Pirckheimer-Blog

Mitglied der Pirckheimer-Gesellschaft

Mi, 22.08.2012

Horst Hussel

Druckgrafik, Gouachen, Zeichnungen und Künstlerbücher

Eröffnung durch Anke Paula Böttcher, danach liest Horst Hussel aus dem Manuskript der “Damengespräche”, außerdem können eine Reihe der Publikationen der “Dronte-Presse”, die von Horst Hussel herausgegeben wurden, an diesem Abend signiert erworben werden.

Ausstellung: 8. September bis 10. Dezember 2012
Arbeiten aus den Jahren 2010 - 2012


è Kunstkeller Annaberg e.V.
Willischstraße 11
09456 Annaberg-Buchholz

So, 19.08.2012

Der Sammler auf Reisen: Fotoimpressionen aus der Sodann-Bibliothek

Heute erreichte mich ein kleiner Gruß aus dem Urlaub unseres Mitglieds Hiltraud Schröder:


... Anfang August waren wir für ein paar Tage in Dresden, auf der Hinfahrt haben wir die "Peter Sodann-Bibliothek" in Staucha besucht; sehr interessant und sehenswert; Ordnungsprinzip nach Verlagen. Weiter im Ausbau: Antiquariat und Theater. Es werden Bücher, Zeitschriften gesammelt, für das Antiquariat, auch Verlage, die vor oder nach der DDR existierten, z.B. Malik, Universum u.u.u. ...
(Hiltraud und Barbara Schröder)

Fr, 10.08.2012

Ole Könnecke

Ole Künneke: Das große Buch der Bilder und Wörter,
Hanser, 2010
Der Zeichner Ole Könnecke, Jahrgang 1961, ist ein Grenzgänger, der sich souverän zwischen den Medien Bilderbuch, Comic und Cartoon bewegt. Seine Bilderbücher wurden mit zahlreichen Preisen, unter anderem dem Deutschen Jugendliteraturpreis und dem Max-und-Moritz-Preis ausgezeichnet. Sein prägnanter und reduzierter Zeichenstil erinnert an Comics; mit wenigen gerundeten schwarzen Umrisslinien charakterisiert er seine Figuren, deren wesentliche Merkmale er, ähnlich wie im Cartoon, stilisiert und hervorhebt. Wesentliches Merkmal aller seiner Zeichnungen ist der Humor und der teils hintergründige Witz bzw. die Komik, die seine Bilder und Geschichten kennzeichnet.
Die Ausstellung präsentiert nicht nur Originalzeichnungen zu seinen bekannten und beliebten Werken wie Dr. Dodo, der »Anton-« oder der » Lola-Serie«, sondern auch unbekannte und noch nie gezeigte Skizzen und freie Arbeiten.

Zur Ausstellung erscheint ein umfangreicher Katalog

Ausstellung: 8. September bis 11. November 2012

è Burg Wissem, Bilderbuchmuseum
Burgallee
53840 Troisdorf

Mi, 08.08.2012

Barbara Henniger - Positiv denken

Barbara und Heinfried Henniger bei der Eröffnung, Foto: Elke Lang
Man hat Barbara Henniger im Überschwang schon viele Titel gegeben: Mutter Courage der Karikatur, Klassikerin der Karikatur, Barbara Linkerhand und sogar Grande Dame der Karikatur. Nun sind 40 Cartoons von ihr in der Alten Schulscheune in Diensdorf-Radlow zu sehen, und rund 50 Besucher hatte am 5. August zur Eröffnung ihrer Ausstellung „Positiv denken“ die in den letzten Jahren nicht so häufige Gelegenheit genutzt, die kritische und gutmütig spottende Künstlerin selbst kennen zu lernen.
Die Leute verweilten lange vor den meist kolorierten Federzeichnungen. Es gilt die Sprechblasen zu lesen. Manchmal sind es auch kleine Bilderfolgen wie bei Comics. Und dann kommt dazu, dass man manchen ehemals aktuellen Bezug wieder ins Gedächtnis zurückrufen muss. Erstaunlich ist schon, was die Henniger für kuriose, aber haargenau treffende Einfälle hat, wenn sie zu einem Bild formuliert: „Rente kriegste erst mit 67! Und 67 wirste erst mit 69!“ Der Tower, zu dem Touristen geführt werden, ist für Barbara Henniger „der berühmte Verpulverungsturm von Schönefeld“. Auch schlechte Gewohnheiten nimmt sie aufs Korn, etwa: „Heute im Kino keine Vorstellung. Grund: Popcornautomat kaputt.“ Es sind alles nach 1989 entstandene Karikaturen aus dem politischen, sozialen und menschlichen Bereich. Die Einführungsrede hielt Ehemann Heinfried Henniger, einst Mitarbeiter im Reclam-Verlag Leipzig. Er beschrieb, wie seine Frau in der DDR-Zeit bisweilen mit ein, zwei Sätzen gegen die Gesetze der DDR verstieß. Ihre Devise sei immer gewesen: „Da kann man sowieso nichts machen, diesen Satz lehne ich ab.“ Sie habe die „steinernen Verhältnisse aufzubrechen versucht“, und damit eckte man in der DDR gewaltig an.
Barbara Hennigers neuestes Buch heißt „Meister der komischen Kunst. Barbara Henniger“ und ist in diesem Jahr im Kunstmann-Verlag München erschienen.
(Elke Lang)

Ausstellung: 5. August bis 9. September 2012, werktags von 10 bis 16 Uhr, samstags, sonntags und an Feiertagen von 10 bis 12 und 14 bis 16 Uhr

Alte Schulscheune
Diensdorf-Radlow am Scharmützelsee

Katalog und Antiquariatsliste des Roten Antiquariats

Der neue Katalog Juli 2012 wird "als Ferien- und Entspannungslektüre (vorgelegt). In gewohnter und geschätzter Weise (wurden) die Neueingänge und Titel aus ... den Beständen (des Roten Antiquariats) aus den Rubriken Socialistica, Exil, Sozialwissenschaften und APO/Neue Linke inhaltlich aufbereitet und in diesem Katalog zusammengetragen. Als Sonderrubrik findet ... (sich) eine Übersicht über KPD-Plakate aus den 20er Jahren, die u.a. von dem bekannten Graphiker Malsov (d.i. Victor Slama) für die illustrative Unterstützung des Reichstagswahlkampfes von 1928 der KPD entworfen wurden."
(Christian Bartsch)
Die Antiquariatsliste August 2012 enthält 500 Positionen in den Rubriken Kunst, Literatur, Malik-Verlag und Exil.

è Rotes Antiquariat
und Galerie C. Bartsch
Knesebeckstr. 13/14
10623 Berlin

So, 05.08.2012

23. Berliner Exlibris-Treffen

Exlibris Dr. Hans Dieter Köhler
(Sammlung Dr. Peter Labuhn)
Am Sonnabend, dem 3. November 2012, findet von 12:00 bis 19:00 Uhr im RuDi-Nachbarschaftszentrum Berlin das 23. Berliner Exlibris-Treffen der Deutschen Exlibris-Gesellschaft (DEG) statt. In diesem Rahmen wird die Ausstellung "Lembit Löhmus - Exlibris und Anderes" aus der Sammlung unseres Mitglieds Dr. Peter Labuhn eröffnet. Außerdem ist Gelegenheit zu Tausch und Gespräch. Eintritt ist frei, Gäste sind herzlich willkommen. Die Ausstellung kann vom 5. bis 30. November werktags von 10 bis 18 Uhr besichtigt werden.


è RuDi-Nachbarschaftszentrum Berlin
Modersohnstraße 55
10245 Berlin
Tel. 030 - 292 96 03

Mi, 01.08.2012

Die Graphischen Bücher

Rolf Kuhrt: Originalholzschnitt
aus: Volker Braun - Provokation für mich.
Die Graphischen Bücher Band 27
Mit der mehrfach ausgezeichneten Reihe »Die Graphischen Bücher« des Verlages Faber & Faber erlebte die Buchkunst in Deutschland Höhepunkt um Höhepunkt. Die einmalig auf jeweils 999 Exemplare limitierten und von den Künstlern signierten Ausgaben sind allesamt Erstlingswerke deutscher Autoren, die Illustrationen bedeutender Künstler wurden mehrheitlich von den Originalstöcken gedruckt, jeder Band enthält zudem ein originalgrafisches Blatt. Die Gestaltung der in hochwertiges Leinen gebundenen Kleinode lag in den Händen hervorragender Buchgestalter, die erlesene Typografie wurden im Bleisatz und Offset realisiert.
Bei Froelich und Kaufmann werden viele Titel dieser Reihe und auch andere Editionen aus dem Leipziger Verlagshaus unserer Mitglieder Michael und Elmar Faber jetzt zu Sonderpreisen angeboten, siehe hier.

Mo, 30.07.2012

Katalog zur 7. Triennale der Karikatur

Während meines Urlaubs landete in meinem Briefkasten der im Velag Erhard Lemm erschinene Katalog zur 7. Triennale der Karikatur, die derzeit unter dem Motto »Volles Risiko« im Sommerpalais Greiz stattfindet. Er enthält jeweils neben kurzen Hinweisen zur künstlerischen Entwicklung je zwei Cartoons der insgesamt 55 teilnehmenden Zeichner, darunter Harald Kretzschmar, Barbara Henniger, Cleo-Petra Kunze, Achim Jordan, Rolf F. Müller, Kay Voigtmann, Ulrich Forchner, Bernd Zeller ...

Gestaltung: Tobias Seyfarth
122 Seiten,
4° - Quart
Klebebindung, Softcover

Der Katalog kann hier zum Preis von 14,50 € bestellt werden.

Ausstellung: 9. Juni 2012 bis 3. Oktober 2012

è Sommerpalais Greiz
Greizer Park Postfach 1146, 07961 Greiz
Tel. (0 36 61) 70 58-0 Fax (0 36 61) 70 58-25
*
E-Mail

So, 29.07.2012

Kunst und Wissenschaft um 1800

Die Sammlungen der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Görlitz (Hrsg. Städtische Sammlungen für Geschichte und Kultur Görlitz)

Mit Beiträgen von Ines Anders, Tino Fröde, Constanze Herrmann, Steffen Menzel, Jasper von Richthofen, Anke Tietz, Kai Wenzel, Matthias Wenzel und Ralf Tschentscher nebst drei Grußworten sowie einem Vorwort von Kai Wenzel. Unser Mitglied Bernd-Ingo Friedrich beschäftigt sich in seinem Beitrag mit Literaturwissenschaft und Musikalien.

Die Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften wurde 1779 in Görlitz als lokale, aber auch national vernetzte Gelehrtenvereinigung zur Förderung von Ökonomie, Bildung und Kunst gegründet.
Als außergewöhnliches Ensemble von europäischem Rang haben sich im historischen Gesellschaftshaus, das heute in neuem Glanz erstrahlt, ihre umfangreichen und wertvollen Kollektionen, die Bibliothek, naturkundlichen, kunst- und kulturgeschichtlichen Kabinette erhalten.
Kunst und Wissenschaft um 1800 möchte diese entdecken, legt erstmals die Geschichte der OLGdW umfassend dar und lässt ihre Bedeutung als Institution der Wissenschaften im Zeitalter der Aufklärung opulent in Erscheinung treten.
(nach: Verlagswerbung)

Bielefeld: Kerber Verlag 2012
Groß 8°, 224 Seiten
193 Farb- und 13 s/w-Abbildungen
Festeinband, gebunden
38,00 Euro

Fr, 27.07.2012

Internet und Urheberrecht

Exilsammlungen der Nationalbibliothek werden aus dem Netz genommen
Die Deutsche Nationalbibliothek hat die Exilsammlung und weitere deutsch-jüdische Periodika aus der NS-Zeit vom Netz genommen. Eine Entscheidung, die ... vor Augen führt, wie Bibliotheken und Kulturinstitutionen mit dem aktuellen Urheberrecht zu kämpfen haben. ... Archive, Bibliotheken und andere Einrichtungen stehen ... (bei der Urheberrechtsdebatte) bislang am Rande, ihre Verunsicherung wächst. Obwohl von ihrer Arbeit eigentlich alle profitieren könnten.

ganzen Artikel lesen ...
sowie haGalil ...

Di, 24.07.2012

Angela Hampel

Im neuesten Grafikbrief fand sich ein interessanter Verweis auf die Dresdener Künstlerin Angela Hampel, welche zu einem Beitrag von Bernd-Ingo Friedrich für das gerade erschienene Heft 206 der MARGINALIEN zwei Algraphien "Róža Domašcyna - Mittagsfrau" (Abb.) schuf:

Angela Hampel ist fast genauso alt wie Regina Ouhrabka und eine ebensolche Mehrfachbegabung wie Elisabeth Axmann: lange Zeit hielt sie es aber für peinlich, als Schusterin nicht bei ihren Leisten Malerei zu bleiben, sondern auch noch in der Lyrik zu „wildern“. Nun aber hat sie ihre große Sammlung an eigenen Gedichten professionell lektorieren lassen und plant eine Reihe von insgesamt 7 Heften, in denen sie jeweils 9 Texte 9 eigenen Bildern gegenüberstellt. Drei Hefte sind bislang erschienen, sie haben jeweils eine Auflage von nur 25 Exemplaren (je EUR 48.-), die Bilder sind Reproduktionen meist größerer Arbeiten. Und dann gibt es noch eine winzig kleine Auflage von Vorzugsausgaben, nämlich von je 5 Exemplaren (!), und da ich glücklicherweise zur richtigen Zeit – letzte Woche – am richtigen Ort, nämlich in Hampels Atelier in Dresden war, sind Sie die Ersten, die Zugriff auf diese Raritäten haben ...

(Wolfgang Grätz)

So, 15.07.2012

Glanz und Elend

Illustration zwischen Kunst, Marktanforderung und Eigensinn
5. Workshop der Stiftung Illustration
Tagungskonzeption: Jutta Bauer


Illustration und Markt stehen per se in einem engen und zugleich spannungsvollen Verhältnis: Sie bedingen und beeinflussen einander und müssen sich doch zugleich auch voreinander abgrenzen. Ein weit verbreitetes (Vor?)-urteil besagt, dass der Markt und damit die Verlage möglichst marktgerechte, sprich brave, liebe, heitere und je nach Zielgruppe vor allem auch kindgerechte und somit eben angeblich gut verkäufliche Illustration bevorzugen.
Aber ist das wirklich so? Ist eine Illustration, die die genannten Aspekte erfüllt und die zudem den Text einfach 1:1 umsetzt, nicht einfach nur langweilig und damit auch schwer zu verkaufen? Wie viel Eigensinn braucht gute Illustration und wie kann sie sich am Markt durchsetzen? Wie funktioniert dieser Markt und wie viel Eigensinn lässt er zu? Welche Rolle spielen Verlage und Agenturen und wie kommen Verlag und IllustratorIn zusammen? Wie muss eine solche Zusammenarbeit aussehen, um zu einem möglichst guten, qualitätvollen und zugleich verkäuflichen Ergebnis zu führen? Wie hat sich der Markt in den letzten Jahren verändert und wohin wird diese Entwicklung gehen? Was bedeutet das für die IllustratorInnen und wie reagieren sie auf diese Entwicklung?
Verleger und Artdirektoren, Vertreter der Illustratoren-Organisation und Museumsleute, bekannte und junge IllustratorInnen werden bei diesem Workshop miteinander und mit den TeilnehmerInnen ins Gespräch kommen und versuchen, gemeinsam Antworten auf diese und andere Fragen zu finden.

7. und 8. September im Bilderbuchmuseum Troisdorf

è Burg Wissem, Bilderbuchmuseum
Burgallee

53840 Troisdorf

Mi, 11.07.2012

Es war einmal …

Man stelle sich vor, wir befinden uns in den 70-iger oder 80-iger Jahren des vorigen Jahrhunderts, in einer Berliner Metrostation. Unzählige Menschen stehen auf den Bahnsteigen oder sitzen auf bereit stehenden Bänken, warten auf ihren Zug und Lesen. Überall wo man hinschaut sind Menschen ob jung oder alt in eine Zeitung vertieft oder haben ein Buch vor sich aufgeschlagen. Erst der einfahrende Zug lässt sie die Zeitung zusammen falten, das Buch verstauen und in einen Waggon einsteigen. Nachdem der Zug wieder anfährt, haben diese Menschen, ob stehend oder sitzend, das Buch oder die Zeitung wieder zur Hand genommen. Es war die Zeit, in der das Gefühl den Uhren noch folgen konnte.
Einen Wimpernschlag der Geschichte weiter, stellt sich die gleiche Szene in einer beliebigen Metrostation so dar, als suchten die Menschen ständig Kontakt zur Außenwelt. Für viele hörbar telefonieren einige Mitreisenden pausenlos über ihre Befindlichkeit. Andere starren wie gebannt auf kleine, meist schwarze flache Kästchen und schieben Apps mit dem Finger auf einem matt leuchtenden Bildschirm hin und her. Nur vereinzelt noch, sieht man einen Reisenden in einem Buch oder einer Zeitung lesen. Es ist unsere Zeit des schnellen Informationsflusses, in der das Gefühl den Uhren kaum mehr zu folgen vermag.


Langsam, Zeile für Zeile ein Buch Lesen, mit den Augen Worte in Gedanken und Empfindungen umsetzen hat es heute schwer sich zu behaupten. Alles ist in einem ständigen Fluß und zieht mit rasanten Bildern vorüber. Bücher werden schneller gedruckt und ausgeliefert als gelesen, stapeln sich in Regalen und auf Auslagetischen, und werden übermorgen schon von der nächsten Lieferung zum Altpapier degradiert. Das Umsatzrad muss sich drehen, drehen, drehen und lässt kaum mehr Zeit zur Besinnung. Besinnung – ein Wort, mit dem so vieles zum Ausdruck kommt und das in seinem Wortkern auch einen Grund enthält, der zu Wertigkeiten führt. Diese wiederum sind so verschieden, wie es Menschen gibt und einige davon, zu denen auch ich mich zähle, haben sich die Liebe zum Buch und dem Lesen bewahrt. Dies ist Bestandteil meiner Lebensweise, die auch durch das Internet und seine vielfältigen Vorteile nicht aufgewogen werden können. Undenkbar ist mir der Gebrauch des E-Books, denn dieser „Weiterentwicklung“ des Buches, entbehren zwei entscheidende Eigenschaften, der Geruch und die Berührung von Papier. Es fehlt mit ihnen gleichsam eine Beziehung zwischen dem Leser und dem geschriebenen Wort, die es erst ermöglicht, dass das Herz Fühlung aufnehmen kann. Schon wenn ich ein Buch zur Hand nehme und das Leinen oder Leder im Handteller einschmeichelnd spüre, entwickelt sich eine unaussprechliche Beziehung, die mein Herz berührt. Es ist eine nonverbale Sprache, die zwischen dem Buch und mir als Leser vermittelt und in dessen Ausdruck Erfurcht und Sympathie entstehen. Beim Aufschlagen des Buchblockes streichen die Fingerkuppen dann tastend über die glatte oder raue Papieroberfläche und wecken ein zärtliches Bedürfnis seiner Besitznahme. Da habe ich noch nicht eine Zeile gelesen, aber das Buch ist bereits in mir und erzeugt ein behagliches Gefühl des Kommunizierens. Dann beginnt der Text Fraktur zu reden und die fremden Gedanken umhüllen meine Aufmerksamkeit mit ihrer Botschaft. Es beginnt ein Fest der Sinne und ganz in ihren Bann gezogen durchlebe ich zeitlose Spannung, „rhythmisch bewegte Sprache“ oder dramatische Schilderungen zwischenmenschlicher Beziehungen. Von Buch zu Buch unterschiedlich gerate ich dabei in einen Zauber, der mich für Minuten oder Stunden aus der realen Welt entführt und den Speicher in meinem Innern mit Worten, Erlebnissen und Gefühlen anreichert. Langsam über Monate und Jahre wird durch konzentriertes Lesen sprachliches Vermögen trainiert und geformt, das unbemerkt die Persönlichkeit strukturiert. Das Außen wird Innen und der angeborene kleine Horizont weitet sich in eine blühende Landschaft, in der man sich nach Herzenslust erinnern kann. Derart ist fast jedes Buch eine Offenbarung, aus der man als ein anderer Mensch hervorgeht.
In Zeiten, in denen Eindrücke und Nachrichten wie Trommelfeuer vom frühen Morgen bis zum späten Abend auf uns einprasseln und auf Dauer jede Fähigkeit zu Sammlung und Vertiefung zu vernichten drohen, ist das Lesen eines Buches ein Ruhepunkt. Heute muss man sich mehr den je darauf konzentrieren, denn die Informationsflut lauert überall und versucht uns durch geschickte Manipulation in ihren Bann zu ziehen. Diese neuen kleinen Telekommunikationsgeräte, die heutigen Tags auch in Metrostationen Reisende begleiten, sind aus unserer Zeit nicht mehr weg zu denken, weil sie uns Unabhängigkeit suggerieren. Und es ist damit so leicht, sich in vielem zurecht zu finden. Nur zu uns selbst ist der Weg und die Orientierung immer beschwerlicher. Ständig sind wir auf der Suche nach Kommunikation und gehorchen den Medien manchmal geradezu willenlos. Selbst der Buchmarkt hat sich dieser Sitte angenommen und verhilft mit Ratgebern oder Filmbuchproduktionen zur Verbreitung medialer Ideen. Das Angebot überschreitet hier alle Ufer und überschwemmt jede Vernunft. Zu jener zurück zu finden, ist ein schmerzlicher Prozess, denn er bedeutet Verzicht, eine Tugend, die der Vergessenheit anheim zufallen droht. In Tagen des ungebremsten Konsums an Besinnung auf einfache Werte zu erinnern, auch und gerade das vermag vielleicht ein Buch. Ein handgemachtes Buch beispielsweise, in dem alle Fertigkeiten des Bücherhandwerkes zum Ausdruck kommen und das mit seinem verlesenen Text ruhige Gedankenlandschaften erblühen lässt, in der das Gefühl und die Zeit wieder zueinander finden. Oder einen Klassiker wie „Wilhelm Meisters Wanderjahre“, der uns die Ehrfurcht wieder nahe bringt, die Natur und das Leben als ein einzigartiges Ereignis zu verstehen.
Aber die Realität sieht leider etwas anders aus und wir Bücherliebhaber sind eher mit den Nachtwächtern zu vergleichen, wie sie ehemals durch die Straßen zogen und allabendlich die Laternen anzündeten, damit sich nachtwandelnde Menschen orientieren konnten. Ein Sonderling eben, der vielleicht eines Tages auf seiner Bücherleiter nur noch auf großflächigen Bildern zu bewundern sein wird, die die Wände der Wartehallen in Metrostationen zieren.

(Harald Kugler)

Do, 05.07.2012

Stadt - Land - Fluss

Sachillustration trifft Phantasie

Pieter Kunstreich: Ein Nest im Schilf,
Text: Christine Adrian,
Otto Maier, Ravensburg 1987
Die Werkschau des Bilderbuchmuseums Burg Wissem lädt dazu ein, die drei Themenkomplexe Stadt, Land und Fluss aus zwei unterschiedlichen Blickwinkeln kennenzulernen. Aus unserer Illustrationssammlung zeigen wir zum einen Originalillustrationen, die der Sachillustration zuzuordnen und daher vorrangig der Wissensvermittlung verpflichtet sind. Diesen gegenüber gestellt finden sich in der Ausstellung Originalillustrationen, die in den Kontext einer Phantasiegeschichte eingebettet sind und die drei Bereiche »Stadt, Land, Fluss« in einem anderen Gewand präsentieren. So stößt Sachillustration auf Phantasie und damit gehen Wissenserweiterung und Beflügelung der Imaginationskraft Hand in Hand.

Ausstellung: 12. Juni bis 16. September 2012

è Burg Wissem, Bilderbuchmuseum
Burgallee

53840 Troisdorf

Di, 03.07.2012

Schwarz auf Weiß

3. Glashütter Buchmesse der Kleinverlage & Handpressen

30 Verlage, darunter auch die Pirckheimer-Mitglieder von der Edition Zwiefach, der schPeZi-Presse, AmBEATion/Randlage und der Pegasus Presse erwarten den Bücherfreund auf der 3. Glashütter Buchmesse mit einem breit gefächerten Angebot von Belletristik über Regionalika bis zu Künstlerbüchern, Graphiken, erfreulichen Drucksachen u.v.m.
Im Rahmenprogamm finden Lesungen (Sonntag 14.00-17.00 Uhr) und Aktionen statt: Am Stand der »Offizin Schwarze Kunst« werden auf einem Boston-Tiegel Exlibris gedruckt und Bruchsteinverse vorgelesen. Besucher können sich an der Aktion »Pflück Dir ein Gedicht« beteiligen.

Messe: 14. bis 15. Juli 2012

Museumsverein Glashütte e.V.
Haus am Hüttenbahnhof
Hüttenweg 20
15837 Baruth/Mark GT Glashütte