Pirckheimer-Blog

Erich Bürck

Do, 30.05.2024

Antiquars Paradiso – das Jimbocho-Viertel in Tokyo.

Ein Spaziergang in Jimbocho: Ein Paradies für Bücherfreunde

Im Rahmen einer Gruppenreise nach Japan hatte ich die Gelegenheit, in Tokyo das Jimbocho-(oder auch Jinbocho-)Viertel zu besuchen, wo entlang der Hauptstraße und in den Seitenstraßen zahlreiche Antiquariate zu finden sind. Wahrscheinlich ist eine derartige Häufung von Antiquariaten (2021 sollen es 176 gewesen sein) einzigartig auf der Welt und wird auch nicht von den diversen Antiquariatsdörfern in Europa übertroffen. Eigentlich wollte mich mein Pirckheimer-Freund Professor Yoichi Kiuchi auf diesem Spaziergang kundig begleiten, aus gesundheitlichen Gründen war das aber leider nicht möglich. 

Für einen deutschen Antiquar, der des Japanischen nicht mächtig ist, ist ein solcher Rundgang eine Herausforderung. In einigen Antiquariaten konnte ich kein einziges Buch identifizieren. Die allermeisten Geschäfte sind gut gepflegt, ich sah nur einen einzigen Ramschladen mit chaotischen Papierhaufen. Überhaupt scheinen in Japan viele Bücher mit Broschureinbänden veröffentlicht zu werden. Bei Übersetzungen ist zumindest teilweise der Autor und der Titel auf dem Einband zu lesen, so gesehen etwa bei Klaus Manns Der Wendepunkt.

Einige Antiquariate haben sich spezialisiert, zum Beispiel auf Kunst: Es werden hochpreisige japanische Holzschnitte angeboten, aber auch preiswerte Reproduktionen. Ein Antiquariat bot ausschließlich historische japanische Dokumente an, ein anderes Plakate, Programme, Postkarten und ähnliches zum Thema Film. Ein Antiquariat bot gesondert ausländische Bücher zum Thema Japan. Am längsten aufgehalten habe ich mich im Antiquariat Kitazawa, das im ersten Stock über einer Sortimentsbuchhandlung für Kinderbücher liegt. Hier waren fast ausschließlich Bücher in Fremdsprachen zu finden, beinahe 90 Prozent in Englisch, aber ich fand auch Bücher in Deutsch, Französisch und Spanisch. Eine interessante sprachwissenschaftliche Abteilung gehört auch dazu. 

Da die Kolleginnen und Kollegen kein Deutsch und kaum Englisch sprachen, war eine Unterhaltung nicht möglich. Oft habe ich das Werbeblatt für mein Antiquariat abgegeben, das mit vielen Dankesverbeugungen entgegengenommen wurde. Der englische Wikipedia-Artikel informiert kurz über Jimbocho. Es gibt auch einige Webseiten, die sich konkreter mit den Antiquariaten in Jimbocho befassen. Ein Bücherfreund, der nach Tokyo kommt, sollte Jimbocho nicht verpassen.

(Erich Bürck)

Fr, 20.05.2022

Antiquar Erich Bürck, Berlin 2016, Foto: Michael Eschmann

Erich Bürck wird 70 Jahre alt

Der Berliner Antiquar Erich Bürck (geb. 1952 in Baden-Baden) feiert am 5. Juni 2022 seinen 70. Geburtstag. Zunächst war er als Student der Germanistik und Geschichte in Freiburg/Breisgau und Berlin tätig. Die Liebe zum Buch, aber auch die Sehnsucht, den Geldbeutel aufzubessern, machte ihn ab 1980 zum „Fliegenden Antiquar“ mit regelmäßigem Bücherstand an der TU Berlin. Später folgten auch Flohmärkte („Straße des 17. Juni“). Wie viele damalige mobile Händler träumte er vom eigenen Ladengeschäft. Dies wurde endlich 1988 in Schöneberg in der Winterfeldtstraße 44 wahr. Der Verfasser dieser Zeilen erinnert sich noch sehr genau an die ganz eigene Stimmung, die in dem kleinen Verkaufsraum am Nollendorfplatz herrschte. Waren andere Antiquariate eher oftmals stundenlang leer, gab es bei Erich Bürck immer mindestens einen Besucher. Es war eine Art von menschlicher Begegnungsstätte. Hier wurde etwas gepflegt, das anderswo verpönt war: das kultivierte „Schwätzchen“. Enthusiastisch vom Inhaber initiiert, zog es von nah und fern alle angenehmen und unangenehmen „Geister“ an. Es gab ein ungeschriebenes Gesetz, dass man diesen Gedankenaustausch durch Zwischenfragen nicht stören durfte. Bestenfalls nur dann, wenn es um ein kurzfristiges Bezahlen eines Verkaufsgegenstandes ging. „Du musst warten. Ich bin im Gespräch.“ Bekam ich mehr als einmal zu hören. Irgendwann wurde es mir dann aber zu bunt und ich drohte in den üblichen Geschäftsöffnungszeiten nicht noch einmal zu kommen. Das war dann auch gut so. Wir verlagerten unsere Treffen auf abends und hatten dadurch viele schöne Stunden mit tollen Gesprächen. 2013 wurde das Ladengeschäft aufgegeben. Fortan erfolgte der Verkauf über das Internet. Erich Bürck wurde Mitglied der Pirckheimer- und Maximiliangesellschaft, er trat ferner dem Verband der deutschen Antiquare (VDA) und der Giaq (Gründungsmitglied) bei. Unerwähnt dürfen zwei kleine bibliophile Schriften nicht bleiben. Hier fungierte er als Herausgeber: George Orwell: Erinnerungen an eine Buchhandlung (mit Illustrationen von Wilhelm Scharch) und Ernst Jünger: Steglitz 1933 (mit den Illustrationen von Klaus Heidtke). Auf den ersten Blick glaubt man, es handele sich um Publikationen zum Buchhandel, es sind jedoch (versteckte) Texte zum Antiquariatsbuchhandel. Durch die schönen Illustrationen sind sie nicht ganz billige Sammlerstücke (im Internet) geworden. Erich Bürck ist Sammler von Buchhändlermarken, beschäftigt sich mit Vita und Werk von Ernst Jünger, und liebt das gemeinsame Reisen mit Ehefrau Conny durch die ganze Welt. Was nur wenige bisher wussten und jetzt wissen es viele, er ist ein talentierter (Porträt-) Zeichner.

(Michael Eschmann)

Di, 31.03.2015

Sorgen der Antiquare

Das Zentrale Verzeichnis Antiquarischer Bücher ZVAB, die größte Antiquariatsplattform im deutschsprachigen Raum und seit vier Jahren im Besitz von Abebooks, der größten internationalen Antiquariatsplattform, die wiederum Amazon gehört, hat am 11. März 2015 mitgeteilt, zum Oktober 2015 auf die technische Plattform von Abebooks umzustellen. Die Marke ZVAB bleibt zwar erhalten, die Funktionen werden aber weitgehend von Abebooks übernommen. Viele Antiquare sehen dies als eine schwerwiegende Verschlechterung an und befürchten eine weitere "Amazonisierung" des Buchmarkts im Allgemeinen und des Antiquariats im Besonderen. Antiquare, die weiter ihre Bücher über ZVAB anbieten wollen, sind dann gezwungen, ihre Bücher auch über Abebooks zu listen.
Keine Bücher mehr über das ZVAB anzubieten, würde zu deutlichen Umsatzverlusten führen, dennoch erwägen zahlreiche Antiquare diesen Schritt. Es wird darüber diskutiert, ob kleinere Plattformen wie Antiquariat.de des Mitglieds der Pirckheimer-Gesellschaft, die Genossenschaft der Internet-Antiquare GIAQ, die Umsatzrückgänge wenigstens teilweise ausgleichen könnten.
Wer sich weiter informieren möchte, findet auf boersenblatt.net das Ergebnis einer Umfrage unter Antiquaren. Auch der Antiquar Rainer Friedrich Meyer hat in seinem Blog einen lesenswerten Kommentar veröffentlicht.
(Erich Bürck)

Di, 27.05.2014

DEG-Jahrbuch 2014

Herausgegeben von der Deutschen Exlibris-Gesellschaft erschien in einer Auflage von 450 numerierte Exemplaren das „DEG-Jahrbuch 2014 - Exlibriskunst und Graphik“. Auf 152 Seiten enthält es, zusammengestellt von Henry Tauber, eine Vielzahl interessanter Aufsätze mit zahlreichen Abbildungen und Beigaben. Darunter auch ein Beitrag von Michael Eschmann, der unter gleichlautenden Titel „Spurensuche. Exlibris von Antiquaren“ vor drei Jahren in „Aus dem Antiquariat“ erschien. Eschmann, der sich mit diesem Thema seit 2010 beschäftigt und darüber publiziert, aktualisierte den AdA-Artikel für das Jahrbuch und erweiterte den Bildteil mit den Exlibris auf nunmehr 20 Exlibris von Antiquaren bzw. Antiquariaten (in AdA waren es sieben Abbildungen). Unter den dargestellten Exlibris befinden sich auch die „Pirckheimer“ Erich Bürck und Antiquariat Ballon und Wurm.
Weitere Beiträge finden sich unter anderem von Wolfgang Hönle über Agathe Doposcheg-Schwabenau, Heinz Neumaiers Rezeptionhistorie zu Richard Strauss Salome und Claudia Karolyi macht sich unter dem Titel Randerscheinungen Gedanken zur zeitgenössischen Exlibris und Eignergrafiken.

Mi, 18.12.2013

Antiquariate in Berlin 2014

In diesen Tagen erscheint eine neue Listung der in Berlin und Umgebung ansässigen Antiquariate, übersichtlicher gestaltet, aber auch wieder weniger umfangreich. Zur Aufnahme entschlossen sich nur noch 67 Ladengeschäfte und Versandantiquariate. (2011 waren es mit 85 Einträgen bereits 10% weniger als im Vorjahr, 2012 noch 74 und 2013 immerhin noch 71 Geschäfte). Damit hat sich die Anzahl der Antiquariate seit 2010 um ein Drittel reduziert.
Die Antiquariate werden innerhalb eines Bezirkes in alphabetischer Reihenfolge genannt. Auf den inneren Umschlagklappen befindet sich wie gewohnt ein Plan Berlins, in welchem der Standort der aufgeführten Antiquariate eingetragen ist. Im Anzeigenteil findet sich auch wieder die Pirckheimer-Gesellschaft. Ein Sachregister am Ende des Verzeichnisses hilft bei der Orientierung auf dem Antiquariatsmarkt. Ein Namensregister beschließt das Verzeichnis, welches vom Landesverband Berlin-Brandenburg des Börsenverein des Deutschen Buchhandels herausgegeben wurde.
Der Katalog liegt u.a. in den teilnehmenden Antiquariaten aus und wird von diesen kostenlos abgegeben.

Do, 20.12.2012

Antiquariate in Berlin 2013

Soeben wurde das Antiquariatsverzeichnis für Berlin, herausgegeben vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels, ausgeliefert. Es haben sich 71 Antiquariate, nicht nur aus Berlin, sondern auch aus Falkensee, Ihlow, Wünsdorf und sogar aus Cottbus eintragen lassen, einige davon mit einer Abbildung, sowie eine karitative Organisation. In neuer äußerer Gestaltung finden sich unter den Einträgen auch reine Versandantiquariate, so dass sich die Anzahl der aufgeführten Ladengeschäfte gegenüber dem Vorjahr wieder um ca. 10 % verringerte. Enthalten sind wichtige Angaben zu Verkehrsverbindungen, eventuelle Öffnungszeiten, Spezialgebieten und, soweit vorgesehen, zu Katalogen. Darüber hinaus werden Antiquariatsnamen und Sachgebiete in einem Register aufgelistet. In einem kleinen Stadtplan werden die Standorte der Berliner Antiquariate angezeigt. Im abschließenden Anzeigenteil findet sich auch wieder ein Inserat der Pirckheimer-Gesellschaft.
Das Verzeichnis erschien in einer Auflage von 13.500 Exemplaren und ist in allen gelisteten Antiquariaten und in der Berliner Geschäftsstelle des Börsenvereins zu erhalten oder kann durch Klick auf die Abb. als PDF heruntergeladen werden.