Pirckheimer-Blog

wiedergelesen

Mi, 13.04.2016

wiedergelesen: Die Welt der Bücher

Der passionierte Büchersammler Matthew Battles lebt in Jamaica, Plain, Massachusetts, USA und ist angestellt in der antiquarischen Abteilung der Bibliothek der Harvard University.
In seinem, bereits Anfang 2012 im Bibliographisches Institut Mannheim erschienenen Titel "Die Welt der Bücher. Eine Geschichte der Bibliothek" sucht Battles nach jenen Momenten, in denen Leser, Schriftsteller und Bibliothekare nach der eigentlichen Bedeutung der Bibliothek fragen. Er berichtet von den entscheidenden Wendepunkten in der über dreitausendjährigen wechselhaften Geschichte des Büchersammelns. Eine Zeitreise durch Paläste und Ruinen des Wissens – von der Bibliothek in Alexandria über Klosterzellen bis zur British Library, von Privatbibliotheken und sozialistischen Lesesälen bis ins Informationszeitalter, in dem Bibliotheken bedroht zu sein scheinen.
Der Titel, der in der englischsprachigen Ausgabe "Library: An Unquiet History" 2015 auch als Taschenbuch erschien und für 14,10 € erhältlich ist, wird derzeit im Modernen Antiquariat in der deutschsprachigen, gebundenen Ausgabe zum Preis von 5 € angeboten.

Mo, 01.02.2016

wiedergelesen: hrsg. von den Pirckheimern 1957

Als ein großer Verehrer von Hermann Hesse habe ich vor Jahren eine Festschrift zu Ehren des 80. Geburtstag des Dichters erworben, die von den Radebeuler Freunden der Bibliophilie 1957 herausgegeben worden war. Verfasst ist der Text von der damals in Radebeul lebenden Autorin Jeanne Berta Semmig, die auch jede der nummerierten Ausgaben signiert hatte. Beide, die Autorin der Festschrift und der Dichter Hermann Hesse, verband nicht nur eine Brieffreundschaft, deren Zustandekommen und Pflege in einfühlsamen Worten von Manfred Altner 2002 in einem Almanach des Hellerau-Verlag Dresden beschrieben ist. Hermann Hesse besaß ein verbindendes Verhältnis zu Dresden, der Stadt, die er nie besucht, aber dort im Verlag Edgar Pierson 1898 sein Erstlingswerk unter dem Titel "Romantische Lieder" veröffentlicht hat. Auch Gunter Böhmer kam aus Dresden, der sich als Illustrator, nicht nur der Werke von Hermann Hesse, später in Montagnola nieder ließ.
Es ist immer wieder erquicklich, wenn man solcher Art Rarität aus dem Fundus einer Bibliothek vor sich liegen hat, die in ihrer Seltenheit für den Betreffenden die Worte von Goethe bestätigen: "Sammler sind glückliche Menschen".
(Harald Kugler in seinem Blog)

Mi, 27.01.2016

wiedergelesen: Der Zwiebelfisch

"Das Verlegen ist wie die Liebe: es hört nimmer auf,
auch wenn's schief geht bleibt das Herz daran hängen." 
Hans von Weber 
Wer so von seinem Beruf sprechen konnte, der bewies damit, dass er ihn nicht "ausübte" wie ein nüchterner Geschäftsmann, sondern ihm verfallen war mit seinem ganzen Sein und Denken. Dieser Satz ist im "Imprimatur" Band IX aus dem Jahre 1940 über Hans von Weber zu lesen. Neben zahlreichen mit hoher Handwerkskunst hergestellten Büchern und Liebhaberausgaben, erinnert sei nur an die Bücher der "Hundertdrucke", hat Hans von Weber in seinem Hyperion-Verlag 1909 auch eine Zeitschrift mit dem einprägsamen Titel "Der Zwiebelfisch" kreiert. Als eine bibliophile Rarität stellt sich dessen erster Jahrgang dar, der aus vier Heften besteht, von denen jedes anders in Druck, Format, Papier und Umschlag gestaltet ist. Dies war auch das ursprüngliche Ansinnen des Verlegers für dieses Vorhaben mit dem Untertitel "Eine kleine Zeitschrift für Buchwesen und Typographie." Doch bereits mit dem zweiten Jahrgang wurde das für Zeitschriften übliche Gleichmaß eingeführt. Es soll hier nicht der Ort sein, den Verlag und seine Arbeit umfänglich vorzustellen, Interessenten können dies im besagten Artikel von Heinrich F. S. Bachmair (S. 72 ff.) viel genauer erfahren. Mir geht es mit dieser kleinen bibliophilen Aufmerksamkeit um Erinnerung und Nachdenken, was die Buchkultur für Kleinode geschaffen hat, die gelegentlich wieder einer Betrachtung lohnen.
Weiteres im Bibliothekskatalog auf harald-kugler.de Nr. 501, 502.
(Harald Kugler)

Mi, 13.01.2016

wiedergelesen: Kleinod der Buchkunst

Ein Miniaturbuch von Erhard Walter aus dem Fachbuchverlag Leipzig 1979, 8,4 x 6,2 cm, lang gesucht, obwohl Mini- und Midibücher eigentlich nicht mehr zu meinem Sammelgebiet gehören, konnte ich auf einem Flohmarkt am letzten Wochenendes für weniger als für einen Kurzstreckenfahrschein erwerben (ich gebe allerdings zu, dort in den letzten 25 Jahren einiges im Gegenwert einer weitreichenden Reise erstanden zu haben).
Diese Hommage an das Miniaturbuch enthält neben Beiträgen von Johannes R. Becher "Lob des kleinen Formats" und "Freude an den kleinen Büchern" von Erhard Walter Beiträge von Horst Erich Wolter, Siegfried Hempel, dem Kosmonauten Sigmund Jähn, einen reich illustrierten Abriss "Miniaturbuchherstellung in Leipzig", einen Beitrag "Streit um "kleinste" Formate" und "Miniaturbücher - gestern und heute" und die eben lang gesuchte "Bibliographie der in der DDR von 1959-1978 gedruckten Miniaturbücher" von Karl Wiegel nebst einer Zusammenfassungen in Russisch und Englisch. Hier findet sich u.a. bestätigt, dass weltweit das in der DDR gefertigte Bilder-ABC von Egon Pruggmayer mit 2 x 2 mm von 1971 (bis 2000) das kleinste maschinell hergestellte Buch war, in der Bibliographie als Position 12 gelistet.
Neben ausklappbaren Tafeln zu den Artikeln sind viele Titel auf den zahlreichen Fotos abgebildet. Die Buchbindearbeiten übernahm die Offizin Andersen Nexö in Leipzig.
382 S., hellbrauner Ganzlederband, goldgeprägter Titel und rotem Rückenschild in marmoriertem Schmuckschuber mit Buntpapierbezug.
(ad)

Mo, 04.01.2016

wiedergelesen: Bücherfeinde

... in einer "Krambox" vor einer Buchhandlung ist mir zwischen den Feiertagen "Bücherfeinde" in die Hände gefallen. Es ist eine köstliche Lektüre und eine Besprechung drückt das so aus:
Der englische Buchdrucker William Blades (1824-1890) macht in diesem bibliophilen Klassiker mit den größten Feinden des Buches bekannt. Denn ob Brandkatastrophe oder Frühjahrsputz, Bücher sind ständig von allen Seiten bedroht! Die Angriffe reichen von historisch-bedeutsam bis unterhaltsam-skurril. Ein Muss für alle Büchernarren! Feuer und Wasser, Gas und Hitze, Staub und Vernachlässigung, Ignoranz und Engstirnigkeit: Bücher können auf vielerlei Art zu Schaden kommen. William Blades schildert voller Humor und Liebe zum Buch die zahllosen Gefahren, denen Druckwerke zu allen Zeiten ausgesetzt waren. Dabei sind es beileibe nicht nur Naturkatastrophen und politische Umwälzungen, die ganze Bibliotheken vernichten. Oft richten gerade die kleinsten (Buch-)Würmer den größten Schaden an. Übereifrige Dienstboten attackieren schweinslederne Bände mit dem Staubwedel, unschuldige Kinder ruinieren teure Folianten im Spiel.
Der englische Buchdrucker William Blades (1824-1890) spricht aus reicher Erfahrung, war er doch als Restaurator tagtäglich mit den Folgen unsachgemäßer Behandlung konfrontiert. In seiner Einführung lässt Hektor Haarkötter das Leben dieses ebenso besessenen wie kuriosen Mannes und die Geschichte der Buchschädlinge Revue passieren. Im angelsächsischen Sprachraum sind "Die Bücherfeinde" längst ein Klassiker. Jetzt liegen sie erstmals in deutscher Übersetzung vor.
(Michael Steiner)

1 Kommentar: Ninon Suckow hat gesagt ...

Hallo in die Runde und prosit Neujahr, ich habe von den "Bücherfeinden" eine Ausgabe von 2012, ebenfalls aus dem Primus-Verlag, die wohl auch noch lieferbar ist. Besonders hübsch finde ich bei dieser Ausgabe das Vorsatzpapier. Beste Grüße, Ninon Suckow
4.1.2016