Pirckheimer-Blog

Klaus Walther

Do, 11.05.2023

Klaus Walthers "Lese-Verführer" bei Faber & Faber.
Walther bei einer Veranstaltung in Stollberg (2013).

Trauer um Klaus Walther

Die Pirckheimer-Gesellschaft trauert um ihr Mitglied, Vereinsfreund Klaus Walther (1937–2023), der am 10. Mai in seinem geliebten Erzgebirge starb, wie der Mironde-Verlag, in dem er neben anderen namhaften Verlagshäusern wie Faber & Faber, dtv und Das Neue Berlin und insbesondere im Chemitzer Verlag (den der gebürtige Chemnitzer viele Jahre leitete) Belletristik, Essays, Regional- und Sachbücher publizierte, mitteilt. Von Walther stammt der Satz, dass, wenn er aufhören müsse zu lesen, auch aufhören müsse zu leben. Dieses Leben für das Buch hat sich nun kurz nach der Feier seines 86. Geburtstags vollendet, als er in Lößnitz, seiner Kindheits- und Heimatstadt Zwönitz, deren Ehrenbürger er seit 2002 war, benachbart, von dieser Welt ging. 

Es bleibt, seine Bücher, Romane, Monografien und nicht zuletzt mehrere Lese-Verführer sowie Porträts und Gespräche mit Büchersammlern und im besten Sinne -narren, deren Bibliotheken teilweise selbst die Vorstellungen manches den heiligen Gegenständen mit den vielen Seiten auch überaus Zugewandten sprengt, wie auch sein immerwährendes Plädoyer für die Literatur in Ehren zu halten. Nach dem Abitur in Aue studierte Walther Journalistik und schließlich am legendären Literaturinstitut in Leipzig, wo er auch eine Zeitlang als Oberassistent tätig war. Von 1964 bis 1978 war er Lektor des Mitteldeutschen Verlags, danach leitete er das Bezirkskunstzentrum im damaligen Karl-Marx-Stadt. 1982 promovierte er mit einer literaturwissenschaftlichen Arbeit zu und Interpretation zu Leben und Werk von Bodo Uhse und wurde ab 1983 selbständig, Freiberufler.

Auf allen Gebieten der Literatur bewandert, arbeitete er seitdem als freier Verleger, Literatur-, Theaterkritiker und Autor. Nach der Wende leitete Walther von 1991 bis 2002 den Chemnitzer Verlag, das Buchprogramm der Freien Presse und war nach seinem Ausscheiden dort zudem als Berater und Herausgeber tätig. Er engagierte sich im Sächsischen Schriftstellerverein e. V. in Chemnitz und begründete 1991 die Buchhandlung Bücher Walther, die nunmehr Filialen in vier Städten hat. Zudem hatte er eine Zeitlang den Vorsitz für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen im Börsenverein des Deutschen Buchhandels inne und war Mitglied des PEN seit 2002. Er veröffentlichte und gab über 40 Bücher im regulären wie bibliophilen Bereich heraus, es finden sich Krimis darunter, Huldigungen an das Erzgebirge, aber auch Monografien zu Weltliteraten. Einer der schönsten Titel des Goethe-Verehrers heißt: Mit Büchern leben, und damit sprach (ja, und: denn das bleibt ja bestehen, spricht) er wohl jedem Bücherfreund bis heute aus dem Herzen. Und ein anderer, 2014 wiederum bei Mironde erschienen: Haben Sie das alles gelesen? (Mitherausgeber: Dieter Lehnhardt), darin porträtiert einige der wohl vehementesten Büchersammler dieser Zeit.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Mi, 23.03.2022

Klaus Walther, Was soll man lesen?, Faber & Faber 2005

KLAUS WALTHER ZUM 85.

"Wer am Morgen des 15. September 2005 in eine Leipziger Straßenbahn einstieg, der konnte eine Überraschung erleben: Die Fahrgäste fanden auf den Plätzen Klaus Walthers Buch »Was soll man lesen?
Ein Leseverführer«. Der Leipziger Verlag Faber & Faber, das Leipziger Haus des Buches, die Buchmesse, die Leipziger Verkehrsbetriebe, die Leipziger Volkszeitung und MDR Figaro hatten diese gelungene Überraschung organisiert und unterstützt. Anlass war das 15. Gründungsjubiläum des Verlages Faber & Faber.

[...] 2005 fand sich eine Gesprächsrunde in der Leipziger Buchhandlung Hugendubel zusammen. Im sachkundigen Publikum waren viele bedeutende Autoren versammelt. [...]
Klaus Walther antwortete auf die Frage, warum er das Buch »Was soll man lesen?« geschrieben habe: »Weil ich selbst ein Leser bin und die richtigen Leser wollen anderen Menschen mitteilen, was sie gelesen haben«. Aber jeder Mensch habe einen anderen Lebenshintergrund. Deshalb habe er auch nicht nur über seine Lieblingsbücher geschrieben. Wer lese heute noch Wieland? Vielmehr habe er das Buch als Liebhaber von Büchern geschrieben, der mit Büchern lebe. Helmut Richter [... nannte als Vorzug des Buches], dass es nicht mit dem Gestus des »Kanons« daherkomme. Klaus Walther habe ein redliches Buch geschaffen.
Einerseits schwärme er von der Literatur. Andererseits dränge er niemandem ein Buch auf.
Michael Hametner antwortete: »Ich freue mich über jeden, der zum Lesen verführt wird«. Gleichzeitig sage er aber: [...] Vielleicht werde auch falsch argumentiert, wenn nur die Lust am Lesen hervorgehoben werde. Denn Lesen mache auch Mühe, man müsse Zeit investieren. Das sei oft nicht einfach. Viele heutige Leser wollten auch die aktuellen Bücher gar nicht lesen, sondern sie wollten mitreden können. Deshalb konzentrierten diese sich auf das Lesen von Buchbesprechungen. Elmar Faber warf hier ein, dass [...] Man [...] konstatieren [müsse], dass Lesen vielleicht doch eine elitäre Angelegenheit sei. Das schließe nicht aus, dass man selbst begeistert sei. Wenn er aufhören müsse zu lesen, dann werde er wahrscheinlich auch aufhören zu leben. Gleichzeitig müsse man auch sagen, dass Lesen selbstverständlich Mühe und Vergnügen gleichzeitig sei. Ein Vergnügen ohne Mühe sei keines. [...]"

(Johannes Eichenthal)

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Mo, 23.09.2019

SPRACHE UND EIGENSINN

Am 9. Oktober 2019 stellt der Mironde Verlag von Birgit und Andreas Eichler in Zwickau den ersten Band eines geistigen Wanderführers durch Mitteldeutschland mit dem Titel »Von den Minnesängern bis Herder. Sprache und Eigensinn« vor.

"Wir wandern, wir wandern …
Literatur hat als Hintergrund immer auch Landschaft und Geschichte. Burgen und Klöster, Wälder und Städte sind der Erlebnisraum mitteldeutscher Literatur. Sprache und Dichtung wachsen aus geschichtlichen Bewegungen und Veränderungen. Aus solchen Vorgängen leben Texte und Bilder dieses Buches. Daraus entsteht keine Literaturgeschichte, aber Geschichten zur Literatur. Andreas Eichler, promovierter Philosoph, entwickelt dabei eine Philosophie der literarischen Begegnung. Birgit Eichler bebildert diesen Weg, diese Wanderung. Denn das ist der Kern dieser Unternehmung: Eine Wanderung durch das Land und seine Geschichte in Eigensinn und Sprache.
Wir wandern, wir wandern. Bilder erleben wir und die Schönheiten der Sprache. Ein Buch für Leser und Liebhaber des Lesens, der Bücher, der Literatur
."
(Aus dem Geleitwort von Klaus Walther)

9. Oktober 2019, 19 Uhr, um Platzreservierung wird gebeten: 0375 294075 

Zwickauer Antiquariat & Buchladen
Hauptstraße 22, 08056 Zwickau

Andreas Eichler, Von den Minnesängern bis Herder. Sprache und Eigensinn
Mironde Verlag, Niederfrohna 2019
29,90 €
ISBN 978-3-96063-025-8

Mo, 07.01.2019

Eine Besprechung ...

... der Marginalien im Feuilleton des Mironde Verlages (Inh.Birgit und Dr. Andreas Eichler und des Freundeskreis Gerd Hofmann:

Die Pirckheimer-Gesellschaft e.V. gibt die Zeitschrift »Marginalien. Zeitschrift für Buchkunst und Bibliophilie« heraus. Eben erschien Heft 4/218 (Heft 231).
Im Vorab-Wort benennt Till Schröder Anzeichen für den wachsenden Bedeutungsverlust von Büchern, zieht sich aber auf eine Art von Selbsttröstung zurück: »Alte Medien werden von den neuen nie vollständig verdrängt … Die Marginalien suchen daher lieber in den Nischen von Gegenwart und Vergangenheit nach Best Practic, wie es die Managementkurse so gerne predigen.« (S. 3)
Es folgen 13 Artikel, ein Debattenbeitrag, drei Rezensionen und Nachrichten aus der Pirckheimer Gesellschaft.
Besonders beeindruckte uns der Beitrag des promovierten Historikers Christoph Links über das Schicksal von Kinderbuchverlagen in der DDR (S. 27ff). In vorbildlich nüchterner Weise schildert Links die oft dramatischen Geschichten ausgewählter Verlage. Der Jurist und Buchhändler Paul Zahl erhielt am 12. Dezember 1946 die Lizenz der Besatzungsmacht zur Gründung des Peter-Paul-Verlages in der Feldberger Bahnhofstraße 1a. Die Bücher des Verlages waren in der geistigen Nachkriegssituation begehrt. Dem Amt für Literatur und Verlagswesen, schwebte dem Anschein nach aber eine Verstaatlichung der Verlage vor. Man verweigerte dem Peter-Paul-Verlag 1951 die Neulizenzierung. Paul Zahl fühlte sich bedroht und verließ mit seiner Familie 1953 die DDR. Doch er konnte in der Bundesrepublik nie wieder Fuß fassen. In der DDR ging der zurückgelassene Verlag 1955 in die Liquidation.
Der Verlagsbuchhändler und das KPD-Mitglied Alfred Holz erhielt am 28. August 1946, dem Geburtstag Goethes, innerhalb einer Verlagsgemeinschaft eine Lizenz der SMAD. Die Geschäftstätigkeit des Verlages wurde immer wieder durch fehlende Papierzuteilungen behindert. So konnten keine effizienten Auflagengrößen erreicht werden. Daraus ergaben sich finanzielle Engpässe, die durch zusätzliche Kreditaufnahmen und Rechnungsstundungen der Druckerei abgfangen werden mussten. Die Hauptverwaltung Verlagswesen bot Alfred Holz eine staatliche Beteiligung an, doch dieser wollte seinen Verlag vollständig in Staatseigentum überführen. Nach einer schweren Erkrankung stimmte Holz 1961 der Überführung seines Verlages als Imprint in den SED-eigenen Kinderbuchverlag zu.
Der Verlag Ernst Wunderlich wurde 1876 in Leipzig gegründet. Der Enkel des Verlagsgründers Hans Wunderlich, erhielt 1947 eine Verlagslizenz in Leipzig. 1948 ging Hans Wunderlich aber nach Worms und gründerte dort eine Verlagsbuchhandlung. 1955 erfolgte die Trennung der beiden Firmenteile. 1957 wurde der Leipziger Wunderlich-Verlag in Prisma-Verlag umbenannt. Der Kinder- und Jugendbuchbereich wurde aufgegeben. Kulturgeschichte prägte das Verlagsprofil. 1984 verkauften die Inhaber den Verlag an den LDPD-Buchverlag »Der Morgen«. Dort wurde der Prisma-Verlag bis 1991 als Imprint weitergeführt.
1933 gründeten Karlfriedrich Knabe und seine Ehefrau Helene Knabe die Weimarer Druck- und Verlagsanstalt mit Druckerei, Buchbinderei, Buchhandlung und Antiquariat. Im Jahre 1947 erhielten der Verlag eine Lizenz der Besatzungsmacht. 1948 wandelten Karlfriedrich Knabe und sein Sohn Gerhard das Unternehmen in eine OHG um und änderte den Namen in »Gebr. Knabe Verlag«. Von da an wurden vor allem Kinderbücher verlegt. Bei der Neulizenzierung wurde die Lizenz ausschließlich auf Gerhard Knabe vergeben, jedoch einer Erweiterung des Verlagsspektrums (Jugendliteratur, Romane, Erzählungen, historische Biographien) zugestimmt. 1972 wurde die Druckerei verstaatlicht. 1983 lief die Verlags-Lizenz aus. Der Verlag wurde 1984 abgewickelt. Mit dem 1. Januar 1985 ging das Verlagsvermögen an den Postreiter-Verlag in Halle über. In der Folge der Wiedervereinigung ging 2002 der Postreiter-Verlag in den Besitz des Beltz-Verlage in Weinheim über. Im Jahre 2006 gründete der Urenkel des Verlagsgründers Steffen Knabe den Verlag unter dem Namen »Gebr. Knabe« in Weimar neu.
1903 gründete Rudolf Arnold seinen Verlag in Leipzig. 1948 erhielt sein Erbe Viktor Emanuel Johannes Arnold eine Lizenz der SMAD als Jugendbuchverlag. Mit der Neulizenzierzung 1951 musste sich der Verlag auf Kindernbücher spezialisieren. Zunächst erschienen vier bis fünf Titel im Jahr, Anfang der 1960er Jahre10–15 und in den 1970er Jahren 20–25 Titel. Nach dem altersbedingten Ausscheiden des Lizenzinhabers wurde der Verlag ab 1. Januar 1989 als eine Art Imprint dem SED-eigenen Urania Verlag Leipzig angegliedert. Beim Verkauf der Urania-Gruppe durch die Treuhand-Anstalt hatte die Dornier-Gruppe kein Interess am Arnold Verlag. Dieser stellte Ende 1990 seine Produktion ein. 1994 wurde er aus dem Handelsregister gelöscht. Das Archiv des Arnold Verlages gelangte mit dem Urania-Bestand zur Dornier-Gruppe.
Vielleicht erscheint dem einen oder anderen Leser diese Beschreibung der Verlagsschicksale zu aufwändig? Aber Christoph Links macht sich die Mühe, um auf die Besonderheit jedes einzelnen Verlagsschicksales aufmerksam zu machen. Jeder Verlag hatte eine etwas andere Geschichte. Gerade um die Besonderheiten geht es in der historischen Forschung, nicht um Durchschnittsvergleiche.

Ein Porträt der Buchillustratorin Gertrud Zucker aus der Feder von Elke Lang (S. 38ff) liest sich sehr interessant. Die junge Frau nahm 1954 ein Studium an der Kunsthochschule in Berlin-Weißensee auf. Besonders beeindruckt war sie von Professor Werner Klemke, der ihr eine völlig neue Sehweise vermittelte: »Wir sollten nicht nur die bildliche Darstellung im Auge haben, sondern mit der Grafik die Typografie und die Seitengestaltung mitdenken.« Ausführlich wird in Abbildungen und Erläuterungen das Lebenswerk von Getrud Zucker vorgestellt.

Klaus Walther, ein promovierter Germanist, Autor, Journalist, Lektor, Herausgeber, Verleger und Buchhändler, plaudert im hinteren Teil des Heftes (S. 103ff) über seine 62jährige Suche nach einem Holzschnitt des Straßburger Münsters. Eigentlich gab es vier Auflagen zu je 1000 Exemplaren, die im Leipziger Insel-Verlag erschienen. Doch der Schnitt war sehr begehrt und selten zu erstehen. 1933 hatte Rudolf Koch die Zeichnung gefertigt, Fritz Kredel und Lisa Hampe schnitten diese in Holz. Die vierte Auflage des Holzschnittes erschien 1954 in Leipzig.
Der Student Klaus Walther sah ein letztes Exemplar im Leipziger Antiquariat Engewald, schreckte aber zunächst vor dem Preis zurück. Als er sich besonnen hatte, war es bereits zu spät. Der Schriftsteller und Lektor Eberhard Panitz hatte es erworben und wollte es nicht abgeben. (Dem Anschein nach war der Schnitt für Panitz so wichtig, dass er ihn sogar in der, nach seinem Buch verfilmten Geschichte »Die sieben Affären der Dona Juanita« in einer Rolle »mitspielten« ließ.)
Wir wissen, dass es Klaus Walther versteht Geschichten zu erzählen. Diese Geschichte hat etwas Sinnbildliches: der Autor nimmt uns mit auf sein nahezu lebenslanges Suchen.

(Johannes Eichenthal)

So, 02.04.2017

Die Büchermacher

Von Verlegern und ihren Verlagen

Mit Beginn des 20. Jahrhunderts „produzierte“ der Buchmarkt einen neuen Typ des Verlegers, den des Kultur- oder Individualverlegers. Zwar gab es schon im 19. Jahrhundert Verleger-Autoren-Beziehungen, die weit über die Vermarktung des geschriebenen Wortes hinausreichten. Doch erst als mit dem Strukturwandel der Öffentlichkeit und mit neuen Druckverfahren das Buch zur Massenware und zugleich zu wertgeschätztem Kulturgut wurde, konnte sich eine Vielzahl von Verlagen etablieren, die für einige Zeit oder jahrzehntelang Autoren groß machten und Debatten bestimmten. Berühmte Namen, große Verlage. Unter ihnen Samuel Fischer, Albert Langen, Peter Suhrkamp, Ernst Rowohlt, Elmar Faber. Sie scheinen mehr und mehr vergessen, aber ihre Namen finden sich auf den Titelseiten unvergessener Bücher. Von ihren Lebenswegen, ihrem Büchermachen erzählt Klaus Walther.

Walther, Klaus - Die Büchermacher, Von Verlegern und ihren Verlagen
Quintus Verlag, Berlin 2017
160 Seiten, 61 Abbildungen
Hardcover mit Schutzumschlag,
Fadenheftung, Format: 12,5 x 20,5 cm ISBN: 978-3-945256-89-3 € 20

Mi, 14.09.2016

Haben Sie das alles gelesen?

Lesung: 15. September 2016, 19 Uhr

Antiquariat Central W33
Georg-Schwarz-Str. 12, 04177 Leipzig

Sa, 30.04.2016

Haben Sie das alles gelesen?

Klaus Walther/Dieter Lehnhardt:
Haben Sie das alles gelesen? Ein Buch für Leser und Sammler.
(Mironde Verlag)
mit Birgit Eichler (Gestalterin) und Dieter Lehnhardt (Hrsg. und Fotograf)
Lesung: 6. Mai 2016, 19 Uhr

Buchhandlung Lentner,
Marienplatz 8, Rathaus, München
Telefonische Anmeldung erwünscht: 089/227967

Do, 10.03.2016

Reihenweise. Die Taschenbücher der 1950ger Jahre und ihre Gestalter

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe Buch, Kultur & Gesellschaft der Initiative Buchkultur stellte Reinhard Klimmt, den viele bis dahin nur als Ministerpräsident des Saarlandes und Bundes-Verkehrsminister kannten, seine beeindruckende Sammlung von Taschenbüchern vor - er sammelt Bücher von Kindesbeinen an. Die Pirckheimer Klaus Walther und Dieter Lehnhardt stellten in ihrem Band „Haben Sie das alles gelesen?" neben anderen bedeutenden Sammlern auch die Sammlung Klimmt vor.
Reinhard Klimmt, Juli 2015, Foto Ralph Aepler
Jetzt hat Reinhard Klimmt, zusammen mit dem Professor für Kommunikationswissenschaft an der Universität Erfurt Patrick Rössler, unter dem Titel "Reihenweise. Die Taschenbücher der 1950er Jahre und ihre Gestalter" eine umfassende zweibändige Bibliographie der deutschsprachigen Taschenbuchveröffentlichungen der Nachkriegszeit bis Ende der 50er Jahre herausgegeben. 5.000 Titel aus diesem wichtigen Teil der gesamtdeutschen Buchkultur, Österreichs und der Schweiz sind auf 940 Seiten beschrieben und abgebildet. Das zweibändige Werk wird zur Leipziger Antiquariatsmesse frisch von der Druckerei in Leipzig angeliefert und dort zum ersten Mal vorgestellt. Dazu gibt es im Eingangsbereich der Antiquariatsmesse eine Sonderausstellung.

Leipziger Antiquariatsmesse: 17. - 20. März 2016

Leipzig, Messegelände
Halle 3

Fr, 30.10.2015

Haben Sie das alles gelesen?

... Dem Anschein nach waren an die­sem Herbst­abend (des 28. Oktober) alle Buch­lieb­ha­ber aus Chem­nitz und Umge­bung in der Villa Esche ver­sam­melt. Man sah die Lei­te­rin der Stadt­bi­blio­thek Limbach-​​Oberfrohna, Chris­tine Erler, die Betrei­be­rin der Sonnenberg-​​Presse Bet­tina Hal­ler, die lang­jäh­rige Lei­te­rin der Chem­nit­zer Volks­hoch­schule und Vor­sit­zende der Inter­na­tio­na­len Ste­fan Heym Gesell­schaft Dr. Ulrike Uhlig, und den Chem­nit­zer Anti­quar Wolf­gang Geb­hardt. Aus Mann­heim reiste Dr. Ralph Aep­ler, der Vor­sit­zende der Pirckheimer-​​Gesellschaft e.V. ... an. ...
Dr. Klaus Walther, Hrs­g. und Autor, Bir­git Eich­ler, Buch­ge­stal­te­rin und Ver­le­ge­rin, Dr. Andreas Eich­ler (Mode­ra­tor), Klaus Bel­lin, Autor und Die­ter Lehnhardt, Hrs­g. und Foto­graf (von rechts nach links)
2014, ... in einer Zeit, in der sich viele Men­schen von ihren Büchern tren­nen und das elek­tro­ni­sche Buch als »Fort­schritt« ange­prie­sen wird, habe man (mit dem Titel "Haben Sie das alles gelesen") auf die Bedeu­tung der Bücher­samm­ler ver­wei­sen wol­len. In einem ers­ten Teil des Buches erzäh­len sech­zehn Bücher­samm­ler aus ganz Deutsch­land von Ent­ste­hung und Struk­tur ihrer pri­va­ten Biblio­thek, in der Regel geht es um mehr als 20.000 Bücher, und von ihrer Sammel-​​Motivation. In einem zwei­ten Teil wer­den acht Biblio­the­ken ver­stor­be­ner Lite­ra­ten und Gelehr­ter vor­ge­stellt. ... mit die­sem Teil des Buches (wird) an die Kette der Tra­di­tion erin­nert ..., in der die heu­ti­gen Samm­ler stehen. ...
Die drei Auto­ren berich­te­ten davon, wie sie über­haupt zum Bücher­sam­meln kamen. Klaus Walt­her gab über seine Bestre­bun­gen nach einer enzy­klo­pä­di­schen Biblio­thek Aus­kunft. Klaus Bel­lin, der von einem Ver­tre­tungs­leh­rer zur Buch­lieb­ha­be­rei ver­lei­tet, und von der Biblio­thek Max Heckers in der Wei­ma­rer Alten­burg inspi­riert wurde, schil­derte die Anschaf­fung zahl­rei­cher Aus­ga­ben der Goethe-​​Werke. Auf die Frage eines Zuschau­ers ergänzte er, dass es unter­schied­li­che Ver­su­che der Wer­ker­schlie­ßung gäbe. Einige Aus­ga­ben seien nach Werk­grup­pen geord­net, andere ver­such­ten die unter­schied­li­chen Arbei­ten chro­no­lo­gisch dar­zu­stel­len. Ihm, so Klaus Bel­lin, gehe es um das Ver­glei­chen der ver­schie­de­nen Ver­su­che, um die Zusam­men­hänge. Die­ter Lehn­hardt gab zu Pro­to­koll, dass er als Stu­dent Chemie-​​Fachbücher und auch andere Bücher erwarb, um sich Wis­sen anzu­eig­nen. Aus der Nähe von Wetz­lar stam­mend wid­mete er sich auch bald beson­ders der Samm­lung von Goethe-​​Werken und Erst­aus­ga­ben ein­zel­ner Texte. Aus dem Erwerb der Bücher und der Beschäf­ti­gung mit dem Inhalt habe er viel gelernt. Heute trete für ihn die Ent­schleu­ni­gungs­funk­tion des Lesens zuneh­mend in den Vor­der­grund. Lesen habe für ihn etwas mit Lebens­kunst und Genie­ßen zu tun. Bücher und Wein pass­ten her­vor­ra­gend zusammen. ...
(Johan­nes Eichenthal)

... der gesamte Artikel mit Kommentar kann hier gelesen werden.

So, 28.06.2015

Zwei zentrale Fragen

Am 19. Juni 2015 stellte der Pirckheimer Dr. Klaus Walther in einer Zwickauer Buchhandlung den im Okto­ber ver­gan­ge­nen Jah­res erschie­ne­nen Band »Haben Sie das alles gele­sen?« vor, den er gemein­sam mit dem Pirckheimer Die­ter Lehn­hardt her­aus­gegeben hatte. Danach las er aus einer Neuerscheinung, welche sozu­sa­gen eine Fort­set­zung die­ses Bu­ches ist. Es ist zwar in den Umschlag eines »Kri­mi­nal­ro­ma­nes« gehüllt, doch darin befin­det sich ein Bücher­samm­ler­buch. Aus die­sem las Klaus Walt­her einige Kapi­tel.
Es geht eher gemüt­lich zu, in die­sem Krimi. Denn eigent­lich ist es eine amü­sante Ein­füh­rung in die Welt der Bücher­samm­ler. Klaus Walt­her hat sei­nen Brecht gele­sen. Große Ver­bre­chen fin­den heute eher nicht in Niederstein-​​Lustthal statt, denn was ist der Ein­bruch in ein Anti­qua­riat gegen die Grün­dung einer Bank?
Viel­leicht ist Klaus Walt­her eher ein gro­ßer Plau­de­rer als ein gro­ßer Vor­le­ser? Jeden­falls waren seine Erzäh­lun­gen zwi­schen den Kapi­teln sehr amü­sant. Die ent­schei­den­den zwei Fra­gen in die­ser Welt sind: 1. Wie kommt man zu sei­nen Büchern? und 2. Wie bringt man sie unter?
(nach einer Information von Johannes Eichenthal)

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Klaus Walt­her: Roman­ti­sche Lie­der und eine Lei­che. Ein Bücher-Krimi.
160 Sei­ten, 12,5 × 21,5 cm,
gebun­den,
Schutz­um­schlag,
Lese­bänd­chen,
12,90 €
ISBN 978–3-937654–87-4

Mi, 18.03.2015

Pirckheimer auf der Leipziger Buchmesse

... Vor dem Sach­buch­fo­rum in der Halle 3 dräng­ten sich am Vor­mit­tag des 12. März die Besu­cher. Viele pro­mi­nente Freunde des Buches (so der Pirckheimer Elmar Faber, Mitte) waren unter ihnen.
(Die) Her­aus­ge­ber Die­ter Lehn­hardt (Mitte) ... (und) Dr. Klaus Walt­her (stellten gemeinsam mit) ... Buch­ge­stal­te­rin Bir­git Eich­ler das (beim Mironde-Verlag erschienene) Buch »Haben Sie das alles gele­sen? Ein Buch für Leser und Samm­ler« vor. ... 
Selbst­ver­ständ­lich signier­ten die Her­aus­ge­ber auch das Buch ...
Dr. Klaus Walt­her signierte gleich zwei Bücher. Nach »Haben Sie das alles gele­sen? ...« erschien eine Art von Fort­set­zung: »Roman­ti­sche Lie­der und eine Lei­che«. Der Form nach ein Bücher-Krimi. Man kann das Buch aber auch als eine Art Ein­füh­rung in das Bücher­sam­meln lesen. ...
(Johan­nes Eichenthal)
... gesamten
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Klaus Walt­her:
Roman­ti­sche Lie­der und eine Lei­che. Ein Bücher-Krimi.

160 Sei­ten, 12,5 × 21,5 cm,
gebun­den,
Schutz­um­schlag,
Lese­bänd­chen,
12,90 €
ISBN 978–3-937654–87-4

Mo, 23.02.2015

Oberflächlich – Nein Danke, ich habe es gelesen!

Der respektlose Umgang der Menschen miteinander nimmt immer mehr zu. Das ist ein Zeichen unserer Zeit. Anstatt die wenigen Pflänzchen persönlichen Engagements zu schützen und zu hegen, werden sie gnadenlos niedergemäht. Und zwar nicht wegen ihrer Wirkung sondern ausschließlich aufgrund der äußeren Erscheinung.
Alles atmet den Hauch von Flüchtigkeit, mangelndem Gestaltungswillen und Gedankenlosigkeit – summa summarum dies Druckwerk ist ein Zeichen unserer Zeit.“ – wenn diese Zusammenfassung für das hier in Rede stehende Buch gelten soll, dann gilt sie für seine „Rezension“ allemal.
Walther/Lehnhardt, Birgit und Andreas Eichler arbeiten nach der Ansicht von R. F. Meyer flüchtig und gedankenlos. Das ist schon starker Tobak. Denn worauf der Rezensent seine Einschätzung stützt, lässt sich der „Rezension“ nicht entnehmen. Vielmehr erkenne ich in diesen vernichtenden Zeilen ausschließlich ein Verharren in der Vergangenheit und eine Ignoranz der Gegenwart. Mit einer guten Buchrezension, welche die positiven und negativen Aspekte einer Publikation sorgfältig abwägt, haben die Zeilen R. F. Meyers m. E. nichts zu tun. Alle berühmten Raucher der Zeitgeschichte wären unter dem olfakorischen Aspekt für Nichtraucher immer unangenehm gewesen. Komischerweise kam es darauf niemals an….
Den von R. F. Meyer geäußerten Ansichten mangelt es primär an Trennschärfe zwischen der absolut berechtigten Kritik an gesellschaftlichen Entwicklungen und dem leidenschaftlichen Tun von Bücherfreuden. Soll kein Kunstbuch mehr erscheinen, nur weil sich kaum noch jemand den Lichtdruck leisten kann oder wollen wir unserem Pirckheimer Freund Kugler zurufen,: „Schreib nicht über Bücherfreunde, so lange Du Dir nur books on demand leisten kannst!“?
Ich habe die Bücher von Walther/Lehnhardt und Kugler gelesen und bin weder erblindet noch sind meine Atemwege verätzt – alles gesund! Ich habe vielmehr neue Einblicke gewonnen in mir unbekannte Sammlungen von interessanten Leuten. Meine Begeisterung für den Inhalt und meine Achtung vor dem Mut und Engagement der „Macher“ haben Fakten wie die unschönen 135 g/m2, das Lesebändchen und den Einband den rechten Platz zugewiesen – irrelevant! Diese Bücher haben bei mir ihr Ziel erreicht, mich unterhalten und mir schöne Stunden geschenkt. Einen Satten wieder hungrig gemacht.
Sicherlich das Buch richtet sich auch an Bibliophile, aber in erster Linie möchte es doch erreichen, Nichtbibliophile zu Bibliophilen zu begeistern. Das Buch will Sammler und Orte des Buches vorstellen, anregen, mehr zu erfahren und unterhalten, mehr nicht – vor allem keinen gekünstelten, bibliophilen Ansprüchen gerecht werden. Was sollen das überhaupt für Ansprüche sein?
Das Heranführen an neue Einsichten ist die Verantwortung des Wissenden, und ich habe bisher jede dieser Lektionen genossen, weil ich eingestand, es nicht zu kennen und somit die Tür öffnete, um an der Begeisterung eines anderen teilhaben zu dürfen. Nur so werden wir die Reihen der Mitglieder bibliophiler Gesellschaften verjüngen.
Wer heute lebt, sich mit der Gegenwart auseinandersetzt und dennoch das Engagement an den Tag legt, ein Buch über Büchersammler herauszubringen, verdient zuallererst Respekt! Allen Akteuren ist gemeinsam, dass sie unter persönlichen Opfern und den Zwängen der Ökonomie dennoch etwas auf die Beine gestellt haben, was für uns alle einen Mehrwert darstellt. Geht es besser? Na klar geht es immer besser. Aber sollte es deswegen unterbleiben? Nein die Welt ist bunt und besteht eben nicht nur aus „schwarzer“ Druckerschwärze!
Hilfe und Unterstützung anzubieten, Mut zu machen für weitere gleichartige Vorhaben, das wäre für mich eine wünschenswerte und gerechtfertigte Reaktion desjenigen, der mehr weiß und der mehr Erfahrung besitzt. Und ich bin mir sicher, keiner der „Macher“ wehrt sich beim nächsten Projekt gegen die Mitarbeit oder die Spende von ?0.000 € solch leidenschaftlicher Buchliebhaber wie R. F. Meyer, denn Seide, Leinwand oder Leder müssen ja finanziert werden.
Wir alle sollten uns bei unserem Handeln stets bewusst sein, dass jeder der sich aufgrund einer solchen „meyerischen Rezension“ nicht auf das Buch an sich einlässt und sich nicht seine eigene Meinung darüber bildet, ob Büchersammeln etwas für ihn wäre, schnell unwiederbringlich ein verlorener potentieller Bücherfreund und Antiquariatskunde ist. Damit schaden wir unserem Anliegen und den Werten unserer Sammlungen.
Mit der Zeit zu gehen, darf nicht bedeuten, im Gestern zu verharren oder den eigenen Anspruch aufzugeben. Seit der Erfindung des Buchdrucks wird vom Untergang des Buches gesprochen, aber es ist noch da und das bei sich stark veränderten Geschmäckern. Das Buch steht stets im Kontext der Zeit in welcher es entstanden ist! Den heutigen Machern von Büchern kann ich nur zu rufen, es ist ein schwerer Kampf aber ich glaube daran, dass es kein Kampf von einer aussichtslosen Position ist. Im Rahmen meiner Möglichkeiten und Interessen habt ihr immer einen Verbündeten.
(Dr. Ralph Aepler)

1 Kommentar:

Peter Rhein hat gesagt ...
Ich habe die Kritik von Rainer Friedrich Meyer mit großem Vergnügen gelesen, als ironische Kritik der Zeit und bemerke: Er hat Recht! Die Entgegnung ist doch sehr verbissen und bei allem Mitgefühl für den Respekt des "Wollens", Abstriche an der Solidität der künstlerisch/ handwerklichen Ergebnisse sind leider ein Zug der Zeit.
23.02.2015

Di, 17.02.2015

Haben Sie das alles gelesen?

Eine oberflächliche Rezension

Auf meyerbuch findet sich eine interessante Besprechung eines hier bereits vorgestellten Buches. Interessant, weil der Berliner Antiquar mit seiner Besprechung mit keinem Wort auf den Inhalt eingehend, trotzdem den Finger in die Wunde dieses Druckwerks und anderer moderner Buchproduktion legt. Es mag oberflächlich (R. F. Meyer) scheinen, ein Buch zu besprechen, ohne auf Texte einzugehen, ist aber schmerzhaft - handelt es sich bei diesem Buch doch um einen vornehmlich von Bibliophilen geschriebenen Titel für Bibliophile - in dem jedoch letztlich jeder bibliophile Anspruch aufgegeben wird:

"Warum riechen moderne Druckerzeugnisse nur so unangenehm: reine Chemie steigt aus den aufgeschlagenen Seiten in die Nase. Man sollte sie fern von sich halten und mit einem Fernrohr lesen oder einen Nasenfilter aufsetzen, um Verätzungen der Riechschleimhaut zu vermeiden. ... olfaktorischen Unmut erregen. Zum Beispiel dies Buch über Sammler: „Haben Sie das alles gelesen?“.
Dick kommt es daher, aber das liegt vor allem am 135g/m² schweren, dicken, festen, steifen, viel zu glatten, sich schlecht blättern lassenden Papier ... oberflächlich gesehen sicherlich ungemein geeignet für den Offsetdruck in diversem Bunt, was einigen Abbildungen ihren dezenten Rotstich verleiht – dick kommt es daher, will sich nicht richtig öffnen lassen, weil die Gelenke der Buchdecke mit den Vorsätzen verklebt sind. Ergo zieht sich der Rücken bald ein inkurables Knickleiden zu. ...
Daß ein Lesebändchen, auch dies in rot, solch Staubfänger, unten ausfransender Seitenmerkstrick, irgendetwas mit Bibliophilie zu tun hätte, das ist ein beliebter Irrtum der Lesenzeichenlosen, dem auch dieses Druckwerk anhängt.
Der Einband ist von bescheidener Bläue, die aus irgendeinem behandelten Papier mit Leinenstruktur besteht: es täuscht also etwas vor, was es nicht ist – nichts für jene Finger, die Seide, Leinwand oder Leder gewöhnt sind, irgendein Material eben, das ihnen taktile Freuden bereitet. Das Papier innen ist, wie erwähnt, glatt, kein bißchen Oberflächenstruktur trübt dies; es muß eine Verschwörung geben, den Sinnen kein Futter mehr zu gewähren, ...
Warum wird in manchen neuen Büchern kein Schwarz mehr als Druckerschwärze verwandt? ...
Schrifttype: breit läuft sie über die Zeilen, als ob sie auf einer mittelalterlichen Folterbank gestreckt würde; und wenn sich ein kleines Bild mit in die Spalte schmuggelt, dann wird es zugig: plötzlich sieht sie aus wie geronnene Milch, es wird luftig zwischen den einzelnen Buchstaben, wie gesperrt schaut das aus, als ob überdehnt die gefolterten Gliedmaßen der Wörter auseinanderdrifteten.
... die Farben: Neuerdings ergießt sich Buntheit in die Bücher ... Was kann einen halbwegs sehfähigen Menschen dazu verleiten, Seiten rot oder hellbraun zu unterlegen? ...
Es sind nun seit Gutenberg, selig, einige Jahre in die Schwarzkunstländer geflossen, Erfahrungen in guter Typographie stehen haufenweise zur Verfügung, niemand ist gezwungen, gleich Tschichold-Anhänger zu werden, obwohl mir dessen Aufteilung einer Doppelseite immer noch die schönste und harmonischste dünkt. Aber bereits bei dieser Schrifttype hätte er das Grausen bekommen: jedes ‚w’ macht sich breit, zwei ‚t’ mögen sich nicht und halten stets Abstand zueinander, dafür kuscheln andere Buchstaben miteinander, ohne sich je wirklich zu verbinden, wie z.B. ‚fi’, besonders häßlich, da der i-Punkt gefährlich nah an dem nach unten gebogenen Oberteil des ‚f’ liegt  ....
Alles atmet den Hauch von Flüchtigkeit, mangelndem Gestaltungswillen und Gedankenlosigkeit – summa summarum dies Druckwerk ist ein Zeichen unserer Zeit."
(Rainer Friedrich Meyer)
 
... gesamten Beitrag auf meyerbuch lesen.

Klaus Walther, Dieter Lehnhardt (Herausgeber):
Haben Sie das alles gelesen? Ein Buch für Leser und Sammler.

Mironde-Verlag 2014
366 Seiten, geb., 29,90 €
ISBN-10: 3937654801
ISBN-13: 978-3937654805

Mo, 09.02.2015

Erzählungen für Bücherfreunde II

Kugler Band 2 - eine Fortsetzung eines sehr guten ersten Buches zu schreiben, ist eine echte Herausforderung. Kugler hat sie gemeistert, ich hingegen anfänglich nicht. Man ist geneigt, die neuen Geschichten zu vergleichen mit denen, welche einem im ersten Band so gut gefallen haben. Unterlässt man diesen „falschen“ Vergleich und lässt sich auf den Text ein, so sind sie wieder da die wunderbaren Erzählungen Kugler’s, in welchen er wieder Bücherfreunde zu Wort kommen lässt. Alles was man zu einer unterhaltsamen Geschichte braucht, ist drin in den Kugler Büchern natürlich aber auch Tote, Sex und spannenden Geheimnisse - die aber gelüftet werden.
Kugler ist es gelungen, eine fast 300 Seiten umfassende Fortsetzung zu schreiben, die den Leser in den Bann der Geschichten zieht. Das Buch passt sehr gut in die Reihe, in welcher Pirckheimer Freunde ihre Geschichten erzählen. Jüngst ja bekanntermassen wieder Klaus Walther und Dieter Lehnhardt.
Schade ist eigentlich nur, dass solche Abende auf unseren Jahrestreffen schwierig durchführbar sein dürften, denn wo findet man noch eine Hotelbar, in welcher man ungestört Zigarre rauchen darf…
Nach meiner letzten Rezension zu Band 1 wurde mir von verschiedenen Pirckheimern signalisiert, dass mein Vorschlag mit der Jahresgabe kontraproduktiv war, weil interessiertes Publikum so vom Erwerb Abstand nimmt und auf die „Jahresgabe“ wartet. Zur Klarstellung, es war mein spontaner Gedanke, der sich aus verschiedensten Gründen, allein schon zeitlich nicht umsetzen lässt. Daher nochmal klar von meiner Seite, am Besten beide Bände direkt beim Autor bestellen. Die 100 Stück der Ausgabe sind schneller weg, als man gemeinhin vermuten wird. Ich habe auch bei Dieter Lehnhardt nur noch das letzte Exemplar der Vorzugsausgabe erstehen können, der Rest war weg. Dank meiner Begeisterung und dessen Kenntnis von Herrn Kugler habe ich hier die Nummer 11 erhalten!
Übrigens beide Bücher gibt es auch als Broschur „Geschichten aus der Bücherkiste“ für nur 20€!
(Dr. Ralph Aepler)

Fr, 17.10.2014

Haben Sie das alles gelesen?

Ein Buch für Leser und Sammler.

Alfons von Kastilien meinte, der Mensch brauche drei Dinge um glücklich zu sein, gute Freunde zur Gesellschaft, gute Weine zum Trinken, gute Bücher zum Lesen.
In diesem Buch erzählen Leser von ihren Freundschaften mit dem Buch, Sammler von ihren großen oder kleinen Bibliotheken. Und – es gibt Bilder von Bücher-Orten, die man besuchen kann, Bibliotheken von Sammlern und Lesern der Vergangenheit. Eine spannende Lektüre also für Bücherfreunde und solche, die es werden wollen. Fünfzehn Büchersammler stellen ihre Bibliotheken vor, kleine und größere, aber allesamt kommen sie aus der Leselust ihrer Besitzer. Reinhard Klimmt hat eine schöne Kollektion der frühen Taschenbücher versammelt, Uwe Schneider Abenteuerbücher von Friedrich Gerstäcker bis Karl May. Dieter Lehnhardt lebt nicht zufällig bei Wetzlar, Goethe heißt sein Büchergott, und auch Ralph Schippan und Klaus Bellin bewahren klassisches Erbe. Die Verleger Elmar Faber und Hans-Joachim Gelberg, auch sie sind Sammler, und der Antiquar Carsten Wurm beschreibt seine Fehlschläge. Reiner Speck stellt seine Imperien von Proust und Petrarca vor, und Klaus Walther den mörderischen Teil seines Buchbestandes. Joachim Kerstens herzerfrischender Gang durch seine Bücherei und Wulf D. von Lucius‘ nachdenkliche Besichtigung seiner Bestände, Reinhard Abels Künstlerbücher, Gebhard Bretzkes Zola-Welt, Godehard Schramms Jünger-Sammlung und Gunnar F. Fritzsches literarisches Mosaik – sie alle machen Lust, Bücher zu lesen und zu sammeln. Klaus Walther (Text) und Dieter Lehnhardt (Fotos) stellen bekannte und unbekannte Bibliotheken vor, die auf ihre Besitzer vielfach verweisen. Und wir erfahren Unbekanntes aus Goethes Bücherleben am Frauenplan. Und wir erfahren: Brecht sammelte Kriminalromane, Nobelpreisträger Wilhelm Ostwald stützte die Fundamente seiner Bibliothek, der Biologe Ernst Haeckel schrieb nicht nur die Welträtsel, sondern auch Liebesbriefe. Bilder aus Gleims Bibliothek und den Buchbeständen der Anna Seghers. Karl May verwertete seine Bibliothek, Thomas Manns Bücherleben und Arno Schmidt als Buchentdecker. Ernst Jünger sammelte Käfer und Bücher – und Balzac lebte in einer imaginären Bibliothek. Bücher-Orte sind Dichters Orte, zu erleben in der Realität – und in diesem Buch.
 
Mironde-Verlag
366 Seiten, geb., 29,90 €
ISBN-10: 3937654801
ISBN-13: 978-3937654805