Der diesjährige Empfänger des Preises der Internationalen Hermann Hesse Gesellschaft heißt Michael Kleeberg. Die Auszeichnung wird alle zwei Jahre an Personen verliehen, die sich – ob wissenschaftlich, journalistisch oder publizistisch – um das Werk von Hermann Hesse (1877–1962) verdient gemacht oder sich im Geiste Hermann Hesses auf nationaler oder internationaler Ebene für den interkulturellen und interreligiösen Dialog eingesetzt haben.
Der 1959 in Stuttgart geborene Schriftsteller, Essayist und Übersetzer erfüllt in hervorragender Weise beide Kriterien. Kleeberg hat sich wie kaum ein anderer Autor der Gegenwartsliteratur immer wieder auch mit Hesses Werk direkt auseinandergesetzt und so die bleibende Bedeutung dieses Schriftstellers und Nobelpreisträgers für ein zeitgenössisches Publikum erschlossen. Er hat Klischees der Hesse-Rezeption bekämpft und in programmatischen Artikeln und Vorträgen insbesondere Hesses größtes Werk Das Glasperlenspiel zu würdigen gewusst: als „ein Meisterwerk der Abstraktion“ und „als magisches Theater in der Psyche des Autors“.
Zudem zeugen vor allem sein Übersetzungswerk aus dem Amerikanischen (John Dos Passos) und Französischen (Marcel Proust) von einem internationalen Horizont seiner literarischen Arbeiten ebenso sein Prosawerk, darunter vor allem die Romane Das amerikanische Hospital (2010) und Der Idiot des 21. Jahrhunderts. Ein Divan (2018). Kleeberg versteht es dabei, geschichtliche Tiefe und interkulturelles Wissen mit zeitaktuellem Problembewusstsein zu verbinden. Sein Werk steht damit in der geistigen Tradition eines Hermann Hesse und dessen großer Schrift von 1929 über Eine Bibliothek der Weltliteratur.
Der mit 10.000 Euro dotierte Preis wird am Samstag, den 10. Mai 2025, in Hesses Geburtsstadt Calw verliehen im Rahmen einer Feierstunde und im Anschluss an die jährliche Mitglieder-Versammlung der Gesellschaft. Die Laudatio auf den Preisträger 2025 hält der Lyriker Wilhelm Bartsch, aktueller Träger des Rainer-Malkowski-Preises und des Bremer Literaturpreises.
26. Februar 2025.
(Professor Dr. Karl-Josef Kuschel, Präsident der Internationalen Hermann Hesse Gesellschaft · PS: Im Übrigen ist in den Marginalien 255 ein Text Kleebergs als Typografische Beilage enthalten – er heißt Wir wollen doch beide Bücher verkaufen und würdigt die ehem. Dombuchhandlung Mainz.)