Pirckheimer-Blog

Mi, 05.07.2023

Unter anderem in München beim Radierverein zu sehen – Meik Brüschs Mischtechnik "Fundamental Forces Seemed to be Play", Radierung, Linolschnitt, Holzschnitt, 50 x 70 cm, 2021 (Detail der Grafik).

München: „Let’s print in Leipzig“

Laura Etz vom Verein für Original-Radierung München e. V. lädt zur nächsten Ausstellung in den Räumen des Radiervereins ein: „Seit fünf Jahren ermöglicht das Museum für Druckkunst in Leipzig jährlich Künstler*innen aus aller Welt für einige Wochen in den Werkstätten des Museums, mit den dort erhaltenen Druckpressen und Maschinen, künstlerisch zu arbeiten. Der Radierverein, als Begegnungsort für Druckgrafik in München, zeigt nun in Kollaboration mit dem Museum eine exklusive Auswahl von Druckgrafiken aus der Sammlung, die in den letzten fünf Jahren anlässlich der Workshops in Leipzig entstanden sind. Darunter sind Werke von Künstler*innen wie Maren Oehling (Leipzig), Ausma Šmite (Lettland) und Meik Brüsch (Dänemark).“ Die Vernissage findet am 13. Juli um 19 Uhr in den Galerieräumen des Vereins (Ludwigstraße 7, 80539 München) statt, bis zum 5. August ist sie von Mittwoch bis Freitag von 15 bis 19 Uhr und am letzten Tag von 11 bis 14 Uhr geöffnet. Alle Informationen zu Schau und Verein finden sich hier.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Di, 04.07.2023

corn.elius: "sondermarke", Serigrafie auf Karton. | © HSB/corn.elius 2023, Hanneke van der Hoeven
"briefe" – Installationsansicht. | © Christopher Breu

Corn.elius_Gesiebte Briefe_

Hegenbarth trifft Gegenwart: Noch bis zum 20. September würdigt die Hegenbarth-Sammlung Berlin (Laubacher Straße 38, 14197 Berlin) mit corn.elius_gesiebte briefe_ erstmals in einer großen institutionellen Einzelausstellung die seriellen Bildschöpfungen des in Berlin lebenden Serigrafikers Cornelius Brändle. Mit seinem buchkünstlerischen Werk ist er seit 30 Jahren präsent, wofür der Künstler im Mai dieses Jahres mit dem V. O. Stomps Förderpreis der Gutenbergstadt Mainz im Rahmen der Minipressen-Messe ausgezeichnet wurde. Die Ausstellung, die einen umfänglichen Überblick zum Werk Brändles gibt, ist von einem umfangreichen Begleitprogramm flankiert. 

_vom schönsinn der gefundenen form: Einen bislang unbekannten Kosmos bildet das Material, das den Bucheditionen zugrunde liegt, die in steter Metamorphose entwickelten Siebdruckserien. Die Hegenbarth-Sammlung stellt repräsentative Ausschnitte daraus vor, die den schöpferischen Prozess der Formfindung, die Verwandlung vom Fundstück zum Bildzeichen, als Cornelius Brändles Thema fokussieren. Die gesiebten briefe sind eine Einladung zum Mitspielen: Durch den Schönsinn der gefundenen Formen vermitteln sie beim bloßen Betrachten die impliziten sozialen wie intellektuellen Aspekte. In der Reihe Hegenbarth trifft Gegenwart werden darüber hinaus zudem verschiedene Vermittlungsformate bis hin zur seriellen Kunstaktion angeboten.

Seit über zwanzig Jahren sind Alltagsgegenstände, zufällig Gefundenes oder Weggeworfenes, Ausgangspunkt vieler seiner Serigrafien. Als Sammler liest Brändle, der auch als Initiator der Art Book Berlin bekannt wurde, diese Dinge auf, nicht wissend, welchen Sinn er ihnen als Zeichner mit dem Sieb entlockt. Der Zufall verwandelt die Form des Ausgangspunkts im photomechanischen Prozess. Im seriellen Spiel mit der gefundenen Form hat corn.elius sein Markenzeichen gefunden. Die Ausstellung ist immer mittwochs von 12 bis 17 zu besichtigen, gesonderte Termine sind nach Vereinbarung möglich. Am 19. und 20.07. sowie am 23. und 24.08. finden Ferienworkshops in der Sammlung statt, am 20. September ein Künstlergespräch mit Buchpräsentation. Alle Infos dazu finden sich auf der Webseite der Hegenbarth-Sammlung. Willkommen bei Hegenbarth!

(Hegenbarth-Sammlung/André Schinkel/Pressemitteilung)

Mo, 03.07.2023

Sven Großkreutz: "Phoenix aus Aschersleben", Öl auf Leinwand, 100 x 150 cm, 2023 – die Ausstellung des Künstlers ist noch bis zum 21.07. in Leuna zu sehen.

Leuna: Phoenix aus Aschersleben

Noch bis zum 21. Juli wird in der Galerie im cCe-Kulturhaus in Leuna die Ausstellung Phönix aus Aschersleben mit Malerei und Grafik von Sven Großkreutz gezeigt. Der gebürtige Luckenwalder wuchs in der ältesten Stadt Sachsen-Anhalts auf und studierte in Halle und Leipzig bei Gudrun Brüne, Rolf Kuhrt und Ulrich Hachulla. Seit 2004 arbeitet er als freier Maler und Grafiker in Halle. Die Schau zeigt Arbeiten von Großkreutz, die in der Tradition der Neuen Leipziger Schule stehen: Stadtlandschaften, Stillleben und Figuren, einerseits von seiner Kindheit und Jugend in Ostdeutschland, andererseits vom Erlebnis Italiens geprägt. Realität und Fiktion verknüpfen sich im Werk des Künstlers auf je ganz eigene Weise, auch darin die Leipziger Tradition streifend. Auch zur Edition Pirckheimer und zur diesjährigen Jahresgabe der Pirckheimer-Gesellschaft, die im Mitteldeutschen Verlag erschien, trug Großkreutz grafisch bei. Die Galerie in Leuna ist Dienstag und Donnerstag von 11 bis 17, Mittwoch von 11 bis 19 und freitags von 11 bis 13 Uhr geöffnet. 

(André Schinkel)

Sa, 01.07.2023

Chris Ware: "Paper Life" im Cartoonmuseum Basel.

Chris Ware im Cartoonmuseum

Die in enger Zusammenarbeit mit Chris Ware entwickelte Retrospektive Paper Life zeigt vom 1. Juli bis zum 29. Oktober im Cartoonmuseum Basel (St.-Alban-Vorstadt 28, CH– 4052 Basel) erstmals im deutschsprachigen Raum den ganzen Reichtum des Werks des aktuell bedeutendsten US-amerikanischen Comicautors und -zeichners. Der 1967 in Omaha in Nebraska geborene Künstler veröffentlichte schon sehr früh im Avantgarde-Magazin Raw von Art Spiegelman und Françoise Mouly. In den frühen 1990er Jahren startete er seine ACME-Novelty-Library-Serie, in der er seine wichtigsten Charaktere etablierte. Ware zeichnet mit perfektionistischer Akribie und technischer Präzision, seine Bücher sind erzählerische und formale Gesamtkunstwerke, in denen von der Typografie bis zum Einband alles aus einer Hand kommt. In der Ausstellung wird nachvollziehbar, wie er über suchende Vorskizzen zu seinen durchkomponierten, an Konstruktions-Zeichnungen erinnernden Bildsequenzen gelangt. Besonders eindrücklich ist dabei die aufwendig produzierte Comic-Sammlung Building Stories von 2012, die 14 Bücher in den verschiedensten Formaten und eine ohne vorgegebene Reihenfolge vereint. Neben seinen großen Graphic Novels wie Jimmy Corrigan (2000) und Rusty Brown (2019) arbeitet Chris Ware für die Presse und hat diverse Animationsfilme realisiert. Die Schau zeigt Originale des u. a. 2021 mit dem Grand Prix de la Ville d’Angoulême ausgezeichneten Künstlers, seine Filme sowie Objekte (Modelle, Puppen), die seine Geschichten in der dritten Dimension ergänzen. Das Cartoonmuseum ist von Dienstag bis Sonntag 11 bis 17 Uhr geöffnet, der Eintritt beträgt 12 (ermäßigt 7) Schweizer Franken. Alle weiteren Informationen zum Künstler, zur Schau und zum umfangreichen Beiprogramm finden sich hier.

(Cartoonmuseum Basel/André Schinkel/Pressemitteilung)

Fr, 30.06.2023

Troisdorfer Bilderbuchpreis 2023 für Sabine Kranz.

Troisdorfer Bilderbuchpreis geht 2023 an Sabine Kranz

Der Troisdorfer Bilderbuchpreis geht 2023 an Sabine Kranz für ihre Illustrationen zu In meinem Rucksack wohnt ein Tiger. Autor des Buchs ist Uwe-Michael Gutzschhahn, es erschien bei Sauerländer/Fischer KJB. Der Troisdorfer Bilderbuchpreis ist der einzige Spezialpreis für künstlerische Bilderbuchgestaltung im deutschsprachigen Raum. Die dreiköpfige Jury entschied einstimmig, Sabine Kranz den ersten Preis des Troisdorfer Bilderbuchpreises zuzuerkennen und vergab zugleich drei weitere Preise. So erhielt Susanne Straßer für Wenn Gott ein Kaninchen wäre (Herder-Verlag) den zweiten Preis. Der dritte Preis wurde an Bernd Mölck-Tassel für Wir Menschen (Verlag Jacoby & Stuart) vergeben. Den Förderpreis erhält schließlich Nina Maria Drangmeister für ihre Illustrationen zu Rilkes Panther. Die unabhängige Kinderjury, die sich aus Drittklässlern Troisdorfer Grundschulen zusammensetzte, wählte als ihren Favoriten das Buch Was macht ihr denn da? von Alexandra Prischedko (Edition Bracklo). Mit „wenigen, immer wiederkehrenden Farben und kolorierten Umrisszeichnungen erschafft Sabine Kranz einen Tiger mit eher katzenähnlichem Äußeren, der angeblich in Bens Rucksack wohnt. Doch sehen wir als Leser*innen den Tiger immer wieder – und zwar außerhalb des Rucksacks …“, so beginnt die verheißungsvolle Begründung der Jury für den ersten Preis, die weiterhin Ästhetik und Phantasie anregende Deutungsoffenheit der Umsetzung durch die Illustratorin lobt und hervorhebt.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Do, 29.06.2023

Whalewatching und Hortensie

Die Neuhauser Kunstmühle im niederösterreichischen Hohenberg bietet zwei zum Teil recht rare Drucke von Günther Nussbaumer an. Die Betreiber Elisabeth und Nikolaus Topic-Matutin schreiben dazu: „… im Winter 1996/1997 besuchte unser Freund, der Maler Günther Nussbaumer, die Azoreninsel São Miguel. Er hatte damals mit dem Winterwetter wenig Glück, es regnete und stürmte. Aber selbst im Winter finden sich auf den Azoren einzelne Hortensienblüten, und so brachte Günther zwei Motive mit, zu denen er dann bei uns Lithografien schuf: Das Blatt Hortensie und, in zwei Farbvarianten, das Blatt Mare Atala. Von der Hortensie (Abb.) sind nur noch die allerletzten Exemplare verfügbar, sodass wir Bestellungen in der Reihenfolge des Einlangens berücksichtigen werden. (…) Mare Atala evoziert einen Besuch in einer verfallenen Walfangstation im Ort Capelas. Mit Booten, wie der Künstler eines darstellt, und die mit 12 Männern am Ruder besetzt waren, gingen die Azoreaner bis ins 20. Jahrhundert auf Walfang. Der gejagte Wal musste mindestens so groß sein wie das Boot, und er wurde vollständig verwertet: vom Schmierfett bis zu den Knochen, aus denen kleine Kunstwerke geschnitzt wurden. Heute hat sich diese Tradition als Whalewatching fortgesetzt ... Alle Informationen zu den Nussbaumer-Blättern und vielen weiteren Angeboten der Neuhauser Kunstmühle finden alle an Grafik Interessierten auf deren Webseite.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Mi, 28.06.2023

Das Seestück "Nach dem Sturm 2" von Klaus Raasch.

Bibliophiles des Monats: Die zehn „Seestücke“ von Klaus Raasch

Es ist quasi die Fortsetzung seines Projekts Das Meer. La Mer. The Sea, das eine erste Groß-Serie maritimer Holzschnitte zeitigte: mit seinen Seestücken setzt Klaus Raasch, der renommierte Hamburger Künstler, Drucker und Verleger, mithin Initiator der BuchDruckKunst, die Jahr für Jahr im Frühling Hunderte Grafiker*innen, Buchkünstler*innen, Editierende, Galerien und natürlich und vor allem sich für diese herrlichen Gewerke Interessierenden in die Hansestadt an der Elbe zieht, ein aufregendes Prinzip fort. Letztlich treten der und dem Bibliophilen die Kunstwerke in drei Aggregatzuständen entgegen: als originale Abzüge, Druckstöcke und, für den etwas kleineren Etat, in Form eines, nach Das Meer, zweiten Werkbuchs, verlegt in der Edition Klaus Raasch

Die originalen Seestücke bestehen dabei aus zehn hochformatigen Drucken im Format von 22 x 45 Zentimetern, gedruckt auf Bütten Alt Bern in der Größe von 30 x 53 Zentimeter, und sind in einer handgefertigten Leinenmappe, die mit einem weiteren originalen Holzschnitt bedruckt ist, zusammengefasst. Die Gesamtauflage der Holzschnitte beträgt vierzig nummerierte und signierte Exemplare, davon gibt es die ersten fünfzehn Exemplare nur als komplette Folge. Der Preis für das Gesamt-Bundle der originalen Seestücke mit insgesamt dreizehn Blättern beträgt 1.800 Euro. Einzelblätter gibt der Künstler auf Anfrage ebenfalls ab. Interessant ist dabei Raaschs Arbeitsweise:

Als Grundlage dient Kiefernsperrholz, das vor dem Drucken auseinandergesägt und wie bei einem Puzzle neu angeordnet und kombiniert, ineinandergefügt wird. Die interessante Maserung des Holzes wird dabei bewusst in die Gestaltung einbezogen, das Ergebnis sind äußerst effektvolle und hochgradig farbintensive Produkte. Neben den traditionellen Holzschneide-Werkzeugen kommen auch weniger konventionelle zum Einsatz. In mehreren Druckgängen werden von den Stöcken die Motive abgezogen; von feinster bis zu expressiver Farbgebung ist alles dabei. Die Farben mischt Raasch dafür selbst an, das Drucken in vielen Schichten ermöglicht grazile Farbnuancierung

Als Ausgabe für den täglichen Gebrauch dient das Werkbuch, in Raaschs Edition für 18 Euro (2., überarbeitete Auflage. 80 Seiten im Hochformat von 29,7 x 21 Zentimeter, 150 g/qm Naturpapier, Fadenheftung, Broschur) zu haben. „Anschaulich wird die Entstehung der Grafikfolge Seestücke beschrieben. Abgebildet sind nicht nur alle zehn Farbholzschnitte, sondern auch die Collagen aus den eingefärbten Hölzern, die eine ganz eigene Sinnlichkeit haben und die von Sammlern sehr geschätzt werden“, so der Künstler. Eine wundersame Folge, in der man sich, sei es im Original oder im handlichen Format samt Zusatzmaterialien, wieder und wieder versenken und verlieren mag.  

(André Schinkel)

Di, 27.06.2023

BSB-Vortrag: "Taiwan Lectures on Chinese Studies".

BSB: Vom Lesen chinesischer Landschaften – Einige Gedanken zu Zhao Mengfu (1254–1322)

Zum Vortrag Vom Lesen chinesischer Landschaften – Einige Gedanken zu Zhao Mengfu (1254–1322) von Professor Kai Marchal (National Chengchi University, Taipeh) lädt die Bayerische Staatsbibliothek in München (Ludwigstraße 16, 80539 München) am Montag, 10. Juli 2023 um 18.30 Uhr in den Friedrich-von-Gärtner-Saal im 1. OG der BSB herzlich ein. In diesem Vortrag wirft der Referent einen philosophisch geschärften Blick auf die Landschaftsbilder des Zhao Mengfu. Zhao ist einer der berühmtesten Vertreter der sogenannten Gelehrtenmalerei, der den weiteren Verlauf der chinesischen Kunstgeschichte nachhaltig beeinflussen sollte. Oft wird hervorgehoben, dass sich in seiner langen Karriere ein Wandel von der realistisch geprägten Darstellung zur abstrakten, reinen Pinselführung manifestiere. Durch die Analyse einer repräsentativen Auswahl seiner Gemälde arbeitet Professor Kai Marchal einige zentrale Merkmale von Zhaos Stil heraus und geht der Frage nach, wie philosophische und religiöse Vorstellungen von Wirklichkeit, Bildhaftigkeit, Bedeutung und Leere die künstlerische Praxis dieses Malers geprägt haben. Dabei wird es nicht zuletzt um die Frage gehen, wie eine ästhetische Erfahrung des Anderen überhaupt möglich ist. Moderiert wird die Veranstaltung von Professor Hans van Ess (Ludwig-Maximilians-Universität, München). Der Vortrag ist Teil der internationalen Vortragsreihe Taiwan Lectures on Chinese Studies und wird gemeinsam von der National Central Library von Taiwan, der Ludwig-Maximilians-Universität München und der Bayerischen Staatsbibliothek veranstaltet. Die BSB bittet um Anmeldung zum Vortrag unter der Mail veranstaltungen@bsb-muenchen, da die Teilnehmerzahl begrenzt ist. Der Eintritt für Vom Lesen chinesischer Landschaften ist frei.

(Bayerische Staatsbibliothek/Pressemitteilung)

Mo, 26.06.2023

Das Antiquariat J. J. Heckenhauer in Tübingen, in dem einst Hermann Hesse in die Lehre ging, besteht seit nunmehr 200 Jahren. Am 02.07.23, 15 Uhr, liest Karl-Josef Kuschel Texte zu Hesse in der Rosenau.

Tübingen: Lesung in der Rosenau

Das Tübinger Antiquariat J. J. Heckenhauer feiert in diesem Jahr seinen 200. Geburtstag. 1823 wurde es im Juli von Johann Imanuel Heckenhauer gegründet. 1880 hat die Familie Sonnewald Heckenhauer übernommen. Von 1895–1898 absolvierte Hermann Hesse seine Buchhändlerlehre bei Heckenhauer. Er wusste damals bereits, dass er Schriftsteller werden möchte und nannte die Lehre eine Stufe auf dem Weg zum Ziel. Der Tübinger Theologieprofessor und Vorsitzende der Hermann Hesse Gesellschaft Calw Karl-Josef Kuschel liest am 2. Juli um 15 Uhr aus diesem Anlass im Hofgut Rosenau (Rosenau 15, 72076 Tübingen) biographische und autobiographische Texte von und zu Hermann Hesse. Er liest aus seinem Werk Magische Orte das Kapitel über Hesse, ergänzt durch einen Auszug aus der druckfrischen Festschrift Volker Michels zum 80. Geburtstag, dem maßgeblichen Herausgeber von Hesses Werk bei Suhrkamp. Begleitet wird die Lesung durch eine musikalische Umrahmung von Angela Simons, einer international bekannten Cellistin aus Luxemburg, die für ihre Hesse-Vertonungen bekannt ist. Die Einführung hält Roger Sonnewald, der Inhaber des Antiquariats. Vom Unkostenbeitrag in Höhe von sechs Euro geht ein Euro als Spende an das Tübinger Hermann-Hesse-Kabinett. Es wird um Anmeldung/Reservierung via Email: mail@hofgutrosenau-tuebingen.de, bzw. über die Telefonnummer (07071) 6 88 66 gebeten.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

So, 25.06.2023

Sotheby's: Autograph des Mozart-Briefs von 1782.
Josef Lange: "Mozart am Klavier", etwa 1782/1783.

Mozart-Autograph bei Sotheby’s

Ein überaus seltenes Autograph bei Sotheby’s: Ein Brief Wolfgang Amadeus Mozarts (1756–1791) wird am 6. Juli 2023 als Hauptlos der Auktion im Rahmen der Christie’s Classic Week in London erscheinen. Das Estimate für seine Versteigerung liegt bei 300.000 bis 500.000 britischen Pfund. Der zweiseitige Brief des damals 26-jährigen Komponisten stammt aus dem Jahr 1782 und ist an die Baronin von Waldstätten gerichtet. Das Autograph befindet sich seit jeher in privaten Sammlungen. Im Brief erklärt Mozart der Adressatin des Schreibens, dass er innerhalb von zwei Tagen heiraten muss, um seine zukünftige Frau vor dem Skandal zu bewahren.

Thomas Venning, der Leiter von Christie’s Books & Manuscripts, London, sagt: „Mozart-Briefe sind bei Auktionen selten, und es gibt kaum eine andere historische Ikone, bei der man einen vergleichbaren ungefilterten Einblick in einen so wichtigen und privaten Moment erhält. Der Brief befand sich immer in privaten Sammlungen und wurde seit 1989 weder von der Öffentlichkeit noch von Wissenschaftlern gesehen.“ Autographe Briefe von Mozart sind bei Auktionen Raritäten: Rare Book Hub verzeichnet nur einen einzigen Verkauf in den letzten zehn Jahren (Christie’s, New York, 2017).* Das aktuelle Angebot ist samt Textwiedergabe und Erläuterungen hier einsehbar.

Wolfgang Amadeus Mozarts Ankunft in Wien 1781 war ein Wendepunkt in seinem beruflichen und persönlichen Leben, der Moment, in dem er sich für eine unabhängige Karriere entschied, um durch Kompositionen, Aufführungen und Unterricht Geld zu verdienen, anstatt die Sicherheit der Nähe zu seinem Vater und seine privilegierte Stellung am Salzburger Hof zu genießen. Zu dieser Zeit war er auf eine Handvoll Schüler angewiesen, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, und setzte seine Lehrtätigkeit in den 1780er Jahren fort, um die Einkünfte aus seinen Aufführungen und Veröffentlichungen zu ergänzen. Sie fällt mit der Fertigstellung der Oper Die Entführung aus dem Serail zusammen, die am 16. Juli 1782 uraufgeführt wurde und ein beachtlicher Erfolg war. Der Brief ist bei dem Auktionshaus gelistet unter Christie’s Classic Week / Exceptional Sale, Lot 11.

* Provenienz: Gustav Moritz Clauß (1796–1871, Autographensammler, Leipzig: vermerkt bei Otto Jahn, 1856); Privatsammlung, London (vermerkt in Bauer/Deutsch: Briefe, 1963); angeboten bei Christie’s in London, bei der Auktion vom 21. Juni 1989, Los 192, „The property of a gentleman“.

(Maria Bogdanovich)

Sa, 24.06.2023

Ottilie von Goethe (1796–1872), Gattin Augusts, Schwiegertochter und "Muse" J. W. von Goethes, Vertreterin der deutschen Romantik. | © Klassik Stiftung Weimar / Goethe- und Schiller-Archiv

Mut zum Chaos: Ottilie von Goethe

Sie war die Gattin August von Goethes, mehr aber noch die Schwiegertochter von Großdichter Johann Wolfgang von Goethe und das von ihm eindeutig so benannte „Lieblingskind“: Ottilie von Goethe (1796–1872). Der Tod Augusts 1830 wird denn auch weit mehr vom Tod des Meisters zwei Jahre später überschattet – und die quirlige Romantikerin sah denn da auch das „Licht ihres Lebens“ erloschen. Die Mut zum Chaos betitelte Ausstellung, die anlässlich ihres 150. Todestages 2022 in der Goethe-Stadt Weimar gezeigt wurde, ist nun bis zum 6. September in der Goethe-Stadt Frankfurt am Main zu sehen. Man taucht ein in die Welt einer Freiheitsgeistin und künstlerischen Verkleidungs-Künstlerin, die schon zu Lebzeiten Begeisterung und Widerspruch erntete. Die Schau ist im Deutschen Romantik-Museum ist täglich von 10 bis 18 Uhr, an den Donnerstagen sogar von 10 bis 21 Uhr geöffnet. Lediglich am Goethe-Geburtstag (dem 28.08.) schließt das Haus bereits um 17 Uhr. Die nächste Führung durch die Ausstellung findet am 27. Juni um 16.30 Uhr statt. Tipp für den Bibliophilen: das Album Allerlei, in dem Ottilie von Goethe eine Vielzahl von Gestalten annimmt, und die Zeitschrift Chaos, deren Erscheinen (1829 bis 1832) sie erheblich anstieß und nach der die Ausstellung zu Leben und Werk, die eine Vielzahl weiterer Schätze birgt, benannt ist

(André Schinkel)

Fr, 23.06.2023

Soeben erschienen: Heft 249 der "Marginalien", hier incl. der Grafik von K.-G. Hirsch. | © Till Schröder

Marginalien 249 erschienen

Aufbruch, Neuvorlage, Wiederholung: Das Beginnen, das Neuanfangen ... und der Umgang damit stehen, wie Chefredakteur Till Schröder bereits im Editorial der druckfrischen Ausgabe 249 der Marginalien hinweist, manchmal gewollt, zuweilen unfreiwillig als Motto und Tenor über vielen Aufsätzen, Rezensionen und sonstigen Beiträgen des 2023er Sommer-Heftes der Zeitschrift für Buchkunst und Bibliophile der Pirckheimer-Gesellschaft. Ernst Falk untersucht den Werdegang der Petersburg Press, während Rainer Stamm den Spuren Kurt Freyers von Berlin nach Israel folgt und Renate Reschke Kunst und Verdienste Ruth Tesmars würdigt. Als Fundsache präsentiert Roland Jaeger die wechselvolle Historie des foto-auges, und Harald Kretzschmar schreibt im ABC der Druckkunst über seine Passion für den Siebdruck. Jens-Fietje Dwars beleuchtet in seinem Nachruf die große Wirkung und Nachwirkung der publizistischen Arbeit (Außer der Reihe, Janus Press) von Gerhard Wolf, der im Februar dieses Jahres starb. Auch der Rezensionsteil ist mit Norbert Grewe, Elke Lang, Ernst Braun, Jürgen Engler und Ekkehard Schulreich kenntnisvoll und hochkarätig besetzt. Es wird zum 50. Jahrestreffen der Pirckheimer, das vom 22. bis 24.09. unter der organisatorischen Obhut von Peter Arlt in Gotha stattfinden wird, geladen. Als originalgrafischer Bonus kommt der Holzschnitt Engel von Karl-Georg Hirsch zu den Mitgliedern der Gesellschaft. Mit Gerhard Rechlin ehrt ein jahrzehntelanger Sammer und Kenner den Meister Hirsch zudem zum 85. Geburtstag mit der Bibliografie des buchgrafischen Werks KGHs von 2008 bis 2022. Ja, und da das Faible für Hirschens Kunst ungebrochen groß ist, steht sie auch online auf dieser Seite allen Interessierten und den akribischen Sammlern und Freunden des Grafikers hier zur Verfügung.

(André Schinkel)

Do, 22.06.2023

Blick in das "Gesangbuch" der Magdalena Sibylla.

Neue Kostbarkeit in der HAB

Zu den jüngsten Erwerbungen der Herzog August Bibliothek (HAB) in Wolfenbüttel für die Sammlung Deutscher Drucke gehört das äußerst seltene Gesangsbuch der bedeutenden barocken Kirchenlieddichterin Magdalena Sibylla, Herzogin von Württemberg (1652–1712). Das Buch wurde 1698 in Stuttgart durch Paul Treuen gedruckt und verlegt. Die Initialen der Verfasserin befinden sich auf der Titelseite als gespiegeltes Schlaufen-Monogramm und heißen: „Magdalena Sibylla Herzogin Zu Württemberg“. Die ersten drei Zeilen des Titels (Das mit Jesu bekreuzigte Hertz:) sind in Kupfer gestochen. Es ist geplant, die rare Ausgabe zu digitalisieren und sie so auch für die Allgemeinheit zugänglich zu machen. Alle Informationen zur HAB finden sich hier.

(Maria Bogdanovich)

Di, 20.06.2023

Erwin Bauer. │© Michael Hausenblas, Der Standard

Mono to go: Rejected in München

Zum Hybrid-Vortrag mit Erwin Bauer lädt Andreas Sebastian Müller von der Typographischen Gesellschaft München e. V. am heutigen 20. Juni um 19.30 Uhr ins Gasteig HP8, Saal X, in München ein. Thema respektive Motto der Veranstaltung, der vierten von sieben innerhalb der Vortragsreihe Rejected, ist: Mono to go – an artists custom typeface. Bauer berichtet dabei über die Zusammenarbeit seines Studios mit dem Künstler Jun Yang. Müller dazu: „Als internationales Wiener Designstudio arbeitet Erwin Bauer mit seinem Team an der Schnittstelle von visueller und architektonischer Gestaltung. Er verbindet mediale, gebaute und soziale Räume durch intelligente Kommunikation. Wir freuen uns, ihn als Referenten in unserer Vortragsreihe […] begrüßen [zu] dürfen.“ Und Erwin Bauer ergänzt: „Mit dem Künstler Jun Yang zu arbeiten, bedeutet, seine eigene gestal­te­rische Praxis als Designer zu hinter­fragen. Nahe­liegend, dass die Inspi­ration zu ‚seiner‘ Schrift in einer seiner grafischen Arbeiten lag. Was anfangs nur für seinen Namen auf dem Ausstel­lungs­plakat gedacht war, entwi­ckelte sich zu einem modularen Schriftsatz mit 600 Glyphen und speziellen Open-Type-Features.“ Und: „Als inter­dis­zi­plinäres Wiener Desi­gnstudio arbeiten wir an der Schnitt­stelle von visueller und archi­tek­to­nischer Gestaltung. Wir verbinden mediale, gebaute und soziale Räume durch intel­ligente Kommu­ni­kation. Uns inter­es­sieren Aufträge mit heraus­for­dernden Frage­stel­lungen, wir forschen gerne vertieft an Desi­gnlö­sungen mit speziellem Nutzen und kommen­tieren auch aktuelle gesell­schaftliche Frage­stel­lungen. Typo­grafie nutzen wir als Verbindung aller gestal­te­rischen Dimen­sionen. Custom Type nimmt deshalb eine wichtige Rolle in vielen unserer Projekte ein.“ Designstarter des Abends ist Salomea Wörner von der Hochschule Augsburg. Es wird um Anmeldung für die Teilnahme gebeten auf der Webseite der Typographischen Gesellschaft München e. V.: www.tgm-online.de.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Mo, 19.06.2023

Jorinde Voigt: "Red Rhythm (6)", Graphit auf Papier auf Holz, 2022, 207 x 207 x 16 cm. | © Jorinde Voigt/ VG Bild-Kunst & König Galerie Berlin
Astrid Busch: "I remember birds and stones", Foto-/ Pigment-Print, Projektion. | © Astrid Busch 2023

Papier und Klang in Berlin

Für Janko zum Geburtstag

Vom 07. Juli bis zum 03. September 2023 bietet das Kunstfestival papier & klang aufregende zeitgenössische Kunst aus Papier an unerwarteten Orten in Berlin. Neun Wochen lang lassen das Museum Haus des Papiers und seine Veranstaltungspartner aus der Berliner Kulturszene Papier und innere Klänge durch die Stadt schwingen. Papier ist vielseitig, wandelbar und allgegenwärtig. Es ist ein Werkstoff, der Emotionen empfangen, abbilden und auslösen kann – und der etwas in uns zum Klingen bringt. Der Werkstoff besitzt die Kraft, Menschen zu berühren, zusammenzuführen. 

In Ausstellungen, Performances und Installationen des papier & klang-Festivals entfesseln insgesamt 54 Kunstschaffende der bildenden und darstellenden Kunst diese hochgradig emotionale Kraft und erarbeiten ortsspezifische Konzepte, die Papier in Verbindung zu innerem Klang setzen. Das Haus des Papiers bietet das Dach für das konzeptionelle Bundle des Festivals, unter dem sich der Freundeskreis Willy-Brandt-Haus e. V., das Museum für Kommunikation Berlin und der Art Space Die Möglichkeit einer Insel als Veranstaltungspartner versammeln.

Die Auftaktveranstaltung findet am 06. Juli im Kunst- und Kulturort Freundeskreis Willy-Brandt-Haus e. V. statt, der über den gesamten Zeitraum von neun Wochen Hauptveranstaltungsort ist. Die Eröffnung im Freundeskreis Willy-Brandt-Haus e. V. wird durch ein feierliches Rahmen-Programm im Atrium des Willy-Brandt-Hauses begleitet. Die Ausstellungen im Museum für Kommunikation Berlin und im Art Space Die Möglichkeit einer Insel werden am 20. Juli bzw. am 03. August des Jahres im tieferen Sommer folgen und für je einen Monat Teil des Festivals sein. 

Das Haus des Papiers wird ab dem 10. August Veranstaltungen und Positionen im Rahmen des Festivals präsentieren, darunter u. a. die Vielfalt handgeschöpfter Papiere sowie des traditionellen Kunsthandwerks in Kooperation mit der Kulturabteilung Taipeh, Vertretung in der Bundesrepublik Deutschland. Das Festival wird nicht nur in öffentliche Kulturstätten, sondern auch in Schulen oder geschlossene Räume wie Berliner Gefängnisse und Hospize getragen, denen der Zugang zu Kunst bisher häufig verwehrt bleibt. Künftig soll es im Zweijahres-Rhythmus stattfinden.

papier und klang möchte möglichst viele unterschiedliche Interessenten einladen zu erforschen, auf welche Art und Weise Papier zum Klingen bringt. Begleitende öffentliche Workshops sollen die aktive Wahrnehmung von Kunst aus Papier und den bewussten und nachhaltigen Umgang mit dem Material erreichen. Künftig möchte das Haus des Papiers damit eine Reihe anstoßen, die den Ausbau einer aktiven Papier- bzw. Papierkunst-Community fördert ... Alle weiterführenden Informationen zum Festival selbst, den beteiligten Einrichtungen und Projekten finden sich hier.

(Haus des Papiers/André Schinkel/Pressemitteilung)

Sa, 17.06.2023

Auch Petra Kaltwaßers "Kalabrische Festplatte", eine Assemblage aus Fundstücken, wird gezeigt.
Eine Arbeit Norbert Kaltwaßers heißt "Caritas" und zeugt von Skurrilität und Abgründigkeit zugleich.

Halle: Kaltwaszer & Kaltwaszer

„Nichts wissen wir, und Phantasie ist alles. Umkränz mit Rosen dich und trink und liebe. Und schweig. Der Rest ist nichts.“ Mit diesem Pessoa-Zitat beendete Mitte Mai Helmut Brade seine wunderbare Rede zur Doppelausstellung mit neuen Assemblagen und Fotografien von Petra und Norbert Kaltwaßer, die noch bis zum 1. Juli in der halleschen Galerie Zaglmaier in der Großen Steinstraße 57, 06108 Halle an der Saale zu sehen ist. Seit einer Reihe von Jahren nun stellt Thomas Zaglmaier in seinem kleinen, feinen Ausstellungshaus etablierte wie neue Künstler aus, flankiert von einer kleinen Schar Veranstaltungen für jede Kampagne. So waren denn auch zum 75. Geburtstag Uwe Pfeifers neueste Arbeiten des bekannten Malers und Grafikers aus der Saalestadt zu sehen.

Es ist das Credo dieses so beeindruckenden wie gleichsam wundersamen Künstlerpaars, dessen Arbeiten einem leidenschaftlichen Leben in Aufmerksamkeit und ausdrücklicher Sammelgabe entspringen. Petra Kaltwaßer war viele Jahre in Halle als Oberärztin tätig und hat auf dem Gebiet der Gynäkologie Medizingeschichte geschrieben. Ihre Assemblagen, arrangiert aus Fundstücken aus aller Welt, sind mittlerweile weithin gerühmt und bewundert. Bei Norbert Kaltwaßer wurde der Beruf schließlich zur künstlerischen Passion. Arrangiert mit Sinnlichkeit und Verve, blicken den Besucher die Arbeiten der zwei in der Galerie unterhalb des halleschen Steintors an: das Vitale wie das Morbide, das Stille und das Schöne, auch Skurrile hat darin seinen Platz, lässt immer wieder staunen ob der Vielfalt der Kaltwaßer’schen Blicke. Aber wie konnte es zu diesen kommen?

Lauschen wir dazu noch einmal Helmut Brade, dem renommierten Plakatkünstler, europaweit gefeierten Bühnenbildner: „Amulette des Anthropozäns, Menschwerdung nachgespielt. Festplatten sind Speichermedien, wie sie – was auch immer – speichern, bleibt unsichtbar. Anders nun bei den hier ausgestellten etwas größeren Festplatten, sie legen etwas offen: die burgundische, die sizilianische, die katalanische, die japanische Vergangenheit in einer noch heute überlieferten sichtbaren Form. Es sind also nicht etwa nur schöne Assemblagen, sie strotzen von Inhalten. Festgetretene und korrodierte vergangene Wirklichkeiten öffnen sich zu Schönheiten der Gegenwart.“ Oder hinwiederum mit Blick auf die arrangierten Fotografien Norbert Kaltwaßers: 

„Was schweben soll, muss mühsam an Fäden ins Bild gehängt werden. Wichtig ist auch das Licht, unerklärbar die Wirkungen. Naturalistische Bilder, die wirklich naturalistisch sind. Was man für raffiniert gemalt hält, ist Wirklichkeit, die Wirklichkeit aber fremd und neuartig. So etwas hat man noch nie gesehen. Dass die fotografische Bildwerdung perfekt ist, kommt dazu. Kollagen, wo nichts kollagiert aussieht, nirgends eine Naht, nirgends ein verräterischer Schatten. Nicht alles ist heiter (...) bedrückende Stimmungen, Räume der Angst und des Erschreckens. Zwangsvorstellungen, Obsessionen. Surrealität, die nicht auflösbar ist, durchaus gespeist aus erfahrener Todesdrohung.

So ist das Lichte mit dem sorgsam arrangierten Ernst in eins verbunden. Die Galerie Zaglmaier am Ostrand der halleschen Innenstadt öffnet ihre Räume immer von Mittwoch bis Sonnabend von 13.30 Uhr bis 18.30 Uhr. Den bereits stattgefundenen literarischen Abenden innerhalb der Schau folgt das Gespräch mit den Künstlern am Abend des 17. Juni (18 Uhr) und endlich, kurz vor der Finissage, am 24. Juni eine Lesung mit einer, nun, der Redaktionsleitung des Pirckheimer-Blogs bestens bekannten Person unter dem Titel Vor der Mondbucht. Die Veranstaltung zu Ehren von Petra und Norbert Kaltwaßer beginnt um 18.30 Uhr und beinhaltet eine Auswahl neuer Texte.

(André Schinkel)

Fr, 16.06.2023

Kerem Saltuks (hier vor dem "Babylon" am Abend der Vorführung) Film zu Leben, Werk und Wirken Werner Klemkes wurde am 15. Juni 2023 in Berlin gezeigt.

Werner-Klemke-Film im Babylon

Am gestrigen 15. Juni wurde Kerem Saltuks vielbeachteter Film Werner Klemke. Ein Weißenseer Künstler mit großem Erfolg im Berliner Babylon gezeigt. In seinem Porträt geht Saltuk dem Leben, Werk und Wirken des Meisters nach, befragt dazu Angehörige, Weggefährten und Bekannte des aus Berlin-Weißensee stammenden Malers, Grafiker und Lehrers, der seinerzeit zu den Begründern der Pirckheimer-Gesellschaft zählte und dessen Arbeiten bis heute hochbegehrte Sammelobjekte im originalgrafischen, bibliophilen, publizistischen und philetalistischen Bereich sind. Generationen wuchsen mit Klemkes Illustrationen und der langjährigen Cover-Gestaltung für Das Magazin durch den Künstler auf. Erst nach seinem Tod wurde bekannt, dass Klemke im Zweiten Weltkrieg zahlreichen jüdischen Menschen die Existenz rettete ... der große Künstler war zugleich ein Held.

(André Schinkel)

Mi, 14.06.2023

Grafische Mappen aus der DDR

Das Museum Utopie und Alltag und das Brandenburgische Landesmuseum für moderne Kunst (BLMK) zeigen in einer Ausstellung an drei Orten – Eisenhüttenstadt, Cottbus, Frankfurt (Oder) – grafische Mappenwerke aus der DDR. Ausgangsbasis für das gemeinsame Projekt sind die Bestände von über 320 Mappen des Kunstarchivs Beeskow und des BLMK. In Eisenhüttenstadt stehen die Revolutionen im Fokus der Schau, in Cottbus das Thema bzw. das Motiv der Literatur, und Frankfurt (Oder) erkundet die Vielgestaltigkeit der Landschaftssichten. Zu den Revolutionen, die Künstler*innen im Rahmen von Grafikmappen-Projekten thematisiert haben, gehörten nicht nur die Oktoberrevolution und der Bauernkrieg, sondern auch die November- und die Französische wie die Friedliche Revolution von 1989. Die ausgewählten Radierungen, Lithografien, Holzschnitte und Siebdrucke vermitteln einen vielschichtigen, zum Teil kritischen Umgang mit den historischen Ereignissen, der nach wie vor aktuell sein kann. Die Ausstellungen werden wie folgt an den drei Orten gezeigt: Revolutionen! im Museum Utopie und Alltag Eisenhüttenstadt noch bis zum 08.10., Prometheus und Co. im BLMK Cottbus und Zwischen Arkadien und Wohngebiet im BLMK in der Stadt an der Oder, beide sind jeweils bis zum 20.08. des Jahres zu sehen. Alle Informationen zur Dreifach-Ausstellung finden sich gesammelt unter dem Weblink des Eisenhüttenstädter Museums.

(Museum Utopie und Alltag/Pressemitteilung)

Di, 13.06.2023

Noch bis zum 2. Juli bei Achim Freyer im Kunsthaus zu sehen: ausgewählte Arbeiten von Walter Weiße.

Walter Weisse bei Achim Freyer

Noch bis zum 2. Juli kann man im Kunsthaus von Achim Freyer in Berlin-Lichterfelde in einer Sonderausstellung Arbeiten des Freyburger Malers, Lehrers und Grafikers Walter Weiße (1923–2021) sehen. In einer der wohl ungewöhnlichsten Privatsammlungen Berlins werden Werke eines so vergnügten wie unerschrocken-unbeirrbaren Künstlers gezeigt, der in diesem Jahr (und um ein Haar hätte er das auch geschafft) hundert Jahre alt geworden wäre und dessen Nimbus weit über die ‚Naumburger Toskana‘ hinaus zu reichen hat. Freyer und auch Dieter Goltzsche waren eng mit Walter Weiße befreundet, der, seinen Lebensunterhalt als Kunsterzieher bestreitend, in der Kunst auch zu DDR-Zeiten ein Freigeist blieb und zahlreichen literarischen Größen, darunter der ebenfalls aus dem mitteldeutschen Burgenland stammende Friedrich Nietzsche (1844–1900), arbeitete. Die Finissage für die Weiße-Schau findet am 02.07. um 17 Uhr statt. Führungen durch den Freyer’schen Kosmos finden immer sonntags ab 15 Uhr statt. Für einen anderen Termin, das bis an die Decke mit Kunst erfüllte Haus zu entdecken, melde man sich bitte per Mail an: team@achimfreyer.com.

(André Schinkel)

Mo, 12.06.2023

Am 18. Juni 2023 geht die "Palmbaum"-Ausstellung auf Schloss Burgk bei Schleiz mit Goethe-Erotica-Lesung, einem Künstlergespräch und Musik zu Ende.
Dr. Jens-Fietje Dwars | © Sylwia Mierzynska

Palmbaum und Erotica: Finale der Ausstellung auf Schloss Burgk

Am Sonntag, den 18. Juni 2023, geht die Palmbaum-Ausstellung auf Schloss Burgk zu Ende. „Wahre Wunderkammern“, nennt sie Volker Braun. Gemeint sind die Ausgaben der Zeitschrift Palmbaum. Literarisches Journal aus Thüringen. 1993 von Detlef Ignasiak gegründet, übernahm 2005 der Jenaer Autor Jens-Fietje Dwars die Redaktion. Seitdem werden die Einbände von Künstlern gestaltet. Die Spannweite reicht von Gerhard Altenbourg, Angela Hampel über Moritz Götze, Gerda Lepke und Gerd Mackensen bis zu Uwe Pfeifer, Max Uhlig und Baldwin Zettl

Das 30-jährige Bestehen begeht die Zeitschrift mit einer Ausstellung im Schloss bei Schleiz. Sie zeigt 300 Objekte in fünf Räumen, alle Einbände und ihre originalgrafischen Vorlagen, dazu sämtliche Hefte, Künstlerbriefe von Karl-Georg Hirsch, Hans Ticha und Strawalde, Manuskripte von Volker Braun, Reiner Kunze und Wulf Kirsten sowie erstpublizierte, exklusive Autografen von Gottfried Benn und anderen. Im Pirckheimer-Kabinett sind Grafik-Mappen und Beilagen der Marginalien zu sehen, und ein erotisches Kabinett präsentiert Zeichnungen von Gerd Mackensen.

Zum prickelnden Vergnügen wird das Finale der Ausstellung am 18. Juni: 70 Jahre und einen Tag nach dem DDR-Arbeiteraufstand wird der „Aufstand der Leiber“ gefeiert – in der Kunst. Ab 15 Uhr lesen die Schauspielerin Romy Gehrke und Ausstellungsmacher Jens-Fietje Dwars aus Goethes Erotica, die 150 Jahre lang zensiert, unterdrückt und verstümmelt wurden. Auf den „kastrierten Klassiker“ folgt ein Gespräch mit Gerd Mackensen über erotische Kunst heute. Dazu passend spielt Matthias von Hintzenstern Klavier und Cello. Sein Bruder Michael von Hintzenstern gibt bereits ab 14 Uhr ein kleines Konzert auf der Silbermann-Orgel in der Schlosskapelle von Burgk.

Ein Porträt des Malers Gerd Mackensen findet sich auf dem Cover des Buchs zur Ausstellung: Ateliergespräche. Porträts ostdeutscher Bildermacher, erschienen in der Edition Ornament, quartus-Verlag Bucha bei Jena. Im Übrigen ist Schloss Burgk immer eine Reise wert: Hoch über der Saale-Talsperre, rings von Wäldern umgeben, lädt es zu Wanderungen ein und verkörpert Baugeschichte von der Mittelalter-Burg bis zur Kleinststaaten-Residenzkultur des 19. Jahrhunderts ... Und auch das jüngste Heft des Palmbaum ist noch lieferbar: Gewidmet der großen Frage, worin denn (wahrer) Reichtum besteht, lohnt sich die Lektüre der Zeitschrift auf jeden Fall. Willkommen in Burgk!

(Pressemitteilung/Jens-Fietje Dwars)