Pirckheimer-Blog

So, 11.09.2022

Gedichte Altenbourgs erschienen 2019 bei Wallstein.
Die Studie "Ein Engel im Atelier" erschien ebenfalls in Göttingen.

Altenbourg zu Gast bei Novalis

Altenbourg und Novalis, das ist aus Sicht des großen Altenburger Künstlers eine stimmige und triftige Kombination. So findet das nächste Treffen der Gerhard Altenbourg Gesellschaft am 24. September 2022 im Novalis-Museum auf Schloss Oberwiederstedt statt, dem Geburtsort des von Altenbourg verehrten Dichters und Naturforschers. Damit schließt sich im Jubiläumsjahr anlässlich des 250. Geburtstags Friedrich von Hardenbergs ein berührender Kreis. Im Vorfeld der Diskussion, wie wiederum der 100. Ehrentag von Gerhard Altenbourg, der auf das Jahr 2026 fällt, würdig zu feiern sei, sollte der kleine Ort an der Wipper im Mansfeldischen der ideale Platz sein.

Die Gerhard Altenbourg Gesellschaft gründete sich im November 2018 in Altenburg, dem Wirkort des Künstlers. Sie will beitragen, das künstlerische und dichterische Werk Gerhard Altenbourgs zu erhalten, wissenschaftlich zu erfassen und publizistisch zu verbreiten. Die Gesellschaft unterstützt darin – sowohl finanziell als auch durch eigene Projekte – die seit 2002 bestehende Stiftung Gerhard Altenbourg, die den umfangreichen Nachlass des Künstlers betreut – inklusive des Wohnhauses mit Bibliothek und Kunstsammlung sowie des Gartens.

Die Pirckheimer-Gesellschaft gehört zu den Gründungsmitgliedern der inzwischen auf knapp 100 Mitglieder angewachsenen Gerhard Altenbourg Gesellschaft. Die 2019 aufgenommenen Aktivitäten wurden durch Corona unterbrochen, doch konnte die Gesellschaft zwei Publikationen der Stiftung fördern: noch 2019 den im Wallstein Verlag erschienenen Band Wald minotaurisch mit Gedichten Altenbourgs in einer Auswahl des Dichters Wulf Kirsten, und 2021 Ein Engel im Atelier, die ebenfalls im Wallstein Verlag edierte kunst- und geistesgeschichtliche Studie des Kunsthistorikers Dieter Blume zu Altenbourgs künstlerischer Ausgestaltung des zentralen Raumes im Haus am Braugartenweg.

Gegenwärtig, so Vorsitzende Jutta Penndorf, baut die Gesellschaft eine eigene Website auf. 2021 gab sie mit Unterstützung des Förderkreises des Lindenau-Museums den Holzschnitt Erich dressiert seinen Vogel – einen Nachdruck vom originalen Druckstock der Stiftung durch Stefan Knechtel, heraus. Als jüngste Publikation legte sie 2022 eine Annäherung an Altenbourgs Garten mit Bildern und Texten von Zeitgenossen und mit finanzieller Unterstützung der Stadt Altenburg und der Thüringer Staatskanzlei vor. All diese Aktivitäten werden wie das Künftige Thema in Oberwiederstedt sein. Interessierte erhalten weitere Informationen und melden sich bitte unter der Mailadresse post@gerhard-altenbourg-gesellschaft.de für die Teilnahme an.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Fr, 09.09.2022

Breslauer Preis für Bibliographie: Erster Preis 2022.
Den zweiten der insgesamt vier vergebenen Preise erhält Ernst Fischer.

Breslauer Preis für Bibliographie

Die International League of Antiquarian Booksellers (ILAB) hat die Gewinner des Breslauer Preises für Bibliographie 2022 bekanntgegeben. Insgesamt wurden 99 Arbeiten eingereicht. Der erste Platz ging an Jack Baldwin mit A Catalogue of Fifteenth-Century Printed Books in Glasgow Libraries and Museums (zwei Bände, Woodbridge: Boydell and Brewer 2020). Die Universitätsbibliothek Glasgow besitzt eine der umfangreichsten Sammlungen seltener Bücher im Vereinigten Königreich, darunter 1.062 Inkunabeln. Eine Beschreibung von weiteren 62 Inkunabeln aus anderen Glasgower Bibliotheken und Museen vervollständigt den Katalog.

Der zweite Preis geht an Ernst Fischer (Börsenverein des Deutschen Buchhandels, Historische Kommission): Geschichte des deutschen Buchhandels im 19. und 20. Jahrhundert. Band 3 Drittes Reich und Exil, drei Teile: Exilbuchhandel 1933–1945/1; Exilbuchhandel 1933–1945/2; Exilbuchhandel/Supplement (Berlin und Boston: De Gruyter, 2020 und 2021). Den dritten Platz belegt Renaud Adam mit Vivre et imprimer dans les Pays – Bas Méridionaux (Des Origines à la réforme) (zwei Bände, Turnhout: Brepols 2018). Eine Honourable Mention (Lobende Erwähnung) erhielten schließlich Frank Romano und Miranda Mitrano mit History of Desktop Publishing (New Castle, Delaware: Oak Knoll Press 2019).

Die Auszeichnung, mit dem alle vier Jahre herausragende bibliografische und buchgeschichtliche Arbeiten gewürdigt werden, wurde erstmals 1967 verliehen. Der ILAB Breslau Prize for Bibliography wird von der ILAB mit der großzügigen Unterstützung der B. H. Breslauer Foundation gesponsort und am 14. September 2022 im Rahmen des ILAB-Symposiums in der Weston Library (Bodleian Libraries) in Oxford, verliehen. Eine Ausstellung aller eingereichten Bücher samt der 2022 ausgezeichneten Titel wird vom 15. bis 18. September 2022 während der London Rare Book Fair (Firsts) in der Londoner Saatchi Gallery zu sehen sein. – Das Opus magnum des zweiten Preisträgers, Ernst Fischer, wurde übrigens in der Ausgabe 243 (2021/4) der Marginalien durch Klaus-Jürgen Becker rezensiert und gewürdigt. 

(Maria Bogdanovich)

Mi, 07.09.2022

Die "BücherLust" findet am 10. und 11. September in Berlin statt.

Pirckheimer-Teilnahme nur reduziert möglich

Wie der Vorstand der Pirckheimer-Gesellschaft soeben mitteilt, muss das Programm des Vereins auf der BücherLust am 10. und 11. September in Berlin-Karlshorst (der Blog berichtete) am Sonntag krankheitsbedingt komplett entfallen. Durch die Absage des Quintus-Verlags ist leider auch das Programm für den Samstag nur reduziert möglich. Die Signier-Stunde mit Klaus Ensikat am Sonnabend findet, so die Auskunft von Vorstandsvorsitzendem Dr. Ralph Aepler, wie geplant statt.  

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Di, 06.09.2022

Der ikonische Herrscher Tutanchamun wird in Lissabon von der Exlibris-Akademie geehrt.

Exlibris und Ägyptomanie

Gute und ungewöhnliche Nachricht gibt es für alle Exlibris-Freunde aus Portugal. Am 24. September nimmt nach kurzer Sommerpause die Academia de Portuguesa de Ex-Libris ihre Ausstellungs- und Sitzungstätigkeit wieder auf. Aus Anlass des 100. Jahrestages der Entdeckung des Grabs von Tutanchamun im Tal der Könige in Luxor-Theben durch Howard Carter, die einen an sich wenig bedeutenden Pharao des Neuen Reichs zu einem Superstar der Moderne katapultierte und eine zweite Welle der Ägyptomanie auslöste, die letztlich bis heute anhält, widmet sich die Akademie, teilt Klaus Rödel von der FISAE mit, in der Ausstellung „Egyptomania, Sphinges and Pyramids“ des Architekten Segismundo Pinto dem Thema. Der Ausstellungseröffnung um 15 Uhr folgt die Konferenz „Tutanchamun in Portugal. Berichte in der portugiesischen Presse (1922–1939). Archäologie, Ägyptomanie, Ägyptologie“ unter der Ägide von Professor José das Candeias Sales und Dr. Susana Mota. Es laden ein die Präsidentin der Academia, Ana Cristina Martins, Vizepräsident José Estevéns Colaço und Generalsekretärin Madalena Ferreira Jordão. 

(André Schinkel/Pressemitteilung)

So, 04.09.2022

Die Bleiläuse laden am 11.9. zur Lesung.

Verena Liebers liest bei den Bleiläusen

Die Bleiläuse freuen sich auf Verena Liebers, auch unter ihrem Künstlerpseudonym VIGLi bekannt und selbst eine Bleilaus! Sie liest am 11. September um 11 Uhr im Dachgeschoss der felto Filzwelt in Soltau aus ihren mit „lächelnden“ Fingerspitzen geschriebenen Texten. Gleich danach sind alle eingeladen, nach Munster auf den Ollershof zu kommen. Neben der beeindruckenden Ausstellung „Glasplastik und Garten“ gibt es am Tag des Offenen Denkmals ein buntes Programm bis 16 Uhr. Die Bleiläuse sind mit ihren „Glaslandplätzen“, die vor Ort mit einer mehr als hundert Jahre alten Druckmaschine angefertigt werden, dabei. Interessierte Besucherinnen und Besucher können sich etwa ihre Namen setzen und eindrucken lassen. Mit im Gepäck: Bleilettern – wie zu Gutenbergs Zeiten! Weitere Infos finden sich unter www.buchdruckmuseum-soltau.de.

(André Schinkel)

Fr, 02.09.2022

Der Leipziger Bibliophilen-Abend lädt am 6.9. zur Auktion ins Haus des Buches ein.

LBA lädt zur Auktion

Der Vorstand des Leipziger Bibliophilen-Abends e. V. (LBA) lädt zur Auktion bibliophiler Bücher am 6. September 2022 ein. Beginn ist 19 Uhr im Haus des Buches, Gerichtsweg 28, 04103 Leipzig. Die Vorbesichtigung der Objekte ist am 5.9. von 15–18 Uhr und am 6.9. von 17–18.30 Uhr im Haus des Buches möglich. Auf Homepage des Vereins steht die Objektliste zum Download bereit: www.leipziger-bibliophilen-abend.de. Die Auktion speist sich aus den gestifteten Beständen von Vereinsmitgliedern, angereichert mit Einreichungen Leipziger Buchkünstler. Bibliophile Editionen kommen zu generell niedrigen Ansetzungen zur Versteigerung. Im Vordergrund stehen dabei Editionen des LBA von 1905 bis 2015, aber auch Ausgaben vieler weiterer bibliophiler Urheber. Darunter befinden sich zahlreiche seltene Stücke und Rara. Das Auktionsangebot in seiner Fülle darf als einmalig bezeichnet werden. Der Erlös der Auktion kommt dem LBA und seiner Publikationstätigkeit zugute, ein Teil der Einnahmen wird für den Erwerb von Büchern für die Kinder ukrainischer Flüchtlinge gespendet.

(Thomas Glöß/Pressemitteilung)

Do, 01.09.2022

Die Arbeiten von Andrea Ackermann, Frank Eißner, Bettina Haller, Tatjana Skalko-Karlovski und Susanne Theumer sind ab 1.9. in Wansleben am See zu sehen.
Ausstellungs-Impression ǀ © Susanne Theumer

Novalis in Wansleben am See

Es ist die fünfte und wohl auch die letzte Station für „Das Höchste ist das Verständlichste“ – seit dem 1. September 2022 hängen die Resultate des Pleinairs, das sich im Herbst 2021 mit dem Leben, den Orten und dem Werk von Novalis aka Friedrich von Hardenberg (1772–1801) anlässlich seines 250. Geburtstags befasste, in der KZ-Gedenkstätte in Wansleben am See. Die Werke von Andrea Ackermann, Frank Eißner, Bettina Haller, Tatjana Skalko-Karlovski und Susanne Theumer, die dem in Oberwiederstedt Geborenen gewidmet sind, kehren damit in den Landstrich der Herkunft Novalis’, ins Mansfeld, zurück.

Zuvor waren die Arbeiten im Novalis-Schloss selbst, im Landratsamt des Landkreises Mansfeld-Südharz in Sangerhausen, im Künstlertreff Café Krem in Aschaffenburg sowie ein zweites Mal in der Goldenen Aue, im geschichtsträchtigen Sangerhäuser Spengler-Museum zu sehen. Während des Pleinairs, organisiert von Susanne Theumer, gefördert von „Glück auf! Wohin?“ und maßgeblich vom Landkreis unterstützt, entstanden, flankiert von Ausflügen, Führungen und Vorträgen, eine Vielzahl Kunstwerke: Radierungen, Aquarelle, Holzschnitte, Zeichnungen und Gemälde im innigen Bezug zur Landschaft wie den Texten von Novalis

Bei der Gedenkstätte handelt es sich um eines von zwei ehemaligen Außenlagern des KZ Buchenwald im Ort, der Verein, der sich für das Andenken derer, die hier bis 1945 litten, engagiert, ist für seine ambitionierte Arbeit, die sich auch der Vermittlung von Kunst und Kultur in Form von Ausstellungen, Konzerten und Workshops widmet, weit über die Grenzen der Region hinaus bekanntgeworden. Die Exhibition ist zunächst bis Ende September zu sehen – Führungen durch die Schau und auf dem Gelände sind nach telefonischer Anmeldung und Vereinbarung möglich: Interessenten wählen bitte die (034601) 2 77 47. Die Gedenkstätte findet sich unter folgender Adresse: Pumpstation 1a, 06317 Seegebiet Mansfelder Land, OT Wansleben am See.

(André Schinkel)

Di, 30.08.2022

Das Logo der Competition 2022.
Der erste Preis ging an Angela James.
Den zweiten Preis erhielt Tarja Rajakangas.
Student's Award: Begoña Cabero Diéguez.

A Gathering of Leaves: Designer Bookbinders 2022

Die internationale Ausstellung für Designer-Buchbinder findet vom 7. Juli 2022 bis 25. Februar 2023 im Vereinigten Königreich und in Schottland statt. Sie stellt die Gewinner des Internationalen Buchbinderwettbewerbs 2022, A Gathering of Leaves, vor, ein Projekt der Gesellschaft der Designer Bookbinders in Zusammenarbeit mit Mark Getty und den Bodleian Libraries (Oxford).

Die Ausstellung zeigt die besten Arbeiten der Buchbindekunst der ganzen Welt. Es handelt sich um sind 28 preisgekrönte Beiträge und weitere 48 herausragende Beiträge zum Thema „Pflanzen, Flora und Gärten“. Das Thema ist inspiriert von dem Wunsch, den 400. Jahrestag der Gründung des Botanischen Gartens von Oxford zu feiern, dem ältesten Botanischen Garten Großbritanniens und eines der ältesten wissenschaftlichen Gärten der Erde.

Die Jury bestand aus: Lester Capon, Präsident und Fellow of Designer Bookbinders, Glenn Bartley, Fellow of Designer Bookbinders und Leiter der königlichen Buchbinderei auf Schloss Windsor, Rachel Ward-Sale, Fellow und ehemalige Präsidentin von Designer Bookbinders, sowie Chris Fletcher, Keeper der Spezialsammlungen an der Bodleian Library und Fellow am Exeter College, Oxford.

Zu Ehren des Bibliophilen und eines begeisterten Anhängers der Buchbinderkunst Sir Paul Getty KBE (1932–2003) werden zwei Hauptpreise (10.000 und 6.000 britische Pfund) vergeben. Der erste Preis ging an Angela James (Vereinigtes Königreich), den zweiten Preis erhielt Tarja Rajakangas (Finnland). Der dritte Preis ist ein Preis nach dem Quorum des Studenten der Universität Oxford (500 britische Pfund). 2022 bekam den Oxford University Student’s Award Begoña Cabero Diéguez aus Spanien.

Weitere 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhalten Silberpreise. Die Ausstellung wird von einem  Katalog begleitet. Designer Bookbinders ist eine der weltweit führenden Gesellschaft zum Genre. Sie wurde vor über 50 Jahren gegründet und hat sich dem Handwerk des modernen Buchbindens und der Buchkunst verschrieben. Die ausgezeichneten Exponate werden nacheinander in Oxford, London und Edinburgh gezeigt.

Weston Library, Bodleian Libraries
7. Juli bis 18. September 2022
Broad Street, Oxford OX1 3BG
www.bodleian.ox.ac.uk

Sotheby’s, London
21. bis 29. September 2022
Kiddell Gallery, 34–35 New Bond Street, London, W1A 2AA
www.sothebys.com

University of Edinburgh
4. November 2022 bis 25. Februar 2023
Main Library Gallery, George Square, Edinburgh, EH8 9LJ
www.ed.ac.uk

(Maria Bogdanovich)

So, 28.08.2022

Buch trifft Holz wird Raum: Anja Harms und Eberhard Müller-Fries stellen in Oldenburg aus.
Harms und Müller-Fries arbeiteten kongenial zusammen. ǀ © Anja Harms/Eberhard Müller-Fries

Buch trifft Holz wird Raum

Künstlerbücher und Buchskulpturen von Anja Harms und Eberhard Müller-Fries in der Landesbibliothek Oldenburg: Wenn die international bekannte Buchkünstlerin und der Bildhauer zusammenarbeiten, entstehen im Dialog von Holz, Papier und feinster Drucktechnik einzigartige les­bare Skulpturen, raumgreifende Installationen und farbensprühende Künstlerbücher voller Überra­schungen. Vom 01.September bis 21. Oktober 2022 ist die Ausstellung Wie ist doch alles weit ins Bild gerückt“. Künstlerbücher und Buchskulpturen von Anja Harms und Eberhard Müller-Fries in der Landesbibliothek Oldenburg zu sehen. Die Vernissage findet am 31. August um 19 Uhr in der Landesbibliothek statt.

Harms und Müller-Fries verwenden in ihren Projekten Texte und Textfragmente als Ba­sis ihrer gemeinsamen künstlerischen Ausdrucksweise. Ausgangspunkt ist stets die Literatur, deren Sprach- und Klangbilder sie in eine moderne Formensprache übertragen. Künstlerin und Künstler nut­zen dabei ihre verschiedenen Schwerpunkte und spielen mit unter­schiedlichsten Materialien und Techniken. Feine Drucktechniken, Bleisatz und Typografie werden mit raffinierter Holzbearbeitung kombiniert. Zum Einsatz kommen hauchzarte Japanpapiere ebenso wie Büttenpapier, Tusche, Farben und immer wieder Holz, z. T. mit Feuer geschwärzt. So gegensätzlich und schwer vereinbar die Materialien oft auch sind, so unendlich viele Möglichkeiten eröffnen sie im gemeinsamen künstlerischen Prozess. Es entstehen raumgreifende Buchskulpturen und Objekte, lesbare Skulpturen und Künstlerbücher, die in den Ausstellungen von Harms und Müller-Fries zu raumbezogenen Installationen verwoben werden. Internationale Aufmerksamkeit erlangte be­sonders ihr Projekt zum finnischen Nationalepos Kalevala, das sie anlässlich der 100-Jahr-Feier von Finnland in der Turku City Library präsentierten.

Vor allem lyrische Texte bilden die Grundlage der Werke, die Anja Harms und Eberhard Müller-Fries für ihre Oldenburger Ausstellung ausgewählt haben. Sie stammen aus verschiedenen Epochen, ange­fangen bei Fragmenten des persischen Mystikers Rūmī aus dem 13. Jahrhundert über Texte von Friedrich Hölderlin bis zu Gedichten von Paul Celan. Das Zitat im Titel stammt von Rainer Maria Rilke. In der Ausstellungsreihe Positionen moderner Buchkunst der Landesbibliothek Oldenburg ragt die Ausstellung von Anja Harms und Eberhard Müller-Fries durch ihre einzigartige Materialität und ihre raumgreifende Dimension hervor.

Bei der Vernissage am 31. August führt Sarah Janke um 19 Uhr in die Arbeit der beiden Künstler ein. Frau Janke ist für das Fachreferat Künstlerbücher an der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel zuständig. Zur Finissage am 21. Oktober (wiederum um 19 Uhr) hat die Landesbibliothek den Kunsthistoriker Dr. Stefan Soltek, den ehemaligen Direktor des Klingspor-Museums Offenbach, eingeladen. Anja Harms und Eberhard Müller-Fries sind bei beiden Gelegenheiten anwesend. Um vorherige Anmeldung zu beiden Veranstaltungen wird gebeten, Kontakt besteht zur Abteilungsleiterin für Vermittlung und Öffentlichkeitsarbeit, Frau Michaela Klinkow: klinkow@lb-oldenburg.de. Die Ausstellung im Landesmuseum Oldenburg (Pferdemarkt 15, 26121 Oldenburg) ist von Montag bis Freitag von 10 bis 19 Uhr sowie samstags von 9 bis 12 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Am 3.10. bleibt die Landesbibliothek geschlossen. 

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Sa, 27.08.2022

Im halleschen Stadtarchiv wird Hannelore Heises gedacht.

Erinnerung an Hannelore Heise

An die wunderbare Schriftgestalterin Hannelore Heise (1941–2021) erinnerte in diesem Sommer eine Ausstellung im Stadtarchiv Halle, die nur noch wenige Tage (bis zum 1. September) zu sehen ist. Geboren in Ostpreußen, studierte Heise bis 1966 an der halleschen Kunsthochschule und war nach freier Tätigkeit von 1980 bis 2010 als Dozentin und Lehrbeauftragte in der Grundlagenlehre und im Lehrfach Schriftgestaltung tätig und prägte so Generationen von Kunststudenten. „Während ihrer eigenen Lehrtätigkeit an der halleschen Hochschule gelang es ihr auf ganz individuelle Art, das besondere Verhältnis zwischen menschlichem Maß und dem Umgang mit Schrift zu vermitteln“, so würdigt Burg-Emeritus Rolf Müller das Werk der zu Ehrenden. „Als Lehrende und zugleich immer wieder selbst Lernende trug sie mit ihrem Grundlagenfach entscheidend zum ‚guten Ruf‘ der Burg bei. Sie verstand es auf ganz eigene Weise, Formstrenge mit spielerischer Freiheit zu verbinden.“ Als freie Grafikerin gestaltete sie Spielkarten, Plakate, Signets, auch Leuchtwerbung und Verpackungen. Einen besonderen Namen machte sie sich durch die Gestaltung von Briefmarken. Ihr Entwurf der Sondermarke Gartenreich Dessau-Wörlitz wurde 2003 zur „Schönsten Briefmarke Europas“. Auch das Goldene Buch der Stadt und Urkunden der Leopoldina tragen ihre Handschrift. Das kalligrafische Schreiben wurde ihr zur Passion und zum Raum individuellen Ausdrucks – voller Freude am Experiment. Die Ausstellung wurde im Verbund mit dem halleschen Kunstverein realisiert. Ein würdiger Abschied.

(André Schinkel)

Fr, 26.08.2022

Noch bis zum 30.10. werden die Arbeiten von Halina Kirschner in Erfurt gezeigt.
Die Künstlerin illustrierte zuletzt "Trieste Centrale" von Jaroslav Rudiš. ǀ © Halina Kirschner

Das Huhn & die Harfe

Die Sommerausstellung im Molsdorfer Schlossmuseum (Schloßplatz 6, 99096 Erfurt-Molsdorf) ist in diesem Jahr Halina Kirschner gewidmet. Sie wird seit dem 24. Juli und noch bis zum 30. Oktober 2022 gezeigt. Neben preisgekrönten Buchillustrationen sind vor allem Riso- und Serigrafien der vielseitigen Leipziger Grafikerin zu bewundern, die in Farb- und Formenreduktion große Ausdruckskraft entwickeln, voll Witz und Humor sind und Kirschners feiner, empathischer Beobachtungsgabe. So sind etwa zahlreiche Bilder ihrer Kalender-Geschichten zu sehen. Auch wird Kirschners neuestes Buchprojekt vorgestellt. Nach den Illustrationen zur Grasharfe, dem Klassiker von Truman Capote, hat sich die Künstlerin nun einem weiteren „Eisenbahnausflugsziel“ von Jaroslav Rudiš gewidmet: Trieste Centrale erschien im März 2022. Das Büchlein korrespondiert mit dessen gefeiertem Winterberg-Roman. Im Rahmen ihrer Ausstellung wird Halina Kirschner gemeinsam mit  Museumskuratorin Silke Opitz zudem endlich das weiße Kaninchen aus dem Grünen Schlosszimmer „befreien“. Das barocke Tierporträt befindet sich in der Wandverkleidung des einst voll vertäfelten Prunkraumes. Es stammt wohl vom Erfurter Maler Jacob Samuel Beck (1715–1778). Nun soll das Kaninchen eine eigene Geschichte bekommen und damit durch den Schlossgarten hoppeln. Dort sind spielerisch Rätsel zu lösen, und der*die Kaninchenfreund*in erfährt so ziemlich alles über den Schlossgarten … Auf nach Molsdorf!

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Do, 25.08.2022

Unter zünftigem Titel erschien ein neues Buch in der Edition M & M.
Der Steinbock und der Wassermann, die gehen es verschieden an ...
... das Lustgebrüll des wilden Leu macht indes das Krebstier scheu.

Explizite Astrologie

Auf diesem Buch machte sich, wenn das nicht schnöde wäre, ein Aufkleber mit dem Hinweis „Explicit Lyrics“ nicht schlecht – denn der Doppelzeiler „Der Krebs krebst meist so vor sich hin, / empfindet Sex als Widersinn“ ist noch eines der harmloseren Beispiele der „versaut-poetischen Sterndeutungen“ von Frank Schulz, das unter dem schon keine Fragen mehr offen lassenden Titel Sternzeichen-Fick-Info als originalgrafisches Buch mit dreizehn zweifarbigen Holzschnitten von Jürgen Meyer Jurkowski in der Edition M & M desselben soeben erschien.

Im seligen Gründungsjahr 1998 ist die Edition M & M mit dem Vorsatz angetreten, jedes Jahr ein originalgrafisches Buch herauszugeben. Dass es in 24 Jahren nur sieben Bücher von sechs Autoren geworden sind, lässt sich unter „gelebte Langsamkeit“ abhaken. Selbstironisch und realitätsnah heißt Jürgen Meyer Jurkowskis (JMJ) Devise heute: "Keine neuen Bücher, bevor die alten nicht verkauft sind!" Aber nun ja, nix gilt ewig. In Abweichung von dieser ‚Maxime‘ ist nach mehrjähriger Enthaltsamkeit wieder eine Neuerscheinung der Edition zu vermelden.

Diesmal hat sich JMJ zwei lyrische Texte des bekannten Romanautors Frank Schulz (Das Ouzo-Orakel, die Onno-Viets-Romane) ausgesucht. Schon der Haupttitel Sternzeichen-Fick-Info kennt augenscheinlich keine Euphemismen und gibt unmissverständlich an, worum es geht: Um Sex, Erotik, Lust und Triebe. „Der Reiz“, so Meyer Jurkowski, „sich mit besagtem Thema künstlerisch auseinanderzusetzen, ist ungebrochen und unerschöpflich. Nach wie vor hat die ‚normalste Sache der Welt‘ einen hohen Tabuisierungsgrad und großes Erregungspotential.“ Moralapostel und Freigeister stehen sich da seit Äonen unversöhnlich gegenüber. Besonders in Zeiten von Hypermoral und Political Correctness mit ihrer zunehmenden Verbots-Kultur werden Künstler ganz schnell mit der Frage nach der Korrektheit ihres Tuns konfrontiert.

Das 38-seitige Buch ist dabei als eine klare Antwort zum oben angesprochenen Problem gemeint; und es ist zugleich ein Statement für die Freiheit der Kunst: Ein „Du-darfst“ von – so JMJ – dubiosen „Saubermännern und -frauen“ kann es nicht geben. „Kunst braucht keine Erlaubnis. Was sie braucht, ist der gepflegte Tabubruch. Die Fick-Info erfüllt das Tabubruch-Postulat auf poetische Weise und darf als ein Akt gegen eine moralinsaure sprachliche Zensur interpretiert werden.“ Bildende Künstler wie Cranach, Rubens, Rembrandt, Beardsley, Courbet, Picasso, Dalí, Schiele, Zille u. v. a. haben gewagte, freizügige Bilder geschaffen. Skandale, Verbote, empörtes Geschrei gab es dabei nahezu immer.

Sprich: Frank Schulz und JMJ befinden sich literatur- und kunsthistorisch in guter Gesellschaft. Die frühen Japaner und Chinesen, die alten Ägypter, die Griechen und Römer der Antike erotisierten in Text und Bild auf höchstem Niveau. Über die Jahrhunderte bis in die Gegenwart wurde zum Thema weitergedichtet, -gemalt, -fotografiert, -gefilmt. Aber worum geht es bei Schulz’ Text? Er wählt die Form des Horoskops und „untersucht“ in zwei Gedichten die Frage, was die Sterne über die sexuellen Eigenschaften, Macken und, nun, Leistungen der Männer orakeln. Dabei deutet er die Gestirne zunächst in 13 sauber gereimten Strophen aus der Sicht Von Girls für Girls. Eine ganz andere Perspektive bietet dann das finale einstrophige Kurzgedicht Von Boys für Boys.

JMJ weiter: „Schulz dichtet drastisch versaut und wild drauflos. Das ist selbstironisch, voller Witz, ist pure Lust an sprachlicher Grenzüberschreitung – ein Schuss Dada, ein Schluck Reeperbahn, viel Volksmund." Meyer Jurkowskis Holzschnitte sind derweil nicht minder liederlich und ironisch, auch wenn er auf die Darstellung des Menschen beim Geschlechtsakt völlig verzichtet. Seine Illustrationen haben keine in Bilder umgesetzten Textbezüge, sondern sie sind frei am Gesamtthema orientierte Bildfindungen.

Herausgekommen ist ein kraftvolles, zeichenhaftes Formenspiel mit Details der ‚Sexualspielzeuge“ des Homo eroticus. Und das Handwerkliche? Passend zum Thema: expressive Farbgebung in Schwarz und Rot für hervorgehobene Textteile und als Zweitfarbe der Holzschnitte, Schleipen-Werkdruckpapier, Vor- und Nachsatz in Rot, Bezugs-Gewebe mit Deckelprägung. Die Buchbinderei Zwang hat alles zueinandergefügt. Zu perfekt? Auf keinen Fall. Das ist der Anspruch von M & M: „Nur so wird’s ‚Erotic Art‘: Honi soit qui mal y pense.“ Dem ist wohl nichts weiter hinzuzufügen. Mit einem Schutzumschlag von Klaus Raasch gehüllt, sind 20 Verkaufsexemplare für einen Preis von 560 Euro erhältlich. Kontakt: jmj.meyer@gmx.de. Man beeile sich.

Frank Schulz: Sternzeichen-Fick-Info
Mit 13 zweifarbigen Holzschnitten
von Jürgen Meyer Jurkowski
38 Seiten, Gewebeeinband mit SchU
25 Exemplare, 20 für den Verkauf
Hamburg: Edition M & M, 560 Euro

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Di, 23.08.2022

Die "BücherLust" findet am 10. und 11. September in Berlin statt.

Freikarten für die BücherLust

Die Pirckheimer-Gesellschaft verlost für die BücherLust am 10. und 11. September 2022 in Berlin-Karlshorst auf ihrem Blog 10 Freikarten. Die Gewinner haben dann, durch die Nennung ihres Namens und des Gewinns, freien Einlass auf der Messe. Die Verlosung wendet sich gerade auch an Nicht-Mitglieder – denn Interessenten, die sich als Pirckheimer zu erkennen geben, haben auf der BücherLust überdies freien Eintritt. Der Verein bietet an dem Wochenende in der Tribünen-Halle ein umfängliches Programm – so werden u. a. Klaus EnsikatDieter Goltzsche und Gunnar Decker, der Kindermann-Verlag, die Bücherkinder, der Quintus-Verlag, Matthes & Seitz, die Friedenauer Presse sowie die Büchergilde Gutenberg mit einem neuen Band von Hans Ticha erwartet. Interessenten wenden sich bitte an unsere Blogadresse (blog@pirckheimer-gesellschaft.org). Herzlich willkommen zur BücherLust!

(André Schinkel/Ralph Aepler)

So, 21.08.2022

Clifton Meadors Buch-Kunst wird in Wien gezeigt.

Denken durch Drucken

Der amerikanische Künstler und Autor Clifton Meador scheint auf eine besondere Weise druckend zu denken. Seine subtilen, oft historisch-politischen und fotografiebasierten Bücher sind im experimentellen Druck entstanden. Dabei verwendet er Dokumentarfotografien, die er auf Reisen gemacht hat, durch Bearbeitung und vor allem experimentellen Offsetdruck werden dortige Konflikte subtil sichtbar. Die Ausstellung legt den Schwerpunkt auf Meadors Künstlerbücher zu Osteuropa sowie zum aktuellen East-India-Company-Projekt, das exemplarisch Objekte des Kolonialismus fokussiert. Die Wiener Galerie Druck & Buch unter der Leitung von Susanne Padberg (Berggasse 21/2, A-1090 Wien, ganz in der Nähe des Freud-Hauses) zeigt die Arbeiten des Amerikaners vom 1. (Vernissage um 19 Uhr) bis zum 30. September 2022. Am 15.9. findet um 19 Uhr ein Künstlergespräch mit Clifton Meador statt. Die Galerie ist in der Ausstellungszeit von Montag bis Freitag zwischen 11 und 19 Uhr geöffnet.

(André Schinkel/Pressemitteilung) 

Do, 18.08.2022

"Ursache & Wirkung" erschien im Verlag Gunter Oettel in Görlitz.

Ursache & Wirkung

Für den Katalog Ursache & Wirkung – Grafik in der DDR aus der Sammlung Novoisky hat die Kuratorin und Autorin Claudia Jansen Grafiken aus der gleichnamigen Ausstellung im Städtischen Museum Zittau (02.10.2021 bis 30.01.2022) ausgewählt. Schwerpunkt sind Arbeiten der Jahre 1970 bis 1990. Der Inhalt ist gegliedert nach den Städten Berlin, Dresden, Halle und Leipzig mit den wichtigsten Kunsthochschulen, flankiert von einem Kapitel Eigene Schule

51 Künstler von Altenbourg bis Zettl sind mit je einer Grafik-Abbildung vertreten, zu der jeweils Informationen gehören, die unter anderem auch durch den direkten Kontakt der Autorin mit den Künstlern entstanden sind. Eine Biografie der Künstler schließt sich jeweils an. Selbst aus den Anmerkungen können viele Informationen zur Grafik in der DDR gewonnen werden. 

Aus dem einführenden Text sollen hier nur einige Abschnittsüberschriften Interesse erwecken: Von Kunsthochschulen und Grenzgängern, Von Bilderstreit und politischen Einstellungen, Von der Themen- und Stilvielfalt in der Grafik, Von Staats- und Künstlerinitiativen. Für 10 Euro ist Ursache & Wirkung ein Katalog, der Freude bereitet und für einen Grafiksammler der ehemaligen DDR eine Bestätigung seiner Interessen für diese Kunst ist. Denn das Interesse an Kunst war der entscheidende Moment für das Sammeln.

Claudia Jansen
Ursache & Wirkung – Grafik in der
DDR aus der Sammlung Novoisky
Görlitz: Gunter Oettel 2021
92 Seiten, 10,00 Euro
ISBN 978-3-94456-081-6

(Gerhard Rechlin)

Di, 16.08.2022

Dr. Reiner Haseloff und Sigrid Wege während des Rundganges durch die Ausstellung. | © R. Wege
Ralf Wege (r.) und Dr. Reiner Haseloff mit dem Palmbaum, dessen Umschlag Angela Hampel gestaltet hat. | © S. Wege
Sigrid Wege überreicht Dr. Reiner Haseloff das aktuelle Heft der Marginalien. © R. Wege
Am Ende des Besuches der Palmbaum-Ausstellung überreichte Dr. Reiner Haseloff Sigrid Wege die Medaille des Ministerpräsidenten als Dank für ihr ehrenamtliches Engagement. | © R. Wege

Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff besucht Pirckheimer-Ausstellung in Magdeburg

Den Lockungen der Palme konnte Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff nicht widerstehen. Er besuchte am Dienstag, 9. August, die Ausstellung Wort- und Bilderlust: Im Zeichen der Palme im Literaturhaus Magdeburg. „Eine sehr vielschichtige und interessante Ausstellung“, so sein Fazit am Ende des halbstündigen Rundgangs. Begleitet wurde er dabei von Sigrid Wege, Vorsitzende des Vereins der Bibliophilen und Graphikfreunde Magdeburg und Sachsen-Anhalt e. V.  „Willibald Pirckheimer“, der die Ausstellung organisiert hat. Begrüßt wurde Reiner Haseloff zudem von Dr. Maik Hattenhorst, Mitglied des Vorstands des Literaturhausvereins sowie Ralf Wege, Pressesprecher der Pirckheimer-Gesellschaft.

Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die Thüringer Literaturzeitschrift Palmbaum, herausgegeben von Dr. Jens-Fietje Dwars. Genauer gesagt dreht sich alles um die Einbände des Palmbaums. Diese werden seit 2005 von Künstlern aus Mitteldeutschland gestaltet. Zu sehen sind im Magdeburger Literaturhaus 34 signierte Andrucke und Originalgrafiken sowie ausgewählte Exemplare des Literaturjournals. So lässt sich anhand der ausgestellten Objekte der Weg vom Original über die Andrucke bis hin zum fertigen Buchumschlag nachvollziehen. Dabei kann man erleben, wie sich beispielsweise die Auswahl des Bildausschnitts oder die Abstimmung der typografischen Bausteine für die Titelgestaltung die Wirkung des Originals in seiner Verwandlung als Buchumschlag ändert. Der Reigen der beteiligten Künstler reicht unter anderem von Klaus Süß, Moritz Götze, Horst Hussel, Kay Voigtmann bis zu Susanne Theumer und Baldwin Zettl als Garant für Vielschichtigkeit an künstlerischer Handschrift und angewandter Technik wie Kupferstich, Kaltnadelradierung, Gouache, Collage oder Farbholzschnitt von der verlorenen Form.

Bei der Verabschiedung überreichte Sigrid Wege dem Ministerpräsidenten zur Erinnerung das aktuelle Heft der Marginalien, ein Plakat der Ausstellung und versprach, seiner Bitte nachzukommen, ihn künftig zu den Ausstellungen des Vereins einzuladen. Im Gegenzug überreichte Dr. Haseloff Sigrid Wege die Medaille des Ministerpräsidenten als Dank für ihr ehrenamtliches Engagement.

(Ralf Wege)

Mo, 15.08.2022

Helmut Brade in Kamenz ǀ © Carsta Off
Helmut Brade: ein kalligrafisches Blatt zu Lessing
"Einstrich-Lessing" von Helmut Brade

Helmut Brade und Martin Möhwald in Kamenz

Mindestens zur alljährlichen Kamenzer Rede in St. Annen ist auch eines seiner unverkennbaren Plakate in der Lessingstadt zu sehen. Es war ein Glücksfall, dass die Künstlerin Claudia Berg im Jahre 2014 der Arbeitsstelle für Lessing-Rezeption ihren ehemaligen Lehrer und Mentor für die Gestaltung der Redenreihe empfahl! Nun gibt es in Kamenz in Form einer kleinen, ausgesuchten Sonderausstellung endlich eine persönliche Begegnung mit dem aus Halle an der Saale stammenden und lebenslang mit seiner Stadt verbundenen Helmut Brade, der als Grafiker, Grafikdesigner, Plakatgestalter, Bühnen- und Kostümbildner national und international bekannt ist.

Als Professor an der Hochschule für Kunst und Design, Burg Giebichenstein, prägte er mehrere Generationen von Künstlern und Künstlerinnen. 1999 bis 2003 war er Präsident der Freien Akademie der Künste zu Leipzig; seit nunmehr einem halben Jahrhundert ist er für internationale Theater und Opernhäuser tätig. Sein jüngstes und großartiges Bühnenbild ist derzeit in der Semperoper erlebbar – in Peter Konwitschnys Inszenierung Die Nase, einer Oper, die der erst 22-jährige Dmitri Schostakowitsch 1928 nach Gogols sozialkritischer, sarkastisch-absurder Erzählung komponierte.

Helmut Brade hat Wiedererkennungswert. Seine Arbeiten sind einzigartig, phantasievoll, stecken voller Fabulierlust, sind hintersinnig und inspirierend. Verzeichnet sind aktuell 749 Plakate für Opern, Museen, Kinos und Theater, darunter auch zu Lessings Emilia Galotti (Tübingen 1983) und Minna von Barnhelm (Halle 2001). Für besondere Anlässe schreibt er gern einmal Requisitenbriefe, zeichnet Buchstaben, schreibt in schöner, schwungvoller Form Texte und Gedichte auf altes Kanzleipapier oder versammelt gemeinsam verschiedenste Tiere zeichnerisch und in Form eines Alphabets ‚zu einer angenehmen Gesellschaft‘.

Als schwungvoller Start in den Arbeitstag entsteht im Bradeschen Atelier auf dem Hohen Weg in Halle in der kalten Jahreszeit so mancher Einstrich-Lessing. Mal zart und tastend, mal breit und kräftig, mal schwungvoll und kreiselnd – seine Linie spiegelt jede kleinste Hand- und Gemütsbewegung ihres Schöpfers wider. Kein Wunder, dass Helmut Brade sich zeitlebens besonders der Geisteskultur und Kunst des asiatischen Kontinents verbunden fühlt, stellt doch die kalligrafische Beherrschung der Linie und der Schriftzeichen in vielen fernöstlichen Kulturen die Grundvoraussetzung für jede bildkünstlerische Betätigung dar. Das Schreiben, oder besser: Zeichnen, mehrerer Buchstaben ohne abzusetzen erfüllt hier ebenso eine wichtige Rolle wie der meditative Charakter der Handbewegungen und die Beschränkung auf das Wesentliche der Darstellung.

Die Teekultur, die er auf seinen vielen Reisen durch den asiatischen Kontinent kennen- und schätzen gelernt hat, verbindet ihn eng mit dem ebenfalls aus Halle stammenden Martin Möhwald. Der 1954 geborene Sohn der Bildhauerin und Keramikerin Gertraud Möhwald und des Malers Otto Möhwald hat im Laufe seiner Karriere als Keramikkünstler eine ganz eigene Form der Umdrucktechnik erschaffen: In einem aufwendigen Verfahren bringt er dabei grafische Vorlagen auf seine Keramiken auf und brennt sie bei über 1.000 Grad in deren tönerne Gewandung ein. Besonders gern verwendet er die papiernen Fragmente seines Freundes Brade für Teekannen, Tassen und Schalen. Mitunter finden diese ihren Weg auch wieder zurück ins Bradesche Atelier und dienen etwa dazu, seinen Gästen erlesenen Tee zu servieren, sicherlich in Erinnerung an das alte japanische Sprichwort: „Eine Tasse Tee anbieten, öffnet die Welt!“

Die Ausstellung, die am 3. August in der Galerie des Sakralmuseums (Klosterkirche und Sakralmuseum St. Annen, Schulplatz 5, 01917 Kamenz) eröffnet wurde, ist bis zum 11. Dezember in der Lessing-Stadt zu sehen. Montag bis Freitag ist die Schau jeweils von 10 bis 18 Uhr, am Wochenende von 11 bis 16 Uhr geöffnet. Der Katalog zur Exhibition, Helmut Brade in Kamenz, gestaltet vom Meister selbst und Andreas Richter, befindet sich im Druck und erscheint mit Texten von Claudia Berg, Sylke Kaufmann, Birka Siwczyk und Johannes Schwabe als Band 15 der Reihe Ausstellungskataloge des Lessing-Museums Kamenz in Kürze.

(Städtische Sammlungen Kamenz, Arbeitsstelle für Lessing-Rezeption/Pressemitteilung)

Sa, 13.08.2022

Im deutschsprachigen Raum wurde Sempés Zusammenarbeit mit Patrick Süskind berühmt.

Trauer um Jean-Jacques Sempé

Am 11. August starb, nur wenige Tage vor seinem 90. Geburtstag, der große französische Zeichner und Karikaturist Jean-Jacques Sempé. Geboren 1932 in Pessac, wurde er an der Seite von René Goscinny als Erfinder des Kleinen Nick weltberühmt. Die Geschichten des kleinen Nicholas, die letztlich immer gut ausgehen und somit auch als kreative Umdeutung der eigenen bedrängten Kindheit Sempés dienlich sein konnten, werden bis heute mit ungebrochenem Erfolg aufgelegt. Auch seine Karikaturen, seit Ende der Fünfziger in Zeitungen wie Journalen und seit 1960 nahezu jährlich in einem Band erscheinend, prägten Generationen. Im deutschsprachigen Raum durch den wundersamen Diogenes-Verlag mit Sitz in Zürich vertreten, geriet Sempé zu einem wenigstens europäischen Phänomen. Auch wenn er sich ansonsten mit dem Illustrieren der Werke anderer Schreiber zurückhielt, sind diese Beispiele besonders berührend. So gab er 1988 dem Kinderbuch Catherine Certitude des späteren Literaturnobelpreisträgers Patrick Modiano ein ganz eigenes Gepräge. Legendär ist Sempés Freundschaft mit Patrick Süskind, für dessen so rätselhafte wie begeisternde Novelle Die Geschichte von Herrn Sommer (1991)) sich die beiden zusammentaten. Auch aufgrund der kongenialen Zuarbeit Sempés ist dieses Buch ein Highlight in Süskinds so schmalem wie gewichtigem Erzählwerk. Im Gegenzug übersetzte Süskind einen Teil seines Werks und trug so zu dessen Verbreitung im deutschsprachigen Raum bei. „Mensch zu sein erfordert enorm viel Tapferkeit“ – in Frankreich galt Sempé im besten Sinne als Nationalheld. Seine letzte Karikatur, erst vor einigen Tagen erschienen, zeigt ein älteres Paar und, quasi als vorgeschicktes Memento mori, den Satz: „Denk daran, mich nicht zu vergessen!“ So sei es.

(André Schinkel)

Do, 11.08.2022

Der Domstift Brandenburg lädt zur Ausstellung mit Michael Morgner ein.
Adolph Fesca: Der Dom in Brandenburg von der Nordseite, ca. 1850.

Michael Morgner im Dom zu Brandenburg

Das Domstift Brandenburg lädt zur Ausstellungseröffnung am 13. August 2022 um 15 Uhr in den Kunstraum Krypta im Brandenburger Dom ein. Gezeigt wird die Exhibition Entwürfe und Realität 1949–1989/90 von Michael Morgner. Die Schau findet aus Anlass und zu Ehren des 80. Geburtstags des Chemnitzer Künstlers statt. Die einleitenden Worte zur Vernissage spricht unser Pirckheimer-Freund Armin Schubert, der Gründer der Galerie Sonnensegel in der Havelstadt, deren verdienstvolle Kreativarbeit mit Kindern und Jugendlichen (Stichwort Bücherkinder) weit über die Grenzen seiner Stadt hinaus wirksam und bekannt wurde. Die Veranstalter bitten bei Teilnahmeinteresse um kurze Anmeldung über den Domstift, Burghof 10, 14776 Brandenburg (Havel), per Mail: museum@dom-brandenburg.de oder Telefon: (03381) 2 11 22 24.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Mi, 10.08.2022

Strawalde ǀ © Jens-Fietje Dwars

Strawalde liest in Weissensee

Am 24. August liest Strawalde, teilt Bernd Wähner in der Pankower Ausgabe der Berliner Woche mit, im Hof des Kulturzentrums Brotfabrik am Caligariplatz in Berlin, aus seinem neuen Gedichtband Nebengekritzeltes. Es handelt sich bei diesem Buch um die jüngste Jahresgabe der Pirckheimer-Gesellschaft, die Ende 2021 in der Edition Ornament des quartus-Verlags mit Sitz in Bucha bei Jena, herausgegeben von Jens-Fietje Dwars, erschien. Strawalde, eigentlich Jürgen Böttcher (Jahrgang 1931), ist für seine unangepasste Haltung bekannt; nichtsdestotrotz und auch trotz einer Reihe Schwierigkeiten, die ihm seine Arbeit in der DDR einbrachte, ist Böttchers Kunst international bekannt und gefeiert. Bis heute sind die Zeichnungen, Malereien und Filme des „Gangstermalers“ politisch und ästhetisch wegweisend. Im Hof des Kulturzentrums liest Strawalde ab 19.30 Uhr aus seinem Werk, moderiert von Coskun Öztek. Den Abend begleitet Liedermacher Florian Wandel an der Ukulele. Der Eintritt für die Lesung kostet 8 Euro. Das Buch zum Event, das neben Texten aus sieben Jahrzehnten insgesamt 50 Zeichnungen und Collagen des Meisters vereint, ist in einer regulären und vier Vorzugsausgaben unter dem Link der Edition Ornament beim Herausgeber (www.edition-ornament.de) einsehbar und erhältlich.

(André Schinkel/Pressemitteilung)