Pirckheimer-Blog

Ulrich Goerdten

So, 08.12.2013

Die „Schönsten Bücher“ verabschiedeten sich aus Ingolstadt

Neunzehn Tage, vom 5.-23. November, waren „Die Schönsten Bücher 2013“ in Ingolstadt zu Gast – eine Ausstellung des Stadtmuseums in Zusammenarbeit mit der Stiftung Buchkunst und der Pirckheimer-Gesellschaft.
Zur Finissage am 23. November referierte unser Vorsitzender Ulrich Goerdten im Barocksaal des Stadtmuseums über die Entstehung, Geschichte und Gegenwart der Gesellschaft. Auf die Begrüßung durch die Leiterin des Stadtmuseums, Frau Dr. Beatrix Schönewald, folgte eine unterhaltsame Stunde, in der auch die anwesenden Pirckheimer viel Neues über ihre Gesellschaft erfuhren. Von neueren Details aus der Biografie des Namensgebers Willibald Pirckheimer spannte Goerdten der Bogen über die Rahmenbedingungen des Gründungsaktes unter dem Dach des „Kulturbundes zur demokratischen Erneuerung Deutschlands“ bis zu den Gefahren, denen sich in den Siebzigern und Achtzigern größere Sammlungen durch die Aktivitäten der „Kunst und Antiquitäten GmbH“ des Bereiches „Kommerzielle Koordinierung“ unter Alexander Schalck-Golodkowski ausgesetzt sahen. Wende- und Nachwendezeit und der damit einhergehende drastische Mitgliederschwund (von über tausend auf 440 im Jahre 1993) waren ebenso Thema wie das Werben um neue Mitglieder im Internetzeitalter.
Den Abschluss von Goerdtens Rede bildete ein langes und leidenschaftliches Plädoyer für eine polytopische Kultur, und für eine Vielfalt des Sammelns - „Vexillologie“ und „Phillumenie“ eingeschlossen (die Zuhörer durften rätseln). Ein leider nicht allzu zahlreiches, aber kundiges Publikum dankte mit kräftigem Beifall. Und unser Vorstandsmitglied Ernst Reif ließ keinen „fremden“ Besucher der Veranstaltung ungeschoren davonkommen – ein Probeexemplar der MARGINALIEN gab es ebenso kostenlos wie die eindringliche Werbung für einen Beitritt.
(Matthias Haberzettl)

Fr, 06.12.2013

Erwerbungen und Sammlerfreuden 2013

Gerhard Rechlin bei der Vorstellung eines Palmbaum, gestaltet von Karl-Georg Hirsch
Heute, (Zufall oder Bestimmung?) am 543sten Geburtstag Willibald Pirckheimers, trafen sich die Berliner und Brandenburger Pirckheimer traditionell zum letzten Abend des Jahres in der Büchergilde-Buchhandlung am Wittenbergplatz unseres Mitglieds Johanna Binger, um Freunden interessante neue Stücke aus den eigenen Sammlungen vorzustellen. Und es blieb wie immer nicht nur bei einer Vorstellung von Neuerwerbungen, spannender waren die Geschichten, die hinter diesen Sammlerfreuden steckten: die Umstände, die das erworbene Stück zu einem Erlebnis für den Sammler machen, die Berichte über die Unterstützung, die jeder durch andere Mitglieder erfuhr, die bibliophilen Besonderheiten und einzigartigen Hintergründe ...
Für Ulrich Goerdten war es der Umstand, dass er bislang unbekannte, weil verstreute Artikel von Johannes Trojan, die bislang als Hundert Momentaufnahmen erschienen, um die fast doppelte Anzahl in Buchform erweitern konnte, Carsten Wurm konnte originelle, mit dem Wissen von heute verblüffende Widmungen in Büchern vorstellen, Jutta Osterhof berichtete über die schwierige Suche nach einem Faksimile von Felixmüller, welches ihr "nur noch" im Original vorlag, Jürgen Wilke konnte den Erwerb eines Buchumschlages vorweisen und machte deutlich, warum dieses ausgeschlachtete Buch ein Prunkstück seiner Sammlung ist und Ursula Lang zeigte, wie sich Kinderbuchautoren durch einen versteckte Hinweise in einem Buch gegenseitig Hochachtung zollten. 5 Minuten für jeden Beitrag und nur 90 Minuten Zeit, nicht nur mit Blick auf den Beitrag von Fritz Jüttner eindeutig zu wenig Zeit.
(ad)

Mi, 06.11.2013

„Schönsten Bücher 2013“ in Ingolstadt

Foto: Ernst Reif
Vor ca. 20 Gästen konnte gestern die Leiterin des Stadtmuseums und Neupirckheimerin, Frau Dr. Beatrix Schönewald, Herrn Prof. Wörgötter von der Hochschule für Gestaltung Augsburg begrüßen. Da die Veranstaltung in Kooperation mit der Pirckheimer-Gesellschaft organisiert worden war, sprach deren Schriftführer Ernst Reif ein kurzes Grußwort, in dem er Ziele und Aufgaben der Gesellschaft umriss und auf die Finissage am 23. November 2013 um 19:00 Uhr verwies, bei der der Vorsitzende des Vorstands über die Gesellschaft referieren werde.
Der Vortrag von Prof. Wörgötter, der anhand der prämierten Bücher seine Ausführungen belegt wie auch über einen Beamer mit weiteren Bildern und Fotografien ergänzte, gliederte sich in mehrere Teile. Er erläuterte den zweistufigen Aufbau des Auswahlverfahrens, die Arbeit der Expertenjuries und die Kriterien, anhand derer die eingereichten Bücher beurteilt wurden. Beispiele gelungener Buchgestaltung wurden ausgebreitet und als Objekte vorgestellt. Im Anschluss daran wurden einzelne Bücher herausgegriffen und nach handwerklichen und ästhetischen Blickwinkeln hinterfragt. Dabei wurde klar, dass auch auf solch aufwendige und sorgfältige Art und Weise ausgewählte Werke berechtigte kritische Anmerkungen angebracht sein können. Der Blick in die Werkstatt des Buchgestalters und auf die Arbeit der Wettbewerbsauguren war für alle Teilnehmer ein Erlebnis, was die lebhaften Diskussionen im Anschluss an den Vortrag insbesondere am prämierten Buch selbst bewiesen.
Möge auch dadurch die Pirckheimer-Gesellschaft einigen Teilnehmern etwas näher gebracht worden sein.
(Ernst Reif)

Di, 27.08.2013

Lothar Lang zum Gedenken

(Schloß Burgk am 17. August 2013)

Ulrich Goerdten, Foto Gabriele Ballon
Diese schöne Veranstaltung von und für Felix Martin Furtwängler könnte hier und heute so nicht stattfinden ohne die Wirksamkeit von Prof. Dr. Lothar Lang, an den ich – mit Ihrer Erlaubnis und im Auftrage der Pirckheimer-Gesellschaft – mit wenigen Worten erinnern möchte. Allen denen, die Lothar Lang geschätzt haben, soll damit Gelegenheit zum Abschiednehmen gegeben werden.
Lothar Lang wurde am 20. März 1928 geboren und ist im Alter von 85 Jahren am 20. Juli 2013 verstorben. Mit seinem Hinscheiden ist ein wichtiges Stück deutscher Kunstgeschichte zu Ende gegangen. Er war seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts als Kunstkritiker, Ausstellungmacher, Verfasser von Büchern und Artikeln, Herausgeber von Mappenwerken, als Organisator und Förderer junger Künstler eine Art Zentrum, in dem sich vieles bündelte.
Für die Kunstszene in der DDR war Lothar Langs Buch Der Graphik-Sammler eine Art Grundlagentext, und es hat auch für heutige Sammler, Antiquare und Kunstliebhaber nichts an Bedeutung verloren. Eine ganze Generation junger kunstinteressierter Menschen hat aus diesem Werk den Impuls zur Beschäftigung mit Graphik und Kunst überhaupt erhalten, hat sich daran ausgebildet und mit diesem Leitfaden in der Hand eigene Sammlungen zusammengetragen, oft mit wenig Geld. Denn das war ein Hauptanliegen des Buches: den arbeitenden Menschen den Weg zur Kunst zu eröffnen. Sie sollten sich mit den Künsten befassen und jetzt zitiere ich Lothar Lang selbst: „… aus Liebe zur Kunst, aus Leidenschaft, aus Begeisterung und Verehrung für sie. Die Kunstwerke, die sie erwerben, sind ihre Lebensbegleiter. Sie stehen mit ihnen in einem kritischen Dialog, aus dem sich Kenntnis und Urteilsfähigkeit ergeben …“
In diesem Sinne ist es ihm unter oft schwierigen Bedingungen gelungen, einen lebhaften direkten Austausch zwischen Künstlern und Sammlern in der DDR herzustellen. Diese Art des Kunstlebens in der DDR erscheint heute als humanes Gegenbild zum staatlich gelenkten Kunst – und Antiquitätenhandel, dessen groteske Züge nach der „Wende“ im 118. Heft der MARGINALIEN (1990) beschrieben sind.
Lothar Langs Verdienste um die Pirckheimer Gesellschaft sind kaum richtig zu ermessen und zu würdigen. Er hat viele Jahre im Vorstand mitgearbeitet und als Chefredakteur die MARGINALIEN zu dem gemacht, was sie heute sind: die maßgebliche bibliophile Zeitschrift Deutschlands.
Sabine Schemmrich hat vor Jahren in einem Interview erzählt, daß Schloß Burgk für sie lange Zeit nur ein abweisendes graues Gemäuer gewesen ist. Lothar Lang hat daraus dieses helle, weltoffene Kunstzentrum gemacht, das wir wie selbstverständlich nutzen und mit Ausstellungen und Veranstaltungen beleben können.
Zu der heute hier zu eröffnenden Ausstellung hat Lothar Lang noch einen Katalogtext geschrieben, und das zeigt seine bis zuletzt unveränderte Verbundenheit mit diesem Ort. Wir Pirckheimer werden Lothar Lang immer ein ehrendes Angedenken bewahren.
(Ulrich Goerdten)

Do, 22.08.2013

Felix M. Furtwängler

Unser Mitglied, das Museum Schloß Burgk, zeigt in der Neuen Galerie, im Pirckheimer-Kabinett, auf den Fluren und im Treppenhaus Bilder und Malerbücher von Felix Martin Furtwängler.
Es ist die dritte Ausstellung Furtwänglers auf Schloß Burgk. Sie steht unter dem Titel „Der Maler liebt die Einsamkeit. Lagerkatalog I, Malerei und Malerbücher“ und zeigt neben Beispielen aus Furtwänglers buchkünstlerischer Produktion etwa 40 großformatige Gemälde, die im Treppenhaus, auf dem Gang, in der Neuen Galerie und im Pirckheimer Kabinett zu sehen sind. Die Veranstaltungsreihe nahm ihren Anfang am Freitag (16. August) mit einem Konzert an wechselnden Orten, bei dem Musik aus 400 Jahren aufgeführt wurde, mit Beginn im Schloßpark, Fortsetzung in der Schlosskapelle und Ende im Rittersaal. Am Samstag wurde die Ausstellung eröffnet mit einer Begrüßung durch die Leiterin des Museums, Sabine Schemmrich, die an den wenige Wochen zuvor im Alter von 85 Jahren verstorbenen Kunsthistoriker Lothar Lang erinnerte, der Schloß Burgk als kulturellen Ort geschaffen, entwickelt und „für die Kunst geöffnet“ hat. Nach einem musikalischen Intermezzo, ausgeführt von Jan Heinke auf dem Stahlcello, sprach Ulrich Goerdten im Namen der Pirckheimer-Gesellschaft, um allen, die Lothar Lang geschätzt haben, Gelegenheit zu geben, von ihm Abschied zu nehmen. Er erinnerte an die Verdienste des Verstorbenen, der viele Jahre im Vorstand der Gesellschaft mitgearbeitet hat und als Chefredakteur der MARGINALIEN dieser Zeitschrift Gestalt und Profil gegeben hat. Mit seinem Buch „Der Graphiksammler“ habe er einer ganzen Generation von Kunstliebhabern und Sammlern eine Art Leitfaden an die Hand gegeben und durch seine organisatorischen und herausgeberischen Aktivitäten den für die DDR typischen direkten Austausch zwischen Künstlern und Sammlern hergestellt. Nach einem weiteren musikalischen Zwischenspiel sprach der Direktor der Kunstmuseen der Stadt Erfurt, Prof. Dr. Kai Uwe Schierz, über Felix Martin Furtwängler und seine Kunst und befasste sich dabei insbesondere mit Furtwänglers malerischem Werk, dessen „Formenwelt der reduzierten Zeichen und Symbole“ wie „Bilder aus einem unscharfen Traum“ keinen rationalen Zugang erlauben, sondern den Betrachter emotional zu überwältigen trachten. Dennoch sei, bei allem Ausagieren innerer Erregungen, das malerische Ergebnis gebändigt durch Formkönnen, das seine Anregungen aus den Hervorbringungen der Kinder und der sogenannten „Primitiven“ bezieht und aus der Verbindung zu gleichartigen Tendenzen in der Kunst des Expressionismus und der „Neuen Wilden“ der 1980er Jahre. Ein Grundgefühl der „Unzugehörigkeit zu den gegenwärtigen Lebensformen der Menschen“ bekunde sich im Titel „Der Maler liebt die Einsamkeit“ ebenso wie in den Gestaltungen der ausgestellten Bilder.
Die Ausstellung wird, mit wechselnden Angeboten an Malerischem und Buchkünstlerischem an sieben Ausstellungsorten gezeigt werden: Schweinfurt, Speyer, Potsdam, Memmingen, Stuttgart, Burgk, Berlin. Ein Katalog zu diesen Ausstellungen, von Erik Stephan gestaltet, befasst sich ausschließlich mit Furtwänglers Malerei. Er enthält neben einer Vielzahl von farbigen Abbildungen Texte von Lothar Lang und Gerhard Fichtner.
Ihren Abschluss fand die Veranstaltungsreihe auf Schloss Burgk mit einer Matinee am Sonntag (18. August) im Grafik-Kabinett, bei der Furtwängler sein Buch „young, wild & nieuw“ vorstellte.
(Ulrich Goerdten)
 
Ausstellung: 17. August bis 3. November 2013

Museum Schloss Burgk
07907 Burgk/Saale

Mi, 14.08.2013

Ein Findelkind von nobler Herkunft

Wenn ein Buch im Schmuddel der Grabbelkisten eines Flohmarktes schon durch seine äußere Erscheinung auffällt und die Aufmerksamkeit des Vorbeischlendernden auf sich zieht, dann wird der Einheitspreis von zwei Euro, den der Händler sowohl für ein schiefgelesenes lappiges Taschenbuch wie auch für diesen schmucken Halbfranzband verlangt, gern entrichtet und das Buch wird ungeöffnet, blindlings wie ein Holzstück oder Papierpaket eingesackt und davongetragen, wobei im Herzen des Käufers die stille Hoffnung keimt, es könnte etwas Überraschendes, etwas Hervorragendes, etwas ganz Besonderes und Einmaliges sein, was er da als noch unbekannten Buchbesitz nachhause trägt.

Es war, von außen besehen, ein wirklich schönes Bändchen, das ich da mitgenommen hatte: das matt glänzende hellbraune Leder war nur an wenigen Stellen stumpf aufgeraut; dort wo es an das (ebenfalls hellbraun) gekörnte Bezugspapier stieß, war es mit feinen Filetenstrichen gekerbt; die ausgefitzten Bünde fühlte ich als schwache Erhöhung durch das Leder; der Schnitt, vorn wohlgerundet, allseits rot eingefärbt, der Rücken durch drei breitere Streifen eines goldgeprägten geometrischen Kreuzblütenmusters gegliedert, oberhalb mit einem rotbraunen Titelschildchen und weiter unten mit einem blauen Zierschild versehen; das zweifarbige Kapital oben und unten fast unter der Rundung des „Häubchens“ verborgen – – – fast wäre mir in meiner Besitzerbegeisterung entgangen, dass unten zwischen den Seiten ein seidenes Lesebändchen herauszipfelte. Nun aber erst die Qualitäten des Vorsatzpapiers! Über einem zarten Grau mit millimeterfeiner waagerechter Riffelung war nach Art von Renaissancetapeten ein sich in der Senkrechte wiederholendes florales Muster mit Groteskfiguren in Steindruckgrün gebreitet. Darauf im Vorderdeckel ein Exlibris (Schwarz auf Chamois) von „Dr. F. Arnold Mayer, Wien“ (Älterer Mann mit weitem Mantel und Barett, in einem Lehnstuhl sitzend und in einem Folianten lesend am offenen Butzenscheibenfenster mit Blick auf eine weite, flache Landschaft). Rechts oben in einem kleinen Wappenfeld die verschränkten Künstlerinitialen JF oder FJ, zusätzlich war auf dem unteren Rand auch der Drucker „Consee, München“ angegeben. Was hatte ich da für einen Schatz in der Hand?!

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(

Ulrich Goerdten)

Fr, 21.06.2013

Peter Wapnewskis Arbeitsexemplar des Nibelungenliedes

Die Pirckheimer haben es beim Nachlass von Günter Borchmann erlebt, wie binnen vierzehn Tagen eine Wohnung leergeräumt, große Büchermengen sortiert und abtransprtiert werden und ein Teil der gedruckten Schätze pauschal an einen Bücherverwerter gegeben werden mussten. Ähnliches ist wohl auch mit dem Nachlass Peter Wapnewskis passiert, der zu großen Teilen in der Berliner Akademie der Künste gelandet, zu einem kleinen Teil aber auf dem Flohmarkt vor dem Rathaus Schöneberg verhökert worden ist. Dazu gibt es einen Kurzbericht in der Wochenzeitung „Freitag“, der unter hier nachgelesen werden kann.
Dort ist mir das Arbeitsexemplar des Nibelungenliedes aus Peter Wapnewskis Bibliothek in die Hände gefallen, und ich konnte es für einen Euro erwerben. (Wer dort sieben Bücher zugleich kaufte, musste nur für fünf bezahlen.) Peter Wapnewski war berühmt für seine Rezitationen aus dem Nibelungenlied und aus anderen mittelhochdeutschen Literaturtexten, wozu er genau dieses Buch, das wenig auffällig, in gelbem Leineneinband, mit durchsichtiger Folie kaschiert, feilgeboten wurde. Es enthält nicht nur auf dem Titelblatt den Namenszug Wapnewskis, sondern auch viele Anstreichungen, Randbemerkungen, Korrekturen und eingelegte Zettel. Für Nibelungenlied-Spezialisten ist dieses Buch ein Schatz, und da ich kein solcher bin, habe ich mich gefragt, was ich mit dem einzigartigen Stück anfangen soll. Schließlich habe ich es an Frau Susanne Thier, die Leiterin der Bibliothek der Akademie der Künste, weitergereicht, die es sofort nach allen bibliothekarischen Regeln hat aufnehmen und erschließen lassen. Es ist allgemein benutzbar und im Opac zu finden. Wenn man dort unter der Registerkarte „mehr zum Titel“ die Kategorie „Anmerkungen“ anklickt, bekommt man auch alle Beilagen und sonstigen Besonderheiten aufgelistet.
Zwei kleine Besonderheiten aus diesen Beilagen möchte ich erwähnen: den Zeitungsausriss eines Gedichtes von Karin Kiwus, das ein Thema des Nibelungenliedes aufgreift und aktualisiert, und einen Zettel mit einer Notiz Wapnewskis, die in Gedichtform (an Getrude Steins „eine Roe ist eine Rose ist eine Rose“ erinnernd) vom „Ausweg“ handelt. Es schließt mit den Worten „ist aber ein Ausweg auch ein Weg?“
(Ulrich Goerdten)

Mi, 03.04.2013

unerwartete Erbschaft

In Heft 208 der MARGINALIEN konnte über eine unerwartete Erbschaft informiert werden. Die Aufarbeitung dieses Erbes hat im Auftrag des Vorstandes freundlicherweise Herr Ulrich Goerdten übernommen.
Der Nachlass wird unseren Mitgliedern zum Vorzugspreis angeboten - die ersten Listen können ab sofort auf unserer Homepage im geschützten Bereich eingesehen werden. Weitere Listen werden bis zum Jahresende folgen.
Einige ausgewählte Titel werden auf unserer traditionellen Auktion zu unserem Jahrestreffen in Gera versteigert. Aus diesem Grund ist es in diesem Jahr nicht erforderlich, dass Teilnehmer eigene Bücher zur Versteigerung einreichen und können sich auf Graphikspenden für die Auktion beschränken.
Bitte informieren Sie Mitglieder unserer Gesellschaft über die Möglichkeit, die Listen im Internet einsehen zu können. Die nächsten MARGINALIEN werden einen entsprechenden Hinweis enthalten. Selbstverständlich werden wir allen Mitgliedern, die sich nicht im Internet informieren können, die Listen auf Anforderung zum Selbstkostenpreis von 1,50 € pro Sendung zusenden. Eine generelle Versendung durch Beilage zu den MARGINALIEN ist nicht vorgesehen.

Di, 26.02.2013

Gottlieb Pfannekuchen

Zwei Exemplare von Gottlieb Pfannekuchens Schrift „Die neuen Schildbürger“ (Berlin, Hoffmann & Comp., 1895. VII, 133 S. mit Illustrationen von Ludwig Stutz) werden derzeit im ZVAB angeboten. Gottlieb Pfannekuchen allerdings ist ein etwas ungewöhnlicher Name, und der Verdacht, der Autor habe sich hinter einem Pseudonym verbergen wollen, liegt sehr nahe. Die zur Verfügung stehenden Anonymen- und Pseudonymenlexika helfen hier aber nicht weiter. Aufklärendes hat nun der Zufall bei systematischer Suche nach ganz anderem Material zutage gebracht.
Die National-Zeitung, ein von 1848 bis 1910 erscheinendes liberales Blatt, bringt in der Abendausgabe vom 8. Oktober 1898 eine Nachricht zum Ableben des Gymnasialdirektors a. D. Carl Schmelzer (1834-1898), der auch für die national-liberale Partei in zwei Legislaturperioden Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses war. Zu dieser Meldung gibt es in der Morgenausgabe vom 11. Oktober im zweiten Beiblatt der National-Zeitung eine Ergänzung aus der Feder von Johannes Trojan, der damals Chefredakteur des „Kladderadatsch“ war.
Trojan schreibt u. a.: Er war journalistisch und auch auf dem Gebiete der schönen Literatur [...] thätig. Von ihm rührt ein humoristisches kleines Werk „Die neuen Schildbürger“ (Verlag von Hofmann u. Co. in Berlin) her. Er ist, was nur seinen Vertrauten bekannt war, eine Reihe von Jahren stiller Mitarbeiter des „Kladderadatsch“ gewesen. [...] Von ihm sind im „Kladderadatsch“ die „Novae epistolae virorum obscurorum“, die Vielen Vergnügen bereitet haben.
Die „Novae epistolae“ sind in Latein geschriebene antiklerikale Polemiken, als deren Autor der preußische Schulmann und Abgeordnete sich wohl nur ungern erkannt sehen mochte. Auch bei der Gesellschaftssatire der “neuen Schildbürger“ muss er gefürchtet haben, dass das Bekanntwerden seiner Autorschaft ihm Unannehmlichkeiten hätte bereiten können. Nun aber ist er dank Trojans lange Zeit unbeachtetet gebliebener Mitteilungen enttarnt und kann in die Lexika aufgenommen werden.
(Ulrich Goerdten)

Fr, 15.02.2013

Schreiben als Handwerk


Am heutigen Abend hörte die Pirckheimer-Regionalgruppe Berlin/Brandenburg und Gäste von der Arno-Schmidt-Stiftung im Kleinen Säulensaal der Zentral- und Landesbibliothek Berlin einen Vortrag von Jutta Osterhof zum Thema "Schreiben als Handwerk am Beispiel von Arno Schmidt". Die Referentin, die auf dem Umweg der Bekanntschaft mit Eberhard Schlotter das Werk Schmidts schätzen gelernt hatte, berichtete anschaulich und unter Berufung auf Schilderungen eigener Freundschaften und illustriert mit einer Dia-Folge über desssen Schaffensprozess und seine geradezu handwerkliche Arbeitsweise und die Rolle von Alice Schmidt als seine Frau und "Handwerksgehilfin". Nicht zuletzt in der anschließenden Diskussion, immer wieder durch interessante Einwürfe von Ulrich Goerdten ergänzt, brachte uns Frau Osterhof diesen, nicht jedem zugänglichen Literaten näher und gab Anregung, sich mit Arno Schmidt, diesem teilweise zur Ikone moderner Literatur erhobenen, andererseits aber auch nicht von jedem unbedingt geschätzten Schriftsteller, zu beschäftigen. Der 100ster Geburtstag von Arno Schmidt im Jahre 2014 wird auf jeden Fall Anlass zu intensiverer Auseinandersetzung mit sein.

Sa, 08.12.2012

Nachruf auf eine Linksammlung

Wirtschaftlich und effizient muss auch die Servernutzung an der Freien Universität sein, daher soll der UB-Server und mithin auch der Account der „Germanistischen Linksammlung der Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin“ zur Zentraleinrichtung Datenverarbeitung (ZEDAT) verlegt werden. Dort müsste ein neuer Account mit neuer Adresse angelegt werden, wodurch alle Verlinkungen, die vom WWW aus auf diese Sammlung verweisen, funktionsunfähig würden. Mehr noch: das vertraute Erscheinungsbild der Datensammlung würde verloren gehen, das Seitenlayout müsste überall erneuert werden.
Diese Aussichten haben einer von Zeit zu Zeit aufgetauchten Überlegung zu neuem Schwung verholfen, die darauf hinausläuft, das ganze Projekt zu beenden. Die Linksammlung ist inzwischen so umfangreich geworden, dass ein einzelner Bearbeiter mit ihrer Pflege überfordert ist. Sie ist ein zu den Maßen eines Dinosauriers ausgewachsenes Relikt aus der Frühzeit der Interneteuphorie, das nicht mehr recht in die Gegenwart passt. Andererseits hat die Sammlung über viele Jahre hin die Aufmerksamkeit von Studenten der Literaturwissenschaft, von Lehrern und anderen Interessierten auf die UBFU gelenkt, wie aus den Aufrufstatistiken hervorgeht. Von 1999 bis etwa 2006 stand die germanistische Linksammlung immer an erster Stelle der Benutzungsstatistik. Inzwischen sind längst andere Angebote an diese Stelle vorgerückt, ...
weiterlesen in Bibliotheksdienst 46. Jg. (2012), H. 11

(Ulrich Goerdten)

Di, 18.09.2012

Julius Stindes Nachahmer und Plagiatoren

 
Vor dem Berliner Bibliophilen Abend berichtete heute in der Villa Oppenheim unser Mitglied Ulrich Goerdten über "Unbekannte Episoden der literarischen Piraterie". So hörten wir über die Familie Buchholz, die kurz nach dem erfolgreichen Erscheinen der "Buchholzens in Italien" (Verlag Freund & Jeckel) auch unautorisiert als "Buchholtzens in Paris" (geschrieben mit "tz", Arthur Mennell im Verlag Unflad) auftauchten und weshalb sich Julius Stinde gegen weitere Nachahmer wehren musste, die die Familie Buchholz u.a. in Breslau, im Riesengebirge oder in Amerika auftauchen ließen oder sie dorthin schicken wollten und den Stoff als Boulevardstück ins Theater brachten. Bei einer letzten Ankündigung der "Wilhelmine Buchholz in Königsberg" handelt es sich dann vermutlich um einen Jux von Stinde selbst, der den Literaturwissenschaftlern lange zu schaffen machte.
Der Vortrag wurde durch zahlreiche Titel und Zimelien aus der Bibliothek Goerdten illustriert und Interessenten konnten neben weiteren Editionen eine vom Referenten herausgegebene Neuausgabe eines frühen Romans von Stinde erwerben: "In eiserner Faust. Ein Polizeiroman aus der neuesten Zeit".

Mi, 05.09.2012

zwei Aufsätze von Ulrich Goerdten

Personale und buchhistorische Zusammenhänge beschreibt Ulrich Goerdten anlässlich einer Neuerwerbung für seine Bibliothek in dem Beitrag "Ein Findelkind von nobler Herkunft", der in Heft 2/2012 der "Auskunft" (Zeitschrift für Bibliothek, Archiv und Information in Norddeutschland) unter den "Fundstücken" (S. 81-88) abgedruckt ist.
 
Gotthilf Weisstein und kein Ende
Der Bearbeiter der "Bibliographie Gotthilf Weisstein" (Bielefeld: Aisthesis 2012) teilt mit, dass in Heft 3/2012 der "Zeitschrift für Germanistik" auf den Seiten 622-627 ein Aufsatz zum Thema "Feuilletonkundliche Erträge personalbibliographischen Sammelns." erschienen ist, in dem weitere Informationen zu Weisstein und seinem verschollenen Werk zu finden sind.
Ferner teilt er mit, dass sich vor kurzem eine internationale Erbengemeinschaft zusammengefunden hat, die sich darum bemüht, Bücher aus Weissteins Bibliothek, die als Raubgut zu identifizieren sind, zum Gedenken an den gelehrten Sammler in einer neuen "Bibliothek Weisstein" beim Leo Baeck Institute (New York) wieder zusammenzuführen.

So, 01.07.2012

Bibliographie Gotthilf Weisstein

Von unserem Mitglied Ulrich Goerdten erschien diese Publikation in der Reihe Bibliographie zur deutschen Literaturgeschichte als Band 19

Gotthilf Weisstein (1852-1907), Mitbegründer des Berliner Bibliophilen Abend, war lange Zeit hindurch nur noch den bibliophilen Sammlern und Antiquaren bekannt. Seine umfangreiche Bibliothek war nach seinem frühen Tode zeitweise als Depositum in der Berliner Staatsbibliothek untergebracht. Der 1913 erschienene Katalog der Weisstein-Bibliothek verzeichnet etwa 11.000 Bände in 9.178 kommentierten Titelbeschreibungen. 1933 wurden die Bücher verkauft. Sein übriger umfangreicher Nachlass an Handschriften, Briefen, Portraits und anderen Dingen ist verschollen. Im Gedächtnis der Nachwelt blieb Weisstein nur als korpulentes Berliner Original, dessen Spürsinn als Sammler, dessen geistreiche Witzigkeit und dessen Sprachfehler Fedor von Zobeltitz im Vorwort zu jenem berühmten Bücherverzeichnis geschildert hat. Vom Unfang und den Qualitäten seines wissenschaftlichen und schriftstellerischen Werkes konnte sich niemand bisher eine rechte Vorstellung machen, da es vorwiegend aus Beiträgen zu Zeitungen und Zeitschriften besteht, von denen nur wenige in den Bibliographien verzeichnet sind. Durch die Bibliographie Gotthilf Weisstein soll das Werk dieses jüdischen Schriftstellers für die Forschung und für alle Interessierten wieder zugänglich gemacht werden.

Aisthesis-Verlag 2012
ISBN 978-3-89528-940-8
185 Seiten, kart. EUR 28,-

... Vorwort lesen

Do, 24.05.2012

Bargfelder Frühling

Radierung von Jens Rusch zu
Arno Schmidts Erzählung Kühe in Halbtrauer
Kunst, Literatur und Musik bietet eine Veranstaltung, welche von unserem Mitglied Hermann Wiedenroth und der Arno Schmidt Stiftung organisiert und unterstützt von weiteren Institutionen in Bargfeld, dem Wohnort von Arno Schmidt seit 1958, stattfindet. Eines der zentralen Themen ist folgerichtig Arno Schmidt, zu welchem unser Mitglied Ulrich Goerdten auf einem ca. einstündigen Rundgang Punkte, Areale und Orte in Bargfeld und Umgebung zeigt und erläutert und dazu Stellen aus seinem Werk liest.

15. bis 17. Juni 2012
weitere Informationen hier


Anmeldungen, Reservierung und Hilfe bei der Quartierbeschaffung:
Hermann Wiedenroth
DAS BÜCHERHAUS
Im Beckfeld 48
29351 Bargfeld/Celle
Telephon: (05148) 1248

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