Es ist eine mächtige Sensation für die Liebhaber der Literaturgeschichte des 20. Jahrhunderts: Ein Großteil des Nachlasses eines der bedeutendsten deutschsprachigen Dichter der Moderne, Rainer Maria Rilke (1875–1926), der sich bisher weitgehend in privater Hand befand, geht, wie dpa am 7. Dezember meldete, in den Bestand des Deutschen Literaturarchivs Marbach über. Der laut DLA „spektakuläre Deal“ gelang mit Hilfe von öffentlichen und privaten Geldern und umfasst ein „riesiges Konvolut“ Schriften und Materialien des in Prag geborenen großen Literaten.
„Der Bestand wird damit besser zugänglich und wissenschaftlich neu erschlossen“, so Sandra Richter, Direktorin des Literaturarchivs in Marbach, während einer Präsentation in Berlin. Sie sprach von einem „sensationellen Bestand“, „überwältigenden Nachlass“. Rilkes Hinterlassenschaft sei der letzte in privater Hand befindliche Nachlass eines wichtigen Autors der Moderne gewesen. Ein erheblicher Teil der Gedichte Rilkes gehört zum Bestand der Weltliteratur. Einige wie etwa das berühmte Der Panther wurden zur Metapher für die Iden der Moderne.
Rilke war zu Lebzeiten – für einen vorrangigen Lyriker ungewöhnlich – der erfolgreichste Autor, mithin ‚Headliner‘ des Insel-Verlags, sein Cornet, der die Insel-Bücherei begründete, wird bis heute immer wieder (zuletzt 2012 mit Schabblättern von Karl-Georg Hirsch) neu aufgelegt. In Marbach werden nun die mehr als 10.000 handschriftlichen Seiten, 8.800 Briefe, Bücher und Zeitschriften, 131 bisher unbekannte Zeichnungen Rilkes sowie etwa 360 Fotografien aus allen Lebensphasen aufgearbeitet. Eine erste Ausstellung auf Basis der neu erworbenen Objekte kündigte Sandra Richter für 2025 zum 150. Geburtstag Rainer Maria Rilkes an.
(André Schinkel/Pressemitteilung)