Pirckheimer-Blog

Mi, 08.02.2023

Die Bayerische Staatsbibliothek in München wird im Mai besucht. | © www.muenchen.de
Auch die Universitätsbibliothek steht auf dem Programm. | © www.muenchenwiki.de

Bibliotheksreise im Mai 2023

Fünf Tage München und Umgebung vom 22. bis 26. Mai 2023 – in diesem Jahr will die Kölnische Bibliotheksgesellschaft die Tradition der exklusiven Bibliotheksreisen wieder aufleben lassen. Die eigentlich schon für 2020 geplante und den Iden von Corona zum Opfer gefallene Reise wird nachgeholt und vom 22. Mai an München besucht. Dort gibt es einen Blick hinter die Kulissen der renommierten Bayerischen Staatsbibliothek; und es werden die Universitätsbibliothek und das Hauptstaatsarchiv in der bayerischen Metropole besucht und besichtigt. Natürlich stehen auch die Monacensia und die Bibliothek des Deutschen Museums auf dem Programm. Auf einem Ausflug ins Umland wird man die Studienbibliothek Dillingen sowie die Staatliche Bibliothek in Neuburg an der Donau sehen. Nähere Angaben sind dem gesonderten Reise-Programm auf der Seite der Universität zu Köln zu entnehmen, dort findet sich auch das Anmeldeformular des Reisebüros. Die Fahrt wird von Ino Reisen betreut. Die Bibliotheksgesellschaft nimmt damit die seit 2007 bestehende Tradition, die die Interessierten u. a. nach Sachsen, Thüringen, Berlin, Paris, Rom, Wien und in die Niederlande führte, nach langer pandemiebedingter Pause wieder auf. Eine gute Nachricht für alle, die es lieben, in den Bibliotheken der Welt vorübergehend zuhause zu sein. Bei Anfragen besteht direkte Auskunft über den stellvertretenden Dezernenten Dezentrale Bibliotheken/Gemeinsame Fachbibliotheken der Kölner Universitätsbibliothek, Andre Welters: welters@ub.uni-koeln.de. Auf nach München, Dillingen und Neuburg an der Donau!

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Mo, 06.02.2023

Blick in die Sammlung der Neumann-Stiftung in der Universitätsbibliothek Magdeburg. Der Gründer und Stifter Wolfram Neumann führt am 15. Februar um 17 Uhr durch die Kollektion, die etwa 30.000 Bände in über 2.000 Reihen fasst. Der Eintritt zur Führung ist frei, Interessenten sind herzlich willkommen.

2.150 Buchreihen, 30.000 Bände

Magdeburger Pirckheimer laden zum Besuch der Neumann-Stiftung ein

Mittwoch, 15. Februar 2023, 17 Uhr, Universitätsbibliothek Magdeburg

Die Ute-und-Wolfram-Neumann-Stiftung ist vom bloßen Namen her wahrscheinlich vor allem in Expertenkreisen geläufig. Wenn man dagegen einige Titel der Buchreihen nennt, die als Neumann-Sammlung den Kern der Stiftung ausmachen, wird jeder Bücherfreund anerkennend nicken: Pandora, Piper, Weberschiffchen, Seemanns Bibliothek der Kunstgeschichte, Bücherei des Schocken-Verlags und nicht zuletzt die wohl bekannteste und unter Sammlern mithin begehrteste Reihe, die Insel-Bücherei. Zuhause ist die Buchreihensammlung der Stiftung in der Universitätsbibliothek der in dieser Form noch jungen Universität von Magdeburg und damit an einem Ort, der bisher nicht zu den Hotspots der Bibliophilie in Deutschland gehört. 

Warum dieses Sammlung in der Ottostadt an der Elbe beheimatet ist, welche Buchreihen sie umfasst und wie sie im Laufe von Jahrzehnten gewachsen ist, all das ist Thema der nächsten öffentlichen Veranstaltung der Magdeburger Pirckheimer. Am Mittwoch, 15. Februar 2023, treffen sie sich um 17 Uhr in der Magdeburger Universitätsbibliothek. Dort stellt Professor Dr. Wolfram Neumann seine Stiftung zur Erhaltung und Pflege der Buchkultur bibliophiler Kleinbuchreihen des letztvergangenen, bis in die Gegenwart wichtigen 20. Jahrhunderts persönlich vor und führt durch die Sammlung, die im ersten Obergeschoss der Bibliothek aufgestellt ist. 

Die Sammlung Neumann besteht inzwischen aus etwa 2.150 Buchreihen mit insgesamt rund 30.000 Bänden. Sie umfasst den Zeitraum vom deutschen Kaiserreich über die Weimarer Republik, den Nationalsozialismus, die Teilung Deutschlands bis in die Gegenwart. Die Bibliothek findet sich als Teil der Otto-von-Guericke-Universität der Elbestadt am Universitätsplatz 2 in 39106 Magdeburg. Die Veranstaltung ist öffentlich. Gäste sind willkommen. Der Eintritt ist frei

(Ralf Wege)

So, 05.02.2023

Der "Hamburger Bothe" Nr. 14 erschien kürzlich.

Hamburger Bothe 14 erschienen

Mit dem Monatswechsel ist in Hamburg wieder eine neue Ausgabe des Hamburger Bothen erschienen, insgesamt das vierzehnte Heft des Journals der Pirckheimer im hohen Norden, das man digital (und auf Wunsch auch postalisch als Print) auch außerhalb der meeresnahen Ebenen erhalten und kann (bitte bei Interesse und wenn man noch nicht im Verteiler ist, an folgende Adresse mailen: Rudolf_Angeli@web.de, dann wird der Sehnsucht auf der Stelle Abhilfe geschaffen). Das von Rudolf Angeli und Peter Engel begründete Blatt dient als Informations- und Austauschorgan – es entstand 2020 inmitten des Corona-Lockdowns, als es mit Treffen und persönlichem Diskurs schwierig, ja, vorübergehend unmöglich wurde. Die Sache hat sich nun über die Beschränkungen hinaus als Erfolg erwiesen, die Zahl der Leser dürfte mit jeder Ausgabe steigen. Das aktuelle Blatt wirft einen Vorblick auf die BuchDruckKunst, die unter der zärtlichen wie ambitionierten Obhut von Klaus Raasch vom 31. März bis zum 2. April in Hamburg-Barmbek stattfindet. Einige der illustren Gäste: Andrea Ackermann, Anja Harms, Claudia Berg, augen:falter, edition sonblom, Edition M&M und Katzgraben-Presse. Dann gibt es je einen Hinweis auf Ernst Weiß‘ Tartarin von Tarascon bei Faber & Faber in Leipzig, zu den Vorstellungsrunden unabhängiger Verlage in der ehrwürdigen Staatsbibliothek zu Berlin sowie zu 100 Jahre Einbandkunst im Leipziger Museum für Druckkunst. Das Heft ründet sich mit einer bibliophilen Empfehlung von Abel Doering sowie neuen und exklusiven Texten von Urs Heftrich

(André Schinkel)

Sa, 04.02.2023

"Gestaltung ist Haltung. Vom Außen und Innen der Bücher" heißt die Lesung und Präsentation mit Maria Hartmann (Moderation) und Peter Nils Dorén, zu der die Staatsbibliothek zu Berlin am 23. Februar einlädt.

Gestaltung ist Haltung

Was sagt ein Umschlag über den Inhalt eines Buches aus? Wie kann Gestaltung einen Text abbilden? Worin bestehen Beziehung und Eigenleben von Erzähltem und Visuellem? Zu hören ist Literatur aus den Jahren der Weimarer Republik von Joseph Roth, Upton Sinclair, Annette Kolb, Karin Michaelis und Robert Walser. Gezeigt werden Buchcover von John Heartfield, Olaf Gulbransson, Georg Salter, Emil Rudolf Weiß, durch ihre Erfindungskraft unverwechselbar. Es zeigt sich eine Formensprache, die darauf abzielt, das Buch als individuelle Erscheinung darzustellen. Texte und Bilder bezeugen einen aufklärerischen, international gesinnten Zeitgeist mit einem Reichtum an Ideen und Haltungen, die noch heute aktuell sind. Lesung und Präsentation mit Maria Hartmann und Peter Nils Dorén finden am 23.2. in der Staatsbibliothek zu Berlin statt, Beginn ist um 19 Uhr, um Anmeldung wird gebeten unter: events@sbb.spk-berlin.de.

(Maria Bogdanovich/Pressemitteilung)

Fr, 03.02.2023

Unser Pirckheimer-Neumitglied Thomas Franke präsentiert am 08.02. seine Adaption des Schmidt-Romans "Die Gelehrtenrepublik" in Bonn.

Schmidts „Gelehrtenrepublik“

Thomas Franke lädt zur Vernissage und Buchpräsentation von Arno Schmidts (1914–1979) legendären ‚Roman aus den Roßbreiten’ ein. Der Künstler schreibt: „Seit Ende Dezember des vergangenen Jahres liegt die Vorzugsausgabe des Künstlerbuches Die Gelehrtenrepublik vor. Anfang Februar werde ich hier in Bonn eine Veranstaltung durchführen, bei der ich die Buchausgaben präsentiere und ich möchte Sie dazu einladen: Vernissage der Ausstellung einiger zum Kurzroman vom Grafiker, Buchkünstler, Dichter, Schauspieler und  ‚Erforscher des tellurischen Kabinetts‘ (nach Elisabeth Einecke-Klövekorn) Thomas Franke geschaffener Holzstich-Collagen samt einigen geschwätzigen Ausführungen zur Entstehung des Buches sowie der Lesung aus dem Kurzroman am Mittwoch, den 8. Februar 2023, um 19.30 Uhr, in der Altstadtbuchhandlung Büchergilde in Bonn, Breite Str. 47, 53111 Bonn, Telefon: (0228) 63 67 50.“

Arno Schmidt arbeitete vor dem Krieg als Lagerbuchhalter in Greiffenberg/Schlesien, nach Kriegsdienst und Gefangenschaft schließlich als Übersetzer und Schriftsteller. Seit 1949 erschienen zahlreiche Romane, Erzählungen und literarische Radioessays. Arno Schmidt erhielt 1973 den Goethe-Preis der Stadt Frankfurt am Main. Der Gegenstand dieses Abends und der Ausstellung ist Arno Schmidts Kurzroman. Erstmals 1957 erschienen, spielt Die Gelehrtenrepublik in der Welt fünfzig Jahre nach einem Atomkrieg. Der Roman schildert in Tagebuchform die Reise des Journalisten Charles Henry Winer im Jahr 2008 durch einen von Mutationen bevölkerten „Hominidenstreifen“ in Nevada zu der im Pazifik treibenden künstlichen Insel IRAS (International Republic for Artists and Scientists), auf der die letzten Geistesgrößen, unter der rivaliserenden Aufsicht von Russen und Amerikanern, aus Wissenschaft und Kunst Zuflucht gefunden haben. 

Mit der von Franke reich illustrierten und gemeinsam mit Michael Haitel gestalteten sowie als Künstlerbuch aufwendig hergestellten, bei p.machinery edierten Neuausgabe des Romans erweist sich Franke nicht nur als ein Liebhaber des Schmidt’schen Wirkens, sondern auch seines Humors und seiner bissigen Ironie. Er entdeckte, dass hinsichtlich Schmidts Einschätzung des Interesses der Deutschen an Büchern gleichfalls eine Wahlverwandtschaft besteht. Als sein monumentales Werk Zettels Traum erschienen war, antwortete er auf die Frage, wer denn das Buch lesen solle, dieses Buch wäre für die „eigentlichen Kulturträger“ der Nation bestimmt, die er folgendermaßen errechnete: „Die Zahl der Kulturträger erhalten Sie, wenn Sie die dritte Wurzel aus P ziehen, wobei P für Population oder Bevölkerung steht: Macht bei 60 Millionen Einwohnern in West-Deutschland 390 Leser.“ Eine Zahl, die in den letzten Jahren nicht gewachsen dürfte.

Ein solcher Humor gefällt Franke und so wollte er bei der Gestaltung des Künstlerbuches nicht zurückstehen: Die Bücher wurden in Cabra gebunden, ein Material, das sich anfühlt, als würde man einer Zentaurin aus dem „Hominidenstreifen“ das Fell streicheln. Seit 1979 ist Franke als freier Grafiker, Buchkünstler und Illustrator z. B. für den Suhrkamp-, den Heyne-, den Goldmann-Verlag, für p.machinery und viele andere tätig. Für seine buchgestalterische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet ebenso für seine Arbeit als Schauspieler. Neben seiner Bühnenarbeit bestreitet er seit beinahe vierzig Jahren szenische Lesungen. Die Buchausgaben wurden gefördert durch ein Künstlerstipendium im Rahmen der NRW-Corona-Hilfen. Mit dem Werk beginnt eine Reihe unter dem verheißungsvollen Titel Fulminant Fantastische Folianten. Das Buch umfasst 246 Seiten incl. 25 farbiger, sieben davon wiederum ausklappbar. Die Normalausgabe ist für 99 Euro, die Vorzugsausgabe mit Digidruck im Einleger und Schuber für 222 Euro zu haben.

(André Schinkel/Thomas Franke/Pressemitteilung)

Mi, 01.02.2023

Clemens Gröszer, "Bildnis Anne-Kathrin Bürger", 2010/2012, Mischtechnik auf Leinwand, 100 x 65 cm, | © VG Bild-Kunst, Bonn 2022.
Clemens Gröszer, "Kreuzigungsfragment (Dresdner Altar)", 1984/2004, Mischtechnik auf Hartfaser, 109,5 x 196 cm, | © VG Bild-Kunst, Bonn 2022.
Clemens Gröszer: "Marin a cholie XIII", 2013, Mischtechnik auf MDF-Platte, 175 x 80 cm | © VG Bild-Kunst, Bonn 2022.
Clemens Gröszer: "Selbst mit M. á. C.", 2011, Mischtechnik auf Leinwand, 50 x 40 cm | © VG Bild-Kunst, Bonn 2022.

El Gordo auf dem Rummel

Im Angermuseum Erfurt sind bis zum 05.03. 130 Arbeiten aus Clemens Gröszers Nachlass  zu sehen

Im Begrüßungsbild von einem Rummelplatz fährt Der Driver (Selbst) (1985–2001) dem Besucher der Ausstellung Clemens Gröszer. Magie der Wirklichkeit im Autoscooter entgegen. Ein Spielzeug für Größere, ein menschlich gelenkter technischer Apparat aus Mann und Auto – ein wenig erinnert das an die romantische Liebe E.T.A. Hoffmanns zu den mechanischen Lebewesen. Über dem Vehikel sprühen wie ein Feuerwerk Elektrofunken vom Gitter der Oberleitung. Die Zigarette hängt lässig im Mund des Fahrers, sein Schlips fliegt. Ein anderes Gefährt steckt sinnbildlich in der Ecke, und der Rempler am Heck eines weiteren bleibt wegen des umlaufenden Gummiringes unbeachtet. Der Künstler genießt das Volksvergnügen in der freudvollen Bewegung ohne Ziel. Seinen nachdenklichen Blick in die Ferne zeigt er unter einem instabilen Gerüst auch als El Gordo (1983–1986). So preist er sich selbstironisch nach der spanischen Lotterie als Hauptgewinn, umgangssprachlich „der Dicke“.

Als Zigarettenraucher – wie ihn viele Selbstporträts zeigen – hat sich Clemens Gröszer ein Sicherheitsholz aus Riesa entzündet. Mit klaren Augen erblickt er alles ernst und kritisch, besonders in der Kaltnadelradierung Selbst (1980), deren expressionistischer Zugriff das eigene Selbstbildnis mit dem Konterfei von Karl Schmidt-Rottluff, Conrad Felixmüller und Max Beckmann verbindet. Als Gröszer (1951–2014) mit 21Jahren an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee zu studieren begann, endeten die „stürmischen Sechziger mit ihrer festen Hoffnung auf die Zukunft“ (G.G.Dadamjan), die sich in dem irrealen Vertrauen auf die rationale und planmäßige Steuerung nationaler wie internationaler Prozesse gründeten. Zeitgleich gab es weltweit einen ähnlich gerichteten Realismus. Die gewohnte Abstraktion war für manche stickig.

Von der Documenta5, 1972, die zentral mit John De Andrea und Cluck Close „Hyperrealismus“ zeigte und „individuelle Mythologien“ feierte, brach ein frischer Wind in die Kunstgefilde. Zwischen den realistischen Strömungen im Osten und im Westen, vor allem in den USA, gab es Wechselwirkungen. Sie traten der Offenheit des „Anything goes“ von lauter nichtssagenden Endpunkten entgegen mit einer herausfordernden Ästhetik des Widerstands. In Gröszers Gemälde Réunion (2007) versammeln sich dreizehn Vertreter der östlichen Strömung zum sinnlichen Abendmahl um eine aufgebahrte lebendige Schöne. Darunter die Gruppe „neon-real“, Clemens Gröszer, Rolf Biebl und Harald Schulze sowie auch der Dichter Karl Mickel und der Kunstwissenschaftler Matthias Flügge, der sah, wie „neon-real“ sich gegen die Herumschluderei der „genialen Dilettanten auf die altmeisterliche Lasurtechnik besannen, die Perfektion verlangt“.

Alltagsbezogene Bilderwelten, die Befragung der Realität und intensive Erbebeziehungen zur Renaissance, zum Verismus (Dix, Grosz) und Magischen Realismus sind programmatisch für Gröszers Werk. Sein Statement „Die Magie der Wirklichkeit genügt mir, daran meine Malerei zu entzünden“ steht der Ausstellung mit 130Arbeiten aus dem Berliner Nachlass voran. Wie sich seine Kunst an der unmittelbaren Begegnung entzündet hat, zeigen Farbstudien von der Toten Blauracke (2011) – oder die sehr konkret gezeichneten Geschlechtsorgane. Gröszers nackte Modelle sind schön und hässlich. Der unmittelbar sinnlichen Begegnung folgt die zu Kunstwerken anderer, die der Maler liebt.

Manche Motive tauchen als stilistisch authentische Versatzstücke in seinen Bildern auf und bringen im veränderten Zusammenhang neue Sinnschichten hervor, so im Kreuzigungsfragment (Dresdner Altar) (1984–2004), wo im Mittelteil das Kreuzigungsmotiv von Matthias Grünewald adaptiert ist und auf der rechten Tafel das Motiv einer nackten Frau. Deren Brustrose wird von einer anderen Nackten mit den Fingern gelost – eine Referenz auf das berühmte Gemälde Gabrielle d’Estrées mit ihrer Schwester, der Herzogin von Villars (1594) des anonymen Malers der Schule von Fontainebleau. Auf einer anderen Leinwand wird eine Hure mit aufgedonnertem Make-up und langstrümpfig erotisierten schlanken Beinen zur Versuchung (1979/1989); sie will in tangagesteigerter Nacktheit den Antonius aus der Askese locken. 

Außerdem zu sehen sind schön gemalte Porträts abschätzender, selbstbewusster, kluger Frauen wie das der Schauspielerin Bildnis Anne-Kathrin Bürger (2010/2012) sowie von dem Mädchen Rosa mit Spielzeug (1982), das wie eine Erwachsene ernst genommen wird und dessen Spielzeug auf vielseitige Interessen – von Natur zu Technik, von Mathematik zu Fantasie – schließen lässt. Gemalt in Mischtechnik auf Leinwand, deren Geheimnisse Gröszer von seinem Lehrer Kurt Robbel vermittelt wurden. Eine Bereicherung erfährt diese Technik durch collagierte Teile, so etwa beim Bildnis des Friseurs Frank Schäfer (1999): Schmuckbesät, mit unedlen steinbesetzten Ringen an jedem Finger, mit unzähligen Ketten, Reifen und Piercings, einer Schraube durch den Nasenflügel, doch mit Kreuz und dem Tattoo „Lämmchen“, wird der DDR-Kultfriseur scherzhaft als Jesuslein dargestellt.

Gröszer verlässt zuweilen die figurative Motivwelt, kommt aber immer zu ihr zurück. Herausragend sind die Melancholie-Bilder. Ein Protomotiv dafür war die Zeichnung Marina, 4.12.1981, Bleistift auf Karton: Eine Frau sitzt mit übergeschlagenen Beinen und hochgehaltenen, angewinkelten Armen auf einem Schemel. Sie wurde zu Marin á cholie und weist auf ein anderes Lieblingsmotiv aus dem Bild Kreidefelsen auf Rügen, 1818/1819, von Caspar David Friedrich. In anderen Farben ergibt sich über den stufigen Kreidefelsen, die Große Stubbenkammer auf Rügen, ein grandioser Blick auf die blendend weiße Umfassung des Meeres in parabolischer Form, ein Lebenssymbol, Friedrichs Kunst entnommen.

Eine fast nackte Frau, erotisch riemenbekleidet, sitzt in wiederkehrenden Varianten von Malerei und Grafik bekrönt von einer mitraähnlichen Kauftüte, die das Konsumdenken erhebt und bildhaft die Umkehr der Werte in dieser Zeit klärt. In der Lithografie M. A. C ., Melancholia XII, 2008, balanciert eine Hand über drei Fingerspitzen eine Glaskugel, wie ohne Berührung, als hielte ihr Blick sie magisch. In der Glaskugel ist die Welt verdreht und verzerrt reflektiert, in sie zu schauen, heißt, auf eine sehr fragliche Auskunft zu hoffen. Das Gegenteil zur Welterschließung mit Malstock und mit Maßstab, die über der Kugel liegen und wie der Zirkel bei Dürer die rationale Erkenntnis symbolisieren. Albrecht Dürer führte mit dem Kupferstich Melencolia I Gröszer zur Fledermaus. 

Bei Gröszer im Aquarell von 2004 eine lebendige zahnzeigende, dagegen bei Dürer die Fledermaus als Symbol der Nacht. In neuer Vergegenwärtigung finden wir bei Gröszer aus Dürers Bemühung um die Abbildungsmethode der Perspektive und um die Lösung geometrischer Probleme den behauenen Steinblock, einen zwölfeckigen Polyeder – mit der Erkenntnis: Das Unendliche „kann man mit der Hand nit machen ... Das faßt allein der Verstand“. Und mit Leiter, Turmbau und rollender Kugel stoßen wir auf das immerwährende Problem: Wer die alten Erkenntnisweisen benutzt, stößt auf deren Grenzen, und die Begrenztheit unseres Strebens ruft in uns Melancholie hervor. 

(Peter Arlt)

Mo, 30.01.2023

Hochdruckpartner laden am 03.02. zur Vernissage mit Drucken/Collagen von Johannes Eckardt ein.

Hochdruckpartner: Vernissage

Die Leipziger Galerie und Werkstatt hochdruckpartner lädt zur Vernissage zu Beginn des nächsten Monats ein: „Am Freitag, dem 3. Februar 2023 um 19 Uhr eröffnen wir die erste Ausstellung im Neuen Jahr mit Holzschnitten und Collagen von Johannes Eckardt. Im Mittelpunkt seiner Arbeiten steht die Figur – sowohl bei seinen ins Holz gezeichneten schwarz-weißen Holzschnitten, als auch bei den farbig sensiblen, virtuosen Collagen. Wir laden Sie herzlich ein und freuen uns auf Ihren Besuch!“ Die Ausstellung mit den Arbeiten Eckardts wird in der Galerie (Lützner Straße 85, 04177 Leipzig) bis zum 29. April gezeigt, die Öffnungszeiten sind: Mittwoch bis Freitag 14–18 Uhr und Sonnabend 12–17 Uhr. Im Shop von hochdruckpartner läuft zudem eine Spendenaktion für die Ukraine, der Erlös der Grafiken u. a. von Susanne Werdin, Franca Bartholomäi und Harald Alff, die dafür auf der Internetseite angeboten werden, geht zu 100 Prozent an „Ärzte ohne Grenzen“. Auch eine Folge neuer Grafiken wurde eingestellt.

(André Schinkel)

Sa, 28.01.2023

Elfriede Weidenhaus: "Heilige Nacht", aquarellierte Radierung, o. J. | © www.grafikbrief.de

Trauer um Elfriede Weidenhaus

Über Klaus Rödel und den FISEA-Newsletter erreichen uns traurige Nachrichten: Bereits zum Beginn des Jahres starb die gerade in den Kreisen der Exlibris-Sammler und -Freunde beliebte Künstlerin Elfriede Weidenhaus (1931–2023). Der Rundbrief bringt den vollständigen Nachruf von Dr. Leo Fiethen, aus dem hier auszugsweise zitiert sei: „Sie war eine der produktivsten Grafikerinnen Deutschlands, der DEG über lange Jahre eng verbunden. Nun ist sie, noch bis wenige Tage vor ihrem Tod schöpferisch aktiv, in der Nacht vom 1. auf den 2. Januar 2023 im hohen Alter von 91 Jahren verstorben. Elfriede Weidenhaus wurde am 09.09.1931 in Berlin geboren. […] 1947 begann sie ein Studium an der Leipziger Kunstgewerbeschule. Max Schwimmer wurde ihr wichtigster und prägender Lehrer. […] 1953 übersiedelte sie in die Bundesrepublik […] 1990 verlegte sie ihren Wohnsitz von Stuttgart nach Erkenbrechtsweiler auf der Schwäbischen Alb, wo sie bis zu ihrem Tode lebte. Einen Schwerpunkt ihres buchschöpferischen Werkes bildet die Illustration klassischer Texte, herausgegeben als luxuriöse Handpressendrucke in geringer Auflagenhöhe [ab 1990 in der eigenen Zikadenpresse Erkenbrechtsweiler]. Die Anzahl ihrer Zeichnungen und Aquarelle ist außergewöhnlich hoch. […] Überliefert sind, und damit komme ich auf meine Anfangs-Bemerkung über ihre Produktivität zurück, mehr als 1.000 Lithografien und Radierungen.“ Grafiken von Elfriede Weidenhaus sind u. a. auf www.grafikbrief.de (O-Ton Wolfgang Grätz: „Da ist eine Große gegangen ...“) sowie auf www.art-exlibris.net eingestellt und einzusehen. 

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Fr, 27.01.2023

OHD-Mitarbeiter Max Lotze. | © Heike Schnotale
Heike Schnotale. | © Ria Mücke
Albrecht Günther. | © Heike Schnotale

Für eine Zukunft der Offizin Haag-Drugulin in Dresden!

Die Offizin Haag-Drugulin ist, wie Pirckheimer-Freund Dr. Thilo Berkenbusch mit Verweis auf den Verein für die Schwarze Kunst e. V. mitteilt, in existentieller Gefahr. Der Grund für die Gefährdung liegt im Verlust der treibenden Kraft der nach der Wende durch ihn geretteten Instanz, unserem Mit-Pirckheimer Eckehart SchumacherGebler (1934–2022) am 17. Dezember des vergangenen Jahres. Die Pirckheimer-Gesellschaft schließt sich der dringenden Ambition zur Bewahrung der OHD ausdrücklich an und bittet im Namen des Vereins für die Schwarze Kunst und der engagierten Mitarbeiter der Dresdner Offizin Haag-Drugulin (Max Lotze, Heike Schnotale, Albrecht Günther, Ute Finger u. a.) um die Weiterleitung und Unterstützung des Anliegens. 

Dr. Jürgen Franssen, Vorstand des aufrufenden Vereins, schreibt: „Liebe Freunde der Schwarzen Kunst, nach  dem Tod unseres Initiators und Ehrenmitglieds Eckehart SchumacherGebler droht nun leider das Ende der Offizin Haag-Drugulin. Mit Schließung der  Darmstädter Schriftgießerei von Rainer Gerstenberg vor gut einem Jahr ist es leider bereits versäumt worden, ein auch international bedeutendes drucktechnisches Gewerbe für die Zukunft zu erhalten. Der Dresdner OHD darf dieses Schicksal nicht widerfahren! Dafür muss jetzt schnell und konsequent gehandelt werden. Lest dazu bitte den von unserem Gründungsmitglied Silvia Werfel verfassten Aufruf auf unserer Website und unterstützt die OHD und ihre Mitarbeiter nach Kräften.“

Für seine segensreiche Arbeit als Drucker, Retter der OHD und Verleger wunderschöner Bücher in Handsatz, Monotypie und eigenem Verlag wurde Eckehart SchumacherGebler, der einer süddeutschen Buchdrucker-Familie entstammte, mit zahlreichen Auszeichnungen, darunter dem Gutenberg-Preis der Stadt Leipzig und dem Antiquaria-Preis, geehrt. Der Erhalt der ursprünglich in Leipzig beheimateten Offizin Haag-Drugulin dürfte dabei zu seinen nachhaltigsten Großtaten gehören. Im kleinen, der OHD angeschlossenen, SchumacherGebler-Verlag Dresden erschienen die Werke zahlreicher Autoren, zuletzt u. a. von Richard Pietraß und Uwe Claus. Der berührende Aufruf Silvia Werfels zur Rettung des traditionsreichen Unternehmens ist unter der Website-Adresse des Vereins für die Schwarze Kunst e. V. nachzulesen.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Mi, 25.01.2023

Verlängert bis 18.02.: "Leseland DDR" in der LBO.
Michael Weichenhan.

Goethe und Schiller in der DDR

Am Donnerstag, den 02.02. um 19 Uhr hält Dr. Michael Weichenhan den Vortrag ... eine Zeit der neuen Klassik ist angebrochen. Zur Rolle von „Klassikern“ in der DDR im Rahmen der Ausstellung Leseland DDR in der Landesbibliothek Oldenburg. Die Laufzeit der Ausstellung wurde bis zum 18.02. verlängert. Politisch verstand sich die DDR als Avantgarde, literarisch hingegen orientierte sie sich am Traditionellen, allen voran an Schiller und Goethe. Johannes R. Becher bestimmte die Kulturpolitik der DDR maßgeblich und richtete sie auf die Weimarer Klassik aus. Jenseits der Klassenzugehörigkeit pflegte der Staat bis 1989 im Rahmen der sogenannten „Erbaneignung“ programmatisch die Verbreitung „bürgerlicher“ Autoren, neben Goethe und Schiller standen Kleist, Büchner, Fontane bis hin zu Thomas Mann hoch im Kurs. Der Leserschaft bot diese Wertschätzung eine willkommene Entlastung von der Propaganda. Weichenhan studierte in der DDR u. a. Theologie und Klassische Philologie. Der Vortrag geht der Bedeutung „klassischer“ Texte für die Auslegung bis in die Gegenwart nach. Der Eintritt zur Veranstaltung ist frei.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Di, 24.01.2023

"Die Schönheit der Stadt, die ich verlasse" von André Schinkel erschien im Mitteldeutschen Verlag.
Rathaus in Bad Düben, der Kindheitsstadt Schinkels.
André Schinkels Schicksalsfluss: Die Saale bei Halle.

Eine Liebeserklärung an das Leben: Zu Schinkels Prosa

Das ist das Buch eines Liebenden. In reicher, überbordender Sprache, dass man sich zuweilen nur wundern kann, setzt der Dichter André Schinkel in seinem neuen Prosaband seine Liebe ins Licht. Sie gilt – wie aus dem Titel zu erahnen war – zuerst seiner Stadt. Aber müsste man nicht Städte sagen? Denn sein Liebesverhältnis schließt mehrere Bräute ein. Da ist zum einen die Stadt seiner Kindheit, in der er auf Spurensuche geht, darüber nachsinnt, „was die Zeit mit einem anstellt, wenn man angehalten ist, fortzuleben und sich zu erinnern.“ (So zu lesen im Text Albumblatt.

Darin setzt er nicht nur seinem Großvater ein anrührendes Denkmal, sondern breitet ein Gewebe an Erinnerungen aus, aus dem sich so etwas wie Heimat formen mag, auch wenn der Begriff nicht auftaucht. Dann ist da noch seine Stadt Halle, durch die er streift, von Flussläufen erzählt, dem Milan folgt, in den Auen glaubhaft versichert, dass Gott die Vögel lieben muss und angesichts der kaum überstandenen Pandemie auch von „der stillsten Weihnacht, die die Welt jemals sah“, berichtet. Um die Liebe muss man auch ringen, klingt aus vielen Zeilen, jetzt und fortan. 

Die Schönheit der Stadt, die ich verlasse ist eine Sammlung von 42 Texten, von denen nicht alle Erzählungen im eigentlichen Sinne sind. Vielmehr breitet Schinkel vor den Augen der Leserinnen und Leser Angebote aus, sich selbst neu zu finden, Anregungen zum Anders-Sehen. Der Bogen reicht dabei formal von Miniaturen über Traumsentenzen – unter anderem nach Bildern seines Freunds, des Leipziger Malers Frank Hauptvogel – über absurd anmutende Begegnungen mit einer Bibliothek im Bauch bis hin zu fein ziselierten Ausflugsberichten.

Schinkels Liebe gehört auch der Sprache. Gleich im ersten Text Perseus wirkt eine Sternschnuppe auf ihn „... als trennte sie ... die dünne Haut des Zeltes, aus dem Licht und Dunkel gemacht war, auf.“ Das gibt den Ton vor, den der Dichter anschlägt und variiert. Die erzählerische Meditation Von der Dichte des Worts nähert sich dem Sagbaren an. Und gleich danach ist von den „Einbäumen meiner Gedanken“ die Rede, „... die schönste, will ich glauben, Flotte der Welt“. Wann hat man zuletzt so poetisch von Literatur sprechen gehört? 

Unter der Hand erweist sich Schinkel auch als großer Vogel-Kenner, im Sprechen wie im Stillsein jenen Sängern nahe. Sprache, Natur und Landschaft finden zueinander. Und es gibt den wunderbar leisen Humor des Autors sich selbst gegenüber, wie er beispielsweise in Reprise, oder: Nach einer Revolution kenntlich wird. Aber auch von der Einsamkeit ist zu lesen, der Traurigkeit ist der Text Umbo gewidmet, Ultramarin wird als neuer Gott vorgestellt, verlassene Plätze entfalten ihre Magie, Dantes Göttliche Komödie wird in einer ‚Traumreise‘ neu hinterfragt: Was gilt noch? 

Wie ein weiterer roter Faden zieht sich schließlich das Bekenntnis zu der Frau, die der Autor liebt, durch diesen Band. Lina ist eine betörende Liebesgeschichte über den Namen des ungeborenen Kindes zweier Liebenden, so zart, so zukunftsoffen, wie es lange nicht zu lesen war. Auch in anderen Geschichten finden sich Szenen eingebettet, wie sehr Liebe stärken und schöpferisch machen kann. 

„Wir stehn, das Licht teilt sich über dem Geräusch unseres Stehens ... Die Dinge berühren sich. Wir stehn.“ (aus Nietlebener Moment) Es sind solche Sätze, die verwundern, Mut machen und immer wieder dazu einladen, den Kopf aus dem Text zu heben und nachzusinnen darüber, was es anstellt, das Leben, mit uns – und was wir anstellen mit ihm. Dieses Buch (Mitteldeutscher Verlag 2022, 176 S., ISBN 978-3-96311-616-2, 16 Euro) eines vielfältig Liebenden ist ein großes Glück für uns. 

(Holger Uske)

So, 22.01.2023

Beim Betrachten der Zeichnungen von Heinz Zander zu "Tristan und Isolde". | © Ralf Wege
Sigrid Wege, Vorsitzende der Magdeburger Pirckheimer, begrüßt die Gäste der Vernissage im Literaturhaus Magdeburg. | © Ralf Wege
Das Plakat zur Zander-Ausstellung in Magdeburg.

Heinz-Zander-Ausstellung in Magdeburg verlängert

„Puppenspiel mit Moralitäten“ noch bis 03.02. im Literaturhaus Magdeburg zu sehen

Eine Woche länger als ursprünglich geplant sind die Werke des Leipziger Altmeisters Heinz Zander im Magdeburger Literaturhaus zu sehen. Unter dem Thema Puppenspiel mit Moralitäten. Bilder zur Literatur zeigen die Magdeburger Pirckheimer rund 150 Werke Zanders, darunter großformatige Ölbilder ebenso wie kleinformatige Zeichnungen oder Druckgrafik. Eine bibliophile Schau mit einer beeindruckenden Vielfalt an Technik und Format aus einer Hand, aus dem speziellen Blickwinkel Bilder zur Literatur, aus sechs Jahrzehnten künstlerischen Schaffens. Eine Ausstellung der Magdeburger Pirckheimer in Zusammenarbeit mit der Galerie Thoms.

Zur Eröffnung der Ausstellung im November 2022 waren rund 60 Gäste gekommen. Zum Teil hatten sie dafür eine weite Anreise auf sich genommen wie einige Kunst- und Kulturfreunde aus Mannheim, Bad Frankenhausen, Chemnitz, Berlin oder Mühlhausen. Vor allem die Fülle an Zeichnungen hat viele Gäste begeistert. Da diese aus einer Privatsammlung stammen, bekommt man sie selbst in einem Museum oder einer Galerie nicht einfach mal so zu Gesicht. Dazu gehören unter anderem Zanders Zeichnungen zu Tristan und Isolde, König Lear oder Doktor Faustus.

Heinz Zander hat nicht nur „Bilder zur Literatur“ geschaffen, sondern ist selbst als Autor mehrerer literarischer Werke bekannt. Sein Vorteil: Er kann die eigenen Texte selbst illustrieren. So geschehen auch beim Roman Puppenspiel mit Moralitäten, der der Ausstellung den Titel gab. Natürlich ist der Roman im Literaturhaus zu sehen. Doch es wäre keine Ausstellung eines bibliophilen Vereins, wenn nicht noch mehr gezeigt würde. So sind alle Vorzeichnungen ausgestellt, dazu die Studien zum Umschlag sowie den Bildern, die die Innenseiten des Buchdeckels illustrieren.

Die Bandbreite der künstlerischen Auseinandersetzung Zanders mit Literatur spiegelt sich ebenso in den Pressedrucken wider. In Magdeburg zu sehen ist u. a. König Phineus und die Austreibung der Harpyien, erschienen als 11. Druck der Dürer-Presse: ein Originalhalblederband im Original-Halbleinenschuber mit einer nummerierten und signierten Originalradierung Harpyie mit Gelege und Orgelspieler (Blattgröße: 26,5 x 35 cm. Bildgröße: 24,5 x 17,5 cm).

Gehört der Dürer-Druck zu den großformatigen Druckwerken Zanders, sind seine Illustrationen des Erotikons Colberts Märchen nach der Mode, ein Beispiel dafür, dass er auch das kleine Format meisterhaft beherrscht. Davon können sich die Besucher der Ausstellung überzeugen. Gezeigt werden sowohl alle 60 Vorzeichnungen als auch der fertige Druck, erschienen 1988 bei Hinstorff (Buch- und Rückentitel in Goldprägung. Schuberformat: 10,5 x 7,5 Zentimeter, Ledereinband im Pappschuber) sowie eine Auswahl Blätter aus der zuvor erschienenen Grafikedition in Kassette.

Mit fünf Ölgemälden öffnet die Ausstellung den Blick weiter auf die Vielfalt Zanders in Technik und Format ... und das mit dem speziellen Blick auf Literatur. Blickfang ist das Bild Der Engel John Silver betritt den Strand zum Roman Die Schatzinsel von Robert Louis Stevenson. Mit dem Gemälde Theseus und Ariadne werden die Ausstellungsbesucher in die griechische Mythologie weitergeleitet und können darin zudem den Meister im Selbstporträt entdecken. An der Wand gegenüber gilt es, Homers Sireneninsel zu betreten oder Adelbert von Chamissos Peter Schlemihl bei seinem Flug zu begleiten.

Die Ausstellung bietet neben solchen „ins Auge fallenden“ Stücken wahre Kleinode, die nur auf ihre Entdeckung warten. So zum Beispiel die Diplomarbeit von Heinz Zander: Der Untergang des Hauses Usher von Edgar Allen Poe oder Adam Behringers Engel, eine Radierung mit eigenem Text, editiert vom Leipziger Bibliophilen-Abend. Dazu gehört auch die Möglichkeit für die Besucher, einen Bezug zur Radiertechnik des Künstlers zu bekommen. So sind nicht nur Blätter der Mappe Der Zauberberg. 15 Radierungen zu Thomas Mann zu sehen, sondern für das Blatt 2 Castorp im Gebirge (Blattgröße: 21,9 x 17,6 cm) auch die dazugehörige Druckplatte.

Heinz Zander: Puppenspiel mit Moralitäten – Bilder zur Literatur
Literaturhaus Magdeburg, Thiemstraße 7, 39104 Magdeburg
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 10–12 Uhr und 14–16 Uhr 
sowie nach Vereinbarung bzw. zu den Abendveranstaltungen

(Sigrid und Ralf Wege)

Fr, 20.01.2023

Das Bibel-Blatt samt Provenienz-Unterlagen wird am 02.02. bei Freeman’s Auctions versteigert.

Gutenberg-Blatt bei Freeman’s

Am 2. Februar 2023 wird ein Blatt aus der Gutenberg-Bibel bei Freeman’s Auctions in Philadelphia mit einer Schätzung von 60.000 bis 90.000 Dollar versteigert (Los 75). Nach der vorliegenden Provenienz, die sich bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts zurückverfolgen lässt, gehörte der kostbare Druck Maria von Sulzbach (1721–1794), der Mannheimer Hofbibliothek, Robert Curzon, 14. Baron Zouche (1810–1873) und anderen. Das Blatt mit den Maßen von 387 x 282 Millimetern enthält einen Auszug aus Jesaja II aus dem Alten Testament, mit dem abschließenden Teil von Vers 50, die Verse 51 und 52 in voller Länge und einen Teil von Vers 53.

Das Blatt wurde auf der vom renommierten Papier- und Druckhistoriker Dard Hunter kuratierten Exhibition on the History of Printing (1972) ausgestellt, die von dem Unternehmen Chillicothe Newspapers Inc. organisiert wurde. J. K. Hunter (Dard Hunters Cousin) erwarb dieses Blatt insbesondere für die genannte Ausstellung am 11. Dezember 1940 von Parke-Bernet Galleries in New York. Das Blatt stammt aus einem Mängelexemplar, das sich einst in der – eine weitere der offenbar zahlreichen Stationen des Originals – Königlichen Bibliothek in München befand und 1832 vom englischen Reisenden und Diplomaten Robert Curzon (s. o.) erworben wurde. 

Der Band wurde 1920 bei Sotheby’s versteigert und anschließend vom Buchhändler Gabriel Wells erworben. Wells zerlegte das Exemplar in einzelne Blätter und verkaufte sie unter dem Titel A Noble Fragment. Das Blatt blieb auf dieser Ausstellung bis in die 2000er Jahre, als das Gebäude verkauft wurde, für die Öffentlichkeit zugänglich. Das Los enthält eine große Menge zusätzlicher Unterlagen über den Kauf und die Ausstellung des Stückes am Hauptsitz von Chillicothe Newspapers Inc. Informationen zum zu versteigernden Blatt samt seinem Provenienz-Zubehör sind auf der Website des Auktionshauses, www.freemansauction.com, einzusehen.

Versteigerung des Bibelblatts:
Freeman’s Auctions Philadelphia,
Books and Manuscripts,
am 02.02.2023, 11 Uhr EST.

(Maria Bogdanovich)

Mi, 18.01.2023

Das neue Heft der "Marginalien" mit einer der sieben Beilagen: "Stillleben mit Dame" von Inka Grebner.
Urte von Maltzahn-Lietz, Julia Penndorf und Petra Schuppenhauer (v. l. n. r.) beim Drucken der Beilagen im Atelier Carpe Plumbum. Foto: augen:falter.

Marginalien 247 erschienen

Gleich mit sieben, wenn auch gerecht auf die Hefte der Vereinsmitglieder verteilten Wundern wartet die kürzlich erschienene Ausgabe 247 der Marginalien, der Zeitschrift für Buchkunst und Bibliophilie der Pirckheimer-Gesellschaft auf. Die originalgrafischen Beilagen des Journals entstanden dieses Mal in Leipzig: Die Redaktion hatte die Mitstreiterinnen der Künstlerinnen-Gruppe augen:falter eingeladen, die besondere Beigabe zu fertigen. Und wie es das Glück will, lieferte jede Künstlerin ein Blatt für den gemeinsamen Zyklus Persephones Wintergarten: Inka Grebner, die einzige, die mittlerweile nicht mehr in der Pleißestadt, sondern in Mainz lebt, ein Stillleben mit Dame, Urte von Maltzahn-Lietz die Gartenmondviole beschwörend, Katja Zwirnmann den Totenkopfschwärmer präsentierend, während es bei Franziska Neubert Zicke Zacke ... geht, Petra Schuppenhauers Blumen mit Julia Penndorfs still alive parlieren und es auf Nadine Respondeks Blatt fruchtig, fuchtig & verblichen zugeht. Alle Werke als zweifarbige Linolschnitte auf einem Bogen bei Carpe Plumbum gedruckt, könnten sie, so mußmaßt der leitende Redakteur Till Schröder, dereinst ein Signet sein für eine Pirckheimersche Sammelwut, ausgelöst im eben angebrochenen Jahr. Christiane und Norbert Grewe berichten derweil von einem goldenen Zeitalter der Buchillustration, es gibt Texte zu berühmten Büchern von Matthias Wehry, Maria Bogdanovich und Elke Lang zu lesen im Heft, eine Sichtung der legendären Leipziger Bilderbogen, die Fortsetzung des ABCs der Druckkunst von Thomas Glöß sowie den Bericht Ralf Weges vom Pirckheimer-Jahrestreffen in Oldenburg. Die Typografische Beilage widmet sich indes G. A. E. Bogeng, es gibt Rezensionen, Mitteilungen aus dem Leben der Pirckheimer und anderer Sammelverrückter. Auch zum 600. Mitglied der Gesellschaft findet sich gute Kunde im Heft. 

(André Schinkel)

Di, 17.01.2023

Im ehrwürdigen Gotha (hier: Schloss Friedenstein) findet vom 22. bis 24. September das Jahrestreffen 2023 der Pirckheimer-Gesellschaft statt.

Jahrestreffen der Pirckheimer-Gesellschaft 2023 in Gotha

Nach der letzten Zusammenkunft in Oldenburg 2022 empfängt dieses Jahr die Pirckheimer das thüringische Gotha. Vom 22. bis 24. September feiern wir in der alten Residenzstadt ein Jubiläum: Es ist das 50. Jahrestreffen unserer Gesellschaft, organisiert durch Peter Arlt. Das erste Treffen dieser Art fand 1972 in Dresden statt. Gotha bietet Führungen durch die Forschungsbibliothek Gotha, eine musikalische Reise in der Schlosskirche zu Willibald Pirckheimer und seinen Zeitgenossen mit Sabine Lindner, Bildende Kunst und Musik von Thomas Offhaus, eine Ausstellung im Spiegelsaal mit Neujahrsgrafiken aus fünf Jahrzehnten der Sammlung Peter Arlt, und auch das Sammlerpaar Christiane und Norbert Grewe gibt im Vortrag und Gespräch Einblicke in ihre Buch- und Grafikschätze. Das endgültige Programm und die Modalitäten der Anmeldung werden bis zum Frühsommer auf der Internetseite der Pirckheimer und in Heft 249 (Ausgabe 2023/2) der Marginalien, der Zeitschrift unserer Gesellschaft, veröffentlicht. 

(Till Schröder)

Mo, 16.01.2023

P.F. 2023: Neujahrsgruß von der Kurischen Nehrung.

P.F. 2023: Landschaftsidyll Kurische Nehrung

Die Klarheit des Horizontes schneidet linealgerade das Meer vom Himmel. Dort münden zugleich die sanft und strophisch sich reimenden Dünen. Das blaue Himmelsfenster, von grauen Wolkengardinen freigezogen. In den Strand modelten Wasser und Wind Erhebungen und Vertiefungen, wie Rippel auf dem Waschbrett. Wellen zeichneten in den Sand kaum erkennbare Muster schwankender Amplituden. Alle Bewegungen sind in Landschaftsstrukturen gefasst. Keines Menschen Fuß wurde in sie gesetzt. Nur Fahrspuren vor den Dünen melden menschliche Aktivität. Ein zarter Wellengang schmirgelt sanft des Sandstrandes Glattheit. In flachen Kurven wird das breite besonnte Ufer durchflossen und umspült, in spiegelnden weiten Bögen, wie aus der hyperbolischen Geometrie Caspar David Friedrichs hergezaubert zur Schönheit ruhiger Regung und zur Deutlichkeit der Ratio mit einer Harmonie sondergleichen.

(Mit Sehnsucht nach schöner Regung und Frieden und Harmonie: Peter Arlt)

So, 15.01.2023

The Best of 2022: Bei Druck & Buch in Wien sind die schönsten Neuzugänge bis zum 28.02. zu sehen.

Galerie Druck & Buch: Best of 2022

Best of 2022 – die schönsten Neuzugänge des alten Jahres gibt es in der Galerie Buch & Druck in der Nachfolge der Wagner-Schau Borderline in Wien zu sehen! Susanne Padberg lädt bis Ende Februar zum Schauen, Staunen und Auswählen ein: „Die besten Wünsche zum neuen Jahr sind immer verbunden mit einem Rückblick aufs alte Jahr! Mit großem Vergnügen zeigen wir die Best of bis 28. Februar in der Galerie Druck & Buch in der Wiener Berggasse.“ Die Galerie ganz in der Nähe des Freud-Hauses (Berggasse 21/2, A-1090 Wien) zeigt Werke von Stefan Gunnesch, Anja Harms, Romano Hänni, Katrin von Maltzahn, Tricia Treacy, Ulrich Wagner, Hyewon Jang, Hannah Darabai, Veronika Schäpers, Wolfgang Buchta und Natalia Weiss u. a. Eine Liste mit Preisen und Details gibt es auf Anfrage unter der Mail info@druckundbuch.com. Am 26. Januar findet um 19 Uhr in der Schau ein Buchgespräch mit Katrin von Maltzahn statt, am 28.2. eine Finissage-Feier. Die Galerie im 9. Bezirk Wiens ist von Montag bis Freitag 11 bis 18 Uhr geöffnet.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Fr, 13.01.2023

Wundervoll: "Ritter Dieter" erschien, illustriert von Thomas Leibe, kürzlich im Mitteldeutschen Verlag.

Ritter Dieter reitet wieder

Es gibt sie zum Glück noch: die wunderbaren Kinderbücher, in denen alles stimmt, bei denen man sich zugleich bekringeln möchte und sanft belehrt über die mögliche Schönheit und Einfachheit der Welt nach Hause geht. Letztlich geht es Ritter Dieter auch so, denn er möchte vor allem, dass alles auf seiner Zuhauseburg gerichtet ist und sich jede Art von Ungemach glücklich verhindern lässt. Das geht, wie man weiß, nicht ohne Abenteuer, Zumutung und Umsicht vonstatten, und so muss Ritter Dieter von jedem dieser drei einiges bewältigen und bestehen. Aber er tut das mit Bravour, der schwerhörige Riese rülpst nicht mehr soviel, und der Drache, der das Dorf unterhalb der Dieter-Burg bedroht, muss nur einmal im Jahr gewässert werden, damit er nicht die ganze Gegend ankokelt. Der jährliche Hilferuf im besten ostthüringischen Dialekt („Is dor Diedor da?“) wird dabei zum geflügelten Wort, das heute jedes Kind kennt und liebt. Detlef Färber, ein Weltenwandler zwischen Halle und Gera, hat Kolumnen, Geschichten und Gedichte veröffentlicht, seinen erfolgreichen Kinderbüchern Märchenstraße 4 wohnt Familie Wir (2018) und Immer Stress mit Nessie (2021) hat der Autor, der lange als Redakteur der Mitteldeutschen Zeitung wirkte, aber immer ein in der Wolle gewaschener Schriftsteller war, mit Ritter Dieter einen würdigen Nachfolger gegeben. Seit Beginn seiner Bücherkarriere arbeitet Färber kongenial mit Thomas Leibe zusammen, der sich einen Namen als Illustrator machte, unter anderem für Titanic und den deutschen Rolling Stone tätig war und auch Ritter Dieter so berührend wie die Schmunzelmuskeln strapazierend in Szene setzte. Am Ende singt Dieter, und kein Auge bleibt trocken: „Ritter Dieter reitet wieder / singt beim Reiten Ritterlieder ...“ Das 48-seitige Bändchen, das im Mitteldeutschen Verlag (ISBN 978-3-96311-685-8) erschien und die Dieter-Geschichte in Form von Ballade, Märchen und Liedlein durchgehend farbig erzählt, ist für 16 Euro im sortierten Fachhandel, im digitalen Weltweitweb und natürlich beim Verleger höchstselbst zu erwerben. Genuss auf die schöne wie fröhliche Art! 

(André Schinkel)

Do, 12.01.2023

Die "Buchhandlungs"-Bücher von Petra Hartlieb erschienen/erscheinen bei Dumont und Carlsen.

Bibliophiles des Monats: „Zuhause in unserer Buchhandlung“

Lieben Sie Petra Hartlieb auch so sehr wie ich? Beginnend mit dem gelegentlichen Kauf ihres ersten Buches über eine Buchhandlung bei Dussmann bis hin zum klaren Wunsch, nach Wien zu reisen und ein Autogramm der Autorin zu bekommen? Eine lebenslange Erfolgsgeschichte, die in Hamburg begann: Vom impulsiven Kauf einer alten Buchhandlung zu zwei erfolgreichen Geschäften in Wien, eine Website, Podcasts, einer Zeitschrift ... Petra Hartlieb erzählt ihre Geschichte einer Buchhändlerin mit überraschendem Humor

„In letzter Zeit werde ich immer öfter eingeladen, auf irgendwelchen Branchenveranstaltungen zu sprechen. Wenn man innerhalb von zehn Jahren zwei kleine Buchhandlungen eröffnet und überlebt hat, ist man eine Erfolgsstory. Und wenn man als Buchhändlerin öfter mal den Mund aufmacht und Stellung bezieht, haben sie alle irgendwann deine Telefonnummer gespeichert. Die Themenkomplexe ähneln sich: Hat das Buch eine Zukunft? Wird es in Zukunft noch Buchhandlungen geben?

Natürlich hat das Buch eine Zukunft, und es wird auch weiterhin Buchhandlungen geben. Ich kann gar nichts anderes sagen, denn das wäre so, als würdest du einen Bauern, der den Stall voller Milchkühe hat, fragen, ob er glaubt, dass man in Zukunft noch Milch und Kakao trinken wird. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als das zu glauben. Sowohl dem Bauern nicht als auch dem Buchhändler. Ob beide in zehn Jahren noch davon leben können, ist fraglich, aber das sind Dinge, die wir kaum beeinflussen können. Wir können das Rad der Zeit nicht zurückdrehen, und paradoxerweise besteht unser Erfolgsrezept darin, den Kunden vorzuspielen, alles sei wie ‚früher‘. Viele Bücher auf wenig Raum, volle Bücheregale bis unter die Decke, engagiertes Personal, das in seiner Freizeit nichts anderes macht als lesen. So wie früher eben.

Allerdings reicht es längst nicht mehr, eine gute Buchhändlerin zu sein. Da musst du dir schon ein bisschen mehr einfallen lassen: Marketingexpertin, Werbefrau, Grafikerin, Controllerin, Webdesignerin, Veranstaltungsprofi, Verpackungskünstlerin, Psychotherapeutin. Die Reihe ließe sich endlos fortsetzen. Und eigentlich ist es gerade auch das, was uns antreibt, einfach weiter zu machen, alles andere wäre langweilig. Weiter machen in Zeiten, in denen so anachronistische Läden wie unserer einmal pro Woche totgesagt werden. Weiter machen, weil uns nichts anderes übrig bleibt. Weil wir nichts besser können. Weil wir nichts lieber tun.“

Die beiden bei Dumont erschienenen Bände Meine wundervolle Buchhandlung (2014) und Weihnachten in der wundervollen Buchhandlung (2018) Petra Hartliebs tragen Umschlag-Illustrationen von Martin Haake, das Kinderbuch Zuhause in unserer Buchhandlung, das in Kürze bei Carlsen erscheint, illustrierte Nini Alaska.

Meine wundervolle Buchhandlung
Köln: DuMont 2014, 208 S.
ISBN 978-3-8321-743-8, 10 Euro.

Weihnachten in der wundervollen Buchhandlung
Köln: DuMont 2018. 160 S., 
geb. mit farb. Vorsatz u. Lesebändchen
ISBN 978-3-83219-887-9, 18 Euro.

Zuhause in unserer Buchhandlung
Hamburg: Carlsen 2023. 128 S. Ab 5 Jahren.
ISBN 978-3-55152-217-7, 12 Euro. 

(Maria Bogdanovich)

Di, 10.01.2023

Der zweite Band der Schriftenreihe "Verborgene Schätze des Gutenberg-Museums" widmet sich der Exlibris-Sammlung des Hauses.

Neue verborgene Schätze des Gutenberg-Museums

In der bibliophilen Schriftenreihe des Gutenberg-Museums Verborgene Schätze des Gutenberg-Museums wurde soeben das zweite Buch veröffentlicht: Exlibris. Klein, nützlich, schön von Annette Ludwig und Elke Schutt-Kehm. Die Geschichte der Sammlung begann in den 1950er Jahren, als der Bibliophile und Kunstsammler Richard Doetsch-Benzinger (1877–1958) dem Museum seine Sammlung schenkte. Unter den Gebern waren auch der erste Vorsitzende der Deutschen Exlibris-Gesellschaft, Willy Tropp (1884–1972), der italienische Restaurant-Besitzer Mario De Fillippis und viele andere. 

Heute umfasst die Exlibris-Sammlung des Museums über 130.000 Exemplare. Rund 7.000 Künstler aus mehr als 60 Ländern sind vertreten. Die wissenschaftliche Bearbeitung der Sammlung begann in den 1980er Jahren. Das Werk gibt einen umfassenden Einblick in die Zusammensetzung der Sammlung, einzelne Kapitel sind stilistischen und und technischen Aspekten gewidmet. Neben der Liste der Künstlerinnen und Künstler, Eignerinnen und Eigner geben die Autorinnen eine ausführliche Analyse in „Motivvielfalt von A bis Z“: Architektur und Landschaft, Bibliotheksansichten, Blumen und Pflanzen, Buchherstellung und -vertrieb ... 

Das Buch enthält 150 Abbildungen, der Anhang die Auflistung der Ausstellungen des Museums, die Veröffentlichungen zur Sammlung etc. „In der Tat: Exlibris können mitreißen, beglücken, zum Nachdenken anregen. Sie zu sammeln, ist für viele kein Hobby, sondern eine Leidenschaft! Durchblättert man die Bestände der Exlibris-Sammlung des Gutenberg-Museums, so taucht man ein in die Geschichte und die Geschicke der Menschen, für die die kleinen Blätter geschaffen wurden.“ 

Annette Ludwig/Elke Schutt-Kehm:
Exlibris. Klein, nützlich, schön.
Herausgegeben vom Gutenberg-Museum,
Wismar: Nünnerich-Asmus 2022,
160 Seiten, 150 Illustrationen,
ISBN 978-3-96176-208-8.

(Maria Bogdanovich)