Pirckheimer-Blog

So, 07.04.2024

Rudolf Angeli – am Pirckheimer-Stand auf der BDK.

Grüße von der BuchDruckKunst

Gute Grüße von der BuchDruckKunst im Museum der Arbeit in Hamburg, die noch heute bis 17 Uhr ihre Tore für ihre Besucher geöffnet hat, schickt Pirckheimer-Freund Rudolf Angeli, der dort gemeinsam mit PG-Freund und Kollege Peter Engel die Pirckheimer an ihrem Stand vertritt. Die Messe im Norden, die in ihrer 2024er Ausgabe unter der Leitlinie Unterwegs im Büchermeer steht, vereint, organisiert von Klaus Raasch, auch in der aktuellen Ausgabe hochklassige Buchkunst und Grafik, aus der Vielzahl der Aussteller seien stellvertretend Jule Claudia Mahn, Frank Eißner, Susanne Theumer und Svato Zapletal genannt. Angeli und Engel betreiben in der Hansestadt einen eponymen Verlag und geben zudem den Hamburger Bothen heraus, der soeben in seiner 21. Ausgabe erschien und neben den Marginalien als zweites Pirckheimer-Periodikum funktioniert.

(André Schinkel)

Sa, 06.04.2024

Barbara Beisinghoff: noch bis 02. Juni in Offenbach.

Barbara Beisinghoffs „Recycling“

Papier wird recycelt aus Pflanzenfasern. „Schnipp-Schnapp-Schnurre, Basselurre. Aus ist das Lied! Aber die kleinen unsichtbaren Wesen sagten alle: Das Lied ist nie aus!“ In Hans Christian Andersens Märchen wird aus Flachs zuerst Leinen, dann Wäsche, aus dieser später Lumpen und daraus Papier und letztlich Kunst. Die Arbeiten von Barbara Beisinghoff (Titel: Alabasterspur) sind im Museum Haus der Stadtgeschichte Offenbach noch bis zum 02. Juni 2024 zu sehen. Am 04. Mai führt die Künstlerin durch ihr Werk im Rahmen der Nacht der Museen. Und am 19. des so edlen Wonnemonats findet um 11.30 Uhr die Veranstaltung Wo ich auf einem backsteinernen Fluss auf der Reise war mit Barbara Beisinghoff und Jürgen Eichenauer statt. Die Künstlerin ist auch noch heute und morgen auf der BuchDruckKunst im Hamburg (Stand 39) und vom 26. bis 28. April auf der Buchkunst Trier (Stand 1) mit neuesten Arbeiten, Büchern und Kunstobjekten anzutreffen. 

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Fr, 05.04.2024

"Schöne Bücher aus Brandenburg" Ausstellung und Präsentation in Potsdam am 20.04., 10 bis 16 Uhr.

Schöne Bücher aus Brandenburg

Willkommen zur 2. Landesausstellung Schöne Bücher aus Brandenburg in Potsdam! Anlässlich des Welttags des Buches 2024 laden die Stadt und ihre Stadt- und Landesbibliothek (Adresse: Bildungsforum, Am Kanal 47, 14467 Potsdam) Buchverlage, verlegende Autorinnen und Autoren sowie Buchkünstlerinnen und -künstler des Landes ein, um am 20. April 2024 von 10 bis 16 Uhr ihre aktuellen Werke auszustellen. Die Ausstellung wird um 10 Uhr eröffnet, der Eintritt ist frei. Buchenthusiasten, Bibliophile und Kunstfreunde sind herzlich in den Großen Saal der Stadt- und Landesbibliothek eingeladen, sich ein Bild vom Ideen- und Facettenreichtum, von der thematischen Vielfalt, vom hohen Anspruch und von der Qualität der Buchkunst der Büchermacherinnen und -macher „von nebenan“ zu verschaffen. „Ab 13.30 Uhr können Sie dabei sein, wenn wir unsere neuesten schönen Auflagen-, Kleinserien- und Unikatbücher vorstellen. Kommen Sie mit uns ins Gespräch, streifen Sie die bereitliegenden Handschuhe über, um in kostbaren Unikaten zu blättern, und verlieben Sie sich vielleicht in das eine Buch, das Sie am Ende mit nach Hause nehmen.“ Ausstellung und Präsentation sind barrierefrei zu erreichen. Ab 13.30 Uhr werden die nachfolgend genannten Bücher vorgestellt: Ungebunden. Ein Buch ungebundener Verbundenheit (122 Euro) von Albrecht Walter (Potsdam); Jugend von Kenneth Anders und Lars Fischer (20 Euro, mit Grafikmappe 300 Euro, bei Aufland Verlag (Croustillier)); Circles mit 17 Risoprints zu Texten von Mary Ruefle (200 Euro) von Constanze Kreiser (Brandenburg a. d. H.); Fabelfauna (280 Euro) von Matthias Gubig (Blankenfelde); Deutschlands Moore (69 Euro) von Michael Succow und Lebrecht Jeschke (Rangsdorf); Gezeichnet, Gustav und Franz Pflugradt. Portrait Vorpommerns und Mecklenburgs in Reiseskizzen der beiden Neffen Caspar David Friedrichs aus der Zeit von 1860 bis 1930 (29 Euro) von Ute Peters-Pásztor und Hans Jörg Rafalski; Joseph von Eichendorff: Aus Dem Leben eines Taugenichts, übertragen in einfache Sprache von Anja Hanisch (14,50 Euro); Der Großinquisitor: Ein bibliophiles Buchprojekt nach Fjodor Michailowitsch Dostojewski (27 und 120 Euro) von Rainer Ehrt (Kleinmachnow), Script – Rudolf Sittner, Hand-Schriften (40 Euro) von Rudolf Sittner (Cottbus); Bertolt Brecht: Die neunziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts von Steffen Thiemann (Brüssow); Von allem zu wenig (16,90 Euro) von Stephan Velten (Strauss Medien); Lyrikheft 31 (28 Euro) von Ulrike Draesner und Tina Flau (Potsdam); Fontaneske (10 Euro) von Frank Gaudlitz (Fotografien) und Julia Schoch (Texte). Bereits am 19. April lädt um 18 Uhr der Potsdamer Verlag Strauss Medien zur Vorstellung von Von allem zu wenig mit Stephan Veltens Briefen an seine Frau in die Stadt- und Landesbibliothek ein. Es liest ... Jürgen Tarrach!

 

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Do, 04.04.2024

Dieses einzige erhaltene Exemplar des Buches "Jikji" befindet sich in der Bibliothèque Nationale in Paris.
Dem Buch widmet sich eine Schau im Offenbacher Klingspor-Museum vom 28.04. bis zum 30.06.24.

„Im Anfang war ... Jikji.“ Koreas Urknall der Druckgeschichte

Eine bahnbrechende Erfindung der Menschheit hat ihren eigentlichen Ursprung in Korea. Das Buch Jikji ist das älteste mit beweglichen, in Metall gegossenen Schriftzeichen gedruckte Buch. Es entstand 1377, also mehr als fünfzig Jahre vor der Gutenberg-Bibel, in Cheongju in Korea. Das Buch Jikji enthält eine Sammlung buddhistischer Texte. Nur ein einziges Exemplar ist erhalten, es wird in der Bibliothèque Nationale in Paris aufbewahrt. Erst in den letzten Jahren wurde einem Team koreanischer Forschenden gestattet, weiterführende Untersuchungen zur materialen Beschaffenheit des Buchs vorzunehmen. Sie fließen ein in die Ausstellung, die jetzt das Early Printing Museum in Cheongju (Südkorea) erarbeitete und dem Klingspor-Museum zur Präsentation überlässt. 

Das Museum am Entstehungsort von Jikji widmet sich der Erforschung und der Verbreitung des koreanischen Frühdrucks. Mit dem Klingspor-Museum besteht ein lebhafter Austausch seit rund zehn Jahren. Für seine Bedeutung als Museum der Schriftkunst bekannt, gehörte das Haus in Offenbach 2018 zu den Mitbegründern der Assoziation internationaler Druckmuseen (IAPM). 2022 folgte eine Einladung, kostbare Bestände der deutschen und internationalen Druckkunst in einer umfangreichen Ausstellung in Cheongju zu zeigen. Jetzt schätzt sich Offenbach als ein bedeutender Ort der Schrift- und Druckgeschichte wiederum glücklich, das Early Printing Museum zu Gast zu haben und mit ihm eine erlesene Präsentation zur Geschichte des Buches Jikji. Die Ausstellung Im Anfang war ... Jikji. Koreas Urknall der Druckgeschichte, die sich dem im wahrsten Sinne uniquen Buch widmet, ist vom 28. April bis 30. Juni am Main (Herrnstraße 80, 63065 Offenbach) zu sehen.

Gezeigt werden unter anderem neue Faksimiles des Originals und die Technik des koreanischen Schriftzeichen-Gusses. Einen weiteren Schwerpunkt bildet Hanji, das ganz besondere Papier aus der Rinde des Schwarzen Maulbeerbaums, das in Korea auf ganz eigene Weise geschöpft wird. Das vielfältig einsetzbare Papier war mit seiner robusten Festigkeit eine wichtige Voraussetzung für den koreanischen Zeichendruck. Alle weiteren Informationen zur einzigartigen Schau finden sich hier.

(Robert Grieger/Pressemitteilung)

Mi, 03.04.2024

"Exit Allowed?" in der Albertina in Leipzig mit alten Handschriften und Arbeiten Mahshid Mahboubifars und Pooya Sedighis, die auf sie – heute – reagieren.

„Exit allowed?“ in der Albertina

Exit allowed? Iranian Artists meet Iranian Manuscripts – die Exposition, in der iranische Künstler und Künstlerinnen persischen Handschriften begegnen, ist vom  24. April bis zum 21. Juli 2024 im Ausstellungsraum der ehrwürdigen Leipziger Bibliotheca Albertina (Beethovenstraße 6, 04107 Leipzig) zu sehen: „Eine Ausstellung mit historischen persischen Handschriften und dem Echo, das sie bei zwei jungen iranischen Künstler*innen, Mahshid Mahboubifar und Pooya Sedighi, ausgelöst haben. Ein medial-objekthafter Assoziationsraum zu Büchern und Menschen – unterwegs zwischen Zeiten und Grenzen.“ Die Vernissage findet am 23.04., 18 Uhr, in der Bibliothek statt. Für Mitglieder des Fördervereins Bibliotheca Albertina e. V. gibt es um 17 Uhr eine Vorabführung. Die Ausstellung kann täglich von 10 bis 18 Uhr im Ausstellungsraum des Hauses besichtigt werden.

(Robert Grieger/Pressemitteilung)

Di, 02.04.2024

Die neue Ausgabe des "Hamburger Bothen", Heft 21.

Hamburger Bothe 21 erschienen

Auch wenn, wie der Hintergrundfunk vermeldet, die beiden Hamburger „Engel“, die Pirckheimer-Freunde und Herausgeber des Hamburger Bothen, Rudolf Angeli und Peter Engel im Moment abkömmlich und verreist sind, lassen sie doch die bibliophile Gemeinde nicht zurück ohne die neueste, die 21. Ausgabe ebenjenes Informationsblattes, das von der Freien und Hansestadt aus zunächst seinen Streifzug in den Norden und dann in das gesamte Lese- und Sammelgebiet der Pirckheimer-Gesellschaft unternahm und bis heute wächst. Ja, es geht das Gerücht, dass es diesmal sogar eine bibliophile Ausgabe des Journals gibt, das in bewährter Manier wieder aus den Gegenden des Herzens berichten, die den Bibliophilen, die Bibliophile erfreuen. So wird auf das Hamburger Treffen der PG im Februar (der Blog berichtete) rekurriert, es gibt Meldungen zu Kurt-Wolff-Stiftung und Simon-Wiesenthal-Preis, Hinweise zu einer Lesung von Verlagsautor Urs Heftrich und einen Ausblick auf die BuchDruckKunst am kommenden Wochenende, auf der Angeli und Engel am Stand der Pirckheimer wieder anzutreffen sind. Abel Doering verweist zum Karl-Kraus-Jahr auf eine seinerzeit bilaterale Kraus-Ausgabe bei Volk und Welt sowie Langen Müller, Rainer Ehrt arbeitete zu Kafka, der Beitrag von Paul Hennig muss geteilt werden; auch die Erwägungen zu „Serendipity“ werden fortgesetzt. Und schließlich gibt es drei gereimte Texte Heftrichs und die Einladung zur Subskription des fünften Angeli-&-Engel-Buchs, das sich dem Frankfurter Maler Bernhard Jäger widmet. Die Ausgabe des Bothen im digitalen (also: PDF-)Format ist unter der Email-Adresse Rudolf_Angeli@web.de anforderbar. Dort gibt es auch weitere Informationen.

(André Schinkel)

Mo, 01.04.2024

Leipziger Buchmesse 2024 & 2025

Nach der Messe ist vor der Messe: Vor etwas mehr als einer Woche ging die Leipziger Buchmesse 2024 erfolgreich zu Ende. Wir als Pirckheimer-Gesellschaft waren natürlich dabei und haben uns über eine gute Resonanz gefreut. Erfahrungen konnten wir sammeln, die Messe genießen und Kommunikationsarbeit betreiben. Ein großes Dankeschön an alle Organisatoren, Standbetreuer, Helfer, Unterstützer etc.! Einige neue Mitglieder konnten wir gewinnen und wieder das Projekt der Bücherkinder Brandenburg unterstützen, und Pirckheimer-Freund Armin Schubert hat sein aktuelles Werk (mit einigen Kindern und Eltern) präsentiert und arbeitet bereits am nächsten Buch. Jetzt steht bereits der Termin für die Leipziger Buchmesse 2025 fest, sie findet statt vom 27.03. bis 30.03.2025), und im Sommer beginnt die Planungsphase. Also heißt es jetzt schon sich Gedanken machen, wie wir uns aufstellen werden. Man kann aber sagen: Vorfreude ist die schönste Freude ...

(Robert Grieger)

So, 31.03.2024

"Die vier Jahreszeiten", eben erschienen in Zaumseils Dreier Press – das aktuelle "Bibliophile des Monats".

Bibliophiles des Monats: „Die vier Jahreszeiten“ von Peter Zaumseil

Gemeinhin gilt der Frühling als die schönste und hoffnungsreichste Zeit des Jahres, auch in dieser von der Fäulnis der Abgründe, die im Menschen möglich sind, angeblickten Epoche möge das so bleiben, in der zarten Beblümelung beim Gedanken an die mögliche Auferstehung, die zumindest die Christenheit an diesen Tagen feiert und begeht, zumal. Die Kunst bliebt ein Signet des Humanen wie Schönen dabei, egal, wie schwer und schwierig die Jahre sind, in denen sie, Seismograph des Temporären oder Gegenentwurf in heller oder dunkler Wichtung, entsteht. Grund genug, damit einen Hinwink von Pirckheimer-Freund Uwe Klos aufzunehmen, auf ein neues originalgrafisches Buch von Peter Zaumseil, Künstler- und Landschaftskollege aus den wilden, ja, und im Moment zudem wild begrünten, wie es sein soll, ostthüringischen Hügelländern, hinzuweisen, was hiermit in diesem Blog mit dem Ehrensternchen Bibliophiles des Monats vorgenommen sein soll. Dieses Buch heißt Die vier Jahreszeiten und feiert alle von Wetter und Wind gezeichneten, zuweilen wohl auch gegerbten Quartale des Kalenders. Es erscheint, wie Uwe Klos weiterhin anzeigt, im Jahr des dreißigsten Jubiläums der Peter Zaumseil zueigenen Dreier Press als dessen 25. Druck. Die vier Jahreszeiten enthält 16 Farbholzschnitte des Meisters aus Elsterberg im Vogtland, dazu gesellen sich die Gedichte diverser Lyriker (der Riese Rilke ist dabei ... und der sicher berührendste unter allen lustikken Dichtern, Ringelnatz – man vergleiche jeweils die beiden Doppelseiten aus dem Buch in den Abbildungen) und Lyrikerinnen, insgesamt 14 an der Zahl. Die Texte wurden nach händischen Vorlagen Zaumseils bei Tischendorf in Greiz gedruckt, die Vignetten vom Künstler eigens koloriert; auch die Bindung übernahm Zaumseil selbst. Insgesamt liegt das 30 x 40 cm große Buch in neun regulären und zwei E.A.-Exemplaren vor, der Einband ist zudem mit vier Porzellankacheln mit Kristallglasuren von Ludwig Laser aus Obergeißendorf betan. Das prächtige Werk wurde bei (nach eigenem Statement) Peter Zaumseils letztem Auftritt auf der Leipziger Buchmesse präsentiert und soll auch sein letztes Buch in Auflage sein. Man wünscht indes an der Seite Uwe Klosens gleichsam, dass dem nicht so ist. Denn: Schöne Bücher braucht das Land, das wird immer so sein. Alle Informationen zu Peter Zaumseils Werk und auch dem neuen Buch sowie den Hinweis auf eine im Juni anstehende Ausstellung des Künstlers finden sich auf seiner persönlichen Seite im Internet.

(André Schinkel)

Sa, 30.03.2024

Beim Vortrag – Organisator und Verleger Ralf Plenz.
Podium mit Maren Schönfeld und den Verlegern und Pirckheimern Ralf Plenz sowie Rudolf Angeli (v. l.).
Die "Perlen der Literatur", Band 1 bis 25, verlegt bei Ralf Plenz. Jedes der Bücher in der Reihe hat eine besondere Entdeckungs-Geschichte und erschien im Offset im schönen, gestalteten, edlen Gewand.
Pirckheimer-Freund Rudolf Angeli bei dem Treffen.
Publikationen des Verlages Angeli & Engel am Stand. Bisher erschienen vier Bücher in dem Hamburger Verlag, u. a. von Rainer Ehrt und Klaus Waschk. Die Verleger Rudolf Angeli und Peter Engel zeichnen zudem für den "Hamburger Bothen" verantwortlich. | © für alle Fotografien bei Ralf Plenz bzw. bei DAP

Berührt von schönen Büchern

Am 25. Februar des Jahres veranstaltete der Büchermacher (und Pirckheimer-Freund) Ralf Plenz in Kooperation mit der Hamburger Autorenvereinigung ein Treffen der Pirckheimer-Gesellschaft in Hamburg-Altona. In der Alfred-Schnittke-Akademie (Max-Brauer-Allee 24, 22765 Hamburg) konnten Interessierte sich über die Institutionen informieren, bibliophile Buchausgaben bewundern und erstehen. Dabei ging es auch um die Frage, was der Begriff „bibliophil“ denn eigentlich umfasst.

Den ersten Programmpunkt der Tagung bildete jedoch ein Vortrag von Ralf Plenz über die Umwälzung der Druckbranche, verknüpft mit seinem Werdegang. In den 1960er und 1970er Jahren fand der Wechsel vom Bleisatz zum Offsetdruck statt. Als Gründungsmitglied der Druckwerkstatt Ottensen bot Plenz gemeinsam mit seinen Mitstreitern eine Spezialität an: Zum Gestalten der Druckvorlagen für die Kunden verwendeten sie altes Werkzeug wie zum Beispiel Federn und stellten die Vorlagen handschriftlich her. So hatten sie viele Autoren und Künstler unter ihrer Kundschaft, unter anderem den Lyriker Peter Rühmkorf und den Künstler Albert „Ali“ Schindehütte, der durch die Rixdorfer Drucke berühmt wurde. Die Druckwerkstatt, die heute noch existiert, war ein Erfolgskonzept aus hochwertigen Druckerzeugnissen in Zusammenarbeit mit Kleinstverlagen, dem Verkauf einer Auswahl besonderer Bücher, Umweltschutzpapiererzeugnissen und einem Copyshop.

Plenz berichtete über Details des Druckwesens, zu denen Laien kaum Zugang haben. So erfuhr manch erstaunter Gast, dass digital gedruckte Bücher für Bibliothekare nicht archivfest seien, weil diese keine hundert Jahre hielten. Denn Digitaldruck ist technisch fast immer eine Fotokopie – sie blättert ab, wenn sie beispielsweise geknickt wird. Zudem sind die Buchrücken nicht gerade für die Ewigkeit gemacht und brechen meist, wenn man das Buch weit aufzuklappen versucht. Aus diesem Grund ist die mehr als 25-bändige Reihe Perlen der Literatur von Ralf Plenz (von ihm herausgegeben in seinem Input Verlag) im Offsetverfahren gedruckt und hochwertig ausgestattet.

Für den Nachdruck der historischen Titel fahndet Plenz in Antiquariaten nach sehr alten Ausgaben und stößt manches Mal auf Kuriositäten. Eine ganz besondere ist ein Gedichtband von Christian Morgenstern (1871–1914), datiert auf den Zeitraum 1915–1920, mit gerissenem statt geschnittenem Papier. Die Nachforschungen des Büchermachers ergaben, dass es sich um einen Raubdruck handeln muss, denn in keinem autorisierten Buch (Vorlage: Palma Kunkel, Berlin: Cassirer 1916?) gibt es diese Zusammenstellung aus drei Bänden Morgensterns, zudem noch in einer Ausgabe.

Pirckheimer-Freund Rudolf Angeli vom Angeli & Engel-Verlag bestritt den zweiten Vortrag im Programm. Der Verlag „widmet sich Publikationen zur Kunst mit bibliophilem Anspruch“. Angelis Leidenschaft für das Schachspiel und für Stefan Zweigs Schachnovelle motivierte ihn schließlich, ins Verlagswesen einzusteigen. Eigentlich aus dem Management kommend, gründete er gemeinsam mit dem Autor Peter Engel den „Verlag für paradiesische Bücher“ in Hamburg und eignete sich autodidaktisch das entsprechende Wissen an. Neben den obengenannten Publikationen betreibt er ein Antiquariat. Er ist von Worten fasziniert und bezeichnet seine verlegerische Berufung als „Serendipity“, also eine „zufällige Beobachtung von etwas ursprünglich nicht Gesuchtem, das sich als neue und überraschende Entdeckung erweist“ (... vergleiche dazu den Eintrag bei Wikipedia). Ein Blick auf den liebevoll präsentierten Büchertisch beglaubigt seine Leidenschaft, und man möchte die hochwertigen, großformatigen Bücher gern berühren und aufschlagen. Aktuell erschien die vierte Edition, das Balladenbuch Liebe, Leid & Untergang von Klaus Waschk, das als Buchhandelsausgabe und als Vorzugsausgabe mit einer Original-Grafik des Künstlers erhältlich ist.

Bei so vielen spannenden Vortragsthemen konnte man fast das Anschauen ebenjener Büchertische vergessen. Dabei gab es unter den ausgelegten Leseschätzen viel Schönes zu bewundern, so zum Beispiel der Nachdruck der sehr kurzen Erzählung Die Insel von Stefan Zweig, hochwertig gebunden als schmales Heft mit einer nachgedruckten Grafik von Markus Behmer sowie ergänzt durch das Faksimile des handschriftlichen Manuskripts als Beigabe. Als weitere Besonderheit hat der Verlag Angeli & Engel 2020 den Hamburger Bothen herausgebracht, einen Rundbrief, der mindestens sechsmal im Jahr erscheint, um über einschlägige Veranstaltungen zu informieren und die Kontakte innerhalb der Regionalgruppe Nord der Pirckheimer Gesellschaft zu unterstützen.

In der Alfred-Schnittke-Akademie ging es nach der Mittagspause mit einem Podiumsgespräch weiter. Zunächst sprachen Ralf Plenz und die Verfasserin dieses Artikels über die in Hamburg-Ottensen spielende Trilogie Großstadt-Oasen, zu denen auch zwei Podcast-Folgen kostenlos zu hören sind. Im weiteren Gespräch zu dritt mit Rudolf Angeli ging es zunächst um die Situation der Antiquariate in Deutschland und die Vor- und Nachteile der Online-Portale, mithilfe derer sich Bücherfreunde zwar einfach sowohl seltene Ausgaben beschaffen als auch durch Verkauf gebrauchter Exemplare ihr Bücherregal aufräumen können, die jedoch für die stationären Antiquare eine Existenzbedrohung darstellen. Denn wegen sofortigen Vergleichbarkeit aller Anbieter des gleichen Produkts fallen die Preise. Ehemals kostspielige Raritäten sind heutzutage für wenige Euro erhältlich. Zudem wird die Anzahl der Leser insgesamt drastisch weniger und teilt sich überdies auf in solche, die noch Papierbücher lesen und andere, die digitale Medien wie E-Books bevorzugen. Das sind im Hinblick auf die Gesamtleserschaft immerhin konstant sechs Prozent.

Aus diesem Thema folgte die Frage, was denn eigentlich bibliophil sei. Wikipedia offenbart dazu: „Als Bibliophilie bezeichnet man allgemein das Sammeln von schönen, seltenen oder historisch wertvollen Büchern, meist durch Privatpersonen zum Aufbau einer Privatbibliothek nach bestimmten Sammelkriterien.“ Die drei Diskutanten einigten sich zusätzlich auf die Ausstattung (Haptik, Papierqualität, Bindung, Veredlung, Beigaben wie zum Beispiel Künstlergrafiken und natürlich die besondere Typografie etc.), den Geruch und die persönliche Bedeutung von Büchern für die Leser. Rudolf Angeli empfindet Bücher wie Freunde, was eine berührende Umschreibung und überaus nachvollziehbar für Menschen ist, die sich einmal mit dem Lesen infiziert haben.

Die Pirckheimer-Gesellschaft, die nach dem eigenen Bekunden „Sammler und andere Verrückte“ beheimatet, betreibt auf ihrer Website auch einen umfangreichen, vielfältigen Blog. Zudem wird sie am 05. bis 07. April 2024 im Museum der Arbeit in Hamburg-Barmbek bei der BuchDruckKunst, „unterwegs im Büchermeer“, vertreten sein. Vielleicht kann man dort auch die weiteren Aussteller, die krankheitsbedingt nicht in Altona sein konnten, antreffen und ihre Schätze bewundern.

(Maren Schönfeld, dieser Artikel erschien zuerst am 26.02. im Online-Magazin von „Die Auswärtige Presse e. V.“ und wird hier mit freundlicher Genehmigung der Verfasserin veröffentlicht.)

Fr, 29.03.2024

2024 ist Buch- und Kunstmessejahr. Das Magazin der "BuchDruckKunst" für 2024 ist erschienen und kann außer vor Ort auch im Web geordert werden.

Magazin zur BDK 2024 erschienen

Nach der Messe ist schon wieder vor der Messe – nach dem großen Erfolg der Buchmesse vom 21. bis 24. März im ehrwürdigen Leipzig liegen am nächsten Wochenende bereits die nächsten Events in Sachen Buch und Kunst an. So stehen vom 05. bis 07. April in Stuttgart mit der Kunstmesse ARTe und der BuchDruckKunst in Hamburg gleich zwei Messe-Schwergewichte auf dem Plan, an denen auch jeweils Freundinnen und Freunde der Pirckheimer-Gesellschaft (Mitglieder wie Urheberinnen und Urheber der begehrten Dinge) teilhaben. Nun, und während die ARTe zum ersten Mal in der Phoenixhalle im Römerkastell (Naststraße 43–45, 70376 Stuttgart) beheimatet ist, findet die BDK auch 2024 traditionell im Museum der Arbeit in Hamburg-Barmbek (am Wiesendamm 3, 22305 Hamburg) statt. „Unterwegs im Büchermeer“, so lautet der treffende Slogan von Organisator Klaus Raasch, Reiz und Zauber des Treffens beschreibend. Und auch in diesem Jahr ist ein wunderbares Begleitmagazin in Buchform in der Edition Raasch erschienen, das jeder Besucherin und jedem Besucher bei Eintritt übergeben wird. Das Büchlein, das neben den Liner Notes von Raasch auch einen Artikel vom Vizevorstand der Pirckheimer-Gesellschaft, Till Schröder, die Bücherkinder und die Edition Pirckheimer vorstellend, sowie ein vollständiges Ausstellerverzeichnis enthält, kann aber auch über die Website der Edition Raasch für schlanke sechs Euro zuzüglich Versand geordert werden. Die Messe-Saison des laufenden Jahres, sie bleibt spannend ... der Blog wird berichten. 

(André Schinkel)

Do, 28.03.2024

Die DIAF-Plakatschau in Dresden ist dienstags bis freitags von 9 bis 17, an Wochenenden und feiertags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 5 (ermäßigt 4) Euro. Für Kinder unter 7 Jahren und ab Freitagmittag, 12 Uhr, ist für alle der Eintritt frei.

Trickfilmplakatkunst in Dresden

Nachtrag zum Klemke-Film in Dresden: Quasi begleitend ist die Sonderausstellung Trickfilm Plakat Kunst – Arbeiten für den DDR-Filmverleih Progress in den Technischen Sammlungen Dresden noch bis zum 02. Juni zu sehen. „Für rund 375 Animationsfilme und Kurzfilmprogramme aus dem In- und Ausland sind in der DDR Kino-Plakate gedruckt worden. Diese vielfältigen Arbeiten haben etwa 70 verschiedene Gestalterinnen und Gestalter entworfen – junge Absolventen ebenso wie namhafte Zeichner. Neun dieser Künstler stellt die Schau vor: Kurt Geffers und Paul Rosié, Werner Klemke, Roswitha Grüttner, Steffi Bluhm sowie Angelika van der Borght, Manfred Bofinger, Jutta Mirtschin und Susanne Kahl.“ Die Ausstellung beschreibt auch den Wandel von den ausdrücklichen Porträtplaketen weniger Protagonisten der direkten Nachkriegszeit zu einer zunehmend größeren Eigenständigkeit in der Gestaltung. Die progressive Plakatgestaltung etwa in Polen hatte unter anderem einen starken Einfluss auf die Gestalter und (zu 40 Prozent) Gestalterinnen der Werke. Und: Viele Absolventen der Berliner Kunst- und Gestaltungsschulen in Weißensee und Schöneweide befinden sich darunter. Ein Katalog zur Ausstellung ist in Arbeit.

(André Schinkel)

Mi, 27.03.2024

Kerem Saltuk, der Regisseur des Klemke-Films. Sein Porträtfilm wird am 12.04.2024 in Dresden gezeigt.

Werner-Klemke-Film in Dresden

Das Deutsche Museum für Animationsfilm lädt zur Dresden-Premiere des Dokumentarfilms Werner Klemke – Ein Weißenseer Künstler von Kerem Saltuk ein. Der 71-minütige Film wird im Rahmen der April-Ausgabe der Animania-Reihe am 12.04.2024 um 19.30 Uhr im Museumskino der Technischen Sammlungen Dresden (Junghansstraße 1 bis 3, 01277 Dresden) gezeigt. Saltuk, der selbst in Weißensee lebt, setzt damit dem einzigartigen Künstler, Helden und Mitbegründer der Pirckheimer-Gesellschaft Werner Klemke (1917–1994) ein Denkmal, geht darin den Spuren seines Lebens und Wirkens anhand von Dokumenten und Interviews nach. Zu Wort kommen dabei neben vielen anderen Stimmen die Töchter Klemkes, die ihrerseits als Künstlerinnen tätig sind. Der Film gibt auch Einblick in Arbeitsweise und Credo dieses in der Tat großartigen Mannes, deren Ideen bis heute in unzähligen Kunstwerken, illustrierten Büchern, Briefmarken, ja, und nicht zuletzt den Ausgaben der Zeitschrift Das Magazin, deren Cover Klemke viele Jahre gestaltete, dokumentiert sind. Dass Werner Klemke, der auch als Hochschullehrer in Berlin-Weißensee tätig war, im Zweiten Weltkrieg 300 holländischen Juden das Leben rettete, wurde erst 2011, lange nach seinem Tod, bekannt: Der Meister hatte darüber zu Lebzeiten nie gesprochen. Seine letzte Ruhestätte auf dem St.-Hedwig-Friedhof seines Heimatstadtteils wird als Ehrengrab der Stadt Berlin geführt. Klemkes Nachlass wird in Offenbach im Klingspor-Museum gepflegt. Der Eintritt für die Vorführung in Dresden kostet 6 (ermäßigt 5) Euro. Karten können beim Besucherservice der Technischen Sammlungen unter der Telefonnummer (0351) 488 72 72 reserviert werden. Ansehen lohnt sich!

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Di, 26.03.2024

Die Bibliothek Seuss (22.000 Bd.e) steht zur Auktion. Seuss hatte unter anderem die Buchgestaltung in der Büchergilde Gutenberg viele Jahre geprägt. Er arbeitete auch für weitere Verlage wie C. H. Beck oder Faber und Faber – und hatte eine Professur in seinem Fachgebiet inne. Er starb im April 2023.

Bibliothek Seuss zur Auktion

Die Privatbibliothek von Professor Juergen Seuss (1935–2023), hochdekorierter Typograph, Autor, Verleger und Realisator unter anderem für die Büchergilde Gutenberg, steht beim Buch- und Kunstauktionshaus Kiefer in Pforzheim zur Auktion. Die 22.000 Bände aus seinem persönlichem Besitz stehen bei einem Schätzpreis von 15.000 Euro unter der Auktionsnummer 133 536 zu Gebot. Neben den Reihen aus den vielen ausgedehnten Sammelgebieten finden sich auch die Hand- und Arbeitsbibliothek Seuss’ in der Offerte ... von befreundeten Autoren signierte Exemplare sowie Autographen in konsumierten/bearbeiteten Bänden und die zahlreichen Belege von Verlagen, für die er arbeitete, und aus seinem eigenen, dem BrennGlas Verlag. In der Offerte heißt es schließlich: „Besichtigt werden kann die Bibliothek in dem langjährigen Wohnhaus von Juergen Seuss in der Nähe von Frankfurt. Umfangreichere Beschreibungen können angefordert werden.“ Alle weiteren Informationen auf der Website des Auktionshauses. Telefonischer Kontakt über: (07231) 9 23 20.

(André Schinkel)

Mo, 25.03.2024

"Be With the Revolution": Streetart und Grafikdesign zum Arabischen Frühling noch bis 31.03. in Hamburg.

Hamburg: Be With The Revolution

Noch eine Woche, bis zum 31. März, ist in Hamburg die Ausstellung Be With the Revolution im Museum für Kunst & Gewerbe zu sehen. Die Schau, die zwei Jahre zu sehen war, widmet sich dem Thema Streetart und Grafikdesign in den arabischen Protesten seit 2011 und lässt die Zeitläufte, da unter dem Slogan Arabischer Frühling Hoffnung in die Gesellschaften in Nordafrika und den Vorderen Orient kamen, die dann zum erheblichen Teil im Chaos endeten (man erinnere sich an die verheerenden Verwüstungen im weltberühmten Ägyptischen Museum in Kairo, das zugleich eine Kommandozentrale der Sicherheitskräfte war), Gewalt und neue Autokratie nach sich zogen ... eben in Streetart, Plakaten und anderen grafischen Künsten aus Ägypten, Tunesien, Syrien (2011ff.), aus dem Irak und dem Libanon (jeweils 2019) Revue passieren. Die daraus resultierende Exhibition, Präsentation der Auseinandersetzung mit ihm, Be With the Revolution betitelt, ist dabei in Engführung und Kooperation mit zahlreichen Protagonisten vor Ort entstanden. Die beteiligten Künstlerinnen und Künstler sind: Ammar Abo Bakr, Bahia Shehab, Ganzeer, Hanadi Chawaf, Mark Nickolas, Marwan Shahin, Mohamed Gaber, Nadia Khiari, Sajad Mustafa Zuabil, Siwar Kraytem, Sulafa Hijazy, Taqi Spateen und Zoo Project. „Wie wird ein Bild zum Protest und wie der Protest zum Bild?“ Diese und viele andere Fragen werden in der Ausstellung durch ein Zusammenspiel von Bildern und Werkkommentaren beleuchtet. Sie werfen Schlaglichter auf die verschiedenen Schauplätze, von denen Protest ausging und an denen dann oft auch der Platz selbst zum Signet von diesem wie auch seiner Niederschlagung oder Umlenkung wird (der Tahrir-Platz in Kairo etwa). Das Museum für Kunst & Gewerbe befindet sich am Steintorplatz in 20099 Hamburg. Es ist außer am Montag von 10 bis 18 Uhr, am Donnerstag sogar bis 21 Uhr und auch an allen Feiertagen im Frühling geöffnet. Der Eintritt beträgt 14 (ermäßigt 8 Euro), für Besucher unter 18 Jahren ist der Eintritt frei. Infos zu dieser faszinierenden Einrichtung gibt es unter der Webseite des Museums.

(André Schinkel)

So, 24.03.2024

"Umberto Eco: La biblioteca del mondo." Der Film ist im März in den Kinos in Deutschland angelaufen.

Eco: „Eine Bibliothek der Welt“

Umberto Eco (1932–2016) dürfte wohl als einer der größten Intellektuellen unseres umwitterten Doppeljahrhunderts gelten – eine Stimme wie die seine wäre in diesen Monaten und Jahren, da die im besten Sinne Maßgaben der Aufklärung mit dem Arsch auf Grundeis gehen, von großer Wichtigkeit. Der Denker und Semiotiker landete zugleich mit seinem fulminanten Plot Der Name der Rose, der postmoderner, Adoleszenz-, Kunst-, Kriminal- und Liebesroman in einem ist, 1982 einen Welterfolg, es sollte nicht sein letzter sein. Ecos private Bibliothek war von Babel’schen, Borges’schen und gleichsam wohl auch baustatisch relevanten Ausmaßen – sie umfasste sage und schreibe 32.000 Bände, quasi das Basiscamp und die Handbibliothek ihres Meisters. Diesem Kompendium und seinem Adlatus ist der Film Umberto Eco: La biblioteca del mondo von Davide Ferrario gewidmet, der nun endlich, im März, auch in Deutschland angelaufen ist. Es kann nur eine Bibliothek der Welt gewesen sein, die Eco für seine Erkundungen, Erfindungen, Kolumnen, Aufsätze und Bücher zu Gebote stand, vielleicht, daß sich eher die Welt in ihren Reihen spiegelte als umgekehrt – das hätte sicher auch Ecos Hausgott Jorge Luis Borges (1899–1986) gefallen. Diese Eröffnung eines magischen Kosmos, eines Inner Sanctum des Denkens, dürfte für jeden, der dem Buch als Neugieriger, als Bibliophiler oder, wenn es denn gar nicht anders geht, Bibliomaner begegnet, elektrisieren. Die sprichwörtliche Bibliothek von Babel, wie sie in den ältesten Schriften kursiert und bei Borges wie Eco moderne Volten schlägt, es dürfte sie im Ansatz wirklich gegeben haben, und sie stand, man lese und staune, in Mailand. Der Blog der Pirckheimer-Gesellschaft ist befugt und berufen, für diesen Film vier Freikarten, auf Papier gedruckt, zu verlosen und mit dem späteisenzeitlichen Vehikel des Briefes zu befördern. Pro Interessenbekundung, die bitte an die allgemeine Blogmail blog@pirckheimer-gesellschaft.org zu richten ist, gibt es eine Freikarte via gesigntem Gutschein, die Verteilung übernimmt der Blog-Administrator. Also: Die Lose 1 bis 4 gewinnen. Till Schröder hat übrigens ein Interview zum Film durchgeführt – dazu in Kürze mehr. 

(André Schinkel)

Lesung der Bücherkinder auf der Buchmesse – das Buch "Pax questuosa" zu Ehren von Anna Seghers (in der Präsentation) und Núria Quevedo vorstellend.

Bücherkinder auf der Buchmesse

Bis heute Abend noch sind die Pirckheimer auf der Leipziger Buchmesse zu finden (Halle 2, Stand 505). Ein ganz besonderes Ereignis dürfte die Präsentation des neuesten Bücherkinder-Buchs aus Brandenburg a. H. mit zahlreichen Gästen, flankiert von ihrem Mentor, Pirckheimer-Freund Armin Schubert, gewesen sein. Er schreibt: „Liebe Pirckheimer-Vorständler und Blogger, anbei Fotos von meiner Tochter Katja. (…) Dank auch an Matthias für die Geschenke an die Bücherkinder und an Katrin Aepler und Töchter, die mit einer Spendenbüchse für uns sammeln gegangen sind. Toll. Es waren 40 Gäste bei der Lesung, darunter unser Ehrenvorsitzender (…), eine Vertreterin der Christa-Wolf-Gesellschaft, die Mitglieder unserer PG und andere mehr … Herzlichen Dank euch allen und einen guten Messeabschluss von Armin und Team!“ Eine ausführliche Würdigung der Bücherkinder in diesem Blog und im Begleitbuch (respektive Ausstellerverzeichnis) der BuchDruckKunst in Hamburg – die in zwei Wochen stattfindet – erfolgt in Kürze durch den Prinzipal der Marginalien-Redaktion sowie stellvertretenden Vorstand der Pirckheimer-Gesellschaft zugleich, Till Schröder.

(André Schinkel)

Sa, 23.03.2024

Eines der Themen der Frank-Eißner-Schau ist Star Dolores O’Riordan, die Sängerin der Cranberries.

Frank-Eißner-Schau eröffnet

Mit einem schönen Erfolg wurde die Grafikausstellung anlässlich des 35-jährigen Bestehens der Handpresse Frank Eißners in der Galerie Sonnensegel in Brandenburg an der Havel eröffnet. Die Schau vereint eine Auswahl von Arbeiten des in Aschaffenburg lebenden und zur Zeit auf der Leipziger Buchmesse weilenden Künstlers, der für seine Holzschnitte, insbesondere in der Spielart der verlorenen Form, weithin bekannt wurde. Der Künstler war bei der Vernissage am 16. März in der Domstadt am Fluss anwesend und druckte ein originalgrafisches Plakat mit den Gästen. Die Ausstellung, die sich u. a. Eißners Verehrung für die Sängerin der Cranberries, Dolores O’Riordan (1971–2018), widmet, ist bis zum 28. Juni in der Havelstadt zu sehen. Schöne Sache das, hingehen!

(André Schinkel)

Fr, 22.03.2024

„Käthe Kollwitz“ im Städel Museum in Frankfurt a. M.

Kollwitz-Ausstellung Frankfurt am Main vom 20.03. bis 09.06.2024

Sie ist die berühmteste deutsche Künstlerin des vergangenen Jahrhunderts und dennoch eine große Ausnahmeerscheinung: Käthe Kollwitz. Das Städel Museum feiert ihre Vielfalt, Sprengkraft und Modernität vom 20. März bis zum 09. Juni 2024 in Frankfurt (Main) mit einer großen Ausstellung. Käthe Kollwitz (1867–1945) ging als Künstlerin eigene Wege: Sie entschied sich ebenso kühn wie zielstrebig nicht für Malerei, sondern vor allem für Druckgrafik und Zeichnung und fand darin zu einer eigenständigen Bildsprache von eindringlicher Unmittelbarkeit. In ihrer Kunst verhandelte sie aus neuer Perspektive existenziell menschliche Fragen, darunter auch viele unbequeme Themen, und wollte damit auf die Gesellschaft einwirken. Künstlerin und Werk wurden nicht zuletzt deshalb in Deutschland nach 1945 politisch vereinnahmt – eine Rezeption, die in der breiten Öffentlichkeit bis heute nachwirkt. Das Städel Museum (Schaumainkai 63, 60596 Frankfurt am Main) ist von Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr geöffnet, am Donnerstag sogar bis um 21 Uhr – lediglich am Montag ist die Einrichtung geschlossen. Für die Frühlingsfeiertage (Ostern, Erster Mai, Christi Himmelfahrt, Pfingsten und Fronleichnam) wurden die Öffnungszeiten jeweils auf 10 bis 18 Uhr festgelegt. Zur Ausstellung erschien ein Katalog bei Hatje & Cantz. Der Eintritt in die Schau kostet 16 (ermäßigt 14) Euro. Alle Informationen zur Exposition auf der Webseite des Museums.

(Robert Grieger/Pressemitteilung)

Do, 21.03.2024

Ein Erzähler wie ein ... literarisches Donnerwetter: Gabriel García Márquez. Sein Romanino "Wir sehen uns im August" erschien soeben, zehn Jahre nach dem Tod des Meisters des Magischen Realismus. In deutscher Übersetzung wurde der schmale Band in einer schönen Ausgabe bei Kiepenheuer & Witsch, begleitet von je einem Vor- wie Nachwort, verlegt. Es übersetzte die Márquez-Kennerin Dagmar Ploetz.

Buch des Monats – „Wir sehen uns im August“ aus Márquez’ Nachlass

Es sind nicht viele Bücher und Autoren, die Erdbeben auslösen können, dieser ganz bestimmt: Gabriel García Márquez (1927–2014), der zu den größten Erzählern dieses Doppeljahrhunderts zählt. Allein die Nennung der drei bedeutendsten Romane aus seiner Feder – sein Opus magnum Hundert Jahre Einsamkeit, Die Liebe in den Zeiten der Cholera sowie Von der Liebe und anderen Dämonen, lassen den Freund des Magischen Realismus erzittern, da ist noch kein einziges Wort über Laubsturm, Nachricht von einer Entführung oder Der Oberst hat niemanden, der ihm schreibt gesagt. Eigentlich hat der kolumbianische Nobelpreisträger vor seinem Tod die Vernichtung seines letzten Buches verfügt, weil es in seinen Augen nichts taugt. Nun, man wird wohl dereinst von Glück sagen, dass sich seine Söhne nicht zu diesem Schritt entscheiden konnten – auch wenn sie ähnlich wie Max Brod gegenüber seinem Freund Kafka die Gewissensbisse plagen, ist doch die Entdeckung und Veröffentlichung von Wir sehen uns im August jetzt ... zehn Jahre nach dem Tod des Meisters ... nicht weniger als eine literarische Sensation. Der schmale Band ist begleitet von einem Vor- und einem editorischen Nachwort, in dem die Umstände des Zustandekommens beschrieben sind – eigentlich plante Gabo fünf Erzählungen um die Heldin Ana Magdalena Bach, indes, der Kampf des Meisters mit der zunehmenden Demenz verhinderte um ein Haar auch den Abschluss des hier nun vorliegenden Romanino. Die Überlieferung ist etwas zwiespältig: Neben dem Zweifel Márquez’ an der Qualität seiner späten Arbeit findet sich am Ende der fünften Fassung das „Gran OK“ von seiner Hand. Und auch wenn man dem Buch einige Stolperstellen bescheinigt, ist sie doch auch hier zu finden, die große Magie, mit der dieser Erzähler ein Zauberer der Sprache war. Die Story ist krud und zart zugleich: Die Heldin reist immer im August auf die Insel, wo sich das Grab ihrer Mutter befindet. In die Regelmäßigkeit ihres Lebens bricht nach einer Barnacht im Hotel eine ambivalente Affäre ein, ein klassischer Masterplot, geeignet, Biografien zu verwirbeln. Und das Ende ist – nicht wenig spooky ... Alles in allem ist Wir sehen uns im August das allerdings fulminante Dokument des Verlöschens eines großen Geistes. Die Gestaltung des regulär bei Kiepenheuer & Witsch verlegten Bands verdient auch aufgrund seiner äußeren Schönheit Beachtung: ein Buch, das man gern mit sich herumträgt und wieder und wieder zur Hand nimmt. Und vielleicht tut uns Gabo den Gefallen, und da sind noch mehr Schätze im Nachlass, die’s zu heben lohnt, uns vielleicht noch einmal über sein großes Thema, die Liebe, zu belehren. (Gabriel García Márquez: Wir sehen uns im August, Köln: Kiepenheuer & Witsch 2024, HC mit SchU, 144 Seiten, ISBN 978-3-462400-642-1, 23 Euro.)

(André Schinkel)

Mi, 20.03.2024

Ganz neu und messepräsent: "Mein Basel", das neue Buch von Daniela Engist und Petra Schuppenhauer.

Das „Grafiknetzwerk“ in Leipzig

Die Grafik und Buchkunst wird auch in diesem Jahr wieder reich auf der Leipziger Buchmesse, die vom 21. bis zum 24. März ihre Pforten für die Besucher öffnet, vertreten sein. Im gemeinsamen Grafiknetzwerk, auf dem Marktplatz Druckgrafik präsentieren sich auch 2024 eine Reihe an Künstlerinnen und Künstlern, Editionen, Narren der guten Grafik, Freunde des originalgrafischen Buchs. In diesem Jahr finden sie sich in der Halle 2 des Neuen Messegeländes und freuen sich auf interessierten Zulauf. Mit dabei sind unter anderem: Andrea Ackermann, Sarah Deibele, Claudia Richter, die augen:falterinnen Petra Schuppenhauer, Urte von Maltzahn-Lietz sowie Franziska Neubert, Susanne Theumer, Frank Eißner, dann die Ateliers Grimm und Soso, Wolfgang Grätz, Marlies und Thomas Müth, Silvio Colditz, die edition noir, Café Krèm und ... not last und nicht least natürlich die Pirckheimer-Gesellschaft (Stand E505). Man komme, staune und freue sich!

(André Schinkel)