Pirckheimer-Blog

So, 11.02.2024

Ausstellung zu "Die drei ???" ab 18.02. in Langenfeld.
Aiga Rasch erfand das Design der deutschen Folgen.
Der markante Schriftzug wurde zur Marke/Legende.

„Die drei ???“: Aiga Rasch und das Mysterium der Bilder (ab 18.02.)

Vom 18. Februar bis zum 19. Mai 2024 zeigt das Stadtmuseum Langenfeld Coverentwürfe und Illustrationen der Künstlerin Aiga Rasch. „Wir übernehmen jeden Fall“: Diesem Motto bleibt das Detektivtrio Justus, Peter und Bob seit sechzig Jahren treu. Kein Fall ist zu knifflig für die aus dem fiktiven Rocky Beach stammenden Jungs. Als Die drei ??? begeistern sie unzählige Fans und genießen längst Kultstatus. Mit über 220 gelösten Fällen und über 70 Millionen verkauften Büchern und Hörbüchern ist es die erfolgreichste Detektivreihe Deutschlands. Nicht nur Kinder und Jugendliche, sondern auch im Herzen jung gebliebene Erwachsene fiebern mit, wenn die drei Detektive es mit sprechenden Totenköpfen, flüsternden Mumien, grünen Geistern oder singenden Schlangen zu tun bekommen und Justus einen Auftrag zum spezialgelagerten Sonderfall erklärt.

Ihren Anfang nahm die Serie 1964 in den USA unter dem Namen The Three Investigators. Erfinder und Autor war Robert Arthur, der bereits nach 11 Folgen im Jahr 1969 verstarb. Seitdem wird die Serie von verschiedenen Autorinnen und Autoren weitergeschrieben. In Deutschland erschienen Die drei ??? erstmals 1968 unter der Schirmherrschaft von Alfred Hitchcock der anfangs als Erzähler und zuweilen als Auftraggeber auftrat, selbst jedoch nie einen Band verfasste. 1979 erschien die erste Hörspielfolge Die drei ??? und der Superpapagei, gesprochen von Oliver Rohrbeck sowie Jens Wawrczeck und Andreas Fröhlich. Bis heute verleihen die ausgezeichneten Synchronsprecher den Detektiven ihre Stimme. Auf Live-Touren füllen sie mittlerweile ganze Stadien. Nachdem die Serie 1990 mangels Erfolgs in den USA abgesetzt wurde, führen ausschließlich deutschsprachige Autorinnen und Autoren die Serie weiter. Ihren außergewöhnlichen Siegeszug verdanken Die drei ??? auch der Stuttgarter Illustratorin, Malerin und Grafikerin Aiga Rasch (1941–2009).

Nachdem die Serie nur mit recht mäßigem Erfolg in Deutschland gestartet war, stellte Rasch dem Kosmos Verlag ihren Coverentwurf vor: Prägnanter Schriftzug auf schwarzen Hintergrund mit einem farbstarken plakativen Coverbild. Ihr Design brach mit allen damaligen Konventionen für Kinder- und Jugendbücher und wurde zunächst mit Skepsis vom Verlag aufgenommen, doch das von ihr entwickelte Layout verhalf der Serie zum Erfolg. Von 1970 bis 1999 entwarf sie insgesamt 88 reguläre Folgen und diverse Sonderbände. Die Ausstellung im Stadtmuseum Langenfeld zeigt neben den originalen Coverzeichnungen auch Alternativentwürfe, Skizzen und Vorlagen für die von ihr verantworteten Ausgabengestaltungen. Den Besucherinnen und Besuchern der Schau bietet sich ein spannender Einblick in die Coverfindung und den Schaffensprozess der Künstlerin.

Das künstlerische und illustratorische Werk von Aiga Rasch beinhaltet weitaus mehr als das unverwechselbare Coverdesign von Die drei ??? – als freischaffende Grafikerin und Illustratorin war sie für etwa 50 Verlage tätig. Insgesamt entwarf sie mehr als 600 Buchcover und weiterhin 5.000 Illustrationen, vorwiegend für den Kinder- und Jugendbuchbereich, von denen die Ausstellung ebenfalls eine Auswahl präsentiert. Zu danken ist dem Nachlassverwalter Matthias Bogucki für die gute Zusammenarbeit und Bereitstellung der in der Ausstellung gezeigten Werke Aiga Raschs. Alle weiteren Informationen zum Mysterium der Bilder finden sich auf der Webseite des Museums.

(Robert Grieger/Pressemitteilung)

Sa, 10.02.2024

Curt Blochs "Mein Dichten ist wie Dynamit" im JMB.

Curt Bloch: „Mein Dichten ist wie Dynamit“ im Jüdischen Museum

Zwischen August 1943 und April 1945 schuf der bis dato wenig bekannte deutsch-jüdische Autor Curt Bloch in seinem Versteck in den Nieder­landen das Magazin Het Onderwater-Cabaret. Das Jüdische Museum Berlin widmet diesem einzig­artigen Werk kreativen Widerstands nun eine eigene Aus­stellung. Zu sehen sind alle 95 Original­ausgaben der Hefte mit satirischen Collagen und handgeschriebenen Gedichten, begleitet von Einblicken in die Herstellung der Titel­seiten, Audios ausge­wählter Texte und einer von der Schauspielerin Marina Frenk, den Schauspielern Richard Gonlag und Mathias Schäfer inszenierte Video­performance. Das gesamte Cabaret wird digital und in transkri­bierter Form zugäng­lich sein. Die Hefte wurden erst nach Blochs Tod 1975 gefunden, sie werden nun erstmals vollständig der Öffentlichkeit präsentiert. Zur Eröffnung am 08.02.24 im Glashof des Jüdischen Museums (Lindenstraße 9–14, 10969 Berlin) sprachen Hetty Berg, die Direktorin des Jüdischen Museums, die Kuratorinnen Aubrey Pomerance und Ulrike Kuschel sowie Simone Bloch, die Tochter von Curt Bloch. Musikalisch wurde der Abend begleitet von Marina Frenk und Richard Gonlag. Zu sehen ist die Ausstellung bis zum 26. Mai. Das Museum ist täglich von 10 bis 19, ab 01. März von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Alle Informationen zur Ausstellung, zur Daueraustellung des Museums zum jüdischen Leben in Deutschland wie auch zu aktuellen und künftigen Aktionen (so ist im Lauf des Jahres auch eine Exhibition zum 100. Todestag des großen Prager Erzählers Frank Kafka geplant) sind auf der Webseite des Berliner Jüdischen Museums erhältlich. Der Eintritt in die Dauerausstellung ist kostenlos, und der Eintritt (bei freiem Eintritt für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren) in die Sonderausstellung beträgt 10 (ermäßigt 4) Euro.

(Jüdisches Museum Berlin/André Schinkel/Pressemitteilung)

Fr, 09.02.2024

Rathaus-Center Pankow | © by www.mvzpankow.de

Berlin: Rita Bellmann in Pankow

Bis zum 17. Februar bietet in der Zeit von 11 bis 19 Uhr Pirckheimer-Freund Thomas Döring im Rathaus-Center Pankow (Breite Straße 20, 13187 Berlin) antiquarische Bücher an. Am Samstag, den 10. Februar 2024, ist dort von 14 bis 16 Uhr die Fotografin und Grafikerin Rita Bellmann zu Gast, um von ihr Gestaltetes zu zeigen, zu verkaufen und zu signieren. An dem Bücherstand liegt immer das Programm der Berlin-Brandenburger Pirckheimer zum Mitnehmen aus. Und zudem kann man das aktuelle Heft der Marginalien (Ausgabe 251, 2023/4) am Stand Thomas Dörings erwerben.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Do, 08.02.2024

Der LBA wird 120: Drei Beispiele für Exlibris für den Leipziger Bibliophilen-Abend seit 1904. | © LBA

120 Jahre: Leipziger Bibliophilen-Abend besteht seit Februar 1904

Vor 120 Jahren in Leipzig gegründet: Der erste deutsche bibliophile Ortsverein

Der LBA wurde 120: Am 04. Februar 1904 gründen achtzehn Leipziger Mitglieder der Weimarer Gesellschaft der Bibliophilen (GdB), die am 25. Januar eine Einladung wie alle 72 in Leipzig wohnhaften Mitglieder der Gesellschaft dazu erhalten haben, die erste Ortsvereinigung der Bibliophilen in Deutschland in Baarmann’s Lokal (Markt 6/Katharinenstraße 3) und vereinbaren, sich künftig in den Monaten Oktober bis Mai regelmäßig am ersten Dienstag des Monats zu treffen. Im Mai zählt der Verein bereits 50 ständige Mitglieder, und es treten noch mehr Interessenten ein. Die drei Leipziger weiblichen Mitglieder der Weimarer Gesellschaft, Frau Konsul Marie Nachod (Mitglied seit 1899), Frau Tanna Meyer (Mitglied seit 1902) und Fräulein Marianne Brockhaus (Mitglied seit 1903) treten in der Leipziger Ortsvereinigung allerdings nicht mehr in Erscheinung.

Im ersten Jahr lässt sich der Verein als „Leipziger Bibliophilen-Abend“ (LBA) mit den Rechten einer juristischen Person ins Vereinsregister eintragen. Ein Satzungsentwurf steht dann auf der Tagesordnung der Generalversammlung der GdB im Herbst 1905 in Leipzig. Die Begrenzung der Mitgliederanzahl ab 1905 hat dem LBA auch den Namen „Leipziger 99“ eingebracht. 

Zu den Höhepunkten des Vereinslebens gehören „Jahresessen“ und bibliophile Jahresgaben. Die erste Jahresgabe des LBA ist anlässlich des ersten Jahresessens am 25. Februar 1905 an die Vereinsmitglieder verteilt worden, eine Nachbildung der Singenden Muse an der Pleiße von Sperontes, Leipzig 1736. Zwar betrug die Anzahl der gleichzeitig zum Verein gehörenden Mitglieder stets 99, aber durch oftmaligen Wechsel im Laufe der Jahre und Nachrücken aus der langen Liste der „Vorgemerkten“ zählte der Verein von Anbeginn bis zu seinem letzten Tag 237 Mitglieder.

1933: Der vorerst letzte Tag

Dieser letzte Tag ist der 29. April 1933 – der Tag der Inthronisation der Nazi-Sieger im Leipziger Rathaus. Unter dem Druck der Ereignisse, gerade eben an diesem Tag, sieht sich der allseits beliebte jüdische Vorsitzende des LBA Gustav Kirstein zu einem Rundbrief an alle Vereinsmitglieder veranlasst, das vorgesehene Jahresessen auf den „Beginn des Wintersemesters“ zu verschieben. Es bleibt das letzte Dokument, man trifft sich offiziell nicht mehr, es ist für lange das Ende des LBA.

Die verlangte NS-Gleichschaltung stößt auf Ablehnung bei den Mitgliedern, man geht still auseinander, ohne sich juristisch aufzulösen. So bedurfte es auch 1991 nur einer Wiederbegründung des LBA mit den schon im einstigen Kulturbund der DDR wirkenden Leipziger Bibliophilen ... Dem damaligen Vorsitzenden des LBA – Herbert Kästner – ist es zu danken, dass es unter seiner langjährigen Leitung gelungen ist, alle bibliophilen Jahresgaben und Gaben der Mitglieder, die sie sich untereinander verehrt haben, zusammenzutragen. Sie haben inzwischen allesamt ihren Platz in der Deutschen Nationalbibliothek (Standort: Deutscher Platz 1 in 04103 Leipzig) gefunden.

Aus den in den einzelnen Gaben enthaltenen Empfängerlisten konnten die Namen der Mitglieder und deren Verweildauer im historischen Verein rekonstruiert werden. Die Mitglieder gehörten in der Reihenfolge ihrer Anzahl folgenden Berufsgruppen an: 38 Verleger und Verlagsbuchhändler, 33 Wissenschaftler, 19 Buchhändler und Antiquare, 18 Rechtsanwälte und Juristen, 17 Bibliothekare, 15 Mediziner, 12 Lehrer an der Akademie für Graphische Künste und Buchgewerbe, 12 Prokuristen, 11 Druckereibetreiber, 9 Kaufleute, 8 Pädagogen, 7 Redakteure, Publizisten, 5 Rauchwarenvermarkter, 4 Komponisten und Musiker, 4 Kunsthändler und Kunstsammler, 4 Musikalienverleger bzw. -händler, 3 Militärs, 2 Buchbindereibetreiber, 2 Maler, Grafiker, 2 Regisseure, Dramaturgen, 2 Schriftsteller, 2 Geologen, 2 Oberbürgermeister, 2 Fabrikanten, 1 Bankier, 1 Buchhalter, 1 Finanzbeamter, 1 Gastwirt.

Die Liste der Mitglieder, für die ab 1933 eine Zeit begann, die sich mit dem Titel Gemaßregelt, verjagt, in den Tod getrieben fassen lässt, ist erschütternd lang, es finden sich eine Reihe großer Namen darunter, die aufs Engste mit der Geschichte der Stadt Leipzig verbunden sind: Adolf Aber, Moritz Wilhelm Breslauer,  Ernst Theodor von Brücke und Carl Goerdeler, Max Goldschmidt-Goepel, Henri Hinrichsen, Erwin Jacobi, Leo Jolowicz, Gustav Kirstein, Alwin Kronacher, Erich Anselm Marx, Hermann Michel, Rudolf Schick, Levin Ludwig Schücking, Georg Steindorff, Fritz Weigert, Martin Winkler, Georg Witkowski, Kurt August Paul Wolff und viele, viele andere.

(Peter Uhrbach/Leipziger Internet-Zeitung)

Mi, 07.02.2024

Helga Paris – hier porträtiert von Nobert Kaltwaßer (Serie "Fotografen vor ihren Bildern"), ist gestorben.

Berlin: Trauer um Helga Paris

Die Fotografin Helga Paris (1938–2024), bekannt geworden als eigensinnige und unbestechliche Dokumentaristin des Alltags in der DDR, ist am 05. Februar in ihrer Wahlheimatstadt Berlin, in der sie mehr als ein halbes Jahrhundert den Prenzlberg bewohnte, gestorben. Die gebürtige Pommerin, die 1961–1974 mit dem Maler Ronald Paris verheiratet war, hatte bereits vor Jahren ihren Vorlass, der 230.000 Negative umfasst, an die Berliner Akademie der Künste gegeben. Berühmt wurden ihre Porträts von Werktätigen, aber auch der alternativen und Punkszene in den 80ern sowie eine Serie Selbstbildnisse – nach dem anfänglichen Verbot einer Ausstellung mit Fotografien der dem Verfall preisgegebenen Stadt Halle avancierte das daraus resultierende Buch Diva in Grau, vermehrt um die Texte zahlreicher Autoren der Ära, in der Wendezeit zum Kultobjekt. Die Original-Ausgabe des Bands ist bis heute gesucht, Nachauflagen folgten 1993, 2000 und 2006. Helga Paris wurde 85 Jahre alt – ihre stille und zugleich große Künstlerschaft war legendär. 

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Di, 06.02.2024

Berlin – Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft bittet um Unterstützung: Einige Beispiele für Stempel, Siglen und Signaturen der 1933 geplünderten und in Teilen bei der Bücherverbrennung zerstörten Bestände von Bibliothek und Archiv des Hirschfeld-Instituts.

Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft in Berlin bittet um Unterstützung

Das Magnus-Hirschfeld-Institut in der Kluckstraße 38, 10785 Berlin bittet um Mithilfe bei der Eruierung der noch erhaltenen Bestände von Bibliothek und Archiv, die nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Mai 1933 geplündert und großenteils bei der Bücherverbrennung zerstört wurden. Die Institution schreibt: „Sehr geehrte Damen und Herren, am 6. Mai 1933 wurde das Berliner Institut für Sexualwissenschaft von Magnus Hirschfeld geplündert und am 10. Mai 1933 große Teile der Bibliothek und des Archivs auf dem Opernplatz verbrannt. Trotzdem tauchen bis heute erfreulicherweise immer wieder Einzelexemplare aus der ehemaligen Bibliothek auf, meist im Antiquariatshandel. Um einen Überblick zu erhalten, wollen wir eine Liste zusammenstellen, welche Exemplare noch existieren. Die Liste soll auf unserer Homepage und verschiedenen Lost-Art-Datenbanken veröffentlicht werden. Institutionen sollen namentlich genannt werden, Privatpersonen werden anonymisiert (‚Privatbesitz‘). Bitte unterstützen Sie dieses Vorhaben und teilen uns mit, ob und welche Exemplare aus dem ehemaligen Institut Sie besitzen. Leiten Sie diesen Brief gerne auch an Ihre Mitglieder oder andere Interessierte weiter. In der Institutsbibliothek wurden verschiedene Stempel verwendet (…), zusätzlich auch die Signatur als Buchstabenfolge und eine Zahl gestempelt. Uns interessieren auch diese verschiedenen Stempelungen. Ein Foto würde für uns sehr hilfreich sein. Diese Initiative findet statt im Rahmen des Provenienzprojektes Die Plünderung des Instituts für Sexualwissenschaft von Magnus Hirschfeld in der NS-Zeit, das Dr. Jens Dobler für die Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft durchführt, unterstützt durch das Deutsche Zentrum für Kulturgutverluste.“ Hinweise werden erbeten an die Mailadressen mhg@magnus-hirschfeld.de und Jens.Dobler@gmx.de. Alle weiteren Infos finden sich auf der Webseite des Instituts. Einige Beispiele für Stempel, Siglen und Signaturen finden sich im Bildteil dieses Artikels.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Mo, 05.02.2024

"Die Kunst der Gestaltung" (Covermotiv) vereinigt die Beiträge einer Autoren-Begegnung in Großjena bei Naumburg, in der es u. a. um Buchkunst, Grafik, Sammelwut, Bibliophilie ging. | © Katharina Mälzer

März: „Die Kunst der Gestaltung“

Soeben ging sie in Druck, die Anthologie, die die Beiträge der Autorenbegegnung des Friedrich-Bödecker-Kreises in Sachsen-Anhalt e. V. dokumentiert: Unter dem Titel Die Kunst der Gestaltung wird sie zur Buchmesse im Mitteldeutschen Verlag erscheinen (144 Seiten, ISBN 978-3-96311-907-1, voraussichtlich 12 Euro). Die traditionelle Tagung in der Akademie Haus Sonneck oberhalb von Naumburg, einst unter der Ägide des DDR-Künstlerverbands und damit Willi Sitte stehende Preziose in den Weinbergen, hatte u. a. die Lust an Grafik und Buchkunst zum Thema, so referierten Karoline Schliemann vom Grassi-Museum in Leipzig und Aron Boks, der Urgroßneffe Sittes, gab es eine Lesung in der Landesschule Pforta und wurde das Klingerhaus auf dem Nachbarberg besucht. Neben den Beiträgen der Teilnehmenden enthält sie einen Dokumentations- und Fototeil.

(André Schinkel)

So, 04.02.2024

Das Plakat zum 'Gilde'-Jubiläum schuf Frank Eißner.

1924–2024: 100 Jahre Büchergilde

Ein Holzschnitt eines Meisters seines Fachs zum 100. Geburtstag, das sollte wohl mehr als das richtige Begängnis für das Jubiläum sein, hat sich Wolfgang Grätz gedacht, um das Jubilate á la 2024 für die Büchergilde Gutenberg einzuläuten. Und hat einen ganz und gar Prädestinierten dafür gefunden: Aus Sachsen stammend, heute in Aschaffenburg wirkend, hat Frank Eißner dem mit einem neunfarbigen Holzschnitt in verlorener Form ganz und gar entsprechen können. Es bildet als Plakat gewissermaßen den Auftakt für die Feierlichkeiten zu 100 Jahre Büchergilde, deren bewegte Geschichte ein gesamtdeutsches Ereignis am bibliophilen Horizont darstellt, schart doch Grätz im Umfeld von Genossenschaft und Grafikbrief die besten Vertreterinnen und Vertreter der gegenwärtigen Grafikerschaft um sich und spielt neben Frankfurt (M.) mit Leipzig ein zweiter elementarer Buchort Deutschlands in dieser Historie eine wichtige Rolle. Und: Eißners Plakat ist mit einer Größe von 42 x 30 Zentimeter in einer 24er Auflage aufgelegt worden und zum Preis von 124 Euro bei der Büchergilde (direkter Link hier) zu bestellen und zu erwerben. Vom 05. Februar bis zum 06. April ist die Ausstellung zu 100 Jahre Büchergilde 1924–2024: Druckgrafik, Plakate, illustrierte Bücher im ehrwürdigen Frankfurt zu sehen (Büchergilde Buchhandlung & Galerie, An der Staufenmauer 9, 60311 Frankfurt am Main, direkt hinter der Konstabler Wache). Geöffnet ist die Schau Montag bis Freitag von 10 bis 19 Uhr und am Samstag von 10 bis 17 Uhr. Das dürfte nicht die letzte Feier dieser Art für die Gilde sein in diesem Jahr: Wohl dem ... und: Ehre, wem Ehre gebührt. Ja, Eißners Plakat gibt schon mal ein Vorgefühl dessen, Interessenten mögen sich beeilen.

(André Schinkel)

Sa, 03.02.2024

Friederike von Hellermann: "Black Hole II", eine der originalgrafischen Arbeiten, die den PG-Mitglieder-Heften der "Marginalien" (Ausgabe 251) beiliegen.

Marginalien im FISAE-Newsletter

Ein schönes Lob, ein schöner Hinweis auf die aktuelle Ausgabe der Marginalien, der Zeitschrift für Buchkunst und Bibliophilie der Pirckheimer-Gesellschaft (Heft 251, 2023/4) findet sich im neuesten Newsletter der FISAE (Ausgabe 349)! Ausführlich widmet sich das Nachrichtenblatt, das sich an die Exlibrissammler und -sachkundigen dieser Welt richtet, dem Heft und bringt neben einer reichen Auswahl des Marginalien-Bildwerks das vollständige Inhaltsverzeichnis der Ausgabe und das Geleit von Chefredakteur Till Schröder in allen dem Newsletter zur Verfügung und zu Gebote stehenden Sprachen, und das sind nicht wenige, so etwa zehn dürften es sein. Auch wird die feine und die die Sammlerherzen bubbern machende Sechser-Folge der Zweifarblinolschnitte, die unter dem Titel Black Hole, erdacht, geschnitten und gedruckt von den Künstlerinnen des book art center Halle (b. a. c. H.: Annegret Frauenlob, Claudia Richter, Friederike von Hellermann, Magda Klemp, Rita Lass und Petra Reichenbach) in Einzelblättern als originalgrafische Beilage den Mitglieder-Exemplaren der Zeitschrift beiliegt, ausdrücklich gewürdigt. Der Herausgeber des Newsletters schreibt: „Wieder ist ein schönes Heft der Marginalien in meinen Händen, mit einem Inhalt, der Stunden des Lesens bedeutet, allseitig, informativ – einfach ein Vergnügen, es in den Händen zu haben.“ Dank an Klaus Rödel in Fredrikshavn in Dänemark! Über dessen Mail-Kontakt klaus@roedel.dk ist der Newsletter erhältlich, bzw. kann man sich in die Liste für die Nachrichten-Sendung via PDF der FISAE eintragen. Des Weiteren berichtet Klaus Rödel von der Exlibris Aboensis aus Finnland und gibt Vorabinformationen zum im Herbst 2024 anstehenden Internationalen Exlibris-Kongress auf Mallorca. Die nächste Ausgabe der Marginalien (Heft 252, 2024/1) ist übrigens momentan in Arbeit, sie erscheint pünktlich vor der Buchmesse in Leipzig.

(André Schinkel)

Fr, 02.02.2024

Eines der Themen im neuen "Hamburger Bothen": das "Fünfzig-Balladen"-Buch von Klaus Waschk.

Hamburger Bothe 20 erschienen

Ganz frisch mit Monatsbeginn auf den Displays bzw. auf dem Lesepult ist der Hamburger Bothe in seiner 20., der Februar-Ausgabe. Darin findet sich unter anderem der Hinweis auf das in Kürze anstehende Pirckheimer-Treffen in der Schnittke-Akademie in Hamburg-Altona am 25.02. (der Blog berichtete mehrfach) sowie auf das neueste Buch des Verlags Angeli & Engel, in dem Klaus Waschk fünfzig Balladen der deutschsprachigen Literatur von den Anfängen der Gattung bis in die Gegenwart bildnerisch begleitet und adaptiert. Weitere Themen der Ausgabe sind: Fritz Jüttner, Meine bibliophile Empfehlung zum Klopstock-Jahr, Alex Rübel, Die Schweizerische Bibliophilen-Gesellschaft, Jonis Hartmanns Fortsetzung von Serendipity – Magie, Wirkung und Bedeutung eines eigenartigen Wortes und die Würdigung zu 75 Jahre Fränkische Bibliophilengesellschaft durch Klaus Staffel. Die Ausgabe endet mit einem Offenen Brief eines der Herausgeber an Giovanni di Lorenzo. Der Hamburger Bothe ist über die Mailadresse Rudolf_Angeli@web.de bestellbar und erhältlich. Nach zwanzig Ausgaben, kann man sagen, hat sich das in der Corona-Zeit letztlich aus der Not der Vereinzelung begründete Informationsblatt der nördlichen Pirckheimer, zumal es nunmehr in den gesamten Wirkraum der Pirckheimer-Gesellschaft hineinstrahlt, mehr als etabliert.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Do, 01.02.2024

Eine Auswahl der Einbände vom 22. Internationalen Bucheinbandwettbewerb für Azubis. | © BDBI
Weitere Beispiele aus dem Buchbindewettbewerb. | © bei F. Proschek, Landesbibliothek Oldenburg

Einbände vom 22. Internationalen Wettbewerb für Auszubildende

Hohe Zeit für die Buchkunst: Ab dem 09. Februar zeigt die Landesbibliothek Oldenburg am Pferdemarkt 15 in 26121 Oldenburg bis zum 23. März des Jahres die Ausstellung Beeindruckende Einbände vom 22. Internationalen Wettbewerb für Auszubildende in der Buchbinderei. Bei der Ausstellungseröffnung am Donnerstag, den 08. Februar, um 19 Uhr führt Buchbin­demeisterin Christine Merkel-Köppchen in das Thema ein. Nachdem die Landesbibliothek Oldenburg im vergangenen Jahr den Fokus auf Bucheinbände der Meister der Einbandkunst (MDE) gelegt hat, eröffnet sie jetzt dem Buchbindernachwuchs die Möglichkeit, seine eindrucksvollen Arbeiten der Öffentlichkeit zeigen zu können. Das Haus bildet selbst seit 2022 eine Buchbinderin in der hauseigenen Werkstatt aus. Der internationale Wettbewerb für Auszubildende wurde vor knapp 25 Jahren von Österreich, der Schweiz und Deutschland ins Leben gerufen, um jungen Menschen im Buchbinder­handwerk die Möglichkeit eines Leistungsvergleiches zu geben. Die Prämierungen in festlichem Rahmen finden jahresweise reihum in Österreich, der Schweiz und in Deutschland statt und geben den Teilnehmenden die Möglichkeit, sich untereinander zu vernetzen. Die Schau hat folgende Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 10–19 Uhr und Samstag von 09–12 Uhr. Der Eintritt zur Exposition ist frei. Christine Merkel-Köppchen wird bei der Ausstellungseröffnung am 08.02. einen einführenden Vortrag zum Wettbewerb, zu den eingereichten Einbänden und den Bewertungen halten. Frau Merkel-Köppchen ist Buchbindemeisterin mit eigener Werkstatt in Gau-Odernheim (Rheinhessen) seit mehr als 25 Jahren. Dort bildet sie selbst junge Menschen in dem Handwerk aus und ist außerdem im Vorstand des Bundes Deutscher Buchbinder e. V. aktiv.

(André Schinkel/LBO/Pressemitteilung)

Mi, 31.01.2024

"Fantômas": ein modernes Phänomen in 42 Büchern.

Fantômas: Vom Phänomen einer Roman-Gestalt der Moderne

Neues aus Roberts kleiner Bücherecke

Als die Buchreihe Fantômas von Pierre Souvestre (1874–1914) und Marcel Allain (1885–1969) vor über hundert Jahren startete, hätte niemand gedacht, dass die Reihenfolge irgendwann 42 Teile umfassen würde. Manche hiervon erschienen zeitweise Schlag auf Schlag innerhalb eines Jahres. Ihren Ursprung hat die Reihe bereits im Jahre 1911. Im Jahr 1963 kam dann der vorerst letzte Band heraus. Die Serie wird mit dem Buch Ein Zug verschwindet eingeleitet. Zu diesem Teil sollte zum Einstieg gegriffen werden, wenn man sämtliche Bücher in ihrer Chronologie lesen will. 

Direkt nach dem Einstieg 1911 ließ der zweite Band nicht lange auf sich warten und erschien noch im gleichen Jahr mit dem Titel Juve contre Fantômas. Über fünfzig Jahre hinweg kamen so vierzig neue Bücher zur Reihenfolge hinzu bis einschließlich Teil 42 Fantômas Mène le Bal (1963). Die Fantômas-Figur ist ein skrupelloser und zugleich genialer Schurke. Seine Verbrechen zeichnen sich durch Brutalität und Einfallsreichtum aus. Und dass es keine Groschenhefte waren, sondern richtige, nur spottbillige Romane, war auch eine Attacke auf Kulturbetrieb und -dünkel. 

Die Surrealisten waren begeistert, der Schurke mit den vielen Masken wurde Künstleridol und Symbol für anarchistischen Groll hinter den Kulissen einer von kapitalistischem Aufschwung und technologischer Innovation berauschten Welt. Die eigentliche Reihe hat ihren Ursprung außerhalb Deutschlands. Der erste Band hat beispielsweise im Original den Titel Fantômas. Bis jetzt wurden die Bücher für den deutschen Markt nur teilweise in die deutsche Sprache übersetzt und sind eine Seltenheit. Nur zwei Bücher wurden in den letzten Jahren neu aufgelegt.

Die Fantômas-Romane von Souvestre und Allain haben, mit einigen anderen parallelen Romanen der 1910er Jahre, eine kulturgeschichtliche Lawine losgetreten. Surrealisten, Expressionisten, Revolutionäre und Schwärmer gerieten in den Bann der Figur und seines weiblichen Pendants – Irma Vep. Beide waren zugleich gefürchtet und geliebt. Das Phänomen Fantômas bedient die unterschiedlichsten Bedürfnisse. Kern der Faszination ist die kindliche Allmachtsfantasie, die auch gesunde Erwachsene bei glücklich misslungener Sozialisation nie ganz loslässt. Und (s. u.) Thomas Brandlmeier untersucht in seinem Buch die Wirkung dieses begeistert gefeierten Verbrechers ...

Literaturtipp zum Weiterlesen:
Thomas Brandlmeier,
Fantômas. Beiträge zur Panik
des 20. Jahrhunderts,
Berlin: Verbrecher Verlag 2007,
Broschur, 174 Seiten, ISBN 
978-3-935843-372-0, 14 Euro.

(Robert Grieger)

Di, 30.01.2024

In der Universitätsbibliothek Augsburg werden die Schätze der Sammlungen Salzmann und Klaus und Ilsedore Jonas verwahrt. | © Universität Augsburg
Impressionen und Bildzeugnisse aus der Geschichte der Sammlung Salzmann. | © Universität Augsburg

Die Pirckheimer in Bayern auf Bücherschau in Augsburg

Am 18. Januar 2024 trafen sich sechs Pirckheimer und vier Gäste in der Universitätsbibliothek in Augsburg. Andrea Voß, Fachreferentin Germanistik, präsentierte an dem Tag Hintergründe und herausragende Einzelstücke aus zwei der bedeutenden Sondersammlungen der Unibibliothek Augsburg: zum einen die Sammlung Salzmann – Die Bibliothek der verbrannten Bücher, und zum anderen die Sammlung Klaus W. und Ilsedore B. Jonas

In ihrem Aufsatz Der Sammler Georg P. Salzmann im Sammelband Die Bibliothek der verbrannten Bücher (Allitera: München 2019) schreibt Voß: „Ende der 1970er Jahre beginnt Georg Salzmann, Antiquariate und Flohmärkte nach Erstausgaben von Lion Feuchtwanger, Vicki Baum, Ernst Toller, Leonhard Frank, Stefan Zweig und vielen weiteren zu durchsuchen. Zehn Jahre später ist sein privates Dokumentations- und Forschungsarchiv 10. Mai 1933 – Deutsche Literatur auf dem Scheiterhaufen auf mehrere Tausend Bände angewachsen. Salzmanns Ziel: Das Gesamtwerk von rund 70 der seit 1933 geächteten deutschsprachigen Autorinnen und Autoren in Erstausgaben zu archivieren. Gegen das Vergessen. Für die Erinnerung.

Georg Salzmann ist weder Literatur- noch Zeithistoriker. Er ist Finanzkaufmann. Zeitzeuge des Nationalsozialismus und schon als Junge literarisch interessiert. Eine gerade Linie von der Kindheit im NS-Staat hin zum akribischen Sammlertum im Alter lässt sich jedoch nicht ziehen. 1929 im thüringischen Waltershausen geboren, ist Georg Salzmann gerade vier Jahre alt, als am 10. Mai 1933 [...] die Bücher brennen.“ Die weltweit einmalige Sammlung, die um die 12.000 Titel umfasste (darunter über 3.000 Doubletten), ist seit Juli 2009 im Besitz der Universitätsbibliothek der Stadt am Lech, wo sie auch zum überwiegenden Teil frei zugänglich ist. Außerdem kann jedermann eine virtuelle Dauerausstellung (unter diesem Link erreichbar) des Sammelbestands besichtigen.

Nach ihren ausführlichen Erläuterungen präsentierte Voß die mitgebrachten Schätze seltener Erstausgaben und limitierter und signierter Drucke. Sie konnten in die Hand genommen und durchgeblättert werden, etwa Stefan Zweigs Schachnovelle in der deutschen Erstausgabe, erschienen posthum im Dezember 1942 im Pigmalion Verlag Buenos Aires, in einer limitierten Auflage von 300 Exemplaren, und Anna Seghers’ Das siebte Kreuz, ebenfalls in der deutschen Erstausgabe (Verlag „El Libro Libre“: Mexiko 1942) – beide aus der Salzmann-Bibliothek.

Aus der Sammlung Klaus W. und Ilsedore B. Jonas, die Autoren der klassischen Moderne umfasst wie Thomas MannGolo Mann sowie weitere Mitglieder der Familie Mann, zudem Rainer Maria RilkeHermann HesseHermann Broch und Gerhart Hauptmann, gab es Thomas Mann und Hesse zu sehen, so zum Beispiel die Buddenbrooks-Erstausgabe mit einem vierseitigen Autografen des Autors, oder die beiden Hesse-Bändchen Erwin (Erzählung, 1965 bei der Vereinigung Oltner Bücherfreunde erschienen) und Gedichte aus dem S. Fischer-Verlag mit einer Signatur des Sohnes Heiner Hesse – alle mit dem Exlibris des Sammlerehepaares Jonas versehen.

(Hans Rabenbauer/Matthias Haberzettl)

Mo, 29.01.2024

"Am Rand der Pfütze springt jede Katze anders": das Frontispiz, der Innentitel sowie zwei Vorzugsmotive des Buchs von Herta Müller und Axel Heller – 2023 erschienen bei Thomas Reche in Neumarkt i. d. OPf.

Buch des Monats: Herta Müller · Axel Heller „Am Rand der Pfütze springt jede Katze anders“

An einem Wintertag ging ich mit meiner Mutter drei Kilometer durch den Schnee ins Nachbardorf ein Fuchsfell kaufen für einen Mantelkragen. Der Pelzkragen sollte das Weihnachtsgeschenk meiner Mutter sein. Was für ein würdiges Buch des Monats! Fünf Texte der großen Erzählerin und vielfach geehrten Zeitzeugin Herta Müller: Essays, Notate und die fulminante Nobelpreisrede von 2009 selbst, flankiert von Fotografien Axel Hellers, erschienen als Ausgabe, die jeden bibliophilen Nerd zärtlich in die Träume verfolgt, im Verlag von Thomas Reche in Neumarkt in der Oberpfalz. Das Fell war ein ganzer Fuchs, und es glänzte kupferrot und wie Seide. Es hatte einen Kopf mit Ohren, eine getrocknete Schnauze und an den Füßen die schwarzen getrockneten Pölsterchen der Pfoten mit porzellanweißen Krallen und einen so bauschigen Schwanz, als wär noch der Wind drin. Der Fuchs lebte. Nicht mehr im Wald, aber in seiner konservierten Schönheit. Den in die Tiefe lotenden Exegesen von Herta Müller stehen 37 Fotografien Hellers zur Seite, die zwischen 2005 und 2014 im nordrumänischen Kreis Maramureș entstanden und mithin vom Leben auf dem Balkan wie der Herkunft Müllers berichten. Der Jäger hatte rote Haare wie der Fuchs. Das war mir unheimlich. Vielleicht fragte ich ihn deshalb, ob er ihn selbst geschossen hat. Er sagte, auf Füchse schießt man nicht, Füchse gehen in die Falle. Die Normalausgabe des herrlich-prächtigen Buches erschien in 400 Exemplaren und ist für 48 Euro (ISBN 978-3-947684-11-3) zu haben. Die gesamte Auflage ist signiert. Das alles sollte ein Mantelkragen werden. Ich ging noch zur Schule und wollte nicht wie alte Damen einen ganzen Fuchs mit Kopf und Pfoten am Hals, sondern nur ein Stückchen Fell als Kragen. Weiterhin erschien eine Vorzugsausgabe A (Nr. I bis XL), mit zwei signierten Original-Fotografien Auf dem Bauernhof und Straße im Winter, auf Barytpapier beiliegend zum Preis von 330 Euro (diese Ausgabe dürfte durch die Abonnements fast vergriffen sein, man eile ...). Aber zum Zerschneiden war der Fuchs zu schön. Darum begleitete er mich jahrelang und durfte überall, wo ich wohnte, wie ein Haustier auf dem Fußboden liegen. Eines Tages stieß ich im Vorbeigehen an das Fell, und der Schwanz rutschte weg. Er war abgeschnitten. Wochen später war der rechte hintere Fuß abgeschnitten, dann der linke. Ein paar Monate später nacheinander die vorderen Füße. Ferner sind noch die Vorzugsausgaben B und C in je 40 Exemplaren mit einem Original versehen, für jeweils 192 Euro zu bestellen. Der Geheimdienst kam und ging, wie er wollte. Er hinterließ Zeichen, wenn er wollte. Der Wohnungstür sah man nichts an. Ich sollte wissen, daß mir in meiner Wohnung dasselbe passieren kann wie dem Fuchs. Was für ein Buch, das Thomas Reche da wuchtig kredenzt!

(André Schinkel/kursivierte Zitate: Herta Müller)

So, 28.01.2024

Leipziger Buchmesse – vom 21. bis zum 24.03.2024.

März 2024: Leipziger Buchmesse

Vier Tage lang, vom 21. März bis zum 24. März, präsentieren sich in den Messehallen Autoren mit ihren Novitäten, Verlage und Dienstleister und die ganze Welt der Bücher. Diese Welt wäre aber unvollständig, wenn nicht auch die Buchkünstler, Illustratoren, Sammler all dieser schönen Dinge in Leipzig dabei sind. Traditionell sind dabei auch die Pirckheimer mit einem eigenen Stand vertreten. In diesem Jahr ist es der Stand E 505 in Halle 2 unter dem Dach von Buchkunst und Grafik. Bei den Pirckheimern ist die Vorfreude groß, da einzutauchen und den Blick der Besucher speziell auf Buchkunst und Bibliophilie zu lenken. Infos unter www.leipziger-buchmesse.de.

(Robert Grieger/Pressemitteilung)

Sa, 27.01.2024

"Judging a Book by Its Cover: Bookbindings from the Collections of the Grolier Club, 1470s–2020."

Judging a Book by its Cover

Die Ausstellung Judging a Book by Its Cover: Bookbindings from the Collections of the Grolier Club, 1470s–2020 zeigt mehr als 100 Einbände, die dem Club im Laufe seiner 140-jährigen Geschichte von seinen Mitgliedern geschenkt wurden (oder die von Mitgliedern hergestellt wurden). Der älteste Einband stammt aus dem Jahr 1473 (Josephus Jewish Antiquities, The Jewish War und Ecclesiastical History (Latin). Augsburg: Johann Schüssler, 1470), einer der modernen Einbände stammt vom deutschen Buchbinder Ulrich Widmann und ziert das Buch von Svato Zapletal Ich bin nur Flamme: Gedichte des Expressionismus (Hamburg: Svato Verlag 1999).

Zu den Aspekten der Ausstellung gehören: die Geschichte der verzierten Einbände, der Einband als Gegenstand der dreidimensionalen Kunst sowie mithin die Besonderheiten des Einbands als Sammlerstück. Ein ganz besonderes Augenmerk wird auf die Geschichte der Entwicklung dieser dekorativen angewandten Kunst durch den Verein gelegt. Der Kurator der Ausstellung H. George Fletcher, ein Mitglied des Grolier Clubs, vorheriger Astor Director for Special Collections von The New York Public Library und vorheriger Kurator von The Morgan Library & Museum berichtet darüber im Vorwort des die Exhibition begleitenden Katalogs, verfasst und kompiliert von Fletcher, der im Januar 2024 bei der University of Chicago Press druckfrisch erschienen ist: 

„Bucheinbände üben seit jeher eine starke Anziehungskraft auf Bibliophile aus und stellen eine wichtige Gattung in Sammlungen von Handschriften und gedruckten Büchern dar. Dies gilt insbesondere für den Grolier Club. Unsere Gründungsmitglieder, die vor genau 140 Jahren, im Januar 1884, mit der Gründung des Clubs begannen, waren motiviert, den Club zu gründen und zu fördern, weil sie das Gefühl hatten, unter Gleichgesinnten bibliophile Gleichgesinnte zu finden. Aus den historischen Aufzeichnungen geht hervor, dass ihnen die zeitgenössische Situation in Bezug auf die Bekleidung von Büchern besonders am Herzen lag. Die häusliche Szene war entmutigend: Bei den (...) Produktionen wurde säurehaltiges Papier verwendet, und die Einbände spiegelten nur zu gut den schwerfälligen Stil der damaligen Zeit wider. Der Umgang mit seltenen Büchern (...) war wesentlich schlimmer – der Stil überwog die Substanz, die Buchblöcke waren in Zwangsjacken verpackt, die von der Nutzung des Inhalts abhielten, und das Dekor war oft unsympathisch.“ 

Trotz der Möglichkeit, in Europa zu binden, waren die Sammler bestrebt, diese Kunst auch in der Neuen Welt zu entwickeln. Mehrere Clubgründer riefen die Club Bindery ins Leben und luden mehrere Meister aus Frankreich nach New York ein. Es wurden historische Exemplare gesammelt, Flüge organisiert und Ausstellungen veranstaltet. Zu den Glanzstücken der Ausstellung gehören Book of Hours mit Silberfiligran und Juwelen (1673), ein burgunderfarbener, vergoldeter Ziegenledereinband aus einer vatikanischen Buchbinderei, der Kardinal Basadonna geschenkt wurde (1674), und ein leuchtend grüner Seideneinband mit Blumenstickerei, der von May Morris (1862–1938), der Tochter von William Morris (1834–1896), entworfen wurde (etwa um 1888).

Die Abbildung 2 zeigt den Catalogue of Original and Early Editions of Some of the Poetical and Prose Works of English Writers from Langland to Wither, New York: The Grolier Club 1893. Irene Nichols schuf diesen Inbegriff des Englischen Gartens für Samuel Putnam Avery (1822–1904) und vollendete ihn im April 1895 in ihrem Atelier in Westminster. Avery bewahrte dieses Buch in seiner Hausbibliothek auf und vermachte es seiner Enkelin. Das Werk ist eine Schenkung von Amy Welcher aus dem Jahr 1992. Und als Beispiel aus der Gegenwart auf Abbildung 3: Svato Zapletal, Ich bin nur Flamme: Gedichte des Expressionismus, Hamburg: Svato Verlag 1999. Die Linolschnitt-Illustrationen des Autors im Buch inspirierten den Künstler-Buchbinder Ulrich Widmann zu dem anspielungsreichen Einband in seinem Atelier in Freiburg im Breisgau im Jahr 2019. Er ist in einem freien, in sich geschlossenen polychromen Muster über Gold gefärbtes und bemaltes Cuir-Cisele-Kalb. Es wurde 2020 angekauft über den Treuhandfonds von Lathrop Colgate Harper ... Die Ausstellung des The Grolier Club ist seit dem 17. Januar und noch bis zum 13. April 2024 zu sehen. Alle Exponate von Judging a Book by Its Cover sind hier über die Verlinkung einzusehen.

(Maria Bogdanovich)

Fr, 26.01.2024

Berlin: Vortrag mit Ninon Suckow. | © Robert Grieger

Berlin: „Impressum Magdeborch arte Simones Koch de Wylborch“

Am vorletzten Donnerstag, den 18.01.2024, hatten wir die Möglichkeit, bei einem tollen Vortrag von Ninon Suckow im Handschriftensaal der Berliner Staatsbibliothek dabei zu sein. Simon Koch druckte in den letzten zwanzig Jahren des 15. Jahrhunderts in Magdeburg. Die Staatsbibliothek zu Berlin besitzt vergleichsweise eine recht hohe Anzahl der seltenen Drucke, die an diesem Abend vorgestellt wurden. In ihrem Vortrag führte uns Ninon Suckow ein paar spannende Seiten dieser Drucke vor. Ihre Begeisterung für dieses Thema spürte man auch regelrecht in der Leidenschaft ihres Erzählens. Auch zeigte sie uns das Highlight einer Buchrestaurierung anlässlich ihres Ruhestandes. Ein tolle Geschichte ... Vielen Dank an Ninon! Es war ein interessanter Abend. Das Thema Buchpatenschaft hat durch ihre Präsentation einen ganz neuen Fokus bekommen.

(Robert Grieger)

Do, 25.01.2024

"Johnny & me – Eine Zeitreise mit John Heartfield", der animierte Film Katrin Rothes über den Künstler, läuft eben in den Kinos und auf den Festivals an.

„Johnny & me – Eine Zeitreise ...“

Im Januar und Februar läuft in diversen Kinos in Deutschland  Johnny & me – Eine Zeitreise mit John Heartfield, der animierte Film von Katrin Rothe. Darin wird das bewegte Leben des großen Künstlers auf einzigartige Weise erzählt, der den Nazis als einer der gefährlichsten Staatsfeinde gilt ... und sich auch später in der DDR nicht leichttut. „Die Grafikerin Stephanie, die von einer kreativen Schaffenskrise und Selbstzweifeln geplagt wird, ist fasziniert von John Heartfields Werk, das sie in einer Ausstellung entdeckt. Durch einen Zeittunnel landet sie in einem Atelier, wo der zur Trick-Figur gewordene Künstler sie auf eine Reise durch sein bewegtes Leben mitnimmt. Es entwickelt sich zwischen den beiden Kollegen eine liebevolle Freundschaft. Und Stephanie nimmt wieder Schere und Papier in die Hand.“ Die Laufzeiten in der jeweiligen Region (in der Regel ab 25.01.) sind bitte der Verlinkung zu entnehmen. Der Film ist zum Annecy International Animation Film Festival und zum Dokfest Leipzig eingeladen. Das richtige Werk womöglich zur richtigen Zeit.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Mi, 24.01.2024

Berlin · Halle: Trauer um Elke Erb

Trotz ihres mehr als sechs Jahrzehnte währenden Werks und entgegen dem Gebaren so mancher, die es immer schon wussten, war Elke Erb (1938–2024) eine Spätentdeckte. Ihren ersten Literaturpreis erhielt sie im Alter von 50 Jahren und nicht in der DDR, in der sie unbeirrt und in einer Nische aus Widerborst und Gerechtigkeit erst an der Seite von Adolf Endler, dann allein ‚ihr Ding‘ machte ... Immerhin war es der Huchelpreis, den sie für Kastanienallee, 1987 bei Aufbau erschienen, bekam. Nach der Wende wählte sie den Weg über die kleinen und schönen Verlage, Urs Engeler etwa, den Poetenladen Verlag, in denen ihr umfängliches und ganz und gar eigenständiges Werk erschien. In den renommierten und angemessenen Suhrkamp-Verlag trat sie erst spät ein, 2021, mit Das ist hier der Fall, einer Auswahl für die BS – sicher auch der Vergabe des Büchnerpreises geschuldet, den sie dreißig Jahre zu spät, aber immerhin bekam. Und die es schon immer wussten, sie hatten ja auch recht. In der Lyrik- und alternativen Szene war die Erb immer eine Große, von Anfang an. Ihre launige Anwesenheit auf diesem sich vom Licht wegdrehenden Planeten wird fehlen, es bleiben uns ihre mit ihren Texten bekauzten Bücher, denen zu wünschen ist, dass man sie auch fürderhin sammelt und ehrt, auch das immerhin. Am 22. Januar starb Elke Erb, kurz vor ihrem 86. Geburtstag. 

(André Schinkel)

Andreas Kühne und Christoph Sorger lesen am 25. Januar aus "Strandgut am Acheron", das Gedichte und Geschichten, flankiert von Arbeiten u. a. Moritz Götzes – von Ekkeland Götze, Ulla Walter, Helge Leiberg, Thomas Helmbold und Werner Rataiczyk.

25.01.: „Strandgut am Acheron“

Einladung an einen Ort, dessen Besuch sich sowieso lohnt – seit Jahren ist die KunstHALLE des Kunstvereins Talstrasse eine edle Adresse für Ausstellungen, Konzerte, Vorträge und Lesungen. Am 25. Januar nun lesen Andreas Kühne und Christoph Sorger aus ihrem gemeinsamen Buch Strandgut am Acheron, das, im Heidelberger Morio-Verlag (einem Imprint des mdv) erschienen, fantastische und realistische Geschichten und Gedichte, flankiert von den künstlerischen Arbeiten Moritz Götzes etwa, weiterhin Ekkeland Götze, Ulla Walter, Helge Leiberg, Thomas Helmbold und Werner Rataiczyk, enthält. Die Autoren sind zugleich ausgewiesene Kenner und Förderer der Kunst: Der Abend lohnt sich für die Freunde des Buches wie der bildenden Künste. Beginn ist 19 Uhr. Und wenn man einmal da ist, unbedingt die aktuelle Ausstellung Die Kraft der Melancholie. Alexander Camaro und Seelenverwandte ansehn! Die Galerie findet sich am Kröllwitzer Ufer der Saalestadt: Talstraße 23, 06120 Halle (S.), in der Nähe des berühmten Krugs zum Grünen Kranze.

(André Schinkel)