Pirckheimer-Blog

So, 22.10.2023

Das Konzert beim Pirckheimer-Jahrestreffen wurde durch die "Alternative 54" mit 450 Euro gefördert. Sascha Bilay (re.) überreicht hier den Scheck für die Veranstaltung an den stellvertretenden Vorstand der Gesellschaft, "Marginalien"-Chef Till Schröder.

Konzert in Gotha war gefördert

Kleiner Nachtrag und zugleich Vorausblick, die 50. Jahrestagung der Pirckheimer-Gesellschaft in Gotha im September betreffend: Das Konzert am Freitagabend des Wochenendes wurde durch die Initiative Alternative 54 mit 450 Euro gefördert, die Übergabe fand vor dem Ereignis selbst statt. Es erklangen unter dem Titel Eyn neues Lied wir heben an Melodien aus der Zeit des Namensgebers der Gesellschaft, Willibald Pirckheimer, die durch ihre feine Präsenz ein Filament in die Jetztzeit legten und so zu einem der vielen Höhepunkt des von Peter Arlt organisierten Treffens wurden. Es spielte Sabine Lindner aka Klara vom Querenberg auf der Harfe. Die Initiative wurde von PDS-Abgeordneten (heute: Die Linke) begründet, die einen Teil ihrer Diätenerhöhungen für kulturelle und andere förderwürdige Projekte spendet. Die Initiative ist für alle Fraktionen offen. Die Übergabe des Schecks nahm der Thüringer Landtagsabgeordnete Sascha Bilay vor. Die Pirckheimer danken für die Zuwendung. Ein ausführlicher Bericht zum Treffen erscheint in dem Marginalien, Heft 251.

(André Schinkel)

Sa, 21.10.2023

Kulturerbe: Der namensgebende und weltberühmte Pergamonaltar wird ab 2027 wieder zu sehen sein.

Abschied vom Pergamonmuseum

Wenn eines der berühmtesten Museen der Welt zeitweilig schließt, ist das eine Nachricht jenseits des Buches wert. Das Berliner Pergamonmuseum samt seinem Altar schließt wegen notwendiger Sanierungsarbeiten am 23. Oktober seine Pforten. Das Museum, das Teil des Weltkulturerbes ist, beherbergt neben der antiken Sammlung auch das Vorderasiatische und das Museum für Islamische Kunst. Mindestens ein weiteres Objekt hat das gleiche Renommée wie der Pergamonaltar selbst: das Ischtar-Tor am Eingang zu den vorderorientalischen Sammlungen. Während der Altar ab 2027 wieder zu sehen sein soll, wird das ganze Museen, wie die Medien unisono berichten, nicht vor 2037 wieder vollständig zugänglich sein. Zum Glück hat der Bibliophile Bücher etc. zur Hand, sich die Zeit bis dahin ein wenig zu vertreiben. Möge sie dennoch schnell vergehen, in solcher Ära zumal.

(André Schinkel) 

Fr, 20.10.2023

Ein erster Eindruck von der ArtBook. | © Till Schröder

Ein Wochenende der Buchkunst

Abgesehen von der 75. Buchmesse in Frankfurt lädt das eben beginnende Wochenende zu einem Fest für die Buchkunst ein: In Berlin eröffnet in Kürze die neueste Ausgabe der ArtBook ihre Türen am Kreuzberger Mariannenplatz, in Aschaffenburg ist der 4. BuchKunstSalon in der Riesengasse und der Herstallstraße seit 16 Uhr geöffnet. Bis zum frühen Sonntagabend können sich Bibliophile und Grafikfreunde über die neuesten und schönsten Bücher und Drucke informieren; zum Kaufen und Sammeln wird ausdrücklich eingeladen. Die ArtBook hatte ihre Termine in diesem Jahr aus dem November auf das gegenwärtige Wochenende vorverlegt. In Berlin sind auch die Pirckheimer mit einem Stand dabei. Man hat die Qual der Wahl, jedoch: Bibliophiles Herze, was begehrst du mehr?!

(André Schinkel)

Do, 19.10.2023

Die Zeitschrift "Common sense" und Ulrich Tarlatt.

Common Sense und Augenweide

Der Leipziger Bibliophilen-Abend lädt am 03. November zur Vernissage ihrer neuen Ausstellung ein. Ab 18 Uhr werden die Exemplare der bibliophilen Zeitschrift Common Sense, die von 1989 bis 2018 in dreißig Bänden in der Edition Augenweide herausgegeben vom Bernburger Künstler Ulrich Tarlatt und vom halleschen Dichter und Architekten Jörg Kowalski, im Literaturcafé im Haus des Buches von Leipzig (Gerichtsweg 28, 04103 Leipzig) im ehemaligen Graphischen Viertel der Messe-Metropole gezeigt wird. Die von den eng befreundeten Künstlern 1987 begründete Edition, in der neben der jährlichen Zeitschrift auch weitere originalgrafische Bücher erschienen, steht dabei als exzellentes Beispiel eines hohen ästhetischen Anspruchs unter erschwerten Bedingungen: „Gemeinsam mit anderen unabhängigen Künstlern und Literaten wurden (...) Spielformen der visuellen Poesie ausgelotet und dabei die (...) Zensur der DDR unterlaufen.“ So „entwickelte sich mit den Publikationen in geringer Auflagenhöhe eine Ästhetik, die rückblickend auch als eine (...) ‚Bibliophilie der Andersdenkenden‘ bezeichnet wird.“ Weiter heißt es in der Ankündigung des HdB: „Von 1989 an erschien jährlich eine Ausgabe des Almanachs für Kunst und Literatur Common Sense. Pro Ausgabe wurden 30 bis 35 Künstler und Schriftsteller eingeladen, die sich des gesamten Spektrums originalgrafischer Techniken bedienten: Hoch-, Tief- und Flachdruck, Siebdruck, Collage, Monotypie, serielle Unikate, Fotografie und Zeichnung. Bis 2018 entstand mit 30 Ausgaben eine in sich geschlossene Reihe, die den Wandel gesamtdeutscher Geschichte künstlerisch reflektiert hat.“ Common Sense sollte so eine der bedeutendsten bibliophilen Editionen seiner Zeit sein, vergleichbar etwa mit der bis dato erscheinenden Herzattacke der Edition Maldoror. Die Schau mit den wundervollen Exponaten im Leipziger Haus des Buches wird regulär vom 06. November 2023 bis zum 09. Januar 2024 zu sehen sein, der Eintritt in das Literaturhaus ist frei. Zur Vernissage am 06.11. sprechen LBA-Vorstand und Pirckheimer-Freund Dr. Thomas Glöß (Grußwort) sowie Dr. Adrian La Silva (Laudatio). Musik: Tilo Augsten (Klavier) und Torsten Walther (Saxophon).

(André Schinkel/LBA/Pressemitteilung)

Mi, 18.10.2023

Der "Dynamic Font Day 2023", die Inter­na­tionale Konferenz für Typo­grafie in digitalen Medien, findet am 18. November, auch 2023 organisiert von der Typographischen Gesellschaft München e. V., in der Deutschen Meisterschule für Mode am Sendlinger-Tor-Platz in der Landeshauptstadt Bayerns statt.

Der Dynamic Font Day in München

Der Dynamic Font Day 2023, die Inter­na­tionale Konferenz für Typo­grafie in digitalen Medien, findet, kuratiert von Tim Ahrens und Antje Dohmann, wie die organisierende Typographische Gesellschaft München e. V. mitteilt, am Samstag, den 18. November 2023 von 9 bis 18 Uhr in der Deutschen Meisterschule für Mode (Designschule München, Sendlinger­-Tor­-Platz 14) in 80331 München statt. „Ein ganzer Tag mit digitalen Schriften. Seien Sie beim dabei und erleben Sie die Revo­lution in der Typo­grafie!“, so werben die Organisatoren, zu denen sich noch Schriftentwerfer und Dozent an der Designschule Oliver Linke gesellt. Und: „Nach einer ‚schöp­fe­rischen Pause‘ ist der Dynamic Font Day im Herbst 2023 wieder da, um die neuesten Spit­zen­bei­spiele der Typo­grafie jenseits von Print aufzu­spüren. ChatGPT hat die folgende Ankün­digung für uns geschrieben: ‚Seien Sie dabei, wenn es um die neuesten Entwick­lungen in der Typo­grafie jenseits von Print geht. Tauschen Sie sich mit Experten aus, lernen Sie die neuesten Techniken kennen und erweitern Sie Ihr Netzwerk.‘ Wir sind nicht anderer Meinung …“ Der Dynamic Font Day 2023 freut sich, die bis zu 200 möglichen Teilnehmerinnen und Teilnehmer willkommen zu heißen. Die Konfe­renz­sprache ist Englisch. Ziel: Einen umfas­senden Blick auf die bisherigen und jüngsten Entwick­lungen der Variable Fonts, aktuelle Heraus­for­de­rungen und Chancen zu geben. Zielgruppe: Type­de­signer und Entwickler, generell alle an der Branche Betei­ligten oder daran Inter­es­sierten. Auf der Webseite der Konferenz finden sich alle In­for­ma­tionen und können Tickets für die Teilnahme gebucht werden.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Di, 17.10.2023

Slowenien: Gastland der 75. Frankfurter Buchmesse.

75. Buchmesse in Frankfurt (Main)

Sie ist größenmäßig und wirtschaftlich der Gigantopithecus unter den Buchmessen, allenfalls die Leipziger Buchmesse kann sich mit der großen Bücherschau in der hessischen Metropole Frankfurt messen. Vom 18. bis zum 22. Oktober lädt die Frankfurter Buchmesse zu einem großen Fest des Buches und der Medien ein. In Frankfurt wird auch wieder traditionell der Deutsche Buchpreis vergeben, den in diesem Jahr wieder die Großkopferten im Verlagswesen unter sich ausmachen. Aber auch eine Vielzahl mittlerer und kleiner Verlage wird auf dem Buchmarathon mitlaufen und zu Gast sein; und auch wenn die Zahl der Buchkünstlerinnen und -künstler in den letzten Jahren in Frankfurt stetig leise zurückging aufgrund zunehmend unbequemer Bedingungen, ist das auch den Pirckheimer um- und antreibende Segment noch nicht ganz aus den Hallen verschwunden. Es ist die 75. Buchmesse seit 1949, und zum Jubiläum wird es eine Reihe Aktionen geben, die der 75 Stühle etwa, von denen jeder eine eigene Buchmesse-Story verkörpert. Messe-Ehrengast ist in diesem Jahr Slowenien, die kleine Balkanrepublik, die sich als das Land mit der größten Lyrikerdichte sieht. Gottlob, wenn dem so ist, verkörpert doch Südosteuropa eine Großlandschaft, in dem die Dichter als bedrohte Spezies gerüchtehalber noch in Herden vorkommen. Wohlan, möge die Frankfurter Buchmesse auch in diesem Jahr ein Ort der Begegnung und Aufklärung sein ... in dieser an ihrer zunehmenden Dunkelheit und, ja, Wurstförmigkeit darbenden Zeit zumal. Alle Informationen zum Bücherfest in Hessens größter Stadt finden sich auf der Webseite der Messe. Auf nach Frankfurt!

(André Schinkel)

Mo, 16.10.2023

Das schönste Buch der Renaissance bei Sotheby's.

Schönstes Buch der Renaissance

Zur Sotheby’s-Versteigerung am 12. Oktober 2023 (Bibliotheca Brookeriana: A Renaissance Library. The Aldine Collection A–C) wurde die hochberühmte Inkunabel von Aldus Manucius, Hypnerotomachia Poliphili von Colonna (Venedig, Aldus, 1499. Lot 381) für 381.000 US-Dollar verkauft. Das Estimate, die Schätzungen für das Kleinod lagen bei 400.000 bis 600.000 Dollar.

Diese Ausgabe gilt als das schönste Buch der Renaissance. Dibdin schrieb über dieses Buch: „... das perfekteste Beispiel für die Presse von Aldus und für den Geschmack der Holzschnitte im XV. Jahrhundert ... Die Sprache, so barbarisch sie auch sein mag, verdient nicht die Aufmerksamkeit des philologischen Antiquars; denn wir finden darin (wie mir ein scharfsinniger Freund mitteilte), neben anderen eigenartigen Wörtern, das früheste Exemplar des Cameo ... Das vorliegende Exemplar ist, obwohl es auf Papier gedruckt ist, in seiner Größe und Schönheit vielleicht unübertroffen. Es befand sich früher in der Bibliothek von Grolier und ist in der gewöhnlich geschmackvollen Weise der Bücher dieses angesehenen Sammlers gebunden ...“ (Bibliotheca Spenceriana IV, S. 145).

Von besonderem Interesse ist der Ganzledereinband von Estienne Gomar, dem Buchbinder von König Heinrich II. von Frankreich. Er wurde von dem legendären Bibliophilen und Liebhaber der Einbände Jean Grolier in Auftrag gegeben. Im Zentrum des oberen Deckels findet sich der Titel Poliphilo, weiter unten Jean Groliers Motto („Portio mea do / mine sit in / terra vi / vent / ium“).

Grolier hatte eine enge Beziehung zur Aldine-Werkstatt; fast die Hälfte der erhaltenen Bände aus seiner Bibliothek sind Aldine-Ausgaben, es gab sogar Bücher aus der Presse, die ihm gewidmet waren. Der vorliegende Band ist eines von fünf Exemplaren dieser Ausgabe aus dem Besitz Groliers und eines von neun Büchern aus der Bibliothek Jean Groliers in der Sammlung von Earl Spencer. Es sei daran erinnert, dass die weltweit größte Sammlung von Grolier-Einbänden (56 Exemplare) in der französischen Nationalbibliothek aufbewahrt wird. Auf dem Vorsatzblatt des vorliegenden Exemplars befinden sich in einer frühen Handschrift folgende Zeilen: „Opera tutta Inamorata / e un Libro degno et pien di molto ornato / che ibi chi non Lege havera La mente Ingrata.“

Alle Informationen, umfangreiche geschichtliche Anmerkungen, Zitate und Expertisen sowie viele weitere Bilder zur Hypnerotomachia Poliphili finden sich auf der Webseite des Auktionshauses. Dort sind auch alle weiterführenden Kenntnisse zur tieferen Provenienz (Stempel, Signets etc.), zum Status der Verarbeitung und zum Weg des Buches durch die Hände der Sammler verzeichnet.

(Maria Bogdanovich)

So, 15.10.2023

16.11.: Kerem Saltuks Film wird im "Babylon" gezeigt.

Werner-Klemke-Film im „Babylon“

Werner Klemke (1917–1994), hochverehrter Künstler, Held und Pirckheimer-Gründungsmitglied, war ein waschechter Weißenseer. Der Videograf Kerem Saltuk, der ebenfalls in Berlin-Weißensee zuhause ist, hat dem Maler, Grafiker und Illustrator, dessen Arbeit Legende wurde und blieb, einen 71-minütigem Film gewidmet, in dem der Lebensweg dieses Ausnahmemenschen nachvollzogen wird samt O-Tönen von Angehörigen, Wegbegleitern und Zeitgenossen und der zu einem würdigen und schönen Erfolg geworden ist. Er wird im Rahmen der Berliner Märchentage noch einmal im Kino „Babylon“ (Rosa-Luxemburg-Straße 30, 10178 Berlin) gezeigt – und zwar am 16. November um 20 Uhr. Der Eintritt für die Vorführung kostet 8 Euro ... der Film ist mit einer FSK von neun Jahren freigegeben. Alle Informationen dazu gibt es auf der Webseite der Berliner Märchentage.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Sa, 14.10.2023

Der 24. Oktober 2023 ist der "Tag der Bibliotheken".

Tag der Bibliotheken am 24.10.2023

Am 24. Oktober wird deutschlandweit der Tag der Bibliotheken gefeiert! Viele Bibliotheken in ganz Deutschland sind mit besonderen Aktionen dabei, sie veranstalten Lesungen, Diskussionsrunden, Robotik-Workshops, Bastelaktionen oder geben einen Einblick in ihre Arbeit hinter den Kulissen. Einige Beispiele finden sich auf der Website des Bibliotheksverbands. „Der Tag lenkt alljährlich die Aufmerksamkeit auf die über 9.000 Bibliotheken in Deutschland und macht auf ihr umfangreiches Angebot neugierig. In vielen Bibliotheken wird seit Einführung des Tages der Bibliotheken mit vielfältigen Veranstaltungen auf die verschiedenen Leistungen der Bibliotheken als unverzichtbare Kultur- und Bildungseinrichtungen hingewiesen. Der Deutsche Bibliotheksverband verleiht am Tag der Bibliotheken gemeinsam mit der Telekom Stiftung den Preis Bibliothek des Jahres sowie seit 2020 die Bibliothek des Jahres in kleinen Kommunen und Regionen.“ 24.10.: Ein wichtiges Signal!

(Robert Grieger/Pressemitteilung)

Zettl und Neukirchner im "Wildenfelser Musenhof".

Einladung in den Musenhof

Zur Gemeinschaftsausstellung mit Baldwin Zettl und Erik Neukirchner lädt seit dem 13.10.23 Schloss Wildenfels im Zwickauer Land in seine Zeitgenössische Galerie ein. Das Schloss, einst unter der Ägide derer von Solms und Wildenfels ein Musenhof, schaut auf eine lange und kulturell bedeutsame Geschichte zurück. Die Schau mit den Arbeiten Zettls, der im September seinen 80. Geburtstag feierte, und Neukirchners wird bis zum 03. Dezember zu sehen sein. Während von Baldwin Zettl eine Auswahl seiner berühmten Kupferstiche in der Schlossgalerie gezeigt wird, stellt Erik Neukirchner Bronzeplastiken aus. Die Ausstellung kann nun von Montag bis Donnerstag 10 bis 18 Uhr, am Sonntag von 14 bis 18 Uhr sowie auf Anfrage für einen kleinen Eintritt von 4 Euro besichtigt werden. Ein Blatt von Zettl liegt im Übrigen der aktuellen PG-Ausgabe der Marginalien (Heft 250) bei: Il bulino. Alle Infos zum Musenhof auf der Webseite des Wildenfelser Schlosses.

(Uwe Klos/André Schinkel/Pressemitteilung)

"Geschichte des deutschen Buchhandels", Band 5/2.
Christoph Links, Carsten Wurm. | © Robert Grieger

„Die DDR ein Leseland?“: 45 Jahre Geschichte des dt. Buchhandels zwischen Ostsee und Thüringen

Am 12. Oktober 2023 fand im Kleinen Säulensaal der Berliner Stadtbibliothek eine tolle Buchpräsentation einer Neuerscheinung in Bezug auf die Geschichte des Buchhandels statt. Christoph Links und Carsten Wurm präsentierten den in dieser Woche erschienenen zweiten Teil des fünften Bandes zur Geschichte des deutschen Buchhandels. Nicht nur wurde uns dieser Band präsentiert, sondern auch einiges über dessen Inhalt und Entstehung dargeboten. 

Trotz einer Erkältung konnte uns Christoph Links einen Einblick in dieses umfassende Werk gewähren, welches es eher in die Fachbereiche der Bibliotheken oder anderer Institute schafft als in das private Bücherregal. Auch stellte man sich gern den Fragen der interessierten Zuhörer und gab bereitwillig Auskunft zu diesen. Viele Themen wurden zu einzelnen Kapiteln angesprochen: Monopolstellungen der Verlage, Abwicklung in der Wendezeit, Papierbeschaffung in der DDR, große Auflagen und Preisentwicklung in der damaligen Zeit sind nur einige dieser fraglichen Themen gewesen. So war es ein hochinteressanter Abend, bei dem ich wieder einiges gelernt habe. 

Band 5 der Geschichte des deutschen Buchhandels behandelt in zwei Teilbänden die Zeit der Sowjetischen Besatzungszone (1945–1949) und der DDR (1949–1990). Der erste Teil widmet sich den politischen Ausgangsbedingungen in Ostdeutschland nach dem Ende der NS-Diktatur und den kulturellen Rahmenbedingungen in der Zeit der SED-Herrschaft sowie der Entwicklung der wichtigsten belletristischen Verlage in dem Land. Das waren zum Beispiel Aufbau, Volk und Welt, Insel (Leipzig), Kiepenheuer, Reclam (Leipzig), Eulenspiegel, der Mitteldeutsche Verlag

Teilband 5/2, der eben erschien, schließt an den ersten Teil des dreigliedrigen Werks an, in dem die kulturpolitischen Rahmenbedingen seit der sowjetischen Besatzungszeit und die belletristischen Verlage beschrieben werden. In Überblicksdarstellungen und Porträts werden die Kinder- und Jugendbuchverlage, die Kunst- und Theaterverlage, die Musik-, die Sach- und Fachbuchverlage, die Wissenschaftsverlage, die Lexikonverlage sowie die Partei- und Kirchenverlage vorgestellt, darunter der Kinderbuchverlag Berlin und Neues Leben, Henschel, E. A. Seemann und der Verlag der Kunst, C. F. Peters, Urania-Verlag, Akademie-Verlag und Hermann Böhlaus Nachf., das Bibliographische Institut und F. A. Brockhaus, Buchverlag Der Morgen, Dietz Verlag und Union Verlag sowie, als kirchliche Editionshäuser, die Evangelische Verlagsanstalt und St. Benno.

(Robert Grieger)

Do, 12.10.2023

Franca Bartholomäi: "Kopf", Holzschnitt, 2023.

Hochdruckgrafik-Kalender 2024

Die Präsentation des brandneuen Original-Hochdruckgrafik-Kalenders 2024 findet am Sonnabend, den 14.10.2023 um 17 Uhr in den Räumen der hochdruckpartner (Lützner Straße 85 in 04177 Leipzig) statt. Bestellte Kalender können ab diesem Zeitpunkt zu den Öffnungszeiten oder nach Absprache abgeholt werden. Die Galerie ist von Montag bis Freitag von 14 bis 18 Uhr und am Samstag von 12 bis 17 Uhr geöffnet. Die Künstlergruppe teilt zum Kalender das Folgende mit: „Wünschen Sie eine Zusendung, teilen Sie uns das bitte mit! Im Oktober 2023 wird zum 17. Mal unser originalgrafischer Hochdruck-Kalender erscheinen. Daran wirken mit: Franca Bartholomäi, Johannes Eckardt, Julienne Jattiot, Inez Odijk, Christa Rogger, Franziska Schnürer, Christiane Werner, Deborah Ziller und wir hochdruckpartner – alle Blätter wurden exklusiv für den Kalender gestaltet und gedruckt.“ Der Druck der Auflage (180 Exemplare zzgl. 24 Belege) erfolgte durch die hochdruckpartner an den Kniehebelpressen und der Andruckpresse Grafix in der eigenen Werkstatt. Komplettiert wird der Kalender durch ein originalgrafisches Deckblatt, Monatsblätter hinter den Grafiken sowie ein Infoblatt zu allen Beteiligten sowiet den Titeln und Angaben zur Technik. Alle Drucke sind handsigniert und -nummeriert. Das Format der Grafiken beträgt 36 x 29,7 cm bei einer Gesamtgröße von 45 x 29,7 cm. Der Preis des Kalenders beträgt 220 Euro. Alle Informationen zu Arbeit/Angeboten der Künstlerinnen und Künstler finden sich auf der Webseite der Gruppe.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Mi, 11.10.2023

Jürgen Meyer Jurkowski: "Geh zu ihr", Radierung.
Grafik "Ziege" des Zyklus "Picassos Tiere" von JMJ.
Meyer Jurkowskis Porträt von Joachim Ringelnatz.
Doppelseite aus dem Erotikon Alexander Puschkins.

Hamburg: „Helldunkel-Gefunkel im lichten Druckgrafik-Wald“

Black is beautiful: Das ist für Jürgen Meyer Jurkowskis Druckgrafik-Werk ein Bekenntnis zur Nichtfarbe Schwarz. Die StudioGalerie Othmarschen hat den Reiz des Unbunten entdeckt und setzt mit der Präsentation von mehr als 100 druckgrafischen Arbeiten aus dem Œuvre des Hamburgers und Pirckheimer-Freunds der unerbittlichen medialen Farbüberflutung ein lebendiges, beruhigendes Schwarz entgegen. Die Druckgrafik – bis auf wenige Lithografien v. a. Holzschnitte und Radierungen –, ist für Meyer Jurkowski weder stiefmütterlich behandelte Nebenbei-Kunst noch kunstmarktkonjunkturelle Phase, sondern elementarer Bestandteil seiner Arbeit. Sie steht gleichbedeutend neben Malerei, Aquarell und Zeichnung. Etwa 600 Werke, gleichmäßig verteilt auf beide Techniken, die seit den 1970er Jahren entstanden sind, belegen dies eindrucksvoll. Die Ausstellung zeigt eine Auswahl der letzten Jahrzehnte sowie Bücher mit Originalgrafik, die Jürgen Meyer Jurkowski (JMJ) illustriert, gestaltet und in seiner Edition M&M seit 1998 verlegt hat. 

Kunst gegen den Mainstream – Meyer Jurkowskis Themenpalette ist unzeitgemäß – klassisch ergo – breit gefächert: Landschaft (Hamburg, Berge, Irland), Stillleben, Akt/Figur, Porträts (u. a. von Schriftstellern wie Ringelnatz, Karl Valentin) und Tiere (Serie Picassos Tiere). Sowohl im malerischen wie im druckgrafischen Werk von JMJ überwiegen die narrativen Elemente. Es ist eine Art „ins Bildkünstlerische übertragene ‚écriture automatique‘“, eine Melange aus Versatzstücken des Alltags, aus Erinnerungen, Anspielungen, Bildzitaten, in der Banales gleichberechtigt neben Ernstem und Erhabenem stehen können. Spontane improvisierte, unkontrollierte „Bild-Ergüsse“ – zunächst mit dem Bleistift auf Papier festgehalten – sind oft Ausgangspunkt für Druckgrafik oder Malerei. Es gibt meist keine bewusst kalkulierten Bildideen, keine vorgefasste Sinnkonstruktion, sondern eine Hinwendung zum Phantastisch-Grotesken, zum Surrealen – angemischt ist das immer mit einem kräftigen Schuss Scherz, Satire, Ironie und manchmal schwärzestem Sarkasmus. Der Betrachter wird hineingezogen in ein Wechselspiel zwischen Realismus und Rätselhaften. 

Zum narrativen Konzept gehört unbedingt die Betitelung der Arbeiten. Sie ist aber keine feste Größe, die eine Interpretationsrichtung für den Betrachter vorgeben wollen. Sie bleiben immer subjektive Andeutung, geben höchstens die Richtung an, wie JMJ sein fertiges Bild am Ende selbst liest. Es kommt vor, dass die Titel später noch – teils mehrfach – geändert werden. Der Kunsthistoriker Friedrich Gross hat die künstlerischen Ambitionen Meyer Jurkowskis ganz gut charakterisiert, als er schrieb: „Verdichtungen in Schwarzweiß formen die lebensgesättigten Striche und Flächen der Grafik Jürgen Meyer Jurkowskis. Deren Ausdrucksspanne reicht von der Bänkelsang- und Volkserzählwelt aus Mythen, Märchen, Großstadtprosa bis hin zu surrealem Überschlag und Alltagsgroteske. Sozialkritische sowie politische Themen behalten neben den Naturdarstellungen und freien Phantasien stimulierende Kraft. Kritische, ironische, satirische Züge geben dieser Schwarzweiß-Kunst Schärfe. Ohne Up-to-date, ja, in betontem Gegensatz zu Kunst-Moden bietet sie mit verständlicher Bildsprache Alltagserfahrungen, -empfindungen des Heute ...“

Inspirationsquelle LiteraturEine wichtige Inspirationsquelle ist seit 1968 immer wieder die Literatur. So entstanden frühe Illustrationen zu Gedichten von Wolf Biermann, Bertolt Brecht, Hans Magnus Enzensberger, Peter Rühmkorf, Franz Xaver Kroetz und François Villon sowie zu einigen Erzählungen von Siegfried Lenz aus dessen Geschichten-Band So zärtlich war Suleyken. 1988 beginnt die Beschäftigung mit Alexander Puschkins Novellenzyklus Die Erzählungen des verstorbenen Ivan Belkin. 1998 erfolgte die Gründung seiner Edition M & M, in der Bücher mit Originalgrafik erscheinen. Die bisherige Bilanz sind acht Künstlerbücher: Henryk Bardijewski Der Marschallstab, Wolfgang Borchert Die Hundeblume, Johann Peter Eckermann Die Heimath, Paloma Meyer In der Nacht erwacht die Katz …, Frank Schulz Sternzeichen-Fick-Info. „Hausautor“ der Edition ist Alexander Puschkin mit den Erzählungen Der Sargmacher und Der Schneesturm (beide mit Holzschnitten) sowie mit einem Band kleiner erotischer Gedichte (Linolschnitte). 

Jürgen Meyer Jurkowski
Helldunkel-Gefunkel im lichten Druckgrafik-Wald.
Radierungen, Holz- und Linolschnitte, Künstlerbücher
20. Oktober bis 26. November 2023, 
Öffnungszeiten nach Vereinbarung,
Eröffnung: Freitag, 20. Oktober, 19 Uhr.

Studio-Galerie Othmarschen
Ansorgestraße 19, 22605 Hamburg
Telefon: (040) 5 53 50 06
Mobilfon:  (0171) 5 83 11 55 
info@studio-galerie-othmarschen.de
www.studio-galerie-othmarschen.de

(Jürgen Meyer Jurkowski/André Schinkel/Pressemitteilung)

Di, 10.10.2023

Initiatoren des Buchkunstsalons: Bernhard Hench, Susanne Theumer, Frank Eißner. | © Frank Eißner

20. bis 22.10: 4. Buchkunstsalon im Künstlertreff Aschaffenburg

Das übernächste Wochenende ist ganz augenscheinlich ein begehrter Termin für das Buch und die Buchkunst: Nicht nur die Frankfurter Buchmesse hakt in den Wochenausklang, nein, neben der artbook.berlin (der Pirckheimer-Blog berichtete von der Verlegung der Messe am Kreuzberger Mariannenplatz) findet auch der nunmehr 4. Buchkunstsalon in der Riesengasse 10 (sowie in der fünften Etage der Herstallstraße 20/22) im Künstlertreff des Café Krèm in Aschaffenburg statt. Zunächst erfunden im Jahr 2020, als die allgemeine und grassierende Corona-Wurst große Hallen unbetretbar und Buchmessen absagenotwendig machte, hat sich das kleine, feine, vom Gründungs-Triumvirat Susanne Theumer, Frank Eißner und vom Künstlertreff-Prinzipal Bernhard Hench erfundene Buchkunst-Festival, das sicher die jüngste Mini-Buchmesse in diesen Breiten ist, längst etabliert. Auch in diesem Jahr werden in den Räumen des Cafés und eines großen Etablissements über den Dächern Aschaffenburgs illustre Kunstschaffende erwartet: Andrea Ackermann ist neben den Erfindern des Salons unter anderem dabei, Urte von Maltzahn-Lietz von den augen:faltern, Svato Zapletal, Martin Lang, Tanja Leonhard, Christiane Kleinhempel, Désirée Wickler, die Mitstreiterschaft der edition sonblom und von hochdruckpartner, John Gerard. Musik, Theater gibt es im Beiprogramm: Das Puppenschiff aus Mainaschaff legt an, Dirk und Silke Kilian spielen. Der Salon ist freitags von 16 bis 20, am Samstag von 11 bis 19, am Sonntag von 11 bis 17 Uhr geöffnet.

(André Schinkel)

Verlegt: die Deutsch-Israelischen Literaturtage. Das Lese-Festival soll nun im Frühling 2024 stattfinden.

Berlin: Die Deutsch-Israelischen Literaturtage sind verschoben

Aufgrund der schrecklichen Ereignisse im Nahen Osten, die bereits viele Menschen das Leben kosteten, werden die Deutsch-Israelischen Literaturtage 2023, die am heutigen 10. und am 12. Oktober unter dem Titel Mit offenen Augen in Berlin stattfinden sollten, verschoben. Das teilt die organisierende und ausführende Heinrich-Böll-Stiftung mit. Das Festival, bei dem Autorinnen und Autoren aus Israel, Österreich und Deutschland ihre Werke vorstellen, ist ins Frühjahr 2024 verlegt. Aufgrund der Angriffe in Israel ist es momentan nicht realisierbar. Dona. Nobis. Pacem.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Mo, 09.10.2023

2023 schon ab dem 20. Oktober: die "artbook.berlin".

artbook.berlin 2023: 20. bis 22.10.

In diesem Jahr findet die von Cornelius Brändle (corn.elius) und Hanneke von der Hoeven veranstaltete artbook.berlin im Kunstquartier Bethanien am Mariannenplatz 2 in Berlin-Kreuzberg nicht erst im November, sondern in Kürze, nämlich vom 20. bis 22. Oktober statt. Die Messe für Künstlerbücher und Editionen wartet dabei wieder mit einer Vielzahl illustrer Ausstellerinnen und Aussteller, von der Herzattacke bis zur Sonnenberg-Presse und von Julienne Jattiot bis Hans Schlimbach, auf. Und natürlich werden auch die Pirckheimer mit einem Stand dabei sein und ihre Arbeit, ihre Editionen und Publikationen präsentieren. Ein Wiedersehen mit den vielen Freunden des schönen Künstlerbuchs, der neuesten Grafik ist garantiert. Auf nach Kreuzberg!

(André Schinkel)

So, 08.10.2023

Neue Ausstellung im Radierverein München ab 12.10.

Jung, divers, drei Jahresgaben

Am kommenden Donnerstag eröffnet die jährliche Mitgliederausstellung des Münchener Radiervereins im Verbund mit der Präsentation der drei diesjährigen Jahresgaben. Unter dem Titel jung&divers bezeugen die in den letzten Jahren neu aufgenommenen Künstlermitglieder des Vereins mit ihren Arbeiten die Vielfalt der heutigen Druckgrafik. Linolschnitte, Siebdrucke, Radierungen und Lithografien werden neu interpretiert, Grenzen ausgelotet und die Techniken erweitert. Schwarzweiß weicht der Farbe, der Auflagedruck dem Unikat. Ein Besuch der Ausstellung lädt dazu ein, Druckgrafik neu zu entdecken und sich von der lebendigen Druckszene im Verein zu überzeugen. In der Ausstellung werden Werke von Eva Blanché, Jette Flügge, Wolfgang Folmer, Philipp Hennevogl, Aron Herdrich, Stefanie Hofer, Sarah Huber, Florian Huth, Heehyun Jeong, Margot Krottenthaler, Marco Stanke und Richard Vogl gezeigt. Die Jahresgaben 2023 von Melissa MayerGalbraith, Raimund Reiter und Katharina Ulke werden im Rahmen der Ausstellung ebenfalls präsentiert. Der Vorstand des Radiervereins lädt herzlich zur Vernissage am 12. Oktober um 19 Uhr in die Galerieräume des Vereins ein. Viele der Ausstellenden werden anwesend sein. Die Ausstellung ist bis zum 04. November 2023 zu den regulären Öffnungszeiten des Radiervereins, von Mittwoch bis Freitag jeweils 15 bis 19 Uhr, sowie am ersten Samstag des Monats von 11 bis 14 Uhr geöffnet. Darüber hinaus lädt die Galeristin des Vereins, Laura Etz, herzlich zur Langen Nacht der Münchner Museen am 14.10. ein. Die Galerie ist an diesem Tag zusätzlich von 18 bis nachts um ein Uhr geöffnet. Alle weiterführenden Informationen finden sich auf der Webseite des Radiervereins.

(Radierverein München/Pressemitteilung)

Fr, 06.10.2023

Im Angebot: ein früher Kolumbus-Druck von 1493.

Ein Brief von Christoph Kolumbus (1493) bei der Christie’s-Auktion

Seit 05.10. wird ein Brief von Christoph Kolumbus, die erste gedruckte Americana, bei Christie’s Fine Printed Books and Manuscripts including Americana (Estimate bei: 1.000.000 bis 1.500.000 Dollar) angeboten (Columbus, Christopher (1451–1506): Epistola Christofori Colom: cui etas nostra multu[m] debet: de Insulis Indie supra Gangem nuper inve[n]tis. Translated by Leandro di Cosco. [RomeStephan Plannckafter 29 April 1493])Das Dokument ist die früheste verfügbare Ausgabe der Briefe von Christoph Kolumbus an den spanischen König Ferdinand I. von Aragón und Königin Isabella I., in denen die erste Reise eines Europäers nach Amerika beschrieben wird. 

Acht Monate vor der Abfassung des Schriftstücks war Kolumbus von den spanischen Monarchen auf die Suche nach den (west-)indischen Inseln geschickt worden. Der Brief des Kolumbus, die darin geschilderten Ereignisse veränderten die Geschichte, indem sie eine dauerhafte Verbindung zwischen den Kontinenten über den Atlantik schufen. Der Inhalt des Dokuments veränderte die Art und Weise, wie die Menschen die Welt sahen. Die drei Schiffe Niña, Pinta und Santa Maria stachen am 03. August 1492 von Palos de la Frontera aus in See, den kürzesten Weg über den Atlantik nach Asien zu finden. Kolumbus nahm seinen Reiseweg über die Kanarischen Inseln. 

Diese Route war einer der wichtigsten Beiträge zur Erforschung des Atlantiks. Schließlich erreichten seine Schiffe Kuba, das er zunächst mit Chipanga verwechselte und dann endlich für das chinesische Festland hielt. Im Dezember erreichte er den Ort, der während seiner Zeit in der Region am wichtigsten werden sollte, eine Insel, die er Hispaniola nannte. In einem Brief berichtet er von positiven Gesprächen mit den dortigen Häuptlingen und stellt fest, dass sie viele Goldgegenstände besitzen. Der erste Bericht über Kolumbus’ Entdeckung des Atlantischen Ozeans erschien in einem Folio mit zwei Blättern, das im März oder April 1493 in Barcelona auf Spanisch gedruckt wurde, möglicherweise bevor Kolumbus selbst dort ankam. Es enthielt den Text eines handschriftlichen Briefes (der nicht mehr erhalten ist), den er von Lissabon aus an Ferdinand und Isabella schickte. 

Dieses Dokument befindet sich heute in einer einzigen Kopie in der New York Public Library. Glücklicherweise kam die Nachricht von Kolumbus gerade zur Zeit der Erfindung des Buchdrucks, so dass sie sich schnell in Europa verbreiten konnte. Ein einziges Exemplar der spanischen Quarto-Ausgabe ist in der Biblioteca Ambrosiana erhalten. Es war jedoch die unmittelbar darauf folgende lateinische Übersetzung, die das größte internationale Publikum erreichte und die Nachricht von der Reise des Kolumbus über den Kontinent verbreitete. Die ersten Drucke dieser Latein-Übersetzung sind zwei in Rom hergestellte Ausgaben, die Stephen Plannck, einem mit der päpstlichen Kanzlei verbundenen Drucker, zugeschrieben werden. Beide Ausgaben wurden zwischen dem 29. April und dem 15. Juni gedruckt. Nachdem sie einige Wochen nach Kolumbus’ Rückkehr vergriffen waren, verbreiteten sich diese Exemplare in zahlreichen anderen Städten und wurden innerhalb eines Jahres nachgedruckt und übersetzt; insgesamt neun Ausgaben aus dem 15. Jahrhundert sind erhalten.

Der Brief, der bei Christie’s versteigert wurde, befand sich über hundert Jahre lang in einer Schweizer Privatsammlung. Beschreibung des Dokuments, wie es beim Anbieter nachzulesen ist: Quarto (201 x 140 mm). vier Blätter, mit Wasserzeichen einer Waage innerhalb eines Kreises auf dem inneren Bifolium (einige verstreute Wachsflecken). Nordeuropäisches Kleisterpapier aus dem späten 18. oder frühen 19. Jahrhundert auf Karton. Diverse Bleistiftvermerke auf dem vorderen Passepartout aus Privatsammlung, in der es sich seit fast einem Jahrhundert befindet. Das Objekt kann unter der im Folgenden verlinkten Webseite des Hauses in Augenschein genommen werden.

(Maria Bogdanovich)

Do, 05.10.2023

Dr. Markus Heinz. | © by Carsten Immel (Stabi Berlin)

Erfolgsgeheimnis der Homann-Karten: Vortrag in Oldenburg

Wie schafft es im 18. Jahrhundert ein Mann von etwa 38 Jahren und ohne großen finanziellen Hintergrund, einen auf Karten spezialisierten Verlag auf die Beine zu stellen? Am 12. Oktober 2023 um 19 Uhr, beleuchtet Dr. Markus Heinz (Staatsbibliothek zu Berlin) im Rahmen der aktuellen Ausstellung in der Landesbibliothek Oldenburg zum Thema die Erfolgsgeschichte des Homann-Verlags in Nürnberg. Es war seinerzeit kein leichtes Unterfangen, einen auf Karten spezialisierten Verlag zu führen. Johann Baptist Homann (1664–1724) gelingt es – und das im Jahr 1702, als in halb Europa der Spanische Erbfolgekrieg und der Nordische Krieg zu Handelsbeschränkungen und Unsicherheit führten. Der Nürnberger Verlag hält lange seine marktbeherrschende Stellung und beliefert zwischen etwa 1710 und 1780 große Teile Europas östlich des Rheins mit Karten. Mit seiner knapp 150-jährigen Verlagsgeschichte ist Homanns Verlag ein gutes Beispiel für langfristige Untersuchungen an der Entwicklung von Verlagsprogramm, Herstellungstechnik, Vertrieb und Nutzung, findet Markus Heinz. Der Homann-Experte studierte Geschichte und Kunstgeschichte in Salzburg und Wien und beschäftigte sich im Zuge von Forschungsprojekten und seiner Dissertation über mehrere Jahre mit dem Homännischen Verlag. Seit 2002 ist er stellvertretender Leiter der Kartenabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin und Leiter der Kommission für die Geschichte der Kartographie der Deutschen Gesellschaft für Kartographie. Der Eintritt zum Vortrag ist frei.

(Landesbibliothek Oldenburg/Pressemitteilung)

Mi, 04.10.2023

Die Villa der Akademie "Haus Sonneck" in Großjena.

Über „Die Kunst der Gestaltung“

Wie bereits seit 2017 treffen sich jeden Herbst auf Einladung des Friedrich-Bödecker-Kreises in Sachsen-Anhalt e. V. junge und gestandene Autorinnen und Autoren des Landes zum Austausch in der idyllischen Akademie „Haus Sonneck“ in Großjena oberhalb des Zusammenflusses von Saale und Unstrut im Blütengrund, der zwischen Naumburg und Bad Kösen liegt. In diesem Jahr geht es bei dem Treffen, das neben Werkstätten (Werkstattleitung: Christine Hoba) auch eine Lesung in Schulpforta und einen Besuch des ganz in der Nähe liegenden Max-Klinger-Hauses beinhaltet, um die Nähe von Literatur und Grafik, Buchkunst und -gestaltung. Als Dozenten werden erwartet: Karoline Schliemann, Kuratorin der Grafischen Sammlung des Grassi-Museums, und der junge Autor und Klopstock-Förderpreisträger Aron Boks, der am Sonnabend des vom 27. bis zum 29.10.23 stattfindenden Treffens zu Willi Sitte und Christa Wolf sprechen wird. Wie in jedem Jahr werden die Beiträge der Tagung in einer Anthologie gesammelt und unter dem Titel des Treffens: Die Kunst der Gestaltung, zur Leipziger Buchmesse im März 2024 im Mitteldeutschen Verlag veröffentlicht.

(André Schinkel)