Pirckheimer-Blog

Di, 14.01.2025

Pirckheimer-Freund Hermann Famulla hat "Grotesk Film" (1921) von Frans Masereel eben neu aufgelegt.

F. Masereels „Grotesk Film“ neu

Über hundert Jahre Grotesk Film von Frans Masereel (1889–1972) und immer noch hochaktuell: Mit seiner privaten Siebdruckanlage hat Pirckheimer-Freund Hermann Famulla in Kooperation mit der Siebdruckwerkstatt Samuel das Heftchen Grotesk Film für die Frans Masereel Stiftung Saarbrücken als Herausgeber neu gedruckt und aufgelegt. Der Berliner ist der Nachlassverwalter des 1975 gestorbenen Bauhaus-Künstlers Fritz Kuhr und vertritt das Kuhrarchiv. Die Exemplare des Masereel-Werks sind entsprechend dem Original fadengeheftet. In einer handgefertigten Kassette befindet sich der Siebnachdruck dieser hervorragenden Arbeit des Expressionismus. Die Arbeiten des wirkmächtigen, vielgestaltigen und gut vernetzten Grafikers, Malers und Pazifisten Frans Masereel waren, nachdem sie zwischenzeitlich in der Epoche des Nationalsozialismus als „entartet“ verboten wurden, dies- und jenseits des Eisernen Vorhangs in ganz Europa berühmt und weltweit bei Sammlern begehrt. So ist es bis heute geblieben. Die Zeichnungen der Originalausgabe wurden 1921 ohne Kassette vom Verlag G. B. Neumann (Berlin) herausgegeben. Der Neuauflage ist ein Leporello mit einem Kommentar von Dr. phil. Ute Famulla beigelegt. Insgesamt sind von der Neuausgabe 70 Exemplare hergestellt worden. Zwanzig sind nicht für den Handel bestimmt. Sie tragen die handschriftlichen Nummern römisch I bis XX. Die übrigen fünfzig Exemplare sind handschriftlich mit den arabischen Nummern 1 bis 50 versehen worden. Diese Kassetten können für 70 Euro zuzüglich Porto bezogen werden. Interessenten für die neue Siebdruckausgabe von Grotesk Film wenden sich bitte an das Kuhrarchiv, c/o Hermann Famulla, Bohnstedtstraße 26, 12309 Berlin.

(André Schinkel via Hermann Famulla)

Mo, 13.01.2025

Die Preisträger der Walter Stöhrer-Stiftung in Berlin.

Preisträger der Walter Stöhrer-Stiftung in der Galerie Friese

Seit 2012 vergibt die Walter Stöhrer-Stiftung den Walter Stöhrer-Preis für Grafik im jährlichen Wechsel an die Studierenden der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart und der Universität der Künste Berlin. Die Ausstellung in der Galerie Friese (Meierottostraße 01, 10719 Berlin) zeigt vom 18.01. bis zum 01.02. die Preisträgerinnen und Preisträger von 2024 – Studierende der Universität der Künste Berlin – an der Walter Stöhrer (1937–2000) von 1986 bis 2000 eine Fachklasse für Malerei und Grafik unterrichtete. Für die Auslobung des Walter Stöhrer-Preis für Grafik konnten sich Studierende der UdK Berlin nach erfolgreicher Zwischenprüfung jeweils auf Vorschlag ihrer Lehrenden bewerben. Der Hauptpreis ist mit 2.500 Euro dotiert, er kann geteilt werden; und weitere zwei Studierende erhalten eine Anerkennung ... 2024 sind das Ronja Look, Eleni Manolopoulos, Miro Boehm und Abner Braig. Die Vernissage findet am 17.01. um 19 Uhr statt. Die Galerie öffnet von Dienstag bis Freitag von 11 bis 18 und am Samstag von 12 bis 16 Uhr. Alle Infos dazu gibt es hier.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

So, 12.01.2025

Einer der Dichter-Jubilare 2025: Rainer Maria Rilke, gezeichnet als junger Mann von Leonid Pasternak.

Dichter-Jubiläen im neuen Jahr

War 2024 schon ein Jahr der großen Geister, Jubiläen oder sich ründenden Todestage (Kant, Klopstock, Kafka, Kästner, Mayröcker), so stehen auch in diesem eben begonnenen Jahr 2025 einige besondere Jahrestage an. Einer der größten Lyriker, der auch als Erzähler und Dramatiker, zudem als Mentor und Briefeschreiber hervortrat, der Moderne ist Rainer Maria Rilke (1875–1926), dem in diesem und dem darauffolgenden Jahr quasi doppelt gedacht wird: 2025 zum 150. Geburtstag, 2026 zum 100. Todestag. Da Rilke einer der Haus- und Erfolgsautoren des Insel Verlags ist, wird sicher mit dem einen oder anderen schönen Band auch in der legendären Insel-Bücherei zu rechnen sein. Und ein weiterer Großgigant wird gefeiert: Thomas Mann (1875–1955), einer der gewaltigsten deutschsprachigen Erzähler der Dekadenzzeit und ja mehr noch der Klassischen Moderne, was im Hinblick auf den gebürtigen Lübecker wörtlich genommen werden darf. In der Nachfolge von Kleist und Fontane sind der erheblichste Teil seines Werks in die Unsterblichkeit überführt. Nun ja, und ob der ikonisch zu nennende dänische Erzähler Hans Christian Andersen (1805–1875) zum 150. Todestag besondere Ehren erfährt, wird sich zeigen, gilt er doch vor allem mit seinen Märchen als Dauerbrenner und nicht zuletzt bibliophiles Sammelgebiet. Weniger auffällig wird vielleicht der 100. Geburtstag von Ernst Jandl (1925–2000), der durch seine Laut- und Dialektpoesie berühmt wurde, im Sommer verlaufen; immerhin hat sein Hausverlag Luchterhand einiges zu seiner Ehre in petto, und es wird vielleicht nicht verkehrt sein, wenn man sich auch seiner regulären Dichtung zuwendet, in der der Lebensmensch von Friederike Mayröcker (1924–2021) neu zu entdecken wäre. 

(André Schinkel)

Sa, 11.01.2025

Matthias Gubig publizierte in der Edition Spätdruck "Des Kaisers neue Kleider" von H. C. Andersen und – versah sie mit grafischen Kommentaren. Das Buch ist in zwei feinen, je bibliophilen Varianten zu haben.

Gubig: „Des Kaisers neue Kleider“

Neues aus der Edition Spätdruck: Soeben erschien dort unter Matthias Gubigs kundiger Hand das Märchen Des Kaisers neue Kleider, das Hans Christian Andersen (1805–1875) 1837 verfasste. Mit diesem Text, so Gubig, schrieb der dänische Großdichter „einen allzeit aktuellen Text, welchen ich gern auch in unsere Zeit mitnehmen wollte. Deshalb entstand dieses Buch mit meinen grafischen Kommentaren. Es wird zusätzlich begleitet vom [hier abgebildeten] Holzschnitt des Hofstaats auf einem gesonderten, dreifach gefalzten Druckbogen. Ihr wahres Gesicht verbergen die Akteure auf heute zeitgemäße Weise und ich würde mich wundern, wenn diese digitale Maskerade entschlüsselt werden könnte.“ Das Buch gestaltete, setzte und druckte Gubig. Die Grafiken im Buch entstanden auf einer Andruckpresse, der 66 cm breite Druckbogen hingegen als Handabzug. Auch der Bezug des Einbands wurde vom Holzstock und mit einer Buchdruck-Linienform bedruckt. Die Texte sind aus einem Schriftfont der Fleischmann-Antiqua gesetzt, von Nyloprint-Platten gedruckt. Diese fertigten Die Lettertypen in Berlin an. Michael Knop (ebenfalls in Berlin) stellte die Handeinbände sowie die Schuber und Grafikmappen her. (Hans Christian Andersen · Matthias Gubig: Des Kaisers neue Kleider, Berlin: Edition Spätdruck, 18 S., 180 x 330 mm, 5 mehrfarbige Holzschnitte, Auflage: 12 Exempl. mit beigefügtem Holzschnitt 660 x 330 mm, 8 Exempl. ohne Holzschnitt, 400/250 Euro.)

(André Schinkel)

Fr, 10.01.2025

Heike Ellermann: Ausstellung ab 16.01.25 in der LBO.

16.01.: Heike Ellermann in der LBO

Malerei & Fotografieerneut präsentiert die Oldenburger Künstlerin Heike Ellermann ihre Arbeiten in der Landesbibliothek Oldenburg (Pferdemarkt 15, 26121 Oldenburg): ein Rückblick auf ihr künstlerisches Werk über einen Zeitraum von mehr als vierzig Jahren. Bereits 2011 war mit der Ausstellung Malerbücher die Neuorientierung der Künstlerin vom Bilderbuch zur Buchkunst deutlich sichtbar geworden; und in der Exposition Die Winterreise 2017 stand dann ausschließlich das Künstlerbuch im Mittelpunkt. Nun zeigt die Retrospektive anlässlich des 80. Geburtstags der Künstlerin auch die Anfänge und einige ‚Nebenwege‘ ihres umfänglichen künstlerischen Werks. 

Ausgestellt werden so Landschaftsaquarelle, die bis zu den ersten Bilderbüchern (ab 1987) einen wichtigen Stellenwert eingenommen haben. Die Künstlerin bleibt dem Motiv Landschaft auch mit wechselnden Techniken (Ölpastell) treu. In den späteren abstrakten Arbeiten tauchen dann informelle Zeichen auf – bis hin zur Schrift, die unlesbar bleibt, aber wichtiges Gestaltungsmittel ist. Als Autorin und Illustratorin von Bilderbüchern mit fünfzehn Veröffentlichungen von 1987 bis 2008 schafft Heike Ellermann ein eigenständiges Werk in der deutschen Kinderliteratur mit Nominierungen 1991 und 1999 für den Deutschen Jugendliteraturpreis. Die Recherchen für Irmtraud Rippels Bilderbuch Malte im Moor (1995) inspirierte die Illustratorin zu einer Fotoarbeit: Ausgestellt ist die Fotoserie Räderwerk mit Motiven aus dem Moormuseum in Elisabethfehn.

Illustrationen und Objektkästen (2012) zu Gedichten der großen Lyrikerin Rose Ausländer (1901–1988) werden jetzt erstmalig in der Oldenburger Landesbibliothek gezeigt ... Sie bilden einen der erwähnten künstlerischen ‚Nebenwege‘, zu denen auch eine weitere Fotoserie gehört: zwanzig Schaltkästen, aufgenommen 2010 im Weltkulturerbe Völklinger Hütte. Serien von Leporellos sind in den Tischvitrinen dekoriert: Unikate in freier Farbgestaltung, übermalte Inkjetdrucke und auch die drei zuletzt entstandenen Künstlerbücher, die Heike Ellermann im Eigenverlag als limitierte Auflagendrucke herausgibt. Die aktuelle Arbeit spuren & narben zum Bunker Valentin in Farge im Bremer Stadtteil Blumenthal ist 2021 entstanden. Verknüpft mit dem Gedicht eines französischen Lyrikers und ehemaligen Widerstandskämpfers, der als Zwangsarbeiter am Bunkerbau beteiligt war, ist es ein Beitrag der vielseitigen Künstlerin zur Erinnerungskultur in der norddeutschen Region.

Die Ausstellung ist von Montag bis Freitag von 10 bis 19 Uhr und am Samstag von 09 bis 16 Uhr geöffnet, ja, und an den Samstagen lädt die Künstlerin jeweils um 11 Uhr zur einer persönlichen Führung ein. Alle Informationen zur Retrospektive Malerei & Fotografie von Heike Ellermann in der Landesbibliothek Oldenburg, die vom 16.01. bis zum 22.02.25 zu sehen ist, finden sich hier.

(André Schinkel/LBO/Pressemitteilung)

Do, 09.01.2025

62. Antiquariatsmesse in Stuttgart: am Freitag 12 bis 19.30, samstags 11 bis 18 und sonntags 11 bis 17 Uhr.

Antiquariatsmesse in Stuttgart

Wertvolle Bücher, Autografen, illustrierte Werke, Grafik: Vom 24. bis zum 26. Januar 2025 findet die 62. Antiquariatsmesse Stuttgart am Domizil des Württembergischen Kunstvereins (Ort: Schlossplatz 2, 70173 Stuttgart) in der schwäbischen Metropole statt. Deutschlands führende Messe des Antiquariats- und Grafikhandels präsentiert 2025 mehr als 60 deutsche und internationale Antiquariate und Galerien mit ihren wertvollen und bibliophilen Büchern, Handschriften sowie Grafiken und illustrierten Werken in zentraler Lage am Stuttgarter Schlossplatz. Die Messe ist das Branchentreffen der Sammlerinnen und Sammler sowie Händlerinnen und Händler bibliophiler Schätze und ein jährliches Highlight für Buch- und Kunstliebhaber. Seit dem Gründungsjahr 1962 kontinuierlich in Stuttgart beheimatet, ist die Messe seit Jahrzehnten auch ein fester Bestandteil im Kulturkalender der Region. Der Messekatalog für 2025 erschien im Dezember und ist hier abrufbar.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Mi, 08.01.2025

Gutenberg-Museum: Umbauten dauern bis 2029 an.

Umbauten im Gutenberg-Museum Mainz dauern wohl bis 2029 an

Wohl bis 2029 soll das Gutenberg-Museum in der Mainzer Altstadt neue Räume bekommen. Bis dahin werden Exponate der Einrichtung direkt gegenüber des Mainzer Doms am Interimsstandort im Naturhistorischen Museum (Reichklarastraße 10, 55116) der Stadt präsentiert. Die dort neu und modern konzipierte Ausstellung Gutenberg-Museum MOVED zeigt unter anderem gedruckte Bücher aus der Zeit von Johannes Gutenberg (1400–1468), historische Druckmaschinen sowie drei Originalbibeln aus dessen Werkstatt. Alle Informationen zum Arbeitsstand finden sich hier

(Robert Grieger/Pressemitteilung)

Di, 07.01.2025

P. F. 2025: Neujahrsgrüße/-wünsche trafen u. a. von Constanze Kreiser, Beate Schotte und Uwe Klos ein.

P. F. 2025: Weitere Neujahrsgrüße

Imagine there’s no Heaven
It’s easy if you try
No Hell below us
Above us, only sky
Imagine all the people
Living for today ...

John Lennon, again.

Es trafen und treffen nach wie vor weitere gute Grüße und Wünsche zum Neuen Jahr ein – so von Pirckheimer-Freundin Constanze Kreiser aus Brandenburg an der Havel, deren Credo für dieses eben angebrochene und, ja, schon wieder Volten schlagende Jahr sein soll: „Genaues Hinsehen und vernunftgeleitete Entscheidungen für 2025!“ Das Eine wie das Andere, im Guten wie im Prekären der Weltlage, dürfte auch mit dem Neubeginn elementar sein und bleiben. Die hallesche Grafikerin Beate Schotte wünscht mit einer Zeichnung des Doms der Saalestadt: „Immer gut behütet durch 2025!“, während Konzeptkünstler Wieland Krause, ebenfalls an der Saale ansässig, Hoffnungsgrün verschickt. Ein starker Wunsch, der sich da durch eine Anmutung des Nazar-Amuletts an die Seele legt. Und aus Cossengrün bei Greiz traf heute das Fotogramm Farn (Auflage: 30) von Pirckheimer-Freund Uwe Klos am zerzausten Redaktionsschreibtisch ein, das dem Jahr und seinen Bewohnern Milde, Güte und Liebe wünscht. „No Hell below us“ – es möge die Welt in Ordnung kommen.

(André Schinkel)

Mo, 06.01.2025

Vortrag und Diskussion zu Elisabeth Shaw – hier der "Kleine Angsthase" – am 10. Januar 2025 in der SBB.

„Was ich zeichne, muss ich nicht sagen“ – Elizabeth Shaws Weg

„Was ich zeichne, muss ich nicht sagen“: Elizabeth Shaws Weg in die Bilderbuchwelt für Kinder, so heißt eine Veranstaltung zu Ehren von Elisabeth Shaw (1920–1992), die am 10. Januar 2025 durch die Kinder- und Jugendbuchabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin stattfindet. Die Staatsbibliothek beheimatet mehr als 1.000 Originalillustrationen, über 150 Entwürfe, mehrere Skizzenbücher und unzählige Skizzen aus dem künstlerischen Nachlass von Elizabeth Shaw, die viele Jahre – von 1946 bis zu ihrem Tod – in Berlin lebte: zu ihren veröffentlichten Werken als auch unveröffentlichtes Material. „In der Reihe Kinderbuch im Gespräch stellen wir die vielseitige Künstlerin und ihr Werk vor“, so der Pressetext der Bibliothek, „und laden Sie herzlich am Freitag, den 10. Januar 2025, um 18 Uhr zu der Veranstaltung ‚Was ich zeichne, muss ich nicht sagen.‘ Elizabeth Shaws Weg in die Bilderbuchwelt für Kinder in den Humboldt-Saal der Staatsbibliothek zu Berlin, Unter den Linden 8, 10117 Berlin, ein.“ Und weiter: „Es erwarten Sie ein Vortrag von Prof. Dr. Eva Maria Kohl und eine Podiumsdiskussion mit der Tochter von Elizabeth Shaw, Anne Schneider, moderiert von Carola Pohlmann, der früheren Leiterin der Kinder- und Jugendbuchabteilung.  Die Veranstaltung wird durch eine kleine Ausstellung von Originalillustrationen von Elizabeth Shaw abgerundet. Um Anmeldung wird gebeten. Sie ist unter dem eingehängten Link der Staatsbibliothek möglich.

(Robert Grieger und Ninon Suckow/Pressemitteilung)

So, 05.01.2025

Angry Girl: Yoshitomo Nara, "Missing in Action", 1999.

Yoshitomo Nara in Baden-Baden: „Wütende Mädchen“ zu Besuch

Süß und sauer zugleich: Mit seinen Angry Girls hat der japanische Künstler Yoshitomo Nara weltweite Bekanntheit erlangt. Vom 23. November 2024 bis zum 27. April 2025 lädt das Museum Frieder Burda (Lichtentaler Allee 8b, 76530 Baden-Baden) in Baden-Baden zu einer umfassenden Retrospektive seines Schaffens ein. Yoshitomo Nara (*1959) zählt zu den bekanntesten Künstlern seiner Generation. Mit den sogenannten Angry Girls erlangte er internationale Bekanntheit: Seine stark stilisierten Mädchendarstellungen, die mit großen Köpfen und fesselnden Augen oftmals bedrohlich, trotzig und wütend oder auch oft melancholisch und unsicher wirken, sind zu seinem Markenzeichen geworden – und gelten heute als Ikonen der zeitgenössischen Malerei. Mit der Ausstellung Yoshitomo Nara zeigt das Museum Frieder Burda bis 27.04. des noch jungen Jahres anhand von Gemälden, Zeichnungen, Skulpturen und Installationen aus vier Jahrzehnten die erste große Retrospektive des Künstlers in Deutschland. Es erscheint je ein umfangreicher Katalog in deutscher und englischer Sprache. Tickets und alle Infos gibt es auf der Website des Museums. Die Einrichtuung ist auch via Telefon (07221-398980) und per Mail (office@museum-frieder-burda.de) erreichbar, das Museum Frieder Burda von Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr geöffnet.

(Robert Grieger/Pressemitteilung)

Sa, 04.01.2025

Hans-Jürgen Wilke spricht über Conrad Felixmüller. Der Vortrag findet am 05.01.2025 in Cottbus statt.

Hans-Jürgen Wilke: Vortrag „Zum Drucken mit Conrad Felixmüller“

Im Rahmen der hochfeinen Ausstellung Mit dem Auge und dem Herzen. Conrad Felixmüller aus der Sammlung Hans-Jürgen Wilke, die seit dem 09. November 2024 und noch bis zum 02. Februar 2025 im Cottbuser Dieselkraftwerk (Uferstraße/Am Amtsteich 15, 03046 Cottbus) gezeigt wird, lädt das Brandenburgische Landesmuseum für moderne Kunst für morgen, Sonntag, den 05. Januar 2025, zum Vortrag mit dem Eigner der Sammlung und Pirckheimer-Freund Hans-Jürgen Wilke herzlich ein. Er wird unter dem Thema Zum Drucken mit Conrad Felixmüller stehen und etwa eine Stunde dauern. Hans-Jürgen Wilke ist der letzte Drucker Conrad Felixmüllers (1897–1977) und wird an dem Tag im Gespräch mit Caroline Kühne von seiner Zusammenarbeit mit dem großen Künstler der Moderne, der ein Meister des Expressionismus und der Neuen Sachlichkeit war, berichten. Die Ausstellung legt den Fokus auf Felixmüllers grafisches Werk aus der Sammlung Wilkes; die Sammlung umfasst sowohl druckgrafische Blätter aus allen Schaffensdekaden als auch originale Druckstöcke und Ausgaben linker Zeitschriften, die Felixmüller über mehrere Jahre mit Bildbeiträgen versorgte (Abbildung: Der Revolutionär II von 1919, Holzschnitt, © VG Bild-Kunst, Bonn 2024, Foto: Ludwig Rauch). Der Vortrag beginnt um 14.30 Uhr. Und auf einen weiteren Termin sei noch hingewiesen: Am Dienstag, den 28. Januar gibt es eine Matinee-Führung durch Mit dem Auge und dem Herzen. Conrad Felixmüller aus der Sammlung Hans-Jürgen Wilke. Sie startet um 11 Uhr, Dauer: ebenfalls etwa eine Stunde. Alle Informationen zur Ausstellung finden sich hier. 

(Robert Grieger und Ninon Suckow/Pressemitteilung)

Fr, 03.01.2025

Fein: Werner Klemkes einzigartige Titelbilder für das legendäre "Magazin" werden in Strausberg gezeigt.

Werner Klemke in Strausberg

Ein Stück Zeitgeschichte ist in der Ambulanzgalerie im Strausberger Krankenhaus (Krankenhaus Märkisch-Oderland, Prötzeler Chaussee 05, 15344 Strausberg) zu bewundern – Werner Klemkes (1917–1994) Arbeiten für die DDR-Kultzeitschrift Das Magazin aus fünf Jahrzehnten (1955–1990) werden dort vom 14.01. bis zum 18.03.2025 gezeigt. Der Mitbegründer der Pirckheimer-Gesellschaft prägte das legendäre Journal, das bis heute, nun unter der Ägide von Till Kaposty-Bliss, besteht, mit seinen einzigartigen Titelbildern. Und auch der berühmte Klemke-Kater war in dem Magazin, das nicht zuletzt durch seine Aktfotos in der Heftmitte begehrte „Bückware“ war, immer dabei.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Do, 02.01.2025

"P. F. 2025": Es grüßen u. a. Matthias Gubig, Matthias Frohl, Cornelius Brändle, Hanneke van der Hoeven ...

P. F. 2025: Gutes zum Neuen Jahr!

You may say I’m a dreamer
But I’m not the only one
I hope someday you’ll join us
And the world will be as one

John Lennon, Imagine.

Oft ist es so, das Einfachste ist das Schönste in der Kunst. Ja, denn es entwaffnet die Herzen und Gedanken der Menschen im sprichwörtlichen Sinne, und damit soll auch dies neue Jahr, 2025, wenigstens in den Herzen und Gedanken, begonnen und begrüßt sein. Und zum Einfachsten und Schönsten gehört es, Grüße zu schicken und zu bekommen und in dem Wunsch vereint zu sein, das nächste, das neue, das anbrechende Jahr sei ein Grund, sich in Hoffnung und Zuversicht, wenn es denn sein soll, auch in gute Vorsätze zu fassen. Und die Vielzahl der einkommenden Grafiken, Mails, Texte und Wünsche formuliert genau das: Trotz aller Iden und Omen der Jetztzeit soll dieses 2025 ein gutes und glückliches sein. Naja, und wenn es mit einem Feuerkunstwerk im besten Sinne schon getan wäre, sollte es mit der Neujahrsinszenierung, die vor der Küste von Rio de Janeiro pünktlich zum Jahreswechsel stattfand, schon eine gute Richtung bekommen haben: Zwanzig Minuten beste und feinste Choreografie, wenn das zumindest die Äther nicht gnädig stimmt ... Gute Freunde erlebten das gerade, was man ansonsten in den Nachrichten sah, denke ich da mit zärtlichem Neid. Und fühle zugleich, wie nahezu alle Welt sich da doch ähnlich ist in seinen Wünschen. Dazu stelle man sich John Lennons ins Mark rührenden Song vor, den, wie man nun wieder weiß, utopischen Klassiker Imagine: „Imagine theres no countries / It isnt hard to do / Nothing to kill or die for / And no religion too / Imagine all the people / Living life in peace ...“ Und es endet, seit es J. L. 1971 zu Papier brachte, mit dem schönen Traum: „And the world will live as one.“ Nun, so ist es letztlich seit der Zeit der Bilderhöhlen: Der Traum geht dem Umdenken der Menschen voraus. Diese Hoffnung ist nicht aufzugeben. Und auch wenn das im Moment weit weg scheint dank einer ganzen Herde aufgescheuchter Widerlinge und Ratzepimmel, die die Welt im Klump sehen wollen, bleibt es doch auch an der Kunst, diese Aussicht zu bewahren. Sie kündet damit wie jeher davon, dass eine andere Welt möglich bleibt. Es ist der Tenor nahezu jeden Grußes, der momentan bei der Blog-Redaktion eintrifft. So formuliert es Matthias Gubig kraft seiner Tripelgabe als großer Typograf, Grafiker und Autor sublim und schön, dass man es gleich unterschreiben möchte: „friedlich mögen / sich vergleichen / die Ausruf- und / die Fragezeichen“, und wünscht „Gesundheit, Glück und gute Gespräche“, was man durchaus ein wenig hölderlinsch (vgl. dessen Mnemosyne) verstehen mag: Es ist immer, wo die Kunst anhebt, zugleich die Frage nach dem Gegenüber und dem Gespräch, das sich womöglich mit ihm ergibt und so der Kunst erst Sinn und Raum gibt, gestellt ... Und auch von Matthias Frohl aus Brandenburg an der Havel kommt wieder ein ganz wundervolles P. F. 2025: Licht und Schönheit sind ihm eingeschrieben und, wer weiß, vielleicht ein Plan im Rücken, wie alles doch noch glücklich zu lösen sei ... Und schließlich sei auf das gemeinsame Blatt von Hanneke van der Hoeven und Cornelius Brändle (corn.elius) noch stellvertretend verwiesen, die in Berlin die edition wasser im turm betreiben und 2024 wieder für die artbook.berlin verantwortlich zeichneten, und das in vielen Sammlerhaushalten mittlerweile eingetroffen sein dürfte. Es endet mit dem feinen Wunsch, der so viele bewegt: „on winding paths / find your center, / keep your balance, / practicing the upright gait / cultivate friendships, / stay cheerful, / even in the new year ...“ Also, bleiben wir freundlich und freundschaftlich, halten die Balance, Mitte, Zuversicht: Die Kunst stehe uns bei.

(André Schinkel)

Mi, 01.01.2025

Mit Neuigkeiten von Barbara Beisinghoff beginnt das bibliophile Jahr 2025: "Codes", Ausstellungen, Buch.

Barbara Beisinghoff neu: „Codes“

Pünktlich zum frischen Jahr gibt es die neuesten Nachrichten von Barbara Beisinghoff: So teilt die Künstlerin, die in Diemelstadt lebt und dort ein Atelierhaus betreibt, in ihrem Newsletter mit: „Vom 15. bis 18. Januar 2025 bin ich eingeladen, in der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel für mein neues Künstlerbuch über Sophie von Hannover und Leibniz weiter zu recherchieren. In das Künstlerbuch werden Räume des Selbst und zeremonielle Räume eingefaltet. Zwischenräume von Lochcodes enthalten Schweigen.“ Auch gibt es auf ihrer Webseite Einladungen zu Ausstellungen im Februar und März sowie die Ankündigung für ein neues Bilderbuch: Das Flüstern der digitalen Welt soll als Familienprojekt mit einem Text von Niels Beisinghoff im März erscheinen. Und auch ein Hinweis auf ihre Teilnahme bei der BuchDruckKunst im April in Hamburg fehlt dort nicht, womit wir eigentlich schon mitten im bibliophilen und Grafik-Jahr 2025 gelandet wären – so sei es.

(André Schinkel)

Di, 31.12.2024

Ein gesundes neues Jahr 2025!

Wenns alte Jahr erfolgreich war,
dann freue dich aufs neue.
Und war es schlecht,
ja, dann erst recht.

(Albert Einstein)

In diesem Sinne wünschen wir euch einen guten Rutsch und ein, vor allem, gesundes neues Jahr.

Matthias, Till, Hans, Dan und Robert

Mo, 30.12.2024

Heft 2024/4 (255) der "Marginalien", der Zeitschrift für Bibliophilie und Buchkunst der Pirckheimer, ist soeben erschienen und beendet den Jahrgang. Die Ausgabe ist wieder mit Informationen, Aufsätzen und Porträts zu vielen bibliophilen Themen reich gefüllt. Unter anderen wird noch einmal das sehr erfolgreiche Jahrestreffen der Pirckheimer in der Ottostadt Magdeburg im frühen Herbst gewürdigt.

Marginalien: Heft 255 erschienen

Zum Jahresabschluss gibt es nochmal ein üppig gefülltes Heft der Marginalien zu vermelden, der Zeitschrift für Bibliophilie und Buchkunst der Pirckheimer-Gesellschaft, das soeben als Ausgabe 2024/4 mit der laufenden Nummer 255 erschien und den Jahrgang beschließt und wohl bei den meisten Pirckheimer-Freundinnen und -Freunden schon, wie auch der festliche Gruß des Vorstands der Gesellschaft evoziert, unterm Weihnachtsbaum lag. Die 128 Seiten, die der leitende Redakteur und stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Pirckheimer, Till Schröder, im Verbund mit seiner deutschlandweit arbeitenden Redaktion der Marginalien vorlegt, bieten jede Menge Lesestoff und gutes Anschauungsmaterial für die Rauhnächte: Zum Auftakt schreibt Peter Engel über Die Graphischen Bücher Kurt Wolffs und zeigt, dass dessen Verlag seit jeher auch ein bibliophiler war ... Und Matthias Wehry führt mit Teil vier von Lug und Betrug im Buch das Alphabet der Hinterlist fort. Redaktionsmitglied Jens-Fietje Dwars porträtiert in der immer wiederkehrenden Rubrik Zu Besuch im Atelier den renommierten Weimarer Künstler Walter Sachs, der zugleich die grafische Beilage für das Heft, den Holzschnitt Karnickel und Schlange, beitrug, und rezensiert tiefer im Heft den neuen Gedichtband von Lutz Rathenow, der im Verbund mit Katja Zwirnmann entstand und mit zehn originalen Blättern preiswert im Verlag Ralf Liebe zu haben ist (der Blog berichtete). Es gibt Porträts zu Wilhelm Niemeyer und Armin Abmeier, jawohl, und mit Peter Hoffmann wird ein Pirckheimer-Freund interviewt, der seinen 100. Geburtstag (!) feierte. Das ABC der Druckkunst zieht eine kleine Zwischenbilanz, Robert Grieger und Till Schröder lassen das feine Jahrestreffen in Magdeburg Revue passieren, und letzterer schaut sich zudem in Straßburg, 2024 die UNESCO-Welthauptstadt des Buches, um. Reimar Riese erinnert schließlich an Rudolf Marx, den Verleger der Sammlung Dieterich. Auch in der Typografischen Beilage gibt es mit einer Causerie von Michael Kleeberg Hochkarätiges. Weitere Rezensionen, so die von Wolfgang Schlott und Ernst Braun, eine abschließende Würdigung des Klopstock-Jahrs sowie die Nachrichten aus der Gesellschaft und Informationen für Bücher- und Grafikfreunde im Anhang beschließen in gewohnter Manier die Ausgabe. Die Redaktion, wissen informierte Quellen, sichtet bereits Themen fürs nächste Heft ...

(André Schinkel/Pressemitteilung)

So, 29.12.2024

Gute Grüße für 2025 erreichen den Blog gerade von allen Seiten – etwa von der Neuhauser Kunstmühle.

2025: Die Grüße für das neue Jahr

Allenthalben treffen nun von allen Seiten die guten Wünsche für das in Kürze neue Jahr ein, sei es aus Österreich, sei es aus den Niederlanden, der Schweiz und ganz Deutschland; auch Grüße aus dem fernen Armenien und über den Newsletter der FISAE auch aus Übersee gibt es, verbunden mit der Hoffnung, das sich aufründende Vierteljahrhundert möge wieder zu Ruhe und Räson kommen, das  Schwarz-Weiß-Geplappere möge abflauen und die Menschen und ihre Leidenschaften seien sich zugetan. Denn dann geht es auch der blauen Murmel, die unser Planet ist und der auch 2025 mit dem Licht der Leselampen in den Bordbibliotheken wie auch Plänen für neue Bücheregale und Grafikschränke auf den Nemo-Brücken der Sammler gesegnet sein soll, gut und ist die Bedingung für gesellendes Tun, gemeinsames Genießen und Betrachten. Dieser Wunsch, dass alles wieder besser werden möge, ist quasi jedem der eintreffenden Grüße und Wünsche zu entnehmen. Gut so.

(André Schinkel)

Sa, 28.12.2024

Ist sicher die berührendste Wiederentdeckung des Literaturjahrs 2024: F. G. Klopstock. Kai Kauffmann widmet dem Dichter die erste Monografie seit 140 Jahren. Sie erschien im Wallstein-Verlag Göttingen.

Buch des Monats Dezember – zum Abschluss des Klopstock-Jahrs

Es dürfte, bei gleichzeitigem Kant-, Kästner- und Kafka-Jahr, die berührendste Ehrenrettung in 2024 gewesen sein: Die Würdigung Friedrich Gottlieb Klopstocks (1724–1803) zum 300. Geburtstag. Ja, nun: Ehre, wem Ehre gebührt – mit Klopstock! Eine Biographie legt Gemanist Kai Kauffmann das wohl fundierteste denkbare Werk dieses nicht hoch genug einzuschätzenden Vorausgängers von und Toröffners für Goethe, Schiller, Hölderlin, Novalis ... kurzum, der Dichter-Elite um 1800, im Wallstein-Verlag in Göttingen vor. Kauffmanns wuchtige Monografie ist dabei das umfassendste Lebensbild dieses Meisters der Empfindsamkeit, der sich, ad astra per aspera, aus den Plattitüden der Anakreontik befreit ... und zugleich die antiken griechischen Metren aus der quantitierenden zur akzentuierenden Sprache auslöst und transformiert, wodurch überhaupt erst ihre Anwendung und Vollendung durch die ihm Nachfolgenden möglich ist, seit 140 Jahren. Und dabei ist der Ruhm Klopstock alles andere als an der Wiege gesungen: Gilt doch sein Familienzweig innerhalb seines Stands als gescheitert und muss da einiges an Energie aufgewandt werden, dass FGK in Pforta zur Schule gehen und in Jena und Leipzig studieren kann. Klopstock selbst weiß da längst um seine Mission: Dichter will und muss er werden und mit dem Messias der deutschen Sprache ein eigenes Epos um Jesus Christus geben. Seinerzeit hochberühmt, gilt es heute als wohl ungelesenstes Werk der Weltliteratur. Mit dem dänischen König wird schließlich 1750 ein Mäzen gefunden, dass Klopstock an seinem Opus magnum arbeiten und es vollenden kann. Wichtig ist F. G. Klopstock gleichwohl geblieben: als Dichter geistlicher Lieder und Oden, in denen er mit Gott brüderlich spricht. Vor allem aber seine Liebeslyrik gehört zum Schönsten, was das Abendland hervorbrachte: Rein um der Liebe willen dichtete er Großes wie Das Rosenband. Diesen Meister und ersten Star der neuzeitlichen Literatur dem Vergessen entnommen zu haben, ist das gewaltige Verdienst von Kai Kauffmann. (Kai Kauffmann: Klopstock! Eine Biographie. Göttingen: Wallstein-Verlag 2024. 420 S., mit 30 z. T. farb. Abb.en, geb., Schutzumschlag, 14,4 x 22,7 cm, ISBN 978-3-8353-5569-9, 36 Euro.)

(André Schinkel)

Fr, 27.12.2024

Bereits 1836 trat Gustave Flaubert mit "Bibliomanie" als formvollendeter Erzähler hervor. Dieser Erstling des Franzosen erzählt die Tragödie eines hochgradig besessenen Bibliophilen, der – vor Gier – zum Mörder wird ... Genial illustriert von Burkhard Neie: in der IB.

Gelesen übers Jahr: „Bibliomanie“

Ohne ihn ist die Prosa von der Moderne und bis zur Gegenwart schwer denkbar, dabei war Gustave Flaubert (1821–1880), der seit frühester Jugend unermüdlich schrieb, ein Autor, der seine Werke alles andere als leichtfertig an die Öffentlichkeit gab. Seine berühmtesten Romane Madame Bovary (1851) und Die Erziehung der Gefühle (1869) gab er denn auch nur zögerlich in die Welt – sie sind wie seine Erzählung November (1842) und die zu Flauberts Lebzeiten überaus erfolgreiche Erzähl-Trilogie Drei Geschichten (1877) bis heute fester Bestandteil der Weltliteratur – Legionen von Autoren berufen sich auf die Vorausgängerschaft Gustave Flauberts. Das Talent des Prosa-Dichters zeigte sich von Beginn an, und so ist bereits seine allererste Fiktion ein Meisterwerk: Bibliomanie veröffentlichte der blutjunge Flaubert 1836, die Geschichte zeigt bereits alle Tugenden des Erzählers vollausgebildet. Der Buchhändler und Antiquar Giacomo lebt in einer Gasse in Barcelona. Er ist vollkommen bücherverrückt. Er berauscht sich immer wieder am Geruch des bedruckten Papiers, am Einband, an der Vergoldung der Lettern, der Druckerschwärze. Die Lektüre liegt ihm dabei weniger, es ist eine Manie des Besitzes des außergewöhnlichen Buchs. Sein Traum ist der Aufbau einer eigenen Bibliothek. Beim Erwerb bibliophiler Schätze steht ihm allerdings sein Rivale Baptisto im Weg, der Buchhändler vom Königsplatz. Allmählich steigert sich Giacomos Leidenschaft zu Wahnsinn und Verbrechen ... Diese wundervolle und dunkle Frühwerk Flauberts gibt es in der wohl schönsten Buchreihe in Deutschland, in der Insel-Bücherei, als schönes Kleinod für kleines Geld und mit den herrlichen Illustrationen von Burkhard Neie, die das ganze Buch, das im Klein- und Taschenformat der IB erschien, durchziehen. Und n bissel Grusel ist auch dabei, ist es doch ein Spiegel dessen, was wilde Bücherwut und papierenes Jagdfieber anstellen können. Nützt ja nix. (Gustave Flaubert: Bibliomanie. Erzählung. Aus dem Französischen von Erwin Rieger, illustriert von Burkhard Neie. Mit einem Nachwort von Barbara Vinken. Berlin: Insel Verlag 2021 (Insel-Bücherei 2529, kleines Format: 9,8 × 15,0 × 1,0 cm), Hardcover, 68 Seiten, ISBN 978-3-458-20529-6, 8 Euro.)

(André Schinkel)

Do, 26.12.2024

Dietmar Hörnig ist Mitstreiter der Südthüringer Lite-raturwerkstatt, die wieder im März tagt. Pirckheimer André Schinkel leitet dort seit 2015 die Prosaklasse.

Gedicht zur Jahreszeit: „Winter“

Ich stehe am Fenster und schaue verträumt hinaus.
Über Nacht verändert sind Garten, Hof und Haus.
Silberweiße Bänder zieren den alten Apfelbaum,
ob er wohl versunken in einem Apfelblütentraum?
Das zarte Gras der Wiese, mit einem Zuckertuch belegt.
Eigenartig das Gefühl, das im Innern mich bewegt.
Irgendwie ein Abschied, Gedanken an Gewesenes zurück,  
und dennoch keimt Hoffnung auf Liebe, Freude, Glück.

(Dietmar Hörnig)