Pirckheimer-Blog

Peter Petrej

Do, 04.09.2014

Der Antiquar und die Liebe zum alten Buch

Bücherantiquariate existieren seit 200 Jahren. Auch wenn die Branche heute durch das Internet bedroht ist, gibt es immer noch passionierte Händler seltener und vergriffener Bücher. Claudia Mäder hat einen von ihnen, den Zürcher Antiquar Peter Petrej, in seinem Reich besucht und berichtet darüber in der NZZ:
 
«Ich bin Antiquar, weil das Geschäft so anarchisch ist»

... Als «Schrebergarten der Erinnerung» bezeichnet Peter Petrej denn auch sein Antiquariat, in dem er seit 21 Jahren Gedrucktes und Handschriftliches verschiedenster Themen und Epochen bis an die Stuckdecke wachsen lässt und mit An- und Verkäufen für den Fortbestand der raren Spezies der (alten) Bücher sorgt.
Aus der Zeit gefallen
Diesen Dienst vergilt ihm der Volksmund schlecht, ist der «Antiquar» doch kaum positiver konnotiert als sein Geschäft. «So manche Antiquare sehen aus, dass, wären sie selbst Bücher, sie sich nicht verkaufen liessen», befand 1926 der deutsche Antiquar Wilhelm Junk und rügte das zerknitterte und kauzige Auftreten vieler seiner Berufskollegen. Es sei wohl unvermeidlich, dass man in quasi exklusiver Gesellschaft von Büchern etwas schrullig werde, pflichtet Petrej seinem berühmten Vorgänger bei – ohne aber seine eigene Zugehörigkeit zum Stand der Sonderlinge erahnen zu lassen. In Hemd und Gilet gewandet, serviert er dem seltenen Gast den Kaffee auf dem Silbertablett und scheint weniger der Welt der Käuze als jener der Walserschen Kontore entsprungen; aus der Zeit gefallen, möchte man sagen, ist der Besitzer wie sein Laden. Bei dieser engen Verbundenheit ist klar, dass Petrej seine Arbeit nicht als Beruf sieht, sondern diese eine «Lebensform» nennt. Langsamkeit und Beständigkeit haben darin ihren Platz, aber ebenso prägen Engagement und Leidenschaft die antiquarische Daseinsweise. ...
... Petrej (versäumt) es nicht, auf die problematischen Aspekte der Digitalisierung hinzuweisen. «Das Internet suggeriert die totale Verfügbarkeit eines jeden Buches – ausser vielleicht der Gutenberg-Bibel. Mit ein paar zielgerichteten Bewegungen meint man alles zu bekommen, verliert aber tatsächlich das, was das Antiquariat am schönsten macht: die Zufallsfunde des Stöberns.» Neben diesen kulturellen beschert die Internet-Transparenz den Händlern freilich auch reale Verluste. Bücher, die früher als «selten» galten, tauchen plötzlich an allen Ecken und Enden der Welt auf und verlieren somit an Wert. In vielen Sparten habe das Netz die Preise richtiggehend vernichtet, sagt Petrej, der sich heute gezwungen sieht, allzu geläufige Bestände, darunter viel Belletristisches, direkt zu liquidieren.
Vom Krämer zum Schwärmer
In seinem weiterhin breit ausgerichteten Antiquariat setzt er nunmehr stärker auf «spezielle und alte», mithin also auch teurere Bücher. Dabei sind «speziell» und «alt» nicht zwingend identisch. Als interessante Publikation taxiert der Antiquar beispielsweise die Broschüre eines Eisenwarengeschäfts aus den 1950er Jahren, derweil ihm als «alt» die Bibel aus dem Jahr 1585 gilt, die er für die Besucherin aus der Vitrine holt und dereinst für 3800 Franken an den Mann – «alle paar Jahre kommt ein evangelikaler Amerikaner und kauft die ganzen Bibelbestände auf» – zu bringen hofft.
Nun, auf dem Rundgang durch die verwinkelte Gestelllandschaft seines Ladens, wird der Krämer wieder zum Schwärmer, führt begeistert von Judaica bis Helvetica, streicht behutsam über einen illustrierten Tucholsky und präsentiert vorsichtig fragile «Stunden im Garten», zugebracht und eigenhändig signiert von Hermann Hesse. Widmungen von Autoren seien, wie Gebrauchsspuren von namhaften Vorbesitzern, sehr beliebt und je nach Berühmtheitsgrad auch wertsteigernd: ...
Petrej denkt nun wieder ans Geschäft, in dem er auch NS-Postkarten verkauft; laut Katalog in «tadellosem» Zustand. Der Antiquar sei schliesslich kein Zensor, entgegnet er dem fragenden Blick mit äusserster Entschiedenheit. «Ein Rohrstock frischt die Ehe auf» schlägt er mir dann schelmisch lachend vor, als ich sein Sortiment nach einem Hochzeitsgeschenk durchstöbere – und unterstützt die Suche daraufhin mit so viel Lust und Leidenschaft, dass man ihm aufs Wort glaubt, wenn er sagt: «Ich bleibe Antiquar, bis man mich horizontal aus dem Laden trägt: Lieber im Antiquariat sterben als im Altersheim!» – Staub zu Staub.
(aus Beilage zur "NZZ am Sonntag" vom 31.8.2014)

... der ganze Artikel in "Bücher am Sonntag" der NZZ, S. 12-14

Di, 30.04.2013

AdA Heft 2/2013 erschienen

Heute im Briefkasten: Heft 2/2013 der Zeitschrift "Aus dem Antiquariat". Hans Altenhein schreibt über den Ulrich Riemerschmidt Verlag, Sarah Diag über den Niedergang des Antiquariatsbuchhandels in Leipzig 1945 bis 1989 und Nadia Turszynski berichtet über den Händler und späteren Terroristen Mark Hofmann, dessen Fälschungen zur Geschichte der Mormonen und dessen "Americana" teilweise noch immer als echt verkauft werden.
Außerdem findet sich in der Zeitschrift u.a. eine Analyse von Peter Petrej zur Antiquariatsmesse in Zürch, die generelle Tendenzen von Antiquartiatsmessen anspricht und von Andrea Brandis ein Bericht über die 19. Leipziger Antiquariatsmesse.
 
... weitere Informationen hier

2 Kommentare:
Björn Biester hat gesagt...
Danke für den Hinweis! Ein Angebot: den ersten zehn "Einsendern", die sich im E-Mail-Betreff auf die "Pirckheimer" beziehen, schicke ich das Heft 2/2013 als kostenloses Probeexemplar zu. Kontakt: b.biester@mvb-online.de
01.Mai 2013
Abel Doering hat gesagt…
Als langjähriger Leser dieser Zeitschrift möchte ich jeden Bücherfreund ermuntern, ein Probeheft anzufordern. AdA informiert hervorragend über die Verlags-, Buchhandels- und Antiquariatsgeschichte, sowie über aktuelles Geschehen auf diesem Gebiet und ist damit für jeden Bibliophilen eine gute Ergänzung zu den von uns herausgegebenen MARGINALIEN zu Buchkunst und Bibliophilie.
01.Mai 2013

Sa, 06.04.2013

20 Jahre sind noch nicht genug

Das Schweizer antiquariat peter petrej feiert sein zwanzigjähriges Bestehen. Aus diesem Anlass gibt es im April auf das gesamte Sortiment 20% Rabatt. Und den ganzen Monat gern ein Glas Wein oder eine Tasse Kaffee.

Mit dem Virus der Bibliophilie wurde unser Mitglied Peter Petrej 1984 während seiner Lehre als Antiquarsgehilfe im damals grössten Antiquariat der Stadt Zürich “Das gute Buch” infiziert. Dieser Infekt führte ihn Mitte 1992, nach langen inneren Kämpfen und einem Pilgermarsch nach Santiago de Compostela, zum Erwerb einer abgewirtschafteten Buchhandlung im Kreis 6 in Zürich. Aus der Buchhandlung wurde nach Renovation ein Antiquariat, das jetzt seinen 20. Geburtstag feiern darf.
Zu Beginn arbeitete er aus Gründen der finanziellen Sicherheit noch 50% als Maschinenbaukonstrukteur, seinem erlernten Beruf. Von Anfang an war er darum auf loyale MitarbeiterInnen angewiesen. Als Chef kann er heute sagen, dass ihn mit den meisten der langjährigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach wie vor ein freundschaftliches Verhältnis verbindet. Einer davon betreibt heute erfolgreich das einzige Sportantiquariat in der Schweiz.
Da die Liegenschaft, in dem sich das Antiquariat heute noch befindet, jetzt meistbietend verkauft werden soll, findet die Aera des Ladengeschäfts möglicherweise ein unerwartetes Ende. Daher an dieser Stelle nicht nur eine Einladung, das Antiquariat zu besuchen, sondern auch ein Aufruf und eine Bitte an kultursinnige Zürcher Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer, diesem Geschäft eine neue Bleibe zu gewähren.

Di, 18.09.2012

Katalog der 24. Internationalen Antiquariatsmesse

Der Katalog der 24. Internationalen Antiquariatsmesse der ILAB, welche vom 27. bis 30. September im Zücher Kongresshaus stattfindet, ist hier online durch Klick auf die Abbildung des Umschlags einzusehen. An dieser Messe nehmen auch unsere Mitglieder Christian Bartsch (Rotes Antiquariat und Galerie, Berlin) und Peter Petrej (Zürich) teil.

Sa, 19.05.2012

Mi, 15.06.2011

Valentin Lustig - Sieben Bilder

Verkaufsausstellung

Valentin Lustig (*1955) aus Klausenburg in Siebenbürgen (Rumänien) stammender Künstler. Emigrierte 1974 mit seinen Eltern nach Israel. Von 1977 bis 1982 studierte Lustig Malerei an der Accademia Di Belle Arti in Florenz. Seit 1983 lebt und arbeitet Lustig in der Schweiz.
Seine Kunst reicht von naiv bis surrealistisch-phantastisch, und enthält zahlreiche Anspielungen auf mythische und biblische Themen. Als Kind von Holocaustüberlebenden thematisiert Lustig auch das Schicksal des jüdischen Volkes. Doch dies kommt nicht explizit zum Ausdruck, da er sich einer individuellen und symbolischen bis ins Groteske reichenden Bildersprache bedient, die verschiedene Deutungen zulässt.
Wer Topor mag - mag Lustig!

Ausstellungen:
1994: Binz 39, Zürich; Galerie Pennarz (Alte Schule), Gundamsried; Pfaffenhofen(Deutschland)
1996: Galerie Stubnitz Kontor, Zürich
1997: Allmedia Productions, Zürich
1998: Hewlett Gallery, College of Fine Arts, Carnegie Mellon University, Pittsburgh (USA)
2003: The Frick Art & Historical Center, Pittsburgh, Pennsylvania
2004: Institut Hongrois de Paris, Paris
2004: Dorottya Gallery (Ernst Museum), Budapest
2005: Lebewohlfabrik, Zürich
2006/2007: Yeshiva University Museum, New York City
2007: Cooperativo, Zürich
2008: Galerie Hauptmann und Kampa, Zürich


Vernissage 20. Juni, ab 17.00, die Ausstellung wird bis Emde des Jahres zu sehen sein.

2008 erschien in Zusammenarbeit von Urs Widmer und Valentin Lustig ein Buch im Verlag Diogenes, das sein Werk sehr poetisch beschreibt.
Urs Widmer: «Valentin Lustigs Pilgerreise - Bericht eines Spaziergangs durch 33 seiner Gemälde»

Urs Widmer fasst in Geschichten und Texte, was die Bilder von Valentin Lustig bei ihm ausgelöst haben. Entstanden ist dabei etwas ganz Neues: ein inspirierter und inspirierender Dialog zwischen zwei kongenialen Künstlern. Ein Schriftsteller und ein Maler haben sich als Seelenverwandte entdeckt, ein künstlerischer Dialog hat sich entsponnen, und entstanden ist dieses raffiniert komponierte Gesamtkunstwerk.
(Peter Petrej)

Sonneggstrasse 29
CH-8006 Zürich
tel. 0041-44-251 36 08
fax. 0041-44-251 43 71
*
peter petrej

Di, 26.10.2010

Peter Beckmann - Der Tod und die Mädchen

Ausstellung
bei unserem Mitglied, dem Schweizer Antiquar Peter Petrej


Auf 25 schwarz/weiss Grafiken wird das wortlose Rendevouz zwischen dem Tod (Skelett) und einer jungen Frau gezeigt. Dazu erscheint eine auf 15 Stück limitierte Kassette; Buch-Nr. 55380.

Am Dienstag 2. November 2010, ab 17.00 gibt es einen Apero zu dem Sie herzlich willkommen sind. Der Künstler ist einmal mehr abwesend.

2. – 30. November 2010
Öffnungszeiten:
Mi bis Do: 11.00 - 18.30
Sa: 11.00 - 16.00


è antiquariat peter petrej
Sonneggstrasse 29
CH-8006 Zürich
tel. 0041-44-251 36 08
fax. 0041-44-251 43 71
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peter petrej

Di, 07.10.2008

Bruno Fischer - Totentanz

Bronzen, Porzellan, Arbeitsskizzen

Tod - und die anderen bleiben zurück. Fragen, Gefühle, Emotionen - die Auseinandersetzung fordern. Der Luzerner Bruno Fischer (* 1961) ist Keramiker und Bildhauer, mit einer Leidenschaft zum Figürlichen. Sein Mentor, der Bildhauer Rolf Brem, ermutigte ihn, seine realistische Formsprache weiter zu entwickeln. Das Ergebnis kann im Totenmonat November im Antiquariat unseres Mitglieds Peter Petrej besichtigt werden.

1. bis 30. Nov. 2008
Vernissage: Freitag, 31.10., ab 19.00
Finissage: 30.11., 16.00
Öffnungszeiten: Mi bis Do: 11.00 - 18.30; Sa: 11.00 - 16.00

è antiquariat peter petrej
Sonneggstrasse 29
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