Pirckheimer-Blog

Friederike Jacob

Di, 04.06.2019

Die Laudatio für Friederike Jacob hielt Ralph Aepler. „Die Friedenauer Presse hat eine phantastische Geschichte, die 1848 in Sankt Petersburg begann, als Moritz Wolff nach Sankt Petersburg kam und die französische Abteilung einer Buchhandlung leitete“. Andreas Wolff, Enkel von Moritz Wolff, gründete 115 Jahre später die Friedenauer Presse. Andreas Rötzer von Matthes & Seitz und Friederike Jacob retteten den Verlag vor zwei Jahren, Jacob leitet ihn nun. „Die Jury hat es diesmal besonders richtig gemacht“, bemerkte Aepler und stellte fest: „Die Zukunft des Buches ist schön, die Branche ist vorwiegend weiblich.“
Cornelius Brändle, Edition Wasser im Turm Berlin, hielt die Laudatio für Otto Dettmer, OttoGraphik. „Dettmer ist genau wie ich Siebdrucker. Es freut mich, dass mit der Auszeichnung auch diese Technik eine Anerkennung erfährt“.

Nachlese: MMPM und V.O. Stomps-Preis

260 Aussteller aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, den Niederlanden, Frankreich, Ungarn, Großbritannien, Spanien, Argentinien und Südafrika präsentieren auf der 25. Mainzer Minipressen-Messe bibliophile Kostbarkeiten und ungewöhnliche Buchideen.
Ein Veranstaltungsprogramm mit Lesungen, Workshops, Performances und Seminaren, in dem auch Events für Kinder eingeplant waren, begleitete das europaweit größte Treffen der Kleinverlage und Buchkünstler. Auch die Pirckheimer-Gesellschaft war mit einem eigenen Stand dabei.

In einer Feierstunde wurde der 21. V. O. Stomps-Preis verliehen, der seit 1979 von der Landeshauptstadt Mainz vergeben wird. Der Hauptpreis ging an die von Friederike Jacob seit 2017 geleitete Friedenauer Presse, 1963 von Andreas Wolff gegründet und 1983 von Katharina Wagenbach-Wolff übernommen.
Den Förderpreis, der seit 2009 vergeben wird, wurde dem im britischen Bristol tätigen Buchkünstler Otto Dettmer zugesprochen. Er veröffentlichte bisher über 80 Bücher.
Die Fachjury vergab zum ersten Mal einen Jury-Lieblingspreis, den Peter Zaumseil von der Dreier-Presse erhielt

Harry Oberländer, der bis 2016 das Hessische Literaturforum im Mousonturm in Frankfurt leitete, hielt die Festrede . Er bezeichnete die Mainzer Minipressen-Messe als „gutes Stück Kulturgeschichte“.
Bereits 1953 hatte Victor Otto Stomps die Idee für eine Kleinverleger-Messe, nach Literarischen Pfingstmessen 1963, 1964 und 1968 in Frankfurt organisierte Norbert Kubatzki (Kuba) 1970 die erste Mainzer Minipressen-Messe mit etwa 90 Ausstellern. V. O. Stomps, 1897 geboren, gilt als Vater der Kleinverlage und Minipressen. 1925 gründete er in Berlin die Rabenpresse. Der zweite Weltkrieg verhinderte die Fortsetzung des Verlages. Nach Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft gründete Stomps die Eremitenpresse in Frankfurt und zog 1954 nach Stierstadt.
70-jährig wagte Stomps 1967 mit der Neuen Rabenpresse in Berlin ein letztes Projekt, drei Jahre später starb der mutige, neugierige, innovative und immer dem Nachwuchs Chancen gebende Verleger in Armut. „V. O. Stomps blieb Anerkennung lange versagt. Er war nicht nur Drucker, sondern auch Schriftsteller. Vielleicht sollte dieser Seite seiner Arbeit künftig mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden“.

(nach einem Bericht in Buchmarkt, Ideenmagazin für den Buchhandel)