Wenn der Schimmer von dem Monde nun herab
In die Wälder sich ergießt, und Gerüche
Mit den Düften von der Linde
In den Kühlungen wehn;
So umschatten mich Gedanken an das Grab
Der Geliebten, und ich seh in dem Walde
Nur es dämmern, und es weht mir
Von der Blüte nicht her.
Ich genoß einst, o ihr Toten, es mit euch!
Wie umwehten uns der Duft und die Kühlung,
wie verschönt warst von dem Monde,
Du o schöne Natur!
Diese wunderbare Ode Friedrich Gottlieb Klopstocks, dessen Geburtstag sich 2024 zum 300. Mal jährte, entstand 1776 und gehört zu den schönsten Texten dieses ersten großen Dichters der jüngeren Neuzeit. Soeben entstand auch zum Text eine originalgrafische Mappe mit Radierungen von Susanne Theumer und Holzschnitten Frank Eißners: Davon wird an dieser Stelle noch zu berichten sein. Klopstock gilt als deutscher Vertreter der Weltliteratur im Vorfeld Goethes, Schillers, Hölderlins, in der Epoche der Empfindsamkeit als einzigartiger Liebes- und religiöser Dichter.
(André Schinkel)