Pirckheimer-Blog

Winfried Hirsch

Mi, 03.08.2016

Kupferstiche von Falk Geißler

Am Sonntag, dem 31.07.2016 fand in der Kirche der kleinen Gemeinde Polbitz am Nachmittag die Ausstellungseröffnung zum Kupferstichwerk von Falk Geißler aus Rochlitz statt.
Der Turm der Kirche, die an der Mitteldeutschen Kirchenstraße liegt, ragt weithin sichtbar über die umgebende Auenlandschaft in der Nähe der Elbe hinaus. Ein Förderverein kümmert sich um den Erhalt des seit den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts nicht mehr für religiöse Zwecke genutzten Gotteshauses.
Da der Elbe-Radweg in der Nähe der Ortschaft vorbeiführt, machen auch immer wieder Radwanderer an der Kirche Halt.
Das vorgestellte Kupferstichwerk von Falk Geisler weist insbesondere Illustrationen zur Literatur, wie „Frühlings Erwachen“ von Frank Wedekind, „Dr. Henry Selwyn“ von W.G. Sebald und „Malone Dies“ von Samuel Beckett auf. Neben freien Arbeiten sind auch Neujahrsgrafik und formatgerechte, und damit ihrem Zweck gemäße, Exlibris in der Ausstellung zu sehen. Alle Arbeiten sind von hohem technischen Können geprägt und es ist eine Lust, sich in die Inhalte zu vertiefen.
Kombiniert war die Ausstellungseröffnung mit einer Autorenlesung. Robert Lucas Sanatanas aus Berlin trug aus seiner noch unveröffentlichten Erzählung „Die Maultrommelsaga“ Texte vor. Er besitzt eine ausgefeilte Sprache und es ist faszinierend, ihm zuzuhören. Hierzu hatte Falk Geißler schon mehrere Illustrationen gestochen, die einschließlich von Zustandsdrucken ausgestellt sind. Nach dem ersten Teil der Lesung wurde die Kupferstichausstellung eröffnet und so erschloss sich auch der Inhalt der Illustrationen zur „Maultrommelsaga“. Es ist als glückliche Fügung zu bezeichnen, dass Schriftsteller und Grafiker sich vor einigen Jahren kennen gelernt haben.
In unserer hektischen, von Oberflächlichkeit geprägten Zeit ist es eine Besonderheit, wenn ein junger Künstler sich dieser anspruchsvollen und zeitaufwendigen Technik widmet – mit Kupferstichen beeindruckten uns bisher schon Ilgenfritz, Stauf, Volkamer, Bitzer und Zettl aus dem Osten Deutschlands.
(Winfried Hirsch)

Fr, 13.02.2015

Endstation Müll

In der „Wirtschaftswoche“ vom 11. Februar schreibt Marcus Werner unter dem Titel „Schmeißt Bücher in den Müll!“ eine Apologie des Entsorgens.
Foto: JochenB (licenses/by-nc-sa/2.0)
Endstation Müll. Bücher hatten Glück, wurden sie von unseren entfernteren Vorfahren auf den Scheiterhaufen geworfen, dies hieß: man nahm sie ernst, ...
Nun sind die Bücher nur noch lästig, man entledigt sich ihrer. Lassen wir die Argumente, die Herr Werner vorbringt, beiseite, dann bleibt, daß Bücher, einstmals papierene Überlieferung von Denken und Ästhetik, in zeitgenössischer Produktionsweise weder der Tradierung noch der Schönheit mehr dienen. Zudem sind sie im Zeitalter der Internets, in der alles schnell auf einfachen Suchbefehl zur Verfügung steht und Oberflächlichkeit gefragt ist, zu sperrig geworden.  ... Die Massenproduktion hat dem vom Eigentümer nach seinem Geschmack gestalteten Buch den Todesstoß versetzt, nun sehen sie alle gleich aus, sind meist mäßig gestaltet, ebenso gedruckt und in einen Einband geworfen, der kaum die nächsten zwanzig Jahre oder mehrere Leser überstehen wird. ... langweiliges Massenzeugs gehört entsorgt. Recht hat er.
Und seltenes Schönes gehört gesammelt und gepflegt. Nicht aus Angeberei, sondern weil es uns gefällt! Recht haben wir, die Bibliophilen.
(Rainer Friedrich Meyer)

... gesamten Beitrag auf meyerbuch lesen.

2 Kommentare:
Winfried Hirsch hat gesagt…
mit großer Freude und Genugtuung habe ich die beiden Beiträge von Rainer Friedrich Meyer, der mehr als berechtigt gegen den Kulturverfall anschreibt, gelesen. (Endstation Müll, Vergangenheitsbewältigung). Mein lieber Pirckheimer-Freund und handwerklicher Buchbinder Hubert Gotzmann aus Weißwasser ermutigte mich jüngst, dass ich mir die Freuden des Erwerbes auch weiterhin gönnen sollte ohne Rücksicht darauf, was damit einmal nach dem Ende eines Sammlerlebens geschieht.
Mit bibliophilen Grüßen
Winfried Hirsch

16. Februar 2015

Martin Z. Schröder, Drucker hat gesagt...


Bibliophilie: das Buch als Kunstobjekt. Kann man ja mal machen. Aber Bücher sind Gebrauchsgegenstände. Es geht zuerst um den Text und erst danach um den Geruch. Und es werden auch heute sehr anständige Bücher produziert. Hier scheint eher jemand den Überblick verloren zu haben und seiner Zeit verdrießlich gegenüberzustehen.
18. Februar 2015