„Puppenspiel mit Moralitäten“ noch bis 03.02. im Literaturhaus Magdeburg zu sehen
Eine Woche länger als ursprünglich geplant sind die Werke des Leipziger Altmeisters Heinz Zander im Magdeburger Literaturhaus zu sehen. Unter dem Thema Puppenspiel mit Moralitäten. Bilder zur Literatur zeigen die Magdeburger Pirckheimer rund 150 Werke Zanders, darunter großformatige Ölbilder ebenso wie kleinformatige Zeichnungen oder Druckgrafik. Eine bibliophile Schau mit einer beeindruckenden Vielfalt an Technik und Format aus einer Hand, aus dem speziellen Blickwinkel Bilder zur Literatur, aus sechs Jahrzehnten künstlerischen Schaffens. Eine Ausstellung der Magdeburger Pirckheimer in Zusammenarbeit mit der Galerie Thoms.
Zur Eröffnung der Ausstellung im November 2022 waren rund 60 Gäste gekommen. Zum Teil hatten sie dafür eine weite Anreise auf sich genommen wie einige Kunst- und Kulturfreunde aus Mannheim, Bad Frankenhausen, Chemnitz, Berlin oder Mühlhausen. Vor allem die Fülle an Zeichnungen hat viele Gäste begeistert. Da diese aus einer Privatsammlung stammen, bekommt man sie selbst in einem Museum oder einer Galerie nicht einfach mal so zu Gesicht. Dazu gehören unter anderem Zanders Zeichnungen zu Tristan und Isolde, König Lear oder Doktor Faustus.
Heinz Zander hat nicht nur „Bilder zur Literatur“ geschaffen, sondern ist selbst als Autor mehrerer literarischer Werke bekannt. Sein Vorteil: Er kann die eigenen Texte selbst illustrieren. So geschehen auch beim Roman Puppenspiel mit Moralitäten, der der Ausstellung den Titel gab. Natürlich ist der Roman im Literaturhaus zu sehen. Doch es wäre keine Ausstellung eines bibliophilen Vereins, wenn nicht noch mehr gezeigt würde. So sind alle Vorzeichnungen ausgestellt, dazu die Studien zum Umschlag sowie den Bildern, die die Innenseiten des Buchdeckels illustrieren.
Die Bandbreite der künstlerischen Auseinandersetzung Zanders mit Literatur spiegelt sich ebenso in den Pressedrucken wider. In Magdeburg zu sehen ist u. a. König Phineus und die Austreibung der Harpyien, erschienen als 11. Druck der Dürer-Presse: ein Originalhalblederband im Original-Halbleinenschuber mit einer nummerierten und signierten Originalradierung Harpyie mit Gelege und Orgelspieler (Blattgröße: 26,5 x 35 cm. Bildgröße: 24,5 x 17,5 cm).
Gehört der Dürer-Druck zu den großformatigen Druckwerken Zanders, sind seine Illustrationen des Erotikons Colberts Märchen nach der Mode, ein Beispiel dafür, dass er auch das kleine Format meisterhaft beherrscht. Davon können sich die Besucher der Ausstellung überzeugen. Gezeigt werden sowohl alle 60 Vorzeichnungen als auch der fertige Druck, erschienen 1988 bei Hinstorff (Buch- und Rückentitel in Goldprägung. Schuberformat: 10,5 x 7,5 Zentimeter, Ledereinband im Pappschuber) sowie eine Auswahl Blätter aus der zuvor erschienenen Grafikedition in Kassette.
Mit fünf Ölgemälden öffnet die Ausstellung den Blick weiter auf die Vielfalt Zanders in Technik und Format ... und das mit dem speziellen Blick auf Literatur. Blickfang ist das Bild Der Engel John Silver betritt den Strand zum Roman Die Schatzinsel von Robert Louis Stevenson. Mit dem Gemälde Theseus und Ariadne werden die Ausstellungsbesucher in die griechische Mythologie weitergeleitet und können darin zudem den Meister im Selbstporträt entdecken. An der Wand gegenüber gilt es, Homers Sireneninsel zu betreten oder Adelbert von Chamissos Peter Schlemihl bei seinem Flug zu begleiten.
Die Ausstellung bietet neben solchen „ins Auge fallenden“ Stücken wahre Kleinode, die nur auf ihre Entdeckung warten. So zum Beispiel die Diplomarbeit von Heinz Zander: Der Untergang des Hauses Usher von Edgar Allen Poe oder Adam Behringers Engel, eine Radierung mit eigenem Text, editiert vom Leipziger Bibliophilen-Abend. Dazu gehört auch die Möglichkeit für die Besucher, einen Bezug zur Radiertechnik des Künstlers zu bekommen. So sind nicht nur Blätter der Mappe Der Zauberberg. 15 Radierungen zu Thomas Mann zu sehen, sondern für das Blatt 2 Castorp im Gebirge (Blattgröße: 21,9 x 17,6 cm) auch die dazugehörige Druckplatte.
Heinz Zander: Puppenspiel mit Moralitäten – Bilder zur Literatur
Literaturhaus Magdeburg, Thiemstraße 7, 39104 Magdeburg
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 10–12 Uhr und 14–16 Uhr
sowie nach Vereinbarung bzw. zu den Abendveranstaltungen
(Sigrid und Ralf Wege)