginalien, gestaltet von Matthias Gubig.

Literaturpreis für Georg Klein

Vielen Pirckheimern ist Georg Klein ein Begriff, spätestens aber seit er bei uns in den Marginalien (Heft 232) eine unveröffentlichte Kurzgeschichte von Matthias Gubig für die Typografische Beilage gestalten lies. Nun konnte der Schriftsteller, unter anderem schon geehrt mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis, dem Brüder-Grimm-Preis und dem Preis der Leipziger Buchmesse, eine weitere Auszeichnung entgegennehmen: Er erhielt den Großen Preis des Deutschen Literaturfonds. Dotiert mit 50.000 Euro verlieh ihn die Jury mit der Begründung, sein Werk zeigt das „virtuose Spiel mit bekannten Genres, die stets ein literarische Umwertung erfahre“. Sie hob auch sein „hohe Sprach- und Fabulierkunst“ hervor, die „komisch und düster, aufregend und überraschend“ von der Wirklichkeit erzähle.

Die Pirckheimer gratulieren!

(Till Schröder/Pressemitteilung)

Do, 30.06.2022

Die Gäste der Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag des Malers und Grafikers Eberhard Schlotter trafen sich im Bomann-Museum. | © R. Wege
Als Auftakt zur Feier des 100. Geburtstages von Eberhard Schlotter hatten Jutta Osterhof (l.) und Dietrun Otten den Gäste den Künstler bei einem Podiumsgespräch näher gebracht. Im Hintergrund ist ein Porträt von Klaus und Jutta Osterhof zu sehen, das Schlotter 1989 gemalt hat. | © R. Wege
Sie erinnerten an Eberhard Schlotter als Vater beziehungsweise Großvater: Sybille und Dr. Julia Schorlemmer. | © R. Wege

Feier zum 100. Geburtstag von Eberhard Schlotter

Rund 60 Gäste trafen sich am 3. Juni 2022 im Bomann-Museum in Celle, um den 100. Geburtstag des Malers und Grafikers Eberhard Schlotter zu begehen. Ganz pünktlich waren die Gäste nicht. Denn Eberhard Schlotter wäre an diesem Tag bereits 101 Jahr geworden. Das verspätete Eintreffen der Gäste lag jedoch nicht an selbigen, sondern an Corona. Der Virus war der Grund, dass im vergangenen Jahr die Jubelfeier verschoben werden musste.

Ein Jahr Verspätung tat aber der ausgezeichneten Stimmung an diesem Nachmittag keinen Abbruch. Groß war die Freude der Anwesenden, viele bekannte Gesichter aus dem Schlotter-Liebhaber-Umfeld zu sehen. Allen voran die Mitglieder und Freunde der Eberhard-Schlotter-Stiftung, die ihren Sitz in Celle im besagten Bomann-Museum hat. Dort wurde an diesem Tag auch die neue Dauerausstellung „Schlotter“ eröffnet.

Stefan Daberkow, neuer Direktor des Bomann Museums, eröffnete die Geburtstagsfeier. Er begrüßte insbesondere die Tochter und die Enkelin Eberhard Schlotters, Sibylle und Dr. Julia Schorlemmer sowie die Vorsitzende des Kuratoriums der Eberhard-Schlotter-Stiftung Celle (und Vorstand der Pirckheimer-Gesellschaft) Jutta Osterhof. Daberkow dankte herzlich Dietrun Otten, Leiterin der Eberhard-Schlotter-Stiftung, für ihr Engagement als Kuratorin der neuen Ausstellung. Die Ausstellung umfasst nicht nur die erwartbare Vielfalt an Arbeiten Schlotters, sondern betritt mit dem „Virtuellen Schaulager“ Neuland. Dank 3D-Technologie  können die Ausstellungsbesucher virtuell durch eine Galerie gehen, die Gemälde Eberhard Schlotters von der Wand nehmen und vor sich aufstellen, um sie in Ruhe aus der Nähe zu betrachten. Ganz begeistert von dieser Möglichkeit zeigte sich auch Jutta Osterhof während des Podiumsgespräches, das sie zusammen mit Dietrun Otten führte und das die Gäste an den persönlichen Erinnerungen von Jutta Osterhof an ihre fünfzig Jahre währende Freundschaft mit dem Künstler Eberhard Schlotter teilhaben ließ. Ob Schlotter das virtuelle Schaulager gefallen hätte, wollte Dietrun Otten wissen. „Ich glaube ja, ... allein schon die Möglichkeit, noch eine neue Welt zu schaffen, das würde gut zu seiner „doppelten Sicht“ auf die Dinge passen, die Schlotter eigen war“, lautete die Antwort.

Den Grundstein für den folgenden Akteur hatte Eberhard Schlotter vor rund 70 Jahren unbewusst mit seiner Freundschaft zu dem Schriftsteller Arno Schmidt selbst gelegt. Der Literaturwissenschaftler Bernd Rauschenberg, langjähriger geschäftsführender Vorstand der Arno-Schmidt-Stiftung, las aus dem Briefwechsel zwischen Arno Schmidt und Eberhard und Dorothea Schlotter. Ein Erlebnis, welches die Gäste sowohl aufgrund der ausgezeichneten Briefe als auch des lebendigen Vortrages begeisterte. Übrigens werden die Besucher in der Ausstellung quasi von einem großen Porträts Arno Schmidts (Mischtechnik auf Leinwand, 130 x 110 cm) begrüßt, das Eberhard Schlotter 1989 angefertigt hat.

Sehr emotional wurde es zum Abschluss der Feierlichkeit mit dem Zwiegespräch zwischen Sibylle und Julia Schorlemmer. Sie reflektierten ihre ganz persönliche Sicht und Erinnerung auf den Vater beziehungsweise Großvater. In einem stimmten beide zu einhundert Prozent überein: Sie hätten beide eine einzigartige Beziehung zu ihm gehabt, „einzigartig im Sinne von prägend, einzigartig emotional und definitiv einzigartig herausfordernd“, so Julia Schorlemmer. Ein bewegender Moment, der sicherlich vielen Gästen lebhaft in Erinnerung sein wird, wenn sie an diese Feier zum 100. Geburtstag von Eberhard Schlotter zurückdenken werden.

(Ralf Wege)