Pirckheimer-Blog

Personalia

Mi, 03.05.2023

Großes Interesse für einen großen Weißenseer: Vor der Premiere von Kerem Saltuks Klemke-Porträt.
Tochter Christine Klemke, Enkelin Friederike Klemke.
Andrang bei Till Kaposty-Bliss am "Magazin"-Stand.
Mit dabei: Jutta Osterhof und Matthias Haberzettl. | © für alle Fotos: Kerem Saltuk/Gregor W. Klemke

Filmpremiere in Weissensee: Werner Klemke im Porträt

Berlin-Weißensee: Nicht nur der Ort, der einer Fernsehserie den Namen gab, Sitz einer überaus traditionsreichen Kunsthochschule, oder neuester Hotspot im Karussell Berliner Immobilien-Projekte, sondern auch Geburts- und Lebensort eines besonderen Pirckheimers: Werner Klemke. Der bekannte Illustrator, Buchgestalter, Gebrauchsgrafiker und Professor gehörte zu den fünf Mitgliedern des Gründungskomitees der Pirckheimer-Gesellschaft im Jahr 1956. Unser Signet verdanken wir ihm. Und nun, nachdem wir vor einigen Jahren durch den Treffpunkt Erasmus einiges über seine klandestine und später von ihm nie erwähnte Fälscherarbeit zur Rettung von Juden in den Niederlanden im Zweiten Weltkrieg erfuhren, gibt es einen zweiten Film, Ein Weißenseer Künstler: Werner Klemke, über den 1994 verstorbenen Meister. Er feierte am 21. April im Bildungs- und Kulturzentrum Peter Edel in eben jenem Weißensee Premiere.

Dem türkischen Fotograf und Dokumentarfilmer Kerem Saltuk gelingt ein sehr persönlicher Blick auf Klemke. Saltuks kleiner Sohn geht in die Malschule von Klemke-Tochter Christine – immer noch in der alten Wohnung von Werner Klemke. Für den Mann aus Izmir, der in Kanada Film studierte und über Stuttgart mit seiner deutschen Frau nach Berlin-Weißensee zog, ein bis dahin vollkommen unbekannter Name. Eine kurze Google-Recherche führt geradewegs in eine veritable Sammelleidenschaft und die filmische Auseinandersetzung mit dem Künstler. Aus vielen Interviews, vor allem mit Mitgliedern der Familie, aber auch ehemaligen Studierenden, Hochschul-Kollegen und Sammlern wie Matthias Haberzettl entstand über zwei Jahre eine Annäherung aus Anekdoten, bildlicher Überlieferung (auch mit Super-8-Filmen der Familie) und vielen Büchern, in die parallel zum Erzählten hineingeblättert wurde. 

Im völlig ausverkauften Saal des restaurierten ehemaligen Kulturhauses klatschten die 300 Zuschauer begeistert über Amüsantes: Werner Klemke lässt sich am Telefon von seinen Kindern bei Bedarf vor unliebsamen Auftraggebern verleugnen, schmuggelt bei einem Empfang unter die erwünschten Orden am Revers eine Anstecknadel in Form einer Möwe mit dem Schriftzug „Gruß aus Hiddensee“; ja, und er verbietet den Kindern den Umgang mit seinen „guten Pinseln“, was die pflichtgemäß ignorierten … Auch das Leben im Schatten des berühmten Vaters thematisierten die Kinder, die Arbeitslast des Vaters, der zu keinem Auftrag Nein sagen konnte – sicherlich auch ein Faktor für die immense Präsenz von Klemke in der visuellen Umwelt der DDR von Briefmarke über Schulbücher bis zur Fernsehgrafik. Am Klemke-Büchertisch des Pirckheimers Thomas Döring konnten sich die Zuschauer nach dem Film selbst ein Bild machen. Viele Klassiker fanden ein neues Heim – auch ein paar Marginalien mit Werner Klemkes Willibald Pirckheimer auf dem Cover.

Saltuk zeichnet verschiedene Einflüsse Klemkes nach, besonders dessen Wertschätzung der Renaissance und den Fokus auf handwerkliche Präzision. Doch was bleibt, ist nicht allein ein Überblick über das Werk oder die kulturpolitischen Spuren Klemkes, sondern ein beeindruckender Blick auf die Person Werner Klemke – weltoffen, begeisternd, humorvoll, unterstützend. Man kann nur hoffen, dass der Film einen Vertrieb oder eine DVD-Fassung finden wird. Am 25. Mai wird er aufgrund großer Nachfrage noch einmal im Zentrum gezeigt (19 Uhr, Eintritt: 5 Euro). 

(Till Schröder)

So, 16.03.2014

Sofya Vorontsova

Sofya Vorontsova wurde am 04. Juli 1984 in Togliatti, UdSSR, geboren und studierte an der dortigen russischen Staatlichen Kunstschule №1, später im Atelier «Herrn Mensch», Hamburg und bis 2007 an der Moskauer Staatlichen Universität für das Druckwesen (MSUD) in der Fachrichtung Graphik, Vertiefungsrichtung Illustration, Design und Schrift. Ihre Diplomarbeit war eine Buchgestaltung der Komödie von J.B.Molière «Der Bürger als Edelmann» mit eigenen Illustrationen in Gravur Technik (Holzstich).
Daran schloss sich ein Meisterschülerstudium bei Professorin E. Hopfe an der Hochschule für bildende Künste Dresden in der Fachrichtung Malerei/Graphik an. Bis 2011 hatte sie eine Aspirantur an der MSUD inne und arbeitete an der Dissertation Deutsche Exlibris vom Ende des XV bis Anfang des XX. Jahrhunderts als Gestaltsymbol des Menschen und der Epoche», mit der sie 2012 promovierte. Die heute in Nürnberg lebende Graphikerin und Exlibris-Künstlerin hatte zahlreiche Auszeichnungen, sowie Ausstellungen im In- und Ausland.
Durch Klick auf die Abbildungen zweier Exlibris für den Pirckheimer Prof. Dr. Werner Grebe kann eine Liste mit weiteren Exlibris aufgerufen werden.


Sofya Vorontsova
Schlehengasse 8
D-90402 Nürnberg
0178 – 28 58 151

Mi, 06.11.2013

Klaus Detjen erhält den Antiquaria-Preis für Buchkultur

Buchkultur e.V., der Verein der Freunde antiquarischer Bücher, die Stadt Ludwigsburg und die Kulturgemeinschaft Stuttgart e.V. verleihen den 20. Antiquaria-Preis für Buchkultur 2014 Klaus Detjen für die von ihm gestaltete »Typografische Bibliothek«
Klaus Detjen bietet zu großen Texten überzeugende, innovative, ungewöhnliche und auch kompromisslose Gestaltungslösungen.
Alle Bände dieser Reihe sind eigenständige grafisch-typografische Interpretationen bei denen Inhalt und Gestaltung eng miteinander korrespondieren. Durch die stets aus dem Text entwickelten Visualisierungen lassen sich die Inhalte neu erfahren. Klaus Detjen rahmt den Lesetext mit typografisch-grafischen Illustrationen ein, damit dramatisiert, strukturiert oder destruiert er diesen in zusätzlichen Ebenen. Die Typografie überschreitet dabei ihre dienende Funktion.
Mit der zwischenzeitlich zehn Bände umfassenden »Typografischen Bibliothek«(erschienen im Wallstein-Verlag und der Büchergilde Gutenberg) hat der Gestalter Klaus Detjen eine Reihe typografischer Preziosen geschaffen.
 
Die Preisverleihung findet am Abend des ersten Messetages der 28. Antiquaria statt: Donnerstag, 23. Januar 2014 um 20.15 Uhr im "Podium" der Musikhalle Ludwigsburg. Die Laudatio hält Dr. David Marc Hoffmann, Leiter des Rudolf Steiner Archivs Dornach.

Mo, 21.01.2013

Änderung im Vorstand der Pirckheimer-Gesellschaft

Der Vorstand teilt mit, daß Prof. Dr. Peter Arlt mit Wirkung vom 16. Januar 2013 auf eigenen Wunsch aus dem Vorstand ausgeschieden ist. Der Vorstand hat in einem Schreiben Prof. Arlt für seine mehrjährige Mitarbeit gedankt und der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß die Gesellschaft weiterhin mit dem Rat und der Tat des Mitglieds rechnen darf. Auch der Vorsitzende ... hat seinen Rücktritt angekündigt und wird nur noch bis zur Mitgliederversammlung am 7. Juni tätig sein. Das wird von den Mitgliedern des Vorstands zutiefst bedauert. ... hat sich seit über zwölf Jahren um die Pirckheimer-Gesellschaft mit großem persönlichem Einsatz verdient gemacht. Der Vorstand hofft, daß sich bis zu der im Juni stattfinden Mitgliederversammlung zwei engagierte Mitglieder zur Mitarbeit im Vorstand bereit erklären.

So, 14.10.2012

Unikatbücher von Michael Blümel

Manchmal vom Kaffee- und Tuschefleck weg herausarbeitend …

Bücher waren Michael Blümel von klein auf Freunde und Fundgruben zugleich. Eine Vielzahl der Werke von Michael Blümel entstehen nach textlichen Grundlagen bzw. literarischen Ausgangspunkten, z.B. nach Zeitungsartikeln, Bücher – klassischer, moderner und Gegenwartsautoren - oder filmischen Beiträgen.


Die Idee, Zeichnungen, Mischtechniken, usw. in herkömmliche Buchausgaben einzubinden, entstand aus einer „Not“ heraus, als Blümel vor Jahren – bewusst abgeschieden in einem Haus in Südfrankreich – kein Papier mehr hatte und beim lesen eines Romans von Michel Houellebecq begann, szenische Bilder, die sich währenddessen vor seinen Augen abspulten, direkt auf Buchseiten zu zeichnen. Dabei setzt er reglemässig diverse Kaffee- und Espressosorten ergänzend und aquarellierend ein, weil er als leidenschaftlicher Kaffeetrinker nicht nur den geschmacklichen, sondern auch farblichen Charakter sehr schätzt.
Viele Bücher entstanden und entstehen auf Reisen und in Cafés, denn dort findet sich stets genügend Ergänzungsmaterial zum aquarellieren.
Inzwischen existieren über 280 derartiger Bücher nach klassischer, moderner und Gegenwartsliteratur. Einige befinden sich in internationalen öffentlichen- und privaten Sammlungen (Kleist-Museum, Deutschordensmuseum, Staatsbibliothek Preussischer Kulturbesitz / E.T.A. Hoffmann Sammlung, u.a.m.). Neben seiner Illustrativen, grafischen und malerischen Tätigkeit arbeitet Blümel regelmässig an mindesten einem Unikatbuch, die er oftmals mit sich führt, denn er möchte alle täglichen Wartezeiten (Bahnhöfe, Haltestellen, Zahnarztpraxen…) nutzen und diese Zeitspannen nicht untätig vorübergehen lassen.
Derzeit bemüht sich Michael Blümel um adäquate Ausstellungsorte, um einen Teil oder (je nach Leihgabenbereitschaft einiger privater Sammler/innen) alle bisher entstandenen Unikatbücher einer interessierten Öffentlichkeit mithilfe „blätternder Bildschirme“, oder ähnlicher technischer Hilfsmittel zugänglich zu machen

Michael Blümel
Denni-Hoffmann-Str. 11
97980 Bad Mergentheim
Tel.: 07931.563 67 59

Do, 26.01.2012

neue Geschäftsführung der Stiftung Buchkunst

© Alexandra Sender
Zum 1. März übernimmt Alexandra Sender als Nachfolgerin von Uta Schneider die Geschäftsführung der è Stiftung Buchkunst. Schneider scheidet auf eigenen Wunsch aus, um wieder in die freiberufliche Tätigkeit zurückzukehren.
Alexandra Sender ist seit 2003 in der Verlagsbranche tätig. Seit 2010 arbeitete sie freiberuflich als Lektorin.
Sie tritt an die Stelle von Uta Schneider, die seit 2001 die Stiftung mit den beiden Wettbewerben „Die schönsten deutschen Bücher“ (Frankfurt am Main) und „Schönste Bücher aus aller Welt/Best Book Design from all over the World“ (Leipzig) geleitet hat.

Di, 22.11.2011

Thomas Rug erhält Kunstpreis

Foto © Ralf Parkner
Der Preis ist mit 7.500 Euro dotiert und wird am 3. Dezember in der Burg Giebichenstein der Kunsthochschule Halle/ Saale vergeben. "Sein künstlerisches Schaffen als Zeichner, Grafiker und Maler steht für eine besonnene zugleich kritische und reflektierte Haltung", heißt es in der Begründung der Jury.
Ab 1971 bis 1975 studierte er an der Hochschule für industrielle Formgestaltung Halle Burg Giebichenstein, anfangs Textildesign, später unter Professor Frank Ruddigkeit. Ab 1988 lehrte Rug unter anderem an der Hochschule in Halle. 1993 wurde er dort als Professor für Grafik berufen. Den Teilnehmern des Jahrestreffens der Pirckheimer-Gesellschaft 2011 öffnete Herr Prof. Rug bei einer Führung die Graphikateliers der Burg Giebichenstein.

1 Kommentar:
Teuvo Vehkalahti hat gesagt...Greetings from Finland. This blog is nice to explore, through other countries, people, culture and nature. Come and you look at pictures Teuvo blog and tell all your friends that they too would look Teuvo photos to your country's flag would rise higher than the blog my flag collection. Thank you Teuvo Vehkalahti Finland

Mo, 22.08.2011

neue Vorsitzende der Stiftung Buchkunst

Der Vorstand der Stiftung Buchkunst wählte Karin Schmidt-Friderichs als Vorsitzende. Sie löst Thedel v. Wallmoden ab, der nach sieben Jahren aus dem Vorstand ausscheidet.
Karin Schmidt-Friderichs wurde vom Vorstand des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels neu in den Vorstand der Stiftung Buchkunst entsandt. Als engagierte Verlegerin und Marketingexpertin wird sie die Neuausrichtung der Stiftung Buchkunst begleiten.
In der Sitzung vom 18. August 2011 sprach sich der Vorstand, in dem der Börsenverein des Deutschen Buchhandels, die Deutsche Nationalbibliothek und die Städte Frankfurt am Main und Leipzig vertreten sind, für ein Fortbestehen der Stiftung Buchkunst aus und gab grünes Licht für einen grundlegenden Umbau des Buchgestaltungswettbewerbs „Die schönsten deutschen Bücher“.

è Stiftung Buchkunst

Fr, 19.03.2010

Wulf Kirsten erhält den Ringelnatz-Preis

In diesem Jahr geht der mit 15.000 Euro dotierte Cuxhavener Joachim-Ringelnatz-Preis für Lyrik an den Dichter Wulf Kirsten.



In seiner Dichtung achte Kirsten genau wie Joachim Ringelnatz das Kleine, Unscheinbare - so die Jury in ihrer Begründung. Wulf Kirsten wurde 1934 in Klipphausen bei Meißen geboren und lebt heute in Weimar. Er war als Handelskaufmann, Buchhalter und Bauarbeiter tätig, bevor er sich entschloß, das Abitur nachzumachen und Pädagogik in Leipzig zu studieren. Nach dem Germanistik- und Russistikstudium arbeitete er zuerst als Lehrer, später als Lektor im Aufbau Verlag.
Wolf Kirsten hat seit 1970 sieben Gedichtbände veröffentlicht, davon die letzten drei im Ammann Verlag: Stimmenschotter (1993), Wettersturz (1999) und erdlebenbilder (2004). Kirsten erhielt für sein Schaffen zahlreiche Preise u. a. den Literatur- und Kunstpreis der Stadt Weimar, den Johannes-R.-Becher-Preis, den Peter-Huchel-Preis, den Elisabeth-Langgässer-Preis, den Horst-Bienek-Preis, den Marie-Luise-Kaschnitz-Preis der Evangelischen Akademie Tutzing (2002), den Schillering der Deutschen Schillerstiftung (2002), den Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung (2005), den Joseph-Breitbach-Preis (2006), den Walter-Bauer-Preis der Stadt Merseburg und den Christian-Wagner-Preis (2008).
Die Teilnehmer am Jahrestreffen 2009 in Weimar konnten Wolf Kirsten bei einer Lesung mit Nancy Hünger erleben.

So, 07.03.2010

Horst Kunze – Bibliothekar, Buchwissenschaftler und Bibliophiler

Vortrag in der Klasse Sozial- und Geisteswissenschaften der Leibniz-Sozietät, 12. November 2009

Horst Kunze (22. September 1909 bis 18. Juli 2000) hätte in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag gefeiert. Er war einer der bedeutendsten, international hoch angesehenen Bibliothekare der DDR. Neben einer jahrzehntelangen Leitung der Deutschen Staatsbibliothek, die er nach den verheerenden Kriegsfolgen wieder zu einer anerkannten Größe im internationalen Kontext machte, hat er sich besonders als Vordenker des Bibliothekswesens und als Buchwissenschaftler hervorgetan.

Eine vielseitige und umfängliche Vorbildung durch bedeutende Lehrer wie Witkowski, Bollert und Bockwitz hat seinen beruflichen Lebensweg entscheidend geprägt und die Grundlegung eines umfangreichen OEuvre im Buch, das ihm Lebenselexier war, mit veranlasst. Die Mitwirkung bei der optimalen Gestaltung des Buches, seiner Gliederung, typographischen Präsentation, Illustration, Register und Einbandgestaltung war ihm zur Erzielung eines bestmöglichen Nutzens ein wichtiges Anliegen für den bibliothekarischen Berufsstand. Von hier erklären sich seine vielen Beiträge, die nie nur antiquarischem Interesse, sondern vor allem einem gesellschaftlichen dienten, ebenso die Beschäftigung mit dem Kinder und Jugendbuch. Intensiv waren seine Bemühungen um die bibliothekarische Ausbildung und um die theoretische Fundierung einer sozialistischen Bibliothekswissenschaft, für die er sich auf vielen internationalen Tagungen engagierte. Seine „Bibliothekslehre“ war über Jahrzehnte in vielen Auflagen ein grundlegendes Lehrbuch in der bibliothekarischen Ausbildung im gesamten deutschen Sprachgebiet. Selbst kleinere Studien wie die „Über das Registermachen“ wurden zu bahnbrechenden Standardwerken und zeigen in den verschiedenen Auflagen immer wieder Kunzes Fähigkeit, neue Entwicklungen einzubeziehen und klug zu verarbeiten.

Das gilt natürlich in besonderem Maße für seine groß angelegte Geschichte der Buchillustration im 15. bis 17. Jahrhundert, die zu einem unerlässlichen Standardwerk geworden ist. Der Bibliophilie, die anfangs in der DDR als bürgerliche Reminiszenz apostrophiert wurde, gab er eine neue theoretische Fundierung durch Ausweitung auf Werke des internationalen kulturellen Erbes unter Einbeziehung der Literatur der Arbeiterbewegung und der Propagierung des exzellent ausgestatteten Massenbuches für alle. Bemerkenswert ist seine frühe Einsicht in die Bedeutung und die Auswirkungen der Datenverarbeitung im bibliothekarischen Bereich.

Seine Tätigkeit war geprägt von seiner unerschütterlichen, aber keineswegs engstirnigen sozialistischen Grundüberzeugung. Er wollte mit der Pflege des Buches und der Bibliotheken, nicht zuletzt auch der Bibliophilie, am Aufbau einer besseren Welt mitwirken.

(Wolfgang Schmitz)

Anschrift des Vortragenden:
Franzstraße 7, 50931 Köln
* E-Mail

Quelle: LEIBNIZ INTERN
Nr. 46 vom 23. Februar 2010

Do, 04.03.2010

Auf der Suche nach dem idealen Leben

Theo Pinkus und Amalie de Sassi
Theo Pinkus und Amalie de Sassi - ein Paar, das zu den wichtigsten Protagonisten der unabhängigen Linken nicht allein in der Schweiz wurde, zum Gedächtnis der Alpenrepublik, zum Energiezentrum, das der Schweizer Staatsschutz fünf Jahrzehnte lang überwachen ließ: Amalie, die Frauenrechtlerin, Theo, der Kommunist. 1929 empfängt Theo Pinkus das Parteibuch der KPD aus der Hand von Wilhelm Pieck. Der SA entkommt er knapp. In ihrer Züricher Wohnung sammeln Theo und Amalie verbotene Bücher. Aus ihrer Buchhandlung entwickelt sich die Studienbibliothek zur Geschichte der Arbeiterbewegung. 1972 gründet Theo Pinkus die Utopisten-Begegnungsstätte Salecina. Hier diskutieren Herbert Marcuse, Carola Bloch, Max Frisch, hier treffen sich Lehrlinge aus Mailand mit Spontis aus Westberlin. 2009 wäre er 100 geworden, 2010 sie. Die Züricher Zentralbibliothek erschließt nun die Sammlung des revolutionär-bibliophilen Paares.

Deutschlandfunk 19. März .20:10
Das Feature

Do, 18.02.2010

Victor Otto Stomps

Vor 40 Jahren starb Victor Otto Stomps in Berlin-Kreuzberg. Dreimal fing er bei Null an: 1926 gründete er in der Stallschreiberstraße den Verlag Die Rabenpresse, welchen er auf Druck der Nationalsozialisten zum 1. Mai 1937 verkaufen musste. Im Jahr 1949 gründete er in Frankfurt am Main seinen zweiten Verlag, Die Eremiten Presse, mit der er 1954 nach Stierstadt umzog. 1967 ging er nach Berlin und gründete dort den Verlag Die Neue Rabenpresse, um weiterhin selbstbestimmt Bücher zu machen, was er sogar in der Kriegsgefangenschaft getan hatte. Die Ausstellung umfasst frühe Veröffentlichungen von Peter Huchel, Günter Eich, Gertrud Kolmar und Hannah Höch, daneben Dokumente (Verlagsvertrag mit Eugen Reisner 1911–1994), Briefe und Lesungs-Einladungen aus der Rabenpressenzeit, den Sommernachtstraum, mit dem Vorwort von V. O. Stomps, aus der Kriegsgefangenschaft in Reims, sowie Bücher von Hans Neuenfels, Aldona Gustas, Klaus Staeck, Gabriele Wohmann, Heinrich Ost, Guntram Vesper und Günter Bruno Fuchs aus der Zeit der Eremiten Presse. Weiterhin zu sehen sind zahlreiche Bücher von V. O. Stomps als Autor, Fotos, Briefe und natürlich das Geburtstagsgedicht für ihn von Paul Celan. Der Entdecker Victor Otto Stomps, geboren 1897 in Krefeld, ist auch Namensgeber des Preises, der alle 2 Jahre in Mainz für Buchkunst verliehen wird, im Jahr 2009 an Hendrik Liersch.

Hendrik Liersch sammelt seit 1978 alles von und über V. O. Stomps und macht seit 1990 selbst Bücher in der von ihm gegründeten Corvinus Presse. 2007 erschien gemeinsam mit der Freien Universität Berlin sein Ausstellungskatalog „Die fast vollständige Geschichte der Rabenpresse“, ISBN 978-3-910172-99-9, 15 Euro.
Die Sammlung wurde bisher im Künstlerhaus Bethanien, im Rathaus Mainz, in der Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin, in der Johannes a Lasco Bibliothek in Emden und in der Universitätsbibliothek in Gießen gezeigt.

Austelung: 18. 6.–15. 8. 2010
Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen
37073 Göttingen, Platz der Göttinger Sieben 1

è Corvinus Presse
12587 Berlin, Bölschestr. 59
Fax: 030 64488571

Di, 15.12.2009

Grit Anton

Buchkunst und Illustration

Wer sich mit zeitgenössischer Buchkunst beschäftigt, kommt nicht an der Müllroserin è Grit Anton vorbei, die sich zwischen Frankfurt/Oder, Torino und Paris an zahlreichen Ausstellungen beteiligt hat und deren Werke bereits in renommierte Häuser wie das Germanische Nationalmuseum Nürnberg, die Deutsche Bücherei Leipzig oder die Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel aufgenommen worden sind. Nun ist eine kleine, aber exquisite Ausstellung aus ihrer 1990 gegründeten Rabenpresse im KUNSTraum Bad Saarow zu sehen. Darunter sind ihre zwei 1990 beziehungsweise 1992 als „Schönste Bücher“ ausgezeichneten Werke ausgestellt: Peter Rühmkorfs „Ein Blumenmärchen“ mit zehn Farbholzschnitten in einer Auflage von 50 Exemplaren und Ernst Jandls „gedichte“ mit ebenfalls zehn Farbholzschnitten in einer Auflage von 40 Exemplaren.
Diese Bücher sind vollständig in Handarbeit durch die Künstlerin selbst hergestellt worden, die von 1990 bis 1992 Meisterschülerin bei Karl-Georg Hirsch und Gert Wunderlich an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig war. Insgesamt sind neun Bücher in der Ausstellung enthalten. Während Grit Anton sich bevorzugt mit tiefgründiger, metaphorischer Prosa und Lyrik von Gerhard Rühm, Peter Rühmkorf, Ernst Jandl, H. C. Artmann und Ror Wolf auseinandersetzt und große Formate sowie durch die Holzschnitttechnik nahegelegte großflächige Darstellungen anstrebt, in welche die Ästhetik der Holzmaserung einbezogen ist, hat sie 1990 in einem Minibuch nach eigenem Text auch bewiesen, dass sie wie ihr Meister Hirsch auch filigran in der Technik des Holzstichs arbeiten kann: Grit Anton, „Der Wasserfloh – eine Tragödie“, 15 Exemplaren mit Pergamenteinband im Schuber.
Außer den Büchern, in denen sich alle Ausstattungsdetails zu einem Gesamtkunstwerk formen, sind auch zahlreiche Einzelblätter und mit Ernst Jandls „Menschenfleiß“ eine Farbholzschnittkassette zu sehen. Wer bei Grit Anton nach den Wurzeln ihrer grafischen Kunst sucht, kommt etwa zu HAP Grieshaber oder auch Horst Antes. Ihre Menschen- und Tierdarstellungen sind wie bei diesen archaisch, formelhaft, reduziert auf allgemeine Merkmale, entindividualisiert, manchmal auch dekorativ, so die drei Engel nach einem Vers von Gerhard Rühm, „Engel wandeln unverwundet nicht auf Erden“, die den Blickfang der Ausstellung bilden. Bezeichnend für Grit Antons Menschenauffassung ist 2006 die Ausdeutung eines 1985 entstandenen Verses von Gerhard Rühm, „Wind und Wolken“, in dem Menschen als Teil der Natur Steine, Wasser und Luft sind, also im Sinne der metaphysischen Naturlehre begriffen werden.
Grit Anton auf Grieshaber, Antes oder wen auch immer festlegen zu wollen, schlägt fehl. Dazu ist ihr Ausdrucks- und Formenrepertoire zu vielfältig. Jede Arbeit bietet eine Überraschung, auch von der ganz individuellen Farbigkeit her, die oft durch zahlreiche Überdrucke mit lasierenden Farben entsteht.
(Elke Lang)

21. November 2009 bis 17. Januar 2010

è
KUNSTraum Bad Saarow
Bahnhofsplatz 4a
Tel. 033679-39948

Di, 24.11.2009

Johannes Bobrowskis Bibliothek

Spuren seines Schaffens

Ausstellung im Lesesaal der Historischen Sammlungen unseres Mitglieds, der Zentral- und Landesbibliothek Berlin

Die Bibliothek des 1965 verstorbenen Johannes Bobrowski, Gründungsmitglied unserer Gesellschaft, wurde im Juni des vergangenen Jahres von den Historischen Sammlungen der Zentral- und Landesbibliothek Berlin erworben und dort im Magazin entsprechend der Anordnung in Bobrowskis Arbeitszimmer aufgestellt.
Johannes Bobrowski, 1917 in Tilsit geboren, studierte Kunstgeschichte, war ab 1939 Soldat und kehrte 10 Jahre später aus russischer Kriegsgefangenschaft zurück. Seit 1950 arbeitete er als Lektor. 1953 zog er mit seiner Familie in die Ahornallee 26, Berlin-Friedrichshagen. Sein Ehrengrab befindet sich auf dem Friedhof in unmittelbarer Nähe.
Bobrowskis Werke sind in über 30 Sprachen übersetzt; er erhielt zahlreiche literarische Preise.
Das zentrale Thema seines dichterischen Schaffens formulierte Bobrowski selbst einmal in einer Notiz: „Die Deutschen und der europäische Osten“ – dieses Verhältnis, diese „lange Geschichte aus Unglück und Verschuldung …“ - Die oft verhängnisvolle Verstrickung der Geschichte der Letten, Litauer, Polen und Russen mit der der Deutschen zieht sich wie ein roter Faden durch sein Werk.
Die knapp 2200 Bände umfassende Bibliothek des Dichters enthält größtenteils deutschsprachige Literatur, insbesondere Lyrik. Angefangen mit den Barockdichtern bis hin zu den Dichtern der Gegenwart. Darunter befinden sich zahlreiche Widmungsexemplare von Gegenwartsautoren. Ein weiterer Bereich der Bibliothek ist dem europäischen Osten gewidmet, vor allem Werke zur Geschichte des Baltikums, Ostpreußens, Polens, Russlands und Preußens.
Literatur zur bildenden Kunst und Kunstgeschichte, zur Musik- und Literaturwissenschaft, Noten, naturwissenschaftliche Werke und spezielle Literatur über Litauen, davon einige Titel in Litauischer Sprache, sind außerdem enthalten.

Die bis zum 31. März 2010 laufende Ausstellung „Johannes Bobrowskis Bibliothek – Spuren seines Schaffens“ möchte wichtige Schwerpunkte seiner Bibliothek vorstellen sowie ihre Geschichte beleuchten. Beginnend mit den ersten Büchern, die er erwarb, werden Widmungsexemplare literarischer Zeitgenossen gezeigt, ein Querschnitt seiner Lyriksammlung und einige Ausgaben seiner Favoriten. Einige, zum Teil noch nie veröffentlichte, Leihgaben an Briefen, Fotos und handschriftlichem Material aus privaten Sammlungen kommentieren und komplettieren das Gezeigte.

Der Lesesaal der Historischen Sammlungen befindet sich in 10178 Berlin-Mitte, Breite Str. 30/31 und ist mittwochs von 10 bis 16 Uhr und donnerstags von 13 bis 19 Uhr geöffnet.

Mi, 06.05.2009

neuer Direktor des Österreichischen Literatur-archivs der Österreichichen Nationalbibliothek

Privatdozent Mag. Dr. Bernhard Fetz wurde von der Generaldirektorin Dr. Johanna Rachinger mit dem 1. Juni 2009 zum Direktor des Österreichischen Literaturarchivs bestellt. Bernhard Fetz wird damit die Leitung einer der bundesweit renommiertesten Sammlungen zur österreichischen Literatur übernehmen und die Nachfolge des im September unerwartet verstorbenen langjährigen Direktors Univ.-Prof. Dr. Wendelin Schmidt-Dengler antreten.