Pirckheimer-Blog

Fr, 03.03.2023

Utz Benkel schuf eigens das "Tagungsblatt zur DEG-Jahrestagung 2023" (Linolschnitt) für das Treffen.

Last Call to Boarding: Paderborn

Noch bis zum 15. März gilt die Anmeldefrist für die Jahrestagung der DEG, die im Mai 2023 nach 2017 zum zweiten Mal in der wunderschönen Stadt Paderborn stattfindet. Die Tagung findet vom 11. bis 14.5. im hochmodernen, 2007 erbauten Vier-Sterne-Hotel Welcome am Rand der Paderborner Altstadt statt. In zwei Tauschräumen und drei Räumen für Künstler und Antiquare gibt es genügend Platz für Sammleraktivitäten, für Fachgespräche und zum Austausch. Das Hotel verfügt über mehr als 130 Zimmer, weiterhin laden ein Restaurant und die Gaststätte Plückers im Hotel zur Pause oder einem Absacker am Abend ein. Das Hotel befindet sich ganz in der Nähe der vielen Sehenswürdigkeiten Paderborns, das eine große Zahl reizvoller Baudenkmale und den namensgebenden kürzesten Fluss Deutschlands, die im Stadtgebiet aus Hunderten Quellen hervortretende Pader, aufweist. Erreichbar ist der Tagungsort mit der Bahn (IC) oder dem Auto über die Autobahn A33, die die A2 mit der A44 verbindet. Täglich gibt es Flugverbindungen von und nach München. Der Flughafen Paderborn-Lippstadt ist durch einen Bus-Shuttle mit der Gastgeber-Stadt verbunden. Siegfried Bresler, der die Tagung vor Ort mit Lydia Willemsen organisiert, lädt noch herzlich zur Anmeldung ein: „Jährlich versammelt die Deutsche Exlibris Gesellschaft (DEG) die Sammler von Exlibris-Grafiken zu einer Tagung. Vom 11. bis zum 14. Mai 2023 werden sich in Paderborn im Hotel Welcome mehr als 100 Exlibris-Sammler aus vielen Ländern zur Jahrestagung treffen. Sie werden dort ihre Exlibris-Grafiken tauschen und bei den anwesenden Künstlern neue Exlibris-Aufträge vereinbaren. Weitere Informationen zur Tagung und Anmeldeformulare unter www.exlibris-deg.de.“ In diesem Sinne: Willkommen in Paderborn! 

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Mi, 01.03.2023

"Der Weg zur Großmutter": Drei Impressionen.

Der Weg zur Grossmutter

An sich war es eine recht erfreuliche Angelegenheit, als die Neuhauser Kunstmühle ein neues originalgrafisches Buch ankündigte und bewarb, und zwar Der Weg zur Großmutter von keinem Geringeren als dem Bildhauer Josef Zenzmaier (1933–2023), dem aufgrund seiner Bedeutung als österreichischer Künstler eine weitaus größere Strahlung über den ‚inneren Wirkkreis‘ hinaus zu wünschen wäre. Die Ankündigung des mit neun farbigen Lithografien des Meisters bestückten, in 35 Exemplaren von Joe Holzner gedruckten querschmalen Büchleins überschnitt sich dabei mit der Todesnachricht zum Zeit seines Lebens in seinem Geburtsort Kuchl ansässigen Zenzmaier. Am 29. Januar des Jahres starb der mit dem Wiener Festwochenpreis und Karl-Weiser-Preis Geehrte.

Im Nachruf der Neuhauser Kunstmühle heißt es: „Von seiner Herkunft her in seinem Heimatort stark verankert, haben vor allem auch italienische Traditionen seine Kunst durchaus geprägt. Seine Arbeitsweise war von steter Suche nach Vollendung gekennzeichnet und hatte nie den schnellen Effekt im Blick. Von entschiedener Spiritualität geleitet, wurde er im volatilen Kunstmarkt kaum wahrgenommen. Wer den Weg in sein Haus fand, wurde mit wunderbaren Einblicken in seinen Schaffensprozess und weisen Gesprächen belohnt. Der Künstler hat uns verlassen. Seine Gestalten werden uns hell begleiten.“ Ein Ort dieser Gestalten ist dieses Buch. 

Das vom Künstler selbst, Holzner und Kunstmühlen-Mitbetreiber Nikolaus Topic-Matutin gestaltete Werk, das bei Gleichweit-Strasser gebunden wurde, ist nun zum Preis von 1.600 Euro in Neuhaus zu erwerben. Es enthält einen „Weg in Bildern“ – farbige Reminiszenzen Zenzmaiers an seine Kindheit und seine Großmutter. Auf den neun Blättern stellt er in vielfarbigen Szenen dar, was ihm auf dem Gang eben zur letzteren in den Blick gerät. Der Weg zur Großmutter wird so zum ersten Baustein des Zensmaier’schen Vermächtnisses. Informationen zum Werk und Kontakt zu den Betreibern bei Interesse am Buch gibt es über die Webseite des Kunstmühle in Neuhaus.

Josef Zenzmaier: Der Weg
zur Großmutter. Ein Weg in Bildern,
9 Lithografien, von Joe Holzner in 
35 Exemplaren auf BFK Rives 250 g 
gedruckt. Gestaltung: Josef Zenzmaier, 
Joe Holzner, Nikolaus Topic-Matutin,
Bindung: Buchbinderei Gleichweit-Strasser.

(André Schinkel)

Di, 28.02.2023

"Persephones Wintergarten" – das jüngste Mappen-Werk der Leipziger augen:falter. | © augen:falter
Julia Penndorf und Petra Schuppenhauer (v. l. n. r.) beim Drucken der sieben Blätter. | © augen:falter

Bibliophiles des Monats: Blätter aus „Persephones Wintergarten“

Was für ein Titel für ein Grafikprojekt! Denn, fertiggedacht, was darf man sich unter Persephones Garten vorstellen? Wenn man dem Mythos folgt, ist sie in ihrer irdischen Erscheinung als Kore Tochter wie Geliebte des Zeus, in ihrer chthonischen die Gattin des Unterweltgottes Hades, und auch dort trägt sie ihren zweiten göttlichen Namen Persephone. Die Absprache will, dass sie nicht die ganze Zeit im Dunkel zubringt – wenn Kore ins Dunkel wechselt, herrscht auf der Erde Winter. Persephones Garten ist also entweder die kühle Ausgabe der Oberwelt oder eben der Hortus in der Finsternis. Eine strenge Göttin ist sie, die aber zugleich für Blüte und Fruchtbarkeit steht.

So erzählt es bereits Homer in seiner großen Hymne an Demeter, in der sich zwei Mythen, über die Äonen hin, verbinden und umkreisen. Und ist ein wunderbarer Aufhänger für die neue gemeinsame Arbeit der augen:falter-Künstlerinnen, deren Zentrale sich in Leipzig befindet, von der die Projekte der seit 2022 sieben (davor acht) Grafikerinnen, auch wenn eine der Mitstreiterinnen mittlerweile die Pleiße- und Weiße-Elster-Stadt zugunsten von Mainz am Rhein verlassen hat, stets ausgehen. Und auch hier verbanden sich auf schöne Weise zwei Stränge, denn die Linolschnitte des Zyklus entstanden zunächst als Original-Beilagen der aktuellen Ausgabe der Marginalien.

Jede und jeder Pirckheimer fand denn auch in seinem Mitglieds-Exemplar von Heft 247 eines der zweifarbig im Herbst 2022 bei Plumbum auf einem Bogen gedruckten Blätter der sieben Künstlerinnen: Petra Schuppenhauer ist darin mit Blumen vertreten, Inka Grebner mit einem Stillleben mit Dame, bei Urte von Maltzahn-Lietz blüht die Gartenmondviole. Und Nadine Respondeks Druck heißt indes fruchtig, fuchtig & verblichen, bei Katja Zwirnmann tritt der Totenkopfschwärmer auf, während es bei Franziska Neubert Zicke, Zacke … zugeht und bei Julia Penndorf still alive. In schöner Assonanz bewegt sich alles um Werden und Vergänglichkeit.

Die Gesamtauflage von Persephones Wintergarten beträgt 180 Exemplare, davon sind aber bereits 110 für die Mitglieder der Pirckheimer-Gesellschaft (s. o.) abzuziehen. Zwanzig Mappen sind Künstlerinnen-Exemplare, was bedeutet, dass die komplette Sammlung in Mappenwerk-Form nur fünfzig Mal offen zum Verlauf steht. Neben Carpe Plumbum stehen die Umstände, dass die Blätter von Petra Schuppenhauer, Julia Penndorf und Urte von Maltzahn-Lietz persönlich gedruckt und im Graphischen Atelier von Katja Zwirnmann buchbinderisch verarbeitet wurden, über die Kunst selbst hinaus für höchste Qualität. Alle Informationen zur wundersamen Arbeit der augen:falter finden sich auf der Webseite der Künstlerinnen-Gruppe. Dort gibt es auch ein Kontaktformular bei Interesse für Persephones Wintergarten oder eines der anderen Projekte (deren erstes 2009 eine achtteilige Leporello-Box war) der sieben Grafikerinnen. 

(André Schinkel)

Mo, 27.02.2023

"Rejected": Die TGM lädt zum Vortragsprogramm.

TGM-Programm 2023: „Rejected“

„Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Freunde der Typographie, mit dem provokanten Jahresmotto Rejected hat die Typographische Gesellschaft München e. V. ihre Vortragsreihe 2023 gestartet. Spannende Blicke hinter die Kulissen von sieben erfolgreichen Design-Insidern. Sieben Vortragsabende mit Livestream in München im Gasteig HP8 plus junge DesignStarter mit ihren Präsentationen an jedem Abend.“ So lädt die TGM zu ihrer neuen Vortragsreihe in die bayerische Kapitale ein. Ein erster Vortrag fand bereits im Januar statt, von März bis Juli geht es in die Fortsetzung, zwei weitere Veranstaltungen folgen später im Jahr, einmal im Oktober und abschließend im Dezember 2023. Verbindendes Thema ist post schublade – was aus guten Ideen wird, die eine Zeitlang auf ihre Aufmerksamkeit warten mussten und dennoch zu Ehren kamen. Neben diversen erfolgreichen Vertretern der Zunft wird bei jedem Event jungen Eleven eine Plattform geboten. Das ganze Programm, die Fülle der Angebote der TGM findet sich unter der Webseite des Vereins: www.tgm-online.de. HP8: Hans-Preißinger-Straße 8, 81379 München.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Sa, 25.02.2023

Richard de Bury, der "Vater" der Bibliophilie.
Beispielseite aus dem Düsseldorfer "Philobiblon".

550 Jahre „Philobiblon“

Vor 550 Jahren, 1473, erschien in Köln erstmals Bischof Richard de Burys (1287–1345) Abhandlung Philobiblon – das erste Werk der europäischen Literatur, das sich speziell der Buchliebe widmet. Die zweite Auflage erschien 1483 in Speyer, in Frankreich 1500, in England 1599. Bereits im 14. und 15. Jahrhundert wurde der Text hunderte Male umgeschrieben, insgesamt sind etwa 40 Skripte erhalten – sie werden in London, Oxford, Cambridge, München usw. aufbewahrt. Im 17. Jahrhundert erschien Philobiblonbasierend auf der Kölner Ausgabe, in Deutschland 1610, 1614 und 1674.

Moriz Sondheim schrieb in der Zeitschrift für Bücherfreunde 1897, Philobiblon gehöre zu „den anziehendsten Literaturdenkmälern des Mittelalters. Sie erzählt uns die Leiden und Freuden eines Bibliophilen aus der Zeit, da die Druckkunst noch nicht erfunden war, und die Schwierigkeit, Handschriften zu erhalten, den Reiz des Sammelns noch erhöhte.“ In einem Prolog und zwanzig kurzen Kapiteln enthält es die ‚Philosophie der Bücherliebe‘, wie sie von ihrem Autor verstanden wird, und ist biografisch wie historisch eng mit der Ära verbunden, widmet sich der Methodik des Sammelns, auf die sich Richard de Bury in der Zeit vor Gutenberg wie kein anderer verstand. 

Philobiblon darf zu Recht auch als Erstlingswerk der Bibliothekswissenschaft gelten, denn das vom Autor vorgeschlagene Projekt zur Gründung einer öffentlichen Bibliothek war nicht nur neu, sondern für seine Zeit auch erstaunlich originell. Das Schicksal der Bibliothek von Richard de Bury war indes unglücklich. Er plante, ein spezielles Seminar an der Universität Oxford zu errichten, das ihm ein konstantes Einkommen wie auch seinen Studenten einen Unterhalt sichern sollte. Zudem sollte seine Sammlung allen Studenten der Universität stets zur Verfügung stehen. 

Er hatte jedoch nicht die Mittel, um ein Seminar einzurichten. Die Bücher wurden dennoch nach Oxford geschickt, wo sie lange Zeit in Kisten im Durham College des Benediktiner-Ordens aufbewahrt wurden. Erst unter König Heinrich IV. (1399–1413) wurden sie den Lesern, zumindest teilweise wohl, zugänglich gemacht. Jedoch wurde das College unter Heinrich VIII. (1491–1547) geschlossen und die Bibliothek aufgelöst. Heute sind nur noch zwei Bücher aus der Sammlung de Bury bekannt – eines in der Bodleian Library in Oxford, eines im British Museum in London.

Richard de Bury ist in der Kathedrale der englischen Stadt Durham begraben, wo er auch Bischof war. Das Denkmal über seinem Grab wurde zerstört. Und so errichteten ihm im Jahr 1911 weder Kirchenmänner, noch staatliche Behörden, sondern tatsächlich Bibliophile, Mitglieder eines der ältesten Buchclubs – The Grolier Club – der Welt ein neues Grabdenkmal. Dem Bildhauer halfen dabei die erhaltenen Drucke von den Siegeln des Bischofs, die sein Aussehen darstellen, bei der Ausführung des Epitaphs. Weitere Informationen finden sich auf der Webseite von History of Information. Das Seitenbeispiel (vgl. die zweite Abbildung) entstammt den Düsseldorfer Exemplar der Erstausgabe, das sich im Besitz der dortigen Heinrich-Heine-Universität befindet. 

(Maria Bogdanovich)

Fr, 24.02.2023

"Meisterhafte Unikate" im Museum für Druckkunst.

100 Jahre Einbandkunst

Jubiläumsausstellung in einer ausgewiesenen Stadt des Buches: Meisterhafte Unikate: 100 Jahre Einbandkunst zeigt bis zum 7. Mai das Museum für Druckkunst Leipzig. Die Ausstellung findet anlässlich des 100. Jahrestags der Gründung der Meister der Einbandkunst MDE – internationale Vereinigung e. V. statt und gibt Einblicke in die Entwicklung des zeitgenössischen künstlerischen Einbands in Deutschland – von den Anfängen in den Handbindeabteilungen der Leipziger Buchbindereien im frühen 20. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Handgebundene Bücher, Buntpapiere, Gestaltungskonzepte, Werkzeuge, Materialien, Werkstattimpressionen dokumentieren die kontinuierliche Entwicklung der Einbandkunst, Wandel und Innovationen in Gestaltung und handwerklichen Techniken sowie Einflüsse aus den europäischen Nachbarländern an Beispielen der Meister der Einbandkunst. Für die Zeit der Ausstellung des renommierten Hauses in der Leipziger Nonnenstraße 38 ist ein umfangreiches Begleitprogramm, der Januar-Führung der beiden Kuratorinnen Claudia Richter und Claudia Dettlaff folgt eine zweite am Sonntag, den 26.02., um 12 Uhr, eine allgemeine Führung am 26.03. sowie zwei Spezialführungen zum Thema Buntpapiere mit Julia Rinck jeweils zur gleichen Zeit. Und am 02.04. gibt es als besonderes Special einen Oster-Familienworkshop zum Thema Kleisterpapiere. Zur Ausstellung erschien ein Katalog, der in der Ausstellung oder über die MDE-Geschäftsstelle erworben werden kann. Alle Informationen finden sich auf den Webseiten des Museums sowie der MDE-Vereinigung.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Do, 23.02.2023

Depositum der Bestände des Alten Gymnasiums in der Landesbibliothek Oldenburg. | © LBO
Zwei Einbände der Sammlung, gefertigt aus einer mittelalterlichen Pergamenthandschrift. | © LBO

Bücherschätze aus der Bibliothek des Alten Gymnasiums Oldenburg

Bücherpreziosen in der Oldenburger Landesbibliothek: Zum 450. Jubiläum des Alten Gymnasiums Oldenburg (AGO) wird dessen historische Schulbibliothek erstmals in einer Ausstellung der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Kostbarkeiten aus viereinhalb Jahrhunderten Schulgeschichte werden vom 03.03. bis 26.05.2023 in der LBO (am Pferdemarkt 15 in 26121 Oldenburg) gezeigt. Für den 27. Februar hat Direktorin Corinna Roeder die Pressevertreter eingeladen, am 2. März um 19 Uhr folgt die feierliche Vernissage u. a. mit den Vortrag Historische Schulbibliotheken im Kontext von Schule, Bibliothek, Kultur und Wissenschaft von Dr. Britta Klosterberg (Franckesche Stiftungen Halle), Grußworten der LBO und des AGO. 

Sie ist eine der bedeutendsten Schulbibliotheken im Nordwesten Deutschlands und bewahrt einige Schätze, die bis in die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts zurückreichen und damit älter sind als die Schule selbst. Auf welch verschlungenen Pfaden sie in die Bibliothek gelangten, bleibt oft ein Geheimnis. Spuren ihrer individuellen Geschichte finden sich zuweilen in den Namenszügen früherer Besitzer oder in handschriftlichen Kommentaren auf den Blatträndern. Nahezu 500 Bücher des 16. bis 18. Jahrhunderts und mehrere tausend des 19. Jahrhunderts enthält die Bibliothek heute – teilweise kostbare Schenkungen ehemaliger Lehrer des Gymnasiums zu Oldenburg. 

Bereits beim Pressetermin am 27.02. um 14 Uhr soll die Schulbibliothek zudem in Anwesenheit von Schulleiter Frank Marschhausen um ein äußerst wertvolles historisches Buch bereichert werden. Frau Dr. Erika Ortega-Suhrkamp aus Oldenburg schenkt dem ehrwürdigen Gymnasium eine seltene Ausgabe der Werke des antiken Geschichtsschreibers Cornelius Tacitus, die 1544 im berühmten Verlagshaus Froben in Basel erschien, in dem auch Erasmus von Rotterdam und andere Humanisten drucken ließen. Auch dieses Buch hat eine besondere Geschichte. Ab dem 03.03. sind die Schätze in der Landesbibliothek Oldenburg von Montag bis Freitag von 1019 und am Samstag von 9–12 Uhr zu sehen, der Eintritt in die Ausstellung ist frei.

(André Schinkel/Pressemeldung)

Mo, 20.02.2023

Vom 03. bis 05.03. lädt die Deutsch-Niederländische Grafikbörse ins westfälische Borken ein.

35. Grafikbörse in Borken

Zum lebendigen Austausch lädt seit 1988 jedes Jahr am ersten März-Wochenende die Deutsch-Niederländische Grafikbörse in Borken (Westfalen) ein. Sie widmet sich der künstlerischen Druckgrafik, dem druckgrafischen Original und fördert zugleich die kulturellen Kontakte zwischen Deutschland und den Niederlanden. Jedes Jahr besuchen etwa 2.500 Menschen aus beiden Ländern die drei Tage dauernde Börse. Das Spektrum der Künste ist dabei breit: Von serieller Druckgrafik reicht es über Künstlerbücher und Mixed Media bis hin zu Fotografie. An siebzig Ständen können Künstlerinnen und Künstler, Galerien, Kunstvereine, Buchhandlungen und Fotografinnen und Fotografen ihre Werke präsentieren. Eine fachkundige Jury vergab die Plätze unter den eingegangenen Bewerbungen. Die Börse ermöglicht auch eine breitere Öffentlichkeit für den künstlerischen Nachwuchs: Seit 2007 sind Studierende der Grafik- und Fotografie-Klassen diverser Kunsthochschulen eingeladen, Arbeiten auf der Grafikbörse zu präsentieren und sich und ihre Kunst dadurch ins Gespräch zu bringen. Das Event, das 2023 vom 3. bis 5. März zum 35. Mal stattfindet, ist dabei nicht nur eine Verkaufsschau. Sie ist zugleich ein Forum für deutsche und niederländische Freunde und Aktive der Druckkunst sowie all jene, die Freude daran haben, auf ungezwungene Weise über die Kunst grenzüberschreitend in Kontakt zu treten. Auch ein im Vorfeld ausgeschriebener Grafikpreis wird anlässlich der Börse vergeben. Auch wenn die vollständige Setlist noch nicht bekannt ist, weiß die Szene im voraus zu berichten, dass es auch in diesem Jahr eine Reihe feiner Kunst in Drucktechniken aller Art zu sehen geben wird. Es werden u. a. so versierte und renommierte Grafikerinnen wie Susanne Theumer, Andrea Ackermann und Urte von Maltzahn erwartet. Die Börse findet wie jedes Jahr in der Stadthalle Vennehof (Am Vennehof 1, 46325 Borken) statt. Ausrichter sind die Stadt und der Landkreis Borken. Auf nach Westfalen!

(André Schinkel)

So, 19.02.2023

Zeichnungen und Grafik von Félicien Rops sind in Hamburg vom 10.02. bis zum 07.05. zu sehen.
Detail aus "Die Absinthtrinkerin" (Paris, im Mai 1870).
Paul Mathey, „Félicien Rops in seinem Atelier“ (1888).

„Paris ist meine Bibliothek“

Nackte Frauenkörper, dargestellt in provozierend expliziten Szenen, schockierende satanistische Rituale, fantasievoll-opulente Szenerien: Kaum ein Künstler der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war mit seinem Motivrepertoire derart berüchtigt und einflussreich wie Félicien Rops (1833–1898). Hinter seinen oberflächlich betrachtet frivol-obszönen Darstellungen stecken hingegen scharfer Witz, Religions- und Gesellschaftskritik sowie politische Satire. Das Hamburger Kunsthalle beherbergt seit 1907 eine der umfangreichsten deutschen Sammlungen an Werken des belgischen Symbolisten, das 1907 aus der Sammlung des Hamburger Juristen und Kunstsammlers Johannes Mohrmann (1812–1906) erworben werden konnte. Trotz ihrer Größe und Bedeutung ist die Hamburger Rops-Sammlung, die mehr als 250 Werke umfasst, bis heute nahezu unbekannt und nie ausgestellt worden.

Der im belgischen Namur geborene Félicien Rops ist wohl der bedeutendste und einflussreichste Radierer der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Tätig vor allem in Brüssel und Paris, prägten seine weit verbreiteten und immer wieder für Skandale bekannten Druckgraphiken bis nach 1900 mehrere Künstlergenerationen, zu denen u. a. Max Klinger, Alfred Kubin, Jeanne Mammen und Otto Dix gehörten. Rops schuf in jungen Jahren satirische Lithographien, widmete sich jedoch spätestens ab 1860, seit er regelmäßig in Paris lebte und arbeitete, in seinem Werk besonders dieser Stadt, ihrer vielgestaltigen Bevölkerung, den Ausschweifungen und Abgründen. Sein vom französischen und belgischen Bürgertum mit seiner Doppelmoral kritisch beäugter, lockerer Lebenswandel und seine engen Kontakte zur literarischen Welt der Bohème in Paris – er freundete sich u. a. mit Charles Baudelaire an – machten ihn ebenso berühmt wie berüchtigt. Vor allem als gefragter Illustrator bzw. Entwerfer signifikanter Frontispize und Titelblätter symbolistischer Literatur war Rops höchst erfolgreich. Die häufig als Pornographie bezeichneten Radierungen taten ein Übriges, Rops’ exzentrischen Ruf in Europa zu festigen und ihm große Aufmerksamkeit, aber auch viel Widerstand einzubringen.

Die Ausstellung Paris ist meine Bibliothek. Zeichnungen und Druckgraphiken von Félicien Rops im Harzen-Kabinett der Hamburger Kunsthalle wird erstmals knapp hundert Blätter aus dem umfangreichen Konvolut an Druckgraphik und Zeichnungen des Künstlers präsentieren. Der Fokus liegt dabei nicht nur auf den sexuell expliziten Darstellungen, für die Rops schon zu Lebzeiten europaweit bekannt und berüchtigt war, sondern wird auch seine politisch-kritischen und satirischen Entwürfe, Arbeiten in Verbindung mit symbolistischer Literatur sowie Werke, die seine Heimat Flandern zeigen, einbinden. Ein umfassender Blick auf sein Werk, wie es der Bestand der Kunsthalle erlaubt, kann weder das eine noch das andere ausschließen. Dies erlaubt es, die von Rops so häufig thematisierten Geschlechterrollen, sozialen Verhältnisse und moralischen Ambivalenzen seiner Zeit und Gesellschaft, an denen sich Rops zeitlebens immer wieder abgearbeitet hat, offenzulegen und kritisch zu hinterfragen.

Paris ist meine Bibliothek.
Zeichnungen und Druckgraphiken
von Félicien Rops (1833–1898),
im Harzen-Kabinett der 
Hamburger Kunsthalle,
Glockengießerwall 5,
20095 Hamburg vom
10.02. bis 07.05.2023.
Di–Sa 10–18, Do 10–21 Uhr.

(Hamburger Kunsthalle/Pressemitteilung)

Fr, 17.02.2023

Der diesjährige "Tag der Druckkunst" findet mit 280 Veranstaltungen am 15. März 2023 statt.

Tag der Druckkunst am 15. März

Am 15. März 2023 findet der diesjährige Tag der Druckkunst statt. Es gibt ihn seit 2019, er soll den Jahrestag des Eintrags der traditionellen Drucktechniken in das Bundesweite Verzeichnis der Deutschen UNESCO-Kommission feiern. Der Tag wird mit zahlreichen von Künstler*innen, Druckwerkstätten, Kunstvereinen, Museen und viele anderen Akteuren künstlerischer Techniken organisierten Veranstaltungen begangen. Die Formen sind vielfältig: Ausstellungen, offene Werkstätten, Workshops, Podiumsdiskussionen o. Ä. In diesem Jahr wurden in Deutschland 270, zehn Events in Österreich und Italien sowie einige Online-Veranstaltungen organisiert. Darunter bietet zum Beispiel das Gutenberg-Museum (Mainz) an: Irisdruck saisonale Naturmaterialien, Texte und Motive leiten den Frühling ein. Das Atelier Ursula Bauer (Perl, Saarland) lädt zur offenen Radierwerkstatt ein. Eine offene Druckwerkstatt für alle Altersklassen (Kinder und Erwachsene) wird in der Schule der Phantasie im Alten Schlachthof in Straubing angeboten. Die Räumlichkeiten des Hannoverschen KünstlerVereins im Künstlerhaus Hannover halten zur Reflektion – Druckgraphik in transformativer Inspiration zwischen Vor- und Nachbildhaftigkeit an. Der Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler (BBK) unterstützt den Tag als Multiplikator sowie mit Material zur Öffentlichkeitsarbeit. Nach dem 15. März werden sämtliche Veranstaltungen digital dokumentiert. Alle Informationen unter: www.tag-der-druckkunst.de

(Maria Bogdanovich)

Do, 16.02.2023

Werner Klemke (1917–1994). | © Bundesarchiv

Auf Werner Klemkes Spuren

Dieser Mann war in mehrfacher Hinsicht ein Held. Dass der große Buchgestalter und Grafiker, der Illustrator und Bibliophile Werner Klemke (1917–1994), Gründungsmitglied der Pirckheimer-Gesellschaft, als Künstler wie als Lehrer eine Instanz und Legende, auch ein „Stiller Held“ war, dessen Unterstützung an der Westfront bei der Rettung von 300 holländischen Juden essentiell war, wurde erst nach seinem Tod einer größeren Öffentlichkeit bekannt, und es gab der Hochachtung für diesen Unermüdlichen eine weitere Richtung. Klemke war Weißenseer von Geburt an, sein Haupt- Wirken als Lehrer nach dem Krieg ist mit der dort ansässigen Kunsthochschule verbunden. Von 1946 an wurde er zu einem der wichtigsten künstlerischen wie Gebrauchsgrafiker des Nachkriegs, bis heute ist sein Werk in zahlreichen Genres maßgeblich: Die Holzstiche und Lithografien, Handzeichnungen und Illustrationen Klemkes sind in Büchern und Mappen, in Serien, auf Briefmarken, im legendären Magazin (dessen Titel er 35 Jahre lang gestaltete), als Plattencover und im Original bis heute begehrt. Kerem Saltuk, der „Videograf aus Weißensee“, hat ein Porträt zum Künstler gedreht, das am 21. April im Kultur- und Bildungszentrum Peter Edel (Berliner Allee 125, 13088 Berlin, Tel. (030) 76 75 85 10) seine Premiere feiern wird. In dem 71-minütigen Film kommen die Bewunderer Werner Klemkes, Sammler und Weggefährten zu Wort. Ein wichtiges Moment des Werks ist auch Klemkes Verwurzelung in seinem Heimatstadtteil. Die Premiere am 21.4. beginnt um 19 Uhr, Tickets können schon für 5 Euro erworben werden. Ein Trailer auf der YouTube-Plattform gibt einen Vorgeschmack auf das Ereignis. Werner Klemke, ein vielgestaltiger Mann und Künstler von Welt und, wie eine der Interviewten im Film zu Protokoll gibt, ein „herzensguter Mensch“ dazu. Kerem Saltuk fügt mit seinem Film Ein Weißenseer Künstler: Werner Klemke dem Andenken und Nachruhm des Großen einen berührenden Beitrag hinzu. 

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Di, 14.02.2023

Urs Heftrichs neuestes Buch "Gehäuseschutt" erscheint zweisprachig bei Angeli & Engel.

Einladung zur Subskription

Urs Heftrichs neuestes Buch Gehäuseschutt. House of Rubble. Reime und Fotos. Photos and Rhymes erscheint im Frühling 2023 bei Angeli & Engel in Hamburg (Format 24 x 30 cm, Fadenh., Einb. Gewebepapier, Buchgestaltung: Tom Leifer Design, 120 ill. Seiten mit Photographiken des Autors, ISBN 978-3-98249-800-3). Die Verleger Rudolf Angeli und Peter Engel laden herzlich zur Subskription ein, die bis zum 15. März 2023 möglich ist. Die Auflage des Werks beträgt 150 Exemplare, 50 davon als Vorzugsausgabe mit bibliophiler Sonderausstattung: Nummeriert und signiert von Urs Heftrich und mit der Beilage einer eigens geschaffenen Original-Photographik. Die Standardausgabe wird im Vorfeld für 30 Euro (späterer Buchhandelspreis: 39 Euro), die bibliophile für 75 Euro (späterer Preis: 98), jeweils zuzüglich 6 Euro Versand, zu haben sein. Für „Freunde des Verlags“ gibt es zusätzliche Rabattmöglichkeiten, aber auch sie werden gebeten, sich schriftlich vormerken zu lassen. Das Buch des in Heidelberg lehrenden Slawisten Heftrich hat gleich mehrere Besonderheiten aufzuweisen: Es erscheint zweisprachig deutsch und englisch, mit kongenialen Nachdichtungen Joseph Swanns, durchgehend von bildnerischen Arbeiten des Autors begleitet und widmet sich vollständig dem gereimten Gedicht wie schon das Vorgängerbuch Halbinselfisch (2021). Als Wissenschaftler und Herausgeber hat sich Heftrich u. a. um die Werke Nikolai Gogols, Isaak Babels und Vladimir Holans verdient gemacht. Vormerk- und Subskriptions-Wünsche für Gehäuseschutt sind bitte an die Verlagsmailadresse angeliundengel@gmail.com zu richten. 

(André Schinkel)

Mo, 13.02.2023

Das Buchgespräch mit Wolfgang Buchta findet im Rahmen der Ausstellung "Best of 2022" statt.

Gespräch mit Wolfgang Buchta

2021 erschien in der Horner Edition Thurnhof in der Reihe oxohyph der Band Lockdown mit Gedichten von Karl Lubomirski und Filmlithographien von Wolfgang Buchta (Vorzugsausgabe mit Offsetfarblithographien, handkoloriert, Holzschuber mit Tuschzeichnung, 38 S., 22 x 17 cm, Auflage: 40 nummerierte und signierte Exemplare, 150 Euro). Im Buchgespräch in der Wiener Galerie Druck & Buch liegt der Fokus auf der Vorzugsausgabe des Werks: Einen Teil der Auflage hat Buchta nachträglich koloriert, übermalt und überarbeitet; auch der Holzschuber ist jeweils mit Originalzeichnungen versehen. Wie ist es, es ein gedrucktes Buch in eine Serie von Unikaten oder eine Auflage von Originalen zu verwandeln? Das Gespräch mit Wolfgang Buchta findet im Rahmen der Ausstellung Best of 2022 am Donnerstag, den 23. Februar, um 19 Uhr statt. Vom Opus selbst sind nur noch wenige Exemplare erhältlich. Die Ausstellung ist noch bis 28.2. in der Berggasse 21/2 in Wien, in der sich Susanne Padbergs Galerie Druck & Buch befindet, zu sehen.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Fr, 10.02.2023

Die jüngste Ausgabe der Zeitschrift "Camp" ist soeben in der Edition Alfons erschienen.

Ausgabe 4 von „Camp“ erschienen

In der Edition Alfons – Verlag für Graphische Literatur, in der auch Reddition und Phantom publiziert werden, ist, wie Pirckheimer-Freund Sascha Fricke mitteilt, die langerwartete vierte Ausgabe von Camp erschienen. Camp Nr. 4 präsentiert wieder eine Auswahl Sekundärliteratur zu Comics, Illustration und Trivialkultur. Das Heft geht dabei ein weiteres Mal der Frage nach, „ob man sich mit Trivialem, insbesondere im Bereich der Comics, der Illustration, des Pulps oder der schönen Literatur auseinandersetzen kann, ohne gleich als ‚Fan‘ oder gar ‚Nerd‘ abgestempelt zu werden? Kann man einerseits gescheit und unterhaltsam, und andererseits feuilletonistisch sowie wissenschaftlich fundiert über Triviales schreiben, ohne überbordend akademisch zu wirken?“ Im 140 Seiten starken Heft der „etwas anderen Zeitschrift für Nostalgiker & Freunde des optisch Schönen“, das u. a. beim Verlag für 19 Euro erhältlich ist, geht es um Mike Winkelmann, Paris, Enid Blyton, Richard Clifton-Dey, Asimovs Reich, Ditz von Schneidewind, Sexton Blake, Input von Horst Illmer, Whitmans Big Little Books, Nosferatu und Spielzeugroboter; dazu befasst sich der Rezensionsteil u. a. mit Marco Polo, Anna Seghers, Humboldt und Kafka im Licht von Graphic Novel, Comic und Trivialkultur. Camp 4 „stellt sich ein weiteres Mal dieser Herausforderung, indem sie sich auf eine Reise in triviale Gefilde, in die Grenzbereiche zwischen Trash und Kitsch begibt und sich so den schönen Dingen widmet, die man als Kind und Teenager begeistert konsumiert hat und denen man als erwachsener Mensch mit heimlichem Vergnügen begegnet.“ 

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Mi, 08.02.2023

Die Bayerische Staatsbibliothek in München wird im Mai besucht. | © www.muenchen.de
Auch die Universitätsbibliothek steht auf dem Programm. | © www.muenchenwiki.de

Bibliotheksreise im Mai 2023

Fünf Tage München und Umgebung vom 22. bis 26. Mai 2023 – in diesem Jahr will die Kölnische Bibliotheksgesellschaft die Tradition der exklusiven Bibliotheksreisen wieder aufleben lassen. Die eigentlich schon für 2020 geplante und den Iden von Corona zum Opfer gefallene Reise wird nachgeholt und vom 22. Mai an München besucht. Dort gibt es einen Blick hinter die Kulissen der renommierten Bayerischen Staatsbibliothek; und es werden die Universitätsbibliothek und das Hauptstaatsarchiv in der bayerischen Metropole besucht und besichtigt. Natürlich stehen auch die Monacensia und die Bibliothek des Deutschen Museums auf dem Programm. Auf einem Ausflug ins Umland wird man die Studienbibliothek Dillingen sowie die Staatliche Bibliothek in Neuburg an der Donau sehen. Nähere Angaben sind dem gesonderten Reise-Programm auf der Seite der Universität zu Köln zu entnehmen, dort findet sich auch das Anmeldeformular des Reisebüros. Die Fahrt wird von Ino Reisen betreut. Die Bibliotheksgesellschaft nimmt damit die seit 2007 bestehende Tradition, die die Interessierten u. a. nach Sachsen, Thüringen, Berlin, Paris, Rom, Wien und in die Niederlande führte, nach langer pandemiebedingter Pause wieder auf. Eine gute Nachricht für alle, die es lieben, in den Bibliotheken der Welt vorübergehend zuhause zu sein. Bei Anfragen besteht direkte Auskunft über den stellvertretenden Dezernenten Dezentrale Bibliotheken/Gemeinsame Fachbibliotheken der Kölner Universitätsbibliothek, Andre Welters: welters@ub.uni-koeln.de. Auf nach München, Dillingen und Neuburg an der Donau!

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Mo, 06.02.2023

Blick in die Sammlung der Neumann-Stiftung in der Universitätsbibliothek Magdeburg. Der Gründer und Stifter Wolfram Neumann führt am 15. Februar um 17 Uhr durch die Kollektion, die etwa 30.000 Bände in über 2.000 Reihen fasst. Der Eintritt zur Führung ist frei, Interessenten sind herzlich willkommen.

2.150 Buchreihen, 30.000 Bände

Magdeburger Pirckheimer laden zum Besuch der Neumann-Stiftung ein

Mittwoch, 15. Februar 2023, 17 Uhr, Universitätsbibliothek Magdeburg

Die Ute-und-Wolfram-Neumann-Stiftung ist vom bloßen Namen her wahrscheinlich vor allem in Expertenkreisen geläufig. Wenn man dagegen einige Titel der Buchreihen nennt, die als Neumann-Sammlung den Kern der Stiftung ausmachen, wird jeder Bücherfreund anerkennend nicken: Pandora, Piper, Weberschiffchen, Seemanns Bibliothek der Kunstgeschichte, Bücherei des Schocken-Verlags und nicht zuletzt die wohl bekannteste und unter Sammlern mithin begehrteste Reihe, die Insel-Bücherei. Zuhause ist die Buchreihensammlung der Stiftung in der Universitätsbibliothek der in dieser Form noch jungen Universität von Magdeburg und damit an einem Ort, der bisher nicht zu den Hotspots der Bibliophilie in Deutschland gehört. 

Warum dieses Sammlung in der Ottostadt an der Elbe beheimatet ist, welche Buchreihen sie umfasst und wie sie im Laufe von Jahrzehnten gewachsen ist, all das ist Thema der nächsten öffentlichen Veranstaltung der Magdeburger Pirckheimer. Am Mittwoch, 15. Februar 2023, treffen sie sich um 17 Uhr in der Magdeburger Universitätsbibliothek. Dort stellt Professor Dr. Wolfram Neumann seine Stiftung zur Erhaltung und Pflege der Buchkultur bibliophiler Kleinbuchreihen des letztvergangenen, bis in die Gegenwart wichtigen 20. Jahrhunderts persönlich vor und führt durch die Sammlung, die im ersten Obergeschoss der Bibliothek aufgestellt ist. 

Die Sammlung Neumann besteht inzwischen aus etwa 2.150 Buchreihen mit insgesamt rund 30.000 Bänden. Sie umfasst den Zeitraum vom deutschen Kaiserreich über die Weimarer Republik, den Nationalsozialismus, die Teilung Deutschlands bis in die Gegenwart. Die Bibliothek findet sich als Teil der Otto-von-Guericke-Universität der Elbestadt am Universitätsplatz 2 in 39106 Magdeburg. Die Veranstaltung ist öffentlich. Gäste sind willkommen. Der Eintritt ist frei

(Ralf Wege)

So, 05.02.2023

Der "Hamburger Bothe" Nr. 14 erschien kürzlich.

Hamburger Bothe 14 erschienen

Mit dem Monatswechsel ist in Hamburg wieder eine neue Ausgabe des Hamburger Bothen erschienen, insgesamt das vierzehnte Heft des Journals der Pirckheimer im hohen Norden, das man digital (und auf Wunsch auch postalisch als Print) auch außerhalb der meeresnahen Ebenen erhalten und kann (bitte bei Interesse und wenn man noch nicht im Verteiler ist, an folgende Adresse mailen: Rudolf_Angeli@web.de, dann wird der Sehnsucht auf der Stelle Abhilfe geschaffen). Das von Rudolf Angeli und Peter Engel begründete Blatt dient als Informations- und Austauschorgan – es entstand 2020 inmitten des Corona-Lockdowns, als es mit Treffen und persönlichem Diskurs schwierig, ja, vorübergehend unmöglich wurde. Die Sache hat sich nun über die Beschränkungen hinaus als Erfolg erwiesen, die Zahl der Leser dürfte mit jeder Ausgabe steigen. Das aktuelle Blatt wirft einen Vorblick auf die BuchDruckKunst, die unter der zärtlichen wie ambitionierten Obhut von Klaus Raasch vom 31. März bis zum 2. April in Hamburg-Barmbek stattfindet. Einige der illustren Gäste: Andrea Ackermann, Anja Harms, Claudia Berg, augen:falter, edition sonblom, Edition M&M und Katzgraben-Presse. Dann gibt es je einen Hinweis auf Ernst Weiß‘ Tartarin von Tarascon bei Faber & Faber in Leipzig, zu den Vorstellungsrunden unabhängiger Verlage in der ehrwürdigen Staatsbibliothek zu Berlin sowie zu 100 Jahre Einbandkunst im Leipziger Museum für Druckkunst. Das Heft ründet sich mit einer bibliophilen Empfehlung von Abel Doering sowie neuen und exklusiven Texten von Urs Heftrich

(André Schinkel)

Sa, 04.02.2023

"Gestaltung ist Haltung. Vom Außen und Innen der Bücher" heißt die Lesung und Präsentation mit Maria Hartmann (Moderation) und Peter Nils Dorén, zu der die Staatsbibliothek zu Berlin am 23. Februar einlädt.

Gestaltung ist Haltung

Was sagt ein Umschlag über den Inhalt eines Buches aus? Wie kann Gestaltung einen Text abbilden? Worin bestehen Beziehung und Eigenleben von Erzähltem und Visuellem? Zu hören ist Literatur aus den Jahren der Weimarer Republik von Joseph Roth, Upton Sinclair, Annette Kolb, Karin Michaelis und Robert Walser. Gezeigt werden Buchcover von John Heartfield, Olaf Gulbransson, Georg Salter, Emil Rudolf Weiß, durch ihre Erfindungskraft unverwechselbar. Es zeigt sich eine Formensprache, die darauf abzielt, das Buch als individuelle Erscheinung darzustellen. Texte und Bilder bezeugen einen aufklärerischen, international gesinnten Zeitgeist mit einem Reichtum an Ideen und Haltungen, die noch heute aktuell sind. Lesung und Präsentation mit Maria Hartmann und Peter Nils Dorén finden am 23.2. in der Staatsbibliothek zu Berlin statt, Beginn ist um 19 Uhr, um Anmeldung wird gebeten unter: events@sbb.spk-berlin.de.

(Maria Bogdanovich/Pressemitteilung)

Fr, 03.02.2023

Unser Pirckheimer-Neumitglied Thomas Franke präsentiert am 08.02. seine Adaption des Schmidt-Romans "Die Gelehrtenrepublik" in Bonn.

Schmidts „Gelehrtenrepublik“

Thomas Franke lädt zur Vernissage und Buchpräsentation von Arno Schmidts (1914–1979) legendären ‚Roman aus den Roßbreiten’ ein. Der Künstler schreibt: „Seit Ende Dezember des vergangenen Jahres liegt die Vorzugsausgabe des Künstlerbuches Die Gelehrtenrepublik vor. Anfang Februar werde ich hier in Bonn eine Veranstaltung durchführen, bei der ich die Buchausgaben präsentiere und ich möchte Sie dazu einladen: Vernissage der Ausstellung einiger zum Kurzroman vom Grafiker, Buchkünstler, Dichter, Schauspieler und  ‚Erforscher des tellurischen Kabinetts‘ (nach Elisabeth Einecke-Klövekorn) Thomas Franke geschaffener Holzstich-Collagen samt einigen geschwätzigen Ausführungen zur Entstehung des Buches sowie der Lesung aus dem Kurzroman am Mittwoch, den 8. Februar 2023, um 19.30 Uhr, in der Altstadtbuchhandlung Büchergilde in Bonn, Breite Str. 47, 53111 Bonn, Telefon: (0228) 63 67 50.“

Arno Schmidt arbeitete vor dem Krieg als Lagerbuchhalter in Greiffenberg/Schlesien, nach Kriegsdienst und Gefangenschaft schließlich als Übersetzer und Schriftsteller. Seit 1949 erschienen zahlreiche Romane, Erzählungen und literarische Radioessays. Arno Schmidt erhielt 1973 den Goethe-Preis der Stadt Frankfurt am Main. Der Gegenstand dieses Abends und der Ausstellung ist Arno Schmidts Kurzroman. Erstmals 1957 erschienen, spielt Die Gelehrtenrepublik in der Welt fünfzig Jahre nach einem Atomkrieg. Der Roman schildert in Tagebuchform die Reise des Journalisten Charles Henry Winer im Jahr 2008 durch einen von Mutationen bevölkerten „Hominidenstreifen“ in Nevada zu der im Pazifik treibenden künstlichen Insel IRAS (International Republic for Artists and Scientists), auf der die letzten Geistesgrößen, unter der rivaliserenden Aufsicht von Russen und Amerikanern, aus Wissenschaft und Kunst Zuflucht gefunden haben. 

Mit der von Franke reich illustrierten und gemeinsam mit Michael Haitel gestalteten sowie als Künstlerbuch aufwendig hergestellten, bei p.machinery edierten Neuausgabe des Romans erweist sich Franke nicht nur als ein Liebhaber des Schmidt’schen Wirkens, sondern auch seines Humors und seiner bissigen Ironie. Er entdeckte, dass hinsichtlich Schmidts Einschätzung des Interesses der Deutschen an Büchern gleichfalls eine Wahlverwandtschaft besteht. Als sein monumentales Werk Zettels Traum erschienen war, antwortete er auf die Frage, wer denn das Buch lesen solle, dieses Buch wäre für die „eigentlichen Kulturträger“ der Nation bestimmt, die er folgendermaßen errechnete: „Die Zahl der Kulturträger erhalten Sie, wenn Sie die dritte Wurzel aus P ziehen, wobei P für Population oder Bevölkerung steht: Macht bei 60 Millionen Einwohnern in West-Deutschland 390 Leser.“ Eine Zahl, die in den letzten Jahren nicht gewachsen dürfte.

Ein solcher Humor gefällt Franke und so wollte er bei der Gestaltung des Künstlerbuches nicht zurückstehen: Die Bücher wurden in Cabra gebunden, ein Material, das sich anfühlt, als würde man einer Zentaurin aus dem „Hominidenstreifen“ das Fell streicheln. Seit 1979 ist Franke als freier Grafiker, Buchkünstler und Illustrator z. B. für den Suhrkamp-, den Heyne-, den Goldmann-Verlag, für p.machinery und viele andere tätig. Für seine buchgestalterische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet ebenso für seine Arbeit als Schauspieler. Neben seiner Bühnenarbeit bestreitet er seit beinahe vierzig Jahren szenische Lesungen. Die Buchausgaben wurden gefördert durch ein Künstlerstipendium im Rahmen der NRW-Corona-Hilfen. Mit dem Werk beginnt eine Reihe unter dem verheißungsvollen Titel Fulminant Fantastische Folianten. Das Buch umfasst 246 Seiten incl. 25 farbiger, sieben davon wiederum ausklappbar. Die Normalausgabe ist für 99 Euro, die Vorzugsausgabe mit Digidruck im Einleger und Schuber für 222 Euro zu haben.

(André Schinkel/Thomas Franke/Pressemitteilung)

Mi, 01.02.2023

Clemens Gröszer, "Bildnis Anne-Kathrin Bürger", 2010/2012, Mischtechnik auf Leinwand, 100 x 65 cm, | © VG Bild-Kunst, Bonn 2022.
Clemens Gröszer, "Kreuzigungsfragment (Dresdner Altar)", 1984/2004, Mischtechnik auf Hartfaser, 109,5 x 196 cm, | © VG Bild-Kunst, Bonn 2022.
Clemens Gröszer: "Marin a cholie XIII", 2013, Mischtechnik auf MDF-Platte, 175 x 80 cm | © VG Bild-Kunst, Bonn 2022.
Clemens Gröszer: "Selbst mit M. á. C.", 2011, Mischtechnik auf Leinwand, 50 x 40 cm | © VG Bild-Kunst, Bonn 2022.

El Gordo auf dem Rummel

Im Angermuseum Erfurt sind bis zum 05.03. 130 Arbeiten aus Clemens Gröszers Nachlass  zu sehen

Im Begrüßungsbild von einem Rummelplatz fährt Der Driver (Selbst) (1985–2001) dem Besucher der Ausstellung Clemens Gröszer. Magie der Wirklichkeit im Autoscooter entgegen. Ein Spielzeug für Größere, ein menschlich gelenkter technischer Apparat aus Mann und Auto – ein wenig erinnert das an die romantische Liebe E.T.A. Hoffmanns zu den mechanischen Lebewesen. Über dem Vehikel sprühen wie ein Feuerwerk Elektrofunken vom Gitter der Oberleitung. Die Zigarette hängt lässig im Mund des Fahrers, sein Schlips fliegt. Ein anderes Gefährt steckt sinnbildlich in der Ecke, und der Rempler am Heck eines weiteren bleibt wegen des umlaufenden Gummiringes unbeachtet. Der Künstler genießt das Volksvergnügen in der freudvollen Bewegung ohne Ziel. Seinen nachdenklichen Blick in die Ferne zeigt er unter einem instabilen Gerüst auch als El Gordo (1983–1986). So preist er sich selbstironisch nach der spanischen Lotterie als Hauptgewinn, umgangssprachlich „der Dicke“.

Als Zigarettenraucher – wie ihn viele Selbstporträts zeigen – hat sich Clemens Gröszer ein Sicherheitsholz aus Riesa entzündet. Mit klaren Augen erblickt er alles ernst und kritisch, besonders in der Kaltnadelradierung Selbst (1980), deren expressionistischer Zugriff das eigene Selbstbildnis mit dem Konterfei von Karl Schmidt-Rottluff, Conrad Felixmüller und Max Beckmann verbindet. Als Gröszer (1951–2014) mit 21Jahren an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee zu studieren begann, endeten die „stürmischen Sechziger mit ihrer festen Hoffnung auf die Zukunft“ (G.G.Dadamjan), die sich in dem irrealen Vertrauen auf die rationale und planmäßige Steuerung nationaler wie internationaler Prozesse gründeten. Zeitgleich gab es weltweit einen ähnlich gerichteten Realismus. Die gewohnte Abstraktion war für manche stickig.

Von der Documenta5, 1972, die zentral mit John De Andrea und Cluck Close „Hyperrealismus“ zeigte und „individuelle Mythologien“ feierte, brach ein frischer Wind in die Kunstgefilde. Zwischen den realistischen Strömungen im Osten und im Westen, vor allem in den USA, gab es Wechselwirkungen. Sie traten der Offenheit des „Anything goes“ von lauter nichtssagenden Endpunkten entgegen mit einer herausfordernden Ästhetik des Widerstands. In Gröszers Gemälde Réunion (2007) versammeln sich dreizehn Vertreter der östlichen Strömung zum sinnlichen Abendmahl um eine aufgebahrte lebendige Schöne. Darunter die Gruppe „neon-real“, Clemens Gröszer, Rolf Biebl und Harald Schulze sowie auch der Dichter Karl Mickel und der Kunstwissenschaftler Matthias Flügge, der sah, wie „neon-real“ sich gegen die Herumschluderei der „genialen Dilettanten auf die altmeisterliche Lasurtechnik besannen, die Perfektion verlangt“.

Alltagsbezogene Bilderwelten, die Befragung der Realität und intensive Erbebeziehungen zur Renaissance, zum Verismus (Dix, Grosz) und Magischen Realismus sind programmatisch für Gröszers Werk. Sein Statement „Die Magie der Wirklichkeit genügt mir, daran meine Malerei zu entzünden“ steht der Ausstellung mit 130Arbeiten aus dem Berliner Nachlass voran. Wie sich seine Kunst an der unmittelbaren Begegnung entzündet hat, zeigen Farbstudien von der Toten Blauracke (2011) – oder die sehr konkret gezeichneten Geschlechtsorgane. Gröszers nackte Modelle sind schön und hässlich. Der unmittelbar sinnlichen Begegnung folgt die zu Kunstwerken anderer, die der Maler liebt.

Manche Motive tauchen als stilistisch authentische Versatzstücke in seinen Bildern auf und bringen im veränderten Zusammenhang neue Sinnschichten hervor, so im Kreuzigungsfragment (Dresdner Altar) (1984–2004), wo im Mittelteil das Kreuzigungsmotiv von Matthias Grünewald adaptiert ist und auf der rechten Tafel das Motiv einer nackten Frau. Deren Brustrose wird von einer anderen Nackten mit den Fingern gelost – eine Referenz auf das berühmte Gemälde Gabrielle d’Estrées mit ihrer Schwester, der Herzogin von Villars (1594) des anonymen Malers der Schule von Fontainebleau. Auf einer anderen Leinwand wird eine Hure mit aufgedonnertem Make-up und langstrümpfig erotisierten schlanken Beinen zur Versuchung (1979/1989); sie will in tangagesteigerter Nacktheit den Antonius aus der Askese locken. 

Außerdem zu sehen sind schön gemalte Porträts abschätzender, selbstbewusster, kluger Frauen wie das der Schauspielerin Bildnis Anne-Kathrin Bürger (2010/2012) sowie von dem Mädchen Rosa mit Spielzeug (1982), das wie eine Erwachsene ernst genommen wird und dessen Spielzeug auf vielseitige Interessen – von Natur zu Technik, von Mathematik zu Fantasie – schließen lässt. Gemalt in Mischtechnik auf Leinwand, deren Geheimnisse Gröszer von seinem Lehrer Kurt Robbel vermittelt wurden. Eine Bereicherung erfährt diese Technik durch collagierte Teile, so etwa beim Bildnis des Friseurs Frank Schäfer (1999): Schmuckbesät, mit unedlen steinbesetzten Ringen an jedem Finger, mit unzähligen Ketten, Reifen und Piercings, einer Schraube durch den Nasenflügel, doch mit Kreuz und dem Tattoo „Lämmchen“, wird der DDR-Kultfriseur scherzhaft als Jesuslein dargestellt.

Gröszer verlässt zuweilen die figurative Motivwelt, kommt aber immer zu ihr zurück. Herausragend sind die Melancholie-Bilder. Ein Protomotiv dafür war die Zeichnung Marina, 4.12.1981, Bleistift auf Karton: Eine Frau sitzt mit übergeschlagenen Beinen und hochgehaltenen, angewinkelten Armen auf einem Schemel. Sie wurde zu Marin á cholie und weist auf ein anderes Lieblingsmotiv aus dem Bild Kreidefelsen auf Rügen, 1818/1819, von Caspar David Friedrich. In anderen Farben ergibt sich über den stufigen Kreidefelsen, die Große Stubbenkammer auf Rügen, ein grandioser Blick auf die blendend weiße Umfassung des Meeres in parabolischer Form, ein Lebenssymbol, Friedrichs Kunst entnommen.

Eine fast nackte Frau, erotisch riemenbekleidet, sitzt in wiederkehrenden Varianten von Malerei und Grafik bekrönt von einer mitraähnlichen Kauftüte, die das Konsumdenken erhebt und bildhaft die Umkehr der Werte in dieser Zeit klärt. In der Lithografie M. A. C ., Melancholia XII, 2008, balanciert eine Hand über drei Fingerspitzen eine Glaskugel, wie ohne Berührung, als hielte ihr Blick sie magisch. In der Glaskugel ist die Welt verdreht und verzerrt reflektiert, in sie zu schauen, heißt, auf eine sehr fragliche Auskunft zu hoffen. Das Gegenteil zur Welterschließung mit Malstock und mit Maßstab, die über der Kugel liegen und wie der Zirkel bei Dürer die rationale Erkenntnis symbolisieren. Albrecht Dürer führte mit dem Kupferstich Melencolia I Gröszer zur Fledermaus. 

Bei Gröszer im Aquarell von 2004 eine lebendige zahnzeigende, dagegen bei Dürer die Fledermaus als Symbol der Nacht. In neuer Vergegenwärtigung finden wir bei Gröszer aus Dürers Bemühung um die Abbildungsmethode der Perspektive und um die Lösung geometrischer Probleme den behauenen Steinblock, einen zwölfeckigen Polyeder – mit der Erkenntnis: Das Unendliche „kann man mit der Hand nit machen ... Das faßt allein der Verstand“. Und mit Leiter, Turmbau und rollender Kugel stoßen wir auf das immerwährende Problem: Wer die alten Erkenntnisweisen benutzt, stößt auf deren Grenzen, und die Begrenztheit unseres Strebens ruft in uns Melancholie hervor. 

(Peter Arlt)