"»Das ist eine bibliophile Angelegenheit«, erldärt der Ludwigshafener Künstler Günther Wilhelm, als er in seinem Atelier in der Hartmannstraße vier neue Bücher präsentiert. [...]
Jedes Buch enthält jeweils einen Leporello, zum Blättern oder Auseinanderfalten, vielmehr aber noch zur eingehenden Betrachtung. Vom jüdischen Friedhof in der Südwestpfalz, dem Mannheimer Altrhein, der Burgruine Nanstein oder bizarr miteinander verwachsenen Bäumen, die Wilhelm fotografiert und in Cyanotypien festgehalten hat.
Die blauen Farbtöne des auch als »Eisenblaudruck« bekannten altertümlichen Verfahrens setzen die sorgsam ausgewählten Motive in ein faszinierend fremdartiges Licht und verleihen eine fast geheimnisvolle Anmutung. Der Beilenkrappen und die Silberpappel rund um die Mannheimer Reißinsel und den Waldpark vermitteln den Eindruck eines just vorübergezogenen Unwetters. Die alten Grabmäler auf dem Judenfriedhof der kleinen Gemeinde Busenberg sehen aus wie zur „blauen Stunde", in der Dämmerung oder gar zur Nacht aufgenommen. [...]
Das »Bollwerk Nanstein - Der Untergang«, so der Titel des vierten Bandes, sieht in Wilhelms Edition altertümlicher als in Wirklichkeit aus. zugleich wirken diese Aufnahmen irgendwie authentischer, so als führte die alte Drucktechnik näher an die bewegte Vergangenheit der Burg über Landstuhl heran. [...]
Nur jeweils neun kostspielige Exemplare existieren von jedem Band. Jedes ein Unikat, zumal identische Cyanotypien sich nicht herstellen lassen. [...] Der Hemshöfer Künstler bedient sich gerne, ja, leidenschaftlich, solcher sogenannten Edeldruckverfahren und alternativer Prozesse aus den Pioniertagen der »Photographie«, die längst schon ins Abseits geraten und lange schon von der Digitalfotografie verdrängt worden sind. [...]
(Stefan Otto, Die Rheinpfalz)