"Die ganze Kultur dieses Landes ist von Corona besetzt. Die ganze Kultur? Nein! Ein von unbeugsamen Kunstfreunden bevölkerter Ort im Land Brandenburg hört nicht auf, den Eindringlingen Widerstand zu leisten ..."
Heute fand als vermutlich letzte kulturelle Veranstaltung für eine ungewisse Zeit der Frühjahrsempfang zum 30jährigen Bestehen der Kinder- und Jugend-Kunst-Galerie „Sonnensegel“ und die Vernissage einer Ausstellung mit Ätzradierungen und Metalskulpturen von Rainer Henze im Beisein des Hallenser Künstlers statt. Damit vollendete sich, was mit der Erwerbungen einer Radierung des Künstlers im Jahre 1988, damals hieß dieses Projekt für Kinder und Jugendliche noch „Arche", seinen Anfang nahm.
In seinen einführenden Worten des Leiters der Galerie Matthias Frohl hieß es:
„... Künstlerinnen und Künstler, die eine klar erkennbare Motivwelt aus ihrem eigenen Erleben schöpfen, den dargestellten Inhalt als Kommentar zu konkreten Wirklichkeitserfahrungen verstehen, gelten als Realisten.
Dieser Art künstlerischen Erzählens fühlt sich der Grafiker und Metallbildhauer Rainer Henze verpflichtet. In seinen filigranen Ätzradierungen und Metallschnitten dominiert eine expressiv-realistische Bildsprache mit surrealen Einflüssen. Wenige charakteristische Bildfiguren entwickeln ein vielvieutiges Beziehungsgeflecht, das (oft unterstützt durch den Bildtitel) menschliche Verhaltensweisen in Frage stellt oder über das Wechselverhältnis zwischen Individuum, Gesellschaft und Natur Auskunft gibt.
Die zumeist kleinformatigen Grafiken entwickeln in ihrer Mischung aus surrealen Momenten und Realitätsnähe nicht selten eine monumentale Wirkung. Gewohnte Perspektiven werden aufgelöst, metrische Reihungselemente entfalten in Kombination mit einer archaisch anmutenden Vereinfachung der Darstellung eine Klarheit bzw. Eindringlichkeit, welche u.a. an babylonische Rollsiegel oder an mittelalterliche Bildteppiche denken lässt. Rainer Henze zeigt den Menschen als einsamen Ruderer gegen den sich stets erneuernden Strom von Konflikten und Widersprüchen, als modernen Sisyphus, der sich nicht nur im Laufrad des sogenannten Fortschritts behaupten, sondern sich auch mit einem mitunter selbstzerstörerischen Handeln Seinesgleichen auseinander setzen muss. Erfindungsreich nutzt er das Bildgedächtnis vergangener Generationen und transformiert Motive, die schon bei Hieronymus Bosch, Pieter Brueghel und anderen auftauchen in den eigenen bildnerischen Duktus. ...“
Die Gäste des Frühjahrsempfangs und der Vernissage bekamen Gelegenheit, die traditionelle Glückwunschkarte der Galerie zum chinesischen Neujahr, diesmal zum Jahr der Ratte, am Boston- Tiegel zu drucken und konnten darüber hinaus im, der Galerie angeschlossenen „Gutenberg DruckLaden“ von Sven Märkisch, ein Plakat zur Ausstellung drucken und von Rainer Henze signieren lassen.
Ausstellung: 14. März - 5. Juni 2020
Galerie "Sonnensegel"
Gotthardtkirchplatz 4/5, 14770 Brandenburg